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ler „Dichter" und solcher Jünglinge, die es werden wollen, vom „Lenz", vom „Frühlingsahnen" und von all den anderen niedlichen Aprtldingen. Der Journa list weiß davon ein schaurig Lied zu singen. Einer hat sich vor einigen Tagen bei Gelegenheit eines Zeitungsjubiläums den ganzen Aerger in einem Ge dicht vom Herzen heruntergeschrieben und sagt an einer Stelle ganz mit Recht: Ein ganz abscheuliches Gelichter Sind aber auch die jungen Dichter; Sie offerieren Geistesblitze Und reißen ost auch faule Witze, Doch kommen sie zu ost ins Haus, Wirft sie der Redakteur hinaus. Das nutzt freilich nicht viel. Langjährige Er fahrung lehrt, daß der, der an der Vorderfront hin ausfliegt, durch den Hintereingang wieder herein geschneit kommt. Sic „kleben" an den Redaktionen und darin, wie die Wanzen. Daher die Bezeichnung: Redaktionswanze. Diese „Wanzen" sind unheilbar wie jener eng-- lischc Schäfer mit dem „Klingelbeutel-Komplex", der jetzt im Alter von 79 Jahren gestorben ist. Dieser Mann, den man im Volksmund den „Schäfer von Dartmoor" nannte, hat in seinem Leben mehr als «in halbes Jahrhundert im Gefängnis zugebracht, Wei! er es absolut nicht lassen konnte, Klingelbeutel und Opferstöcke in den Kirchen zu berauben. Lloyd George hat sich vor dem Kriege bei seiner Reform des eng lischen Strafrechtes dieses Klingelbeutel-Spitzbuben be dient und ihn sozusagen berühmt gemacht. Er bezeich nete nämlich in seiner Unterhausrede den Schäfer als das Opfer der mittelalterlichen englischen Strafjustiz. Daraufhin hat Churchill, der damals Justizminister war, den Mann aus dem Gefängnis entlassen. Aber die Katze ließ das Mausen nicht. Am nächsten Tage wurde der Mann in der Kirche bei einem neuen Dieb stahl erwischt und verhaftet. Es war auch später un möglich, den Schäfer mit dem „Klingelbeutel-Komplex", für den sich zahlreiche Gönner fanden und für den Geldsammlungen veranstaltet wurden, von seinen Klin- gelbeuteldiebstählen zu heilen. Er wanderte immer wieder ins Kittchen. Jetzt hat der Tod ihn „erlöst". In einem unbe wachten Augenblick entfloh der . Schäfer aus dem Ge fängnis, lief in die Heide und brach dort an einer Wegkreuzung tot zusammen. Die englischen Blätter haben ihm in dieser Woche lange Nachrufe gewidmet. Nun bitte ich aber alle diejenigen, die an „Dich- teritis" leiden, jetzt, wo der Aprilwinter vielleicht doch das „Frühlingsahnen" abgekühlt hat, nicht etwa den „Klingelbeutel-Komplex" oder die, die damit behaf tet sind, als gefundenes Thema zu betrachten. Das könnte katastrophal werden. „Erwartet's nur, und faßt euch in Geduld!" Eure Zeit kommt wieder, „Freunde" von der Feder! Bald, bald naht doch der Frühling mit Brausen! Dann gibt's „Unterkunft" für eure Reime! Brausen, Hausen, zausen, mausen, lausen, Banausen upv.. und Reime, ' die leichter zu finden sind, als solche^ auf Komplex, i Und wenn der Frühling wirklich nicht mit „Brausen" ' nahen sollte, dann schadet das auch nichts. Auf den Frühling folgt angeblich der Sommer, und den kann man ja schließlich auch bedichten, wenn es gar nicht anders geht. H D. drohender Etsendahnerstteil. Der Streikbeschluß gebilligt. Die Bezirksleitung Sachsen des freigewerkschaft- lichcn Einheitsverbandes der Eisenbahner Deutsch lands teilt mit, daß neben den großen Ortsgruppen in Chemnitz, Leipzig, Zwickau, Reichenbach usw. auch die mittleren und kleineren Gruppen einen möglichen Streikbeschluß gebilligt hätten. Am Mitt woch fanden in Dresden zwei Eisenbahnerversamm- lungen statt, die sich ebenfalls für die vom Verbands vorstand eiugelciteten Maßnahmen aussprachen. Die Vorbereitungen für den Ausstand seien abgeschlossen. Die Bezirksleitung unterbreitete gleichzeitig den Be schluß -es Verbandsvorstandes, daß nur die Weisun gen des Verbandes befolgt werden dürften. Wie weiter bekannt wird, fand am Donnerstag in Kottbus eine SitzuM der