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I t I i » I r r e e e i >. Säch- >er neuer r Notiz, böhmische tlergerste -r Notiz. > fremder -l4S M. . 1000 Ilx M, ru- >20-123 — M., , mixed — M., Kochware -155 M., , Wicken eizen pro -ISO M-, iten pro sächsischer r do. russi gen, neuer netto N., feine 235 M-, . 100 Ir^ 7,00 M. chen pro rund« 8 einmal 8,oo M., e—25M.. mit Sack -160 M., e 50—65 50 M-, tto ohne a Abgabe ieslcraus- 7,00 M, Slermu id- 5,50 M-, ohne Sack 0 23,50 ri,oo M-, >., Futter- r. 100 Kß, M, do . 100 Ls ritus, un- ohne Faß 55,50 G., 36,00 G. Prachtvoll, il. Pro» M. G. Mai-Juni >25, matt. April-Mai mi 136,50, ,75 M. s. :o 85,80, 35,10 M. . G-, 50er iübSl loco Mai 49,30 M. G, l. S-, per per Juni- DreSdner 166,50, do. 1er: Rauh. W8S. Sonnabend, den 15. April, abends. ve»ax»pr«l»r ?tlr Vrs»dvo vierto^Ldrlicd 2 dlarlc 50 kk., d« äsu 8»i»srl. äeutocdeu l'o»tau,t»lt«u viertol- Mirlied 3 ÄarL; «le» dsut»cbso koiol»»» tritt kort- uuck Stewpelrusodlas diuru. Liurolos Kuwruvro: 10 kk. Ludüockisullsssedüdrenr ^Or d«o Raum eiusr svopalteoeo 2sil« LIsiuor öcdrikt 20 kl. Unter „Lmsssanät" die Heils 50 Lk. Loi Tabellen - und ^itksrnoatr entspr. AuksvUbt^. Lroedelnen: mit Xuinadms der 8oon- u. ksiert»^ adsnd», kornsprecd - ^nsedluss: dir. 1205. DreMerMmal. Für die Gesamtleitung verantwortlich: Hofrat Dtto Banck, Professor der Litteratur- und Kunstgeschichte. 1893. ^ouadme von Lolciindixunxeo »u»«Lrt»r l,«iprix: />>. Lranckettetter, RomwissionLr de» Dresdner Journals; Lawdurx v«ri>» Vl«u l-iiprix L»»»I vr»»l»o k°r»ntturt ». N: //aEiiLteiii <1 l ogier, Serba-Visu-Nambur?- Sr»x l.»ip,>^-rr»a>ikurl ». « Huacdea: /tack. r»r>, l.oaäoa Serlm-Sraatkurt ». H.-Sluttsarl: Daube d L7o., S«rUa: /nia/idettdunt', Lr»»I»u: Dmtt Dabatb,' Laanovsr: D. Lcbudd/er/ S»Us ». S.l Daret et O'o. Hvrau»seberr Kvoixl. Lrpedition des Dresdner Journal». Dresden, 2«ins«rstr. 20. ksrnsprscb-^nsebluss: dir. 1205. Amtlicher Teil. Dresden, 10. April. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Kantor und Bürger- schullehrer Johann Ernst Geißler in Colditz daS Berdienstkreuz zu verleihen. Se Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Stadtrath a. D. Buch mayer zu Zittau daS Ritterkreuz I. Klasse vom Albrechlsorden zu ver leihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Postdirector Karl Robert Klauflügel in Sebnitz den ihm von Sr. Majestät dem Deutschen Kaiser und Könige von Preußen ver liehenen Rothen Adler-Orden IV. Klasse anlege. Nichtamtlicher Teil. Telegraphische und telephonische Nachrichten. Swinemünde, 15 April. (Tel. d. Drecdn. Journ.) Le. Majestät der Kaiser sind beute früh ^7Uhr an Bord drS Avisos „Hokenzollern" nach Kiel abgercist Le. Majestät befand sich bei der Abfahrt auf der Kommandobrücke. Der Aviso „Wacht" war K6 Uvr früh vorausgelaufen. Berlin, 15. April. (Tel. d. Dresdn. Journ.) D«r Bericht des Abg. Groeben (Zentr.) für die Militärkommission ist fertiqgestellt. Die Kom mission tritt voraussichtlich am Montag zusammrn, um den Wortlaut drS Berichtes zu beraten, welcher im Laufe der Woche endgiltig festgesteüt werden dürfte. Brüssel, 14. April. (D. B. Hd.) Die Zahl der Au-ständischen ist in MorS auf 16 000, in Gent auf 12000 gestiegen. Man betrachtet dir Lage als sehr ernst. Die nachts in Haft genommenen Sozialisten- führer VoldrrS, van der Leibe und MoeS wurden heute wieder entlassen. MonS, 14. April. (W. T. B.) In WaSmuel kam e- heute nachmittag zu einer ausgedehnten Schlägerei. Mehr als tausend Ausständige machten einen Angriff auf eine Kayencefabrik und ver suchten dieselbe in Brand zu stecken. Die Gen darmerie schritt ein: eS wurden 27 Verhaftungen v orgenommev. Bergen, 14. April. (D. B. Hd.) Hier ist wieder vollständig Winter; die Straßen sind schnee bedeckt. London, 15 April. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Wie die „TimeS' telegraphisch au- Ta- sibar mel den, trafen dortselbst Briefe deS Sohnes Tippo- tips ein, welche den in einem Kampfe erfolgten Tod Emin Paschas und seiner Leute bestätigen. Belgrad, 14. April. (W. T. B.) Im Laufe deS Tageö kamen vereinzelte VolkSansammlungcn vor, weshalb Pa'rouillengänge durch die Stadt angeordnet wurden. Dieselben wurden jedock am Nachmittag wieder eingestellt, als die Bevölkerung an die Vorbereitungen zur Illumination der Stabt ging. AuS dem Innern des Landes treffen fort- während Glückwunschtelegramme ein. Die Ruhe ist nirgends gestört worden. DaS Hauö deS bis herigen Regenten Brlimarkowic wird zum Schutze gegen etwaige Angriffe durch Gendarmerie be- wacht. Die Regierung ist entschlossen, allen AuS- schrritungen gegen die Liberalen in Belgrad sowie im ganzen Lanke entschieden entgegenzutieten. Nachträglich verlautet, die Regenten Ristic und Belimarkovic erhoben gestern, als der König nach MV»-—.- Kunst und Wissenschaft. Der böse Geist. Roman von A. G. v. Suttner. 6» (Fortsetzung.) Trotzdem fühlte er sich ganz und gar verblüfft; im Zeitraum von wenigen Monaten hatte sich so vieles in der Gegend abgespielt, in das er jedes mal, wenn auch indirekt, mit hineingezogen worden war, daß er nun schon nicht mehr recht wußte, waS er glauben sollte. In die Anschuldigung Marcels hatte er sich, wenn er sich auch anfangs dagegen ge sträubt, doch schließlich hineingelebt, denn es war keinem Zweifel unterlegen, daß Marcel irgend eine That begangen haben mußte, die ihn zwang, sich der strasenden Hand der Gerechtigkeit zu entziehen. Jetzt auf einmal sollte er sich einreden lassen, der Flücht ling sei viel weniger schuldig als jener, mit dem der Baron in der letzten Zeit nur zu sehr auf befreundetem Fuße gelebt, den er sogar mit offenen Armen al» Schwiegersohn ausgenommen hätteI Diese Wendung hatte auf ihn einen tieferen Ein druck hervorgebracht, als er sich anmerken ließ, jetzt aber, da das Ganze offiziell zugegeben wurde, da der Tag deS Prozesse» schon festgesetzt worden war, jetzt wurde ihm recht unbehaglich und peinlich zu mute. Ihm hatte Eyhing viele Freundschaftsbeweise geliesert, er fühlte sich als der Schuldner de» Mannes, über den j^t alle W«lt herfiel, während noch vor kurzem alle Welt denselben in den Himmel erhoben hatte. sich in Haupt' haben. XIV., Carl XII., Peter I., die in ähnlicher Weise vorzeitig sich der Regurungszügel bemächtigten und schon in ihren ersten Herrscherakten Beweise ungewöhnlicher Thatkraft und Regierungstüchtigkeit erbracht haben —,ab.r diese Fälle sind doch Ausnahmen und treten viel zu sehr aus dem Rahmen der naturgemäßen menschlichen Ent wickelung, als daß es wahrscheinlich sein dürfte, der noch jugendliche serbische König könnte aus sich selbst ohne fremde Anregung und Anleitung die Staats umwälzung vollzogen haben. In der Neubildung seines Ministeriums erkennt man unschwer die Hand eines erfahrenen Politikers. Nicht Pasic, Katic, Taj- sic, Garaschanin — also nicht die durch ihre Ver gangenheit scharf gezeichneten und deshalb zur ruhigen und glatten Durchführung des Systemwichsels nicht gut geeigneten Parteigiößen treten als erste Berater deS jungen Königs auf, sondern Männer, die den Oppositionsparteien angehörend, durch ihre frühere politische Thätigkeit sich in Regierungsgeschäften den Ruf hervorragender Fachkräfte ermorden haben und auch durch ihre