Volltext Seite (XML)
- AN ver Enttchttetz««g wir» abschlieheuv fest-«- stellt, »atz ein wechrer Friede «nr möglich sei, wen« )ie Gegner Vie verächtliche Lüge von der deutsche« schuld am Kriege aufgebe« u«d datz die Zuweisung eine» ausreichende« LebenSranmes die Voraussetzung für die LedenMhigkeit de» deutschen chtaates ist. Staatsrat und Konkordat. Wird die Beratung vertagt- Die dem Preußischen Staatsrat zugegangene Vor lage zum „Entwurf eines Gesetzes zu dem Vertrag zwischen dem preußischen Staat und dem heiligen Stuhl" (Konkordatsvorlage) wird voraussichtlich am Dienstag die Vollsitzung des Staatsrats beschäftigen. Die Fraktion »er Arbeitsgemeinschaft »es StaatS- rates hat, wie aus Abgeordnetenkreisen verlautet, Vie Absicht, eine Vertagung ver Beratung zu beantragen, »amit inzwischen entsprechende Verhandlungen mit ver evangelischen Kirche ausgenommen werven können. Das Verlangen nach einer Regelung des Verhält nisses zwischen Staat und evangelischer Kirche ist so wohl im Staatsrat als auch bei den Parteien des Land tages sehr stark, und man glaubt, daß ohne bindend« Zusicherungen der preußischen Regierung in dieser Richtung die Verabschiedung des Konkordats nicht mög lich sein wird. GerichtssaaL. 7^ Ein blinder Passagier des Zeppelins wegen Reichsbahnbetruges verurteilt. Der fünfte blinde Pas sagier des Zeppelins wurde vor dem Amtsgericht Tettnang vernommen. Ihm wurde Betrug der Reichs bahn vorgeworfen. Es handelt sich um den 26 Jahre alten Mechaniker Karge, der auch vor Gericht in dem blauen Jackett auftrat. Zuletzt war er im Gastwirts gewerbe tätig und wollte nach Amerika gehen. Die Reichsbahn hat er um 7 Mark betrogen, da er mit einer Bahnsteigkarte von Nürnberg nach München fuhr. Es ist zu vermuten, daß er auch aus diesem Wege von Bremen bis zum Bodensee gekommen ist. In Fried richshafen trieb er sich im Luftschiffbau umher und wurde im Luftschiff, als es am 15. Mai aufsteigen wollte, gefaßt. Der junge Mann wurde zu 24 Tagen Gefängnis verurteilt. Dr. Richter gesteht den Meineid. Nach der Erklärung von Rechtsanwalt Dietrich wurde die Zeugenvernehmung fortgesetzt. Schwester Alovisia, die in der me dizinischen Klinik auf Nachtwache war, sagte u. a. aus, Frau Mertens habe nach der Einlieferung dauernd erklärt, sie sei vergiftet worden. Sie habe einen sehr hysterischen Eindruck gemacht. Schwester Sotheria, die r gleichfalls auf Mchtwache war, gab u. a. an, FräN ' Mertens habe behauptet, Dr. Richter hätte sich bei der Untersuchmm in ihrem Hause etwas auf di« Finger gestreut. Würgemale am Halse habe sie, die Zeugin, nicht gesehen. Der behandelnde Arzt in der Klinik, Dr. Ja- I tobt sagte aus: In der fraglichen Nacht fei Richter ' gleich mit dem Ersuchen an ihn HerangÄMN. einen Einlauf zu machen. Später habe Dr. Mchter die ! Kranke als hysterisch bezeichnet. Frau Mertens habe ' sich ihm gegenüber zuerst sehr cwweisend verhalten. ! Dann habe sie gesagt, sie hätte Brennen im Darm. Weiter habe sie erklärt, Dr. Richter fürchte ihre Aus sage. Der Polizeibeamte sei hei diesen Aeußerungen auf ausdrücklichen Wunsch der Frau Mertens im Zim mer geblieben. ! BergiftuugSmerkmale hätten sich nicht gezeigt. Um Frau Mertens zu beruhigen, fei dann ein Ein lauf gemacht worden. Blaue Druckslecke am Halse habe er nicht gesehen. Dr. Jakobi erklärte weiter, er sei zu dem Schluß gekommen, daß eine psychische Störung vorliege. Deshalb habe er die Ueberführung in die Nervenklinik veranlaßt. Während der Unter suchung sei Dr. Richter ausgeschaltet gewesen. Der Zeuge Müller, der den Kranken-Kraft- wagen begleitete, sagte aus, Frau Mertens habe nicht geduldet, daß Dr. Richter sich in den Wagen setzte. Sie habe dabei das Wort Schuft gebraucht. Auf der ; Fahrt habe sie erklärt, sie sei mit Pralinen ver giftet worden. Bei einer Schilderung der Vorgänge > m der Küche habe Frau Mertens erzählt, Dr. Richter habe sie am Halse gepackt, so daß Tisch und Stühle umgefallen seien. Diese Aussagen bestätigte im wesent lichen auch der zweite Begleiter des Krankenwagens. 