Volltext Seite (XML)
Gilbert vertagt die Rückreise, ör will bis Ende Januar in Washington bleiben. — Nene Besprechungen mit Hoover. Nach- einem Telegramm aus Washington hat sich »er Generalagent für die deutschen R^parationszah- ungen Barker Gilbert entschlossen, bis Ende Januar in den Bereinigten Staaten zu verbleiben, um an den Beratungen der amerikanischen Regierung, die sich mit »er unmittelbaren Reparationspolitik befassen,, teil- junehmen. Der Beschluß Parker Gilberts, entgegen keiner ursprünglichen Absicht, seinen Aufenthalt in Amerika auszudehnen, wird allgemein damit erklärt, »aß „Pläne von entscheidender Bedeu- :ung" für das Reparationsproblem in den gegen- värtiaen Konferenzen beraten werden. Der Schleier »es Geheimnisses, der alle Schritte Parker Gilberts in den Vereinigten Staaten umgibt, ist noch nicht ge lüftet. Obwohl er seinen Arbeitsraum im Gebäude »es Schatzamtes in der Nähe des Arbeitszimmers des Schatzsekretärs Mellon genommen hat, bestehen die rmerikanischen amtlichen Regierungsstellen darauf, daß rS sich um keine „offiziellen Beratungen" handele und »aß keine amtlichen Bekanntmachungen zu erwarten leien. Freitag abend hatte Parker Gilbert in Hoovers Privatwohnung eine neue Unterredung mit dem zu- künftigen Präsidenten Amerikas. Die Sachverständigen derGlaubigermächte Die amerikanischen Delegierten noch nicht ernannt. — Owen Uoungs Beauftragung fraglich. Durch den Beschluß der Repärationskommission ivurden in Bestätigung der Vorschläge der alliierten Regierungen folgende Persönlichkeiten zu Mitgliedern des Sachverständigenausschusses ernannt: Für Bel gien Francqui und Gutt; für Frankreich Moreau und Parmentier; für Großbritannien Sir Josia Stamp and Lord Revelstoke; für Italien Pirelli und Su- vitsch; für Japan Kengo Mori und Takasche Aoki. Die amerikanische«» Delegierten werben vurch die deut- sche^Regiernng nnd die Reparationsrommission ernannt Wie verlautet, ist Owen Boung, der als Haupt- delegierter der Vereinigten Staaten in Aussicht ge nommen worden war, erkrankt, so daß seine Ent sendung fraglich geworden ist. Poinear^ will durchhatten! Die Kammer spricht dem Kabinett das Bertranen aus. Die Radikalen wollen weiter kämpfe». Lie französische Kammer hat ain Freitag die Aus sprache über die Politik der Regierung zu Ende ge führt und dem Kabinett Poincare das Vertrauen aus gesprochen. Die Entscheidung über das Schicksal der Regierung, die von dem am heutigen Sonnabend in Paris stattkindenden Ministerrat erwartet wurde, ist oereus sruyer gefallen. Poincarv erklärte nämlich ' ' Knem Journalisten gegenüber, er werde solange auf seinem Posten bleiben, wie er überhaupt in der Kam- ! mer eine Mehrheit habe, gleichgültig, wieviel Stim-- , ! men sie ausmache. Damit flaute das Interesse an i der Kammerdebatte merklich ab. Die Radikalen wollen > ihren Kampf gegen das jetzige Kabinett Potncarä ! - sortsetzen. ! Ermäßigung des Reichsbankdiskonts. ! Von 7 Prozent auf G/L Prozent. In der am Donnerstag vormittag abgehaltenen Sitzung des Zentralausschusses der Reichsbank ist die seit langem erwartete Ermäßigung des Diskontsatzes >»m V-' v. H. auf «Vs b. H. beschlösse« worden. In der Begründung, die vom Reichsbankdirek- i iorium gegeben wurde, heißt es, daß die starke Flüs- ! sigkeit des Geldmarktes und die außerordentliche Ab aahme der gesamten Kapitalanlage am 7. d. Mts. um 700 Millionen NM. gegenüber 548 Millionen RM. ' i. V. und die weitere Abnahme von 100 Millionen ! KM. am 9. d. Mts., an welchem Tage gleichzeitig ein Rückgang des Notenumlaufs um weitere 200 Millionen KM. zu verzeichnen war, nunmehr keinen Anlaß zur geibehaltung des alten Satzes