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229. Montag, den 2. Oktober, abends. 1893. Gr H U«1l kO ke, ixt M !»i»«rl. ckvutsok«» ko,»«»»t»tt«> «u„ertr»Il> «I«» a«ot«l»«a K«iet»«» »ritt ko«t- u«6 8te«p»>»u-:t»l»s Ku»«, liowwsro: 10 kk >i äs» U«um «iu«r ^s»p«It«ller» L«l« ^Isi»« ^nN 20 ?k. ttots- „kmssvxoüt" äi« 2«li« L0 kk. A«> ^»b«Ueo - uvci H»tk«rv,^t2 eat»pr. "r-eNelne«! »-Uck mit Xuiaaiiw« ,1er 8can- u. poiect»^ »deoä«. kvn»»pr»ck-^v»eklu«: Kr. ILVä. DreMerÄaumal. Für St« S«larntt«tt»n- verantwortlich: t)ofrat Otto Banck, Professor der titteratur- and Kunstgeschichte. L»»4km« ec» L»»v«äl»»»x«i' »»»«LM«, Nowmixiouür <isi Drcxtuvr lau-»»!»; u«»d«r« >»rlm V».« l^ip»^ ?r«»k1«n «. U.: //aa»<n^c,« <e L«rli» V>«»H»wdiuA kr»^ r-»tp,>G rrnktml ». N. Nüiud«»: /tuct. k»rt» U»«äo» LirU» er»»KN>rr «. <7o., >«rUs: /»>i u/itten<t<»«t, >r«il»a: <7. Lc/iü«r^, U»U, /. Laect «0 LÄ. ller»u»Geb«rr Nüoigl. Lipeäittoa «t«, vresäoer ^oarrutt«. I>r«»tiea, ^vin^ersir. SO. k«rn,x>r«ck-^osckia»»: Ur. iLNK. Amtlicher Teil. Dresden, 2. Oktober. Se. Majestät der König Raben Allergnädigst geruht, dem Präsidenten deS Ober» Kandesgeiicht» Friedrich Alfred Degner bei feinem wvcitritte in den Ruhestand das Großkreuz vom Mlbrechtsorden zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge- Ruht, den Hilfsarbeiter bei der KreiShauptmannfchast IZnuckau, RegierungSrath vr. Carl Constantin Hem- Rel, zum AmtShauptmann in Glauchau zu ernennen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge- Ruht, den Regierungsrath l)r. jur Albrecht Otto Mulms Steinert bei der Kreishauptmannschaft zu kTreSden zum AmtShauptmann in Freiberg zu er- Rennen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge- Ruht, dem bisherigen Kanzleivorstande beim Statistischen Aureau im Ministerium des Innern, Kanzleirath Rüchtzer, das Ritterkreuz ll. Klasse vom Verdienst- »rden zu verleihen. Bekanntmachung. Im Auftrage der unterzeichneten Ministerien wird «uch in diesem Jahre an der Königlichen Forstakademie lzu Tharandt ein LehrkursuS für künstliche ^Fischzucht durch den Profesfor vr. Nitsche ab- k-gehatten werden. Derselbe beginnt Donnerstag, den 16. November, Nachmittags 5 Uhr -und schließt Sonnabend, den 18. November, Nachmittags 6 Uhr. Der Kursus wird, wie früher, auS praktischen Uebungen und Vorlesungen bestehen und Jedermann unentgeltlich gegen einfache Einzeichnung de» Namen» in die an Ort und Stelle ausliegende Liste zugäng lich sein. Dresden, den 26. September 1803. Die Ministerien der Finanzen und des Innern. von Thümmel. von Metzsch. Nichtamtlicher Teil. Telegraphische und telephonische Aach richten. Königsberg i. Pr., 2. Oktober. (Tel. d. TreSdn. Journ.) Ihre Majestät die Kaiserin trafen heute früh 8 Uhr 45 Mia. von Trakehnea hier eia und fuhren nach kurzem Aufenthalt nach Berlin weiter. Buda-Pest, 2. Oktober. (Tel. d. DreSdu. Journ ) Nach übereinstimmenden ZeitungSwrldvngen soll der Vizepräsident deS Abgeordnetenhauses, BokroS, einen Selbstmord begangen haben. Barcelona, 2. Oktober. