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UZ/17 27. April 1979 Zeitgeschichte 5 Gedanken zu einem Zeitdokument AKTEN der Universität Leipzig ti betreffend: •,4,2.2, vezsekr/ In der „Illustrierten Geschichte der deutschen Novemberrevolution 1918/19“ heißt es: „Die Mehrheit der Intelligenz ... stand der Revolu tion feindlich gegenüber. Für viele Vertreter der bürgerlichen wissenschaftlichen Intelligenz brach mit der Niederlage der kaiserlichen Armeen, der revolutionären Erhebung der Arbeiter und Sol daten und dem Sturz der Monarchie eine Welt zusammen. Unter dem Eindruck der revolutio nären Ereignisse versuchte eine Anzahl von Aka demikern, sich den neuen Verhältnissen. — we nigstens vorübergehend — anzupassen. Doch die Mehrheit nahm schon bald offen gegen die Re volution Stellung.“ Diese Einschätzung trifft auch auf den Lehrkörper der Universität Leipzig zu, wenn auch nicht übersehen werden darf, daß eine Minderheit unter den Studenten sich zur Revolution bekannte. Wer die nebenstehend abgebildete Akte aus dem Universitätsarchiv zur Hand nimmt, ver mutet sicherlich, über ungeheuerliche Vorfälle aufgeklärt zu werden. Doch ihn erwartet eine aufschlußreiche Enttäuschung. Dem alten System verhaftete Hochschullehrer ließen keine Gelegen heit außer acht, um sich beim sächsischen Kul tusministerium oder beim Rektor über Mißver ständnisse und Lappalien wortreich zu beschwe ren. So beklagte sich ein Professor, daß ein Soldat ihm das Betreten eines Universitätsgebäudes ver weigert habe. Obwohl sich nach wenigen Minu ten herausstellte, daß es sich um ein Mißver ständnis handelte, nahm er diesen Vorfall zum Anlaß, um langatmig zu begründen, „daß.der artige Vorkommnisse im höchsten Maße aufrei zend wirken müssen und daß ein solches an scheinend ungesetzliches Vorgehen leicht zu Tät lichkeiten führen kann.“ Die Akte zeugt ferner davon, wie sich Lehr körper und Studenten unter den Losungen der Konterrevolution formierten und sich die Uni versität dem Bürgerstreik anschloß. G. K./G. S. 60. Jahrestag November revolution Gründung der KPD Symbol der Arbeiterklasse in den Fängen „akademischer Freiheit" Die Auseinandersetzungen zwi schen den revolutionären und kon terrevolutionären Kräften an der Leipziger Universität und zwischen den Universitätsinstitutionen und dem Arbeiter- und Soldatenrat ent zündete sich in den ersten Revolu tionsmonaten vor allem, als Trup pen von der Westfront in die Stadt zurückkehrten und der Leipziger Arbeiter- und Soldatenrat folgen den Erlaß herausgab: gendes Protestschreiben richteten: „Seit heute vormittag weht auf der Universität die rote Flagge. Die Leipziger Studentenschaft hat dem einzelnen die Stellung zur Revolu tion überlassen. Wir können aber die rote Fahne nicht als Symbol für das deutsche Volk gelten lassen; die Flagge Deutschlands ist noch immer die schwara-weiß-rote ... Wir legen Verwahrung ein, gegen diese Ver gewaltigung der Freiheit/... Wir und treu!' sei unser Wahlspruch. Nichtswürdig ist die Nation, die nicht ihr alles freudig setzt an ihre Ehre.“ (Ebenda, S. 17 f.) Daraufhin ließ der Rektor bezeich nenderweise die 1409 der Universi tät verliehene Fahne des Hauses Wettin aufziehen. Dagegen schritt der Arbeiter- und Soldatenrat ein und veranlaßte, daß die rote Fahne erneut auf dem Hauptgebäude der Universität gehißt wurde. Mit dieser Seite schließen wir die Beitragsserie über die No vemberrevolution 1918/19 in Deutschland ab. Seit November vergangenen Jahres behandelten unser Kollegiumsmitglied Doz. Dr. Günter Katsch, Prof. Dr. Gerhild Schwendler sowie weitere Autoren eine Vielzahl von Ereignissen während dieser ersten antiimperialistischen Volksrevolution in Deutschland. Wir danken den Autoren für ihre informativen und interessan ten Beiträge. ■Bei der Rückkehr unserer Volks- genossen aus dem Felde ersuchen wir die Bevölkerung, die Häuser durch Flaggen zu schmücken. Dabei sind besonders rote Fahnen zu be nutzen. Öffentliche Gebäude sind nur mit roten Fahnen zu schmük- ken. Sollten mangels roten Fahnen tuches die Fahnen der sächsischen, deutschen und Leipziger Farben Verwendung finden, wird gebeten, diese Fahnen mit roten Schleifen zeitgemäß zu kennzeichnen.