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Roman von Hans Mitteweider Liebe in Ketten Copyright by Marlin Feuchtwanger, Halle (Saele) LL^Fortsetzung. Nachdruck verboten. »Was Sie doch nicht verhindern können I* unterbrach Klausen ihn voll Hohn. „Geduld! Zugleich rate ich Ihnen, die unsere nicht aus Äne zu harte Probe zu stellen. Es könnte Ihnen schlimmer bekommen, als Sie jetzt zu ahnen scheinen.. »Sie drohen mir?" „Ich sage die Wahrheit, und wenn Sie mich noch ein mal zu unterbrechen wagen, werden Sie Turnau nur als Gefangener verlassen." Berndt Klausen wich zurück. „Sie haben die Polizei benachrichtigt? Desto besser! Ich habe sie nicht zu fürchten, wohl aber die Dame dort, Ne sich der Bigamie schuldig machte..." „Nun ist's genug!" rief Bodenstein. „Sie stützen sich auf diesen Trauschein, den Sie immer noch in der Hand halten! Her damitl" j Und ehe Klausen wußte, wie ihm geschah, hatte Boden stein ihm das Dokument entrissen. Mit einem wilden Schrei wollte er sich auf ihn werfen, da erschien in der noch immer offenstehenden Tür ein Herr, in dessen Hand zwei dünne stählerne Ketten klirrten — Handschellen. Klausen erblaßte. Er knirschte mit den Zähnen, aber er wagte nicht mehr, Bodenstein zu unterbrechen, als dieser nun erklärte: „Der Trauschein hier und die dadurch bestätigte Ehe zwischen Berndl Klausen und Käthe Fernau ist in dop pelter Hinsicht ungültig. Zunächst, weil nach englischem Gesetz der Ehemann, der seine Frau länger als ein halbes Jahr verläßt, die geschlossene Ehe aufhebi und nach dem gleichen Gesetz aus Antrag der verlassenen Frau zu minde stens einem Jahr Tretmühle verurteilt werden kann — Sie kennen sicher die englische .karci iabour', Klausen? —, und dann, weil diese Ehe nicht den wahren Namen der Frau zur Grundlage hatte, wodurch sic ohne weiteres von vornherein ungültig war. Wollen Sie nun noch Ihre vermeintlichen Ansprüche geltend machen. Herr Klausen?" „Sie wollen mich übertölpeln!" schrie dieser außer sich „Wenn Sie das glauben, können wir uns ja vor Ge richt weiter unterhalten. — Wie entscheiden Sie sich?" Berndt Klausen stand unentschlossen da. Er kannte die englischen Gesetze nicht, wußte nicht, ob Bodenstein mit seiner ersten Behauptung recht hatte, aber die zweite stimmte. Er hätte sie vielleicht anfechten können. Doch dort, der Mann mit den Handschellen! „Hol' euch alle der Teufel!" schrie er auf. Dann stürmte er zur Tür. Der Herr dort — Herr von Friedenau — vertrat ihm den Weg. „Noch einen Augenblick!" sagte er. „Falls Sie die Ab sicht hegen sollten, nunmehr das Bündnis mit Fräulein von Kletten einzugehen, das Sie heute nachmittag ab gelehnt haben, so möchte ich Ihnen sagen, daß Sie sich umsonst bemühen würden. Fräulein von Kletten, mit der ich soeben eine kleine, nette Unterredung hatte, ist in diesem Augenblick bereits auf dem Wege nach der Schweiz, wo es ihr voraussichtlich so gut gefallen wird, daß sie nie wieder deutschen Boden betreten wird." Nachdem er das gesagt hatte, gab er den Weg frei. Und Berndt Klausen stürmte an ihm vorbei. Nun erst wandte sich Turnau an Bodenstein. . „Ich verstehe noch immer nicht..V Da rief Berth Altberg von der Ottomane her: „Daraus kommt es jetzt auch gar nicht an, Turnau, sondern darauf, daß Sie Ihre Frau zu Bett bringen lassen müssen. Lange genug hat es gedauert..." „Käthe!" stieß Felix