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worden sind Die Ausstellung der Beslbeinigungen durch au»- ländische Behörden hat da» Reichspostamt für auerelchend nicht erachtet. Bayern und Württemberg sind dieser Regelung beigetreten. Straßburg i. E., 21. Juli. Nach Mitteilung der Polizeidirektion Metz wurde der Reisende B. Stolz von Frankfurt a. M mit drei anderen Reifenden ge legentlich eines Ausfluges in dem Ort Vionville von französischen Soldaten angegriffen. Die Polizeibehörde ersucht Hrn. Stolz und seine Begleiter öffentlich, sich zu melden. Wien, 21.Juli. DaS gestern publizierte Futter- auisuhrverbot wird von einigenWienerBlättern eingehend besprochen. Das , Fremden blatt'sagt, daß nur Giünd« schwer wiegender Alt dazu veranlassen konnten. .Die Regierungen beider ReichSHS'sten haben unserer Landwirtschaft durch diese» Berbot den Berble'b der heute noch vorhandenen Futtervorräte im Reichsgebiete verbürgt. Dir Rücksicht auf die heimifchen Notpandtdistrilte, wie aus da« Interesse unserer HeeretverwaU tung und aus das unabweiSliche Gebot, den Pferdebestand Österreich-Ungarn» vor einer täglich wachsenden Gefahr zu b:- hüten, die» war ja da» erste, da- zwingendste Motiv für den Erlaß de» FutterauSfuhrverbote». Im übrigen war dafür auch die nächste Entwickelung de- internationalen Btehhandel» maß gebend. Es dürfte nämlich im nächsten Jahre infolge de- Futtermangel-, der auch in Westeuropa herrscht, eine derartige Nachfrage nach unserem Vieh stattfinden, d'ß unsere wachsende BiehauSfuhr bann wahrscheinlich süc die heutige Einstellung der FutterauLfuhr überreich entschädigt wird." DaS Blatt schreibt sodann weiter: .Diese klare selbstverständliche Erwägung sollte unseren Landwirten schon heute zum Bewußtsein kommen. Sie können demnach die günstige Lage in doppeltem Sinne sür sich au-uützen. Verstehen sie den Wink der Marktkonjunktur, so werden sie sofort, ohne viel Zögern, die heutigen Notstands preis« ganz s» zum Biehankause brnützen, wi- sie im nächsten Jahre gemäß der Biehteuerung zum Berkaus« schrtiten werden. Gerade dem FutterauSfuhrverbote können wir c- zu- fchreiben, daß diese Operation einzelnen Kronländern, wie Nieder- und Oberögerreich, Galizien u. s. w. dauernd möglich sein wird. Ja, wir gehen noch weiter, wir halten die Entwickelung der MarklverhäUnisse sür etne so sicher günstige, daß wir selbst den Import von Futtermitteln aus dem Aus lande zum Zwecke der spekulativen Vermehrung unserer Vieh bestände sür nicht gewagt erklären möchten. In dieser Über zeugung stehen wir keineswegs allein. ES ist Thatsache, daß bei un» seitens zahlreicher geldkräftiger Landwirte namhafte Biehankäuse in Südtvcstdeuischland und in der Schweiz bereits vollzogen wurden. ES ist ferner Thatiache, daß in einzelnen, über Fultervorräte verfügenden Kronländern die systematische Organisation solcher Liehetnkäuse maßgebendenonS bereits erwogen wird." Es sei also klar, daß das Futteraus fuhrverbot in Oesterreich ermögliche, in die Bewegung des Bieh- Marktes mit fester Hand einzugreifen und das sei wohl nicht der geringste Vorteil, den diese Maßregel st on heute mit Sicher heit verspreche. Die „Presse" macht hauptsächlich aus jene internen Maß nahmen aufmerksam, welche zur Linderung d.» jetzt n ch vor handenen und zur Bekämpfung des im Winter kemmenten Notstandes notwendig