“ (Leip- Ziger Zeitung, 22.11.1918). .Dieser Erlaß löste in der Univer sitätsleitung Ratlosigkeit und Be stürzung aus, wie der damalige Prorektor Rudolf Kittel in seinen Erinnerungen schreibt: „Der Rektor zÖ8erte und holte sich bei mir und anderen Kollegen Rat, 'ob er etwa, Pa er nicht im Besitz einer roten Elagge sei, beim Arbeiter- und Sol- datenrat anfragen sollte, wie er sich Unter diesen Umständen zu verhal ten habe. i c h mahnte aufs dringend ste ab und riet, gar nichts zu tun und alles an sich herankommen zu lassen. Er hielt es aber für sicherer, die Meinung eines gewiegten Juri sten einzuholen, und erhielt vom Syn dikus des Senats den Bescheid, er möge den Arbeiter- und Soldatenrat tragen, dann sei er der Verantwor tung enthoben. Die Frage erfolgte in seinem Auftrag durch die Kanzlei, und die prompte Antwort war: Fah- nentuch sei genug vorhanden, man "erde die Fahne liefern. Nach kur- Zr Zeit war die Fahne da. Das Rentamt, dem sie überbracht wurde, "’cigerte sich als nicht zuständig, sie sufzuziehen und berichtete an den Bektor. Dieser selbst war durch seine Frage gebunden und mußte wohl oder übel, trotz anfänglicher Weigerung, das Aufziehen wenig- stens vorläufig gestatten.“ . ®. Kittel: Die Universität Leipzig m Jahre der Revolution 1918/19 Stuttgart/Leipzig 1930, S. 14 f.). Aus den Quellen ist nicht ersicht- •ch, wer die Fahne schließlich hißte, wobei die in der Literatur ge äußerte Ansicht, daß es Beauftragte (e8 Arbeiter- und Soldatenrates ge- "esen sind, sehr wahrscheinlich ist. Sicher ist, daß am 26. November ‘918 die rote Fahne, das Symbol Her Arbeiterklasse, auf der Universi- ut wehte. Das rief sofort die gegen- evolutionären Kräfte unter den studenten auf den Plan, die an den enat noch am gleichen Tag fol- bitten den Senat, die rote Fahne zu entfernen und, wenn sie durch Ge walt wieder gehißt werden sollte, nur dieser zu weichen!“ (Ebenda, S. 15/16) Daraufhin ersuchte der Rektor den Leipziger Arbeiter- und Solda tenrat. die Fahne wieder entfernen zu lassen und teilte das den Studen ten mit. Da der Arbeiter- und Soldatenrat dem Ersuchen nicht nachkam, schritten die konterrevolutionären Studenten zur Tat. Am schwarzen Brett erschien folgender Aufruf: „Kommilitonen! Die Wissenschaft untersteht nicht der Partei! Rot ist aber Parteifarbe! Also nieder mit der roten Fahne auf der Universi tät! Einst komme ihr Feuer über die, die sie hissen hälfen! Jeder suche einen Gleichgesinnten! Gleichgesinnte schart Euch! Nichts würdig ist die Nation, die nicht ihr alles setzt an ihre Ehre! Betretet die Universität nicht, solange die rote Fahne auf ihr weht!“ (S. Ebenda, S. 16) Doch es blieb nicht bei der Auf forderung zum passiven Widerstand, wie folgende Mitteilung anonym bleibender „feldgrauer Studenten“ beweist: „Die roten Fahnen wehen nicht mehr auf unserer geliebten Alma mater! Wir haben sie heute nacht heruntergeholt nach einer elegan ten Kletterei über die Dächer... Unsere akademische Freiheit war in Gefahr, mit Füßen getreten zu wer den: diese Hallen, die der freien Lehr- und Lerntätigkeit gewidnet sind, sollten durch dogmatischen Zwang beeinflußt werden! ... Wol len wir einmal die Führer unseres Volkes werden, dann darf unser Wille und unsere Kraft jetzt, wo es gilt, nicht versagen... .Kraftvoll Es verdient hohe Bewunderung, daß in dieser Situation, die unter dem Deckmantel der „akademischen Freiheit“ von den konterrevolutio