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lm allgemeinen nicht durch vorurteilsfreie Auffassung, nicht einmal durch annähernde Kenntnis der einschlä gigen Verhältnisse in Deutschland auSzeichnen. Wir geben nachstehend den wesentlichen Inhalt einer Reihe dieser Auslassungen wieder. Di« „Döbat»" meine«: „Wa» auch geschehen mag, der Kamps von 18»» gleicht in manchen Liücken demjenigen, der sich vor « Jahren entspann. Im Laus« de» Wahlactümmtt» wird notwendigerweise viel von Frankreich die Rede sein. E« wird mit beharrlicher Ruhe und KaltbliUigk.it wie im Jahre 1887 zuschauen.^ Der orleaninische „Soleil": „Da« Spiel der deutschen Regierung wird behus» Gewinnung einer Mehrheit haupt sächlich darin bestehen, den deutschen Patriotismus zu über reize» und aus die Befahr eines Krieges mit den Rachbarn im Osten und Westen hinzu» iseu. Vielleicht wird man im passenden Augenblick irgend »inen Breu Vorfall herbrizasühren «in« . . . Seien wir ausmerksam und wachsam, aber be wahren wir unter allen Umständen unsere Kaltblütigkeit " Der „Figaro": „Dir Erhöhung der HeereSauSgaben, die Verstärkung de« Kontingent» bilden, wenn sie von Männern verlangt werden, die nicht da» vertrauen de» Lande» besitzen, ein schl chteS Feld sür die Wahlen Man kann gewiß sein, daß sich eine neue Kammer einfinden wird, welche jene» Maßregeln ebenso seindlich ist wie die alte, die man mit girmlich unhöflicher Derbheit heimgeschukt hat." Der „GauloiS": „Biele Leule find angesichts dieser Er- eignisse zu dem Glauben geneigt, daß die Re>ch»v«lsassung von 1871 auSgelebt hat. Wilhelm II. steht sich gezwungen, ent weder dat Parlament zu unterdrücken oder da» parlamen tarische Regiment anznnehmrn. LS giebt keinen Mittelweg mehr" Der „Rappel": „Also Deutschland will keine Erhöhung der MilitärauSgaben; eS ist deS aus» Äußerste getriebenen Militarismus überdrüssig; e» will nicht von Jahr zu Jahr neue Stenern zahlen, welche nur dazu dienen, Festungen und Kanonen zu schaffen. ES verlangt vor allem den Frieden." Die „Lanlerne": „Mögen, wie rS zu hoffen steht, die bevorstehenden deutschen Wihlen den sritdenSsleuavlichen v«< schluß de« Reichstags bestätigen." Die „Justice": „Da ist also die Wahlperiode in Deutschland plötzlich eröffnet worden, und unter ganz außer gewöhnlichen Umständen, denn diesmal heißt et, sozusagen sür oder gegen die Krone Partei zu nehmen." Der „Radical": „Ler deutsche Militarismus hat eine Niederlage erlitten, von der er sich schwerlich erholen wird. ES ist ein parlamentarischer Ausstand, rS ist auch eine Revolulion, denn zum ersten Male seit 1871 bleibt das deutsche Parlament taub gegen die Mahnungen, die sich an seinen LhauviniSmuS richten; zum ersten Male befreit eS sib von der militärischen Tyrannei, welche auf der Nation wie eine Buße sür ihre Er oberungen lastet." Der „Petit Parisien": „Man hat jetzt da» Ergebnis der Wahlen abzuwarten; das deutsche Bvlk wird da» Wort er- greisen. Nicht« beweist, daß sein Au-spruch srei und geachtet sein wird; aber alle« deutet daraus hin, daß wir dem Anfänge eines Kamps?