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nachmittags reist Se. Majestät zu den großen Ma« növern nach GünS, von dort fährt der Monarch mit Sr. Majestät dem Deutschen Kaiser und dem Erz herzog Friedrich am 21. d. MtS. nachmittags nach MohacS. Se. Majestät Kaiser Franz Joseph trifft am 25. d. MtS, Se. Majestät Kaiser Wilhelm Diens tag, den 26. d. MtS., früh in Schönbrunn ein. Der Herzog von Connaught kommt, wie weiter gemeldet wird, Freitag, den lb. d. MtS., abends in Wien an und wird Sonntag, den 17. d. MtS, zu den Manöver» nach GünS abreisen. Prag, 13. September. Die von der jung tschechischen Partei so leidenschaftlich betriebene Reskript bewegung hat heute den schon seit längerer Zeit vor hergesehenen Ausnahmezustand zur Thatsache ge macht. Die heutige amtliche „Prager Ztg." veröffent licht die Verordnung des Gesamtministeriums vom 12. d. MtS., mit welcher für das Gebiet der Stadt Prag, dann für die politischen Bezirke König!. Weinberge, Karolinenthal und Smichow Auinahmever- fügungen getroffen werden. ES werden auf Grund deS Gesetzes vom 5. Mai 1869 infolge eines vom Gesamt ministerium gefaßten Beschlusses vom 22. v. MtS. nach eingeholter Allerhöchster Genehmigung die Be stimmungen der Artikel 12 und 13 deS StaatS- grundgesetzes über die allgemeinen Rechte der Staats bürger vom 21. Dezember 1867 in den bezeichneten Gebieten zeitweilig suspendiert. Diese Außerkraft' setzung betrifft daS Versammlungs- und Vereins recht und die Preßfreiheit. Nit dieser Suspendierung von staat-grundgesetzlichen Be stimmungen ist die Wirkung verbunden, daß Vereine oder Zweigvereme, welche unter die Bestimmungen des Verein- gesetzes (politische Vereine) fallen, ohne Bewilligung der Be hörde nicht mehr gebildet werden dürfen und daß die politischen Behörden die Thütigkeit solcher bestehender Vereine, insbesondere daS Abhalle» von Versammlungen derselben, einstellen. oder die Fortsetzung dieser Thäligleit und das Abhalten von Versamm lungen von besonderen Bedingungen abhängig machen können. Tie Thütigkeit der Vereine anderer Art bleibt unberührt Die politische Behörde kann jidoch zu den Sitzungen und Versamm lungen derselben einen Kommissär senden, welcher bes»gt ist, die Sitzung oder Versammlung zu schließen wenn sich die Erörterung aus Gegenstände erstreckt, welche außerhalb des statutenmäßigen Wirkungskreises des Vereins gelegen sind. Auch kann die politische Behörde die Ausführung von Beschlüssen, durch welche der Verein seinen statutenmäßigen Wirkungskreis überschreitet, sistieren. Ferner dürfen Versammlungen im Sinne des Z 2 des genannten Gesetzes überhaupt nicht, Beisammlungen und Auszüge im Sinne der 4 und b des erwähnten Gesetzes nur mit Bewilligung der politischen Behörde abgehalten werden. Weiter wird die Verwaltungsbehörde beiechügt: a) daS Erscheinen oder die Verbreitung von Druckschristen einzustellen, gegen dieselben das Poftrerbol zu erlassen und den Betrieb von Gewerben, welche durch Vervielfältigung litterarischer oder artistischer Erzeugnisse oder durch den Handel mit denselben die öffentliche Ordnung gefährden, zeitweilig einzustellen; d) für die Hinterlegung der Pflichtexemplare im Sinne des Z 17 des Preßgesetzes eine Frist zu bestimmen, welche bei periodischen Drucksckristen bis zu drei Stunden, bei anderen Druckschristen bis aus acht Tage vor der Ausgabe ausgedehnt werden kann. Auch können beschränkende