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Am Palast« der schönen Künste wurde eine Dya«- mitbombe gefunden. — Der Marschall CampoS verließ gestern daS Bett. Saint Etienne, 2. Oktober. (Tel. d. DrcSdn. Iouru.) Eine Versammlung von Bergarbeitern beschloß, sich an dem Generalstreik zu beteiligen. Der Streik beginnt nach erfolgtem Einvernehmen mit den Bergarbeitern der anderen Becken Manchester, 2. Oktober. (Tel. d. Dresdn. Journ) Die Polizei zerstreute ein von der Anaichistengruppe Manchesters eivberufeneS Mee- ting. Die Polizei wurde angegriffen, einige Po- liziftcn verwundet, vier Anarchisten verhaftet. Kunst und Wissenschaft. Lady Sibylle. Erzählung von E Schroeder. 52 (Fortsetzung.) „Ich hatte es schon als Kind lieb," erklärte Sibylle, „und Tante Blanche, eine Schwester meiner Mutter, der eS gehörte, hat er mir in ihrem Testa mente vermacht." Mit dem schweren Eisenring, den ein Löwenkopf im Maul hielt, klopfte sie zweimal an die Thüre und Waldstedt war es zum Verwundern, wie ihre schlanke Gestalt zu wachsen schien, wie sie der alten Frau gegenüber, die jetzt devot knixend auf der Schwelle erschien, im Nu die Miene und den Ton der gnädigen Herrin gefunden hatte. „Liebe Mason" bemerkte sie, „wir sind naß ge worden." „Naß geworden — Mylady?" jammerte die Alte und warf einen Blick zum Himmel empor, der deut licher als Worte sagte: „Eine solche Rücksichtslosigkeit hätte ich dem Himmel nicht zugetraut!" „Nun bei dem Wetter", lächelte Sibylle, „war e» wohl nicht ander- zu erwarten. Es ist auch gar kein Unglück. Seien Sie nur so gut und zünden Sie uns im Salon daS Kaminfeuer an." „Aber gewiß, Mylady — im Augenblick, My lady !" Die Dienstfertige eilte schon fort, da mahnte Wald stedt Sibylle — „Sie sollten, wenn irgend möglich, die Schuhe wechseln." Kopenhagen, 2. Oktober. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Der Graf von Paris ist heute früh nach Kiel abgereist. Buenos AyreS, 2. Oktober. (Tel.d.DreSdn. Journ.) Nosario kapitulierte, die Anführer der Aufständischen wurden gefangen genommen. Dresden, 2. Oktober. Fremdenpolitik und Chauvinismus in Frankreich. Die sommerliche Stille der europäischen Politik hätte es erwarten lassen, daß ein so wichtiges Gesetz, wie das neue französische Gesetz, betreffend den Aufent halt von Ausländern in Frankreich, mehr Beachtung gefunden hätte. Zunächst soll die französische Arbeiter schaft dadurch geschützt werden vor dem Wettbewerbe anspruchsloserer Ausländer. D e Art und Weise, wie dies nun bewerkstelligt wird, widerspricht unseres Er achtens durchaus den internationalen Verpflichtungen, die Frankreichs Handelspolitik auf sich genommen hat. Solange der Chauvinismus Frankreichs sich in ge wissen Grenzen hält, haben die Nachbarstaaten, so un erwünscht jene Exzesse des französischen National gefühls ihnen ost fein mögen, keinen formellen Anlaß zum Proteste. Anders aber verhält eS sich, wenn dieser Chauvinismus auch die letzten Schranken der internationalen Gesetze, der Verträge durchbricht. Die Meistbegünstigung, die Frankreich unserem Reiche, wie zahlreichen anderen Ländern zugestanden hat, betrifft nicht bloß den beiderseitigen Waren-, sondern auch den Menschenverkehr! Mit dem neue» Besitze, „betreffend drn Aufenthalt von Ausländern in Frankreich und den Schutz der inländischen Arbeit", wurde diese Verbind lichkeit nun insofern verletzt, als die Behandlung des Frrmden nicht mehr gleichmäßig mit der des fran zösischen Staatsbürgers erfolgt. Das Prinzip der Meistbegünstigung erstreckt sich bekanntlich ja auch darauf, eS verlangt, daß der Ausländer in seiner wirtschaftlichen Thätigkeit ebenso günstig wie der eigene