erscheinen. In Eüddeutschland Haien sich die landwirtschaftlichen Bezirksvereine die Verbände der ländlichen Gemtindevettrelungen mit den autonomen und staatlichen Behörden schon Ende Mai odcr Anfang Juni über die einzuschlagenden Maßregeln ins Einvernehmen gefetzt. Ein Gleiches sei bei uns notwendig und das erlassene Futterverbol werde sicher seine wohlthätigen Wirkungen auSüben in jenen Gegenden, in denen sonst bas Biehsulter unerschwinglich ge worben wäre infolge eines Massenexports nach dem Auslande, und ein Uebrig-s werde hoffentlich die eingcleitcte Hilfsaktion zu leisten vermögen, um den Schaden zu lindern, ter viele Hunderte von kleineren Landwirten in ihrer wirtschaftlichen Existenz bedroht. — In Ischl fand gestern die Enthüllung des Denkmals für den Schöpfer der neuen Schule Oester reichs, Leopold v. Hasner, statt. Den Abschluß der Feier bildete ein Festmahl mit bemerkenswerten Reden. Frhr. v Chlumecki schilderte die Bedeutung Hainers als Reformator der Schule und als Staatsmann und hob hervor, daß Hasner ein Feind aller politischen Machenschaften sowie eines charakterlosen Opportunismus war. Der Präsident der Akademie der Wissenschaften, Ritter v. Arneth, sagte, Hasner habe für die Volks bildung in Österreich mehr gethan, als seit einem Jahrhundert alle seine Vorgänger. Großen Eindruck machte die Rede des Bezirkshauptmanns Baron Aichel- burg, welcher sagte, er werde als Chef der Schulbehörde des Bezirks für das Volksschulgesetz Hosners kämpfen, für dessen Durchführung schaffen und raten. x^x Paris, 20. Juli. Im Senat ist gestern die Haushaltsberatung durch einige Auskunfts forderungen unterbrochen worden. Lrarieux verlang!« Ausschluß über die Pläne Dupuys hinsichtlich der ArbeitSbörse. Wie wolle die Regierung die- felbe verlassen, nachdem sie militärisch besetzt wo: den? Liege e» in der Absicht des Ministers, das Gesetz von 1884 über die Syndikate strenge zur Anwendung zu bringen? — Der Senator Tolain machte bemerklich, daß diese beiden Fragen sich nicht mit einander reimten. Mau könne die Anwendung jenes Gesetzes verlangen, ohne darum die Einrichtung der ArbeitSbörse anzu rühren. Diese Börse habe keine politische Rolle zu spielen; sie fei im Gegenteil nur ein Mittelpunkt, in welchem die Arbeiter die Erkundigungen, deren sie bedürfen, einziehen. — Dupuy antwortete man bab, in der Tbat di« ArbeitSbörse nicht als wohl antasten, nicht aber Euer Leben Der Einsatz in dem Spiele, daS ich angefangen, ist höher. Meinen Ruf, mein Hab und Gut, meinen Leib setze ich daran." (Fortsetzung folgt.) * Die Ausstellung von Mustern der Textil industrie, welche in den Sälen des ersten und zweiten Obergeschosses der Königl. Kunstgewerbeschule bis zum 13. August veranstaltet und au den Wochen tagen von früh 0 bis abends 7 Uhr, Sonntags von 11 bis 2 Uhr geöffnet ist, bietet nicht nur ein an ziehendes und belehrendes Bild von vergegenwärtigen Entwickelung des ältesten, wichtigsten und auSgebreite- sten kunstgewerblichen Zweiges, sondern sie erfüllt besonder», wie sich schon jetzt deutlich erkennen läßt, den ausgesprochenen Zweck, dem Stande der Musterzeichner wie der vaterländischen Industrie praktisch zu nützen. Hr. Professor Kumsch, Lehrer und Bibliothekar an der Königl. Kunstgewerbeschule, hat sich das Verdienst er worben, die Ausstellung vorzubereilen, zu ordnen und zu