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Dresdner Journal : 02.05.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-05-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189305027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18930502
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18930502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-05
- Tag 1893-05-02
-
Monat
1893-05
-
Jahr
1893
- Titel
- Dresdner Journal : 02.05.1893
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deren Verwendung im Staatsdienste zu vereiteln. Die jeweiligen radikalen Minister haben nun zu jener Zeit selbstverständlich auf ein leidliche» Verhältnis zur Regentschaft einen zu großen Wert gelegt, als daß sie eS wegen einzelner, wenn auch beliebter Personen leichtfertig fallen gelassen hätten. In solchen Fällen geiiet das frühere radikale Kabinett natürlich mit eifrigen Parteimännern in einen Gegen satz und wurde der Welt das Schauspiel unliebsamer Uneinigkeiten innerhalb des eigenen ParteioerbandeS geboten. Hr. Ristic mag hierbei, als Führer der jetzigen liberalen, planmäßig im Interesse seiner Partei gehandelt haben; gegenwärtig erscheinen derartige Vor gänge ausgeschlossen. König Alexander ist weder durch persönliche, noch gesellschaftliche oder parteipolitische Rücksichten oder Vorurteile gebunden. Er hat von feinem ersten Schritte an in allen feinen seitherigen Kundgebungen bewiesen, daß ihm nichts ferner liege, als Krone und Tynastie in die immerfort wechselnden Wogen der serbischen Parteikämpfe hineinziehen zu lassen. Man darf daher mit Recht erwarte», daß eS den heutigen Staatslenkern Serbiens gelingen werde, die erforderliche Übereinstimmung zwischen den Interessen der Dynastie und des StaateS einerseits und jenen der Partei, aus die sie sich im Lause ihrer Regierung zu stützen beabsichtigen, andererseits, in jeder Beziehung herzustellen. Lagesgelchichtc. Dresden, 2. Mai Ihre Majestäten der König und die Königin nahmen gestern nachmittag 5 Uhr an der Familientafel bei Sr. König!. Hoheit dem Prinzen Georg teil. Der Polizeipräsident a. D. Schwauß ist zur heutigen König!. Tafel um H6 Uhr in der Villa Strehlen mit Einladung beehrt worden. Ihre Majestäten der König und die Königin werden Allerhöchstsich morgen, Mittwoch, vormittags 10 Uhr 30 Min. mit dem fahrplanmäßigen Schnell zuge, resp. mit Sonderzug ab Mochbern, nach dem Schloß Sibyllerort zu mehrwöchigen Aufenthalte be geben. In der Allerhöchsten Begleitung werden sich befinden: Hoffräulein v. Abeken, Se. Excellenz der Oderhosmarschall Graf Vitzthum v Eckstädt, Flügel- adjutant Major v. Haugk, Kammerjurkcr Frhr v. Könneritz, Frau v. Lüttichau, geb. Gräfin Strach witz, Frau Gräfin Fünskirchen. Se. Excellenz der Generallieutenant und Generaladjutant v. Minck witz ist bereits heute vormittag nach Silyllcnort ab gereist. Dresden, 2. Mai. Ihre Kaiser!, und König!. Hoheit die Frau Erzherzogin Maria Josepha ist hente l l Uhr 20 Min. vormittags mit Sr. Kaiser!, und König!. Hoheit dem Erzherzog Karl nach Prag zurückgekehrt. Zur Verabschiedung hatten sich auf dem Böhmischen Bahnhof cingcfunden: Ihre Majestäten der König und die Königin, Ihre Königl. Hoheiten der Prinz Georg, Prinz Friedrich August nebst Gemahlin, Prinz Johann Georg und Prinzessin Mathilde:, ferner Se. Excellenz der Kaiser!, und Königl. Österreichisch Ungarische Gesandte Gras Ehotek nebst den Herren der Gesandtschasl und das Gefolge der Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften, Hoffräulein v. Abeken, Hofdame Freiin v. Gärtner, Flnqeladjutant Major v. Haugk und Rittmeister Frhr. v Müller. Dresden, 2. Mai. Tas 8. Stück des Gesetz- und Verordnungsblattes für das Königreich Sachsen, welches gestern herausgegeben wurde, enthält: Prüfungsordnung für das bei der Portragskanzlei und den übrigen Dependenzen des Finanzministeriums eingestellte Bureaupersonal; Verordnung, die Prüfungen d s bei der Land-, Landeskultur- und Altcrsrentenbank beschäftigten Bureaupersonals betreffend; Verordnung, die Prüfungen der Expedienten und Burcauassistenten bei der Landeslottcrie und LotteriedarlehnSkasse be treffend; Verordnung, die Prüfung des bei der sis- kalifchen Bau- und Forstverwaltung beschäftigten Bureaupersonals betreffend; Verordnung, die An stellung, Beförderung und Prüfung des Kanzlei- und Expcditionspersonals im Geschäftsbereiche des Justiz Ministeriums, die Prüfungsordnung für das Bureaupersonal im Geschäfte bereiche des Gesamt- ministeriums betreffend; Verordnung, die Anmeldung und Versteuerung verendeter schlachtsteuerpflichtiger Viehslücke betreffend; Kircbengesetz, die Feier der Buß tage in der evangelisch lutherischen Landeskirche be treffend. — Das am 28. April zur Ausgabe gelangte Ihre freundlichen Absichten, die Marie in der blitzblanken Küche alsbald der würdigen alten Wöt- fchaflkrin mitteiltc, landen dort freilich ein freund liches Ohr, aber auch eine unverblümte Ablehnung. „I, wo denken Sie sich, Fräulein Mariechen! Das besorge ich schon selbst! Gehen Sie lieber ein Stündchen in den Garten. Du lieber Himmel, rares Zeug haben wir freilich nicht darin, es wächst ein bißchen bunt durcheinander dort, dafür sind aber ein paar Laub n da voll Schatten Und die Stachel beeren links unten, Fräulein Mariechen, der erste Busch mit den großen gelben — den empfehl' ich Jh en!" Run halte Manechen zwar aus Stachelbeeren keinen Appetit, aber sie ging trotzdem in den Garten. Freilich, wild geling sah es hier aus. Sie schüttelte leise den Kopf. Welcher Schleier log über Vcüer HinrikS Vergangenheit, das er so freudelos durchs Leben ging. Ein tiefes Mitleid, der herzliche Wunsch, ihn trösten zu könne«, machte sich in ihr geltend. Sie seufzte. Ach, wenn das möglich wäre! AlS Kind war sie einige Male hier gewesen Wie lange das doch her war! Sie kannte sich in den ver- schiungenkn Gartcngängen nicht mehr zurecht. Voll Gedanken nnd planios ging sie weiter. Da stand sie Plötzlich vor dcm alten Gartenhausc und blickte er staunt aus die festgeschlofsencn Laden. „Wie lange mag eS sein, daß keines Menschen Fuß eS betreien hat!" dachte sie und schritt darauf zu. „Ob es verschlossen ist?. Sie faßte auf die Klinke der Thür. Diese öffnete sich. Als ob er endlich fiine Neugier stillen könne, fiel ein breiter 14. Stück deS ReichSgesetzblatteS enthält: Bekannt machung, betreffend Ergänzung und Berichtigung der dem internationalen Übereinkommen über den Eisen- bahnfrachlv?rkehr beigefügten Liste; Bekanntmachung, betreffend die Beschäftigung von Arbeiterinnen und jugendlichen Arbeitern in Ziegeleien. * Berlin» 1. Mai. Ce. Majestät der Kaiser werden, wie der „ReichSanzeiger" meldet, schon am 4. Mai vormittags in Berlin bez. dem Neuen PalaiS wieder eintreffcn. — Über den weiteren Verlauf der Reise Ihrer Majestäten des Kaisers und der Kaiserin liegen folgende Nachrichten vor: So-nlag nachmittag von 2 bis Uhr besuchten Ihre Majestäten