polizeiliche Anordnungen mit verbindender Kraft in Bezug auf tie Erzeugung, den Verkauf, den Besitz und das Tragen von Waffen und Munitionsgegenständen, in Be;ug aus das Paß und MeldungS- wesen, in Bezug aus das Verhalten an öffentlichen O-ten und tie Ansammlung von Leuten, in Bezug aus die Vornahme demonstrativer Handlungen und den Gebrauch von Abzeichen erlassen werden. Übertretungen der Ausnahmeversügungen unterliegen, sofern sie nach den bestehenden Gesetzen nicht einer schweren Strafe verfallen, einer Geld- oder Arreststrafe, welche nach den Umständen des Falles bis zu dem Betrage von 1000 Eulden oder bis zur Dauer von sechs Monaten bemessen werden kann. Eine zweite Verordnung des Gesamtministeriums betrifft die Einstellung der Wirksamkeit der Ge schworenengerichte für den Sprengel des Prager Landesgerichtes bezüglich einer Anzahl von durch den Inhalt einer Druckschrift verübten Verbrechen und Vergehen — Die „Prager Zeitung" bringt folgenden bemerkenswerten Kommentar zu diesen Aus nahmeverfügungen: Die maßlose Verhetzung der Bevölkerung hat in ihren hier zu Tage tretenden Konsequenzen die Regierung zu dieser Maßregel genötigt. Eine rücksichtslose Fraktion macht kein Hehl aus der Absicht, die Ausregung der Bevölkerung aufs äußerste zu schüren. In Wort und Schrift wird dieses Ziel unablässig rersolgt, ohne Sorge darum, wie sich die Zukunst des Volkes, dem man zu dienen vorgiebt auf diesem Wege ge stalten wird. "Die Leidenschaften werden entflammt, ein namen loser Terrorismus wird ausgeübt, gegen Individuen, Stä> de und Na ionalitäten gehetzt und hierbei die thatkräftige Mit wirkung der unruhigen Elemente anderer Parteien gesucht Es wird in kaum verhüllter Weise von Auflehnung gegen die Odrigkkit gesprochen. Inmitten einer in treuer Liebe und Anbänglich keil dem Allerhöchsten Kaiserhauje er gebenen Bevölkerung macht die Vermessenheit Einzelner in ihren Verhetzungen nicht Halt vor der Majestät unseres er habenen Monarchen. Als naturgemäße Folgen zeigen sich immer wiederkchrcnde Störungen der öffentlichen Ruhe und Ordnung durch den Pöbel, Bedrohung der Sicherheit der Person und des Eigentum« und Mißachtung der behördlichen Autorität, Spitzenhaube auf der braunen Perrücke, war vor etlichen fünfzig Jahren eine große Schönheit gewesen. Sie hatte manchen bethört, war von dem ein zigen, den sie selber geliebt, ihrer Armut wegen verschmäht worden, hatte im Trotz und in der Verzweiflung einen Mann, der ihr Großvater hätte sein können, mit vielem — vielem Geld, ge heiratet, war sehr unglücklich geworden und, um sich an ihrem Schicksal zu rächen, sehr boshaft. Ihre Zunge war in der ganzen Grafschaft gefürchtet. Ihre Gäste kamen mit Zittern und Zagen und gingen mit einem „Gott sei Dank!" daß sie die Feuerprobe über standen, aber es fiel keinem ein, sortzubleiben. Sie war als Gräfin Karsbrooke und nahe Ver wandte des herzoglichen Hauses von Bangor zu sehr der Mittelpunkt der vornehmen Gesellschaft. Sie war nebenbei auch zu reich. Sie hatte sich Hundert lausende zusichern lassen bei ihrer Vermählung und aus diesen Hunderttausenden, die lange Jahre unbe rührt gelegen, waren Millionen geworden. Von dem Rang aber, der mit solchem Reichtum verbunden ist, läßt man sich schon etwas gefallen — besonders in England. Sibylle mußte sich wohl oder übel über zeugen, daß daS Parasitentum auch in der hohen Aristokratie seine Stätte hatte. Man schmeichelte