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Vas Chemnitzer Shedrama aufgeklärt. Mord um- Selbstmordversuch wegen wirtschaftlicher Notlage. Die polizeilichen Erörterungen zu -em Mor- und Selbstmordversuch des Strumpffabrikanten Philipp Man-elbaum in Chemnitz sind vorläufig ab geschlossen. M. ist geständig, seine Ehefrau im Schlafe erschossenzu haben mit der ernsten Absicht hierauf selbst aus dem Leben zu scheiden. Er hat sich auch selbst in die rechte Stirnseite geschossen, aber nicht lebens gefährlich verletzt. Geschäftliche Sorgen, erlittene Verluste, verbunden mit trübem Ausblick in die Zu kunft gibt er als Grund seiner Handlungsweise an. Den Plan zur Tat will er schon länger mit sich derumgetragen haben. Seinen Angehörigen hätte er jedoch nichts davon merken lassen. Seine Frau wäre völlig ahnungslos gewesen, und ein gegenseitiges Einverständnis, aus dem Leben scheiden zu wollen, htche nicht bestanden. Erdichtete Warenlieferungen. Die Stadt Dresden um 5 0 000 Reichsmark betrogen. Bo« -er Dresdener Kriminalpolizei wnrde ein seit 1SS0 i« städtische« Diensten stehender Oberstadt- sekretär wegen Betruges, Urkundenfälschung «ud Unterschlagung von über 50 000 Reichsmark fest- genomme«. Er hat seit drei Jahren Rechnungen über erdichtete Warenlieferungen angefertigt nnd sich die Beträge anszahlea lasse«. Ans diese Weise erlangte er monatlich über 1000 Reichsmark. Das Geld hat er verwettet. M einheitliche KeNnMSversorgmig. Engeres Zusammenarbeiten zwischen Provinzialverband und Retchselektro. werken ermöglicht. Um hse Elektrizitätswirtschaft in her Provinz Lachse« technisch zu verbesser« und wirtschaftlicher zu gestalte«, habe» sich der Proviuzialverba«- der Pro vinz Sachsen und hie Elektrowerke Aktiengesellschaft i« Berlin die beide sch»« fett lauge« an her Slektri- MtSwerk Sachseu-Atchalt US. («sag) beteiligt find, M eugerer geureinsamer Arbeit verbunden. Die Mitwirkung der Retchselektrowerke, di« mft ihren Kraftwerken und Bergwerksanlagen in Golpa- Zschornewitz der größte und stch ausschließlich auf einheimische Braunkohle stützende Stromerzeuger find, schafft die Grundlage bester technischer und wirtschaftlicher Erfahrung und Leistungs fähigkeit. Die Beteiligung des Provinztalverbandes sichert die Wahrung Ler besonderen Interessen der Provinz und ihrer Wirtschaft, insbesondere der Kon sumenten. Der Provinztal cuB schuß -er Provinz Sachsen ge nehmigte einstimmig den Abschluß der grundlegenden Vereinbarung zwischen der Provinzialverwaltung und den ReichSelektrswerken. Abgestürzt. Ue rn-lifche« «iivafrikafli-ger beim Absturz getötet. Kurz nach Mitternacht gab das englische Luftfahrt« Ministerium bekannt, daß Vie britischen Südafrikaflieger, Major William« und Leutnant Jenkins, nach Zurück- legung von etwa 1800 Meilen in den Ausläufern des AUasgebirges tödlich abgestllrzt find. Hierzu wird ergänzend gemeldet: Al den Nach« Mittagsstunden wurde in der Stadt Tunis die Nach richt bekannt, daß Eingeborene in der Gebirgsgegend nördlich hop Hagi-Ouan, auf die Trümmer eines Flug zeuges gestoßen waren, in dem stch die Leichen zweier Flieger befänden. Die sofort voraenommene Unter suchung der Behörden wurde durch das schlechte Wetter «ud die Schwierigkeiten der Gegend sehr erschwert. Erst nach Einbruch »er Nacht konnte einwandfrei ftstzeswttt werden, »aß es sich bei de« verunglückte« Apparat u« den englischen Eindecker handelt. Die Seiche« und die Drummer des Apparates tonnten nicht sofort sortgeschafst werde« und «ußtcn unter Be wachung einer Abteilung Soldate« an Ort und Stelle beftAen werden. MM ist der Ansicht, daß die englischen Flieger gefährdet durch schweres Unwetter, in der Nacht eine Lauduug versuchten, wobei sie gegen eine Bergkette gestoßen und abgestllrzt find. S Eine deutsche Fliegerin in Frankreich notgelande. Vormittags gegen 11 Uhr landete eine junge deutsche