die Kaiserin und die Königin mit Ihrem Eesol«« daS Museum zu Neapel. Ihre Majistäten der Kaiser und der König, sowie die italienischen Prinzen unternahmen nach mittags in drei Wagen eine Spazierfahrt aus der an der Meereslüfte entlang sührenden Strc.be. D>e Zahl der die Straße süllendcn Spaziergänger und der eleganten und pracht voll bespannten Tquipagen war so groß daß die drei yoswagen nur im Schritt und mit großer Schwierigkeit vorwärts kommen konnten. Den Majestäten wurden während der Fahrt ununtcr- brochrn Huldigungen drrgebracht. Abend- um 8 Uhr 30 Miauten haben die deutschen und die italienischen Majestäten in Begleitung de- Kronprinzen von Italien und des Herzogs der Abruzzen Neapel wieder verlassen, um sich nach Speiia zu begeben. Tie Abfahrt vom Schlosse erfolgte mit demhlven Ceremoniell w e bei der Ankunft Die Majestäten fuhren durch die Strada Marina über den Corso Garibaldi nach dcm Bahnhof; aus dem Wege dorthin bildete die gesamte Garnison Spalier. Hin er dem Militär stand eine Kops an Kopf gedrängte Menschenmenge, welche den M ajestäten unauSgrseht in enthusiaftisi en Zurufen ihre Abschied-grüße dar brachte. Aus dcm Bahnhof angekommen, fchritten Se. Majestät der Kaiser Wilhilm und der König Humbert die ausgestellte Ehrenrompagnie ab. Hieraus bestiegen die Allerhöchsten Herr schaften den Königl Sonderzug, wilchcr nm ^ro Uhr den Bahnhof verließ. Eine Viertelstunde später folgte die Begleitung der Majestä'en in dem Kaiser!. Sonderzuge. Montag mittag 12 Uhr 36 Min. traf der Kaiser!. Sonder- cug in Spezia ein. Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin wurden aus d m Bahnhofe von dem italienischen Königspaar, dem Herzog und der Herzogin von Genur, den Ministern Giolitti, Br>n, Racchm, Pelloux und Rattazzi sovie von den Vertretern der BchLrd-n etwa so Vereinen und den Schülern der Mehranstalten empfangen. Aus den Fenstern wurden Blumen geworfen, die kirchcnglocken ertönten in voll m v eläute. Die Batterien der FortS und der aus der Reede vor Anker liegenden Schifte gaben Salutschüsse ab. Die Kops an Kops gedrängte Volksmenge durchbrach das durch da» Militär gebildete Spalier. Tie Majestäten traten gegen 1 Uhr den Einzug in die Stadt an, begaben sich zuerst in das Arsenal, wo die Ar beiter wie gewöhnlich be'chäftigt waren Ter König ordnete die Einstellung der Arbeit an, woraus die Arbeiter unter jubelnden Zurusen dos Arsenal verließe». Die Behörden von Genua hatten gleichfalls Vertreter entsandt, auch war zahlreiche Pi ovinzbevöllerung hrrzugeströmt. Aus allen Ortschaften, welche der Kaiser!. Zug auf feiner Fahrt nach Spezia passierte, treffen Meldungen von den be geisterten Äundge'ungen ein, welche Ihren Majestäten bereitet worden find. Co durchbrach aus Station Masja die in großer Zahl den Bahnhof umdrängende Bevölkerung von Massa Carrara die von den Luippen gezogene Absperrung-linie, stürmte nach dem Bahnhof und umringte den Kaiser! Wagen unter unaus gesetzten jubelnden Rufen. „Es leben die Italien befreundeten Monarchen!" kleine Mädchen brachten Ihrer Majestät der Kaiserin Blumenbouquels dar, während Ihre Majestät den Kindern Zuckerw rk spendete Umrr s'elS sich wiederholen!en enthusiastischen Ovalionen setzte sich der Zug dann wieder in Bewegung Der Ausflug Ihrer Majestäten an Bord der Jacht „Savoja" währte gegen » Stunde!. An demselben nahmen teil Ihre Königl. Hoheiten die vcrwitlwctc Herzogin von Genua, der Herzog von Genu, und der Herzog der