Staatsbürger behandelt werde. Do» neue französische Gesetz hat diese Forderung der paritätischen Behand lung empfindlich verletzt und um so nötiger erscheint eS, die Aufmerksamkeit weiterer Kreise darauf hinzu lenken. Ausländer, die nicht wünschen, die französische Staatsbürgerschaft zu erwerben, müssen von nun ab in der Gemeinde, in der sie beruflich, wenn auch nur ganz kurze Zeit, thätig sein wollen, einen Jmmatti- kulationSschem einholen. Binnen längstens acht Tagen nach ihrer Ankunft haben sie sich vor der betreffenden OrtSbehörde zu legitimieren. Überdies muß dieses Attest bei jedem Aufenthaltswechsel amtlich vorgewiesen und vidiert werden. Diese überaus chikanöse Prozedur ist zudem an sehr kurze Frist gebunden, nur zwei Tage find dafür gegönnt. Wer sich mit dieser Meldung verspätet, oder wer sie vollends gar nicht erstattet, ver fällt in Geldstrafe bis zu 300 FrcS., ja, der franzö sischen Behörde wird in solchem Falle auch daS Recht der Ausweisung gewährt, und auch der Franzose, bei dem rin solcher Fremder beschäftigt «ar, wird empfind lich bestraft. Dieser letztere Umstand allein würde schon genügen, dem neuen Fremdengesetze genaueste Beachtung zu sichern Dazu kommt aber nun noch, daß daS fiska'ische Interesse der dortigen Gemeinden mit ins Interesse gezogen wurde: der StrasenerlöS fällt nämlich den Gemeindekassen zu. Man begreift, daß die französischen MaireS um so williger auf die Einhaltung aller der neuen Chikanen achten werden, mit denen die Fremdenpolitik Frankreichs die tempo rären Einwanderer bedacht hat. Wir haben nur einen Teil der Bestimmungen deS neuen Gesetzes angeführt. Sie allein kennzeichnen die Tendenz und Bestimmung desselben schon ganz ge nügend. Die französische Regierung wollte das An- genehme mit dem Nützlichen, Chauvinismus mit Sozial politik verbinden! Die deutschen und italienischen Arbeiter und Gewerbetreibenden sollen aus politischen und ökonomischen Rücksichten daran gehindert werden, so zahlreich wie bisher zum zeitweiligen Aufenthalte nach Frankreich zu kommen Man denke an da» Blutbad von AigueS MorteS! Die armen Italiener, die ihr Leben dort einbüßten, fielen ebensosehr dem Chauvinismus wie dem Brotneis ihrer französischen BerufSgenossen zum Opfer. Je schärfer sich der Lohn- kamps zuspitzt, je mehr er internationalen Charakter annimmt, umso höher steigert sich die Verbitterung der Kämpfer. Die Sozialdemokratie verdammt den mo dernen Krieg, der aus politischen Gründen geführt wird, aber sie vergißt, wie eS scheint, daß auch der internationale Arbeiterverkehr, die tiefgehenden Unter schiede in den Lohnansprüchen der verschiedenen Natio nalen solche Kriege entstehen lassen Der Kampf um den politischen Bestand ist auch heute oft, ja zumeist nur der Streit um die wirtschaftliche Existenz. Die nationale Abneigung des Deutschen gegen den Slaven wurzelt ja in gleicher Weise vielfach nur in Wirtschaft lichen Jnstinkren. Frankreich hat es seimrzeit gewagt, die Einführ ung einer Fremdensteuer vorzubereitrn. Diese Absicht wurde noch rechtzeitig aufgegeben, sie hätte schließlich ja an dem einmütigen Einsprüche aller Auslands staaten scheitern müssen. Nun will man sich, scheint eß, mit Geringerem, weniger Auffälligem bescheiden — aber eS ist unbestreitbar, auch schon diese Vexationen werden viel dazu beitragen, die zeitweise