- zwischen dem CäsaritmuS und dem Boll-rechte beiwohnen. Frankreich kann mit Heiterkeit die Wolken be trachten, die sich in Berlin ansammeln." Der „Eclair" hat von einigen Politikern ein Gut achten über die Ereignisse in Deutschland erbeten. Sehr pessimistisch und zugleich sehr getreu dem fran zösischen Nationalcharakter und im Sinne der Ge pflogenheit französischer Machthaber, innere Schwierig keiten jenseits der Landesgrenzen zu besiegen, äußert sich der bekannte russenfreundliche Abg. Millevoye: Auf keinen Fall werde der Deutsche Kaiser dem Par lament nachgeben, nicht nur, weil das nicht in seinem Charakter liege, sondern auch, weil es dem Anfang liner Abdankung gleichkäme. Er werde sich lieber in einen Kiieg werfen, und zwar müsse der deutsche Generalstab sich mit der Einleitung derselben beeilen, denn die Anhänglichkeit Österreichs und Italiens an den Dreibund könnte leicht durch diese Ereignisse stark erschüttert werden. „Die Umstände gebieten, wie mir scheint, allen Franzosen, in ihren Parteistreitigkeiten einzuhalten. Mehr als jemals ist es klug, nach der lGrenze zu schauen." — Weniger bedenklich scheint die Lage dem ehemaligen Botschafter in Berlin, dem po litisch erfahrenen und selbständig urteilenden Senator Baron de Courcel. Dieser meint, daß die Auf- lösunH des Reichstags in Deutschland w:e in England als em normales parlamentarisches Versahren zu be trachten sei, welches noch nicht auf eine wirkliche Ge fahr deute. „Die öffentliche Meinung hat sich daher in Frankreich großer Zurückhaltung zu befleißigen. Allerdings scheint die öffentliche Meinung in Deutsch land dem Parlament zuzustimmen, und eS ist in den europäischen Nationen ein aufrichtiges Streben nach Frieden zu erkennen. Aber wer ann sagen, welche- Ergebnis die Wahlen liefern werden? Wissen wir, ob die Parteien sich nicht gegenseitige Zugeständnisse machen werden? Ich zweifle sehr daran, daß man in Deutschland eine auf ständige Bewegung gegen die Kaiser!. Regierung zu erwarten habe. ES ist auch möglich, daß der Kaiser selber nur über die Wünsche des Volkes aufgeklärt werden will. Aller in allem läßt sich somit die Auf lösung deS Reichstags noch nicht für eine den Frieden bedrohende Maßregel halten .. ." einer aus Palme» und anderen exotischen Gewächsen gebildeten Laube saß, den Kopf leicht auf die rechte Schulter geneigt und mit schwermütig zärtlichem Ausdruck zu dem Knäblein auf ihren Knieen nieder blickend. Von irgend welchen auffälligen Schönheiten deS Gemälde- konnte nicht gut die Rede sein. Die einzige Partie, welche noch Halbweg- deutlich hervortrat, war da- Gesicht der Gottesmutter, und die- schmale Antlitz mit den herben Zügen, den stark ausgeprägten Backen knochen und den eigentümlich hochgezogenen Brauen hatte keinen Anspruch darauf, für holdselig und anmutig zu gelten. Wie sehr auch der junge Maler unzweifelhaft geneigt gewcsen war, dem Urteil des Kunsthändler- zu widersprechen, — jetzt, im Angesicht deS geschmähten Werke-, mußte ihm doch der Mut dazu entsinken. „Ein verschollener Rafael — nicht wahr?' spottete Herr Steinitz. „Und die- hübsche kleine Mädchen rech nete vielleicht schon im Geiste mit den Hunderten, die ich ihm für t a- beschmierte Brett auf den Tisch zählen sollte." „Sie haben aber doch die Absicht, da- Bild zu kaufen?" fragte Volkwar in kaum unterdrückter Erreg ung. „Wenigsten» würde ich im anderen Fall nicht be greifen, wie Sie dazu kamen, die junge Dame noch einmal zu sich zu bestellen " Der kleine Mann lächelte überlegen „Freilich will ich