leiten. Die Anordnung ist im allgemeinen nicht streng nach Fächern, sondern, da sie in erster Linie dem Interesse derjenigen dienen soll, die da» Entwerfen und Ausführen der Textilmuster berufsmäßig be treiben, vorherrschend nach deren Namen gekosten, doch ist im einzelnen das Verwandte beisammengehalten, wie denn auch, um eine gerechte vergleichende Beur teilung zu ermöglichen, während der Thätigkeit der ein zelnen Preisrichtergruppen alle Gegenstände de» gleichen Faches vorübergehend räumlich vereinigt waren. E» sollen, vorbehältlich der Genehmigung, Preise bis zu 6 silbernen und bi» zu 20 bronzenen Medaillen ««»gegeben werden. Außerdem werden Ehrendiplome den Palast d«r Syndikat« zu btttachNu; st« soll« riusach al» freier Arbeit»markt di«uen. Abrr zu dirfrm Ead« ist, wi« sich Hera »»gestellt hat, die Einführung einer bestimmten Börsen ordnung erforderlich. Die Regierung beschäftigt sich mit der selbe», und bet ihr werden die Grundsatz« de» Grsttzr» von 1884 zur voll«» Berücksichtigung kommen — In Voraussicht de- nahen Schluffe» der Tagung traten gestern die radikale Linke und die äußerste Linke der Kammer unter dem Vorsitze Barodet» zusammen, um gemeinsame Anordnungen für den Wahlfeldzug zu Irrsten. Sie kamen überein, ein Manifest an die Wähler zu richten, dessen Ausarbeitung einem Ausschuß von 12 Mitgliedern, 6 für Paris und 6 für die Provinz, übertragen werden soll Dieser Ausschuß wird auch während der Wahlperiode in Thätigkeit bleiben, um den Bewerbern der Partei Beistand zu leisten. Unterdessen trifft auch die Regierung ihre Anstalten. Auf Verlangen Dupuys haben die Minister sich verpflichtet, während der Wahlperiode keinen Urlaub zu nehmen; man be reitet die Rundschreiben vor, welche den Beamten aller Art vertrauliche Vorschriften über ihr Verhalten in dem Wahl kämpfe erteilen sollen. Die Präfekten haben schon den Befehl erhalten, sich nicht mehr von ihren Posten zu entfernen — eS sei denn, daß Dupuy sie nach Paris beriefe, und ihren Untergebenen alle Urlaubs gesuche vorläufig zu verweigern. Kurz, der Premier minister schickt sich nach dem Versprechen, welche- er in Twul ouse abgegeben hat, zu thätiger Leitung der Wahlen an. * Pari», 21 Juli. (W. T. B.) Der Senat genehmigte mit 249 gegen 13 Stimmen daS Budget mit einigen Abänderungen. DaS Budget muß daher nochmals an die Kammer zurückgehen. — Die An klagekammer hat die wegen Dokumentenfälschung angeklagten Norton und Ducret vor den Schwur gerichtshof verwiesen. — Die Ernennung DecraiS zum Botschafter in London wird voraussichtlich morgen im „Journal offiziel" erscheinen. London, 21. Juli. Der Admiralität wurde eine ministerielle Mitteilung übermittelt, nach deren Empfang die Admiralität im Laufe des Nachmittags wichtige Weisungen an den Befehlshaber des englischen Geschwaders in den chinesischen Ge wässern telegraphierte. Auf alle Fälle, so schreibt die „Voss. Ztg", ist eine Verstärkung der englischen Flotte in Siam in Aussicht genommen. Der fran zösische Kontreadmiral Humann hat für seine Opera tionen außer den drei Kriegsschiffen „Lutin", „Jncon- stant" und „Comöte", die sich vor Bangkok befinden, noch den Kreuzer „Forfait", das Kanonenboot „Bipöre", die augenblicklich vor der Barre des Menam liegen, den Panzerkreuzer „Triomphade", den Aviso „Pluvier" und die Kanonenboote „Lion" und „ASpic" zur Ver