um die alte Dame herum und wenn eS trotzdem ohne moralische Ohrfeigen nickt abging, so steckte man diese ein und verschaffte feiner Ehre Ge- nugthuung, indem man sich hinter ihrem Rücken Gefchichtchen aus ihrer Vergangenheit erzählte, die ihre eheliche Treue nicht in das allerbeste Licht setzten. Diese Geschichtchen mochten erlogen fein, Thatsache ist, daß ihre alten Augen auf« Verunglimpfung,n der Abzeichen de« staatlichen Hoheit-rechte». Die gewöhnlichen Mittel der Regie» unq-gewalt reichen hier nicht mehr au-, um der rücksicht» und gewisienlofrn Auf stachelung der Leidenschaften einer leichtgläubigen Menge wirk sam ei-tgegenzutreten. Solche« Bestrebungen dient aber zu nächst eine extreme Richtung in der hanptstädtffchen Piefs« Die Beschlagnahm« von Druckichriften nach den Bestimmungen de- PreßgesetztS kann nicht verhindein, daß ein großer Teil der von derselben betroffenen Auflage die gewünschte Verbreitung findet. Dar Verein- und Versamm- lung-gesetz bieten nicht die Möglichkeit, dem feit langem mit allem Vorbedacht betriebenen Mißbrauch der durch diese Besetze gegebenen Rechte, der hierbei planmäßig betriebenen Verhöhnung der bebSidlichen Autorität wirksame Schranken zu setzen. Die Voraussetzung für die Freiheit, die durch jene Gesetze geboten wird, ist die Achtung vor den staatlichen Ein richtungen, die Mitwirkung d r Personen, welche Versammlungen leiten oder an der Spitze von Vereinen stehen, bei der Auf- rechteihaltung der Ordnung, die Erfüllung ter dem Staate gegenüber übernommenen Pflichten Wo jede der zahlie chen Versa» mlungen einer terroristischen Fraktion den gleichen un gestümen Verlaus nimmt, seit langem in jeder ders.lben zur Unbotmäßigkeit aufgereizt, der Regierung-Vertreter nicht beachtet, sogar verhöhnt wird, seine Weitungen unberücksichtigt bleiben, die Verfolgung der Schuldig n auf jede mögliche Weise ver eitelt wird, und wo diese Art deS BorgeheriS die Zustimmung der bezüglichen Presse erhält und Nachahmung aus der Straße zu finden anfäugt, da ist eS — im Hinblick aus die natur gemäßen Folgen diese- systematisch betriebenen Widerstandes gegen die staatliche Autorität geboten, die gesetzlich zulässigen Einschränkungen jener Freiheiten eintreten zu lasten, soll sich nicht die Notwendigkeit ergeben, die Aufrechterhaltung der Ord nung bald durch schärfere Mittel sichern zu müssen Die Sicher heitsbehörden haben die Pflicht, Bestrebungen Enhalt zu thun, die nach ihrer festen Überzeugung in weiterer Folge zu aus gedehnten Ünruhen zu führen geeignet sind Um nun den Be hörden die wirksame und nachdrückliche Erfüllung dieser Ausgabe in P>ag und besten Umgebung, von wo aus jene Bewegung geleitet wird und wo deren Wirkungen am sichtbarsten hervor- treten, zu ermöglichen, sind von der Regierung die angeführten Ausnahmevelfügungen erlassen worden. — Infolge des Ausnahmezustandes verfügte die Behörde die Einstellung des Erscheinens vier radikaler jungtschcchischer Wochenblätter, dar unter die Zeitschrift der tschechischen Studentenschaft. Das Hauptorgan der Jungtschechen „Narodni Listy", muß drei Stunden vor dem Erscheinen ein Pflicht exemplar der Behörde vorlegen. Sämtliche jung tschechischen Vereine Prags und der Umgebung wurden polizeilich aufgelöst. Paris, 12. September. Obgleich bis zur Ankunft der Russen in Toulon noch ein voller Monat Zeit liegt, so beschäftigt erstere doch jetzt schon nicht nur die