Fliegerin, vie mit emem Kleinflugzeug in Mannheim ausgestiegen war, sich aber im Nebel ver irrt hatte, in der Nähe von St. Louis auf französischem Boden, 590 Meter von der Grenze entfernt. Die fran- züstsche Gendarmerie nahm das Protokoll aus und war der Fliegerin dann zur Rückkehr über di« Grenze behilflich. Deutsche Weihnacht. Weihnacht-stier de» Deutsch«« »«stitutS für Ausländer an »er Universität Berlin. Vierzig Lichter strahlten am Weihnachtsbaum, vierzig Nationen waren bei der vom Deutschen In stitut für Ausländer an der Universität Berlin veran stalteten Weihnachtsfeier in den geschmackvollen Räu men des Prinz-Leopold-Palais am Wilhelmsplatz ver träten. Sie war der Höhepunkt der Veranstaltungen, die in diesem Jahre den studierenden Ausländer mit dem deutschen Leben bekanntmachen, die den Gästen auf deutschem Boden deutsche Eigenart in einem bemer kenswerten Ausschnitt zeigen sollten. Es ist das Ver- dimrst das Deutschen Instituts für Ausländer, des Kul tusministeriums und der Kulturabteilung des Aus wärtigen Amtes, daß Hunderte von jungen Menschen aus dem Auslande einen Begriff von der Bedeutung und v«n Lrel.u v.-) dc.its»!>en i.ma/jteu ' erhalten haben. Das Besondere der diesjährigen Feier ' war ein von ausländischen Studenten aufgeführtes ! altes deutsches Weihnachtsspiel, das bei allen Anwesen den außerordentlich starken Beifall fand. Mitbeteiligt an dem glücklichen Gelingen der Veranstaltung war ins besondere auch das Kammerorchestcrs der Gemeinnützi gen Vereinigung zur Pflege deutscher Kunst unter seinem Dirigenten, Musikdirektor Heinrich Knapstein. Die Begrüßungsansprache hielt Professor Tr. Nemme, ! der die Oberleitung hatte. Großer Wasserrohrbruch in Berlin-Zehlendorf. Durch Bruch eines Hauvtdruckrohres kam es in dem Berliner Vorort Zehlendorf zu einer wahren Ueber- schwemmungskatastrvphe. Unser Bild zeigt die von den hervorschteßenden Wassermassen ausgerissene Straße. Aus Stadt und Land. Ma«ass« Friedländer wir» auf seine« Geistes» zuftand ««terfucht. Der zweite Strafsenat des Reichs gerichts beschäftigte sich mit der Revision gegen ball , Urteil des Schwurgerichts 3 in Berlin gegen de» kaufmännischen Angestellten Manasse Friedländer, z durch das Friedländer wegen Totschlags in zwei Fälle« und wegen unberechtigten Waffentragens zu sechs Jah« ren Gefängnis verurteilt worden war. Nach der Be» i ratung des Senats verkündigte Senatspräfident Witt folgenden Beschluß: Die Verhandlung wird ausge setzt. ES wird angeordnet, daß Ministettalrat Dr. Lepp« »rann (Berlin) den Angeklagten Friedländer auf seinen Geisteszustand und seine Berhandlungsfähtgkeit unter suchen soll. Die Ansetzung eines neuen Termins erfolgt nach Eingang des Gutachtens. Der europäisch« Flugplan 1830. Im Reichsver kehrsministerium in Berlin wurde die große inter. nationale Fluaplankonsevenz, an der 82 europäisch« Luftverkehrsgesellschaften teilnahmen, eröffnet. Zwi schen allen Interessenten konnten feste Vereinbarungen getroffen werden, so daß jede zwischenstaatliche Luft verkehrslinie nunmehr als ein Glied in einem organi schen Gefüge erscheint. Zum Schluß der Sitzung wurd« der europäische Flugplan für 1930 festgelegt. Ei« betrügerischer Vautier. Der 38jähttge Ban kier Albert Löwenstein unterhielt in Breslau ein« Bankkommissionsfiliale. Sein Hauptgeschäft befand sich i« Berlin. In zahlreichen Fällen übernahm er von Schuld- buchgläubigern die Reichsschuldurkunden gegen eine geringe Anzahlung. Nachdem die Ansprüche in das Reichsschuldbuch auf seinen Namen übertragen worden waren, sollte die Restzahlung an die Gläubiger erfol gen. Löwenstein hat sein Versprechen aber nicht ringe- ' löst, sondern die Ansprüche lombardiert und mit dem § Erlös die Flucht ergriffen. In Breslau hat er viele ! Leute nach den bisherigen Feststellungen um etwa i 60 000 Mark geschädigt. Die Hauptgeschädigten sind ? deutsche Flüchtlinge aus Posen und Oberschlesien. ! Zugzujammenftoß bri Elberfel». Nachdem der am Mittwoch nachmittag herrschende Nebel im Industrie gebiet bereits zu zahlreichen Störungen im Eisenbahn verkehr geführt hatte, ereignete sich auf dem Verschiebe bahnhof Vohwinkel nachmittags kurz vor sechs Uhr ! ein Zusammenstoß zwischen einer Rangierlokomotive I und einer Güterzualokomotive mit Packivagen. Beide ! Maschinen waren mit Personal besetzt, ebenso der Pack- ! wagen, so daß bet dem Zusammenstoß acht Eisenbahn- i beamte verletzt wurden. Fünf Beamte wurden davon ' so schwer verletzt, daß sie sofort dem Krankenhaus zuge- ! führt werden mutzten. Li« Auto«obilta»u«g v«S „Aegir" wir» gebor- ! g«n. Nachdem das Wetter sich gebessert und der Sturm - nachgelassen hat, konnten drei schwedisch« Bergungs- Kämpfer beginnen, die wertvolle Ladung des Ham- ' burger Dampfers „Aegir" zu retten. „Aegir", ein > früheres deutsches Kriegsschiff, war am 6. Dezember an der Küste von Gotland gestrandet. Man hofft, , die an Bord befindlichen 235 Automobile retten und ' nach Wisby führen zu können. Benzinexplosion ««» Garagenbrand i« Lyon. In einer Grotzgarage in Lyon brach ein Großfeuer aus, das im Nu ungeheurer: Umfang annahm. Ein Benzin tank, der etwa 20 000 Liter Benzin enthielt, explodierte aus bisher unbekannter Ursache. Das Feuer sand an den zahlreichen eingestellte:: Automobilen reiche Nah- j rung. 60 Kraftwagen, eine große Reihe von Motor- rädern und Fahrrädern fielen den Flammen zum Opfer. Durch heftigen Wind begünstigt, griff das Feuer auf ein daneben l:cgendes großes Sägewerk über und legt« es in Schutt und Asch«. Ein zweites anschlie ßendes Gebäude wurde ebenfalls ein Raub der Flam men. Französisches Pnlverlager fliegt in vie Luft. Nach dem erst am 11. November das Hauptlager der Festung Toul in die Lust geflogen ist, explodierte jetzt in Toul ein neue« Pulverlager. Etwa 20 Tonnen Pul ver wurden dabei vernichtet. Die Bevölkerung ist in Aufregung und forscht vergeblich nach den Ursachen der kurz aufeinander folgenden Explosionen. Kleine Nachrichten. * In Berlin ist ein Ausschuß gebildet worden, der di« Erttchtuna eines Denkmals für den bei der Hilfsexpedition für die „Bremen"-Flieg«r verstorbenen amerikanischen Flie ger Floyd Bennett im Flughafen Tempelhof vorbereitet. * Bei Hasselt in Belgien stießen zwei Güterzüge zu- sammen, wobei ein Lokomotivführer unter seine umgestürzte Maschine geriet und den Tod fand. Der Sachschaden ist bedeutend. * In Mittel- und Süditalien hat nach einer Reihe von warmen Tagen plötzlich Winterwetter eingesetzt, ver bunden mit Stürmen und Niederschlägen. Aus der Vro- vinz ToScana wird reichlicher Schneefall gemeldet. Der Gwfct des Vesuvs ist mit Schnee bedeckt. * Der Papst hat am Mitövoch den sechs neuernannten Kardinälen in feierlichem Zeremoniell das rote Barett auf gesetzt. Am Donnerstag erhielten die Kardinäle in einem öffentlichen Konsistorium den Roten Hut aus der Hand des Papstes. 90 Kilometer vom New Aorker Hafen entfernt - rammte der Personcndampfer „Algonquin" infolge un durchdringlichen Nebels den Personend'ampfer „Fort Vikto ria" mittschiffs. Die sofort einsetzenden Hilfsmaßnahmen verhinderten eine Panik, so daß keine Verluste an Menschen leben eiutraten. Die „Fort Viktoria" ist gesunken. Auf dem Grund des Niagara. Ei« Bortrag Geheimrat Pencks i« der Akademie der Wisscuschaften zu Berlin. Die Niagarafäll« sind nicht nur als Naturschau spiel und als ungeheure Kraftquelle berühmt, sondern sie bieten auch ganz eigenartige geologische Probleme, über die Geheimrat Penck in der Preußischen Aka demie der Wissenschaften sprach. Der Niagarafluß bildet die Verbindung des Erie- »um nördlicher gelegenen Ontariosee und gleichzeitig die jetzt streng bewachte Grenze zwischen U. S. A. und Kanada. Oberhalb de» Falls ist er ungefähr zwei Kilometer breit