fügung. Der Aviso „Pepin" wird erst in einigen Wochen zu Admiral Humann stoßen. Nun soll aller dings das russische ostasiatische Geschwader Befehl er halten haben, Kriegsschiffe zur Unterstützung der französischen Forderungen nach Siam zu senden, gleichzeitig um die russischen Unterthanen zu schützen, doch klingt diese Nachricht wenig glaubhaft. In dem gegenwärtigen Stadium des Konflikts ist das Ein greifen der Russen zu Gunsten der Franzosen durch aus nicht nötig; russische Unterthanen giebt es in ganz Siam nicht und für den Schutz der übrigen Fremden sorgen die britischen, deutschen und holländischen Kriegs schiffe, die vor Bangkok liegen. Deutscherseits sind überdies mehrere Kriegsschiffe nach Siam beordert worden. — Die Beratung der Homerule-Bill im eng lischen Unterhause neigt sich ihrem Ende zu. Gestern wurde der dritte Abschnitt der Vorlage in der durch die Resolution Gladstone vorgeschriebenen Form erle digt, d. h. über alle die Paragraphen, die bis 10 Uhr abends nicht hatten zur Einzelberatung gestellt werden können, wurde ohne vorherige Debatte abgestimmt. Nicht weniger als 10 Klauseln verfielen gestern diesem Schicksal. Es erübrigt jetzt nur noch die Beratung der vertagten, sowie der neuen von der Regierung be antragten Paragraphen und diese Beratung muß bis zum 27. Juli, abends 10 Uhr, beendigt sein. Bisher ist für die Berichterstattung zur dritten Lesung ein bestimmter Termin nicht festgesetzt worden; nach An deutung jedoch, die der Chefsekretär des Lordlieutcnants von Irland, John Morley, fallen ließ, als er am 28. Juni im Unterhause dir Resolution Gladstone einbrachte, darf geschlossen werden, daß die Regierung noch einen dahin zielenden Antrag einbringen wird. Seine Annahme kann nicht zweifelhaft sein, nachdem seinerzeit für die viel weiter gehende Resolution Gladstone die Regierungsparteien geschlossen eingetreten sind. Die bunt zusammengesetzte Gefolgschaft Glad stone» begegnet sich mit Gladstone in dem Wunsche, die Opposition nach Möglichkeit in ihren Ausführ ungen zu binden, um wenigsten« erst einmal im Unter hause die Vorlage durchgebracht zu sehen. Mitte August wird dann voraussichtlich die formelle dritte Lesung stattfinden und Ende August oder Anfang September die Vorlage an da» Oberhaus gelangen. Weiche- Schicksal diese« ihr bereiten wird, auf diese Frage läßt sich heute eine bestimmte Antwort naturgemäß noch nicht geben, wenn auch gewichtige Anzeichen da für sprechen, daß daS Hochtorytum der Pair»kammer sie zu Fall bringen Mrd. über den Verlauf der gestrigen UnterhauSsitzung, welche die Entscheidung über den dritten Abschnitt der Vorlage brachte, wird folgende» gemeldet: Ja der gestrig.« Sitzung d«S Unterhauses veranlaßte Klausel 80 der Homerulevoilage, wrlche die allmähliche Ersetz ung der irisch«» Gendarmrri« und Dublin«! Polizei durch da» Ort»poltt«icorp» während der nächsten srch» Jahre verfügt, ein« längere erregte Erörterung. — Sexton beantragte, dre neue Polizei nicht den Ottöbrhörden, sondern der irischen vollzug»- regierung zu unterstellen, da letztere sür die Nusrechieihaliung von Frieden und Oidnung, sowie auch sür die Besoldung der Polizei allein verantwortlich sei. — Gladstone bekämpfte diesen Antrag mit dem Hinwei», daß die Regierung sich ver pflichtet, die Herstellung einer bewaffneten Zentralpolizei unter der Kontrolle