Volltext Seite (XML)
Rund um die Woche. «Sinter über Land «nv Stadt. — Berliner „Unterwelt^ — Ei» seltsamer Leiche^«-. — Zitronen al« Fahnen- stangenspitzen. — „«anoven-verein-. — Die ich ries. Die Geister... — Ein Alngzeng wird in der Luft ' „gefüttert". Draußen über der verschneiten, im Frost erstarr- len Erde liegt staubfreie, klare, gesunde Winterluft. Dort atmen die Stadtkinder beim lustigen Freiturnen in heiterer Wintersonne Gesundheit und Frische, die das rechte Brot zur Ernährung der staubgefchwächten Lungen darstellen, dort schenkt der Winter die kost bare Gabe, die die Grippe tötet, die Gabe, die nicht nur die Jungen erfreut, die auch di« Alten erquickt. Auch über der Stadt liegt der Winter, auch über der Reichshauptstadt. Dort hat der keusche Schnee ein Leichentuch gebreitet über ein Grab, an das sich eine trostlose Geschichte knüpft, die Geschichte von der Berliner „Unterwelt". Das Grab ist die letzte Ruhe stätte des eltern- und heimatlosen Wanderburschen F. Mörlitz von der ehrsamen Zunft der Maurer, der, nachdem er kaum fünf Minuten im Kreise seiner Zunftbrüder gewellt hatte, bei der berüchtigten Stva- ßenschlacht am Schlesischen Bahnhof von Mitgliedern eines Berbrechervererns erschlagen ward. Das war ein seltsamer Leichenzug, als der Tote zu Grabe getragen wurde! Was an „zünftigen" Wan derburschen in Berlin war, folgte in der Zunfttracht, ! mit Schlapphüten, Zylindern, weiten Hosen, in Hemds- i ärmeln, Aexte und Beile geschultert, dem Sarge. Alle s deutschen Gilden-Stämme waren vertreten mit ihren i Jahnen, auf deren Stangenspitzen — Zitroüen gespießt waren. Und diese Zitronen wurden, als der Sarg der Erde übergeben war, in die Gruft geworfen mit den Worten: „So sauer wie diese Zitrone, so sauer war dein Leben. Handwerksbursche!" Kein Priesterwort am Grabe. Der Abschiedsgruf des Altgesellen war ein Haßgesang, der Rache schwur den „Ganovenvereinen" für di« Bluttat eines ihre, Mitglieder. Und als die „Zünftigen" den Friedhof verließen, da sangen sie ein Lied, das ins Heitere zurttckklingen sollte, das aber unzweideutig eine Dro hung war: „Wenn mer Geld Ham, sind mer lustig, Wenn mer keins haben, sind mer durstig, Rendezvous, Rendezvous, Rendezvous, 25 fremde Zimmerleute reisen zu." Rendezvous! Versammelt euch zum Nachefeld- i zug! — Es ist ein offenes Geheimnis, daß diesmal * -nicht nur 25 Zünftige zureisen, sondern, daß zu den 500, die in Berlin weilen, eine ganze „Wucht" aus ganz Deutschland im Anmarsch ist. Und lvarum dieser Rachefridzug, warum das Todesopfer, warum die Stra- ßenfchlacht am Schlesischen Bahnhof? Darüber gibt folgende Tatsache Ausschluß: Einer der bekanntesten Berliner Strafverteidiger ist von dem Verbrecher verein „Jmmertreu" mit der Verteidigung der ver hafteten Vereinsmitalieder beauftragt worden. Die Deputation, die dech Verkeidiger daS^krudat in aller Form antrug, erzählte, seit zwei Jahren bestünden Streitigkeiten, weil die „Zünftigen > vr immer grö ßerer Anzahl auf den Rummelplätzen austräten, di« »Zmmertreu" und seine befreundeten Organisationen als ihr ureigenes Revier betrachteten. In jener Blut nacht hätten die „Zünftigen" mit Aexten dreinaeschla- gen und — so erklärte ein Delegierter dem Anwalt ganz offen —: „Wo wir gerade den Revolver bei uns hatten, haben wir natürlich losgeknallt." Zur Beantwortung der Frage, ob der Anwalt es' in diesem Falle nicht genau so gemacht hätte wie „Jmmertreu", erklärte er sich allerdings für unzuständig. Also offene Fehde zwischen den „Zünftigen", die sich die „Ehrbaren" nennen, und den Berliner Ver brechervereinen, die aber auch ihre „Ehre" nach ihrer Art haben. Diese Berbrecherorganisationen waren bis her von der Kriminalpolizei geduldet worden, um ständig in Verbindung mit den Rechtsbrechern zu bleiben. Nach außen hin geben diese Vereine als Zweck Sportausübung an. Aber der Sport wird aus geübt, damit man sich bei passender Gelegenheit wehren und den Gegner niederzwingen kann. Im übrigen ist der Zweck der Organisationen, Kollegen, die ,^rlle werden, also die gefaßt werden, im Ge fängnis zu unterstützen, ihnen einen Anwalt zu stellen, ihnen nach ihrer Entlassung aus der Straf haft Unterkommen und Unterstützung zu gewähren. Sonst sind Verdunkelung, Beihilfe und Begünstigung die wesentlichsten, allerdings sehr umschriebenen, Punkte der „Vereinssatzungen". Die Gefahr dieses „Staates im Staate" ist, wie die blutige Nacht in der