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M100. veruxsprel" ?Lr Vroidev viertel^Urlick * ttarlc 50 ?5, bei den 8»l»erl. deubscben Do»r»v»tLtt«ll viertei- MrrUcb » Llerk; »u»»«rd»IV de» dvukckeQ lieicbee tritt Do»t- und ktempviruseblas kimu. Liurolno Kummer»! 10 DL. XaliNodixuaxsxvdüdreur fg, deo Itsum einer 8v»p»Iteoen 2eil« bloioer Lcbrikt 20?5. Duter „km^e-nndt" di« 2eils 50 l's Lei ^bellen- und ^i8orn»»tr entrpr. ^ukcblLz. Lrsebelnear iLKlieb wit Xu»n»bn>« der Leon- u. k«iert»«ss »beod«. t'vrn»prvcb-Xn»ebIu8»; b'r. 1LS5. Dienstag, den 2. Mai, abends. 1893. Dlts-ntrZMMl. Lür die Getamtleitvng verantwortlich: Hofrat Dtto Vanck, Professor der (itteratur- und Kunstgeschichte. ^»NLbme von Xnbündlrrnnxen «a»«ürtsr I-oiprix: /<>. Li nn^trttrr, Lomnu»»ionLr de» Dresdner dournal»; S»wdur- verUn Vien L»,«l Lr«»I»n kr»nklnr1 «. H.: //au»en«<ein <l i vAter,' Leriiu tVisn-«Lwdurz- kr»^ l.«iprl^rr»n>itnrt ». H.Hüncd«»: ^ud. k»rt» l-onckon L«rUn-rr»nIlkurt «» »llltl«»": I-a-5» <e (Ä., L»rUn: /nraiidrndant, Lr»»I»u! »ui Xa/ ut/», S«nnov«r. L'. Lc/iü«ier, S»ll« ».».! Larct<e Oo. llvr»u»xeberr Lvoizt. Lrpeditioa de» Dresdner dourn»I». Dreideo, ^vin^erstr. 20. kornsxrocb-Loscbtu»»: Xr. 12SL. Ämtlichcr Teil. selben den Titel und Rang als RegierungSrath zu verleihen. Dresden, 2. Maj. Ihre Kaiser!, und König!. Hoheiten die Frau Erzherzogin Maria Josepha und Erzherzog Karl von Österreich sind heute vor mittag 11 Uhr 25 Minuten nach Prag wieder ab- gereist. Dresden, 2. Mai. Se. Majestät der König -haben Allergnädigst geruht, nachstehende Personal» Veränderungen in der Armee zu genehmigen: Offiziere, Portepeefähnriche u. s. w. Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen. Im aktiven Heere. Len 86. April 1893. 1». Unrug, Prem. Ltnt. vom 1. Ulan.-Regt. Nr. 17 „Kaiser Franz Joseph von Oesterreich, König von Ungarn", unter Beförderung zum Rittm. und E-ädr.-Chef, in das Karabinier-Regt., v. Arnim, Prem.-Ltnt. vom Garde-Reiter-Regt., mit der Erlaubniß zum Forttragen seiner bisherigen Uniform, in das 1. Ulan.-Regt. Nr. 17 „Kaiser Franz Joseph von Oesterreich, König von Ungarn" — versetzt. Wicke, Unteroff. vom 5. Jnf.-Rrgt. „Prinz Friedrich August" Nr. 104, zum Port.-Fähnr. ernannt. II. AbschiedSbewilligungen. Im aktiven Heere. Len 22. April 1893. Wehmeyer, Port.-Fähnr. vom 4. Inf -Regt. Nr. 103, zur Res. beurlaubt. Den 26. April 1893. Arnold, Rittm. und ESkadr.-Chef vom Karabinier- Regt., in Genehmigung seines Abschiedsgesuches, mit Pension und der Erlaubniß zum Forttragen der bisherigen Uniform mit den vorgeschriebenen Abzeichen zur DiSp. gestellt. 0. Im SanitätS-KorpS. Den 26. April 1893. Ur Börner, Assist-Arzt 1. Kl. der Res. vomLandw.- Bcz. Leipzig, die erbetene Entlassung aus allen Militär Verhältnissen bewilligt. Ordens-Verleihungen. Ee Majestät der König haben Allergnädigst geruht: dem KcrpSroßarzt Lange anläßlich seiner Versetzung in den Ruhestand das Verdienslkreuz zu verleihen. Dresden, 25. April. Se. Majestät der König haben dem Konsistorialrath Otto Adolph v. Brück in Dresden das Ritte, kreuz I. Klasse des Albrechtsordens zu verleihen Allergnädigst geruht. Dresden, 1. Mai. Se. Majestät der König haben den zeitherigen Oberregierungsrath bei der Abiheilung Ler hiesigen Kreishauptmannschast für Ablösungen und GemeinheitStheilungen, Johannes Friedrich Kretzsch mar, zum Geheimen Regierungsraih im Ministerium Les Enltus und öffentlichen Unterrichts Allergnädigst zu ernennen geruht. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht den zur Zeit der Wasserbaudirection in Dresden zugctheilten NegierungSbaumeister Johannes Max Ringel zum Bauinspector bei der Straßen- und Wasier-Bauverwaltung zu ernennen. Mit Allerhöchster Genehmigung ist der Regierung-- asstssor !>r. jur. Paul Krischt bei der Amtshaupt- mannschast Glauchau als Hilfsarbeiter in daS Minist.rium des Jnntrn versetzt worden, auch haben Se. Majestät der König Allergnädigst geruht, dem- Wekanntrnachung. Bei den in Chemnitz und Zwickau bestehende« Schiedsgerichten für die Sektionen III und IV der Sächsischen Bau- gewerks BerufSgenossenschaft, die Unfallversicherung der von der Stadtgemeinde Chemnitz bei Bauten beschäftigten Personen und die Versicherungsanstalt für das Königreich Sachsen (JnvaliditätS- und Altersversicherung) sind vom 1. Mai diese- Jahres ab an Stelle deS zum AmtShauptmann in OelSnitz ernannten Regierungs- raths bei der KreiShauptmannschaft Zwickau vr. Ayrer dessen seitheriger Stellvertreter, der RegierungS- rath bei derselben KreiShauptmannschaft vr. Hempe! zum Vorsitzenden und an dessen Stelle der juristische Hilfsarbeiter bei genannter Kreishauptmannschast, Bezirksassessor vr. Lantzsch zum Stellvertreter des Vorsitzenden bestimmt worden. Dresden, am 1. Mai 1893. Ministerium des Innern. v. Metzsch. Lippmanu. nichtamtlicher Teil. Telegraphische und telephonische Aachrichten. Stuttgart, 1. Mai. (D. B. Hd.) Die Mai feier wurde tagsüber kaum bemerkbar, abends fand eine große von 4060 Personen, darunter 900 Sängern, besuchte Feier im CirkuSgebäude statt. Die Versammlung nahm nach einer Festrede ein stimmig Resolutionen zu Gunsten deS Achtstunden- arbeitStageS an. Die Ruhe blieb ungestört. Buda-Pest, 1. Mai. (D. B. Hd.) Die hiesige Maifeier beschränkte sich auf einige in bestimmten Lokalen abgehalten; Versammlungen. Paris, 2. Mai. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Der gestrige Abend ist hier vollkommen ruhig ver laufen, Telegramme auS der Provinz melden, daß auch dort keinerlei Ruhestörungen vorgekommen sind. Paris, 2. Mai. (Tel. d. Dresen. Journ.) DaS Exekutivkomitee für die Maifeier faßte einen Protest gegen die Haltung Ler Polizei und die vorgenommenen Verhaftungen ab. Tue Zahl ter letzteren betrug in Paris etwa 100, wovon aber nur 23 aufrechterhalten wurden. AuS der Pro- vinz wird berichtet, daß keinerlei ernste Ruhe störung erfolgt ist. Rom, 2. Mai. (Tel. d. Dresdn. Journ.) AuS keinem Orte deS Königreichs sind Ruhestörungen gemeldet worden; nur in der hiesigen Stadt er folgte vor der portu triumplluli^ein unbedeutendes Handgemenge, anläßlich dessen zwölf Verhaftungen vorgenommrn werden mußten. Amsterdam, 1. Mai. (D. B. Hd.) Gestern haben hier u.rd im Haag größere sozialistische Kundgebungen stattgefunden, welche ohne jeden Zwischenfall verlaufen sind. Madrid, 2. Mai. (Tel. d. DreSdn. Journ.) BiS gestern abend war hier olles ruhig. Zn den Bergwerken zu Gallarta versuchten mehrere AuS ständige, die Arbeitenden an der Fortsetzung