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Beilage zu ^7 L74 TkeÄUet IöUkUÄd* Somabend, den 29. Juli 1893, abends. Dresdner NachrichltL vom 29. Juli. * Da Hr. geh Hofrat Professor vr. Schmitt an dem Abichledsmahl, da« der Lehrkörper der Technischen Hoch» schule ihm, schadenden Kollegen aab, au» Gesundheit«, rücksichten nicht hatte teilnehmen können, so begab sich gestern mittag, besonderem Beschlusse gemäß, eine Abord nung, bestehend au« dem Rektor geh. Hofrat Professor Heun, dem Prorektor Professor vr. Hempel und aeh. Hosrat vr. Fränkel, in die Wohnung de« geh. Hofrat vr Schmitt, um ihm im Namen de« Kollegiums, zu gleich mit dem wärmsten Dank für seine ersolqinche Thätlflkelt an unserer Hochschule und für die den Kollegen geaenuber stet« an den Tag gelegte freundliche Gesinnung ausnchlcgste Wünsche zu verbinden für seine Ruhejahre Wie wir vernehmen, lassen Freunde und frühere Schüler des Geh. Hoftat« Vr. Schmitt ein Porträtrelief ihres ver ehrten akademischen Lehrer« anfertiaen, da« vom Bildhauer Professor Friedrich Rentsch modelliert, in Bronze gegossen und ,m Treppenhause de» Chemischen Laboratorium« an gebracht werden soll. 0 Au« Anlaß der Vogelwiese kommt am 6. August d IS. auch aus Chemnitz, Hainichen, Annaberg cin Sonderzug zu ermäßigten Preisen nach Dresden. Abfahrt aus Chemnitz 6,10 vormittags, Ankunft in Dresden 9,12 vormittag» Rückfahrt au» Dresden 10,45 nachmittag», Ankunft m Chemnitz Montag» 1,35 vor mittag». Am 6. August darf zur Rückfahrt nur der Sonderzua, am 7. und 8. August jeder Personenzug event. gegen Zusatzkarten auch Schnellzüge benutzt werden. Ver kauf der Fahrkarten beginnt am 4. August, über die Preise geben die Plakate Auskunft. In Flöha und Nieder wiesa ist Anschluß bei der Rückfahrt am 6. August. — Die vorgeschlagenen Auszeichnungen für die Ausstellung von Textilmustern (Könial. Kunstgewerbe schule) haben soeben die ministerielle Genehmigung er halten. Dieselben bestehen in 4 silbernen und 18 bron zenen Medaillen, sowie 39 Diplomen an Aussteller und 13 Diplomen an Mitarbeiter. Voraussichtlich wird die Überreichung dieser Auszeichnungen am Sonntag, den 6. August, vormittags 11 Ühr bei Gelegenheit des hier statt - findenden Musterzeichnertages erfolgen. — Im Lokale des Sächsischen Kunstvereins im Brühlschen Palais, AugustuSstraße (geöffnet: Sonn tag« von 11—3, Donnerstags von 10—1, an den übrigen Wochentagen von 10—4 Uhr), sind ferner neu aufgestellt: I. Ölgemälde. Männl. Studienkopf von Böhringer (Dresden); Kinderbildnisstudie ron Antonie Boubong (Straßburg i E): drei Landschaften von Zettel (Garmisch i. B); eine deSgl. von Prof. Ludwig (Berlin). — II. Aquarelle rc. Genrebild in Deckfarben von Sta- gura; Tierbild, Aquarelle und ein Blatt deSgl, Original radierung von Knoeller (beide in Dresden) * In die Gemäldeausstellung im Viktoriahause wurde u a. neu ausgenommen: Blume-Siebert- München Kleine Kundschaft"; Karl Eckerler-München „Großvaters Geburtstag", Genre; Max Stahlschmidt- Weimar „Jungoiehweive, Gänseweide"; Johann Mar tini - Berlin „Hof in einem belgischen Fischerdorf". * Die Deutsche Straßenbahngesellschaft erläßt im Ankündigungsteile unserer heutigen Nummer da» Nähere über die während der Vogelwiese geltenden Wahlordnungen auf der elektrischen Linie, sowie auf der Linie, welche auf die Dauer des Festes vom Pirnaischen Platz, bez. dem Altmarkt au« eingerichtet ist. Die abends -urückkehrenden Besucher werden gebeten, die Fahrscheine zur Erleichterung