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Dresdner Journal : 14.09.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-09-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189309147
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18930914
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18930914
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-09
- Tag 1893-09-14
-
Monat
1893-09
-
Jahr
1893
- Titel
- Dresdner Journal : 14.09.1893
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1893 O214 DoanerStag, dm 14. September, abends AresdnerAmmml rSbur- Kunst und Wissenschaft. 17 wegt un, NLNN, toi«, loo^o v I«,40 «. »m,»» «. so,»o ». so.ro «. 20 »» «. 202,2» «. 80,Sü «. 8o»o« 181,»o « iso,so «. >« i» tchl l Bern» »1^0« 108« 88 B. 10» v. 108 «. 100». »».SO« 100« 102,2» «. 100,8» «. 10» ». 100«. 88,7» «. 101,7» « 100,7» «. S»,»0 «. 10«,»0 « 89,7» b «. 100,»» «. S1«. 100». unser Ohr und be er Gemüt, von der charakteristischen Schil- Dresden, 14. September. Zur Verhängung des Ausnahmezustandes über Prag. ps Das Treiben der tschechischen ExaltadoS hat zu bedauerlichen Folgen geführt. Die österreichische Re gierung sah sich unter dem Eindrücke jenes Treibens zu einer Maßnahme veranlaßt, deren ernste Bedeut ung nicht unterschätzt werden darf. Eine Verfügung des Gesamtministeriums beschränkt die Bewohner der Stadt Prag in der Ausübung ihrer konstitutionellen Rechte und eine andere Verfügung des Kabinetts ent zieht den Geschworenen desselben Gebietes die Befug nis znr Rechtsprechung hinsichtlich aller Delikte po- litischen Ursprunges. Beide Aktenstücke tragen das für 6sn L»um «in« 8«p»It«>en 2«U« ^tei»« Sollrill «0 kf. Notar äi« 2«I« 60 kL Loi IHrollso- unä 2iüsr»»Lt- sntspr. ^^Uob mit Xuinniun« 6«r öonn- u. koiortoz« Lvsnä». ksrn»pr«cU - XnscUIa»»: Ur. 1LVL. ^Sr vrercko» ^i«rt«IM>rIick » «orll »0 ?L, lloi Loioort. äootovllsi» k«it»»»t»lt«> vi«t»1- jUrrliot» 8 U«k; »u«vrb»Id äs, cisutocll«» Loioko» tritt ko,t- anä Ltompolouoollio^ tun«. Linivtos Huwmsrn: 20 kt. Für die Gescnnlleitung verantwortlich: ^ofrat Otto Banck, Professor der Litteratur- UN- Runstgeschichte. Lady Sibylle. Lrzähl>»>g von E. Schroeder. (Forlleyung.) n, ergeht dem- Aichräge »ebttto», »elt t> m» d«her »»Ori« o»tEo», enspese» ! Blätter Ltrüe». humlibe», Sureon, lo» «. lv, « »» » »» « 102 ». 101«. »7«. »«,»0» 1««. 10,^0«. ".rrb.« 10^»o,. 100 , 101 temdrr. Dir ^attgehabtro zrmeinen n- > iaternatio- die Bermul- »k von Lug- herabsetzeo > sür dir r< allgemein seit emigeo m Anschluß, vgea waren enlsprecheud ml« Berlin, nd verhüll, lachsteheudeu ipetulatioit- »0 - 202,«0, ), Di-couto ner»»,7oriä s.eo, Laura Berlehr war rn «ebüten mnng. vir ze: Deutsche >»«», »'lt 1,2», »'b „rischailtiche dttbriese 87; ische Silber- ),S0; Bank -reditanftal« tiger 88,or, le: Dentschr m: Dresdner neufabrile» Aktien vw geschLstslo«; Mänchttz-i Lagrsgeschichte. Dresden, 14. Septnnber. Se. Majestät der König jagten heute mit Ihren Exeellenzen dem Ober rolle, für die wir drei tüchtige Vertreter haben, wurde gestern von dem jüngsten derselben, Hrn. Perron, ausgeführt. — Das Haus war noch stärker gefüllt als am DienSta, und die angeregte Stimmung deS Publikums gab sich an beiden