ihrer Thätigkeil zu hindern, so daß die Gendarmerie Kunst und Wissenschaft. K. Hoftheater. — Neustadt. — Am l. Mai. „Die Verschwörung deS FieSco zu Genua." Republi kanisches Trauerspiel in fünf Akten von Schiller. Auch diese Vorstellung gehörte nicht zu den genuß- losen, oft üblichen Aufopferungen für ein Gastspiel. Lie zeigte gut inscenierte und gut eingespielte Stelle«, so weit eS bei einer wahrscheinlich nur maßvoll mög lichen neuen Vorbereitung thunlich war. Auch hat sie im Verlaufe der Zeit durch den Ersatz einer früher zuweilcn fehlenden Leonore gcwonnen. Frl. Salbach ist dafür im vollsten Maße geeignet. Daneben werden die Rollen Julia, Verrina, Andreas und Bertha durch die Darstellungen von Frl. Ulrich, Hrn. Porth, Hrn. Jaffv und Frl. Politz in einer der Dichtung entsprechenden Haltung vo geführt. Ter Mohr ist eine fleißige Leistung, dem sein Vertreter neuerdings noch manche achtbare Durcharbeitung hinzugefügt hat, aber wie alles nicht für jeden paßt, bleibt sie nur die Überzeugung von der Rassenhastigkeit und dem afrika nischen Blute zu sehr schuldig. DaS Naturell des Hrn. Wiene verweist ihn auf andere Gebiete. Der Gast, Hr. Kirch, zngte, so lange ich seiner Ausführung Les Fieses beiwohnte, in dieser Leistung den schwächsten Bestand seiner bisherigen Prüfung. Er ließ eS nie an Intelligenz und Bestreben fehlen, verlor auch nie die der Rolle eigene drcmaüsche An spannung euer thatenlustigen wuiciifchru Kraft. Tyck^ do- würde für wonche ankere Helden kesser a" kiesen Grefen den Lovegna giuüg'N. Tie schäften, mit welchen er das Volk und die Nobili, feine gesamte Umgebung entzücken, erobern, im Bann erhalten soll: Imponierende vornehmste Ritterlichkeit, Anmut und zugleich Stolz der Lebensformen, unwider stehliche Beredtsamkeit und Geistesgegenwart für de« Ueberfall jede- verhängnisvollen Augenblicks — solche Zauber staube« dem fleißigen Darsteller nicht zu Gebote. Mit diesen Reizen der echt Schillerschen Gestalt blieb er auch viel von der Tragik der Dichtung schuldig, denn ein Fiekco, der vorzugsweise nur ein ehrgeiziger Streber ist, kann uns in seinem Untergang nicht genügend ergreifen, wenn wir ihn durch eine republikanische Nützlichkeitsidce aufgeopfert fehen. — Hr. Kirch hat uns manches Tüchtige im Hoffnungs schimmer deS möglichen Wachsens gezeigt; es wird Zeit und vielleicht wünschenswert sein, sich auf sein achtbares Talent zu besinnen, wenn uns keine fer tigere Schauspielerkrast entgegenkomme« sollte. O. B. Der Bienenvetter. CrjLHIunz ron E. Er owe-C chwirning. » (Fortsetzung) „Aber Onkel," wehrte Hinrik ab; aber es half ihm nich'S, er mußte auch ein paar anerkennende Worte der Tante Lberamtmännin mit in den Kauf nehmen. Seine Stirn entwölkte sich erst wieder, als Mariechen auf ihn zutrat und mit den schlichten, "'-er von tiefer Herzlickkeit kuichdiungenen Worten: ,»ch danke Tir, Hinrik!" seine Hand ergriff. l Nun mrlkete s ch auch Fritz Gerding zum Worte: .Knüpfen urs eich nur entfernte Verwardtsckaf.s- eiuschreiten mußte. AIS die Gendarmen mit Steinen beworfen wurden, gaben dieselben Feuer; rin Ar beiter wurde verwundet. Auch in Malaga ver suchten die Arbeiter die Arbeit im Hafen zu ver- bindern, doch kam eS zu keinen ernsten Ruhe störungen. Hull, 