Abruzzen, ferner die Minister Giolitti, Brio, Bacchm Pelloux. Tic „Savoja", sreich beflaggt und geschmückt mit Blumen, verließ den t> ols unter dem o eschützdonner der daselbst vor Anker liegenden Floite und dem Hurra der Matrosen Tas Meer wrr völlig ruhig, der Ausblick aus das Panorama war wunderbar schön. Zunächst wandte sich die „Savoja' auf Palmazia zu. Alle Orte an den Ufern des Golfes waren reich beflaggt. Die Glocken läuteten und überall strömte die Bevölkerung mit jubelnder Begeister ung an den Strand Aus der Fahrt m chte die Iccht halt und die Allerhöchsten Herr chasten nahmen das Frühstück ein. Gegen 3 Uhr gingen Se Mojeftät der Kaiser Wilhelm und der König Humbert in Begleitung der königlichen Prinzen an Land und besichtigten den Panzeriurm. Von allen FortS donnerten die EtsckLtzk de» Salut Nach einstündigem Aufenthalt aus der Insel kehrten die Majestäten an Bord ker „Savoja' zurück und wohnten nunmehr einem Schießen de» Panzerschiffes „Italia" nach der Scheibe bei. Alsdann lehrte die königliche Jacht übe: Santa Teresa nach dem Arsenal zurück, wo die Ma jestäten unter begeisterten Ovationen der Bevölkerung an Land gingen. Um 6 Uhr 35 Miu sind Ihre Kaiserl Majestäten üter den St. Gotthard noch der Schweiz abgerrist. Die Verab schiedung der Majestäten von dem König Humbert »nd der Königin Margueri'a war eine überaus herzliche. Tie Volks menge brachte dem Kaiferpaar begeisterte Ovnioncn dar. — Wie bereits berichtet, ist am 30. April d. Js. nach kurzer Krankheit der Staatssekretär des NeichS- justizamtS, Wirkliche Geheime Rat Hananer ver storben. Derselbe war am 18. März »829 als Sohn eines höheren bayerischen Justizbeamten in Zwei brücken geboren und trat nach beendigtem Studium in den bayerischen Justizdienst ein. Nachdem er ver- Sonnenstrahl in den Spalt. Nun öffnete Marie die Thnre ganz. „Wie wunderbar!" sagte sie leise, als sie in dem Halbdunkel die Ausstattung des Häuschens sah. „Das sieht ja so aus, als weile Hiurik häufiger hier. Ein brennendes Verlangen, hinciiizugehen, erfüllte sie. Sie öffnete die Thür vollends, sodaß der Sonnenschein voll hineinflutete. Ihr Herz pochte, als begehe sie ein Unr cht, als sie nun zaghaften Fußes eiutrat. Wie gestern, so log auch heute noch allcS aus der Platte des alten Schreibtisches: das Schreibzeug, das ledergebundene Tagebuch, der kindliche Brief. Nach diesem tasteten die Finger des jungen Mädchens zu erst Ein leiser Schrei kam ron ihren Lippe», als sie dcsse» Jnha't las. Ihr Brief, längst, längst ver gessen — hier? Ein Ahnrn durchflog ihre junge Seele, daß in diesem Buche hier dcr Schlüssel zu dem veränderte« Wese» HinrikS liege. TaS war nicht n ehr Neugier, die jetzt das Buch in ihre Hände, den Blick wie gebannt auf die dichlbeschnebenen Seiten, zwang — es war ibr, als triebe sie eine tiefsinnige, überwältigende Macht. Und sie laS! Mit erbleichenden Wangen! Mit pochendem Herzen, mit zitternden Händen! Die glühenden Worte erner ersten Liebe — die geheimsten Empfindungen eines reichen Gemütes, dem Papiere rückhaltlos an vertraut. Und dann kam der jähe Schluß — dcn jenes „Vergessen!" besiegelte. (Fottlehung folgt ) schieden« Richterstellen in der Pfalz bekleidet hatte, wurde er im Jahre 1866 zum StaatSprokurator am Appellationsgericht der Rheinpfalz und im Jahre 1870 zum Staat-anwalt bei dem Obersten Gerichtshöfe in München ernannt. Hier erhielt er im Jahre 1875 die Berufung zum Geheimen Oberregierungrrat und Vortragenden