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DerantworNi»« Aedaktem: SeNr Seda«. - Druck und Verlag: Sarl Iebn« in Dlvoolviswalve. Montag, am 22. November 1926 92. Zadrgang Nr. 271 PMkzeil« ro «elchSipfemn»»«. «ns-smrd, und »«k1am«nA0 «Ächtpfennig«. Weitzeritz-Jeilung LoaeszeNu«« w>- Anzeiger Nir DWoMswawe, Schmiedeberg «.A «ezugSpril«: Fü« el^n M»nat L ««lchtmark «il Zutrauen, einzeln« Nummern IS ««ichs- ^nelnde-VerbmM-Girokvnl» Nummer , «r. L Ppstscheckvnt. vr«Sd«n »»«. Dieses Matt enthält die amtliche« Bekauulmachunge» -e» Amlshauptmaunfchast.des Amtsgericht» unt -es Sta-trats zu Dippoldiswalde waren Maschine und Beiwagen diesmal aber stark beschädigt, so daß es abtransportiert werden muhte. Das Personenauto konnte nach Klärung der Schuldfrage usw. unbeschädigt die Fahrt fort- seken. Der Führer des Motorrades hatte wieder Glück im Un glück, denn er trug scheinbar nur unbedeutende Verletzungen da von. Noch am abend fuhr er auf dem reparierten Kraftrade weiter. Dippoldiswalde. Seit im Zuni 1920 der AH.-Verband des Vereins „Glück zu!" das Denkmal auf dem Platze vor der Deutschen Müllerschule geweiht hakte, hielt es der aktive Verein „Glück zu!" an jedem Totensonntag für eine Ehrenpflicht, ge schlossen dorthin zu Ziehen und der treuen Toten, denen das Denk mal geweiht ist, und all der Farbenbrüder, die Ler grüne Rasen deckt, zu gedenken. 3m vergangenen Zahre veranstaltete der Militärverein eine ähnliche Feier auf dem Friedhöfe, und dieses Zahr beteiligten sich noch Zungdeukscher Orden „Stahlhelm" und die neugegründele Vereinigung „Germania". Auch nicht korpo- rlerte Besucher der Müllerschule aus dem einstigen Oesterreich- > Ungarn beteiligten sich an der Gedächtnisfeier. Geschlossen zogen die Vereine nach den, Friedhof, wo sie an der Krieger-Begräbnis stätte Aufstellung nahmen. Kamerad-Vorsteher Werner gedachte in kurzen markigen Morten der gefallenen Kameraden und ge- lobte, Latz sie und ihre Taten nie vergessen sein sollten, worauf er einen Kranz mit schwarz-weih-roter Schleife niederlegke. Während dann der Männergesangverein „Eintracht" das Lied vom guten Kameraden sang, senkten sich die Fahnen, enkblösten sich die Häupter. Nunmehr übernahm Verein „Glück zu!" die Spitze und die Vereine zogen nach der Deutschen Müllerschule. Als sich dort vor dem Denkmal die Vereine aufgestellt hallen, dankte Präside Behr vom Verein „Glück zu!" den Zugteilnehmern. Auch er gedachte der Heldentaten unserer Gefallenen, insbesondere der 43, deren Namen der Denkstein trägt, die einst gleich ihnen in Zugendbegeisterung und -freude im Verein gelebt haben. Nicht umsonst sollten sie ihr Blut oahingegeben haben, nach einem freien Deutschland werde Deutschlands Zugend streben. Er schloß mit dem Fichtewort „Du sollst an Deutschlands Zukunft glauben usw". Nachdem er einen Kranz mit Schleife in den Vereinsfarben und anschließend Skadkgutsbesitzer Pinder sinen solchen Im Namen der vaterländischen Verbände und -es Milikärvereins nieüergelegt hakte, bat Präside Behr um kurze Zeit stillen Gedenkens an die Token. Aut dem Marktplätze löste sich dann der Zug auf. — Die Freiwillige Feuerwehr, die Ihren Kriegsgefallenen eine Ge dächtnistafel an der Stadtkirche gewidmet hat, konnte, da sie zu spät von der Gedächtnisfeier