1. Mai. (D B. Hd.) Die Frauen der Ausständigen hielten heute nachmittag au mehreren Stellen größere Versammlungen ab. Odessa, 1. Mai. (D. B. Hd.) Die Mehr- zahl der in Südrußland ansässigen deutschen Kolo- nisten wandert infolge der heftigen Angriffe durch die russische Presse nach den Vereinigten Staaten von Nordamerika aus. Chicago, 1. Mai. (W. T. B ) Die Welt- auSstrllung ist heute mittag durch den Präsidenten Cleveland eröffnet worden. Während der ganzen Nacht war Regen gefallen, derselbe hörte erst 7 Uhr früh auf, der Himmel blieb jedoch bedeckt. Der Enthufia-muS der vielen Tausende von Menschen, welche sich seit den frühen Morgen stunden nach der Ausstellung begaben, erlitt hier durch keine Beeinträchtigung. Nach dem Frühstück wurden der Herzog und die Herzogin von Veragua in feierlichem Zuge nach dem Leringtou Hotel geführt, wo sie sehr herzlich von Cleveland be grüßt wurden. Hierauf ordnete sich der Krstzug. Derselbe wurde eröffnet durch brritteue Polizei, hierauf folgten mehrere Kavallerieabteilungen, sodann die Wagen mit Cleveland, dem Vize- Präsidenten Stevenson, den Ministern und Lem Herzog und der Herzogin von Veragua. Drr Aestzug wurde überall auf da« Wärmste begrüßt. Am östlichen Eingang des JaksonparkeS erhielten der Präsident Cleveland und die übrigen Würden träger Plätze auf einer Estrade. Hinter ihnen waren die Plätze für die diplomatischen Vertreter der auS- wärtigen Mächte, sowie für etwa 300 Bericht erstatter auS allen Ländern der Welt angewiesen. Eine Kapelle intonierte Nationalweisen, worauf Gebete gesprochen wurden. Nachdem sodann eine Frstode vorgetragen war, erhob sich unter un beschreiblichem Jubel, der sich immer wieder er- neuerte, der Präsident Cleveland, um zunächst den Vertretern der auswärtigen Nationen den Will- kommensgruß zu bieten. Vor den Augen der Völker der alten Welt seien durch die junge Nation große W.'rke vollbracht worden. Da« jitzt unternommene Werk sei der Erleuchtung deS Menschengeschlechts geweiht. Im Sinne der erhabensten Brüderlich keit der Nationen möge an der wahren Bedeutung der heutigen Feier frfigehalten werden Hierauf drückte Cleveland auf einen Knopf, durch welches Zeichen auf elektrischem Wege in einem Augenblick sämtliche Maschinen der Maschinenhalle in Funktion traten und sämtliche Springbrunnen zu spielen be gannen. Die Artillerie löste Salven, die Glocken ertönten und die zahllosen Kestteilnehmer stimmten daS „Hallelujah!" von Händel an. An die Er öffnungsfeierlichkeit schloß sich ein Festmahl an. Philadelphia, l. Mai. (D. B. Hd.) Inder Mcthodistenkirche in Farrview entstand infolge einer Pulvererplonon (es wurden lebende Tableaus mit bengalischer Beleuchtung gestellt) eine furchtbare Panik; alles flüchtete sich nach der Thür, 10 Krauen und Kinder wurden nirdergetreten; ein Kind blieb tot, acht Personen wurden sehr schwer verletzt. Dresden, l Mai. Zur Lage in Serbien. Tie freudige« Kundgebungen anläßlich der Über nahme der Negierung durch den König Alexander grade aneinander, Herr Schneider, fo gestatten Sie dech auch mir, Ihnen meine besondere Hochachtung auszusprechen und dabei mich vorzustellen. Ich bin Fritz Gerding. Sie habe« auch mich durch Ihre gestrige That stolz gemacht. Hinrik reichte dem jungen