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ver »«Krimmer komao von ksrl l-üt^e Lopxrizdt dx iisrUn keucdtvsnger, NsIIe «. <l. 8. l8 Forschend glitt der Blick Gerda von Gagerns über das Besicht des Beamten. „Sie haben sich für Fred Bronnen verwendet?" „Oh, Madame — keinerlei Verdienste " „Er ist also frei!?" Ja — er mußte frei werden! Wo ist er jetzt?" Der französische Beamte machte ein undurchdringliches Gesicht, zog unmerklich die Schultern hinauf und versetzte: „Das zu sagen, bin ich leider nicht in der Lage, Madame!" „An wen habe ich mich zu wenden, um es zu erfahren? — Den Untersuchungsrichter, den Staatsanwalt " " Kommissar Briand wehrte ab. „Nein, nicht doch, Madame, von den Herren, soweit sie unterrichtet sind, erfahren Sie auch nicht, was Sie zu wissen wünschen!" Gerda von Gagern verfärbte sich leicht. „So ist er nicht frei in dem Sinne, wie ich es aufgefaßt habe er hat nicht gehen können, wohin er wollte?" „Gewiß, er ist so frei, wie Sie es auffassen, Madame. Er konnte gehen, wohin er wollte." „Und sagte nicht, wohin er ging?" Bei einem lauernden, abwartenden, leicht überlegenen Blick des Kommissars, den Gerda von Gagern für Sekun den auffing, verstand sie plötzlich. Sie zog den Pelz im plötzlichen Frösteln fester um die Schultern, blickte für Se kunden ratlos zu Boden und faßte sich dann überraschend schnell wieder. „Ich danke Ihnen, Herr Kommissar. — Ich reise heute nach Deutschland. In meiner Wohnung bin ich zu erreichen für etwaige Mitteilungen der Behörden soweit ich noch von Interesse in dem Fall Hoofft sein sollte." „Madame dürfen reisen!" Der Kommissar verneigte sich. Frau von Gagern ging mit unsicheren Schritten. Unendliche Leere war in ihr, voll Leere die Stadt, der Zug und so langsam sein Tempo Nur schwer gewann die schöne verwöhnte Frau ihre Fassung zurück. Sie erkannte mit schmerzhafter Deutlich keit, daß sie das Spiel verloren hatte. Sie hatte zuviel auf einmal gewonnen und es nicht zu behaupten ver standen. Andere hatten sie verdrängt. Andere besaßen größere Macht über den Mann, oder sie waren geschickter vorgegangen. Frau von Gagern fühlte qualvollen, bohrenden Schmerz bei diesem Gedanken. Allein sie empfand keinen Haß auf die andere. Vielleicht etwas Neid. Ja — etwas Neid. Nicht mehr. Und Wohl Trauer und Angst vor der Leere daheim, in der langen, stillen, einsamen Rhein-Allee, deren Villen mit eisigen, verschlossenen Ge sichtern vor ihrem Blick standen 18. Kapitel. Ja, eine andere beschäftigte um diese Zeit Fred Bron nen. Es war nicht die einstige Braut Hannelore Lin». Ihr Bild stand, von ündurchdringlichem Schleier überzogen, vor dem Blick des Schwimmers, und wenn er an sie dachte, überkam ihn Trauer und Sehnsucht. Es war auch nicht Miß Blank, die weltkluge, reizende, lebensprühende Ame rikanerin. An sie dachte der Schwimmer wie an eine schöne Märchengestalt. Ihr Bild stand am lebendigsten vor seiner Seele, da er bei ihr nie Furcht empfunden hatte, wie bei den anderen: bei Frau von Gagern vor etwas Un gekanntem, Starkem, Zwingendem, bei Hannelore Hinz vor Rätselhaftem, Schwerem. — — An Miß Blank dachte er, da sich der Ozean zwischen ihr und ihm breitete,, ohne Hoffnung und Verlangen. Die einstige Braut war leid voll ferngerückt. Die andere, an die sich fein Sehnen verlor, kannte er noch nicht. Er hatte nur ihr Bild gesehen. Einmal nur und flüchtig: Das Bild der Kanalbezwingerin Aiüx Nissen. Sie war nicht schön. Ihr Gesicht zeigte nichts Regel mäßiges, Anziehendes. Doch in ihm prägte sich ^t- fchlossenheit und fester Wille aus. Und ihn hatte die Kanal- bezwingunA hinreichend bewiesen! An diese Frau dachte Fred Bronnen. Er faß in de« Dörfchen am Cap Gris Nez in der vertrauten Dämme rung der niederen Wirtsstube und wurde voll Scheu von den Leuten beobachtet. Der Raum war niemals so stark besetzt, wie heute, wo er als unschuldig zurückkehrte Er dachte an Aude Nissen mit gelassener, sicherer Sehn sucht. Es war nicht die Unrast, der Drang zum Erleben, wie bei dem reizenden Mädchentum der Miß Blank, nicht das drängende Sehnen wie bei der glutheißen, verwirren den Frauennatur der Gerda von Gagern — «— aLÄ wsr anders diesmal: — Weil die Frau fern war, weil sie ihn nicht bedrängte weil nicht sie kam, sondern er z« i-r zu gelangen trachtete . So konnte ihm diesmal die Frau, die aus feste«« Hebe» nicht hinwegzudenken war, nicht gefährlich werde«, ihn nicht hindern, nicht ablenken, nicht hinabziehen Da gegen mußte sie ihn nur dadurch, daß sie da war, an spornen. Sie würde sein Leitstern sein: Er hatte es ihr nicht nur gleich zu tun, sondern ihre Leistung zu über bieten. Sonst bestand für ihn keine ÄkrSsicht, vor ihren Augen zu bestehen! — Die unendliche Weltentlegenhett des kleinen nordfran zösischen Dörfchens, die vor Wochen noch so Bedrückende- für ihn gehabt, umfing ihn jetzt wohlig. Er sah sich ge borgen und sicher. Selbst Ungeduld über das reichlich lange Ausbleiben des erwarteten Trainers Max Gull mann überfiel ihn nicht. Er saß abseits von der neugiervollen Menge der Gäste bei einem Schoppen verdünnten französischen Landweins, der das Abendessen beschloß, und träumte über das Meer, seinem Kampf voraus zum Sieg und Ziel vor daS Antlitz der ersten Kanalbezwingerin, der er seinen Erfolg, selbst zu melden gedachte Am folgenden Morgen traf der Berliner Schwimmer Max Gullmann auf dem Bahnhof des Dörfchens am Cap Gris Nez ein. „Herzlich willkommen!" rief Fred Bronne«, als der Berliner aus der engen Abtelltür auf den Bahnsteig sprang. G'illmann hielt lange die Hand des Schwimmers und brachte kein Wort vor ErariNenbait k«vor. battL