gaben. ' Das Reichs- s iankdirektonum sei sich zwar klar, daß außer der tarken Flüssigkeit des Geldmarktes und der Rücksicht ruf die Entwicklung des Privatdtskonts kein wesent- ichcs Stimulans vorhanden gewesen sei. Mi-rtzE Msr die deutsche Steuerlast. Liu noiwrnvigrs Erfordernis deutscher Außenpolitik. In der jetzt dem Reichstag zugegangenen Be- wünduug zum Steucrvereinheitlichungsgesetz weist der stcichSsinanzminister auf die Notwendigkeit hin, aus mßenpotttischen Gründen eine Steuervercinhcit- ichung vorzunchmen. Aus der für Reich, Länder und Gemeinden in ihrer Gesamtheit mangelnden Verglcich- mrkeit könnten sich schwerwiegende Gefahren ergeben. Politische Rundschau. , — Berlin, den 12. Januar 1929. — Der Chef der Marineleitung, Admiral Dr. h. c. ktaedcr, weilte in Begleitung höherer Marineoffiziere in Hamburg zu Besichtigungen. , — Der Präsident des Danziger Senats, Dr. Sahin, st zur Eröffnung einer Ausstellung in München einge- rofscu. — Der Vorstand des Landesverbandes Hamburg der deutsch nationalen Bolkspartei gibt den Ausschluß des Pfar rers Becker bekannt. :: Trauerfeier für de« Gesa,»dien Dr. Wallroth, flm Krematorium Berlin-Wilmersdorf fand am Freitag ' Ke Trauerseter für den verstorbenen deutschen Ge sandten in Oslo, Dr. Wallroth, statt. Ein überaus zahlreiches Trauergefolge hatte sich versammelt, um , dem Heimgegangenen die letzte Ehre zu erweisen. :: Grzesinski gegen polizeiliche vevormuuvuug. Sei der Einweihung des neuerrichteten Hauses des Breslauer Polizeipräsidiums betonte der preußische Minister des Innern Grzesinski in einer Ansprache, j es sei eines freien Volkes, das sich selbst regiere, nicht würdig, polizeilich bevormundet und gegängelt fu werden. Man könne fast sagen, daß es die Äuf- zabe der Polizei sei, sich sewst überflüssig zu «rachen. Rundschau im Auslande k Der deutsche Botschafter in,Moskau, v. Dirksen, ve- zibt sich in den nächsten Tagen zu einem kurzen Aufenthalt nach Leningrad. § k Der Urheber des Anschlags auf den Generalstaatsan- malt Fachot, Benoit, wurde dem elsässischen kommunistischen Abgeordneten Mureu gegenübergestellt. § Für den Bau eines Aermelkanal-Tunnels zwischen Frankreich und England haben sich 179, dagegen 73 Par lamentarier ausgesprochen; 110 lehnten eine Stellung nahme ab. * Tumult lm Dresdner Rathaus. Erwerbslosenkunögebung vor dem Staötparlament. Das Dresdner Staötverordneten-Kollegium hielt am Donnerstag seine erste Sitzung im neuen Jahr ab. Das frühere Staötverordneten-Präsidium, bestehend -ms einem Sozialdemokraten als Vorsteher und einem Deutschnationalen und einem Deutschvolksparteiler als Vizevorstcher wurde gegen den Widerspruch -er Kommunisten wieöeraewählt. Während der Sitzung kam es zu wüsten Tnm«ltszencn zwischen Sozial demokraten und Kommnniste», die sich wiederholte«, als am Schluß der erst Mitternacht endenden Sitzung die Behandlung mehrerer kommunistischer Agitationss rnträgc abgelehnt wnrdc. An dem Lärm beteiligten M auch die kommunistischen Tribünen-Besucher. Während der Stadtverordnetsn-Sitzung fand eine von. »en Kommunisten veranlaßte Erwerbslosen-KunS- »ebung statt. Die Teilnehmer versuchten, in das Rat haus einzudringen, wurden aber von Polizetmann- fchaften daran verhindert. Steuererleichterungen für Neubauten. — Berlin, 12. Januar. Der WohnungSauSfchnG des Preußischen Landtags beschloß, Neubauten von Grunobuchkosten und Derwaltungsgebühren zu befreie»»; die Wertzuwachssteuer soll beim ersten Verkauf et»ejll Neubaues innerhalb von zwei Jahren nicht erhöbe»» werden. Annahme fand schließlich auch ein Antrag, De die folgenden Jahre ein Wohnungsbauprogramm einen Finanzierungsplan vorzuleaen.