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Dresdner Journal : 22.07.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-07-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189307220
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18930722
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18930722
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-07
- Tag 1893-07-22
-
Monat
1893-07
-
Jahr
1893
- Titel
- Dresdner Journal : 22.07.1893
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168. Sonnabend, den 22. Juli, abends. PNr v>«rteljadrUet» * S0 kL, d«t 4« L»j»eA. äeui^keu K»rlc( »v«»t-rN»Id äei äsottcd«» N«v^»» tritt krxt- ouä 8ttl»pel»u»vdl»s du»»- Lio»«t»« Uuwwsrvr 10 kt. L»NN»<lsii»,»»»bNNre»r VN» a« n»um eiarr ^o»p»lt«ae» L«I» stsi»« koknlt >v kk. virttr ,,k»llb«»»Lär" 6i« 2«it« SO ?L 8«i ^»b«U«o- u«j LiN«rv«tt2 eottpr. ^uk»ctU»^. ?r^evet»enr mit Xll»Q»dm« ävr 8c on- u. k«i«rt»8d »do»«^ k«ri»»pr»cti-XiucUIll»-: Ur. 1LVL. DresdnerMiMal. Für üte GeimnUeivmg verantwortlich: Hofrat DNo Banck, Professor der kitteratur- und Kunstgeschichte. I8»3. r», s»ta»ätx«i>sr<-a Lrc»n«/«tcttrr, Nomm>>»,ouLr äo» Drvsäuvr /ouciml»; K»»d«r« I«rU» Bit«» >»„t >r«»l«o rr»oice»>< » N-: //aarenrtri« <S S«r!>»-Visa - N»n»>-Lrx- ?r»U L«p»>, rr»i>>ctiu» ». N. Nüi»Ll»«i»! U«ct. k»rt, Lo»äo» >«rlm /r»»ktorr ». U.- //al-t>« «t t?o., >«rU»k /»«vai«äe»»ä<i»z, Nr«,I»»: /-7m>i /taLatt,' v. Lc^ü«ier, U^U« «. ».. Larct <s 6V. Uer»»»xrber: NvQl^I. Lrpsäitioo 6«^ Oresäoer /ouro»I«. Or«»äev, ^via^vrstr. SV. ker»,pr«cb-)to»cillii»! Ur. 7L85. Ämtlicher Teil. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Gemeindevorstand und Standetbeamtln Georg Hermann in Crostwitz da» allgemeine Ehren zeichen zu verleihen. Nichtamtlicher Teil. Tetegrapyische und tetepyonische Mchrichteu. Pari«, 21. Juli. (W. T. B.) In hiefigen diplomatischen Kreisen betrachtet man die Rückkehr deS engUscheu Botschafters Lord Dufferin nach Paris als ein Zeichen deS vollständigen Nachlasse«- der Spannung zwischen England und Frankreich sowohl in der Angelegenheit von Siam wie in den allgemeinen Beziehungen zwischen beiden Ländern. Die Rückkehr beendige in erfreulichster Weise die peinliche Situation, welkte die augenschein lich nicht zufällige Abwesenheit Lord DufferinS habe herbeiführen müssen. Ohne Zweifel müsse dieses erfreuliche Resultat der loyalen Sprache de« Ministers Drvelle zugrschrirben werden, dessen Auf richtigkeit und Mäßigung alle bedrohlichen Miß verständnisse beseitigt habe. Paris, 21. Juli. (W. T. B.) In der De- putiertenkammer wurde heute ein Geldbuch über Aegypten verteilt. Dasselbe umfaßt den Zeit raum von 1884 bis 18SZ. — Nach einer Mel dung der Abendblätter aus Saigon sollen die Siamesen die Drähte deS Landtelegraphen zwischen Bangkok und Saigon durchschnitten haben. — Die äußerste Linke bat in ihrem Wahlprogramm folgende Forderungen aufgestellt: Ausschluss aller Republikaner, welche mit den „Bekehrten" zo- sammengehen wollen; Reform deS Steuersystems. Revtfioa der Verfassung in der Richtung, daß auS derselben die monarchischen Überbleibsel ent fernt werden; unentgeltliche Rechtspflege; soziale Reforq», nicht im kollektivistischen Sinne, sondern im Sinne größerer AktionSferihrit jedes einzelnen Bürger-; schließlich AssoziationSgesrtze zur Vor bereitung der Trennung von Kirche und Staat. Paris, 21. Juli. (W. T. B) AuS Lissabon wird gemeldet: AlS der König gestern au« dem Theater nach de« PataiS in Cintra