erfuhr, ihre Toten nicht hierbei ehren. Sie schmücke die Tafel mit einer Ranke. Am Abend von 6—7 Uhr hielten 2 Steigerführer mit brennenden Fackeln am Denkmal Ehrenwacht. Sicher auch eine sinnige Ehrung. — Am Sonntag wurde in der Aeichskrone von Dresdner Schauspielern das Drama „Der Wilderer" von Fr. Ger stäcker gegeben unter der Spielleitung von g. Burger, -er selbst die Hauptrolle aufs trefflichste darstellte. Von Zügen- auf an das Zagen gewöhnt, kommt er doch mit den moralischen Grundsätzen in Widerspruch. Doch die Leidenschaft siegt. Er wird beim Wildern ertaopt und begeht an dem Forttgehilfen Mord. Ein anderer Wilderer Schöffel, diesmal unschuldig, wird verurteilt. Hierdurch und durch -le Vorhaltungen seiner Geliebten, der Försterstochler, veranlaßt, zeigt er sich selbst beim Gericht an, erschießt sich aber vor seiner Verhaftung. Zn 7 Bildern spielen sich gar ernste Szenen Innerer Kämpfe ab, die von den Darstellern aufs beste vor- geführt wurden. Während allerdings Arth. Bergsträser in seiner Rolle als Förster etwas an Naturwüchsigkeit vermissen ließ, spielte Lotte Klemm seine Tochter den Widerstreit zwischen Liebe und Wahrheit vorzüglich. Schon in seiner äußeren Ausmachung stellte Milly Helm den gerissenen Milderer Schöffel drastisch -ar, und der aufmerksame Forstgehilfe fand in Arth. Georgi einen treff lichen Vertreter, wie auch Hedwig Berger die Martha, Schöffels Frau, in ihrer Not ihre Rolle geziemend vertrat. Am Schluffe lohnte dankbarer Beifall die dargebotene Ausführung. Leider war der Besuch nur ein mäßiger. Der Totensonntag bietet hier eben wenig Zugkraft für Theater. — Die nächste Tuberkulosebesprech stunde findet Mittwoch, am 24. November, vormittags von 10—12 Uhr, Im Diakonat statt. Dippoldiswalde, 21. November. Heute vor 7S Zähren hakt« es in der Nacht so arg geschneit, wie die ältesten Leute sich nicht entsinnen konnten. Zn der Stadt lag der Schnee stellenweise 8 bis 10 Fuß hoch. Fuhrleute blieben mitten In der Stadt Im Schnee stecken und mußten ausaeschaufelt werden. Der Besitzer der Gastwirtschaft Hufe bet Frauenstein, der Fleischermeister Schreiber, erfror auf dem Wege von Reichstädt, wo er ein Kalb gekauft hatte. Die Post von Dresden blieb zwei Tage aus; von hier konnte keine fort. 1'/i Tage kam in Dresden kein Eifen- bahnzug an, nur einer ging ab. Am 21. morgens in Leipzig abgehende Züge kamen trst am 22. nachmittags In Dresden an. Aus der Bauhner Gegend wurden allein 15 Todesfälle durch Er frieren gemeldet. Aehnliche Meldungen kamen von anderwärts. Wiederholt fand man Fuhrleute mit den Pferden erfroren im Schnee. — Fast eine Million Nichtwähler in Sachsen! Nach dem nunmehr feststehenden amtlichen Wahlergebnis stellen die Nicht- wähler auch bei der letzten sächsischen Landtagswahl wiederum die größte Partei -ar. Von insgesamt 3 353 079 Wahlberechtig ten Im Freistaat Sachsen haben nur 2 358 283 Mähler gültige Stimmen abgegeben. Das bedeutet, daß nahezu eine Million Wahlberechtigter Ihre einfachste Slaatsbürgerpfllcht nicht erfüllt haben. Schmiedeberg Gleich wie im Vorjahre, so fand auch diesmal wieder am Totensonntage In unserer Kirche vormittags S Uhr eine zahlreich besuchte musikalische Totenfeier statt. Mitwirkende waren: Frau Adam-Klemm, Konzert- und Oratoriensängerin, Dresden, Mezzosopran: Fräulein Zohanna Machner, Sopran: Lehrer, Mildner, Violine: Erich Böhme, Cello: Gerbard Herrmann, " Wilsdruff, Flöte: ein Kinderchyr und der Chorgesangverein Schmiedeberg: Kantor Große, Leitung und Orgel. Ein Präludium a. Fuge in ^-moll von Zoh. Seb. Bach leitete die Feier ein. Es folgten Solis für Sopran, Cello- und Violin-Vorträge mit Orgel- ; beglettung, desgleichen ein Flötensolo, welch letzteres sich stimmungs- l voll der Orgel anpaßte. Zn Frau Adam-Klemm lernten wir eine i Oertliches und Sächsisches. Dippoldiswalde. Totensonntag, ja. ein Sonnentag wars, als ob die Natur ernstlich einen letzten Kampf mit dem All- berwinger Tod aufnehmen wollte. Ein Sonnentag war es auch im kirchlichen Leben. War die große Anzahl der Besucher des Haupt- qottesdienstes wohl mit trauerndem Gedenken an die lieben Ver storbenen in das Gotteshaus gekommen, so fiel schon aus den Vorlesungen (Psalm 39, 5—8 und 1. Thessalonicher 4, 3) tröstender Sonnenschein in die bangenden Herzen, und das Duett von Mendelssohn: „Herr, zu dir will ich mich retten", mit Orgel begleitung, schön und würdig gesungen von Frau Gottschalk und Frl. Buckel, wies auf den Retter in der Not hin. Lies auch das Hauptlied Är. 622 wieder das Ende bedenken, so träufelte er frischender, im Sonnenschein hell glitzernder Tau aus der Predigt des Pfarrer Mosen, der aus dem Text des Propheten Zesaias 26, 19—20, die Frage: „Was will uns der Totensonntag predigen? also beantwortete: „Er predigt die rechte christliche Trauer, die rechte Hoffnung und das rechte Leben und Sterben." Sonnige Morte waren es, die -er Prediger zu der Gemeinde sprach, als er der gefallenen Helden gedachte, als er die Trauernden zum Gebet in das stille Kämmerlein rief, als er in ihnen die Hoffnung auf die Auferstehung belebte und sie fürs neue Kirchenjahr zu einem neuen Leben einluü. — Auch im Kindergottesdienste wurden die Kleinen an der Geschichte von Zairi Töchterlein mit dem Todes- überwinder bekannt gemacht. — Am Nachmittag lockte der warme Sonnenschein zu einer Wallfahrt nach dem Friedhöfe, wo liebende, dankbare Hände die Grabhügel mit lieblichen und prächtigen Blumengewinden geschmückt hatten. Als um 3 Uhr die Glocken zur Gedächtnisfeier in die Nikolaikirche riefen, hatte sich diese schon so stark, wie selten zuvor, gefüllt, daß nicht alle einen Sitz platz finden konnten. Schon das Anfangslied Nr. 684 „Selig sind des Himmels Erben" richtete die um die Verstorbenen Trauernden zu seligen Ewigkeitsgedanken auf, und als dann Superintendent Michael von der Kanzel aus Markus 15, 47 vorlas und nun an schaulich und warm schilderte, wie der Größte hingelegt ward, als ob es ein Armenbegräbnis sei, wie aber Millionen hingehen und sich aus feinem Grabe von dem Osterlicht bescheinen lassen, da verwandelte sich die Trauer beim Hinschauen auf unsere Gräber In zuversichtliche Hoffnung beim Hinschauen auf Zesu Grab. DeS Herrn Worte: „Zch lebe, ihr sollt auch leben." „Zch bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende;" geben unserer Hoffnung festen Untergrund. Nicht von phantastischen Vorstellungen über das ewige Leben sollen wir uns verwirren lasten, nur Ahnen, Hoffen und Marten der künftigen Dinge geziemt dem rechten Christen. Als Bekräftigung dieser glaubensstärkenden