der in diesen Tagen vielbeschäftigten Schaffner an den im Birkenwäldchen errichteten Ver kaufsstellen zu entnehmen. Zwischen der Haltestelle auf der Psotenhauerstraße und dem Festplatz führen ge trennt nach und von demselben zwei des Abends elektrisch beleuchtete Wege. Im übrigen verweisen wir auf die er wähnte Ankündigung. * In der hiesigen Ausstellung für Wohnungseinrich tungen haben in der 1 Etage des Gewerbehauses u. a. auch die Königlichen Hoflieferanten Gebrüder Eber stein, Altmarkt 7, eine Prachtküche und einen Pferde stall mit Geschirr-, bez. Putzkammer ausgestellt Die Möbel der Küche: Küchen-, Vorrats-, Topf- und Besen schrank, Küchen-, Anrichte-, Aufwaschtisch und Messerputz maschinentisch, Wandrahmen, Etagere, Konsole, Stühle u s. w. zeigen nicht nur eine höchst solide und praktische Ausführung der Arbeit, sondern entsprechen auch mit ihren Neuerungen allen Ansprüchen der Jetztzeit, z. B. dürfte der Küchenschrank mit der im oberen Aussatz befindlichen Uhr und dem sinnreichen Verschluß der Schubkästen allseitiges Interesse erregen. Neu ist die Einrichtung des Aufwasch tisches mit Ablaufgestell. Der VorratSschrank zeigt eine sehr durchdachte und ansprechende Ausführung Nicht minier interessiert der Besenschrank mit Putzkommode Hervorragend ist der Carola-EiSschrank, gesetzlich geschützt, dessen System auf Lufzu- und Abführung beruht und bei geringem Eisverbrauch die größte Kälte und Trockenheit rm Aufbewahrungsraums erzielt. Die Wäschemangel, welche wenig Raum beansprucht, muß nach den ausliegen den Dankschreiben sehr brauchbar sein und läßt sich außer ordentlich leicht handhaben Die Patentwaschmaschine, ge nannt der „Wäscheschoner", erfreut sich allseitigen Inter esses. Die Wringmaschine mit Entlastungsschrauben (neu) hat vorzügliche Gummiwalzen. Die übrigen Gegen stände, z. B. der transportable, praktische Spar herd, der diebessicher gearbeitete Weinflaschenschrank und die Ausstattung in Geräten (nickelplattierteS Gesundheits geschirr) stehen in vorzüglichem Einklänge mit den ge nannten Möbeln und der sonstigen Einrichtung der Küche Der hochelegante Pferdestall für 2 Pferde ist nach 3 Gesichtspunkten eingerichtet: bequeme und gesunde Unter bringung de» Pferdes mit allen hygienischen Vorsichts maßregeln; leichte und praktische Bedienung der Pferde, sowie gewissenhafte Beobachtung aller technisch konstruk- tioneller Umstände, welche die Wahl praktischer und dauer hafter Materialien mit möglichster Kostenersparnis nicht außer acht lassen. In gleich praktischer Weise ist die Geschirr- bez. Putzkammer eingerichtet. Wir heben al» erwähnenswert hervor: Die Geschirrträger mit Kummet- Kammdeckel, und Kopfzeugträger, die Sattelträger mit Zaumzeugträger, prächtige Wagen- und einfache Stall laternen, hübsch arrangierte Candarentafel, Wagenheber, Geschirrreinigungshaken, Werkzeug z. B. Patentschweis schneider (ganz neu), Fesselschere, Hufreiniger, ferner Kar dätschen aller Arten, Wagenbürsten, Striegeln, Schrotmühle zum Quetschen de» Hafer«, Häckselschneidemaschinen rc und vorzügliche Pferdedecken. Mit dieser Pferdestalle,nrichtung und dem erst beschriebenen Küchrnarrangement hat die Firma Gebrüder Eberstein sehr Gediegene« geleistet, wa« auch anderweit durch Zusprechung der silbernen Medaille anerkannt worden ist * Ein größere» Feuer brach gestern abend gegen 8 Uhr in der Nietzoldschen Ziegelei im benachbarten Brießnitz au«. Der im Trockenhaus« aus unermitttlt« Weise entstandene Brand