Rat im damaligen Reichskanzleramt, in dessen Justizabteilung er zunächst thaliy war, namentlich an den Verhandlungen über die Rerchsjustizgefetze ist er in jener Zeit hervorragend beteiligt gewesen. Bei der Errichtung des Reichsjustizamtes am 4. Januar 1877 trat Hr. Hanauer als Direktor in dies Amt ein. Im Dezcmber 1886 wurde er mit dem Charakter als Wirklicher Geheimer Rat ausgezeichnet und am 2. April 1892 als Staatssekretär mit der Leitung des ReichSjustizamtS betraut. Gleichzeitig übernahm er dcn Vorsitz in der Kommission für die Beratung des Ent wurfs eines Bürgerlichen Gesetzbuchs. Der „Reichs- anzeiger" widmet dcm Verstorbenen folgenden Nachruf: Hohe juristische Begabung und ein ungewöhnlich klares und scharfes Urteil verband sich bei dem Verstorbenen mit unermüdlicher Arbeitskraft und aufopfernder Hin gebung an seine amtlichen Pflichten. Den ungewöhn lichen Ansprüchen, welche die Verwaltung des ReichS- justizamtS in Verbindung mit der Leitung deS wich tigen GesctzgeftungSwerks an ihn stellte, ist er noch bis w.nige Tage vor seinem Hinscheiden in ausge zeichneter Weise gerecht geworden. Für die Reichs verwaltung bedeutet sein Hinscheiden einen schwer zu ersetzenden Verlust. Zu seinen hervorragenden Geistes gaben gesellten sich eine seltene Lauterkeit des Cha rakters und eine schlichte Liebenswürdigkeit desWesenS, welche ihm auch über das Grab hinaus eine warme Verehrung sichern. — Zu einer möglicherweise bevorstehenden R eichS- tagSauflösung schreiben die „B. P. N": Wenn in der Presse immer wieder nnd neuerdings mit ganz besonderer Bestimmtheit die Behauptung ausgestellt wird, daß die Rcichstag-auflSjung wegen dcr mit S-cherhrit zu er wartenden Ablehnung der Milriärvorlage unmittelbar bevor- stche, so könncn solche Ausstreuungen nur bezwecken, Be unruhigung in weite Kreise der Bevölkerung zu tragen und für die Anschauungen und Wünsche einzelner Parteipolitiker auch da Stimmung zu mache!», wo sonst kein Boden dafür vor handen fein würde. Solchen Brsttebunien gegenüber erscheint es angezeigt, darauf hinzuwcifen, daß die Gründe, aus welche jene Behauptungen sich stützen, der ih ttächlichen Unterlage cnl dchren. ES unterliegt keinem Zweifel, daß iu einsichtigen livlsüberalen Kreifcn die Übrrzeugurg mehr und mehr rurch- dringt, daß die Milttärvorlagr unmöglich das Fundament bildk» kann, aus welchem der Kamps um die liberale Welt anschauung auSzusechlen wäre Er ist auch ebenso sicher, daß namhafte Mitglieder der deutsch-src sinnigen Partei unter Ab weichung von der feilens der Partei ursprünglich selbst ge wählten AkiionSlasis dieser Überzeugung nach der Richtung bereits pialtischen Ausdruck gegeben haben, daß sie mit den maßgebenden Stellen dcr Rcichsrcgicrung Fühlung behufs Verständigung aus einer der ReichSrcgierung annehmbaren Grundlage gesucht und, wie wir anzunehmen berechtigt zu sein glauben, auch gesunden habcn. Obwohl der Ausgang dieser Verhandlungen zur Zeit noch nicht mit un bedingter Sicherheit vorauSzusehen ist, so erhellt aus diesen Vorgängen doch soviel, daß die Bereit willigkeit zu einer r erftändiguirg aus einer über die Vorschläge des Hru. v Bennigsen hinousgehenden Grundlage mehr und mehr an Boden gewinnt und daß demzusolge kein Anlaß vorliegt, die Hosj- nung auf einen befriedigenden Ausgang fallen zu taffen. Nach der „Nat.