hervor, und wollte sich über seine Frau werfen; aber die entschlossene Gräfin hinderte ihn, bückte sich über die Bewußtlose und hob sie auf ihre Arme. „Gott sei Dank, daß unsereins noch ein bißchen Kraft in den Knochen hat!" sagte sie lachend. „Ich werde sie in ihr Zimmer tragen. Sie aber lassen sich mal inzwischen etwas erzählen, was Ihnen freilich nicht immer gefallen wird, Turnau!" Dieser war so verblüfft und noch so fassungslos, daß er Berth nicht hinderte, als sie aus dem Zimmer schritt. Aber als Bodenstein ihn mit sich zog, da ließ er es ge schehen. Nachdem die beiden Männer im Arbeitszimmer Turnaus angekommen waren, erfuhr er alles. Es war eine furchtbare halbe Stunde, die furchtbarste, die Felix Turnau in seinem Leben ausgestanden hatte. Er war außer sich. „Dieser Elende!" knirschte er. „Er soll nicht ungestraft entkommen!" „Wollen Sie Ihre Frau zur Verzweiflung treiben, in dem Sie sie zwingen, vor Gericht zu erscheinen? Wollen Sie Ihren Namen..." „Nein, nein! Sie haben recht, Bodenstein! Ach, wie soll ich Ihnen nur danken! Dieser Mensch hätte uns von einander gerissen, wären Sie nicht gewesen..." „Ich war aber!" entgegnete Bodenstein lächelnd. „Und nun gehen Sie zu Käthe", fuhr er fort, „wenn Frau Berth es Ihnen gestattet..." * * * Käthe Turnau war unter den Händen der Freundin erwacht, als diese ihr die Stirn mit Kölnischem Wasser einrieb. Erst schaute sie noch verständnislos auf Berth. Plötzlich aber kam ihr die Erinnerung. Jäh fuhr sie empor und umklammerte die treue Freundin. „Berth, was ist nun geworden? Hat Felix..." „Das wird er dir wohl selber am besten sagen können, Herzel", lautete die Antwort. „Ich bin sicher, daß er nicht lange auf sich warten lassen wird. Aber jetzt wollen wir mal nicht von ihm reden, sondern von dir. Ich möchte dir eine Standrede halten deswegen, weil du so wenig Ver trauen zu deinen Freunden hast." „Ach, Berth, ich..." „... ich war zu feig!" unterbrach Gräfin Altberg. „Und wenn nun all dein Glück in Scherben gebrochen wäre in folge drtner Feigheit?" Tränen brachen aus Käthes blauen Augen. „Ich hätte es nicht überlebt!" schluchzte sie. „Dann danke Gott, daß deine Freunde für dich ge handelt haben, vor allem Herr von Bodenstein. — Aber da höre ich meinen Grafen unten hupen! Ich muß ihn ab- fangen, ehe er heraufkommt. Ich fürchte, er könnte nicht schweigen, deswegen will ich ihn lieber gleich wieder mit heimneymen. Ihr beide werdet sowieso froh sein, wenn ihr heute abend allein bleibt. — Also, Schätzel, Kopf hoch! Nun ist die Operation überstanden..." „Felix...", wollte Käthe fragen. „Da klopft er schon!" unterbrach Berth abermals, und eilte zur Tür. „Da ist siel' rief sie Felix zu, und schob ihn gegen das Bett. Sie selber eilte die Treppe hinunter und atmete auf, als sie dort ihren Gatten schon mit Bodenstein im Ge- spräch sah. „Sie haben ihm gesagt, daß wir wieder heimfahren müssen?" fragte sie, und schaute ihren Verbündeten an. „Ach, Berth, es ist doch nichts Schlimmes mit deiner Freundin? Herr von Bodenstein sagte, es sei nur ein leichtes Unwohlsein..." „Jawohl, jawohl! Und damit er für das ihm entgangene Diner hier entschädigt wird, wollen wir ihn mit zu uns nehmen, nicht wahr?" Graf Altberg war erfreut, und die drei fuhren heim. Oben aber kniete Felix Turnau am Lager seiner Frau. Sie hatte es auf seinem Gesicht gelesen, als