persönlichen Eigenschaften auf die liberalen Gegner des eben vollzogenen Regierungs wechsels besänftigend und versöhnend einwuken und auf diese Weise eine verläßliche Gewähr dafür bieten dürften, daß die Neugestaltung der Dinge in Serbien nach dem „Staatsstreich" sich im Rahmen der durch die dynastischen Interessen gebotenen Unparteilichkeit und Leidenschaftslosigreit vollziehen werde. Dem jungen Könige wird sich allerdings in der nächsten Zeit noch reichliche Gelegenheit bieten, bei der Beruhigung des Landes und der Einlenkung der StaatSgejchäfte in die neuen Bahnen persönlich mit zuwirken. Man rühmt dem jungen Herrscher ein für die ihn erwartenden Herrscheraufgaben sehr entwickel es Verständnis nach. Er wird eist am 14. August d. I. die in der Verfassung zur Volljährigkeit der serbischen Könige erforderliche Altersgrenze von 17 Jahren erreichen. AlsNächstbeteiligter an den politischen Stürmen während des letzten Jahres erhielt er indessen die Möglichkeit, das für dieses Alter natürliche Maß der Negierungs tüchtigkeit sich schon früher anzueignen. Im übrigen steht ihm in seinem Ministerpräsidenten Dokic, seinem ehemaligen Lehrer und bisherigen Präsidenten des Staatsrats, ein ebenso ergebener wie gewandter Rat geber zur Seite. Die Teilnahme der in Rußland übel beleumundeten Fortschrittler an oer Regierung läßt es vorläufig noch als haltlose Kombination erscheinen, wenn man behauptet, daß das sei bische Staatsschisf nun wieder in das Fahrwasser der russischen und pan slawistischen Politik einlenken w>rd und daß der junge König, für den man jüngst in der Herrscherfamilie Rußlands auf Brautschau ausging, sich alle Muhe geben dürfte, durch die Art der Stellungnahme Serbiens gegenüber den auswärtigen Staaten dieser hohen Gunst dankbar zu entsprechen. dem Diner seine Volljährigkeit erklärte, Einspruch. Darauf öffneten sich die Tbüren, und daS in dem angrenzenden Saale unter Koka Milovanovic ver sammelte OffizierrorpS begrüßte den König mit Beifallskundgebungen. Nunmehr gaben sich die Regenten gefangen und wurden in daS neue PalaiS abgrführt. New York, 14. April. (D B. Hd.s Die Neubildung der Panamagesellschaft wird in Kürze erfolgen; Reoty ist bereits zu diesem Zweck hier ringetroffen. Da» Kapital soll 3 Millionen Dollars betrage». Dresden, 15. April. Zu den Vorgängen in Serbien. O Es sind in Wahrheit Ereignisse, die der Nacht vom 13. auf den 14. April in der Lageögtjchichk. Dresden, 15. April. Heute mittag hat die hier tagende Internationale Sanitätskonferenz mit der Unterzeichnung der Konvention ihr Ende erreicht. Die Konvention ist zunächst nur von Deutschland, Österreich-Ungarn, Belgien, Frankreich, Jialien, Luxemburg, Montenegro, den Niederlanden, Rußland und der Schweiz unterzeichnet worden Die Ver treter der übrigen Staaten haben die Konvention all retereuäum genommen. Die Ratifikation soll inner halb 6 Monaten in Berlin erfolgen. Die Konvention zerfällt in zwei Hauptabschnitte, deren erster die internationalen Abwehrmaßregeln gegen die Cholera in Bezug auf den Reise- und Waren verkehr enthält und sür die Zukunft allen unnützen Erschwerungen des Verkehrs und Handels vorzubeugen bestimmt ist. Ter zweite Abschnitt betrifft die Be- stadt des serbischen Königreichs zugetragen Die selbsteigene Großjährigkiltserklärung des sechzehn jährigen Königs Alexander I. und die Übernahme der Führung der Staalsgeschäfte von Seite dieses Handlung des Gesundheitswesens an der Donau mündung. In feierlicher Schlußsitzung ist die Konferenz durch den Vorsitzenden Se Excellenz den Grafen v. Dönhoff im Namen deS Deutschen Kaisers geschlossen worden, nach