Worte des Geist lichen ertönte vom Kirchenchor schön harmonisch Hauptmanns Arie: „Sei still dem Herrn und wart auf ihn." Zn seiner erbau lichen, herzstärkenden Predigt gedachte Superintendent Michael besonders der im verflossenen Kirchenjahre 61 Verstorbenen aus der Kirchgemeinde, von denen die größte Zahl das 60. Lebensjahr überschritten hakte, wie er auch mit Worten dankbaren un ehrenden Gedenkes die Blicke der Gemeinde auf die Heldengräber Im Zn- und Auslande lenkte. Als die so in Glauben und Hoffnung neu gestärkte Gemeinde das Gotteshaus verließ, emp fingen sie Klänge des Posaunenchors, der schon am Sonnabend vom Turme aus das Totenfest eingeleitet hatte. Dabei lehrten die Strahlen -er untergehen-en Sonne: „Auch der Totensonntag Ist «in Sonnentag, wenn ihr Glaube, Lieb«, Hoffnung nicht verliert." — Zn der Nacht zum gestrigen Sonntag, gegen >/-11 Uhr ist auf -er Fahrt nach Maller beim Nehmen der Kurve über die Vorsperrmauer das Auto II 23743, der Firma Ellinger L Geißler In Dorfhain gehörig, das mit 3 Personen beseht war und von Fabrikbesitzer Ellinger selbst gesteuert wurde, von der Straße nach rechts abgekommen, hat zunächst drei Felder -es «isernen Geländers überfahren, Hot sich dann vollkommen Über schlagen und bis an die Achsen Im Geröll eingegraben, so daß «s aufrecht in der großen Talsperre, am Fuß« der Vorsperr mauer stand. Die Beschädigungen, die eS erlitten, sind verhält nismäßig gering, nur einige Glasscheiben sind entzwei, die Schuh scheibe ist sogar noch ganz, der Kühler und die Kotschüher sind verbogen, auch das Verdech zeigt an einer Seite einige gering fügige Beschädigungen. Ein großes Glück für die Mitfühlenden war eS jedenfalls, daß der Stauspiegel zur Zelt nicht bis herauf reicht: wäre die Sperre voll gefüllt gewesen, so kam sicher nie mand mit dem Leben davon. So hatten sie nur geringfügiger« Verlehungen davon getragen. Ein nachfolgendes Auto brachte sie sofort nach Dippoldiswalde zum Arzt. — Zm Laufe des Vor mittags traf der Kriminaldienst aus Freiberg an der Unfallstelle ^n, die alsbald polizeilich abgesperrt wurde, und machte eine Reihe photographischer Aufnahmen. Das Auto wurde Sonntag mittag '/«12 Uhr auf die Straße gebracht und abgeschleppt. Später fuhr es mit eigener Kraft weiter. l - Nm Sonnabend abend in der 6. Stunde hatte ein tsche- Alcher Automobilist mit einem amerikanischen Motorrad mit Beiwagen „Zndian"), von Allenberg kommend, doppeltes Pech. Uienlge hundert Meter vor Oberhäslich streifte er mit dem Fuh- iind dem linken Bein die Wagenachse einet ihm begegnen den Geschirres. Durch das Streifen wurde der Motorradfahrer vom Rade geschleudert und landete unfreiwillig auf der unge- polstertrn Straße, ohne Schaden zu leiden. DaS führer- und herrenlos« Motorrad mit Belwag«n hingegen fuhr indessen im vollen Tempo durch den Straßengraben in der Wiese weiter bis mn Hlnternis das Vorderrad wieder nach links steuert« und di« Dichtung nach der Straße nahm, bis der tiefe Straßengraben dem Kraftrad ein Halt gebot. Der Motorradfahrer, vom ersten Schreck erholt, konn »e nun sein „gebändigtes" Krafkroß wieder in Empfang nehmen und mit Hilse des Geschirr führerS auf die Straße bringen. Zu seiner größten Freude war auch!,einem - rvagen bei dieser unfreiwilligen, herrenlosen