Abenden mit der gegenüber diesen Produktionen gewohnten außerordentlichen Wärme kund. v K. Hoftheater. — Altstadt. — Am 12. Sep tember: „DaS Rheingold". — Am 13. d. MtS.: „Die Walküre". Von Richard Wagner. Mit „Rheingold" ist das Hoftheater vorgestern in den letzten Abschnitt des WagnercykluS, in den schwierigen, aber gerade die besten Kunstthaten unserer Bühne in sich fassenden Schlußteil deS Unternehmens eingetreten. Kaum ein andere-der Nibelungendramen erfährt hier eine so fest in sich geschlossene fertige Darstellung wie dieses musikalisch kunstreich illu strierte Schauwerk. Allerdings ist darin, wenn man von Loge absieht, zu glänzenden Einzelleistungen nicht der weite Spielraum gegeben, der sich in den Hauptwerken der Trilogie für die Mehrzahl der Mitwirkenden dar- bietet; al» stärkster beherrschender Faktor erscheint vielmehr da- Orchester, dessen Musik mit ihrer Fülle eigentümlicher glänzender Einzelzüge, feinster orchestraler Kombinattonen und Effekte unsere Aufmerksamkeit von dem redseligen deklamatorischen Gesänge hinweg lockt und un- mit größtem musikalischen Interesse und Nichtamtlicher Teil. TeküMpyische «nd telephonische Nachrichten. WilhelmShöhe, 14. September. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Ihre Majestät die Kaiserin find heute vormittag vou hier nach Stuttgart abgereist. 8. Görlitz, 14. September. (Privattel. d. DreSdn. Journ) Heute früh 6 Uhr wurde im Hofe deS hiefigen Landgericht» die Mörderin Selma Schubert durch den Scharfrichter Reindl avS Magdeburg hingerichtet. Dieselbe hatte am 11. Dezember 1892 die Witwe Hartmann ermordet sowie den Leichnam derselben arg verstümmelt und war am 2V. April 1893 vom hiefigen Schwur gericht zum Tode verurteilt worden. Hauteriv e», 13. September. (W. T. B.) Die Papiere de» verstorbenen General» Miribel find auf Anordnung de» Ministerium» versiegelt worden. Pari», 14. September. (Tel.d DreSdn.Journ.) Den hiesigen Blättern zufolge scheint der Streik in den Kohlenbecken der Departement» Pa»-de- Calai» und Nord unvermeidlich zu sein. Die meisten Gesellschaften hätten nur noch geringe Vorräte und e» werde befürchtet, daß die Fabriken in den nördlichen Gebieten ihre Thätigkeit eiu- stellen müßten. Amsterdam, 13. September. (W. T B.) In Rotterdam sind vier neue Cholerafälle vorgekom- men; im ganzen befinden sich noch 14 Erkrankte in ärztlicher Behandlung. In Terneuzen sind 3 Personen an Cholera gestorben. In Klooster zand sind 4 Fälle vorgekommrn, von denen 2 tödlich verliefen. Rom, 13. September. (W. T. B.) In den letzten 24 Stunden ist in Rom kein Cholerafall vorgrkommen. AuS Casfino werden zwei ver dächtige Erkrankungen, ein Todesfall, auS Li vorno vier Erkrankungen, rin Todesfall, auS Pa lermo neun Erkrankungen, drei Todesfälle, au» Neapel drei Todesfälle, auö Sulmona rin Todes fall, auS PeScara eine Erkrankung gemeldet. In Sulmona find seit Beginn der Epidemie vor 28 Tagen insgesamt 123 Personen erkrankt und 79 gestorben. London, 13. September. (W. T. B.) Der KohleupreiS im Becken von LeedS wird morgen um einen weiteren Shilling für die Tonne erhöht werden. DaS heute bekannt gemachte Ergebnis der Abstimmung der Bergarbeiter von Lancashire und Chesfire erstirbt eine