nären Studenten (und auch Profes soren) ein offener Gesinnungsterror entfesselt wurde, wie der Verlauf von Studentenversammlungen in dieser Zeit beweist, Studenten den Mut fanden, sich zur roten Fahne zu bekennen. Die „Leipziger Volkszeitung“ ver öffentlichte eine Erklärung, die offensichtlich von der „Revolu tionären Studentengruppe“, in der Eugen Ortner und Hans Bohla, eine führende Rolle spielten, verfaßt wor den war: „Die roten Fahnen auf der Leipziger Universität sind von .mehreren feldgrauen Studenten' heruntergerissen worden. Wohin die Sinnesrichtung dieser Herren zielt, sieht man daraus, daß ausgerechnet die Fahne des Hauses Wettin aufge zogen werden mußte. Auch wir haben jahrelang im Felde gestan den, wir haben uns zuschanden schießen lassen, aber wir wissen besser als jene Tollköpfe, warum wir gekämpft und gelitten haben. Das war notwendig, um die Ent wicklung der Weltgeschichte zu be schleunigen, die sozialistische Repu blik zu schaffen. Darum begrüßen wir die rote Fahne als ein Symbol der neuen Zeit... Wir sind auf der Universität noch die Minder heit. Aber das muß gesagt werden, daß es außer denen, die die Phrasen der akademischen Freiheit und der Ehre im Munde führen, auch noch andere Studenten gibt, Studen ten, denen die Erinnerung an 1848 noch nicht geschwunden ist, als Studenten und Arbeiter vereint auf den Barrikaden kämpften ..." (Leip ziger Volkszeitung, 30.11.1918) Ihre ideologischen Gegner, die die Mehrheit bildeten; waren nicht gewillt, sich dem Arbeiter- und Sol datenrat zu beugen. Noch am 29. No vember — dem Tag an dem die Flaggen erneut aufgezogen worden waren — fand eine allgemeine Stu dentenversammlung mit dem Ziel statt, die Handlung der Provokateure billigen zu lassen und die Fahnen ein zweites Mal, diesmal in aller Öffentlichkeit, herunterzuholen. Bei des gelang, wenn auch von dem Studenten Hans Bohla herbeigeru fene Beauftragte des Arbeiter- und Soldatenrates den 1. Vorsitzenden des Studentischen Vertretungsaus schusses Heinrich Landahl und drei weitere Wortführer der studenti schen Konterrevolutionäre für zwei Stunden (!) verhafteten. Hans Bohla mußte für seine mutige Tat nicht nur das offen zur Schau getra gene feindselige Verhalten vieler Studenten ihm gegenüber in Kauf nehmen, sondern sich vor dem Uni versitätsgericht verantworten, das ihn „auf Wegweisung von der Uni versität mittels Consilium abeundi auf 6 Monate“ verurteilte (UAL, Akte Bohla, Bl. 14). Die Inkonse quenz des von dem USPD-Funktio- när Friedrich Seger geführten Arbei ter- und Soldatenrates auch gegen über den konterrevolutionären Kräf ten an der Universität sollte sich rächen. Als am 26. Februar 1919 die Arbeiter Leipzigs in den General streik traten und der reaktionäre Bürgerausschuß von Leipzig, zum Gegenstreik aufforderte, teilte der von Landahl geführte Vorstand des „Allgemeinen Studentenaus schusses“ mit: ..Die in der Universi tät versammelte Studentenschaft glaubt, daß es Pflicht der Universi tät ist, fest und geschlossen Seite an Seite mit denen zu stehen, die für Ordnung und Recht gegen den Ter ror einer Minderheit zu kämpfen entschlossen sind. Sie ist überzeugt, daß eine Geschlossenheit nur dann zu erzielen ist, wenn die Universität geschlossen wird.