vernichtete daSselb« vollständig, kanuta aber al»« dann durch die erschienenen Feuerwehren, van denen die städtische Landspritze al» zweite eintraf, an der Weiter verbreitung verhindert werden. — Heute nachmittag ^2 Uhr erfolgte e«ne Alarmierung der Feuerwehr nach Kleine Meißnerstraße 6, woselbst ein kleiner Brand in einer Niederlage entstanden »ar. --- Gleichzeitig mit der Eröffnung der ersten Dresdner Markthalle «st im Verlage der AlbanuSschen Buchdrucker« hierlelbst eine „Markthallen-Zeituna" erschienen, in welcher die Interessen der Händler und Käufer gleichmäßig gewahrt werden sollen. Di« neue Zeitung will über alle Neuigkeiten aus dem BerbrauchSmarkte schnell berichten und ein treuer Spiegel de» gesamten Marktverkehr» sein. Der Bezug»prei» der „Markthallen-Zeitung" beträgt viertel jährlich 1 M- L Infolge des am heutigen Vormittag von früh H4 bi» gegen 8 Uhr anhaltenden Regens, der nach nur zweistündiger Pause auf« neue einsetzte und sortdauerte, bot ein Gang über die Vogelwiese nicht gerade An genehme«, da die Niederschläge alle Wege innerhalb de« Festplatzc» gründlich durchweicht haben. Hojfenllich aber bringen die nächsten Tage eine Wendung zum Besseren, da die Barometer während der letzten Tage nicht anhal tend gefallen -sind, sondern vielfach nur Schwankungen gezeigt haben, woraus man schließen darf, daß vor der Hand nicht allgemeiner und langandauernder Landregen zu erwarten ist. — Auch in diesem Jahre wird sich die Vogelwiese durch eine große Zahl neuer Unternehmungen und Schaustellungen auszeichnen. So hat z B die Pschorrbräuhalle zum Deutschen Herold die tätowierte Miß Irene zu einem Auftreten für die Festwoche gewonnen und es ist für dieselbe ein Zimmer der von Hrn. Herold käuflich erworbenen alten Schießhalle angewiesen worden. Durch letztbezeichnete Halle hat überhaupt da« Etablisse ment des Hrn. Herold eine vorteilhafte Erweiterung und Verschönerung erfahren. Außerdem wird daselbst ein Wafserkunstwerk, einen Nymphenbrunnen aus „Tausend und eine Nacht" mit lebenden Bildern darstellend, vorgeführt werden. Die Halle ist auch diesmal wieder reich und geschmackvoll durch'die Leipziger Firma R. u. H. Stetefeld ausgeschmückt worden und dürfte nicht geringe Zugkraft üben. Der frühere Pagodentempel hat einer orientalischen Feenhalle Platz gemacht, welche von Hrn. Restaurateur C. Weber bewirtschaftet wird und worin eine Kapelle in türkischen Kostümen Konzerte veranstaltet. Von der Höhe des terrassenförmig ausgebauten Orchesters wird den Be suchern in großen beweglichen Gemälden eine Reise von Dresden nach Konstantinopel vorgesührt. Weiter hat der stets gern besuchte Globus des Hrn Sommerschuh für vielseitige Unterhaltung gesorgt. Hier wird z. B. das preisgenönte amerikanische Schwimm- und Tauchertrio Alker eine Wasserpantomime: „Ein Abenteuer auf Helgo land" zur Ausführung bringen Weiter werden hier außer einem Herkulestrio die chinesischen Excentric» The Westons, die Taubenkönigin Miß Marzella aus dem Pariser Circus d'Etö, die Turnerclowns Gebrüder Corly, der Gesangs komiker Richard Gersdorf u. a. m für Unterhaltung sorgen, über die sonstigen Darbietungen in den Kristallhallen rc, sowie über Beleuchtung und Wasserversorgung rc. des Festplatzes werden wir in einer der nächsten Nummern berichten, doch sei heute noch in Kürze auf die geschmackvollen Ausstattungen Kinaewiesen, welche das vom Besitzer des Trompeter- schloßchen», Hrn. Reibeholz, bewirtschaftete Nürnberger Bratwurstglöcklein, sowie