der irischen Regierung r icht zu gestatten. — Balfour beanstandete ebenfalls den Antrag Sextons, der schließlich mit 237 gegen tlO Stimmen verworfen wurde. — Alsdann w«rt»«inZusatzantragdrrRegierung gegen die Bildung einer militärischen Polizei in Irland mit b»7 gegen 49 Stimmen angenommen. Die Minderheit bestand ausschließlich auS Parnelliten und Antiparnelliteo. — Klausel so wurde schließlich mit »lö gegen 298 Stimmen der Vor lage einverleibt. Sexton, Dillon, Mc Earthy, O'Brien und mehrere andere Aniiparnelliteu, sämtliche Parnelliten und verschiedene Radikale stimm'en gegen die Regierung, deren Mehrheit infolgedessen auf 26 Stimme» herabsank. Mit dem Blockenschlagr 10 wurde die Resolution der Regierung wieder in Anwendung gebracht zur Erledigung der übrigen zehn Klauseln der Homerulevorlage. Sechs wurden mit Mrhrh iten von !6 bi» 35 Stimmen, drei abftimmungslo- angenommen. Bei Klausel 3ü, die dem Reich-Parlament die Lösung der irischen Bodevfrage sür drei Jahre und die Ernennung der inschen Richter sür sechs Jahre vorbehält, enthielte» sich die Unionisten der Abstimmung, während Labouchöre, Lilke und sieben andere Liberale, sowie die Parnelliten dagegen stimmten. Klausel 85 wurde schließlich mit »27 gegen »S Stimmen angenommen. In nächster Woche kommen die zurückgestellten und neuen Klauseln zur Beratung, sodaß am 27. Juli die Einzelberatung der Vorlage erledigt sein wird. ks— In der heutigen Sitzung des Unterhauses teilte der Parlamentsfekretär des Auswärtigen, Grey, dem Hause mit, daß ein Telegramm aus Bangkok die in dem französischen Ultimatum an Siam ge stellten Bedingungen übermittelt habe, welche denen entsprächen, welche die französische Regierung der eng lischen bereit- mitteilte. DaS Ultimatum, welches innerhalb 48 Stunden angenommen sein sollte, ent halte folgende Punkte: l) die Anerkennung der Rechte Anams und Kambodjas am linken Mekong-User; 2) die Räumung dir dort von Siamesen besetzen Posten innerhalb eine- Monat-; 3) Genugthuung sür verschiedene Angriffe auf sranzösiste Schiffe und Matrosen im Menamflusse; 4) Bestrafung der Schuldigen und G-ldentschädig- una; 5) die Zahlung von 2 Millionen Francs sür den fran zösischen Unierthanen zugesügten Schaden; 6) sofortige Lepo- nierung von 3 Millionen Francs für die in Punkt 4 und ö ausgestellten Forderungen oder die Überweisung der Sleuererträge gewißer Dipritre. Falls die Bedingungen nicht angenommen würden, werde der französi che Gesandte Bangkok verlassen, und die Blockade an der siamesischen Küste würde alsdann sofort erklärt werden. Was die von Frankeich ge forderte Gebietsabtretung betreffe, so erwarte die Regierung von dem Gesandten in Paris, Lord Dufferin, binnen kurzem über die geographischen Grenzen unter- richtet zu werden. Ob die Gebietsabtretung englische Interessen und den englischen Handel in Oberbirma bc einträchtige, hänge von der von Lord Dufferin zu erwartenden Information ab. Ferner erklärte Grey, die russische Regierung habe am 19. d. M s. dem englischen Kabinett die Versicherung gegeben, daß die Gerüchte von einer bewaffneten russischen Expedition in das Pamirgebiet falsch seien. Die Ersatztruppen sür Murghab seien nicht unter Aanoff, sondern unter einem Offizier geringeren Grades abgegangen. — Heute vormittag fand im Westminster-Palace-Hotel die angekündigte Konferenz statt zwischen