französische Hauptstadt, sondern auch ganz Frankreich bis in das entlegenste Departement in einer Weise, daß diesem Ereignisse gegenüber alle anderen politischen Fragen in den Hintergrund treten. Gestern fand bei dem russischen Gesandten, Grafen Mohren heim, eine Audienz der Deputation der Paiiser Presse statt. Es hätte bei dieser Gelegenheit die Äußerung des russischen Botschafters auffallend erscheinen können, daß ihm seine Regierung über den Besuch der russi schen Flotte noch keine Instruktion habe zukommen lassen. Eine Erklärung hierfür kann man wohl in der heutigen Meldung des „Figaro" erblicken, nach welcher der französische Gesandte in St Petersburg, Graf Montebello, gestern abend St. Petersburg ver lassen hat. Derselbe ist im Begriff, der französischen Regierung über die Einzelheiten betreffs der Ankunft und des Aufenthaltes des russischen Geschwaders in Toulon, sowie über die zwischen dem Marineministeriuin und dem Ministerium des Äußern in Rußland ge pflogenen Beratungen und Bestimmungen genaue Mit teilungen zu überbringen. Bis zur Ankunft des fran zösischen Gesandten wird daher weder über die Dauer des Äufenthaltes der Flotte, noch über die Reise der Offiziere und Mannschaften nach Paris, etwas Be stimmtes verlauten können. Das Festkomilee der Pariser Presse hielt nach der Audienz bei Baron Mohrenheim im Grand Hotel eine Sitzung ab, die in einer langen Unterredung mit den Direktoren der „Großen Oper" gipfelte. Zwar wurde mit denselben nichts Endgiltiges vereinbart, aber die Herren Bertrand und Gailhard erklärten, daß sie zu allen Opfern bereit seün, weiche während des Aufenthaltes der ruf st chen Offiziere in Paris den Vorstellungen „der nationalen Akademie der Musik" einen besonderen Glanz verleihen würden Das Komitee befaßte sich sodann mit der Aufstellung des Festprogramms Für heute sei nur bemerkt, daß außer einer großen Zahl von Schützengesellschafteu und Militärvereinen sich auch der „Verein der Frauen Frankreichs" an den franko russischen Festlichkeiten beteiligen wird. Wenn die russischen Seeleute nachts in Paris ar.konmen, so wird der ganze weite Zug der großen Boulevards, vom Bastilleplatze bis zur Madelernekirche, auf das Glänzendste illuminiert werden. Außer der Gala fallend gern nach hübschen Männern sahen, daß sie in ihrer Dienerschaft gar keine Häßlichen duldete Sie protegierte die Kirche und gab den Zeitungen hin und wieder Gelegenheit, von großartigen Werken christlicher Barmherzigkeit zu reden, zu denen sie ihre milde Hand aufgethan hatte. Wenn sie es nicht mit einigem Prunk thun konnte, gab sie ungern Geld aus In der Familie galt sie als geizig, war sie überhaupt unbeliebt. Lord Karsbrooke trat sie überall mit ihrer Herrschsucht in den Weg, den Mainwarings mit Sticheleien gegen ihre Armut. Lady Mildred, Sibylles ältere Schwester, hatte aus Liebe einen Mann geheiratet, der seit zehn Jahren auf den Titel und die Glücksgüter eines Oheims wartete, der trotz häufiger Gichtanfälle ein Methusalem zu werden drohte. Nun mußte man sich sehr nach der Decke strecken, und diese Decke bestand, da Robert so gut wie gar kein Vermögen halte, aus den tausend Pfund Revenüen seiner Gattin. Mit tausend Pfund Revenüen aber den Ansprüchen der eigenen Familie und zugleich denen der Gesellschaft, von welcher man sich nicht ausschließen konnte und wollte, gerecht zu werden, war eine Aufgabe zum Ver zweifeln. Die alte