Einwandrr- ung fremder Gewerbs- und Handelstreibender nach Frankreich bedeutend einzuschränken. Die kompliziert veranlagte AuSweiSpflicht, wie sie dem in Frankreich thAtigen Fremden nun auferlegt wurde, wird that- sächlich deren Zahl wesentlich einschränken. DaS neue Gesetz eröffnet so zahlreiche Gelegenheiten zur Ver hängung von Geldstrafen und zur Ausweisung aus Frankreich, vollends gegenüber den gesetzunkundigen, weniger unterrichteten ausländischen Arbeitern, daß diese eS vorziehen werden, dem französischen Boden möglichst ferne zu bleiben. Bezweckt diese- neue Fremdengesetz also vor allem, dekk Chauvinismus und der KonkurreMfurcht des Franzosen zu frönen, so ist dies allein wohl schon genug, um ihm die nachdrücklichste Prüfung der AuS- landtstaaten zu sichern. Dazu kommt freilich noch, daß die neue Fremden Politik Frankreichs bei allem Chauvinismus und Revanchkeifer sich bemüht, die gehaßten Fremden für Frankreich zu gewinnen. Tas Gesetz vom Juni 1889 erleichtert die Erwerbung der französischen Staatsbürgerschaft aufs möglichste. Nur der fremde Einwanderer scheint also willkommen, der Franzose werden will, der anderen sucht man sich in auffallend kräftiger Weise zu entledigen. Vielleicht beruht dies auf ter viel zu langsamen BevölkerungS- zunahme in Frankreich! Es ist bekannt, daß im letzten Jahrfünft die Bevölkerung Frankreichs sich nur um etwa eins per Mille erhöhte, während der Zu wachs bei uns etwa 1,1 l per Hundert betrug. PopulationSpvlitik und Chauvinismus stoßen da scharf aufeinander und sie finden schließlich darin einen Ausgleich, daß sie nur den Fremden nicht zum Lande hinauSchikanieren, der einwilligt, sein Vaterland zu verleugnen und Franzose zu werden. Wer auch nur die Absicht zur Naturalisation äußert, wird auf fünf Jahre mit den Bürgerrechten des Franzosen bekleidet und bleibt derart von den Vexationen des neuen Gesetze- befreit. Ja, diese Naturalisation selbst tritt schon nach einem Jahre ein, falls der Fremde sich mit einer französischen Staatsbürgerin vermählt! „Wirklich?" meinte sie lächelnd „Sie werden sich sonst vielleicht erkälten." „Mason", rief Sibylle, „wollen Sie mir ein Paar Schuhe leihen ?" „Meine Schuhe?" stotterte die Alte ihren Ohren nicht trauend. „Meine schlechten Schuhe für Mylady?" „Wenn Sie so gut sein wollen, Mason!" „Aber Mylady werden mit beiden Füßen in einen meiner Schuhe hinein können!" „DaS macht nicht-! Geben Sie nur her!" tröstete Sibylle. Auf eine Thür zur Linken deutend, setzte sie hinzu: „Wenn Sie da drinnen einen Augenblick auf mich warten wollen, Herr Waldstedt, ich bin sofort wieder zurück!" Damit folgte sie der Alten und Waldstedt trat in einen Raum, der an ein Puppenstübchen erinnerte. Hier war, geschmackvoll genug aufgestellt, da- Mobiliar, das man in einem wohleingerichteten Salon zu finden erwartet, aber eS schien so fein, so klein, so überzier lich, daß Waldstedt wenigsten- keinem der Stühle und Sessel seine gewichtige Persönlichkeit anzuvertrauen wagte. Daneben hatte er da« Gefühl, er müsse immer fort den Kopf ein wenig ducken, um nicht unversehens gegen die Decke zu stoßen Es ward ihm im Laufe von wenigen Minuten so ängstlich beklommen zu Mute, daß er gerade im Begriffe war, einr- der Fensterchen aufzuwerfen, al» Sibylle eintrat. Sie mußte sich in ihrem eigenen Heim wohl recht behaglich fühlen, denn