Vertretern der Bergwerksbesitzer und den Delegierten des nationalen Verbandes der Bergleute. Die Ver handlungen waren geheime. Die Konferenz hat jedoch zu keiner Einigung geführt und ist geschlossen worden. Da die Bergarbeiter die schiedsgerichtliche Entscheidung ablehnten, wird die Angelegenheit nunmehr der Generalversammlung der Grubenbesitzer vorgelegt werden. DaS Mitglied des Unterhauses Pickard hat die Ansicht ausgesprochen, daß eine gütliche Beilegung verliehen. Die hiesige Firma Stengel u. Markert hat sehr wertvolle Prämien gestiftet, indem sie von dem in ihrem Verlage erschienenen Fachwerke des Hrn. Prof. Kumsch sieben Bände zum Geschenke machte. Für Geldprämien haben u, a. gesorgt: Hr. Redakteur Mar tin Leipzig und der Verband deutscher Musterzeichner. Es haben sich etwa 150 Aussteller eingefunden. — Über die durch die Preiszuteilungen hervorgehobenen Leistungen von Produzenten wie Künstlern werden wir später berichten. — Der Besuch ist schon bisher ein sehr reger gewesen, wie ein auSgelegtes Eintragsbuch erweist, und zwar treffen wir unter den Besuchern ebensowohl Mitglieder aller Stände und Berufsklassen, wie Fachleute und Handeltreibende. Auffällig ist, daß die Damenwelt bisher der Ausstellung weniger Zeit widmet, als man dies erwarten sollte. Vielleicht ist einer der Gründe für diese Erscheinung darin zu fin den, daß der Inhalt und Umfang deS Begriffes „Tex tilindustrie" noch nicht allgemein genug bekannt ist. Die Ausstellung enthält in der Hauptsache einerseits Entwürfe zu Mustern für Web-, Stick- und Wirk waren, einschließlich Tapeten und Verwandte», anderer seits auSgeführte Sachen nach diesen Entwürfen in großer Anzahl. Daneben finden sich größere und kleinere Sammlungen von Mustern in Druck und Photographie, Fachwerke, Lehrmittel und Werk zeuge zum Zeichnen, Potronieren, Schablonenstechen u. v. a. In vielen Fällen findet man Entwurf, Patrone und Ausführung in lehrreicher Weise neben- einandergestellt. — Au- dem reichen Inhalte seien hervorgehoben: Portieren, Bett- und Tischdecken, Kleiderstoffe, Teppiche, Gardinen und Leinengewebe mit oft ganz prachtvollen Webmustern. Eine große Anzahl prächtiger Tapeten älterer Muster und mo dernster Art, teils in Entwürfen, teils auSgeführt. Es wird ein jeder mit voller Befriedigung die inte ressante Ausstellung verlassen und wied.rholt besuchen. Eine besondere Freude bereitet es uns, zu sehen, wie die Schüler der Kunstgewerbeschule zu Dresden, der Musterschule zu Plauen i. V. und anderer Bildungs stätten des engeren Vaterlandes die erworbenen Kennt nisse und Fertigkeiten in den weitesten Kreisen, ja selbst im Auslände anzuwenden Gelegenheit gefunden haben, zur Ehre ihrer Heimat und ihrer Lehrer. Auf einzelne SonderauSstellungen und besondere Leistungen kommen wir noch zu sprechen. Konzert. Aus Bad Elster, 21. Juli, wird unS geschrieben: Zum Besten des hiesigen Augustusstiftes hatte unser vogtländischer Landsmann, der Komponist und Dirigent der Dresdner Liedertafel" Hr. Rein hold Becker auS Dresden, unter Mitwirkung der Frau Gritzner (Plauen), des Hrn. Hache (Dresden) und der hiesigen Königl. Badekapelle am Donnerstag ein Konzert veranstaltet. Obgleich wir jetzt, in der Hoch saison stehend, reichlich mit Konzerten der verschiedensten Gattungen bedacht sind, so war doch unser prächtiger Kursaal völlig