e- kaufen; denn e- giebt immer noch Dummköpfe, die auf dergleichen herrinfallen — Leute, die sich für Sammler halten und in jeder derartigen Sudelei, wenn sie nur hübsch schwarz ist, eine grasartige Eutdeckuug gemacht zu hoben glauben. — Ich bi« ei» reeller Mann, der etwa- auf seine London, 8. Mai. DaS Unterhaus trat heute in die Spezialdebatte der Homerulebill ein. Bei 8 1 beantragte Chamberlain eine Erweiterung der bezüglichen Bestimmungen und führte aus, daß er, wenn dieser Antrag angenommen werden sollte, eine Vertagung der übrigen Artikel der Bill bis zum 8 9 beantragen werde, weil Gladstone keine klare Auskunft über den Paragraphen gegeben habe Glad stone bekämpfte den Antrag, indem er erklärte, erst müsse der Zweck der Vorlage, die Errichtung einer irischen Lokalgesetzgebung, behandelt werden, erst dann lasse sich die Stellung deS RrichSparlamentS behandeln. Der Antrag Chamberlain wurde mit 270 gegen 213 Stimmen verworfen. Danach beantragte Dar ling, dem 8 1 ein Amendement hinzuzufügen, wonach die Bestimmungen des 8 ! gelten sollen „ohae die supreme Machl und die Autorität des Reichs- Parlament- in allen Sachen, sowohl in lokalen al- in Sachen des Reiches, und über alle Personen in Groß- britannien und Irland in irgend einer Weise zu be einträchtigen, zu beschränken oder zu verändern." Gladstone bekämpfte da- Amendement, indem er er klärte, dasselbe würde die Suprematie des Reichs parlaments beschränken, während gerade die Supre matie deS Reichsparlaments unbeschränkt und auf da» Gesamtreich ausgedehnt bleiben müsse. — Die hiesige Presse bespricht in leitenden Auf sätzen die Verwerfung der Militärvorlage im deutschen Reichstag. Die konservativ.n Blätter be klagen das Ergebnis und befürchten eine Erschütterung deS Dreibundes und Gefährdung des europäischen Friedens. Sie sagen eine ernste Zukunft vorher, falls die Neuwahlen nicht einen mehr regierungsfreundlichen Reichstag ergeben. Die liberalen „Daily NewS" nehmen Partei fürdie Opposition. Sie sagen.derReichstag wolle das letzte Wort haben über die großen Fragen der na tionalen Politik. Der Kampf um die Oberhand zwischen Parlament und Palast, denn darauf laufe eS hinaus, werde die Neuwahlen zu den interessantesten machen, die auf dem Festlande jemals stattgesunden haben. „Daily Graphic" schreibt es unterliege keinem Zweifel, daß ein großer Teil der deutschen Wählerschaft des Militarismus müde und völlig bereit sei, den Sprung ins Finstere dagegen zu wagen. Wenn dieselbe Stimmung sich während der bevorstehenden Neuwahlen geltend machen sollte, würde sie sich als Beginn einer Um wälzung in Europa erweisen Wenn Deutschland ein solches Signal für die Abrüstung oder vielmehr fürdie Einstellung der fortschreitenden Rüstung geben sollte, würde ihm sogar von den tratidionellen Feinden Deutschlands mit dem Gefühl der Erleichterung ent sprochen werden — Nach einer Sensationsmeldung deS „Bür. Dalziel" aus St. Petersburg hat nach Äußerungen einer hochgestellten Persönlichkeit am russischen Hofe gegenüber einem auswärtigen Diplo maten die Verwerfung der deutschen Mititärvorlage keine Überraschung in St. Petersburg verursacht. Der Zar hätte vorher die deutsche Regierung verständigt, wenn die Vermehrung dcs Heeres votiert werden würde, so würde Rußland genötigt sein, eine