Referendar stumm die Hand. Er fühlte einen Stich in der Brust, als dieser sie herzlich drückte, hätte er ihn doch am liebsten weil hinweggewünscht. Mit einer Verlegen heit kämpfend, die dadurch, daß er Mariens Blick auf sich gelichtet fühlte, nur noch größer wurde, entschul digte er sich in ungelenkigen Worten: er müsse einmal nachsehen, wo Trude bleibe, um den Herrschaften mit einer Erfrischung aufzuwarten. DaS war nun nicht nötig, denn die runde Gestalt der Alten segelte schon eilfertig ins Wohnzimmer, und bald stand der frischdustende Kaffee, köstliches Haus brot, frische Butter und goldiger Heidhonig auf dem Tische, und der Oberamtmann gab durch rasches Zu langen ein Beispiel, dem alle andere« folgten. „Wenn D« nun denkst, wir seien nur ge kommen. um Dir Elogen zu machen, fo irrst Du Dich, Hinrik!" ließ sich nach einer Pause behaglicher Sättigung der Oberamtmann vernehmen. „Jetzt ent führen wir Dich — ja, mach' nur große Augen! Beruhige Dich, eS geht nicht unter Menschen, sondern in Deine vielgeliebte Heide hinein. Deine Imkerei sollst Tu uns zeigin — der Nrffe RcchtsVerdreher kann von Trimn Birnen viellucht etwa-lernen. Dich Alte dispensier' ich, das Mittagsschläfchen, das Tir «ntgangrn >st, kannst Tu hier ans den, Kanapee nach- bolen. Hinrik wird wohl nichts dagegen haben. Während wir fort sind, kann Deine Trude unS ein sind vorüber, aber daS Gefühl der Beruhigung und Erleichterung, welches durch dieses Ereignis im Lande hrrvorgerufen wurde, befestigt sich immer mehr. DaS bestätigen alle auS Serbien einlaufenden Nachrichten. Wie immer man über die Periode der gewesenen Regentschaft in ihrer Gesamtheit denken mag, so viel kann von niemandem bestritten werden, daß während der letzten Monate der früheren Regierung sich des ganzen Landes Bangigkeit und Mißbehagen bemächtigt hatte. Hr. Ristic mag — so wird der „Pol. Corr." von serbischer Seite geschrieben — an die Durchführ barkeit seines kühnen Unternehmens geglaubt haben, die öffentliche Meinung jedoch hat, seitdem daS liberale Kabinett, trotz der bedenklichen Nüttel, deren eS sich bediente, die verfassungsmäßig erforderliche Mehrheit in der Skuptschina nicht zusammenzubringen vermochte, dem früheren Regime die Daseinsberechtigung abge- fprochen. Ängstlich sah man daher der weiteren Ent wickelung der Dinge entgegen, so daß der Staatsstreich vonr 13. April wie eine Erlösung begrüßt wurde. Heute fühlt man, daß es im Lande einen höheren Willen gebe, der dem Einflüsse der Partrileidenschaften entrückt ist und zu jeder Stunde mit einer Autorität aufzutreten vermag, deren Mangel, nach Ansicht der besten Kenner serbischer Verhältnisse, die eigentliche Ursache der heillosen Verwirrung der letzten Zeck gebildet hatte. Die Befriedigung über den eingetretenen Umschwung wurde durch die Zusammensetzung des neuen Kabinetts noch gekräftigt. Lon Männern, wie die Herren Dokic und Nikolic, kann nicht angenommen werden, daß sie sich zu einer kleinlichen Rachepolitik bergeben werden. Sre gehören mit ihren übrigen AmtSgenvssen zu den gemäßigtsten und besonnensten serbischen Politikern und besitzen hinreichenden Takt, um ihren Pflichten sowohl der Krone als auch der radikalen Partei gegen über zu entsprechen. Sie sind sogar in