ihre Befangenheit war so vollständig überwunden, daß sie noch auf der Schwelle in ein heitere- Gelächter au»brach. Da« klang so voll, so warm au» dem Herzen herauf wie ihre Stimme, wenn sie sang, und * es war ihm so neu, so unerwartet, daß er daS Fenster ließ und fast erschrocken sich umkehrte. „Verzeihung!" bat sie. „Ich mußte unwillkürlich an Gulliver im Lande der Liliputaner denken!" „Ungefähr stimmt das Gleichnis," gab er lächelnd zu „Es ist merkwürdig," sagte sie, erstaunt um sich blickend, „KarSbrooke ist doch auch hochgewachsen, aber niemals ist mir daS Zimmer zu klein für ihn vor- gekommen! — Nun werden Sie von Ihrer stolzen Höhe auf mein winziges Reich herabsehen?" „Durchaus nicht," scherzte er, „ich kann auch be wundern, was ich nicht anzutasten wage." „Lassen Sie nur!" lachte sie. „Es hat gar keine Gefahr. Sie dürfen sich sogar setzen." „Nein, wirklich?" „Wahrhaftig! Sehen Sie, hier ist Karsbrookrs Sessel — dem können Sie schon trauen." „Ich tbue besser," sagte er, sich auf einen anderen niederlassend, „ich traue Ihrem Wort" Sie hatte ihm gegenüber platzgenommen und schickte nun daS Auge noch einmal durch da» Zimmer „Begreifen Sie, warum ich daS alles so schön ge funden habe, mein Lebenlang?" fragte sie plötzlich. „Ebenso wohl," antwortete er, „wie ich begreife, daß sich Marie Antoinette aus den Riesensälen von Versailles gar zu gern in die Puppenstübchen des kleinen Triauon flüchtete." „Da» ist'»," nickte sie, „der Kontrast! Diese end- losen Räume und öden Korridore bei uns — mein arme-, schwache» Mütterchen hatte einen Weg von fünf Minuten, um von ihrem Schlafgemach in unser Kinderzimmer zu gelangen — und nun bei Tante Blanche hier rn Myrtle Cottage alles so hübsch Man sieht, daS Naturalisationsgesetz und daS neue Fremdengesetz ergänzen sich in ganz auffallendem Maße! Der Deutsche oder Italiener, der, sei es auch nur für kurze Zeit, Frankreich berufshalber besucht, wird von jetzt ab vor die Wahl gestellt werden, sich entweder „nach berühmten Mustern" (Rußland!) zum Lande hinaus quälen zu lassen oder — Franzose zu werden. Wir bezweifeln eS, daß dieses Vorgehen so ganz widerspruchslos hingenommen werden muß. Wir erwarten vielmehr, daß die Regierungen vor allem der Dreibundstaaten und die Schweiz darauf dringen werden, dieser differentialen Behandlung der BerusStreibenden des Auslandes in Frankreich ein Ende zu machen, denn die neue Fiemvenpolitik ver bindet die Verfolgung des Ausländers mit dem Siaatsbürgerfang m bedenklichster Weise. Diese Betrachtungen stellen die „M. N. N." an und kein deutscher Politiker wird sich dem darin be tonten internationalen Rechtsbegriff verschließen, um so weniger, da man das betreffende französische Fremdengesetz verwalten kann, wie man will. Lagesgelchichtr. Dresden, 2.Lktober Ihre Majestät die Königin sind heule vormittag in München eingetroffen und werden voraussichtlich morgen, Dienstag, nachmittag zum Besuche Ihrer König!. Hoheit der verwitweten Frau Fürstin von Hohenzollern nach Umkirch im Breisgau reisen. Dresden, 2. Oktober. Ter Präsident der Oberrechnungskammer, v. Schönberg, ist von seinem Urlaube zurückgekehrt und hat am heutigen Tage die Geschn'te wieder übernommen Berlin, 2. Oktober. Se. Majestät der Kaiser sind vorgestern vormittag kurz nach 1-9 Uhr in Karls krona eingetroffen. Se. Majestät, in der