gefüllt, ein Beweis, welchen guten Ruf der Name Reinhold Becker in der musikalischen Welt genießt. ES wird daher der pekuniäre Erfolg dem künstlerischen in keiner Weise nachstehen. Und ein künstlerischer Erfolg war da» heutige Konzert Da» Programm enthielt nur Beckersche Kompositionen und e» zeigte sich un» darin da» Talent de» Ton sch« r» in großer Vielseitigkeit: Orchestersätze, Gesang mit Orchester und Lieder am Klavier, alle» gleich edel und charak- der Angelegenheit au»geschlossen sei. — Nach einer Melduna de» „Reut. Bur." au» Mexiko hat di« mexikanische Regierung au» EpaifamkitSrücksichten die Aufhebung der Gesandtschaften in Rußland und in Südamerika beschlossen Sämtliche europäische Gesandt schaften sollen durch Sekretäre verwaltet werden Sofia, 19. Juli. Bulgarien befindet sich ungeachtet, daß binnen zehn Tagen die allgemeinen Wahlen stattfinden werden, im Zustande der tiefsten Sommerruhe. Seit vorgestern hat der Fürst seinen Sommeraufenthalt in Schloß Sandrowa bei Varna angetreten. Die Fürstin und die Herzogin-Mutter ind vorderhand noch hier zurückgeblieben. In Varna »efindet sich auch Ministerpräsident Stambulow mit einer Familie. Von seinen Ministerkollegen weilen >rei, die Herren Grekow, Ziwkow und Sallabaschew im Auslande, sodaß dermalen nur zwei Mitglieder der Regierung auf ihren Posten weilen Es gewinnt besondere Bedeutung, daß die» im Angesichte der Wahlen geschieht, und man wird sich erinnern, daß auch zur Zeit der Wahlen für die große National versammlung Ministerpräsident Stambulow, im Ge folge de» Fürsten, außer Landes weilte. Die hef tigen Anklagen über Bedrückung und Terrorismus also, welche die Opposition durch ihr neugegründetes Organ „Swobodno Slowo" (Da- freie Wort) gegen die Regierung erhebt, werden weniger begründet, als vielmehr darauf berechnet fein, die unausbleibliche — nicht numerische, sondern auch moralische — Niederlage der Opposition zu rechtfertigen. Wie kann auch die Opposition Erfolge erringen, da eS ihr an allen Voraussetzungen dazu mangelt? ES fehlt ihr die Einheit, ein Programm und ein Führer. Die ehemalige Partei Zankow ist ganz aufgelöst, wie eS auch gar nicht anders sein kann, da sie ja schon seit vielen Jahren ohne Führer ist. Im übrigen besteht die Opposition au» einstigen teils abgesetzten, teils freiwillig zurückgetretenen Ministern, deren Wunsch, wieder an daS Ruder zu gelangen, die Haupttrieb feder ihres Handelns ist. Jeder dieser mag einen persönlichen Anhang haben, aber alle zusammen bilden noch entfernt keine regierungsfähige Partei. Gewiß giebt eS Unzufriedenheit im Lande; jede» kräftige, sagen wir, selbst absolutistische Regime ruft solche her vor. ES ist aber niemand, der dem Stambulowschen Programme und seinen großen Erfolgen irgend etwas Gleichwertiges entgegenstellen könnte. Kein Zweifel, daß Stambulow dermalen unentbehrlich ist; das Ge deihen und die Zukunft Bulgarien« sind von der Kontinuität der heutigen Politik abhängig. Stam bulow mag nach oben und nach unten hin zuweilen unbequem werden, aber hier und dort erkennt man ganz klar die Bedürfnisse des Augenblickes. Darum erscheint es völlig unpassend, wenn hier und da auS dem heftigeren Auftreten der Opposition darauf ge schlossen wird, daß man sie an hoher Stelle gern sehe und fördere, um Stambulow ein Gegengewicht bieten zu können Eine loyale