ent sprechende Vermehrung der seine westlichen Grenzen bewachenden Streitkräfte vorzunehmen. Das Vor gehen deS Zaren hätten Caprivi bestimmt, Huenes Amendement anzunehmen. Die Auflösung sei lediglich ein Manöver, um den Rückzug der deutschen Regierung vor Rußland zu verbergen und Verwickel ungen mit Rußland zu vermeiden. St. Petersburg, 6. Mai. Tie russische Presse beschäftigt sich in jüngster Zeit in auffallender Weise mit Abyssinien. Man erinnert sich noch an die mißglückten Versuche, in diesem Lande festen Fuß zu fassen, welche von russischer Seite früher unternommen wurden. Es scheint aber, daß die Mitteilungen des russischen Reisenden Maschkow aus Abyssinien das Interesse für dieses ostafrikanische Königreich wieder neu belebt haben. So hat sich kürzlich die „Nowoje Wremja" in eingehender Weise mit den Beziehungen zwischen Rußland und Abyssinien beschäftigt und bei dieser Gelegenheit einige Ratschläge erteilt, welche auch im Auslande eine nähere Beachtung verdienen. Das Blatt führte zunächst aus, vaß Rußland inAbyfinien nicht nur religiöse, sondern auch politische Interessen habe. L» möge daher die russische Regierung einen Vertreter dahin ent- senrrn, der sich mit dem genauen Studium der Verhältnisse de» Lande» zu beschäftigen hätte. Die Religion der Aby'sinier unterscheid« sich so wenig von dem orthodoxen Glauben, daß auch darin eia Bindeglied zwischen Rußland und Abyssinien gefunden werden könne. LS würde sich vielleicht empfehlen, atyssinische Geistliche nach St. Peterlburg kommen zu lassen, um sich mit ihnen über di« abweichenden Einzelheiten ihre.' Ruus zu beraten und die wesentliche G'richheit der beider seitigen Bekenntnisse festzuftellen. WaS die politischen Be ¬ ziehungen zu Akysfinien betreff«, so müsse man mit Vorsicht zu Werle gehen Namentlich sei genau zubeftimmen,inwitweltRußlaiid mit Frankreich auch in der abylstnischrn Frage zusammen geben könne E-dürste sich empfehlen, in kteserBZiehung eia selbständige» Progrrmm zu entwerfen. Nach den Erfahrungen, welche Gras Antonelli in Abyssinien gemacht hab-, sei anzunehmen, daß dort nur eine orthodoxe Macht entscheidenden Einfluß gewinnen könne. Frankreich dürste e» jedenfalls erwünschter sein, wen» sich in Abyssinien rin Staat, welcher nicht dem Dreibünde an- a hört, sestsetzt. Zunächst wäre es wichtig, verkehr-wege im Lande herzustellen Ferner müßte Rußland an der Küste einen festen Postin errichten damit eine eventuelle russische Expedition unter der eigenen Flagge marichieren könnte. Zwischen dem Meere und der abyssinischen Grenze dehne st b nämlich e ne Wüste von »00 Werft au». Aus Grund eine» Protektorat« ge höre rin schmalrr Küstrnstrich den Franzosen Diese halten in Obok einige Kanonen und eine Compagnie Soldaten DaS genüge für dir Zwecke Frankreich», sei aber zum Schutze einer fremden Expedition unzureichend. L» wäre daher zweckentspre chend. wenn Frankreich da» Pro.'ektoral über einen Teil der Tadschurabucht bei Djchilenli Rußland überlasten würde und e» fei nichi anzunehmen, daß sich prinzipielle Bedenken gegen einen derartig a Vorschlag ergeben würden, da ja die lhatfäch- lichen Interessen Frankreich» daselbst nicht bedeutende seien und die Wahrung derselben durch eine russische Niederlassung nicht in Frage g-stellt wäre Auch sei e» ja gänzlich