1 Die Pförtnerin der Nervenklinik gab an, Frau Mertens habe bet der Einlieferung gerufen, man > solle ihr den Magen auspumpen, sie sei vergiftet. Auch der diensthabende Arzt in der Klinik bestätigte diese Aussage. Nach der Aussage eines weiteren Zeu gen sei Frau Mertens, da ne emen sehr nervösen Ein druck machte, in die Abteilung für Unruhige gebracht worden. Kurz darauf M stz bereits tot gewesen. An Gegenwart ve» vienWueiwen Arztes habe Dr. Rich ter die Leiche untersucht NN» noch eine Darmspülung angeregt. Der Arzt habe da» abgelehnt, va ihm nun mehr über Vie DvveSnttfache Vach schwere Bedenken kamen. Der Angeklagte begründete die Untersuchung der Leiche damit, auch er habe das Gefühl gehabt, daß Frau Mertens eines .unnatürlichen Todes gestorben sei. Die Beschaffung des Strophantin. Der Besitzer der Adler-Apotheke in Bingen, Neu land, gab an, daß Dr. Richter genau 14 Tage vor dem Tode der Frau Mertens das Strophantin bestellt hatte, ein Gift, das außer ihm nie jemand in der Apotheke bestellt habe. Er habe zweimal nach» gefragt. Erst nach langen Bemühungen habe sich daß Gift beschaffen lassen. Dr. Mchter sei von ihm auf die Gefährlichkeit des Giftes aufmerksam gemacht wor den. Dr. Richter habe erwidert, er brauche „nur ein Stäubchen Strophantins um Aetzungen an der Nasenschleincheit ein« Patientin vorzunehmen, die an Geruchlosigkeit litt Das sei eine neue BehandlungSwetse. Im Verlauf der weiteren Zeugenvernehmung be kundete noch eine ehemalige Wirtin ves M, Richter, daß Frau Mertens Richt« mehrere MW besucht habe. Frau Mertens habe ihr gegenüber pft Selbstmordgedanken geäußert. Eme Frau Goe bel berichtete, Frau Mertens habe ihr einmal gesagt« sie habe ein Verhältnis. Der Betreffende wolle aber nicht mehr recht. Wenn sie vaS sicher wüßte, würde sie ihm einen Denkzettel für immer geben und wenn sie selbst dabei zugrunde ginge. Dis Mutter a!Z Zeugin Schluß ver Beweisaufnahme im Richter-Prozeß. Die Beweisaufnahme im Bonner Giftmordpro zeß wurde am Sonnabend abgeschlossen. Zuvor wurden noch einige wichtige Zeugen gehört. Die Mutter der verstorbenen Käte Mertens, Frau Schmitz, die in tiefer Trauer erschienen war, er klärte, daß ihre Tochter an sich kränklich, und ein« launige Natur war und gesprächsweise Selbstmorhs gedanken geäußert habe. Assessor Fries, ein Freund des Angeklagten, sagte aus, daß Dr. Richter! ihm auch von den Selbstmordabsichten der Frau Mer tens erzählt hab«. Er habe darauf Dr. Richter ge raten, er möchte sich hüten, mit Frau Mertens irgend wie allein zusammenzukommen. Der Kriminalsekretär Wüschen, der in der Mordnacht die Leibesvisitation yn Dr. Richter vor- genommen hat, behauptet, die Chlorethylflasche Haos sich in der Rocktasche befunden. Der Angeklagte be streitet mit aller Entschiedenheit, daß er die Flasche in der Rocktasche gehabt habe. Polizeikommissar Kug bekundet, daß Richter auf der Wache gesagt Havel Frau Mertens habe sich selbst getötet, um sich an UM zu rächen. Polizeiwachtmeister Forster berichtet, DL Richter habe am der Wache zu ihm gesagt, FiW Mertens sei anscheinend einem Herzschlag erlegen, Za dem Polizeiwachtmeistei: Mertens hatte Dr, AichtA in der Provinzial-Heil- und Pflegeanstalt gesäM „Denken Sie mal, wie unangenehm für mich, wenn v« Frau wirklich vergiftet wäre, vielleicht hat sie Am selbst Gift besorgt." Die Zeugin Krankenschwsstev Anni Wolf wiederholt nochmals ihre Aussagen, vag Frau Mertens zu ihr gesagt habe: „Dr. Richter mttg mich hrlratcn, oder ich mache ihn nnv mich kaputt " Die Beweisaufnahme wurde nach Vernehmung einiger