Gräfin wußte dies und hatte ihre Freude daran. Sie war gegen die Heirat gewesen, und man hatte ihr zum Trotz geheiratet. Nun mochte man sehen, wie man fertig ward. Dir Armut war eine bittere Pille, kein Mensch wußte dies besser als sie, die in ihrer Jugend daran hatte ersticken wollen (Fortsetzung folgt.) * Sonnabendvesper in der Kreuzkirche, nach mittags 2 Uhr: 1) Tonstück für Orgel (^-woly von NielS W. Gade. 2) „Warum ist da» Licht ge« vorstellung in der „Großen Oper" find am Trocadero und beim Eiffelturm auf dem Marsfelde große Volks feste und in der Maschinenhalle der 1889er Weltaus stellung, sowie im Jndustriepalaste große Volkrbankett» geplant. — Bus MoulinS wird ein Zusammen stoß von französischen und italienischen Arbei tern gemeldet Ein Bauunternehmer hatte zu seinen Arbeiten französische Maurer und picmontesische Erd arbeiter angenommen. Zwischen denselben kam eS zu Streitigkeiten und die Italiener richteten, mit Schau feln, Hacken und Messern bewaffnet, gegen eine Her berge einen Angriff, worin sich die Franzosen be- fanden. Sie schlugen die Thür mit ihren Werkzeugen ein und es kam mitten in der Nacht zu einem regel rechten Gefechte, dem erst Einhalt geschah, als die Gendarmen ankamen. Der Herbergrwirt und fünf Maurer sind mehr oder weniger schwer verwundet, während einer der Piemontesen tot auf dem Platze blieb. Mittlerweile ist eine Untersuchung eingeleitet und die Gendarmerie verstärkt worden, da man in folge der Aufgeregtheit der ländlichen Bevölkerung neue Unruhen befürchtet. Rom, 13. September. Wie der „Tribuna" aus Neapel gemeldet wird, soll das englische Geschwader außer Tarent auch die sizilianischen Häfen, ferner Neapel, Civitavecchia, Livorno, Spezia und Genua be suchen. In Neapel wird ein besonderer Empfang vorbereitet. Gleichzeitig giebt die „Tribuna" der An sicht Ausdruck, daß die Wiederherstellung emeS perma nenten italienischen Geschwaders unter Aufrechterhaltung der Teilung in drei Divisionen, ohne Verminderung der Zahl der schweren Schiffe oder der Ausrüstung, welche auch für das zum Reserveeskadre umgestaltete MavövereSkadre erhalten bleibt, offenbar in Wechsel beziehung zu der Ankunft des englischen Geschwaders in den italienischkn Häfen stehe. — Zu demselben Gegenstand teilt die „Agenzia Stefani" mit, daß die erste Division des englischen Geschwaders vom 11. bis 31. Oktober in den italienischen Gewässern verbleiben werde, und bestätigt, daß hierbei die Häfen von Tarent, Catania, Neapel, Castella- mare, Spezia und Genua besucht werden sollen. — In Piano de Greci waren von der Behörde infolge mehrerer Cholerafälle Vorsichtsmaßnahme» sanitärer Natur getroffen worden, welche Unzufrieden heit gegen den Sindaco und die Munizipalität erregten. Heute überfiel eine Anzahl Demonstranten das Rat haus, zertrümmerte Einrichtungsstücke und zerriß die Register. Schließlich schritt Militär ein, verjagte die Ruhestörer und besetzte das Rathaus. London, 13. September. Die liberale Partei in England rüstet sich zu entschlossenem Kampfe wider das Oberhaus. Über eine erste bedeutsame Kund gebung in diesem Sinne bringt die „Voss. Ztg " nach stehende Meldung: Der nationale Verband der libe ralen Vereine hat ein Rundschreiben erlassen, das die Aufmerksamkeit auf die durch die Verwerfung der Homerulevorlage seitens des Oberhauses geschaffene Lage lenkt. Nach einem Hinweis darauf, daß die ständige Torymehrheit im