ausgeschlossen, daß in Frankreich ein derartige» Abkommen mit Rußl'.nd falsch gedeutet werden könnte. Es bleibt nun abzuwarten, ob diese Vorschläge des russischen Blatte-, die jedenfalls den Vorzug der Deutlichkeit besitzen, auch in Wirklichkeit durchgeführt werden sollen. * Belgrad, 7. Mai. Die Nachricht, daß König Alexander sich demnächst zum Besuche der Königin- Mutter Natalie nach Sinaia zu begeben beabsichtige, wird an unterrichteter Stelle bestritten — Oberst lieutenant Radoslavljevic hat sich an Stelle des erkrankten Obersten Welimirovic nach Cetinje begeb n, um dem Fürsten Nikolaus von Montenegro die Notifikation der RegierungLübernahme des Königs Alexander zu überbringen. — Einige Bezirks Präfekten und mehrere Torfbürgermeister sind wegen Fälschung von Wahlergebnissen bei den letzten Skuptschinawahlen in strafgerichtliche Untersuchung gezogen worden. * Konstantinopel, 5. Mai. Angesicht- der über triebenen Bedeutung, welche in der französischen und in einem Teile der englischen Presse dem Empfange beigemessen wurde, den der Kommandant der franzö sischen MittelmeereSkadre, Vizeadmiral VigneS, hier gefunden hat, verlohnt eS sich, noch einmal auf den Gegenstand zurückzukommen So wurden in französi schen Blättern die an den Vizeadmiral ergangene Ein ladung und die Ehren, die ihm hier erwiesen wurden, als ein Sieg der französischen Diplomatie und al» ein Schlag gegen die Stellung Englands in Ägypten und mittelbar auch gegen die Mächte des Dreibundes hingestcllt. Die „Daily News" wollten andererseits in der Auszeichnung, mit welcher der französische EScadrekommandant hier ausgenommen wurde, einen Beweis dafür sehen, daß der Sultan für Frankreich besondere Sympathien besitze. Alle diese Darstellungen entsprechen durchaus nicht der thatsächlichen Bedeutung des Besuäes. Es muß zunächst abermals hervor gehoben werden, daß es Sitte geworden ist, den Kom mandanten der französischen Mittelmeerescadre, sobald er mit seiner Flotte türkische Gewässer berührt, ein zuladen, nach Konstantinopel zu kommen, zumal wenn seit dem letzten Besuche ein Wechsel im Kommando erngctreteu ist, wie es diesmal der Fall war Nie mand, der die hiesigen Verhältnisse kennt, wird der einen oder anderen Aufmerksamkeit eine besondere po litische Bedeutung zuschreiben. Es würde vielmehr ausfallend gefunden werden, wenn der Sultan diese üblichen Höflichkeiten unterließe, und man könnte aus einer derartigen Unterlassung eher politische Schlüsse ziehen, als auS dem Gegenteile. Doch auch die in der französischeu Presse aufgestellte Behauptung, daß dem Vizeadmiral VigneS von dem Sultan ganz un gewöhnliche Ehren erwiesen wurden, ist nicht zu treffend. Seine Anwesenheit in der türkischen Hauptstadt unterschied sich in nichts von den Be suchern seiner Vorgänger, der Admiräle Marcesac und Duperr«. Es wurde bei allen diesen Empfängen das gleiche Zeremoniell beobachtet. Derselbe auSzeichnende Empfang, der französischen Offizieren bereitet wurde, ist zudem bei früheren Gelegenheiten dem Komman danten der englischen Erkadre zu teil geworden, und ganz die gleiche Auszeichnung würde höheren Offizieren auS anderen Staaten, falls sie Gelegenheit hätten, hier in offizieller Weise einen Besuch abznstatten, erwiesen werden. Also an maßgebender Stelle war sicher