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FrüyltngSstimmung gründlich verdorben. Skandal um das Berliner Geburtstagsgeschenk für Professor Ein stein! Die Stadt hat dem Gelehrten nämlich anläß lich seines 50. Geburtstages das sogenannte Kava lierhäuschen nebst dem Park auf dem Gute Neu- Kladow auf Lebenszeit überlassen. Dieses Gut hat die Stadt Berlin vor einiger Zeit von einer Frau von BrandiS gekauft, hat aber vergessen, daß der Magistrat der Vorbesitzerin noch ein Wohnrecht von fünf Jahren zugesprochen hatte. Die Stadt Berlin hat also etwas verschenkt, was ihr vorläufig noch gar nicht gehört! Fritz Reuter erzählt eine ähnliche Geschichte von einem Konrektor AePinus, der dauernd auf sein Ge halt warten mußte, der aber doch der Wirtschafterin Dürten ein Weihnachtsgeschenk geben wollte. Geld war nicht vorhanden. Also schenkte er der Dame seine Manchesterhose, aus der sie sich einen Spenzer bauen sollte. Das „Geschenk" sollte aber erst — eben aus Geldmangel — zu Pfingsten ausgehändigt werden. Da aber war der Hosenboden durchgesessen. Nach dieser kurzen Abschweifung zurück nach Ber lin! Die Sache mit Einstein ist noch nicht zu Ende. Man mußte sich doch aus der Patsche ziehen. Pro fessor Einstein ist ein bescheidener Mensch. Man gab ihm also als „Ersatz" ein anderes Grundstück, das sich hinter dem Wirtschaftshof des Gutes Neu-Kla- dow befindet, aber — unbebaut (!) ist. Es liegt abseits vom Wasser und der Chaussee und ist umgeben von drei anderen Grundstücken, die erst durchquert werden müssen. Die Besitzer von zwei Grundstücken haben bereits den Durchgang abgelehnt, der Inhaber des dritten, der Motor-Jacht-Klub, hat ihn einstwei len (!) gestattet. Armer Einstein! Nun baue dir mit deinen eigenen Zechinen, damit das „Geschenk" erst einmal einen praktischen Wert hat, zunächst ein Haus und dann sieh zu, wie du hineinkommst! Wie wäre es, ivenn du noch „etwas drauf" legen würdest auf die ses „Geschenk" der Reichshauptstadt zur Anlage eines Flugplatzes und znr Anschaffung eines Flugzeuges? Zur Not tät' es ja ein Ankermast mit einem Zeppe lin auch! Der Erfinder der Relativitätstheorie hat Muße, einmal darüber nachzudenken, wie „relativ" Geschenke sein können, die von der Stadt Berlin kom men. Und Berlin wird, einem Gerücht zufolge, dem nächst ein Preisausschreiben veranstalten: „Wie bla miert sich eine Stadt am gründlichsten?" Sieger wird Berlin. Noch über ein anderes Thema zerbricht man sich in Berlin den Kopf. Die alte, gute, dicke Berolina, die als Wahrzeichen der Reichshauptstadt auf dem Wexanderplatz stand, hat wegen der Untergrundbahn arbeiten entfernt werden müssen. Jetzt mag man sie nicht mehr; sie ist „unmodern", weil sie die „schlanke Linie" vermissen läßt. Man wollte die rundliche Dame erbarmungslos einschmelzen. Da bekam es ein Kaffee hausbesitzer mit dem Mitleid zu tun. Er machte der Stadt das Angebot, die „Berolina" für 8000 Mark als Bardame anzustellen. Er will nämlich auf einem Kuryausaruüvstück in Krummensee bei König-wuster- Hausen eine Kaffeeterrasse mit dem Standbild schmük- ken. Vermutlich, um den Bardamen den Anreiz zu geben, wieder mollig zu werden. Arme Berolina! H. D Handelsteil. - Berlin, den 19. April 1939. Am Devisenmarkt hatte der Dollar «inen höheren Kurs. Am Effektenmarkt tvaren auf die Nachrichten von dem bevorstehenden Abbruch der Verhandlungen in Paris die Kurse allgemein schwächer, zum Teil waren die Einbußen erheblich. Später trat jedoch eine Befestigung ein, der eine zum Teil kräftige Erholung folgte. Die Lage am Geldmarkt war unverändert leicht. Am Privat- diskontmarkt waren die Sätze mit 6>/s Prozent unver ändert, ebenso betrug der Reichsbankdiskont KV, Prozent. Am Produktenmarkt waren die Forderungen für Weizen so hoch, daß cs nur zu geringen Umsätzen kam. Roggen war im Preise etwas gedrückt. Mehl lag wiederum sehr still. Die Preise für Hafer waren zu hoch gehalten«. Gerste und Mais blieben ruhig. Devisenmart». Dollar: 4,2135 (Geld), 4,2215 (Brief), engl. Pfund: 20,454 20,494, holl. Gulden: 169,35 169,69, rtal. Lira: 20,08 20,13, franz. Franken: 16,455 16,495, Belgien (Belga): 58,51 58,63, schweiz. Franken: 81,125 81,285, dän. Krone: 112,33 112,55, schived. Krone: 112,57 112,79, norw. Krone: 112,36 112,58, tschech. Krone: 12,473 12,493, österr. Schilling: 59,16 59,28, span. Peseta: 62,17 62,29. Warenmarkt. Mittagsbörse. (Amtlich.) Getreide und Oelsaaten per 1000 Kilo, sonst per 100 Kilo in Reichsmark ab Station: Weizen Märk. 225-227 (am 18. 