große Mehrheit zu Gunsten der Fortsetzung deS Streikes. Christiania, 13. September. (D. B. Hd.) Auf einer Segeltonr bei Hamar find fünf Eisen- bahnarbeiter mit dem Boot gekentert und alle ertrunken. Hierzu kam die Lage deS GebändeS. Im Hinter gründe sanft gewellte blaue Hügel, recht- und links die Massen dunkler Bäume, vorne ein wie mit Blumen beeten übersäter weiter Rasenplatz, jenseits desselben der Park und ganz in der Ferne im letzten Abendrot erglühend daS Meer. Da-Ponywägelchen hielt vor dem Mittelbau. Von der einen Seite kam ein Groom herbeigerilt, auS der großen Halle, unmittelbar vnter dem säub-ngeiragenkn Haupleingang, der nur bei feierlichen Gelegenheiten br- nützt wurde, stürzten vier dienstbare Geister auf einmal — äußerst stattliche Erscheinungen mit gepuderten Haaren, in blauer Livrö, mit Knirhosin und weißen Strümpfen zierlich angethan Sibylle warf dem Grvom die Zügel zu und befahl ihm, zu warten, sprang dann ohne Hilft zur Erde, wandte sich an einen der Diener mit der Frage: „Wo ist die Gräfin?" empfing die Antwort: ,Ln der Ge- mälde^lerie, Mylady," und trat, die Falten ihre» zer rissene« Kleide« zustumnevraffend, in die Hall«. Et» könnt worden ist, tritt in der eigenartigsten Rolle Hr. Erl hervor; er giebt als Loge in Gesang und Spiel eine Darstellung von größter Tüchtigkeit. Gestern folgte „Die Walküre", wohl die genialste, zweifellos die wirksamste Schöpfung in dem großen Nibelungenwerke. Hier ist die Götterburg unserem Gesichtskreise weit entrückt, der Boden der Scene festigt sich, um wirkliche Menschen von Fleisch und Blut zu tragen, der dichterische Stoff nimmt neue, unserem Empfinden zugänglichere Elemente auf, und mit dieser Wendung der poetischen Vorlage hebt sich auch der Genius deS Musiker» kräftiger empor und schafft im ersten Akt wie in manchen Teilen der zweiten und dritten Aufzuge- seinem außerordentlichen Können ein wahrhaft glänzendes Monument, an welchem auch der bedingte Freund von Wagner- Tonmuse dankbar sein gierung in einem Augenblicke erfolgte, in welchem eS eine» erkünstelten Beweise- für die Notwendigkeit einer Initiative gar nicht bedarf. In der Überflüssig keit solcher Beweise liegt aber stet- die beste Be- gründung der Regierung-akte und Graf Taaffe hat daher nur seine Gewandtheit von neuem bethätigt, da er die Ausnahmeverfügung an dem Tage ver kündete, an welchem die gesamte nüchtern urteilende Bevölkerung Österreichs durch die Haltung der Jung tschechen in peinliche Erregung versetzt war. Die Frage nach der wahrscheinlichen Wirkung des Vorgehen- oer österreichischen Regierung kann heute noch nicht in Halbwegs bestimmter Weise beantwortet werden. Die Möglichkeit, daß der Druck Gegendruck bewirkt, ist angesichts der abnormen Verhältnisse im böhmischen Kronlande nicht völlig ausgeschlossen. Die Jungtschechen werden vielleicht die konstitutionellen Freiheiten überall dort, wo dieselben unbeeinträchtigt blieben, das ist in den Provinzstädten und auf dem flachen Lande, mißbrauchen, um ihren Grim« über da» Vorgehen der Regierung in neuen Angriffen zu äußern. Sie werden die Ausschreitungen vielleicht dort fortsetzen, wo die Gefahren de» „kleinen Belagerungszustandes" noch vermieden werden