-Ztg." wäre bereits eine Ver ständigung erzielt. Dieses Blatt schreibt: „Hr. v. Huene hat cinen neuen Kompromißvorschlag formuliert, wel cher die Zustimmung des Reichskanzlers erhalte» hat; es wird kafür auf die Stimmcu der Nationalliberalen, der Konservativen und mit größerer Bestimmtheit als für frühere AusgleichLvorschläge auf die Stimmen eines Teils tes Zentrums uud der deutsch-freisinnigen Fraktion gerechnet. Die Einzelheiten werden noch ver traulich behandelt." Nach der „Vossischen Zeitung" soll die Friedenspräsenzstärke um 72 OG) Maun (an statt 84 <M)) erhöht werden. Tie Rekrutenziffer soll um 53 LOO Mann (anstatt 60 000 Mann) gesteigert werden. 14 Feldartillerieabteilnngen zu je 3 fahrenden Batterien sollen je 4 Geschütze (anstatt 6) erhalten. Die Ausgaben würden 9 Millionen Mark weniger betragen, als in dcr Vorlage veranschlagt. Straßburg i. E., 30. April. Pariser Blätter und Telegraphenagenturen haben jüngst über einen Grenzzwischenfall berichtet, der sich am letzten Sonntag auf dem Bahnhofe zu Altmünsterol zu- getragen haben sollte. Die Meldung lautete: „Ein schweizerischer Unterthan, Namens Borel, der hier die deutsche Grenze überschreiten wollte, wurde von der Gendarmerie festgenommen und während drei Stnnden in Gewahrsam gehalten Die Verhaftung wurde da mit begründet, daß Borel erst vor kurzer Zeit aus K. Polytechnikum. In Anwesenheit des Ministerial direktors Geh Nat I)c. Petzoldt, der Professoren und Studenten der Technischen Hochschule, sowie einer Reihe hervorragender Vertreter unserer Geistlichkeit, von Kunst und Wissenschaft, hielt Professor Ur. Cornelius Gurlitt in dem Festsaal der Hochschule Monta; nachmittag seine Antrittsrede Zum Gegenstände hatte derselbe den prote stantischen Kirchenbau gewählt Anschließend an ein Wort de« derzeitigen RcklorS Geh Hofrat Heyn bei dessen KünigS- rede besprach der Vortragende zunächst tie Stellung ter antikisierenden und romantischen Ästhetik zum protestanti schen Kirchenbau und kennzeichnete dieselbe dahin, daß sie in dem Wunsche, eine möglichst schöne Kirche zu schaffen, auf die Forderungen ter Ltturgie verzichtete und einen formalen Idealismus über die einfache Zweckersüllung stellte. Und doch hätte eingehende Beschäftigung mit dem Mittelalter wie mit künstlerisch hervorragenden Zeiten lehren können, daß in dcr Architektur tie Schönheit m der würdigen Ersüllung von Zwick und Bedürfnis liegt. Be dürfnis und Zweck des protestantischen Kirchenbaueü aber wird charakterisiert durch die Liturgie Die Architektur hat daher, wie an charakteristischen Beispielen, u. a. an der Frauenkirche in Dresden gezeigt wurde, ihre vornehmste Aufgabe zu suchen in der würdrgen Erfüllung de sie«, was die Liturgie ihr vorschreibt. Die Besprechung der drei wichtigsten Geräte des ProtestantiemuS, Predigtstuhl (Kanzel), Altar und Tauf stein, sührie den Vortragenden aus die Stellung, welche diesejbcn zu einander im Plane der Kirche einzunehmen hatten Vom Standpunkt rein verständiger Erwägung gehöre die Konzil al« geistiger Mittelpunkt de« prctestan- tischcn KirchentumS in die Axe de« ganzen Baue«, Altar und Tausstem, al« die deinen gleichwertigen, den Sakra menten gewidmeten Geräte, cuch formal an verwandte Stellen Dabei erkennt der Redner vollkommen den außerordentlichen geistigen Wert der Tradition an und stellt keinetweg« die Forderung, al» solle nun eine dem Elsaß au-gewiesen worden war. Dieser stützte aber das Recht zur Rückkehr auf eine Erlaubnis des Herrn KreiSdlreklorS au» Mühlhausen. Freigelaffen, erhob Borel bei dem UnterstaatSfekretär v Köller und dem