“ (UAL, Akte Terror gegen die Universität, Bl. 29). Bereits am nächsten Tag, am 4. März 1919 verfügte der Rektor die Schließung der Universität, die sich damit dem konterrevolutionä ren Bürgerstreik anschloß. Diese Vorgänge an der Leipziger Universität beweisen einerseits die in der „Illustrierten Geschichte der deutschen Novemberrevolution 1918/1919,, getroffene Wertung, daß die im Sinne des deutschen Imperia lismus und Militarismus erzogenen Studenten die Novemberrevolution als „nationale Katastrophe“ betrach teten und daß sich viele für die Freikorps zur Niederschlagung der Revolution anwerben ließen. Ande rerseits verdient es stärker hervor gehoben zu werden, daß sich fort schrittliche Studenten unter schwie rigen Bedingungen für die Ideale des Sozialismus einsetzten. Günter Katsch/Gerhild Schwendler Grera • 3 Bie &ebit.y 2borcbi w nce me V: ltteitunq ltiauct ctinoud ra fatunsheue cin wiiline "hitan, dic icb Bem alteu Leix MtBe bqeu weiten: ‘unen nont de *ekile lafmnunq iagleqenq tqfi 5, uiaw. Obddunqe awütürta dicelbki oug.ha> fanvna it stuyum "tee Anon he Ae» a buqa > >«» cbowfe *nd frhtoi weent , . lvana. iAtwxwwcwba uch an der Universität Leipzig wurde Er .den Eintritt in konterrevolutionäre rreikorps geworben. Grflärung! Rachdeu der hirnge 1. uub x •'Kai die van bru Tiectrioneu der skraufenhauier piiordett elipsiüiqung dre qewattiamen "initib.ne ber rot r Nom aui tem Mrantenbeuric hs irut ud, Iweruid nusgcprocen har hneru di ehin lamtnuno uberendiuivecttet aut 31 1 1N beidte dow.% un 2 niu cin ne iriitcic Rorderans 1 ubcrrriheu in or dirie gbiui guna guun tudor fouun Raü dhic Rorderun iida lie Bonuna beu 2 achmar N Uhr Boruunase arasummenwerden tömthidu lininevihatsvehöreen mud Maitditen iehkieisen tnd die litenic iirciucwal> torinneu Ru Die belandtuug Educiauler ui densruntew haninta wib aud dauu Borne gciraguu werdeu Die Lehrer, Zeamten und Giudenten beriniversität. Studentenakte von Hans Bohla (Vorderseite der Registraturkarte)« Protest der Universität Greifswald ge gen das Aufziehen einer roten Fahne auf einem Universitätsgebäude. A nläßlich des 60. Jahresta ges der Novemberrevolution und der Gründung der KPD sind eine Reihe von Publikatio nen, aus denen der gegenwärtige Forschungsstand und die künfti gen Aufgaben ersichtlich sind, er schienen: An erster Stelle ist die „Illu strierte Geschichte der deutschen Novemberrevolution 1918/1919“, ein inhaltsreiches, gut geschrie benes und ausgestattetes Werk, das eine bedeutende wissen schaftliche Leistung darstellt, zu nennen. In dem Buch werden die grundlegenden Lehren und Er kenntnisse der Novemberrevolu tion verdeutlicht. Den Vf. gelang es, die Aktionen der Volksmassen und die Machenschaften der kon terrevolutionären Kräfte an schaulich zu schildern. Sie wei sen nach, daß die Novemberrevo lution das Ergebnis gesetzmäßig historischer Prozesse war. Ferner stehen die Analysen des Pro gramms der Spartakusgruppe, das den Hauptstoß gegen Imperialis mus und Militarismus richtete, die Behandlung des Spartakus bundes und der KPD als der konsequentesten Kräfte der Re zentriert. Der Einschub „Revolu tion über Deutschland“ und eine Karte über die Ausbreitung der Rätebewegung vom 4. bis 10. No vember gestatten ebenso wie zwei chronikartige Abrisse über die Zeit von 1887 bis zum 5. Novem ber 1918 baw. vom 14. November 1918 bis zur Niederschlagung der Münchener Räterepublik die Ein ordnung jener dramatischen Tage in den historischen Prozeß. Nahezu ausschließlich doku mentarischen Charakter trägt das Anschauungsmaterial „Novem berrevolution 1918/1919“ (vgl. die Annotation in UZ Nr. 45/1978). Für einen breiten Leserkreis ist auch der Sammelband „Ge walten und Gestalten“ bestimmt, der — untergliedert nach drei Abschnitten — (Volkserhebung gegen Krieg und Imperialismus“, „Entscheidungskampf zwischen sozialistischer Revolutionsbewe gung und bürgerlicher Konterre volution“, „Im Spannungsfeld von .Geist und Macht'“) 29 Porträts von Akteuren der Novemberrevo lution enthält. (Vgl. die Rezen sion in UZ, Nr. 45/1978). Während die bisher genannten Werke der Novemberrevolution Pie Novemberrevolution - die erste antiimperialistische * > », , , II I • Bilanz eines Jubiläums - volution und ihrer Charakteri stik als Volksrevolution im Mit telpunkt des Text-Bild-Bandes. Als weitere zentrale politische und theoretische Probleme wer den die