können. Die Regierung hat aber nur klug gethan, indem sie ihnen einstweilen diesen Spielraum ließ, denn die jungtschechischen Wortführer haben eben deshalb mit der Thatsache zu rechnen, daß eine übertriebene Fortfetzung ihrer Agitation mittelbar zu weiteren Folgen führen muß. Was nur in Prag geschah, kann im Bedarfs fälle morgen in ganz Böhmen geschehen — eine Er wägung, welche für die Jungtschechen mit einer über aus ernsten Mahnung gleichbedeutend ist. Die Ver hängung deS Ausnahmezustandes über größere Gebiete Böhmens müßte die politische Bewegung lähmen, welche die Grundlage aller Erfolge der Jungtschechen- führer bei dem Volke bildet, und diese Führer würden daher vielleicht ihre eigenste Sache schädigen, wenn sie eine solche Wendung provozieren wollten. Wir wagen es aber nicht, die zweifelhafte Urteilsfähigkeit der jungtschechischen Matadore rn unsere Berechnungen irgendwie einzubeziehen, und wir müssen daher auch der Möglichkeit gedenken, daß die österreichische Re gierung zum Fortschreiten auf der betretenen Bahn gedrängt wird und daß die Entwickelung in Böhmen m nächster Zeit ein ernstes Gepräge gewinnt. Nach einer Richtung aber wird Graf Taaffe sicher- lich schon binnen kurzem die Vorteile seiner »ängsten Aktion ernten können. Wir haben vor wenigen Tagen die Ansicht ausgesprochen, daß der österreichische Kabinettschef — entgegen den Erwartungen der Wiener Presse — den Versuch unternehmen wird, die parla- mentarischen Aufgaben der nächsten Session ohne große Wandlungen in der Parteigruppierung, ohne große politische Thaten der Regierung von den Volks vertretern bewältigen zu lassen. Ein solches Vor gehen erscheint heute wesentlich erleichtert, da Graf Taaffe gerade gegenüber jener Partei, welche solche Wandlungen und Thaten erzwingen will, leich teres Spiel hat. Er kann den Teutschliberalen nun auf ihre Forderungen nach einer mehr klaren Re gierungspolitik erwidern, daß die Haltung der Re gierung dort, wo eS notthut, der Klarheit und Ent schiedenheit nicht entbehre. Da aber dieser Hinweis gerade die verbitterten Gegner der Deutschen in Böhmen berührt, so dürste Graf Taaffe bis auf weiteres freie Hand gegenüber den Deutschen erlangt haben, indem er die Jungtschechen die Macht der Staatsgewalt fühlen ließ. L»»^v«« ro» »ua^Lrtar Lom.ai«t0»Lr üo» Orvalloor louroal»; Laorllara NerUu V»«» v-tpet? v»»»t Nr««I»i» kreulliarl a H.! «asaenatei»! c- «orlm-Vi«»-N»mdarU- kr»U r«tp»ix erratest «. M. Ullacd«»! Huri. varM Loaäoa LirUa-NroallMr« a. N.-leoN»»rl: Daot>« Oo , >»rUa: /ovat«-i«n<iaat,' «roalaa: 1^,7 LaLalS,' «»»»««: Q L»ll« » ».i Laeet <S 6». U«rmi»x»d«rr vr«äe», 20. ksrviprscUKr. eine gläniende, kühne, nur einem Meister instrumen taler Technik erreichbare Tonmalerei hat Wagner in keiner Schöpfung nach dem „Lohengrin" seinem Talent größere Wirkungen abgewonnen, al- sie namentlich im "mitte der ^Walküre" mächtig find. . . . Datum de» 12. September, deS Tage-, an welchem vor zweiundzwanzig Jahren daS vielzitierte Kaiser!. Reskript über die staatsrechtlichen Forderungen der Tschechen erschien. In den jungtschechischen Kreisen wollte man jenen Gedenktag Heuer besonder« festlich begehen — daS heißt nach den Gepflogenheiten der Partei zu