4.: 225-227). Rogoen Märk. 208-210 (208-210). Braugerste 218—230 (218 bis 230). Futter- und Jndustriegerste 192—202 (192—202). Hafer Märk. 202-208 (202—208). Mais loko Berlin 214 bis 216 (216-218). Weizenmehl 25,25-29,75 (25,25 bis 29,75). Roggenmehl 27—29 (27—29). Weizenkleie 15 bis 15,30 (15,1(^-15,40). Roggenkleie 14,50-14,75 (14,60 bis 14,85. Weizenkleiemelasse 14,50 (15). Raps —(—,—). Leinsaat —,— (—,—). Vittortaerbsen 43—49 (43—49). Kleine Speiseerbsen 28—34 (28—34). Futtererbsen 21—23 (21—23). Peluschken 25,50-26,75 (25,50-26,75). Acker bohnen 22—24 (22—24). Wicken 28—30 (28—30). Lupinen blaue 16,50-17,50 (16,50—17,50), gelbe 22—24,50 (22 bis 24,50). Serradella neue 54—60 (54—60). Rapskuchen 19,50-19,80 (20-20,20). Leinkuchen 22,60—23 (22,50 bis 23,80). Trockenschnitzel 13,40-13,80 (13,60-13,90). Sojaschrot 20,40—20,80 (20,50—21). Kartoffelflocken 18,50 bis 19,50 (19-20). Schlachtviehmarkt. (Amtlich.) Auftrieb: 2574 Rinder (darunter 651 Och sen, 646 Bullen, 1277 Kühe und Färsen), 2300 Kälber, 4790 Schafe, — Ziegen, 9797 Schweine, 52 Auslands- schweine. — Preise für einen Zentner Lebendgewicht in Reichsmark: Ochsen: 19.4. 16.4. 1. Vollfl., ausgem., höchsten Schlachtwerts jüngere 55-57 55-57 altere . . ' — — 2. sonstige vollfleischtge, jüngere 51—54 51—54 ältere , ' — — 3. fleischige ' 47-49 47-49 4. gering genährte 3A-44 39—44 Bullen: , , 1. jüngere, Vollfl., höchsten Schlachtwerts 2. sonstige vollfleischige oder ausgemästete 50-52 47-49 44-46 50-53 47-49 >3. fleischige 44—46 4. gering genährte 42-48 42—44 KUH«: 1. jüngere, voW., höchsten GchlochtWertS 2. sonstige vollfleischige oder quSgemästete 41-45 41-45 33-439 33-39 3. fleischige 26-31 26-31 4. gering genährte Färse« («ar-iuuen): >20-25 20-25 1. jüngere, Vollfl., höchsten Schlachtwert» 2. vollfleischige 51-54 52-54 46-50 46-50 3. fleischige Fresser: 38-44 38—44 1. mW^genährtes Jungvieh 40-46 40-46 1. Doppellender bester Mast —. — 2. beste Mast- und Saugkälber 76-88 78—89 3. mittlere Mast- und Saugkälbe- 60-75 60—75 4. geringe Kälber Schafe: 1. Mastlämmer und jüngere Masthammel 38-55 38-55 Weidemast — — Stallmast 68-69 68—70 2. initiiere Mastlämmer, ält. Masthamm^l 62—66 62—68 3. gut genährte Schafe 53-58 55—60 4. fleischiges Schafvieh 53-60 53—60 5. gering genährtes Schafvieh Schweine: 35-50 36-50 1. Fettschweine über 300 Pfuno — — 2. vollfleischige von 240-300 Pfund 75-76 76-78 3. vollfleischige von 200—240 Pfund ?4-76 76-77 4. vollflcischige von 160—200 Pfund '2—74 74—75 5. fleischige von 120-160 Pfund /0-72 70—73 6. fleischige unter 120 Pfund — — 7. Sauen 67-69 68—70 Die Preise sind Marktpreise für- nüchtern gewogene Tiere und schließen sämtliche Spesen des Handels ab Stall für Fracht, Markt- und Verkausskosten, Umsatzsteuer, sowie den natürlichen Gewichtsverlust ein, müssen sich also wesent lich über die Stallpreise erheben. Marktverkauf: In allen Gattungen ruhig; gute Kälber gesucht. Gedenktafel für den 22. April. 1073 Papst Gregor VII. führt das Zölibat ein — 1418 Ende des Konzils von Konstanz (Anfang 5. No vember 1414) — 1724 * Der deutsche Philosoph Imma nuel Kant zu Königsberg i. Pr. (f 1804) — 1809 Sieg Napoleons über Karl von Oesterreich bei Eggmühl — 1819 * Der Dichter Friedrich von Bodenstedt in Pein« (f 1892) — 1861 * Der ungarische Staatsmann Graf Stephan Tisza in Budapest (s- 1918) — 1913 Die Monte negriner und Serben nehmen Skutari — 1918 Die Deut schen nehmen Simferopol auf der Halbinsel Krim. Sonne: Aufgang 4,51, Untergang 19,7. Mond: Aufgang 17,31, Untergang 4,40.