er hereineilte, daß sie nichts mehr zu fürchten brauchte. Als er ihr nun beichten wollte, als er ihre Hände flehend ergriff, va zog sie ihn zu sich empor, schaute ihm tief in die Augen und sagte: „Felix, einst sprachst du zu mir Worte, die ich dir setz« wiederholen will. Sie lauteten: Fürchte nicht, daß meine Liebe zu dir je erkalten könnte! Mein Herz schlägt uni für dich! Dieser Schwur wird gelten, bis einst mein Leben zu Ende gehl. Mein letzter Herzschlag wird noch dir gelten — du weißt ja. wie glücklich du mich durch deine Liebe gemacht hast! — Besinnst du dich, Felix?" „Ja, Käthe, ja. Und was ich damals sprach, gilt heute noch. Ich liebe dich..." „Wie ich dich, Felix. Immer habe ich nur eine Liebr' gekannt — die Liebe zu dir. Aber es war eine Liebe >n Ketten, Felix, in Ketten, die mir das Herz wund drücken wollten. Nun sind diese Ketten gesprengt, nun ist meine Liebe ganz srei geworden — Felix!" Da sank er an ihre Brust. Und sic preßte ihn an sich während sie aus tiefstem Herzen dem dankte, der die Ketten ihrer Liebe gebrochen hatte. — Ende. — HM Md der Einbrecher. Von Hans Florian. (Nachdruck verboten.) Heini ist wieder gesund. Zwar muß er immer noch in seinem Bettchen liegen, aber nur noch ein paar Tage, nur noch morgen, und gestern und übergestern — so genau weiß Heini das nicht, aber er wird schon auspassen, daß es nicht so lange dauert. Er ist sehr krank gewesen. Gifteritis hat das Kranksein ge heißen. Papa und Mama haben cs oft gesagt, und der Doktor mit der großen Brille, der so schöne Geschichten erzählen konnte, hat es auch gesagt. Heini hat es Wohl gehört, und sich gedacht, daß es etwas Böses sein müsse. Denn Gift war etwas, das man nicht anfassen und nicht in den Mund nehmen durfte, etwas, wovor man sich fürchten mußte; das wußte er schon. Gifteritis hatte auch Weh getan. Ganz hinten im Hals hatte cs gesessen, und der Doktor mit der großen Brille hatte immer mit einem langen Pinsel dahin gegriffen — das war nicht schön gewesen. Und manchmal hatte er Heini etwas in den Mund geblasen. Erst war Heini erschrocken, aber dann schmeckte es wie Zucker, und War gar nicht schlimm. Aber dann, als eine Zeit vergangen war, wurde es ganz schön. Es tat gar nichts mehr weh, und Heini bekam viele Spielsachen, und ein Bilderbuch, in dem sich die Leute und Tiere bewegten, wenn man unten an einem Papier zog. Und Hanna, die ein Weitzes Häubchen auf dem Kovf hatte, saß den ganzen Tag bei ihm, wenn Mama nicht Zeit hatte, und spielte mit ihm oder erzählte ihm ein Geschichtchen. Und in das große Zimmer nebenan, Papas Zimmer, wurde er nie mehr gesperrt. Früher, als er noch nicht krank war, mußte er manchmal, wenn er sehr unartig gewesen war, allein in dem großen Zimmer bleiben, und Hanna hatte die Tür zu geschlossen. Aber er war ganz ruhig drin geblieben, hatte nicht geweint und sich auch nicht gefürchtet. Gerade nicht. Das hatte er auch Hanna jedesmal gesagt, wenn sie ihn nach einiger Zeit wieder herausgeholt hatte. „Ich habe mich doch nicht gefürchtet — gar kein bißchen habe ich mich gefürchtet." Er sitzt in seinem kleinen, weitzen Kinderbettchen, hat das Bilderbuch vor sich liegen, und spricht laut mit den Tieren darin. Er erzählt ihnen, datz Papa und Mama fort sind, und erst am Abend wiederkommen, wenn es ganz, ganz dunkel ist. Hanna ist auch fortgegangen, aber die