das demselben unternehmenden Manne gehörige Hippodrom zeigt. -- Die seit dem 17. d M. mit wenigen Ausnahmen hier saft täglich crsolgten, mehr oder weniger starken Niederschäge sind den Gartengewächsen wie den Feld früchten in gleicher Weise zu gut: gekommen und viel fach wird die Ernte noch ein besseres Ergebnis liefern, al» es vor Wochenfrist in Aussicht stand. Die» gilt, abgesehen von den grünen Gemüsen, in der Landwirtschaft besonders von den späteren Kartoffelsorten, dem Kraut und den Rüben, und was besonders in die Wagschale fällt, vom Grummet und dem Klee. Die bis vor kurzem ein voll ständig vergilbte» Ansehen bietenden Wiesen zeigen wieder ein frisches Grün und die Gräser sprossen üppig auf» neue, sodaß die Landwirte berechtigten Grund haben, auf eine gute Nachernte im Klee und eine gute Grummeternte zu hoffen. Wie Landwirte aus dem sonst futterreichen Gebirge versichern, hat der Futtermangel infolge der vor jährigen geringen Ernte schon jetzt eine solche Höhe er reicht, daß die Ökonomen ganzer Landstriche saft aus nahmslos die Hälfte ihres Viehbestände« abschaffen müssen. Da nun aber die Viehpreise infolgedessen stetig gesunken sind, schlachten die Bauern reihum wöchentlich ein oder mehrere Rmder, je nach der Größe der Ortschaft und ver teilen da« Fleisch unter sicb. Das Gesinde hat diesen Fleischgenuß allerdings bald überdrüssig und sehnt sich nach der früheren Kost zurück Da sich die Land wirte unter den gegebenen Verhältnissen mit der Aufzucht von Jungvieh auch wenig befassen, so wird sich in den nächsten Jahren ein Viehmangel und eine Steigerung der Fleischpreise geltend machen Allerdings haben wir hier in Dresden trotz niedrigerer Viehprecse von einer Er mäßigung der Fleischpreise noch nichts empfunden, der späteren Steigerung werden wir sicherlich nicht entgehen. — In der Dresdner Pflege ist die Noggenernte in der Hauptsache beendet, in der Provinz hofft man in einigen regenfreien Tagen dieselbe unter Dach zu bringen — Für die Schiffahrt ist die jetzt herrschende Witterung sehr will kommen, da der Wasserstand, bereit« wieder gesunken, nun mehr ein« Besserung erfahren wird. Nachrichten aus den Landesteilen. Glauchau, 27. Juli Die Beteiligung an der vom hiesigen Gärtnervelein für die Tage des 9 bis 11. Sep tember d. I«. geplanten Gartenbauausstellung wird, dem „Chemn. Tgbl." zufolge, den eingegangenen An meldungen nach zu schließen, eine recht zahlreiche werden. Auf der Ausstellung sollen alle Gebiete des Gartenbaue» vertreten sein; vor allem in größter Mannigfaltigkeit alle Arten von Blumen, dann die modernen Blumenbindereien, ferner die Erzeugnisse des Obst- und Gemüsebaues, die gerade weaen der die«jährigen ungünstigen Witterung auf erhöhte« Interesse rechnen dürfen. Außerdem gelangen voraussichtlich die neuesten Gartengeräte und Werkzeuge zur Ausstellung Der Verein hofft, daß auch die wenigen herrschaftlichen Gartenbesitzer, von denen bi« jetzt keine Anmeldung vorliegt, sich noch entschließen und ihr« oder ihrer Gärtner Beteiligung zusogen Ehrenpreise sind der Kommission bereits in erfreulicher Anzahl zur Verfügung gestellt. Zur Übernahme de« PreiSrichteramte» haben sich bereit erklärt: Hoflieferant und HandelSgärtner Tillich in Altenburg, Handelsgärtner Mehlhorn in Schweinsburg bei Crimmitschau und Handel«gärtner Handrick in Meerane. Von seiten der Königl. Kreishauptmannschast ist dieser Tage die Genehmigung zur Abhaltung erner Verlosung von Ausstellungsgegenständen