Aktionen der Volksmas sen, die dafür kämpften, die Ge sellschaft grundlegend umzuge stalten; die Losungen „Alle Macht den Räten“ und „Nationalver sammlung“, in denen sich unter schiedliche Klassenpositionen ausdrückten; die Politik der zentristischen Führer sowie das Bündnis von Imperialismus, Mi litarismus und Opportunismus untersucht. Das Buch ist die erste umfas sende Geschichte der November revolution, die den 1974 im Grund riß „Klassenkampf — Tradition — Sozialismus“ fixierten Verände rungen in der Bestimmung des Charakters und der Periodisie- rung der Novemberrevolution Rechnung trägt. Die Zeit nach den Wahlen zur Nationalver sammlung bis zur Niederschla gung der Bayrischen Räterepu blik ist ebenso ausführlich ana lysiert worden Wie die voraus gegangenen Monate. Zu den Ver diensten der Vf. zählt, daß sie die Berechtigung der neuen Pe- riodisierung überzeugend bewie sen haben. In der Charakterisie rung dieser dritten und letzten Phase der Novemberrevolution gehen sie über den „Grundriß“ hinaus, indem sie belegen, daß es sich keineswegs lediglich um Ab wehrkämpfe handelte, sondern daß sich in der deutschen Arbei terklasse eine Linksentwicklung vollzog, daß typisch proletarische Kampfforderungen wie die nach Sozialisierung, wirklicher Mitbe stimmung der Räte in den Betrie ben und Errichtung der Räte macht den Kämpfen das Gepräge gaben. Der Text steht in unmit telbarer Verbindung zu nahezu 900. teilweise farbigen Bildern und neun Karten. Populärwissenschaftlichen Charakter tragen die Schrift „Novemberrevolution“ von W. Ruge (vgl. die Renzension in UZ Nr. 14/1979) und die 14 Folge der „Illustrierten historischen Hefte“. Wie aus dem Titel „Re volutionstage November >913“ bereits hervorgeht, hat sich der Vf. auf eine Schilderung der Er eignisse vornehmlich in Berlin am 9., 10. und 11. November kon in ihrer Gesamtheit gewidmet sind, haben sich andere Autoren einzelnen Problemen zugewandt. So legte I. Materna als erster Historiker der DDR eine Ge samtdarstellung über den Voll zugsrat der Berliner Arbeiter und Soldatenräte vor (Vgl. die Rezension in UZ Nr. 15/1979). L. Berthold und W. Neef haben mit dem Dokumentenband „Mili tarismus und Opportunismus ge gen die Novemberrevolution“ sich das Ziel gestellt, „die arbeiter feindliche Politik des Revisionis mus in Gemeinschaft mit dem Antihumanismus und Terror des Militarismus in der November- revolution“ nachzuweisen. Noch vor dem Jubiläum erschien das Buch von H. Wohlgemut „Die Entstehung der KPD“. Der Vf., Professor an der Parteihoch schule „Karl Marx“ beim ZK der SED, läßt sich davon leiten, daß mit dem Eintritt des Kapitalis mus in sein letztes Stadium die internationale revolutionäre Arbei terbewegung vor die Aufgabe ge stellt wurde, „die Theorie des Marxismus weiterzuentwickeln, die bisherigen Kampf- und Orga nisationsformen zu überprüfen und die Organisation wie die ge samte Parteiarbeit auf die neuen Kampfbedingungen umzustel len ... Die bestehenden Arbeiter parteien mußten sich zu Parteien von neuem Typus entwickeln ...“ In sieben Kapiteln wird — aus gehend von der Charakteristik der deutschen Linken als poli tisch-ideologische Strömung in der deutschen Arbeiterbewe gung — ihr Weg über die Bildung der Spartakusgruppe und des Spartakusbundes bis zur Partei gründung detailliert verfolgt. Mit der „Illustrierten Ge schichte ...“ liegt ein Standard werk vor, das über Jahre hinaus Gültigkeit besitzt. Es sind zu kunftsträchtige Themen aufge griffen und bearbeitet worden. Neben den wissenschaftlichen Publikationen haben die Verlage mehrere populärwissenschaftliche Darstellungen herausgegeben. Neue Fragestellungen und ge nauer gefaßte Themen sind fi xiert worden und harren der wei teren Erforschung. Der Wert lo kalgeschichtlicher Untersuchun- gen wurde erneut bestätigt. G. K.