bleibt nicht so lange, wie Papa und Mama. Die kommt bald wieder. Und dann hat er genug Bilder gesehen, und genug erzählt, schiebt das Buch weg, und legt sich zurück. Er betrachtet die schwarzen Blumen an der Wand, und spielt mit den Fingern an dem Gitter deS Nettchens. Er hört, wie es draußen klingelt, und dann wieder und wieder klingelt. Er will etwas dazu sagen, aber dann läßt er eS sein. Er dreht nur den Kops -m Wenig nach der anderen Seite, sagt leise vor sich hin »ns Kissen: „klingelt", und dann ist es wieder still. Aber dann merkt er, daß Hanna zurückgekommcn ist — nein, .Hanna ist es doch nicht, es ist Papa - oder der Doktor. Aber Papa ist es nicht, und der Doktor auch nicht. Es ist ein langer Mann mit einer Mütze auf dem Kops. Er macht ganz lang- Hame Schritte, und geht nur auf den Fußspitzen, so das; man »n fast gar nicht hört. Auch sein Gesicht kann Heini nicht sehen, « sieht nur seinen Rücken. „Willst du zu Papa?" fragt Heini, und setzt sich in seinem Bettchen aus. Der lauge Mann dreht sich mit einem so schnellen Sprung um, und macht ein so komisches Gesicht dazu, daß Heini lachen i«uk. I „Willst du zu Papa?" fragt Heini noch einmal. Aber der lange Mr-nn sagt gar nichts, und sieht Heini immer nur mit großen Augen an. „Papa ist nicht da", sagt Heini, „und Mama auch nicht. Sie bleiben lange fort — bis ganz spät — bis heute abend." Der lange Mann hat die Hand in der Tasche, und Heini denkt, daß er da Wohl etwas drin hat. Vielleicht etwas zum Spielen. Papa hat auch manchmal etwas zum Spielen in der Rocktasche mitgcbracht. Der Mann macht zwei Schritte auf Heims Bettchen zu. „Ist niemand da?" fragt er. Er spricht leise, ganz anders als Papa oder der Doktor. Heini schüttelt den Kopf. „Nein, es ist niemand da. Nur Hanna ist da. Die ist fortgegangen, aber sie kommt bald wieder." Er möchte gern mit dem Mann weitersprechen, und ihn fragen, was er in der Tasche hat. Aber der hat sich ein paar mal im Zimmer umgesehen und ist dann schnell in Papas Zimmer nebenan gegangen. Er sucht dort etwas, Heini hört ihn Schränke aus und zu machen und an Papas Schreibtisch- Schublade herumrasseln. Nun kommt er wieder zurück in Heinis Zimmer, und zieht auch hier alle Schranktüren und Schubladen aus. Heini schaut ihm aufmerksam zu. Jetzt reißt er das Schiebsach am Nacht tisch auf, das an Hannas Bett steht. „Was suchst du?" fragt Heini. Der Mann stößt das Fach zu, daß es knallt, und sagt: „Geld!" Heini denkt ein bißchen nach. Geld? Er weiß, was Geld ist: er weiß auch, wo Geld liegt, er hat oft gesehen, wie Papa aus dem kleinen Zigarrenschränkchen, das nebenan im großen Zimmer an der Wand hängt, Geldscheine herausgenommen hat. „Ich weiß, wo Papa sein Geld hat", sagt er. „Soll ich es dir sagen?" Jetzt freut sich der lange Mann, Heini merkt es deutlich. Er springt auf Heini zu und faßt ihn am Arm. „Ja — ja, sage es mir — wo ist das Geld? Schnell!" „Willst du etwas kaufen? Etwas für mich?" „Ja, für dich. Wo ist das Geld?" „Aber erst mußt du mit mir spielen", meint Heini. Der Mann will nicht. „Wo ist das Geld?" fragt er, und schüttelt Heinis Arm. „Ich habe jetzt keine Zeit zum Spielen." „Dann sage ich dir es auch nicht." Der Mann reißt die Augen aus, und hebt seine große Hand — dann atmet er laut, und läßt die Hand wieder fallen. „Was soll ich spielen?" fragt er. „Das Schasspiel", sagt