erteilt worden. * Frankenberg, 27. Juli. Die Bewohnerschaft des westlichen Amtsbezirk« befand sich in letzter Zeit in einer steten, vurch da« Treib«, eine« Brandstifter« hervor- aerufenen Aufregung. In Garn »darf und Auerswalde häuften sich, wie da« „Leipz. Tagedl" berichtet, die Brände und versuchten Brandlegungen in erschreckender Weis« Mehrere Güter brannten vollständig nieder, während an anderen Gütern und Häusern Brandlegungen versucht wurden, welch« nur durch ihre zufällige Entdeckung nicht zu der beabsichtigten Wirkung gtlangten. An einem Gute erfolgten innerhalb acht Tagen sogar zwei Brandlegungen und jedesmal wurde ei« Gebäude ein Raub der Flammen und dadurch ein Opfer de« Verbrechers, der sich di« dahin allcn Nachforschungen zu entziehen verstand Man richtete deshalb in beiden Dörfern heimliche Nachtwachen ein, aber trotzdem wurde noch zuletzt an einem reifen Kornfeld Brandlegung versucht, doch konnte in diesem Falle das schon aufgegangene Feuer noch glücklich gelöscht werden. Der Aufregung und der Angst der Bewohnerschaft von Garn»dorf und Auerswald« um ihre Heimstätten ist er freulicherweise nun endlich ein End« gemacht worden, nachdem e« der eifrigen und unermüdlichen Thätigkeit des hiesigen Gendarmen Nestmann gestern gelungen ist, den Brandstifter zu ermitteln und der Königl. Staatsan waltschaft in Chemnitz zu überliefern Der Brandstifter ist der 1865 geborene Geschirrkührer Schubert aus Garns- dorf und derselbe hat die Brandstiftungen bereits zuge standen. Schubert gehörte mit zur Feuerwehr und zeigte sich bri den Bränden stets sehr behilflich, wie er auch bereit willig Nachtwachen mit aukgeführt hat Als Motiv seine« gemeingefährlichen Treiben» hat Schubert angegeben: „Er habe die Leute scheuchen (beunruhigen) wollen." Schandau, 29. Juli. Die vorgestern hier ausgegebene Nummer der Kur liste weist 779 Parteien mit 1713 Personen und 13 881 Pasianten nach. Die Zahl der Pasianten dürste in HerrnSkretschrn und Umgegend, sowie rm Basteigebiet noch eine größere sein. — Der Schiff- fahrtSverkehr und der Flößereibetrieb finden dem Wasser- stand angemessen in befriedigender Weise im oberen Elb- thale statt. Am Königl. Hauptzollamte wurden vom 1. Januar bis mit 22. Juli d. Js 5453 beladene Fahr zeuge abgefertigt. — Die Witterung ist hier am heutigen Tage eine angenehme zu nennen Niederschläge fanden gestern und heute nacht statt Zittau, 28. Juli. Beim Räumen einer Abortgrube im Grundstücke de« Gasthofe» „zur goldenen Sonne" am Markt verunglückten gestern abend um 6 Uhr drei Arbeiter durch Einatmen giftiger Gase. Als der eine Arbeiter rach rem Abstieg m die Grube vermißt wurde, stiegen zwei weitere Gehilfen hinab und wurden gleich dem ersten betäubt An der Rettung beteiligte sich die sofort herbeigerufine Feuerwehr, und bald waren die Ver unglückten ans Tageslicht befördert. Der eine Tagarbecter war nicht zum Leben zu erwecken Die beiden anderen wurden bewußtlos ins Städtkrankenhaus getragen. Hier ist der eine während der Nacht verstorben, während sich der andere aus dem Wege der Besserung befindet. Zur* Jutternot. über Futternot und Viehhaltung verbreitet der Landwirtschaftliche Verein für Rheinpreußen ein Flugblatt, dem wir, als auch für unsere sächsischen Verhältnisse zu treffend, folgendes entnehmen: 1) Thut der Landwirt gut, bei dem durch die außer gewöhnlichen WitterungSverhältnisse hervorgerufenen Mangel an den herkömmlichen Futtermitteln sich seines Viehes um jeden Preis zu entäußern? Antwort : Nein, daran thut er nicht gut, denn der augenblicklich« Notstand umfaßt so weite Ländergebiete, daß ein Ersatz dafür in den nächsten Jahren auch für schweres Geld überhaupt nicht zu haben sein wird. Deshalb ist es Pflicht jedes Landwirts, alles aufzubieten, um soviel Vieh, als dem Umfange und Betriebe seiner Wirtschaft entspricht, um jeden Preis durchzuhalten, zumal auch die augenblicklichen Preise in ganz und gar keinem Verhält- niffe zu dem Werte des Viehes stehen. 