der Lage, innerhalb ihrer Partei mit einer ganz außergewöhn lichen Autcrität aufzutreten, da sie eS waren, die den 13. April herbeiführten, und zwar in einem Augen blicke, wo die Träger der oberste« Staatsgewalt im Begriffe waren, gegen den serbischen Radikalismus eine« Vernichtungskrieg zu führen. Diese Thatsache dürste in radikalen Kreisen nicht so leicht vergessen weroen, und man darf sich der Hoffnung hingebt«, daß die Voraussagungen, wonach es den neuen Ministern auf die Dauer nicht möglich fein wird, in der radikalen Partei die Oberhand zu behalten, und namentlich den Gelüsten einzelner Extremer wirksam entgegenzutreten, sich wenigstens in absehbarer Zeit nicht bewahrheiten werden. Man darf hierbei nicht übersehen, daß die in der letzten Zeit des früheren radikalen Regimes vorge kommenen Reibungen zwischen dem radikalen Partei klub und einzelnen radikalen Ministern nicht so sehr die Folge einer Unzulänglichkeit in der Zusammen setzung der radikalen Partei, als vielmehr der Aus fluß jenes Unbehagens waren, welches die zeitweise engherzige und parteiische Haltung der gewesenen Re gentschaft bei manche« Anlässen Hervorrufen mußte. Hr. Ristic hatte allerdings in seiner Antrittsprokla mation daS feierliche Versprechen gegeben, er gehöre fortan zu keiner Partei, es ist ihm auf die Dauer doch nicht gelungen, sich über seinen Parteistandpunkt in jeder Beziehung hinwegzusetzen. Bei Lem Um stande, daß er mit einer Partei zu regieren genötigt war, die er während voller zwanzig Jahre arff das Entschiedenste bekämpfte und in deren raschem Empor kommen und riesigen Fortschritten er immerfort ein Tesaveu seiner viertelhundertjährigen politischen Wirk samkeit erblickte, kann dies zumindest nicht Wunder nehmen. So hat beispielsweise Hr. Ristic aus per sönlicher Abneigung gegen einzelne volkstümliche radi kale Parteigänger alle Hebel in Bewegung gesetzt, um Vesperbrot bereit machen. Du siehst, wir machen keine Umstände und thun fo, als ob wir hier zu Hause wären. Und wie ist's mit Dir, Mariechen — kommst Du mit zu den Bienen oder leistest Du der Mama Gesellschaft?" ,Jch möchte hier bleiben. Vielleicht kann ich der Trude zur Hand gehen!" „Bienenvetter!" Das Wort tauchte in Hinrits Brust wieder auf und erfüllte sie mit Bitterkeit. Fritz Gerdings Antlitz verriet einiger Unbehagen. Die Fahrt in die Heide ohne Marie schien ihm wenig Aussicht auf Vergnügen zu gewähren. Aber eine Ablehnung seinerseits war unmöglich, und so folgte er denn dem Beispiele seines Onkels und Hin- riks, die sich für die Heidefahrt fertig machten. Mit stummem Gruß nahm Hinrik Abschied von Tante und Cousine. Aber es war doch schon die fünfte Nach- mittagSstunde vorüber, als der Wagen mit den drei Herren den sandigen Weg durch die duftende Heide dnrchi ollte. „Ein schrecklicher Mensch, dieser Hinrik," klagte die Frau Oberamtmann, indem sie sich behaglich in der Sofaecke zurechtrückte. „Gerade als ob man ihm jedes Wort abkaufen müßte." Marie wollte ein hastiges Wort erwidern, aber sie schwieg. Eine Unruhe quälte sie, über deren Ursache sie sich keine Rechenschaft zu geben wußte. „Ich will einmal zur alten Trude gehen, vielleicht kann ich ihr helfen!" „Thu doS, mein Kind!, kam er gähnend auS der Sofarcke zurück.