zurückkehrt,, sab er, wie ein Individuum einen Mann leben«- gefährlich verwundete. Der König und der Ordon nauzoffizier nahmen den Verbrecher fest. Pari«, 21. Juli. (W. T. B.) Der Senat nahm den Kredit im Betrage von 7 Millionen für Dahomey an. Der Unirrstaatesekretär der Kolonien Delcassä hob hervor, die Lage in Dahomey sei eine günstige. Der Gouverneur von Benin habeBehanzin benachrichtigt, er wolle nur mit ihm selbst verhandeln. DoddS habe erkläit, daS Schwert müsse daS zu Ende führen, was daS Schwert begonnen habe. — Die Deputiertlukammer beriet kaS Budget. Entgegen den Auseinandersetzungen deS Bericht erstatters »nd dcS RegierungSvertreterS stellte die Kammer die Erhöhung mehrerer Kredite, welche vom Senate gelri-hen war, wieder her. DaS Budget wird demnach wieder an den Senat zur Beratung komm.» müssen. Der Kinanzminister Peytral und der Deputierte Burdeau gaben ihrem lebhaften Bedauern darüber Ausdruck, baß das Budget nicht mehr inS Gleichgewicht gebracht werde. Die Kammer beschloß alsdann, da« Bud get an die Kommission ;u verweisen. Hierauf wurde der Kredit von 5 Millionen für die Land wirte, welche durch die Dürre gelitten Haden, be willigt. Nachdem die Budgetkommission ihre Sitzung beendigt hatte, erklärte der Bericht erstatter, die Kowmisfion habe rin Mittel zur Herstellung deS Gleichgewichts im Budget in de« Verkaufe eines dem Staate gehörigen Terrain« gefunden. Hierauf wurde d«S Budget mit 37S gegen 6 Stimmen angenommen. Pari«, 22. Joli. (Tel. d DreSdn. Journ.) Dem „ttlLneurlbmv sl-vlv" znfvlge ist Earvot noch immer krank und leidet an einer Darm- Verstopfung und Verdauungsstörung. Die Ärzte befürchten eine Darmvrrletzung Heute fand ein Ministerrat statt. Am nächsten Dirn-tag begeben sich die Minister nach Marly. Oran, 21. Juli. (W. T. B ) SV« Mann der Fremdenlegion, welche für Siam bestimmt find, find heute nach Marsrille abgegangen, von wo au« die Einschiffung erfolgt. Brest, 21. Juli. (W T. B.) Der norwegifcht Kutter „Bodreue" kenterte gestern auf der Höhe deS Kap Raz gegenüber der Insel Sein; da« Lotsenboot nahm die Mannschaft auf. Bern, 21. Juli. (W T. B.) Der BundeSrat hat heute die italienische Regierung wissen lassen, rr sei im Prinzipe geneigt, dln Antrag, betreffend die Außerkurssetzung der italirnischeu Silber- scheidemünzen, anzunehmen, uvtrr Vorbehalt einer bezüglich der Detail« uud AuSführungSmaßregeln zu treffenden Verständigung. Brüssel, L1. Juli. zW T B.) Lie „Jntä- pendauce Belge" veröffentlicht Einzrlhriten über den Kampf am 15. Mai d. IS. an den Stanley- Fällen. Die Hauptleute Tvbdack und Cbaltia hätten 2W Arader getötet und 15W Mann zu Gefangenen gemacht. St. Petersburg, 22. Juli. (Tel. d. D eidn- Journ.) Die Meldung russischer Blätter, Ruß- land unterhandle mit Rumänien über einen engeren handelspolitischen Anschluß und hätte bereit« zwei Beamte nach Rumänien gesandt, hat fich alS völlig unbegründet herauSgestellt. Sofia, 21. Juli. (W. T. B) Lor dem «e- richte zu Tirnowa begann der Prozeß gegen drn Metropoliten Clement, welcher wegen Aufwiegel ung gegen den Prinzen und die Regierung von Bulgarien augeklagt ist. Konstantinopel, 22. Juli. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Die ursprünglich für heute anderaumte. Abreise deS Khedive ist nunmehr auf nächsten Montag verschoben worden. Dresden, 22. Juli. Frankreich und Siam. Das Bild der Lage in Indochina ändert sich von Tag zu Tag. Noch vor drei Tagen schien er, als wäre der Lesolg der diplomatischen BnlegungSversuche in dem französisch-siamesischen Konflikte gesichert, da einerseits die Regierung von Bangkok die Räumung der von den Franzosen begehrten Gren-punkte an geordnet und ihre Bereitwilligkeit zur Leistung der geforderten Entschädigung zu erkennen gegeben hatte, andererseits auch daS französische auswärtige Amt un geachtet der in Frankreich wieder erwachten Kriegs gelüste zu einer friedlichen Austragung deS Streites geneigt war. Seitdem trat durch die Übermittelung deS französischen Ultimatums in Bangkok, das die Forderungen Frankreichs an Siam enthielt, insofern ein Wechsel in der Lage der Dinge in Indochina ein, als der Erfolg der diplomatischen Verhandlungen durch den Umfang und den Charakter dieser Forder ungen gefährdet zu sein schien. Die letzten Mel dungen üb- r die Vorberertungen des Königs von Siam zur Abreise auS Bangkok lassen darauf schließen, daß vie Gefahr eines Abbruche- des diplomatischen Ver kehrs zwischen Siam und Frankreich unmittelbar be vorsteht. Hieran- dürfte sich ergeben, daß Siam von feiten England» eine Unterstützung bei der Abwehr der französischen Forderungen erwarten zu können glaubt und eS deshalb auf einen offenen Konflikt mit Frankreich ankommen läßt. Die kriegerische Haltung SiamS wäre auch aus die Gerüchte zurückzuführen, die der russischen Diplomatie die Absicht unterschieben, Frankreich in dem Streite mit Siam in allen Punkten und in jeglicher Weise unterstützen zu wollen. Der französisch-siamesische Konflikt wird, wenn die nächsten Nachrichten aus Indochina diese Gerüchte als begründet erscheinen lassen (den Erklärungen GreyS im englischen Untcrhause zufolge dürften sie sich nicht bestätigen; s. TageSschichte. Anm. d. R) und wenn insbesondere die angetündigte Ankunft der russischen Kriegs fahrzeuge vor Bangkok zur Wahrheit werden sollte, auf diese Werse eine erhöhte Tragweite erhalten, wozu auch daS neuerdings gemeldete Eingreifen Chinas an der Auseinandersetzung SiamS mit Frankreich feinen Teil beitragen dürfte. Angesichts der kurzen Frist von 48 Stunden, innerhalb welcher sich der Hof von Bangkok zur Annahme oder Verwerfung des französischen Ultimatums zu entschließen hat, können stündlich Meldungen über den Beginn der Feind seligkeiten zwischen den beiden streitenden Mächten einlreffen. Freilich ist es nicht unwahrscheinlich, daß den Nachrichten über die ersten einander gelieferten Schlachten alsbald auch schon Meldungen über eine Wicdrreinstellung der Feindseligkeiten auf dem Fuße folgen werden. CS hängt der weitete Verlauf des Krieges rnd vor allem die Ausdauer der siamesischen Regierung und ihrer TruppenbefehlShaber in der Verteidigung des Landes gar zu sehr davon ab, ob England und China, was allerdings nicht sehr wahrscheinlich ist, sich sofort zur aktiven Hilfeleistung entschließen oder nicht. Denn mit den 400') Mann regulären Truppen und den 16r,00 zählenden minder disziplinierten Mannschaften, von denen nur der vierte Teil mit Hinterladern bewaffnet ist, wird Liam kaum einen nach haltigen Widerstand den französischen AngriffSkolonnen entgegenstellen können. Auch die Grenzbefestigungen gewähren Siam keinen bau rhaflen Schutz. Der Fluß Menam ist unterhalb Bangkok zwar an jedem Ufer mit mehreren Forts versehen, von welchen jedoch nur daS bei der Stadt Paknam errichtete einige moderne Geschütze in gepanzerten Türmen aufweist, während die siamesische Flotte, welche nur aus einem einzigen Schlachtschiffe, das zugleich die Funktionen einer könig