keinerlei Demonstration in der einen oder anderen Richtung beabsichtigt. Ander- verhält eS sich mit dem Eindrücke, den derartige Ereignisse auf die Bevölker ung machen. Die Anwesenheit einer so prächtigen soliden Geschäftsgrundsätze hält, und e» w>rd mir nicht einfallea, da- Ding frischw.g auf irgend einen großen Namen zu taufe«, wie es vielleicht mancher meiner gewissenlosen Konkurrenten unbedenklich thäte. Aber für vier- oder fünfhundert Mark schlagt ich'- doch mal bei Gelegenheit los — daran ist kem Zweifel." „Und was werden Sie der Besitzerin jetzt dafür zahlen?" „Fünfzig oder, wenn's hock kommt, sechzig Mark. — Ich habe Sie wieder herbestellt, weil mein KommiS daS Geschäft mit ihr abschließen soll. Da erledigt sich die Sache viel glatter, und ich lause nicht Gefahr, durch schwärmerische Blicke oder rührende Geschichten zu thörichten Zugeständnissen bestimmt zu werden. ES ist nicht gut, lieber Freund, wenn ein Geschäftsmann ein weiche- Herz hat; aber was soll man thun, wenn man von der Natur einmal damit bedacht worden ist!" (Fortsetzung folgt.) LerdiS „Falstaff". Schon die ersten Berichte über Verdis Oper, die gleich nach der Premiere in Mailand von feiten deutscher wie italienischer Beur teiler erfolgten, haben einen starken Widerspruch unter einander gezeigt: die einen trieften vor Entzücken über die Schöpfung des greisen Komponisten, die anderen hielten sich in den ruhigen Ausdrücken respektvoller Wertschätzung Diese Spaltung ging auch durch alle folgenden keltischen Betrachtungen, sodaß man daraus kein feste- Bild gewinnen konnte. Run aber ver stärkt ein angesehener deutscher Kritiker, dem man vollkommene Unbefangenheit für Berdl zabilligen darf, die Partei der Respektvollen, Eduard HanSlick, der nach einer römischen Aufführung des Werkes u. a. schreibt: In einem Gespräch mit Verdi war dieser meiner Anspielung auf Wagnerschen Einfluß etwas ausweichend mit den Worten begegnet: „Der Gesang und die Melodie müßten doch immer die Hauptsache bleiben" Indes, in jenem absoluten Sinne der früheren Verdischen Oper sind sie eS im „Falstaff' nicht mehr; nur im Vergleich zu der zweiten Periode Wagners sind sie es noch immer. Nirgends wird im „Falstaff' die Singstimme vom Orchester unterdrückt oder überflutet, nirgends da» Gedächtnis durch Leitmotive gegängelt, die Empfindung von klügelnder Reflexion duichkältet. Hingegen hat die Musik zu „Falstaff" doch mehr den Charakter einer belebten Konversation und Deklamation als den einer aus geprägten, durch selbständige Schönheit wirkenden Melodik. Daß Verdi Musik von letzterer Art auch mit fließen dem Lustspielton vortrefflich zu verschmelzen verstand, beweist der zweite Akt seines „LaUo in mascsisra". Damit verglichen kann man — in weiterem Sinn und liberalster Auslegung — von Wagner'schem Einfluß auf „Falstaff" sprechen. Gewiß eine unschätzbare Me thode sür geistreiche Komponisten, welche langjährige Erfahrung und Technik, aber nicht mehr die reiche blütentreibende Phantasie der Jugend besitzen. Die ganze Anlage deS „Falstaff"-LibrettoS und ähnlicher moderner Textbücher mit ihrer ausführlichen Diktion hat eine neue, verschiedene Methode deS Komponierens zur Folge. Falstaff » Monolog „WaS ist Ehre" ist eine wörtliche Übersetzung au- Shakespeare und da kann der Komponist musikalisch