dem u. A. auch Sr. Majestät dem Könige der ehr furchtsvollste Tank der Versammlung für die ihr in Allerhöchstfeiner Hauptstadt in so außerordentlichem Maße erwiesene Gastfreundschaft votiert und die sonst bei derartigen Anlässen üblichen diplomatischen Cour- toisien ausgetauscht worden sind. Minister v. Metzsch widmete der Konferenz einige warme Abschiedsworte. * Berlin, 14. April. Se. Majestät der Kaiser begaben Sich heute morgen nach Potsdam, um da selbst die Leib-, 4., 6. und 10. Compagnie des 1. Garderegiments z. F. zu besichtigen. Nachmittag» sind Se. Majestät mittels Sonderzuges nach Swine münde abgereist. — In der letzten Plenarsitzung erteilte der Bundesrat noch dem Entwurf eines Gesetzes wegen Abänderung des Gesetzes, betreffend die Abwehr und Unterdrückung von Viehseuchen, vom 23. Juni 1880 und dem Anträge des Reichskanzlers, betreffend die Zollbehandlung der gesüllt mit Mineralöl eingehenden Fässer, die Zustimmung. Mit der Vorberatung mehrerer vom Reichstag beschlossener Resolutionen wurden die zuständigen Ausschüsse beauftragt. — Unter Vorsitz Ihrer Majestät der Kaiserin und im Beisein mehrerer Fürstlichkeiten fand heute in der Sing akademie die 27. Generalversammlung des Vaterlän dischen Frauenvereins statt, die von Minister v. Hofmann geleitet wurde. Die festliche Versammlung wurde vom Domchor mit Gesang eröffnet. Geb Ober regierungsrat v. Roux erstattete den Jahresbericht. Der Verein ist mit Eiser bestrebt gewesen, seinen Aufgaben in immer weiterem Umfange gerecht zu werden. Die Zahl der Landes-Provinzial- und Bezirksverbände ist durch Neubildung eines Anhaltischen und eines Oldenburgischen Verbandes auf 18 erhöht und damit die Organisatio i des Vereins zu einem gewissen Abschluß gebracht Die Zahl der Zweigvereine ist von 755 auf 794, die Zahl der Mit glieder von 106 000 auf 111000 angestiegen. Als Hilseverein ist neu hinzugetreten der hiesige Schwestern- verband vom Roten Kreuz. Was die Thätigkeit des Ver eins anlangt, so gab die Eholeraepidemie des Vorjahres Veranlassung zu besonders thätigem Eingreifen. Um einer künftigen Choleraepidemie nach Kräften zu begegnen, hat der Vorstand in diesen Tagen auf Veranlassung der Kaiserin und nach dem Vorgänge der Diakonissenhäuser diejenigen seiner Zweigvereine, welche Krankenpflegerinnen anstalten besitzen, zur Mitteilung ausgefordert, welche Pfleg kräfte sie nötigenfalls nach den Eholerabezirken zu entsenden vermögen. Ten Hauplgcgenstand der Vereinsthätigkeit bildet noch die Vorbereitung der Kriegsthätigkeit Wie eine Umfrage ergeben hat, können 89 Zweigvereine be stehende Krankenhäuser mit 3000 Betten zur Verfügung stellen, 79 nehmen die Einrichtung von Vereinslazaretten mit ebensoviel Betten in Aussicht, 83 übernehmen Leist ungen sür Neservelazarette, 76 wollen Genesungsstationen, 153 Verbands- und Verpflegungsstationen einlichten rc. Der Schwerpunkt der Friedensthätigkeit wird zur Zeit auf die Gemeindekrankenpflege und aus die Führ ung von Krankenhäusern gelegt und zwar namentlich solcher, we-che zugleich als Ausbildungsanstalten für Schwestern dienen Zur Zeit üben 167 Vereine mit 626 Berufs krankenpflegerinnen diese Thätigkeit aus. Unterstützungen gewährte der Hauptverem m Gesamthöhe v«n 33 200 M. Die Gesamteinnahme der Zweigvereine betrug im letzten Jahre 1 420 880 M, die Ausgabe 1 323 661 M. Haupt- und Zweigvereine verfügen zur Zeit über ein Vermögen in bar und in Grundstücken unv Einrichtungen im Ge samthöhe von 6 067 747 M. Nach der Berichterstattung hielt Konsistorialrat Dr. Ehlert-Frankfurt a. M. einen Vortrag über die Bedeutung der Arbeit unter dem Roten