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adoptiert worden, daß, abgesehen von Schadenersatz ansprüchen gegen daS Personal wegen Versehen, sür Verbindlichkeiten und Schadenersatzansprüche aus dem Betriebe der Binnenschiffahrt stets nur Schiff unv Ladung in Anspruch genommen werden kann. — Wie bereits kurz erwähnt, findet am 7. und 8. d. MS. in dem Berliner RathauSsaale die Deutsche Landesversammlung der internationalen krimi nalistischen Vereinigung statt Die Anmeldungen hierzu sind sehr zahlreich, namentlich auch von Mit gliedern des ReichSgel ichiS und von namhaften P-o- sessoren, aber auch ouS nicht juristischen Krisen, ins besondere seilens der Geistlichen, Ärzte, Lehrer Straf- anstaltrbeamten und Mitgliedern von Fürsorge- Vereinen wi-d eine lebhafte Teilnahme erwartet und erbeten, da der Hauptgegenstand der Beratungen, die Behandlung der verwahrlosten und verbreche rischen Jugend, ein allgemeines Interesse ei weckt — Nach telegraphischen Nachrichlen, welche der englischen Negierung zugegangen sind, ist es Hrn. Jodnston, dem britischen Komm ssar im Nyaisa- gebiet, gelungen, einen Aufruhr der Sklavenhändler am oberen Shir« erfolgreich zu unterdrücken. Hier bei hat der zu der deutschen Wissmann Dampfer expedition gehörige Frhr v. Elh wertvollen Beistand leisten können, indem er den englischen Streitkräften mit 24 Sudanesen, welche zu der Bedcckungrmann- schast des DampsertranSportes gehörten, unv einer Hotchk ßkanone zu Hilse gekommen ist. * Paris, 4. April Noch heute früh hieß es, daß Dupuy auf die Kabinettsbildung verzichtet habe, nachdem das Finanzpcriefeuille vo. Piytral abgelehnt worden sei. Im Laufe des Nachmittags ist aber ein Umschwung eingetreten und abends wußte man, daß das Kabinett Dupuy sich glücklich konstituiert hat und folgendermaßen zusammengesetzt ist: Präsi.ium und Inneres Dupuy, Äußeres Deoelle, Finanzen Peyiral, Justiz Guviin, Unterricht Poincarö, Handel Terrier, Krieg Loizillon, Marine Rieunier, Arbeiten Vielte und Ackerbau Viger. Es sind zum guten Teil be kannte Namen in dem Ministerium vertreten. Dupuy selbst gehörte seit 8 Jahren der Kammer an, als Opportunist mit radikalen Anwandlungen; im De zember 1892 wurde er Unterrichtsminister als Nach folger des Hrn. Bourgeois. Sein Kabinett stellt sich als ein solches der Verlegenheit dar und wird nur unter besonders günstigen Verhältnissen ein kleines Weilchen leben können. * Rom, 4. April. Der ansch inend im Erlöschen begriffene italienische Bankskandal hat, wie wir schon gestern kurz berichteten, bedauerlicherweise reue Nahrung erhalten. Vor mehreren Tagen war die Absetzung des Herzogs Della Verdura als Leiter der sizilianischen Bank erfolgt. Dec Herzog hat i unmehr seine Rache genommen, indem er in dem zu Palermo erscheinenden Blatte „GibuS" Briefe Giolittis und Lacavas veröffentlicht, die beweisen sollen, daß die sizilianische Bank zu Wahlzwecken ausqebeu'et worden sei. Ein Briet Giolittis aus dem Oktober 1892 an den Senator Tenerelli ersucht diesen, beim Herzog D-lla Verdura die Diskontierung eines Wechsels von 13000 Lire des regierungsfreundlichen Blattes „Faro" zu erwirken In einem zweiten Briefe handelt es sich um die Auszahlung von 7000 Lire an einen Zeitungsmann, die der Minister Lacava empfohlen habe. Außer Giolitti und Lacava wird auch Crispi vom „Gibus" bloßgestellt; das palermitanische Blatt behauptet nämlich, angeblich auf Grund von Beweis- fchriften, die in den Archiven der sizilianischen B-mk liegen, Crispi habe in den Jahren 1887 und 1888 die BankzuerhtblichenZahlungen