Fahrt nichts rüge- i stoßen und konnte seine Fahrt wieder fortsehen. Zn Oberhäslich ! an der Kurvt bei Schlades Bäckerei wollte er «in Geschirr über- yoien und stieß dabei mit einem von Dresden kommenden ! Per onenau o zusammen. Nur dadurch, daß der Führer des ! bremste und so die Wucht des Zusammen- j stoßes herabminderte, wurde größeres Unheil verhütet. Trotzdem ! geschulte Sängerin mit voller, klangreiner Stimme kennen, di . besonders in der Händelschen Arie „Zch weiß, daß mein Erlöser lebt" so recht zum Ausdruck kam. — Aber auch der Klnderchor, sowie vor allem der hiesige Chorgesangvereln, setzten ihr bestes ein und verdienen volle Anerkennung. Nach einer erbaulichen Ansprache des Ortspfarrers, Gebet, Segen und Gemeindegelang verließen die Zuhörer mit innerer Befriedigung das Gotteshaus. Daran schloß sich Trauergeläute für die gefallenen Krieger. Allenberg. Am Donnerstag gegen Abend verübte ein jugend licher Hausierer in dem Reuterschen Hause am Friedhöfe einen frechen Diebstahl. Während sich die beiden Bewohnerinnen in der Küche befanden, drang er in die Oberstube ein, durchwühlte die Betten und Kommode und hieß eine silberne Damenuhr und 3 Hemden mitgehen. Der vermutliche Dieb ist auf dem Wege nach Geising zu gesehen worden. Freital. Auf der Wilsdruffer Straße fuhr auf einen dort wegen Motordefekt haltenden Lastkraftwagen der Feldschlöhchen- Brauerei in Dresden, der durch Licht ordnungsmäßig gesichert war, der Motorradfahrer Dürichen aus Potschappel mit voller Wucht auf, wobei ihm der Schädel eingeschlagen wurde. Er war sofort tot. Auf dem Soziussitz saß der Modelltischler Walther Riechardt aus Wurgwitz. Er wurde zwei Meter weit sort- geschleudert und erlitt eine schwere Gehirnerschütterung und zwei Kopfwunden. ES ist durch die Polizei festgestellt, daß kein Dritter die Schuld trägt. D. ist als schneller Fahrer bekannt gewesen. Dresden, 20. November. Die Nachrichtenstelle In der Staats kanzlei teilt mit: Entgegen anders lautenden Meldungen kann mitgeteilt werden, daß sich daS Befinden des Ministerpräsidenten in den letzten zwei Tagen gebessert hat, so daß die Hoffnung be steht, daß er, wenn auch der Aeilungsprozeß noch längere Zeit andauern wird, doch in der Lage sein wird, vor dem Zusammen tritt des neuen Landtages seine DIenstgeschäste wieder aufzu nehmen. — Die Aufsichtsbeamten der Gesangenen-Anstalt in Dres den, die Oberwachtmeister Karl Fischer und Richard Göbel, hatten sich vor dem Gemeinsamen Schöffengericht wegen Ver letzung der Amts- und Dienstpflichten zu verantworten. Beide Angeklagten hatten Gefangenen Erleichterung gewährt, und zwar u. a. durch Schenken von Zigaretten, Streichhölzern, Eßwaren, ferner hatten sie Briefe befördert, ohne durch die Kontrolle gehen zu lassen. Als Gegenleistung sollte Göbel ein Darlehn für seinen Schwager und Fischer ein solches für sich erhalten. Das Urteil lautete für Fischer wegen Amtsverbrechen unter Zubilligung mildernder Umstände auf 4 Monate Gefängnis. Göbel wurde frei gesprochen. Meißen, 20. 