BundeSrat telegraphisch Protest." Dazu wird der „Nordd. Allg. Ztg." geschrieben: „Ob dem fchweizerilchen Bund »rat ein solcher „Prottst" »»gegangen ist, enizichi sich unfrrer Kenntnis, daß aber an den Hrn Unterpaal-fckrtiär v köllcr und überhaupt an die hiesige Berwaliung-dchöidr keinerlei derattige B ftwe de eing-lausen ist. können wir zuverlässigst s stft-llin. Außerdem hat sich der Vorgang denn doch ganz anders adgejp'ttt, al- die französische» Blätter ihn mit eilcn. Der ge-annie Reisende Borel ist lhat- fächlich vor kurzer Zeit au» Elsaß Lothringen au-gewiesen worden, und eS war natürlich daß dcr in Altmünsterol statt» nierte erbarm ihn nickt ohne weitere» passieren ließ. Er f rderte Borel dec b.reilS im Eiscnbahnwagrn saß, aus, aus- zusteigcn und ihn zn dem Polizeilommissar zu bcgleiico, der gleichfalls aus dem Bahnhof anwesrnd war. Von dcm Polizei kommissar bcfragt, ob er in Besitz eincS ErlaubnisfcheineS fei, bejahte Borel diese Frage mit dem Bemerken, daß da- be- trcfsende Schriftstück in feinem Reisekoffcr sich befinde, daß er eS aber nicht hervorfuchen könne, weil er fürchten müsse, den Zug zu versäumen. Diese Wrigcrung machte ihn e st recht verdächtig und während sei» Reisegepäck wieder von dem Gepäckwagen abgelade» wurde, ging ter Schnellzug, der einen Ausenthalt von fünf Minutcn hatte, ohne Borel weiler. Dieser enldcckte nun merk würdigerweije, daß er da- Schrisiftück nicht im Soff-r, sondern in feiner Haudreiseiafche habe, er holte cS eidlich heran- In der That hatte rr vom KreiSdirek'or zu Mühlhausen die Er laubnis zu ackllägigem Ausenlhalt im Reich-lande erhalten Hätte er das Schrisiftück sogleich dem Gendarmen oder auch nachh r »och dem Polizeikommiffar vo.gczcigt, so hätte er selbst redend ruhig und unangefochten werlersahren können, fo aber hatte er sich felbcr und feinem durchaus unbegreiflichen Ge baren es zuzufchreiben, wenn er feine Reife auf zwei Stnnden unterbrechen mußte. Diese Zeit brachte er im Polizeibureau zu. obgleich es ihm srcigcstellt worden war, sich nach der Bahn- hos-reftauration zu begeben. Den »ächiten Zug, um 2 Uhr nachmittags, benu;ie er altdann zur Fortsetzung seiner Reise Von Festnahme und dreistündigem Gewahisam — wie die Pa riser Blätter zu berichten wiffen — war sonach gar keine Rede, vielmehr hat die Grenzpolizei in Altmünsterol nur korrekt und veinunstmäßig gehandelt, wenn sie den kürzlich erst Ausgewie senen nicht ohne weiterer die Grenze wieder überschreiten ließ. ES hat den Anschein, als ob Hr Borel eS daraus abgesehen hätte, einen „Grenzzwischenfall" Hervorzurusen und von sich sprechen zu machen. In einem Müuihauier Freundeskreise konnte er noch am selben Tage als Held sich feiern lasten. Wcitcre Erfolge dürfte er aber nicht ous.uweifen haben, und bei näherer Überlegung wild er fein Gcbiren aus dem Baha- hott zu Altmünstcrol felbcr kaum für sehr klug halten können Die französischen Blätter, welche dar Abenieuer deS Hrn. Borel urbi et orbi bekannt gaben, würden gut daran thun, nun auch den wahren Thalbeftand mitzuteilen. Wien, 1. Mai. Se. Majestät der Kaiser hat an den Marinekommavdanten Admiral Frhrn. v. Sterncck folgendes Telegramm gerichtet: „Der Mir gemeldete glückliche Stapellauf des RammkreuzerS „Kaiserin und Königin Maria Theresia" bietet Meiner Kriegsmarine eine Verstärkung, deren Wert von ihren technischen Fortschritten beredtes ZrugniS girbt. Möge das den Namen der großen Monarchin tragende Schiff, welches