Uniform eines schwedischen Admirals, wurden bei Allerhöchstihrer Ankunft von der zahlreichen, aus der Umgegend herbei geeilten Bevölkerung jubelnd begrüßt. Der Admiral v. Otter richtete an Se. Majestät eine Begrüßungs ansprache, welche Se. Majestät huldvollst erwioerten. Nach Besichtigung der auf dem Bahnhof aufgestellten Truppen schifften Sich Se. Majestät auf der „Hohen zollern" ein, welche um H10 Uhr in See ging. Se. Majestät sprachen Allerhöchstihre hohe Befriedigung über den warmen Empfang aus. Gestern früh H8 Uhr sind Se. Majestät der Kaiser in Trakehnen ein- getroffen. Zum Empfange hatten sich der Landstall' meister v. Frankenberg und der Graf zu Dohna ein- gefunden. Die Bevölkerung begrüßte Se. Majestät mit jubelnden Zurufen. — Dem „Reichsanzeiger" zufolge ist durch Aller höchste Kabinettsordre vom 9. September eine neue „Schießvorschrift für die Infanterie", unter Vorbehalt von Bestimmungen über Ehrenpreise für hervorragende Schießleistungen und sonstige Schieß- auSzeichnungen, zum 1. Oktober d. I. in Kraft gesetzt worden. — Gestern tagte hier die Generalversammlung d.'S „Vereins Deutscher Zuckerraffinerien." Es wurde beschlossen, bei dem in der Generalversammlung vom 18. April 1893 gefaßten Beschlusse, nach welchem als das Rendement eines Rohzuckers diejenige Zahl angesehen werden soll, welche sich ergiebt, wenn von der Polarisation der Gesamt-Nichizucker 2)4 Mal ab gezogen wird, zu beharren. Tie Generalversammlung erklärte zugleick', daß der Verein Deutscher Zucker raffinerien geneigt sei, mit der RendementSkommission deS „Vereins für'die Rübenzuckerindustrie deS Deutschen Reichs" wieder in Verhandlung zu treten, falls sich im Laufe dieser Verhandlung etwa die Thatsache Herausstellen sollte, daß die Rohzuckeranalysen, speziell die Wasserbestimmung, mit erheblichen Fehlern be haftet sind. dicht bei einander. Dazu Tante Blanche selber, die so zierlich in ihren kleinen Rahmen paßte Ach, bitte, kommen Sie mit, ich muß Ihnen ihr Bild doch zeigen!" Sie sprang auf und er folgte ihr durch zwei Zimmerchen in ein größeres Zimmer. Ganz ge heuer war ihm nicht, so gefährlich munter und lebhaft erschien sie ihm in ihren eigenen vier Wänden. „Dies ist der sogenannte Musikiaal," erklärte Sibylle, „hier pflegte sie den größten Teil ihrer Zeit zuzubringen, denn sie spielte wundervoll Klavier. Eigentlich war die Harfe ihr Lieblingsinstrument, aber die rührte sie nicht mehr an, seitdem — ach! eS ist ein armer, dummer, kleiner Roman, der damit zu sammenhängt. Sehen Sie, dort über der Harfe hängt ihr Bild!" „Es gleicht —", begann Waldstedt und stockte. „Nun?" „Ich meme, eS gleiche Ihnen, Lady Sibylle". Sie lachte hell auf. „Ach, wenn Sie ahnen könnten, welch eine Schmeichelei Sie mir da sagen", rief sie auS, „aber ich verdiene sie wahrlich nicht. Tante Blanche war eine Schönheit noch bis in ihr späte» Alter und in ihrer Jugend erst — den nüch ternsten Leuten soll sie die Köpfe verdreht haben und ein Prinz auS königlichem Hause, sogt man, hat nicht» sehnsüchtiger gtwün cht, al» sie zu seiner Gemahlin zu erheben, aber —" se brach achselzuckend ab. „Darf ich fragen, wen die Kreidezeichnung da unter dem Porträt darstellt?" „DaS ist er, ihr Verhängnis — ihr tragikomische» Berhärgni», hätte ich bald gesagt. Halten Sie mich nicht für Herzls»; ich bitte Sie, ich habe Tante