Oberhause jetzt gegen die vom Volke gewählte Mehrheit im Hause der Gemeinen geschart sei, heißt es: Die Frage, oö daS Oberhaus reformiert oder beseitigt werden solle, die einen untergeordneten Platz im Newcastler Programm einnahm, dürste über kurz oder lang, wie Gladstone vor zwei Jahren in Newcastle vorhersagie, für eine Zeitlang alle andein Resormlragen in den Hintergrund drängen und kräftige, cmschlossene Behandlung erheischen. Bleibe das Oberhaus seinen überlieferten Gepflogenheiten treu, dann werde eS kapitulieren; wenn nicht, dann werde die liberale Partei einen Kamps auf nehmen, den sie nicht fürchte. Das Rundfchreiben schließt: „Vor läufig stellen wir das Recht d.r PairS, eine Auslösung zu erzwingen, gänzlich in Abrede, und wir hoffen zuversichtlich, die Regierung werde jene Reformen in Angriff nehmen, aus die das Land warte«. Las Ministerium ist stark, seine Anhänger im PcrlarNent sind treu, das Programm ist gesund. Unsere Gegner haben ihre letzte Karle ausgespielt Wenn wir mit Mut und Entschlossenh it Vorgehen, wird nicht nur die irische Frage gelöst werden, sondern ein wiikliches Zeitalter der Reformen für die Demokratie dis vereinigten Königreichs Hereinbrechen." — Nach den „Daily News" unterzeichnete England schließlich daS Dresdener Choleraübereinkommen mit dem Vorbehalt, daß im vereinigten Königreiche gesunde Personen von angesteckten Schiffen nicht einer Quarantäne, sondern nur ärztlicher Überwachung in ihren Wohnungen unterwo.sen sein sollen. — Die bevorstehende Entfaltung der russischen Kriegsflaggc im Mittelmeer beunruhigt das eng lische Volk und seine Staatsmänner weit mehr, als nach außen hin wahrnehmbar ist. Als vor wenigen Wochen das Flottenbudget im englischen Unterhause zur Verhandlung stand, war bei dieser Gelegenheit des Langen und Breiten die Rede von den im Mittel ¬ geben den Mühseligen", sechsstimmige Motette, von Joh. Brahms. 3) „Herr, Tu mein Gott", Solo gesang nach Worten des Buches der Weisheit, von Jos Rheinberger, gesungen von Frau Bertha Schlegel, Königl. Kirchemängerin. 4) Zwei geistliche Chor gesänge von Gottfried August Schurig (fi 1881): ») „Mag auch die Liebe weinen", b) „Wenn alle untreu werden". * Indische Volksmaler und Bildererklärer. In einem Aufsatze über „die indische Malerei", welchen vr. M. Haberlandt in der „Österreichischen Monatsschrift für den Orient" veröffentlicht, lesen wir unter anderem: „Es geht durch das ganze indische Volk eine gewiße Bilderfreudig keit, die freilich wie das indische VolkSgemüt überhaupt von größter Genügsamkeit ist. Altertümlich und volks- mäßig genug ist sowohl Betrieb als Genuß der tieferen Schichte indischer Malerei. Diese VolkSmaler mit ihrem geringen Können — sie sind eigentlich nichts als Farben reiber — bilden in Indien eine Profession, oder genauer gesprochen, eine Unterkaste der Kaste der Zimmerleute. Ihr Beruf ist in der Familie erblich. Selbst bei dem größten Fleiß verdient der emsigste dieser Maler im Monat von 4 biS 24 Rupien, höchst selten mehr Er malt, wa» man von ihm verlangt; er bedeckt ebensowohl die Außenseite eines Gebäudes mit kolossalen Gemälden von Schlachten und LiebeSscenen, als er auch feinere Miniaturen ausführt. Seine Farben bereitet er sich in höchst altertümlicher Weise selbst Hat er Wandmalereien vor, so skizziert er gewöhn lich bei großen Dimensionen aus dem Gedächtnisse, für das Detail hat er sorgfältig