11. Zn der vorgestrigen Stadtverordnetensihung wählte das Kollegium als Nachfolger des In den Ruhestand gehenden Oberbürgermeisters vr. Ay den ersten Bürgermeister Or. Busch in Sommerfeld in Schlesien mit 20 von 37 abgegebenen Stimmen. Gegen den von der stärksten Fraktion, der Wirtschaft lichen Vereinigung, vorgeschlagenen Kandidaten stimmten die Sozialdemokraten und Kommunisten, deren Antrag, die Wahl dem neugewählten Kollegium zu überlasten, abgelehnt wurde. Auch ein Protest sozialdemokratischer Stadträte beim Kreisausschuh gegen die Wahl, Ist abgelehnt worden. Chemnitz. Znfolge Lösens des Befestigungseisens eines Lauf brettes brach aus einem Dache der Glölaer Straße ein Schornstein feger während des Effenkehrens mit dem Laufbrett auf daS steil abfallende Dach durch und rutschte dieses hinab. Zum Glück gelang es seiner Geistesgegenwart, sich an einem Dachaufbau im letzten Augenblick noch festzuklammern. Man alarmierte sofort- zu seiner Befreiung die Feuerwehr, doch war er vor deren An kunft bereits geborgen. / Taura, 20. 11. Auf dein steil abfallenden Tauraer Berge verlor ein aus Glauchau stammender junger Mann die Gewalt über sein Fahrrad und fuhr den hier wohnhaften Franz Zschille an. Während der Angefahren« mit einer stark blutenden Kopf wunde und einer Gehirnerschütterung davon kam, konnte der ge stürzte Fahrer nur als Leiche aufgehoben werden. Zwickau. Auf dem Tiefbauschacht des Erzgebirgischen Stein kohlenaktienvereins war der 30 Zahre alte verheiratete Berg praktikant Ludwig Loose unter Tage mit Sprengarbeiten be schäftigt. Dabei ging ein Schuß vorzeitig los und verletzte den Beamten am Kopfe derartig schwer, daß alsbald der Tod eintrat. Plauen. Ein hiesiger Kaufmann erlitt beim Abspringen von einem Güterwagen eine Verletzung am Fuße, die schließlich eine Blutvergiftung zur Folge hatte. Trotz aller ärztlicher Be mühungen ist der Bedauernswerte daran gestorben. Neustadt. Grober Unfug an der Kirche ist vor kurzem verübt worden. Das Schloß des Zaupttores war eines Sonntags früh voller Steine gekeilt worden und muhte erst vom Schlosser ge reinigt werden. Zn der Woche fand man vier Fensterscheiben ein geworfen. Die Steine fand man in der Kirche. ES ist nicht das erstemal, daß solches geschieht. Löbtau. Zwei anscheinend „schwere Zungen", die sich im Besitze von Waffen und Munition und reicher Geldmittel be fanden, sind am Freitag hier beim Zechen verhaftet worden. Viel- seicht sind es dieselben Personen, die unter Benützung der Uniform eines Schupobeamten in einigen Orten der Oberlausih wiederholt angeblich falsches Geld beschlagnahmten. «'»»«nkerg. Der 30 jährige verheiratet« 6chl»stergehilfe Zosef Pfeifer aus Wetzwalde stand wegen Totschlags vor de» Neichenberger Schwurgericht. Nach einer reichlichen Trinkerel kam Pfeifer In einem Krahauer Gasthause mit dem GelegenheitS- arbeiter Rupert Lenz, einem hünenhaften Bvhmerwäldler In Streit und wurde von Lenz geohrfeigt und niedergeworfen. Der' im trunkenen Zustand ungeheuer jähzornige Mensch sprang auf und stieß dem Lenz sein langes Mester b>S anS Heft in die Brust. Nach wenigen Augenblicken verröchelte der Hüne. Der Ver handlung ergab für den Totschläger ein sonst günstiges Leumunds zeugnis, für den Ermordeten, «inen Nichtstuer und Trinker, der seine hungernde Familie in Skich lieh, «in recht trübes Bild. Die Verhandlung endete mit der Verurteilung des Pfeifer zu zwei Zähren schweren Kerker und Zahlung von je 25 Kronen monatlich für die Kinder des Ermordeten bis zu ihrer Selbst- erhalkung.