Kreuz für die Lösung der sozialen Aufgabe unserer Gegen» wart. Gesang schloß die Feier. — Über Sonntagsruhe und Zeitungsverkauf brachte vor einiger Zeit die „Kölnische Volkszeitung" folgende Notiz: jugendlich n Herrschers, die Absetzung und Verhaftung der beiden Regenten, die Entlassung des liberalen Ministeriums und die Bildung eines neuen radikal fortschrittlichen Kabinetts, das sind hochwichtige Be- gebenheitn, die überall in der politischen Welt als solche Beachtung finden. Der Eindruck, den der Zu sammenbruch des liberalen RegierungssystemS der Regentschaft und das an dessen Stelle in so ver blüffend kurzer Zeit aufgerichtete konstitutionelle Regime des jungen Königs im AuSlande Hervorrufen, ist um so größer, je überraschender sür alle Welt sich die Thatsachen vollzogen haben. Als wir vor wenigen Tagen an dieser Stelle zu der durch den Austritt der Radikalen und Fort schrittler auS der kaum eröffneten Skuptschina ge schaffenen Lage in Serbien Stellung nahmen, lagen die Dinge in diesem Staate so, daß die öffentliche Meinung im Auslande nur die Wahl hatte, entweier sich sür die Sache der durch ihre panslawistischen Herzensneigungen berüchtigten Radikalen und für deren schließlichen Sieg über das sie bedrückende liberale RegierungSsyslem zu erwärmen, oder aber für die ihrer Sache anscheinend sichere, die Ordnung im Staate mit allerdings nicht ganz verfassungs mäßigen Hilfsmitteln verbürgende liberale Re gentschaft Partei zu nehmen. Es waren zwei Übel, von denen uns unter den gegebenen Verhältnissen die Fortdauer de» liberalen Regierungesystems bis zur Volljährigkeit des Königs als das kleinere erschien. Die Möglichkeit einer dritten, die fast unhalibare Lage in Serbien von Grund auS umgestaltenden Regierungsrichtung konnte damals noch kaum jemand ernsthaft in Betracht ziehen, ja selbst noch am Vor abend dieser Ereignisse wäre es kaum einem glaubhaft erschienen, daß der von den Regenten der Politik fern gehaltene sechzehnjährige König eine selbständige That kraft bekunden und in seiner nächsten, von den Regenten sorgsam gewählten Umgebung die Berater und außer dem noch die erforderlichen Hilfsmittel zu feiner Ver fügung vorfinden werde, um einem ckeus er muelliuu gleich auf die politische Bühne zu treten und wie mit Zauberschlägen die Knoten der inneren Politik blitz schnell zu entwirren. Wir sckmälern wohl nicht das Verdienst des in glücklichster Weise in die Politik seines Landes ein greifenden jungen Monarchen, wenn wir die Ansicht aussprechen, daß der so plötzlich und korrekt durchgeführte Regierungswechsel nicht da- Werk des sich selbst die Volljährigkeitsreck te aneignenden Königs sein könne. Die Weltgeschichte weist zwar manche Erscheinungen frühreifer Staatslenker auf — man denke nnr an Ludwig Zoe fand somit ihren Vater am Tage, an welchem das Amtsblatt eingelaufen war, in sehr gedrückter Stimmung, die noch zunahm, als die Tochter von den Geschehnissen zu reden begann. „Hätte man lieber die leidige Geschichte ruhen lassen I" sagte er verdrießlich. „Damit wird der Kra- kehler Heisienstein nicht von den Toten auferweckt, während man anderen hingegen das Leben verbittert." „Also wäre es besser gewesen, auf Marcel den Verdacht sitzen zu lassen?" erwiderte Zoe unwillig. ,DaS nicht; man konnte ihm ja die vollste Ge- nugthuung geben, ohne dabei einen Zweiten heran zu stehen, bei dem es sich schließtich auch Herausstellen wiid, daß man die Dinge wieder sehr übertrieben hat. Was will man dem Unglücklichen nur eigentlich beweisen?" „WaS man ihm beweisen will? Daß er ein Elender, ein Nichtswürdiger istl" — „Zoe"I rief der Baron