skandalösen Ruhestörungen, wenn möglich, zur Vornahme einer kleinen Deutschenhetze, verwerten. Die Versammlungen, die behufs Durchführung diese» eigenartigen Festprogramms einberufen wurden, konnten aber infolge Einschreiten- der Behörden nicht statt- finden und der Festjubel war somit schon an dem historischen Gedächtnistage arg beeinträchtigt. Run aber haben die Verfügungen der Regierung den Gegen satz zwischen kühnen politischen Träumereien und greifbarer Wirklichkeit noch weit schärfer gekenn zeichnet. Maßnahmen, wie diejenigen, zu welchen sich die österreichische Regierung gegenüber den Jungtschechen und deren Pöbelanhang entschloß, sind im Nachbar lande während der langjährigen Wirksamkeit de- Grafen Taaffe nur selten erfolgt. In Wien wurde der Ausnahmezustand nach den anarchistischen Verbrechen Stellmachers und Kammerers ver kündet, wobei aber alle politischen Beweggründe mangelten und lediglich für die Sicherheit der ruheliebenden Bürger gegenüber den Umsturzelementen gesorgt werden sollte. Außerdem mußte angesichts der nationalen Erregung und sonstiger bedenklicher Anzeichen im südlichen Küstenlande die Aufhebung der Gefchworenengerichte in Cattaro durchgeführt werden. Dieser Hinweis zeigt, daß die Regierung der Grafen Taaffe nicht leichthin zu den stärksten verfügbaren Machtmitteln griff. Wenn dies nun anläßlich der fortdauernden und anwachsenden Aktionslust der jung- tschechischen Heißsporne geschah, so kann man die Be rechtigung eines solchen Einschreitens wohl nicht hin- weglcugnen. Die Regierung wurde durch die Kund gebungen jene- Thatendranges geradezu in eine Zwangslage versetzt und sie hat, streng genommen, einzig die Verpflichtung erfüllt, die friedliche Bürger schaft der böhmischen Hauptstadt vor täglicher Behellig ung zu schützen. Wenn die Rechtsgrundlage der jüngsten Maß nahmen demnach eine unanfechtbare ist, so bleiben nur die Fragen zu beantworten: ob der Zeitpunkt de» Einschreiten- richtig gewählt war und ob dir Wahr scheinlichkeit vorhanden ist, daß auch die beabsichtigte Wirkung de» Eingreifens erzielt wird. In ersterer Beziehung bietet uns das Datum, unter welchem die Ausnahmeverfüguugen die Genehmigung Kaiser Franz Josephs erhielten, beachtenswerte Aufschlüsse. Wir ersehen aus jenem Punkt, daß die Regierung nicht etwa erst unter dem Eindrücke der neuesten tschechi- schen Ausschreitungen an die Erörterung des nun er folgten Schrittes ging und daß sie sonach keineswegs vorschnell unter dem Einflüsse von Augenblickserwög- ui'gen hanoelte. Der Plan, die Jungtschechen für ihr staatsgefährliches Treiben zu bestrafen und das letztere nach Möglichkeit unschädlich zu machen, war von langer Hand vorbereitet — er war offenbar das mittel bare Ergebnis alles dessen, was die sogenannte tsche chische Zukunftspariei schon seit Monaten in beklagens werter Verirrung gegen sich selbst und gegen ihr Heimatland gesündigt hatte. Die Regierung hat nur langmütig gezögert, bevor sie zur Ausführung jene«, von dem Monarchen fchon vor Wochen ge billigten Planes fchritt. Den entscheidenden Zeitpunkt hat eigentlich nicht sie selbst bestimmt, sondern der jungtschechische Pöbel, welcher seit einigen Tagen an zahlreichen Orten Böhmen- neue