Reue», Selbständige» nicht schaffen, er kann nur Wort für Wort Nachfolge« und die bi» in» kleinste »om Dichter auSgcführtc Zeichnung „kolorieren." Ähnliche» gilt von dem langen ESkadre, wie eS die französische ist, in verschiedenen türkischen Häfen und einer so großen Anzahl fran zösischer Offiziere (es waren hundert) in der türkischen Hauptstadt ist wohl geeignet, das Ansehen Frankreichs im Orient und die Sympathien, welche in der Le vante für französische Sprache und Sitten ohnehin bestehen, zu heben. Dazu kommt noch, daß von fran zösischer Seite sogar zu befremdenden Mitteln gegriffen wird, um diese Sympathien zu erregen und zu erhalten. So hat man z. B. während der Anwesenheit des Vizeadmirals Vignes auf dem französischen Stations schiffe „Petrel" und auf dem mit dem Vizeadmiral hierhergekommenen Kreuzer „Troude" bei der Flaggen parade täglich zuerst die Marseillaise und dann die türkische Nationalhymne „Hamdie" gespielt und schließlich, da man doch auch die Freundschaft mit Rußland bekunden mußte, die russische Volkrhymne. Man hat diese Einschaltung des Hamdiemarsche» zwischen der französischen und russischen National hymne — selbst in franzosenfreundlichen Kreisen al» sehr auffallendbesunden. Dresdner Nachrichten vom 9. Mai. * Das König!, historische Museum sowie die König!. Gewehrgalerie sind vom 11. d M ab nach dem für die Sommermonate gütigen Plane wiederum dem Publikum geöffnet. Infolge einiger sür die Aufstellung mittelalterlicher Waffen im Entreeraume noch zu treffenden Einrichtungen befindet sich der Eingang zu bttden Samm- lungen bis Ende nächster Woche im Thorwege nach der AuguftuSstraße. Die Trauerfeier für den verstorbenen Wirkt. Geh Rat, Ministerialdirektor a. D. Karl Emminghard Schmaltz, Exc., fand heute vormittag- 10 Uhr >m Sterbehause, Bernhardstraße 17, unter außerordentlich zahlreicher Teil nahme statt. Im Auftrage Sr. Majestät des Königs wohnte der Generalmajor ». Treitzschke der Feier bei. Ferner waren anwesend Ihre Excellenzen Staatsminister a. D. Minister deS König!. Hause» v. Nostitz-Wallwitz und Oberstallmeister Generallieutenant a. D. v Ehrenstem, der Präsident des Landeskonsistorium« Oberkonsistorialrat v. Zahn, ferner die Herren Geh. Räte v Charpentier, Häpe, Petzold, Diller, Heymann und Hedrich, Polizeipräsident Le Maistre, Senatspräsident Klemm, Generaldirektor Hofmann, geh. Regierungsrat Amts hauptmann vr. Schmidt, OberregierungSräte Stübel und Lotichius, geh Hofrat Ackermann, Regierungsrat Gelb baar, Oberbürgermeister vr Stübel, Hofrat vr Mehnert, Okonomierat Generalsekretär v Langsdorfs, Professor Pauwels, ferner Vertreter der landwirtschaftlichen Kreisvcreine, des Lande? kulturrates, des Lehrerkollegium«, der König! Kunstaewerbeschule, der Gehestiftung, der gewerblichen Schulen von Chemnitz u. v. a. Unter Lorbeerbäumen, mit Palmen und Kränzen bedeckt, von einer großen Anzahl mit WidmungSschleisen versehener Fächerpalmen umgeben, ruhte der Sarg 'Nachdem der Friedhofschor die Feier mit dem Liede „Was Gott thut, das ist wohlgethaeröffnet hatte, hielt Hr Oderhof- prediger v. Meier unter Zugrundelegung von 1 Moses 24, 56 „Haltet mich nicht auf, denn der Herr hat Gnade zu meiner Reise gegeben; lasset mich, daß ich zu meinem Herrn ziehe," die Gedächtnisrede Redner stellte den