in die Fluten tauchte, allezeit beitragen zur Ehre und zum Ruhme Meiner braven Kriegsmarine." — Ihre Majestät die Kaiserin, welche seit 30. No vember v Js. nicht in Wien wrille, ist heute vor mittag hierher zurückgckehrt Mit der Kaiserin trafen Erzherzog Franz Salvalor und Erzherzogin Marie Valerie ein, welche sich vor einigen Tagen zur Be grüßung der Kaiserin nach Pola begeben hatten. Auf dem Hetzendorfer Bahnhofe begrüßte Se. Majestät der Kaiser die Ankommenden. Die Majestäten und doS erzherzogliche Paar fuhren dann nach Lainz. — Der Vertreter der rumänischen Regierung, Hr. Sektions- chef Papinin, ist, mit neuen Instruktionen versehen, in Wien wieder eingetroffen und Sonnabend nach mittag hat auch bereits im Ministerium des Äußern eine Sitzung stattgefundcn, in welcher die Beratungen über den neuen Handelsvertrag mit Rumänien wieder ausgenommen wurden. * Rom, 30. April. Ter mit den vatikanische» Kreisen in Fühlung stehende hiesige Mitarbeiter der „Pol. Corr." schreibt: Die Äußerungen, die man im Vatikan nachträglich über den Bestich des Kaisers Wil helm II. beim Papste vernimmt, bestätigen aufs neue, daß dieser Besuch einen sehr günstige» Eindruck hinter lassen hat. Ter Papst hat feiner Befriedigung über die Zusammenkunft mit dem deutschen Kaiser wieder holt Ausdruck gegeben. Ebenso äußern sich die Kar- dinäle und Prälaten, die mit dem Deutschen Kaiser in Berührung kamen, über denselben mit sympathischen Worten. Es kann nicht bestritten werden, daß der deutsche Einfluß in den vatikanischen Kreisen, dank dem Besuche des Kaisers beim Papste gestiegen ist; eine wesentliche Änderung der päpstlichen Politik darf man jedoch, wie schon einmal an dieser Stelle betont, als Folge diese- Besuches nicht erwarten. Die Verleihung des Schwarzen Adlerorden» an den Wandlung der Kuchenanlage durch dcn Architekten herbei« geführt werden, vielmehr betont er, daß nur da, wo thatsächlich der Wunsch sich rege, den Grundriß, den Forderungen der Liturgie gemäß, sachlich auszugestalten, cs keinerlei ästhetische Bedenken geben dürfe, diesem Wunsche nicht nachzukommen. Mit der Aufforderung an die stu dierende Jugend, in ihren Bestrebungen für den protestanti schen Kirchenbau anzuknüpfen an das Gute, wo sie cs finde, aber darüber hinaus auch nach neuen Formen zu ringen, welche gewollte Zwecke ideal erfüllen, schloß Prof. Gurlitt seinen beifällig ausgenommenen Vortrag. 8. Opernlitteratur. Im Verlage von Barthols Senfs, Leipzig, ist in ansprechender Ausstattung kürz lich Anton Rubinsteins einaktige Oper „Die sibirischen Jäger" erschienen. DaS Werk gehört zu den vier dramatischen Erstlingsarbeiten des Meisters, die in den Jahren 185153 entstanden sind und deren jeder ein russischer Stoff zu Grunbe liegt. „Die sibirischen Jäger" nahmen als die einzige Oper aus der Vierzadl ihren Weg nach Deutschland und wurden im November 1854 in Weimar bei einer festlichen Gelegenheit unter LiSzt's Aegide zur e sten Aufführung gebracht. Den von Jerebtzoff nach einer russischen VolkSsage gedichteten Tixt von stark elegischer Färbung hat Peler Kornelius mit großem Geschick und poetischem Empfinden verdeutscht. Di: Musik berührt roch heute frisch und zeigt in manchen Partien schon die Eigenart de» Komponisten. Zwei Duette und eine Tenorarie sind die besten Nummern de» Werke», da« Duett zwischen Tania und Ivan (Sopran und Tenor) eine solche ron grcßer Schönheit in Me-
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