Ausschreitungen be ging und damit gewissermaßen eine Zwangslage für das Kabinett schuf. Eben deshalb darf man abcr behaupten, daß der wohlerwogene Schritt der Re- hofmeister Wirkt. Geh Rat v. Watzdorf und dem Generaladjutanten Generallieutenant v. Minckwitz, sowie dem Flügeladjutanten Major v Haugk auf Langebrücker Revier und kehrten nachmittag- in die Königl. Billa Strehlen zurück. Ihre Majestät die Königin haben heute nach mittag daS Konigl. Schloß Moritzburg nach ziemlich dreiwöchigem Aufenthalte verlassen und die Königl. Billa Strehlen bezogen. Dre-deu, 14. September. Der kommandierende General Se. Königl. Hoheit Prinz Georg reiste heute morgen in Begleitung des Chefs des Generalstabe» und de- Majors im Generalstabe Frhrn. v. Friesen zu dem Manöver der 3. Division Nr. 32 und stieg am Bahnhofe Schönfeld bei Annaberg zu Pferde. Höchftderselbe begiebt sich nach beendeter Übung über Chemnitz nach Roßwein, um dort Nachtquartier zu nehmen. Berlin, 14. September. Aus Karlsruhe wird unter dem gestrigen Datum gemeldet: Se. Majestät der Kaiser kehrten gestern gegen 3 Uhr auS dem Manöverterrain hierher zurück und nahmen um 6 Uhr an dem Familiendiner teil. Gegen 7 Uhr traten Se. Majestät und die übrigen Fürstlichkeiten auf den Bal kon des Schlosses, um den von zahlreichen Vereinen und Korporationen veranstalteten Lampionzug zu be obachten. Nach dem Vortrag einiger Lieder wurde eine Deputation von dem Großherzog empfangen und Tr. Majestät dem Kaiser vorgestellt, Allerhöchstwelcher über die Huldigung der Bürgerschaft Seine große Freude auSiprachen. Darauf begaben Sich Se. Ma jestät und die übrigen Fürstlichkeiten nach dem Theater. — Die staatlichen Eisenbahnverwaltungen haben sich bereit erklärt, die in der deutschen Ab teilung der Weltausstellung in Chicago befind lichen Ausstellungsgegenstände von den AuS- schiffungShäfen nach ihrem früheren AusaangSorte auf den ihnen unterstellten Bahnen zur Hälfte der tarif mäßigen Fracht zurückzubefördern, wenn den Fracht briefen ein von dem Reichskommissar ausgestellter RücksendungSnachweiS beigefägt und in den Fracht briefen vermerkt ist, daß die damit aufgegebenen Sendungen durchweg auS Ausstellungsgütern bestehen. — Die Arbeiten an der nach 8 77 des Unfall versicherungsgesetzes dem Reichstage vorzulegendea Nachweisung über die RechnungSergebnisse der Berufsgenossenschaften auf da» Jahr 18S2 werden im ReichSversichernngSamte so gefördert, daß Aussicht vorhanden ist, die betreffende Vorlage al» eine der ersten dem Reichstage nach dessen Zusammen tritt im Herbste zustellen zu können. Der Umfang der Nachweisung dürfte sich diesmal kaum gegenüber der des Vorjahres verändern. Nur werden natürlich die Summen der Renten sowie die GesamtauS raben wieder eine Erhöhung aufweisen Die im BerichtS- jah.e verausgabten Entschädigungen der Berus»- genossenscbaften und Aussührungsbehörden haben etwa 32,5 Millionen gegen 26,4 Millionen im Jahre 1891 betragen. — Dem Kaiser!. Gesundheitsamt sind seit dem 11. September sieben weitere Cholerafälle auS dem Rhcingebiet gemeldet: In Köln ist ern Pfleger de» daselbst der Cholera erlegenen, italienischen Hafen arbeiters („R.