Opposition wäre in der That nicht von Schaden; die innere Wirtschaft brauchte gewiß eine schärfere Kontrolle und namentlich auf finanziellem Gebiete könnte eine sachliche Opposition manchen Mißgriff verhüten. Aber niemand kann sich darüber täuschen, daß auf Jahre hinan- die mögliche Thätigkeit jeder anderen Partei als der Stambulow schen darauf beschränkt bleiben muß, und daß es eine ernste Gefahr für die innere Ruhe des Landes wäre, wenn außerparlamentarische Einflüsse einen Regierungs wechsel herbeiführen würden. Athen, 18. Juli. Die griechische Regierung hat nunmehr in unzweideutiger Weise erklärt, daß sie durchaus nicht gesonnen sei, die Volksvertretung zu einer außerordentlichen Session einzuberufen und daß eine eventuelle Auflösung der Kammer gauz außer dem Bereiche ihrer Kombination liege. Die Regierung hofft, bis zum Beginne der ordentlichen Session eine genügende Majorität um sich scharen zu können und arbeitet ruhig an den von ihr als notwendig erkannten Gesetzentwürfen, sow e an der Feststellung de- Budget voranschlags für 1894 Die finanzielle Lage, deren günstigere Gestaltung von größtem W:rte für die Konsolidierung der Kabinetts wär', hat sich aller dings noch immer nicht erheblich gebessert und daS Agio bewegt sich andauernd zwischen 50 und 60 Proz. Angesichts der sehr günstigen Nachrichten über die bereits stattgehabten, sowie über die noch zu er wartenden Ernten verspricht man sich jedoch eine« durchgreifenden Rückschlag auf den hiesigen Geldmarkt. Inzwischen setzt die Athener oppositionelle Presse, so schreibt die „Pol. Corr.", ihren Kampf gegen die Re gierung nlitoefteiqerterHeKiokttundunkrdem teristisch komponiert und prächtig zum Vorrrag ge bracht. Sämtliche Mitwirkende waren sichtlich bestrebt, ihr Bestes zu gevcn und den Jntentioi en deS Kom ponisten, der selbst dirigierte bez. am Klavier be gleitete, zu folgen. Ganz prächtig hielt sich auch unser unter Kapellmeister Woldert trefflich geschultes Orchester, welches unter des Komponisten tempera mentvoller Leitung vier Sätze auS dessen Oper „Frauenlob" vortrug. Am meisten gefielen davon wohl der Joha, niSreigen und der schön gesteiqerte Huldigungsmarfch; doch auch die Einleitung zur Oper und daS sür Orchester übertragene Lied Frauenlobs fanden reichen Beifall. Hr. Hache fang in einfacher, ungekünstelter W.'ife das Steinmetzlied und die Arie des Servatio auS derselben Oper. Klar und voll klang die Stimme des Sänger» in unserem akustisch makellosen Kursaal und in lebhaftester Teilnahme lauschte da» Publikum den einnehmenden Weisen Beim Hören dieser Einzelnummern dürfte in manchem der Wunsch rege geworden sein, die ganze Oper Reinh. Becker» kennen zu lernen. Einen tiefen Eindruck hinterließ auch die von Hrn Hoche trefflich vorgetragene, von unserem vogtländischen LandSmanne Iuliu» Mosen gedichtete Ballade „Der Trompeter a. d. Kabbach" — und vor züglich gelang daS kleine Lied „Ganz leise". — Rei- cher Beifall belohnte den Sänger und veranlaßte ihn zu einer Zugabe. Auch Frau Gritzner erntete mit ihrer weichen, sympathischen, auch in der Höhe noch leicht ansprechenden Stimme reiche Anerkennung. Nach dem schwierigen „Ave Maria" gefielen besonder» die neckische „Warnung" und „Frühlingszeit'. Letztere» Lied mußte Frau Gritzner auf stürmische» Verlangen teilweise wiederholen. Bedauerlich war nur, daß die