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LiOIck^X VOX Ll.ILäSLI'« XLV Lopxrtgdt dx risrUn keixdlvsng«, UüUe <8»»I«> „Mein Gott, lieber Brecht, so reden Sie schon, spannen Sic mich doch nicht so auf die Folter. Wenn Sie etwas von Christa wissen, so berichten Sie es mir doch schnell!" „Es ist eine traurige Geschichte, gnädige Frau, die ich soeben^ erst erfuhr. Sind Sie auch stark genug, das Schlimmste zu erfahren?" „Das Schlimmste", stammelte die junge Frau er bleichend. „Dann — dann weilt Christa wohl nicht mehr unter den Lebenden?" Matthias Brecht neigte nur stumm den Kopf und fuhr sich verstohlen über die Augen. „Tot", murmelte Frau Maria erschüttert, „Christa ist tot" „Ja", klang es wie ein schmerzlicher Aufschrei aus Brechts Mund. „Christa ist tot, sie ist mit dem Dampfer .Margarete' untergegangen." „Mit der Margarete'l Ja, um Himmels willen, dann wäre sie ja mit Ilona TakLts zusammen ertrunken!" „Ilona TakLts —", entgegnete Brecht zögernd, mit einem schnell fragenden Seitenblick auf Bill Firth. „Was ist mit ihr, Sie sprechen Ilona TakLts Namen so seltsam aus? So reden Sie doch, lieber Professor", bat Maria Staudinger hastig. „Ilona TakLts lebt, gnädige Frau, sie weilt sogar gegenwärtig in Kairo, und von ihr kommen wir soeben; sie war es auch, die mir die traurige Nachricht von Christa brachte." Maria Staudinger drohte umzusinken, so daß Firth schnell hinzusprang, um sie zu einem Sessel zu geleiten. „Sie lebt, Ilona TakLts lebt, und Christa Wald ist tot", erklang es da in tiefer Erschütterung hinter ihr, und zwei weiche Fraucnarme umschlangen die Weinende. Ilona TakLts war es, die unbemerkt ins Zimmer ge treten war. „Verzeihen die Herren, daß ich dennoch hierher kam", sagte sie leise. „Ich hielt es im Hotel nicht mehr aus. Eine entsetzliche Unruhe trieb mich fort. Meine Nerven haben sich noch immer nicht beruhigt. Lassen Sie mich mit Frau Maria jetzt allein, und sehen Sie einstweilen nach dem Doktor." Brecht und Firth sahen ein, daß die beiden Frauen .Wohl am besten allein miteinander fertig werden würden und verlieben schnell das Zimmer. Drüben im Arbeitskabinetl Doktor Staudingers saßen sie dann zu dritt lange beisammen und besprachen den Fall, der sie alle tief bewegte. Erst nach Verlauf einer Stunde traten die beiden Frauen dann ins Zimmer. Sie hielten sich leicht um fangen, und standen nun wie zwei ungleiche schöne Schwestern vor ihnen, noch immer Tränenspuren in den Augen. Fn Bill Firths Blicken leuchtete es beim Anblick Ilona TakLts seltsam heiß aus, und seine Stimme hatte nicht den gewohnten Klang, als er sie jetzt fragte: „Wann wird Ihr Gatte von Bombay abreisen, gnädige Frau?" „Meiner Berechnung nach heute oder morgen, Mistei Firth", antwortete sie, und wandte den Blick von ihm fort. „Er hat noch Geschäfte in nächster Nähe von Kairo abzu wickeln. so wenigstens stand in dem langen Glückwunsch telegramm. das er mir, der Totgeglaubten, übersandte." „Sie haben Ihren Gatten schon lange nicht gesehür?" fragte Doktor Staudinger jetzt schnell. „Ein volles Jahr schon sind wir getrennt", antwortete sie ruhig. Matthias Brecht war dann still gegangen, ohne erst Abschied von den Freunden zu nehmen. Er mußte mit all dem, was ihn im tiefsten Herzen erschütterte, allein sein. Ilona TakLts nahm noch am gleichen Abend die von Frau Maria angebotene Gastfreundschaft an, und fiedelte für die Dauer ihres Aufenthalts in Kairo in die Billa Staudinger über. Die Befürchtung Bill Firths hatte sich nicht verwirklicht. Maria Staudinger war durch die erschütternde NachrHt nicht aufs neue erkrankt. Im Gegenteil, die Nähe der schönen Ungarin tat ihr wohl, und munterte sie auf. Beide Frauen lebten wie zwei Schwestern zusammen, und, wenn es Abend wurde, gesellten sich außer Fritz Stau- dinger mit immer größerer Regelmäßigkeit stillschweigend auch Bill Firth zu ihnen. „Was soll das werden?" dachte Frau Staudinger ost im stillen, wenn sie den allzu heißen Blick des Engländers bemerkte, mit dem er zuweilen heimlich JlönaS liebliche Gestalt streifte. Aber sie schwieg vorerst, zumal die ssWe Freundin immer gleichmütig blieb und von der stillen Mr» ehrung nichts zu bemerken schien Eines Tages fand Maria Staudinger Ilona bleich uw» verstört auf der großen Hausierrafle. Sie lehnte in einem Sessel. Zu ihren Füßen lag ein zerknittertes Telegramm. Die Freundin achtete nicht auf ihr Kommen. „Was ist dir, Liebste?" fragte Frau Mapia, sanft Ilonas Schultern berührend. Ilona fuhr leicht zusammen, und hob mit schmerzlichem Zucken in dem bleichen Gesicht die schönen Schultern, wU- rend sie stammelte: „Mein Mann? Lieber Gott, die Nachricht trifft Mich schwer! Dennoch, ich habe ihn Wohl nie so recht geliebt, wie man einen Mann zu lieben vermag. Er war stets gut und nachsichtig zu mir, wie ein Vater." Dabei starrte sie mit leerem Blick auf das am Boden liegende Telegramm. Maria Staudinger begriff. „Ilona, um Gottes willen, dein Mann!" rief sie auS, unwillkürlich zurückfahrend. „Er ist tot, Maria. Soeben erhielt ich die schreckliche Nachricht. Einen Tag vor seiner Abreise von Bombäh verunglückte er mit dem Auto. Er hat nur noch kurze Zett gelebt." „Du Aermste, liebe, liebe Schwester", stammelte Frau Maria, und umschlang weinend die wie vor Schmerz er starrte Frau. Und nun löste sich plötzlich die Erstarrung, die Ilona TakLts bisher gelähmt zu haben schien, und zwei große Tränen rannen aus ihren Augen, und tropften schwer auf ihre gefalteten Hände. „Er wollte nicht nach Ungarn übergeführt, sondern an Ori und Stelle begraben werden, telegraphierte mir sein Sekretär", berichtete sie dann, haltlos schluchzend. »Sowie alles geordnet ist, kommt Herr Elms dann hierher nach Kairo, um alle aeschäftlicben Dinar mit mir zu ordne»*