lichen Jacht zu versehen hat, ferner aus zwei hölzer nen Korvetten, fünf Kanonenbooten, einem k einen Avisodampfer und endlich aus drei Jachten mit geringer Tragfähigkeit besteht, den Uferbefestigungen keinen nennenswerten Rückhalt bieten können. ES wird allem Anscheine nach die weitere Ge staltung und die Dauer der Auseinandersetzungen zwischen Siam und Frankreich davon abhängen, ob England die Hauptforderung Frankreichs, die Ab tretung der ganzen linksseitigen Ufei gebiete des Me kong, in seinem eigenen Interesse alS zulässig er- achtet, oder ob im auswärtigen Amte in London eine solche Erweiterung der französischen Machtsphäre in Hinterindien als eine Gefährdung der eigenen Macht stellung daselbst angesehen wird Denn es handelt sich um die Abtretung von sehr ausgedehnten Ge bieten an Frankreich. Letzteres würde nach er folgter Einverleibung derselben seine indochinesi schen Besitzungen nicht nur außerordentlich ver größern und ungesähr auf die ganze östliche Hälfte Hinterindiens auSdehnen, sondern auch seine dor tigen Gienzen gegen China erheblich eiwitern und außerdem sich auch den englischen Besitzungen auf der hinterindischen Halbinsel erheblich nähern Für England würde daraus der Nachteil erwachsen, daß die handelspolitischen Beziehungen Frankreichs zu China und den noch mehr oder weniger selbständigen Staaten in Hinterindien auf Kosten der englischen eine bedeutende Förderung erfahren würden. DaS liberale Ministerium in England nimmt eS erfahrungs gemäß nicht sehr einst mit dem Schutze der von aus wärts bedrohten englischen Interessen, aber in diesem Falle wird es sich zu einer lhalkräftigen Wahrung derselben Frankreich gegenüber aufrcffcn müssen. Tagesgejchichte. * Berlin, 22.Juli. Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin, Allerhöchstwelche am Donnerstag abend in Tullgarn den Besuch Sr. Majestät deS Königs von Schweden empfangen hatten, traten gestern die Rückreise über Rügen an, wo die Ankunft heute erwartet wird. — Der „Reichsanzeiger" veröffentlicht die Ver leihung des Großkreuzes deS Roten AdlervidenS mit Eichenlaub an den deutschen Botschafter am Königl. Italienischen Hofe Wirkt. Geb. Rat Grafen zu Solms-Sonnewalde, des Roten Adlerordens l. Klasse mit Eichenlaub an den Preußischen Gesandten beim Päpstlichen Stuhle Witkl. Geh. Rat v. Bü low, des Kronenordens 1. Klasse an den Deutschen Gesandten m Bern, Wirkl. Geh. Rat Or. Busch, so- wie anderer preußischer OrdenSauszeichnungen an zah reiche in Italien, besonders in Rom, lebende deutsche ReichSangchörige. — Der Ausschuß des Bundesrats für Justiz wesen hielt geftein eine Sitzung ab. — Der Staatssekretär des Rcichsjchatzamtes, Frhr. v Maltzahn, hat, wie die „Nordd. Allg. Ztg" berichtet, seine Absicht, aus dem Reichrdienste zu scheiden, zuerst am 8. d. Mts. in einem an den Hrn. Reichskanzler gerichteten Schreiben ausgesprochen und einige Tage später ein Abschiedsgesuch bei Sr. Ma jestät d'M Kaiser eingereicht Bis zur Allerhöchsten Entscheidung hierauf führt Fihr. v Maltzahn die Ge schäfte seines Amtes fort. Begründet ist, wie das ge nannte Blatt erfährt, der Entschluß desselben mit dem Umstande, daß, wie jetzt feststeht, bei der Deckung der Kosten der Militärvorlage daS Bier nicht heran- gezogcn werden soll. Frhr. v. Mtttzahn hegt die Überzeugung, daß eine Erhöhung der jetzt auf dem Bier ruhenden Steuer — sie stammt our dem Jahre 1819 — sehr wohl zulässig ist und schon jetzt mit Rücksicht auf die Steuerbelastung anderer