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r gben-ttun-e üntei'kalkivgs-krilsge rur MiKeM-ZMvg (Nachdiit» EbAeK) Auf Deilelvöräe Roman von Fritz Gantz er. (16. Fortsetzung.) zusammen und haderte mit allem. Die Sonne sei uner» träglich heiß, der Wind lästig, das Grün der Bäume und das Blau des Himmels wären zu intensiv. Renate, Lie ihr vorlas, haste, spräche zu laut. Sie war ein Martyrium für ihre Umgebung. Vor dem Schlafengehen, beim Gutenachisagen, fragte sie Renate noch einmal: »Und Du gehst morgen früh wirklich mit?" „2«, es müßte denn sein, daß Du mich brauchst.* Renate hatte ganz entschlossen gesprochen. „So geh nur, geh nur! Nein, ich brauche Dich nicht. . . Ich will Dir ein Vergnügen nicht stören.* In Hast wandte sie sich ab. Renate glaubte ein Stöhnen hinter der hart geschlossenen Tür zu hören. Ab gespannt, zersorgt mit zerquältem Sinn ging sie nach ihrem Zimmer hinüber. Freude? Ach, die empfand sie kaum noch, wenn sie an den nächsten Morgen dachte. Eher beängstigend drückende Furcht. Warum lastete das Leben nur immerfort? Konnte es nicht ein einzige» Mal wahrhaft helläugigen,«leichten Sinnes sein? Und da war ja nun das helläugige Leben, helläugig wie der erwachende Tag, in den das schöne junge Paar rüstig vorwärtsstrebenden Schrittes hineinlief. Ja, so gar helläugig, lachend und frisch, stark und gut. Renate dachte eine weite Reihe von Jahren zurück und suchte auf dem langen Wege, den die Zeit gewandert war, nach einem Tage gleicher Art. Sie fand keinen. Wohl hier und da einmal Sonnentupfen, aber nie ein volles Licht. Nur ganz, ganz' fern, der Erinnerung nicht mehr klar bewußt, ein blanker, blühender Garten voll reiner Sonne: die Kindheit daheim. Aber das war wohl nicht so gewesen, das mochte so gewesen sein. Eine bestimmte Vorstellung hatte Renate davon nicht mehr. Sie genoß daher wie ein Mensch, der etwas völlig Reues erlebt, stand unter dem Einfluß der Stunde als einer solchen, wie sie ihr noch nie beschieden gewesen. Und was war es, das den Tag so helläugig machte, so lachend, frisch, stark und gut? Wo hatte der Strom dieser reinen Wasser sein Quelland? War es nur die Freude am Tage selbst, der in jugend licher Kraft der grauen Dämmerung sich entwand und seine Füße zu herzhafter Wanderung setzte, die Freuds daß sie dieses Tages genießen durfte? Nein. Der Strom der Freude quoll aus dem starken Bewußtsein, einen Menschen an ihrer Seite zu wissen, von dem etwas ausging, da» einer Beruhigung glich, das sie wie «in Gefühl des Geschütztseins, des Geborgenfein» empfand. Unbegrenzte» Vertrauen zu ihm erfüllte sie, ch wünsche, wohl geruht zu haben,* sagte Joachim förmlich. „O nein, gar nicht gut,* klagte Edith sofort. „Ich fühle mich sehr elend... Aber hier ging es wohl sehr lustig zu?" Ihr Blick, wie eine Anklage berüh ¬ rend, traf Renate. Tante Malve runzelte die Stirn. Ja, sie verdarb immer die Stimmung. Sie kam stets wie etwas Graues, Verschüchterndes. Es war schrecklich. „Ja, wir waren fröhlich," sagte sie scharf. „Und Sie sollten das auch sein!" „Ich kann nicht, Fräulein von Eberly," jammerte Edith. „I, das wäre ja noch schöner. Und wissen Sie, was Sie tun ? Sie gehen morgen früh mit!" „Morgen früh? Wohin?" Joachim schieii von der Eigenmächtigkeit Tante Mal» oens nicht besonders angenehm berührt. Und er warf ihr einen heimlichen Blick voll Empörung zu, den Edith zum Glück nicht beobachtete. Höflicherweise lud er Edith dann zum Mitkommen ein. „O nein, ich danke. Das ist mir viel zu früh, Herr von Brandt. Und du, Renate?" Ein schillerndes Funkeln glitzerte wie ein flüchtiger Blitz in ihren Augen auf. „Für dich dürfte das auch viel zu früh sein." Ja, das war die pressende Hand von vorhin gewesen, dt« ihr die Zustimmung zu geben hatte wehren wollen. Diese uneingestandene Furcht vor Edith. Sie dachte an den Tag ihres Kommens. Der Rosen erinnerte sie sich. Was sollte sie tun? Vermied sie eine Wiederholung jener Szene, und blieb sie zurück? Ehe sie entscheidend antworten konnte, sagte Joachim: „VH, Fräulein von Groening scheut sich davor nicht! Sie hat mir schon fest versprochen, daß sie mitkommen wird. Nicht wahr, Fräulein von Groening?* Nun mußte sie bejahen. „So?" Edith nahm geräuschvoll Platz und starrte Renate an. „Dann geh nur mit und erkälte Dich in der kühlen Morgenluft! Ich mag nicht. Aber... ich möchte ich weiß nicht . . . .* Ihre Stimme schwankte. Es war gut, daß Tante Malve eine Ablenkung herbei führte und Edith den Tee eingoß. Nun sagte sie ganz gelassen: „Ich danke sehr, Fräu lein von Eberty." Man sprach nicht mehr über den Spaziergang. Während de» ganzen Tages war Edith einsilbig. Und wenn sie einmal sprach, klagte sie über ihren leidenden Zustand. Apathisch rubte sie in der Hängematte unter den Linden am Herrenhause, zuckte bet jedem Geräusch