-A." Nr. 2l3) an Cholera gestorben; in Papiermühle bei Solingen erkrankten wettere fünf Personen; außerdem ist bei einer zu Sudderg im Kreift Mettmann verstorbenen Arbeiterin aus Papier mühle Cholera als Todesursache festgesteüt. Aus anderen Tellen de- Deutschen Reicher liegen Nach richten über Cholerafälle nicht vor. Wien, 13. September. Se. Majestät der Kaiser kam heute vormittag aus BoroS-SebeS wieder in Wien an und begab sich vom SlaatSbahnhoie nach Schönbrunn. Am nächsten Sonnabend, den 16 d MtS., war dies ein Raum von ungeheuerer Länge und Breite, dessen ziemlich niedrige Decke zwanzig Pieiler stützten. An dem kühlgrauen Steine der Wände hingen alter tümliche Waffen und fremdartige Geweihe. Zu beiden Seiten der gewaltigen Kamine waren Rüstungen aus gestellt. Rechts und links im Hmiergrunde wanden sich Treppen empor, deren Fuß Statuen schmückten. Sibylle hatte die Halle rasch durcheilt, war eine der Treppen hinaufgcsttegen, in einen langen, weiß- fchimmernden Korridor gebogen, hatte links eine der vielen Thüren geöffnet und befand sich nun in einem Gemach, daS, gewaltig hoch und lang, von vier Riesen fenstern erhellt, doch noch etwas freundlich Einladender behielt, etwas, das fast an Gemütlichkeit streifte. Säulen von geldlicher Scagliola standen in Zwischenräumen und hatten den Blick über die Länge des Raume» wrgtäuschen. Leuchtende persische Teppiche bedeckten den Fußboden. Die Ruhebetten, Sessel und Stühle, die Vorhänge, die in schwerem Sammt an den Fen stern niederwallten, schimmerten in warmem Rot. Die Hügellandschaft, die von draußen Hereinschaule, war augeverfreulich, und die Gemälde an den Wände«, die dem Raume seinen Namen gaben, hatten auch manche» Anziehende. Es war eine Madonna von Rafael darunter, mehrere Ruben» und VelaSquez und ei« paar wunderwolle FauulienpoeträtS von Ban Dyck. In einem der Marmorkamine, deren Simse wett volle Gegenstände in Lmailmalerei trugen, flamm« trotz de» warmen Abend» ein Feuer, und neben diese« Feuer, die knochigen Hände der Glut entgegenftreckend, faß die verwitwete Gräfin KarSbrooke Diese kleine, alte Mumie von einer Dame in de« gleißenden, schwarzen Atlatttleide, mit der kostbare« geistigem Vergnügen ihrer in kunstreichen Verflechtungen geführten Sprache folgen läßt. Al» erste unter den für die Darstellung thättgm Kräften ist demnach immer die Königl. Kapelle zu nennen, welche mit ihrer in ersten Abschr tonschöner, fein nuancierter Behandlung und leichter Die Darstellung de« Mufikdrama« ans unserer Bühne Beherrschung aller Schwierigkeiten bewundernswerten ist bei der möglichen besten Besetzung eine höchst vor- Leistung da» Ganze einer äußersten musikalischen zügliche und e» läßt sich namentlichfür die Leistungen Vollendung nahebringt Au» der Reihe der Solisten, de» Frl. Malten und der Frau Wittich eine neue denen an dieser Stelle fchon ost verdiente» Lob zurr- Wendung de» Lobe» nicht mehr finden. Die Wotan- derung deS Sturmes an bi» zur grandiosen Dar stellung deS Feuerzauber», und in Bezug auf wahre Inspiration der Erfindung, Tiefe de» Ausdruck- und Zeichen der Bewunderung niederlegt. Eine Fülle schöner, ergreifender Musik voll hohem Reiz und Schwung der Melodie flutet an unser Ohr un
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