Bezirksvorstände des Einheitsverbandes im Bereiche der Reichsbahndirek tion Halle mit den Geschäftsführern -er großen Ortsgruppen statt. Voraussichtlich werden am kom menden Sonntag in Falkenberg die Bevollmächtigten des Reichsbahndirektionsbezirkes Halle zur Lage Stel- lung nehmen. In dieser Versammlung wird auch die Bezirksleitung Sachsen vertreten sein. * Vertagung -es Konflikts bis nach Abschlnß der Reparationsverhandlnngen? In einer gemeinsamen Sitzung der Vertreter sämtlicher Gewerkschaftsrichtungen, die am Freitag in Berlin stattfand, wurde eine baldige Erhöhung der Eisenbahnerlöhne als -ringend notwendig bezeichnet. Mit Rücksicht auf die schwebenden Reparations verhandlungen in Paris hielt man es aber für zweck mäßig, den Weg zu Verhandlungen mit -er Reichs bahn auch weiterhin offenzuhalten.. Trotz dieser un gewissen Lage, die zunächst zu einer abwartenden Haltung nötigt, haben Lie Spitzenorganisationen be schlossen, sich im Einvernehmen mit den Eisenbahner gewerkschaften in einer besonderen Eingaben n die Reichsregierung und Lie Reichsbahn zu wen den, durch die schon jetzt weitere Verhandlungen angestrebt werden sollen. Gedenktafel für den 8- Apru. 1818 * Christian IX., König von Dänemark, in Gvttorp (f 1906) — 1832 * Der Generalfeldmarschall Alfred Graf von Waldersee in Potsdam (f 1904) — 1835 f Ter Staats mann Wilhelm v. Humboldt in Tetzel lei Berlin (* 1757) — 1848 f Der italienische Komponist Gaetano Dnnizetti in Bergamo (* 1797) — 1919 Ausrufung der Räterepublik in München — 1922 f Der General Erich v. Falkenhahn auf Schloß Lindstedt bei Wildpark (* 1861). Sonne: Aufgang 5,21, Untergang 18,44. Mond: Aufgang 5,16, Untergang 16.39. Neuer sächsischer Lehrerverein Die diesjährige Hauptversammlung des Neuen Sächsischen Lehrervereins in Chemnitz wurde mit einer Begrüßung -er Gäste Lurch Len Vorsitzenden des Gaues Chemnitz, Mischke, eröffnet. Der Vorsitzende betonte in seiner Ansprache: Der Neue Sächsische Lehrerverein wolle das deutsche Kind zum deutschen Christen auf christlicher Grundlage erziehen. Die Kultur dürfe nicht nur Unterrichtsthema in der Schule sein, sondern die Schule müsse sich auf ihr auf- bauen. Hierauf hielt Studienrat Petzold-Dresden einen Vortrag über die vaterländisch-christliche Erzie hung der Jugend als eine Schicksalsfrage Ler deutschen Zukunft. Am Donnerstag wurde in der Industrie - Schule vom Landesvorsitzeuden Oberlehrer Leupold die 3. Hauptversammlung des Neuen Sächsischen Lehrer vereins eröffnet. Er begrüßte vor allem die Vertreter Les Staates, der Stadt usw. und verlas ein in herz lichen Worten gehaltenes Schreiben des am Erscheinen verhinderten Volksbildungsministers Dr. Bünger. Oberlehrer Leupold gab dann einen Rückblick auf die fünfjährige Geschichte des Neuen Sächsischen Lehrer vereins. Der Neue Sächsische Lehrerverein fordere die christlich fundierte Jugenderziehung. Nachdem noch verschiedene Redner die Grüße der befreundeten Organisationen dargebracht hatten, sprach . Dr. Spapel-Hamburg über „Deutsches Volk und deutsches Kind". Er führte u. a. aus: Je fester ein deutsches Kind in seinem Deutschtum ruhe, um so siche rer und tapferer werde es seinen Weg gehen. In dem zweiten Vortrage sprach Oberlehrer Schöne- Leipzig über „Staatsrechtliche Auffassung, geschicht lichen Sinn nnd ethische Grundlage der Selbstverwal- Volkswirtschaft. H Friede in der österreichischen Metallindustrie. Durch die Vermittlung des Wisner Oberbürgermeisters ist es ge lungen, die drohende große Aussperrung in der Metall industrie abzuwehren. In der Donnerstag abgehaltenen Ver sammlung der Vertreter der Metallindustrie und der Ver treter der Metallarbeiter wurde vereinbart, bereits Freitag die Verhandlungen zwischen Arbeitgeber" und Arbeit nehmern aufzunehmen, die in friedlichem Geiste geführt wer den sollen, so daß vermutlich am Montag auch die Aussper rung in der Autoindustrie aufgehoben werden wird.