aber nur drei bi» vier Meter tief. Der Fall selbst teilt sich in den amerikanischen und den mächtigen Hufetsenfall, zwischen denen die Ziegen- insel liegt. In mächtigem Bogen stürzt daS Wasser in einer Dicke von 6 Metern 50 Meter tief hinab, bildet im Kessel darunter Wirbel bis zu einer Tiefe von weiteren 50 Metern und erfüllt die Lust weit hin mit einem Sprühregen, der in wundervollen Re genbogenfarben erglänzt. Die oberste Kante des Falles besteht aus hartem Niagarakalkstein; darunter kommt die Schicht weicheren Gesteins, die vom Wasser ausgewaschen wurde, so- daß eine Untergrabung, ein weit vorspringendes Kalk- steinschutzdach entstanden ist. Heute kann man, in ivasserdichte Mäntel gehüllt, durch einen Lift auf den Grund des Falles gelangen und sich in dessen Höhlung zwischen der Stein- und Wasserwand ergehen. An den Fall schließt stch eine zehneinhalb Kilometer lang« Schlucht, die an manchen Stellen nur 100 Meter breit ist, und in der das Wasser eine Stundengeschwin- dtakett von 36 Kilometer erreicht. Die steilen Wävd« zeigen dieselben abwechselnden Schichten von harte« und weichem Gtttein; doch witt> die harte schützend« Kalkplatte nach Norden zu immer dünner. Hier zeigt stch nun eine wohl einzig dastehende Erscheinung, daß nämlich der Fluß an den breitesten Stellen auch am tiefsten ist — bis 58 Meter — an den engsten Stellen dagegen verhältnismäßig seicht, 33 bis 38 Meter. An einer Stelle, bei Whirlpool, macht er ein Kni« und starke Wirbel. Diese merk würdige Erscheinung veranlaßte den berühmten ame rikanischen Geologen Gilbert zu eingehenden Unter suchungen. Der Gelehrte fand, daß diese Erscheinung damit zusammenhäng«, daß di« Schlucht zweimal iw Laufe ihrer Vergangenheit nur von geringen Wqk- fermengen, etwa einem Siebentel der jetzigen durch- strömt wurde. Da der Fall ständig jährlich um 0,k bis 1,3 Meter zurückweicht, hat er sich im Laufe der Zeit die lange Schlucht gegraben, und die seichteren Stellen entsprechen nun jenen Perioden der Wasser armut. Gilbert hat festgestellt, daß vor ungefähr 22 00t Jahren, gegen Ende der Etszttt, das Eis sich lang sam gegen Nord osten zurückzog und hierbei das Ge biet der großen Seen seine Geivässer zeitweilig direkt, dann wieder auf dem Umweg über den Eriesee und den Niagara in den Ontariosee entleerte, so daß im ersten Fall der Niagara wasserarm war. Diese wechselnden Verhältnisse werden durch Eisbarrieren verschiedener Höhe und das Ansteigen des Landes um viele Meter veranlaßt. Man konnte auf Grund des langsamen Zurückwerchens das Alter des Falles auf etwa 16 500 bis 20 000 Jahre berechnen. Doch ist er erst seit etwa 250 Jahren den weißen Ansiedlern bekannt. Von seinen 6 Millionen PS. sind bisher nur 480 000 in Elektrizitätswerken ausgenutzt, die eine Bevölkerung von 2 Millionen mit Elektrizität ver sorgen. Schon gegen Ende des Jahrhunderts lebte man hier tm Zeitalter der Elektrizität. Der Entzug der oben genannten Krastmenge hat stch im Aus sehen des Falles einigermaßen bemerkbar gemacht, so daß man aus Gründen des Naturschutzes zunächst von einer weiteren Ausbeutung absehen will. Am macht vollsten ist der Fall tm Frühling nach der Schnee schmelze, im Winter dagegen kann der amerikanische Fall völlig etnftteren, so daß er stch dem Beschauer als ein riesiger Schnee- und Eisvorhang darbietet. Aehnliche gcologiscke Verhältnisse finden wir übri gens auch zwischen dem finnischen und dem Peipussee. Scherz und Ernst. tk. Marc Aurel« Taxameter. Ben Akibas Wort, daß alles schon dagewesen sei, gilt auch für den mo dernen Taxameter. Ein chinesisches Buch, das sich in der Pariser Natiqnalbibliothek befindet, enthält recht bemerkenswerte Einzelheiten über den Mechanismus eines Wagens, der vor 950 Jahren von Lu TaoLune, einem chinesischen Gelehrten, zu dem Zwecke konstruiert worden war, eine durchlaufene Strecke zu registrieren.