2) Wie ist es möglich, dieser Ausgabe gerecht zu werden? Antwort: Dadurch, daß alle pflanzlichen Stoffe, welche die Tiere überhaupt aufnehmen können, zur Fütterung verwendet werden. Neben bem etwa noch vor handenen oder käuflich zu beschaffenden Heu kommen hier besonders in Betracht alle Arten von Stroh und die Erzeugnisse des Waldes: Gras, Laub und Reisig.*) Um jeden Verlust zu vermeiden, sind diese Stoffe vor der Versütterung mäßig kurz zu schneiden.**) 3) Enthalten diese Futtermittel in den zu verab reichenden Mengen die für die Erhaltung der Tiere er forderlichen Nährstoffe? Antwort: Nein, cs muß durch Zukauf von Krast- futtermitteln nachgeholfen werden. Solche sind: Weizen- und Roggenkleie, Erdnußkuchen und Niehl, Palmkuchen, Rapskuchen, Leinmehl, Baumwollsaatkuchenmehl, Malz- keime, Biertreber, getrocknete Getreideschlempe, Sesamkuchen, Kokoskuchen und Futtermais (der letztere besonders geeignet zu Pferdefutter) 4) Wie ist für die zur Versütterung gelangten, sonst als Streu benutzten Materialien Ersatz zu schaffen?-f) Antwort: Durch diejenigen Erzeugnisse des Waldes, die zur Versütterung nicht geeignet sind, z. B. Farnkräuter, Riedgräser u s. w, seiner durch Toif, der entweder selbst gewonnen, oder in Form von zubereiteter Streu und Mull zu kaufen ist.-j-j-) Fehlt es an allen diesen Materialien, dann kann eine Zeitlang auch Erde zur Ein streu benutzt werden. 5) Auf welchem Wege werden die für den Rest des Sommers, für den Herbst, den Winter und das nächste Frühjahr erforderlichen Futtermengen am besten beschafft? Antwort: a) durch sorgsame Haushaltung mit allem Stroh, was noch vorhanden ist und wa« geerntet wird. Der Futterwert des letzteren ist bei rechtzeitigem Schnitt des Getreides in der Gelbreife erheblich höher als in der Totreife; b) durch Ansaat von Futterpflanzen in die dazu bestimmten und hergenchteten Äcker, sowie auch vor allen Dingen in die Stoppelfelder. 6) Welche Futterpflanzen eignen sich am besten hierzu? Bll-) Antwort: Am frühesten giebt einen Ertrag: u) Weißer Sens Saatmenge 10 bis 12 Pfd. für den Morgen (Sächsischer Scheffel); d) Weißer Senf und Buchweizen. Saatmenge 6 Pfd und 15 Pfd für den Morgen; o) Weißer Senf, Buchweizen und Olrettig. Saatmenge 5, 14 und 5 Pfv für den Morgen — Zur etwas späteren Verwendung im Anschluß an 1) eignen sich Gemenge von a) Wicken und Hafer, oder b) Wicken und Gerste; o) *- Bergleiche: „Abgab: von WaldgraS und Waldstreu au« den sächsischen Staatsivaldungtn" in Nr. »8 der .Sächsischen LandwirüchaüUchen Zeitschrift" '*) »«raletche deu Artikel: „LaubsutkSr" in Rr. 29 der „Sächsischen Laudwirtfchastlicheu Zeitschrift '. s) Berglrich«: „Ersatz von Streuftroh zur Vorbeugung der Futternot" in Rr. «7 der „Sächsischen Landwirtschaftlichen Zeitschrift". ss) vergleich«: „Bezug von Torsstreu" i» Rr. 2» und 29 ber „EächsuchenLandninttchastlichea Keilschrift". ftfs) vergleich« b«u Artikel „Simqe Wink« zur Linder«», brr tzuiteruot' in Rr. 2» «er ..Sächsische» Lundwirtschuftlichro