verweisend. „Ja, Vater, so ist es. Ich selbst werde es ihm beweisen." „Du? Was soll das heißen? Du hast doch nicht etwa die Absicht, gegen ihn aufzutreten?" „Selbst wenn ich nicht die Absicht hätte, muß ich es doch nach dem Gesetze thun, das Gericht verlangt meine Ze»genfchaft." „Zoe, Du sprichst doch nicht im Ernste?" „Im vollsten Ernste." „Da» verbiete ich Dir kraft meiner väterlichen Autorität!" rief der Baron, in heftige Erregung ge ratend. „Erhitze Dich nicht, Vater, ich bitte Dich. Du kannst e» mir nicht verbieten, sobald ich dazu von der Behörde aufgefordert werde und —" „Aber Du kaunst Dich weigern. Das Gesetz kennt gewisse Ausnahmsfälle, wo man sich der Zeugenaus sage entschlagen darf Wir sind zu Eytzing in einem sehr freundschaftlichen, sehr nahen Verhältnisse ge standen — er hat uns viele Dienste erwiesen." „Dienste? Ich weiß nur vom Gegenteil." „Nicht doch; war er nicht der erste, der uns nach dem Brandunglück hier zu Hilfe kam, der mir seine Fabrikerzeugnisse zur Verfügung stellte und dafür keine Zahlung annehmen wollte?" „Ja-, siehst Du, daß ich damals recht hatte, zur Verweigerung der Annahme zu raten ? Das übrigens kann noch ausgeglichen werden — es muß geschehen." „Das ist leichter gesagt als gethan." „Es muß geschehen, koste es, was es wolle, Vater! Lieber Buchcnsild opfern, als jenem Manne einen Kreuzer fchulden, der mir das größte Leid der Welt zugefügt, der mit den infamsten Mitteln ge arbeitet hat, mein Glück zu untergraben. Ich finde keine Bezeichnung, die feine Schlechtigkeit, feine Selbst liebe, feine brutale Rücksichtslosigkeit genügend kenn zeichnen würde." „Vielleicht übertreibst Du doch einigermaßen, denn ihr Frauen kennt sowohl in eurer Liebe, wie auch in eurem Hasse keine Grenzen." „Das sind Phrasen, Gemeinplätze. Hätte er mich per sönlich beleidigt, mich mißhandelt, ich würde sicherlich mit der Zeit ruhiger darüber denken, mit Verachtung darüber hinweggehen — aber er hat in der Uner sättlichkeit seiner Leidenschaft jenen fast zu Grunde gerichtet, dem ich mein Herz geschenkt und dem es immer bis heute noch gehört. Er hat wie ein Feig ling, wie ein Wicht gehandelt, er ist eine jener Miß gestalten, die man um jeden Preis unschädlich machen muß, um die Welt zu säubern, und zu dieser Un schädlichmachung beizutragen, ist die Pflicht eines jeden redlich denkenden Menschen." „Der aber in keinerlei Beziehung zu ihm stand oder steht." „E en darum muß diese Beziehung, auf die Du anspielst, aufgehoben werden; Du hast recht, Vater: man darf nicht zugleich Schuldner und Ankläger sein." „Du sagst das sehr gelassen — aber leider sind die Verhältnisse nicht danach, daß ich hingehen und sagen kann: Hier der Betrag für das mir gelieferte Material — und hier —" er stockte, dann: „und hier der Ersatz für die Gastfreundschaft, die uns Ihre Ver wandte gewährt hat." „Was sagst Du da? Wir hätten auf Kosten —" „So ist es. Woher hätte ich auch in der Eile daS Geld nehmen sollen? Ebenso wie ich jetzt, selbst wenn sich die Sparkasse zu einer neuerlichen Belehn ung verstehen würde, den Betrag nicht von heute auf morgen erhielte." Zoe hatte sich erhoben. „Es ist gut," sagte sie, der Thüre zuschreitend. „Ich werde dafür sorgen." In ihrem Zimmer angelangt, packte sie hastig alles, was sie an Wertsachen besaß, zusammen; von der Mutter waren schöne alte Schmuckstücke auf die Tochter üdergegangen, ebenso von einer Tante; ihre ganze Habe wollte sie opfern, um sich von dem drückenden Bewußtsein zu befreien, in der Schuld jene» Elenden zu stehen. Sie wollte bei ihrer Verwandten in Wien versuchen, ob diese ihr den Gefallen that, die