Breslauer Straße zeigt, grö ßer, als die Gefahr, einmal diesen oder jenen Ver brecher nicht so schnell zu erwischen. Darum hat der Polizeipräsident von Berlin die beiden bekann testen Verbrecherorganisationen, den „Lotterie- und Nergnügungsverein Norden" und den „Sport- und Geselligkeitsverein Jmmertreu" aufgelöst. Die beiden Vereine werden natürlich formell die Auflösung wah ren, aber es besteht die große Gefahr, daß sie sich unter irgend einem Decknamen doch wieder zusammcn- schließen werden. Das ist ein dunkles, aber wahrheitsgetreues Bild aus der „Unterwelt". In der „Oberwelt" sieht cs dafür etwas freundlicher aus. Die Lufttechnil macht immer größere Fortschritte. Das bewies noch in diesen Tagen der Nekordflug des amerikanischen Eindeckers „Question Mark" („Fragezeichen"), der nach einer ununterbrochenen Flugdauer von 150 Stunden 47 Minuten wohlbehalten landete. Diese lange Flug dauer war allerdings nur dadurch möglich, daß man, wie bekannt, das Flugzeug und seine Insassen von einem anderen Apparat aus in der Luft fütterte. Läßt sich diese Art des Tankens praktisch als Norm durchführen — und an dieser Möglichkeit ist nicht zu zweifeln — dann würde das zur Rentabilität des Luftverkehrs wesentlich beitragen. Darum freuen wir uns mit den Amerikanern, unbeschadet darum, daß wir irvtz varaus pno, opy oer oeursche mekoro, den Rtstlcz und Zimmermann ausgestellt Haven, auch durch diesen Rekord nicht geschlagen ist- H. D. ! G-venktaf-l für d«» 14. Januar. ,, ^„1742 -f Der Astronom Edmund Halley in SreenwiL ! ^66)— 1850 * Der Schriftsteller Pierre Loti in Roch? fort-sur-Mer (s- 1923) - 1874 s Philipp Reis, der E» stkwn des Telephons, in Friedrichsdorf bei HombtE» 1Z34) - 1906 f Der Physiker Ernst Mb« in Jenö Soisfons — 1816 (12.—14.) Sieg der Deutschen bei Sonne: Aufgang 8, Untergang 16,10. Mond: Aufgang 10,12, Untergang 10,58. Literatur. Lessing. Ein Gedenkbuch zum 200. Geburtstag. Herausge- geben vom Sächsischen Lehrerveretn. Mit dem Bilde Lessings von Anton Grosfi Preise einzeln 45 Pf., von 50 Stück ab. je 40 Pf., von 100 Stück ab je 35Pf. Albin Huhle, Verlag, Dresden A. 1. Noch rechtzeitig vor dem 22. Januar, dem 200. Geburtstag d«z Gelsteshelden Lessing, erschien die vom Sächsischen Lehrerveretn herauSgegebene Lessingschrift. Gerade dieses Buch ist als Fest- gäbe an Schüler zur Lessingfeier in besonderem Maße geeignet. Es bietet «inen vorzüglichen Klassenlesestoff für die oberen Klaffen der Volksschule, für die Berufsschule: es ist ein wertvolles Schüier- buch für Büchereien und eine treffliche Einführung in das Leben und Schaffen dieses großen deutschen Dichters. ' Geschäftliches. Bergangenhett und Gegenwart am Hohentwiel Im badischen Hegau. Wer in früheren Jahrhunderten den Hohentwiel besteigen wollte, mußte je nach seiner Kraft einen Stein auf die Kuppe des Berges tragen. Herzog Eberhard lil. von Württemberg setzte 1652 das Mindestgewicht eines Steines von 40 Pfund fest. Heute ist die damit ausgebaute Feste auf dem Berg zerfallen, und nur Ruinen zeugen von ihrer einstigen Herrlichkeit. Seit mehr denn 40 Jahren haben im Dienste einer zeitgemäßen Volkswirt schaft kaufmännischer Geist, Arbeitskraft und Kundentreue Stein auf Stein zu einem anderen Riesenbau gefügt, zu den bekannten Maggiwerken in Singen. Hier ist's, wo Maggis Suppenartikel bergestellt werden, und von wo sie ihren Weg zu den Millionen Verbrauchern nehmen. ! Spielplan der Dresdner Theater. Opernhaus: Sonntag, 13. Januar: „Aida" ',27—g.10; Montag, 14.: „Sly" >/28-g.1O: Dienstag, 15.: „Manon Lescaut" P28—g.10; Mitt woch, 16.: „Tannhäuser" '/e?—>/«10: Donnerstag, 17.: „Hoffmanns Erzählungen" V28—g.10; Freitag, 18.: „Die Boheme" >/e8—g.10; Sonnabend, 10.: „Die ägyptische Helena" 1/28—g.10; Sonntag, 20.: „Lohengrin" 6—n.10: Montag, 21.: „Der Troubadour" P28- n.10. Schauspielhaus: Sonntag, 13. Januar: „Schneewittchen" nachm.'/23 Ahr, „Eine königliche Familie" V28—'/411: Montag, 14. Januar: „Philokas", „Der junge Gelehrte" '/e8—p«10: Dienstag, 15.: „Die Verschwörung des Fiesko zu Genua" V28—g.Vell; Mittwoch, 16.: „Eine König- , liche Familie" V28—'/411; Donnerstag, 17.: „Der erniedrigte ! Vater" 1/28—^/«lO; Freitag, 18.: „Die Verschwörung des Fiesko j zu Genua" V28—g.'/ell; Sonnabend, 19.: „Philotas", „Der junge I Gelehrte" '/e8—^10, 3. Morgenfeier: „Lessing" Ve12—g. 1» ! „Schneewittchen" '/e3—'/«5: Montag, 21.: „Minna von Barn- > Helm" -/28--/4II.