Verbrauchs- artikel vom Standpunkt billiger Ver ettung ter Steuer last aus gerechtfertigt sein winde. Die Beschaffung von über 50 Millionen neuer Reichseinnahmen ohne Erhöhung der Brausteuer hält Frhr. v Maltzahn zwar für möglich, befürchtet davon aber, statt einer Verminderung, eine Verschärfung der Unbilligkeiten des jetzigen ReichSsteuerchstems und glaubt die Vertretung einer solchen Vorlage nicht übernehmen zu können — (B P. R) Tas Reichsversicherungkamt hat oen Berufsgenossenschasten mitgeteilt, daß das Reichspostamt sich damit einverstanden erklärt hat, daß unter gewißen Voraussetzungen die Zahlung von Unsallentschädtg- ungen auch für im Auslände befindliche Personen durch Vermittelung der Reichspostanstalien erfolgen kann. Die Unfallentschädigungen sollen nämlich an einen nn Jnlande wohnhaften Bevollmächtigten der im Auslande befindlichen Entschädigungslerechtigien durch die Posianstalt-n aus gezahlt werden können, sofern in der Zahlungsanweisung dieser Bevollmächtigte als Empfänger bezeichnet ist, und die zu den Quittungen erforderlichen Bescheinigungen über Leben, fortdauernden Witwenstand u s w der zu ent schädigenden Personen durch ei> e deutsche Gesanktsch ft oder einen deutschen Konsul im Auslande ausgestellt Kunst und Wissenschaft. Lie Hochverräter in Lübeck. Historische Erzählung von Ernst Jungmann. 12 (Fortsetzung) „Fürchtet Ihr keine Verräter, Herr?" warf der Schreiber zaghaft ein. Paternostermaker sah ihn mit einem merkwürdigen Blicke an, dessen Ausdruck Johann sich nicht zu er klären vermochte: „Nein, Verräter giebt eS nicht unter uns, weil wir kaum mehr zu verlieren haben, als unser Leben und daS ist heutzutage wenig genug wert. Der Ge winn aber wird bei unserem Siege unermeßlich sein und die Rache, nicht nur für uns, sondern für alle, alle." „Gott gebe eS," murmelte der Schreiber und folgte den übrigen. In Paternostermakers Zügen hatte bei den letzten Worten eine Begeisterung geleuchtet, die in einem seltsamen Gegensätze zu der sonst kühl ab- wägendeu Art de» Mannes stand. Jetzt, nachdem alle ihn verlassen hatten, hob er drohend die Faust empor: „Wartet nur, da» Gewitter soll auf Euch hernieder fahren, daß Euch Hören und Sehen vergeht. Ich bedauere nur, daß es nicht schon morgen loSbrechen kann." 9. Während äußerlich alles seinen gewohnten Gang nahm, bemühten sich die Verschworenen unter der Hand, neue Anhänger für ihr Vorhaben zu gewinnen. Infolge der früheren Handwerkerunruhen, deren Er gebnis schließlich immer der Sieg des Rates gewesen war, herrschte eine solche Erbitterung in tun Reihen der Zunftgenossen, daß die vorsichtig auSgestrrute Saat überall kräftige Wurzeln schlug Die nach Monatsfrist in SynnegeS Hause abgehaltcne Ver sammlung ergab dies zur Genugthuung Paternoster makers. Er, der am besten dazu berufen erschien, der eigentliche Leiter der Bewegung zu sein, schlug jetzt eine andere Taktik vor. Er wollte, so setzte er den Verschworenen auseinander, künstig nur noch mit einzelnen unterhandeln, die er je nach Bedarf abend- bei sich sehen könne. So behalte er die Fäden in der Hand und lenke j.den Verdacht von sich ab. Außerdem müßten sie ja doch viele getrennte Versammlungrn abhaltcn, um die neu Hinzutretenden zu vereidigen. Dies könne inimer nur in kleinen Gruppen geschehen, damit nicht» bemerkbar werde, waS auf eine außerordentliche Thätigkeit innerhalb der Zünfte schließen lasse. „Die Herren vom Rat und ihre Anhänger," meinte er, „haben allerdings in ihrer