Zeitschrift" Wicken, kleinkörnige Erbsen, Hafer und Gerste oder Sommerroggen. — Zur Verwendung im Herbst und Winter: a) Mai» (nrcht Pferdezahn), im Gemenge mit Wicken und kleinkörnigen Erbsen, etwa in folgendem Ver hältnisse: 40 Pfd. Mai», 20 Psd Erbsen und 20 Pfd. Wicken; d) Brachrüben, soweit die Äcker hierzu vorbereitet sind; o) Stoppelrüben Der Same wird in die frischt Stoppelsurche gesät und sofort festgewalzt. Der Futter ertrag aller dieser Gemenge ist wesentlich davon abhängig, daß sie in die möglichst früh umgebrochenen Winterstoppeln oder in besonder» vorbereitete Äcker gesät werden — Zur Verwendung im nächst«» Frühjahr: u) Sand-od«r Zottel wicke («ici» villosu), im Gemenge mit Johannisroggen. Saatzeit bi» Ende August, oder: im Gemenge mit ge wöhnlichem Staudenroggen Saatzeit Mitte September. Saatquantum entweder 30 Psd. Wicken und 50 Pft». Roggen oder 20 Pfd. Wicken und 60 Pfd. Roggen (pro Morgen oder Scheffel); b) Inkarnatklee entweder im Gemenge mit Stoppelrüben, welche im Herbst geerntet werden, oder im Gemenge mit italienischem Raigrase. Die letztere Mischung liefert höhere Erträge. — c) Futter roggen: Roggen für sich auf besonders »ästigen und wo möglich mit Jauche gedüngten Feldern, Roggen im Ge misch mit Wintergerste, Roggen und Wintergerste mit einigen Pfund Sandwicken, Roggen und Gerste im Ge misch mit Winterwicken, Roggen im Gemisch mit 4 bis 5 Pfund Winterraps. 7) Sind die Erträge dieser Gemengesaaten durch ent sprechende Düngung zu erhöhen und welche Dünger werden sich hierzu empfeblen? Antwort: Alle die genannten Mischungen geben höhrre Erträge, wenn sie gedüngt werden In Betracht kommen außer Stallmist und Jauche, die am besten Verwendung finden zu Brachrüben, Wickfutter, Mais und Futterroggen, auch die künstlichen Düngemittel, und von diesen a) für diejenigen Gemenge, die noch in diesem Jahre geerntet werden: Superphosphat und Chilisalpeter, b) für die jenigen, die im nächsten Frühjahre einen Ertrag liefern sollen: Thomasmehl und etwas Chilisalpeter, weil Ammoniakmischungen augenblicklich zu teuer sind. 8) Wie ist tei der Aussaat aller genannten Säme reien zu verfahren? Antwort: Mit Rücksicht aus die Trockenheit des Bodens sind alle Samen etwas tiefer unterzubringen als gewöhnlich. Die gröberen (Wicken, Erbsen, Hafer, Mais, Roggen, Gerste) werden am besten flach untergepflügt und die im Gemenge mit ihnen anzubauenden feineren Säme reien obenauf gesät. Soweit das Flugblatt. Es erübrigt, unter Hinweis auf die bereits geschehenen Veröffentlichungen — ins besondere „Maßnahmen zur Abwendung der Futternot" in Nr. 28 der „Sächsischen Landwirtschaftlichen Zeitschrift" — wiederholt darauf aufmerksam zu machen, daß auch in Sachsen durch direktes Eingreifen der Königl. Staats regierung Maßregeln getroffen worden sind und noch ge troffen werden, den Bezug von Streuersatz und Futter mitteln zu erleichtern. Vor allem aber mögen die Landwirte die in obigem ausgesprochene Warnung beherzigen, sich ohne wirklich zwingende Not ihres Viehes zu entäußern, da sie hierdurch den augenblicklichen Notstand nur verlängern und m einen in seinen Folgen unabsehbaren umgestalten würden Vermischtes. -x Bei dem Erfolge, welchen die Leipziger Kochkunst ausstellungen, insbesondere in der im Vorjahre erweiterten Form, hatten, ließ sich eine baldige Wiederholung einer ähnlichen Vorführung voraussehen Eine solche »st für längere, nämlich siebenwöchentliche Dauer vom 20. April 1894 ab in