Heini und nimmt den Kasten mit den kleinen Schafen und Bäumen, der neben ihm auf der Bett decke liegt. „Du mußt die Bäume aufstellen, und den Stall, und dann miiffen die Schafe in den Stall gehen." Der Mann steht neben Heinis Bett und greift nach den Holzstguren. Heini wundert sich, was er für große Hände hat und wie sehr die Finger zittern. „Nun bist du der Schäfer", sagt Heini, „und mußt sagen: Schafe, geht in den Stall!" „Schase geht in den Stall — und jetzt sage mir schnell, wo das Geld ist." »Erst mutzt du mir noch ein Geschichtchen erzählen." Der Mann wirst mit einem zornigen Wort, das Heini nicht versteht, die Figuren hin, gibt Heini einen Stoß an den Kopf, -aß er in die Kissen zurückslieg,, und läuft ins Nebenzimmer, Wo er wieder zu suchen ansängt. Heini ist erschrocken uns will erst weinen. Aber er tut es doch nicht Er drück, die Lippen scst znmm<.>en, uns schluckt ein paarmal. „Böser Ma-n", sag, er. Da in j-e:gi er ans seinem Bettchen, rennt mu beiden voraenrecUen Häuoen gegen die Tür, so daß sie knallend zufliegt, und dreht langsam und mir Mühe den Schlüssel herum. „Zu!" sagt er dabei triumphierend, „böser Mann ist ein- gesperrt." Ter Mann schlägt drinnen gegen die Tür, rüttelt am Griff, und tritt mit den Füßen ans Holz. Das knallt und bumst ,o stark, daß Heini laut lachen mutz. „Mach' aus!" ruft der Mann, „mach' auf, sonst —!" „Böser Mann! Böser Mann!" schreit Heini so zornig laut und heftig, daß er ganz rot dabet im Gesicht wird. Dann kommt Hanna. Und erst versteht sie nicht, was Heini ihr von dem bösen Mann drinnen erzählt. Auf einmal wird sie ganz blaß und will umfallen; aber dann reißt sie Heini ans dem Bett, und rennt mit ihm hinüber zu den Nachbarsleutcn. Und dann kommen fremde Leute, cs wird gesprochen und geflüstert, man hört Lärm und Pollern und Nennen — und dann wird es wieder still. Und schliesslich stolpert der lange Mann, von zwei anderen an den Armen geführt, die Treppe hinunter. Aber davon weiß Heini nichts mehr. Er ist müde geworden und eingeschlafen. Man hat ihn später, während er immer Weiter schläft, hinübergetragen und wieder in sein Bettchen gelegt. Und während Papa und Mama und noch andere aus- geregt um das Bettchen herumstehen, und Hanna händeringend immer wieder erzählt, liegt er mit roten Bäckchen, ruhig atmend, in den Kiffen, und lacht im Schlafe laut auf. llWWMeiN- Von I. AdamS. (Nachdruck verboten.) Daß kein Mensch im Grunde genommen weiß, warum er einen anderen liebt: das gehört mit zu den Unwägbarleiten des Herzens! * Daß mancher Mensch just da aushört zu lieben, wo der andere ansängt: das gehört mit zu den Unwägbarkeiten der Liebe! Daß mancher Geschenke der Liebe ganz anders wertet, als solche der Pflicht: das eben sind Unwägbarkeiten des Schenkens! * Daß dem einen als Glück erscheint, was dem anderen Schmerz bedeutet: das eben sind Unwägbarkeiten des Glücks! * Datz das Geld an der Hand des einen festklebt, während es dem anderen nur so durch die Finger rinnt: das gehört mit zu den Unwägbarkeiten des Geldes!. : * Daß der eine im rechten Augenblick zu schweigen versteht, während ein anderer unbekümmert weiter redet: das eben sind Unwägbarkeiten menschlichen Taktgefühls! * Daß dem einen Familie als höchstes Glück erscheint, wäh rend sie dem anderen größter Zwang bedeutet: daS gehört mit zu den Unwägbarkeiten der Familie!