Verblendung keine Ahnung von unseren Absichten und kümmern sich augenblicklich nicht um uns, weil ihnen alles ruhig erscheint, aber man darf ihrer Dummheit doch nicht gar zu sehr vertrauen. Je vorsichtiger wir vorgehen, um so sicherer ist der Erfolg." Seine überlegene und verständige Art leuchtete ein und willig fügten sich die anderen seinem Rate. Am nächsten Tage entbot er Godeke Wittenborg und Heinrich von der Wische zu sich. „ES hilft nicht»", sagte er zu den beiden Knochen hauern, „wir müssen uns auch draußen nach Bundes genossen umsehen. Sind wir erst Herren der Stadt, so werden wir leicht mit den Fremden fertig werden. Ihr beide habt infolge Eures Viehhandels zahlreiche Bekanntschaften unter den holsteinischen Rittern. Unter diesen sind viele, die dem Rate gram sind — weil er ihnen bei mancher Wegelagecei die Hände blutig ge klopft hat. Wollr Ihr beide die Vermittelung über nehmen und wen fchlagt Ihr vor?" Heinrich von der Wische schlug Detlev und Gott schalk von Gosendorp vor md Wittenborg stimmte ihm zu. Nachdem die beiden Meister versprochen hatt.n, mit den Rittern in Unterhandlung zu treten und Paternostermaker von dem Ergebnis zu benach richtigen, schien auch dieser Teil der Verschwörung in die richtigen Wege gelettet zu sein. Der Haß der Godendorper gegen Lübeck war allgemein bekannt. In der Zwischenzeit hatte Paternostermaker Mag dalena Pape nur selten und flüchtig gesehen Seine Leidenschaft zu dem schönen Weibe war aber immer mehr gewachsen. Der Pelzer hatte daS bcstellle Kleidungsstück abgeliefert; da nicht- daran gespart worden war, war eS prächtig ausgefallen. Johann Smedc mußte dasselbe Magdalena mit einem schönen Gruß von feinem Herrn überbringen. „Einem edlen Körper gebühre ein edel Gewand," lauteten die Worte, die er auSrichten sollte. Magdalena ging am selben Abend zum zweiten Mal in da- HauS Paternost-rmaker». Sie reichte dem Kaufmann beide Hände: „Habt Dank, tausend Dank. An dem Tage, der unsere Rache sieht, will ich da- kostbare Pelzwerk anlegen, nicht früher." „Das wird noch einige Zeit dauern," lautete die Anlwoit. „Denn nur Überlegung führt zum Ziele. Aber Euch gegenüber läßt mich jede Überlegung im Stich. Magdalena, wann werdet Ihr mir ganz an- g-hören?" Sie setzte sich neben den Mann, der sie nttt heißen Blicken betrachtete, und that, als habe sie die Frage überhört: „Erzählt mir von Eueren Plänen und ob Ihr de» Gelingens sicher seid." „Ich darf nicht, Magdalena Zuviel schon habe ich Euch verraten. Nehmt eS als einen Beweis un begrenzten Vertrauens hin, daß ich Euch überhaupt davon gesprochen habe. Tenn eigentlich ist es wider den Eid und ein Wort von Euch könnte mich ver derben." „Euch verderben? Ich weiß ja nichts und Ihr könntet jeden Augenblick sagen, ich redete lhörichteS Zeug Niemand würde mir Glauben schenken. Und dann, — ich hasse jene, die Ihr nicht leiden könnt, mehr als Ihr. Aus welch»m Grunde sollte ich das Werk der Rache also verhindern?" „Jetzt wißt Ihr noch wenig davon, wenn ich Euch aber mehr davon erzählte, so wäre ich ganz in Euere Hand geg?ben." „So sind die Männer", scherzte sie. „Ich setze meinen Ruf auf daS Spie! und komme in der Nacht in dieses HauS. Sähe mich jemand hier ein- und auSgehen, so würde kaS Gende darüber kein Erde nehmen. Und Ihr zögert, wenn Ihr mir Vertrauen schenken sollt!" „Zwischen uns beiden besteht ein großer Unter schied", sagte er ernst. „Euere Ehre kann der Klatsch
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