vorbereitete Skizzen Wenn Figuren auf solchen Darstellungen wiederholt werden müssen, so behilft sich der Künstler mit Patronen, durch welche er die Umrisse aufträgt Die gewöhn lichen mythologischen Gegenstände werden alle mit Patronen ausgeführt, und daher die unendlich« meer zu gewärtigenden Absichten der maritimen Politik Rußlands, von den raschen Fortschritten der fran zösischen Seerüstungen und von den Verschiebungen, welche hieraus möglicherweise für da» bisherige Stärke- verhältni» der die Mittelmeerinteressen vertretenden Mächte entstehen könnten. DaS durch die Aussicht auf ständige Stationierung eine» russischen Geschwader« im Mittelmeer hervorgerufene Mißbehagen der poli tischen Welt und der Geschäftswelt Englands greift stetig weiter um sich und dürfte demnächst auch da« Oberhaus in Mitleidenschaft ziehen. Wenigsten« darf man die in den Londoner Blättern bereit angekündigte Anfrage eine« Oberhausmitglieder an Lord Rosebery, ob zwischen Rußland und England Vertragsbestimmungen hinsichtlich der Ent faltung russischer Seestreilkräste im Mittelmeere existieren, bez wie stark gegenwärtig Rußland zur See ist, wohl als ein Zeichen dafür ansehen, daß eiu- lußrriche öffentliche Kreise Englands den in Rede tehenden russischen Plan sehr ernst zu nehmen geneigt ind und es dem Ministerium Gladstone einigermaßen verübeln, daß es mcht längst schon aus eigenem An triebe Stellung zu dieser Frage genommen und die öffentliche Meinung des Landes hinsichtlich der poli tischen Zukunft des MittelmeereS beruhigt hat. Der Umstand, daß französische Pleßstimmen sich hinsichtlich der maritimen Tüchtigkeit des zukünftigen russischen Mittelmeergeschwaders vom bautechnischen wie vom artilleristischen Standpunkte ziemlich geringschätzend geäußert haben, hat auf die Stimmung in England eher beunruhigend als besänftigend gewirkt. Denn man traut den Franzosen zu, daß sie absichtlich die Wahrheit entstellen, um daS verhaßte England in falsche Sicherheit zu wiegen, und man glaubt nicht, daß Rußland zu einer so bedeutsamen Kundgebung, wie die im Mittelmeer geplante, gerade Schiffe ver alteter Bauart und zurückgebliebener artilleristischer Gefechtsstäike ausgesucht haben soll, da eS den Russen doch in erster Linie darauf ankommen muß, mit ihrem Erscheinen im Mittelmeere, in einem französischen Kriegshafen ersten Ranges, einen möglichst großen moralischen Eindruck hervorzubringen. Dazu bedarf es aber eines erlesenen Materials. Wie dem indes auch sei, England kann nicht und will auch anschei nend nicht die russische Mittelmeerdemonstration un beachtet lassen; dann muß eS aber freilich rasch seine Gegenmaßregeln treffen. Kopenhagen, 13. September. Die irdischen Überreste des Bruders dcs Königs, Prinzen Wil helm, wurden in der kleinen Schloßkirche zu Fredens- borg aufgebahrt. Heute mittag fand daselbst die Leichenfeier im Beisein der ganzen Königl. Familie, der hier anwesenden Kaiser!, und Königl. Fürstlich keiten, sowie der Minister, der österreichischen Militär deputation, des diplomatischen Corps und der Hof Würdenträger statt. Morgen wird die Leiche nach dem RoeSkilder Dom, woselbst die Königl. Gruft sich be findet, überführt werden. Der König beabsichtigt, persönlich die Leiche bis zur letzten Ruhestätte zu be gleiten. Der Vertreter Sr. Majestät des Kaisers Franz Joseph, Fürst Windischgrätz, und drei öster reichische Offiziere als Vertreter des