Lebensgang des Heimgegangenen in das Licht dieses Gotteswortes, erwähnte seine edlen Charaktereigenschaften und hob besonders die Treue hervor, mit welcher derselbe drei Königen gedient habe. Diese Treue fei besonders auch von Allerhöchster Seite aus anerkannt und belohnt worlen. Wie in seinem öffentlichen Wirken, so habe er auch in feinem Familien- und in seinem Glaubensleben diese Treue bewährt Sein Leben sei ein Dienst der Pflicht in ArbeitSfreudiakeit, in Schlichtheit, Demut und Bescheidenheit gewesen. Gnade habe ihm der Herr auf stiner langen Lebensreise in Haus und Beruf gegeben; nun werde er auch Gnad« gefunden haben bei seinem Eingänge zum Himmel, darum sursum eoräa, die Herzen aufwärts!" Mit dem Passion» - chorale „Wenn ich einmal soll scheiben' sand die Feier ihren Abschluß Dem langen Trauerzuge wurden die Orden des Entschlafenen vorangetragen. Dem Leichen wagen folgte ein Königlicher Wagen Aus dem Trinität:«- friedhose erfolgte um 12 Uhr, gleichfalls unter zahlreicher Beteiligung, die Bestattung in die Familiengruft. Gebe: und Gesang beendeten die Trauerfeier. * In vergangener Nacht kurz nach 12 Uhr wurde d»c Feuerwehr wegen eines an der Löbtauer- und Fröbel- straße bemerkbaren Brandes alarmiert Es zeigte sich später, daß nur altes Stroh brannte, welches dort im Freien abgelagert worden ist. Durch Aufwerfen von Erde war das zweifellos in mutwilliger Weise verursachte Feuer bald erstickt. Statistik und Volkswirtschaft. LchiffSnachrickten (mitgeteilt von brr Agentur Gcdr. Arnhold) Ter Eunardoampser „Umbria" ist am » d. M von Liverpool in New Hort angelommen Monolog des eifersüchtigen Mr. Ford und von ken meisten Duetten, die lustspielmäßtg ausgesühnc Dialoge sind. Nur wenige Stücke in« „Falstaff" sind von Haus auS für abgerundet musikalische Form ge dichtet; diese Musikstücke machen denn auch gute Wirk ung, erfreuen durch Wohtklaug uud eine gewisse Wärme, wenn sie auch eme besondere Kraft und Ori- ginalität der melodischen Erfindung nicht wahrnehmen lassen. Einzig die kleine Cantileue Fentons „vooca baciata' erinnert an den sinnlichen Reiz des früheren Verdi . . . Der Gesamteindruck de» Werke- ist der einer sorgfältig ausgearbeiteten, feinen und lebhaften Konvcrwtionimusik. Die Charakteristik Falstaffs ist von echt komischer Kraft, die der anderen Personen nicht hervorstechend DaS Ganze berührt uns wie die fließende Unterhaltung eines geistreichen Weltmänner, der nicht den Anspruch erhebt, neue Wahrheiten oder tiefe Gedanken auszuteilen. Also mehr Causerie als starke musikalische Schöpfung. Man hat den 'Fal staff" ein Triumphlied des Alters genannt. Mit Recht. Begrüßte man vor sechs Jahren den „Othello" Verdis schon al» ein erstaunliches Ereignis, so ist „Falstaff', al» die noch spätere und gewiß nickt sarb- lofere Blüte eine» seit sechzig Jahren unablässig pro duzierenden Talents, ein halbes Wunder. — Die Ricordische Künstlergesellschaft wird den „Falstaff' während de» nächsten Monat» in Wien, Berlin und Dresden aufführen. Diese» Ensemble, sagt HanSlick, ist ganz vorzüglich, alle- ebenso genau und sein studiert wie lebendig auSgeführt. Ein Künstler aller- ersten Range» ist der Darsteller des Falstaff, Hr. Maurel, bewunderungswürdig al- Sänger wie al» Schauspieler Unter den Damen ragt die Altistin Patqua hervor