Wien geplant, dem bekanntlich in der Praterrotunde ein Ausstellungsraum von unerreichter Zweck mäßigkeit und Schönheit zur Verfügung steht. Das Unter nehmen geht von dem „Verein zur Vorbereitung land wirtschaftlicher Kenntnisse" dortselbst (I, Minoritenplatz 4) aus, ter schon jetzt Anmeldescheine für Aussteller aus sendet. Die 1. Abteilung der Ausstellung, welche die „Kochkunst" umfaßt, soll auch dem Vegetarianismus Gelegenheit zu theoretischer und praktischer Propaganda bieten. Eine zweite dient der „Armeeverpslegung" ganz in der von der vorjährigen Leipziger Ausstellung bekannten Weise, jedoch einschließlich der Futterarten, Pferdearzenei und Stalleinrichtungen, sowie der Trink- wafferverbesserung Die dritte Abteilung führt das ,Rettungswesen", sowie Zweige der Gesundheits- und Krankenpflege vor: die vierte dient dem „Verkehr" aller Art, einschließlich der Reisegeräte, Tunnelbauten, Luftschiff fahrt u. s w Die fünfte Abteilung soll Gerätschaften von allerlei „Sport", darunter Amateurphotogrophie und Philatelie, vorführen * Die elektrische Küche Der „Franks. Ztg" wir» aus Chicago geschrieben: „Der Gebrauch der Elektrizität im Haushalt wird, wenn praktisch durchgeführt, mehr als alle Träume von Kooperativküchcn zur Lösung des Haus haltsproblems beitragen" Diese Ankündigung -iner neuen Utopia stand vor kurzem in einem amerikanischen Blatte zu lesen Heute ist bereits die Utopia realisiert auf der kolumbischen Weltausstellung zu sehen Aus der Nordseite der Galerie des Elektrizitätsgebäudes wird dieses Stück Zukunft gezeigt — eine elektrische Küche. In einem nied lichen Pavillon der Electric Heatmg Corporation, Boston, steht auf einem mit einem Linnen belegten gewöhnlichen Tisch ein würfelförmiger schwarzer Kasten, aus einem an deren Tische sieht man drei kreisrunde schwarze Platten und einige Blechgesäße, jedes Stück durch grün-weiße Drähte an eine elektrische Leitung angeschloff-n Auf den ersten Blick sieht das Ding wie ein elektrisches Labora torium aus. Kommt man aber zwischen 11 und L Uhr hin, dann bemerkt man, daß es eme Küche ist Da sieht man einen Neger — die Neger sind die besten Köche in Amerika — in dem bekannten sterotypen Kochkostüm, der mit Steaks, mit Fetten. Mehl und Wasser hantiert, rings herum eine Menge von Damen und in ihrer Mitte den weib lichen Apostel der elektrischen Küche, Miß Helen Louise Johnson, den Neger kommandierend, den Damen demon strierend, bereit, alle, selbst die thörichtesten Fragen, welche eine amerikanische Frau stellen kann, zu beantworten. Bald steigt ein angenehmer Geruch auf. ein gebratener Pute wird au» dem schwären Kasten herausgezogen E« ist klar, wir befinden un» in der ,Mche der Zukunft". Fräulein Johnson wenigsten« gestattet un«. so lange wir un» im Bannkreis ihrer Beredtsamkeit finden, keinen Zweifel da ran. Der mit Holz und Kohle geheizte Herd gilt in Amerika bereits al« veraltet. Er ist vom Ga»herd ge schlagen Der G«brauch de« Gasherde« erspart vorerst den Raum zum Aufbewahren der Holz- und Kohlenvorräte, der Gasherd selbst kann verhältnismäßig Keiner sein, da er keinen so bedeutenden Raum zum Einleger» de« Brenn material» erfordert, er erspart Zeit, da er rascher Wärme erzeugt, er erspart Artzeit, da er di« kunstvolle Lagerung von Hol; und Kohlen nicht erfordert, d« beim alten Herd Vorbedingung de« Feuerwachen« ist; rr erspart ferner Brennmaterial, tz« er nicht so wel Wärme al» der Kshl«n- hLd m, die umgebende Luft vertiert. Da« Wrchttgtz« ade,