Regiments, besten Inhaber der verstorbene Prinz war, sind hier cin- getroffen, um der Beisetzung beizuwohnen. Se. Ma jestät der Kaiser Wilhelm II. hat auf den Sarg einen Kranz niederlegen lassen. Vresdver Nachrichten vom 14. September. * Se Durchlaucht der Prinz Leopold zu Schwarz burg-Sondershausen sowie der Fürst Clary (aus Teplitz) sind hier eingetroffen und haben in Sendigs Hotel Europäischer Hof Wohnung genommen. — Aus Anlaß der Feier der Enthüllung deS zum Andenken an weiland Se. Majestät den Kaiser Wilhelm I errichteten Denkmals bleiben die städtischen Kanzleien und Kassen morgen vormittag geschlossen. Aus dem Polizeiberichte. Gestern versuchte sich ein hier zugereister Schuhmacher in einer Speiseanstalt zu vergiften. Kurze Zeit darauf wollte derselbe sich die Pulsader durchschneiden, woran ec jedoch durch andere verhindert und schließlich auf Anordnung eines herbei - gerufenen Arztes durch Wohlfahrtepolizeibeamte in das Stadtkrankenhaus gebracht wurde. — Vor einigen Tagen ist wiederum ein kleines Mädchen auf der Schiller« straße ihrer goldenen Ohrringe durch eine unbekannte Frauensperson von mittlerer Statur, mit dunkelgrünem Kleide, schwarzem Jackett und schwarzem Hute bekleidet, bestohlen worden — Auf der Blumenstraße stieß am gestrigen Tage eine Droschke mit einem Straßen« Monotonie der religiösen Darstellungen von einem Ende Indiens bis zum anderen. Alte Vorzeichnungen und Schablonen sind somit eine wichtige Ausstattung des indi schen Malers, werden mit der größten Schonung behan delt und sehr hoch geschätzt. Ihre besten Zeiten haben diese Maler, „putuL" genannt, bei den großen Opferfesten und in den Wallfahrtszeiten; sie lasten sich auch meist am Sitze gefeierter Kultusstätten, bei berühmten Tempeln u. s. w. nieder. Denn bei solchen Gelegenheiten erstehen viele Devote zu Ovferzwecken und zu eigener Ergötzung eine Menge der farbigen Blätter, die zumeist Götter, Brahmanen, Fakire, Tempelscenen u. s. w. darstellen Eine originelle indische Erscheinung sind auch die öffent lichen VolkSmaler, die häufig auf den Gasten und Plätzen indischer Städte und Dörfer lagern. Sie haben alte Stückchen Baumwollzeugs bei sich, die sie mit einer eigen tümlichen Maste bestrichen haben. Dieselben werden auf einem einfachen Bambusrahmm aufgespannt und der Vor übergehende bestellt sich nun bei dem halbnackten Künstler irgend ein Sujet, daS in grellen Farben binnen zehn Minuten vollendet ist — Eine ebenso hübsche Spezialität dieser primitiven Bilder- fieudigkett der indischen Bevölkerung bilden die wandernden Bildererklärer In allen Gegenden Indien» wandert «ne Menge religiöser Bettler durch die Dörfer, mächtige Bilder- rollen unter den Armen, sehr rohe Ölmalereien auf grober Baumwolle, zumeist religiösen Inhalts. Sie werden vor den bewundernden Blicken der einfachen Dorfbewohner auf dem Boden aufgerollt und der fromme Wanderer erklärt den aufhorchenden Landleuten für eine Ana die verschiedenen dargestellten Ccenen. Die idyllische Kunstpfleg« hat ihr voll ständiges Gegenstück in der primitiven Art, wie im in- dischen Dorfe die Poesie gepfleat wird. Da versammelt sich auch alt und jung zu gewissen Zetten um den Kathaka, den Leser alter SanSkritgedichte, namentlich der Epen, zum Zeichen, daß di« indisch« Bevölkerung einen unzerstör baren Kern von Kunstsinn in sich trägt, besten Behagen freilich im allgemeinen ein größere« ist al» sem Können."