rngeldbedürstigePersonen als Entlohnung sür politische Dlenste genötigt. Die ministerielle Prtsse bestreitet aber jeden Zusammen hang der Briese Giolittis und Lacavas mit den Wahlen. Selbstverständlich greifen d'e oppositionellen Blätter die Angelegenheit mit leidenschaftlichem Eifer auf. Hr. Giolitti selbst nimmt die Sache nicht auf die leichte Achsel, wie sich daraus ergiebt, daß er seine Rückkehr nach Rom beschleunigt und sür heu'e einen Ministerrat einberufen habe. Übrigens st.ht am Horizont des Kabinetts noch eine andere Wetterwolke, d«e Gefahr eines neuerlichen Zerwürfnisses mit dem Senat. Dieser verlangt an den Vorlagen betreff nd die Schiffahrtsverträge und die Pensionszahlungen gewisse Arnderungen, die das Ministerium voraus sichtlich ablehucn wird. * London, 4. April. Die allgemeine Aufmerksam keit ist heute auf Belfast gerichtet, woselbst die von der Opposition vorberrit'te Kundgebung gegen Der änhere Verlauf dieser dtucy «acyoelpauoige gehen ^ynen übrigens altere Briese zur Verfügung." „Vorläufig genügt mir diese Ihre Versicherung Nun aber bleibt doch noch immer ein Rätsel zu lösen: Warum hat Baron Marcel Tannenberg alles das ruhig über sich ergehen lassen, warum hat er sich ent schlossen, den Toten zu spielen? Wo er auch immer sei, muß er doch von der ganzen bösen Angelegenheit Wind bekommen haben — ein Echo ist jedenfalls zu ihm gelangt; und warum hat er fo — verzeihen Sie das Wort — so unmenschlich gehandelt, den Mann, den er im Zweikampfe getötet, auf dem Platze zu lasfen, als wäre es ein schädliches Tier gewesen, von dem er die Gegend befreit?" „Letztere Frage scheint mir nicht schwer zu beant worten: Ohne Zweifel hatte er die Unglücksstätte augenblicklich verlassen; es war somit Sache der Se kundanten, die Leiche des Gefallenen nach Hause zu schaffen; diese trifft in dem Punkte der schweifte Vor wurf." „Dar ist wahr: ich sehe ein, daß Sie recht haben." „WaS nun Marcels unerklärliches Verschwinden betrifft, so muß ich Ihnen die Antwort schuldig bleiben, denn ich finde selbst keine. Daß er im ersten Augenblicke, von Schreck und — wie ich ihn kenne — von bitierer Reue gepackt, den Kopf verlor, daß er das Bedürf iS fühlte, die Nähe jenes unglücklichen Ortes zu fliehen, wo sich da» Drama abgespielt hat, begreife ich noch eher Aber er ist ein vernünftiger, ruhig denkender Mensch; wenn er einmal wieder in» Gleichgewicht gekommen war, mußte er ja einsehen, daß es thöricht gewesen, sich der Verantwortung ent ziehen zu wollen Außerdem ist doch vorauSzusetzen, Veranstaltung wird zweifellos imposant sein, aber den Gang der Dinge in den von Gladstone vorge- zeichneien Baknen wird sie wohl nicht hindern. Da» Voripiel der Belfaster Kundgebung schildert die rach- stehende Meldung der „V.Ztg": Balfour traf gestern in Ulster ein, um der heute stattfindenden Kundgebung beüuwoc,nen. Sein Empfang auf irischem Boden war glänzend Bei der Landung in Larne wurde er von ei, er großen Volksmenge begrüßt. Noch begeisterter war sein Empfang in dem festlich geschmückten Bclfast. Tie Straßen waren mit dichten Menfchenmossen ge- süllt, deren Jubel keine Grenzen kannte. Die Pferde dcs Wagens den Balsour nach seiner Ankunft auf dem Bahnhofe mit dem Lordmajor von Belfast und Lord Londonderry bestieg, wurden au: gespannt und der Wagen von Hunderten im Triumph nach Mount- Stewart, ter Besitzung Lord Londonderrys, gezogen. Auf dem Wege tahm wurde in NewtounardS Halt gemacht, wo Balfour eine Willkcmmenadresse der dor tigen Unionisten entgegennahm. In deren Beantt Wortung sagte er, er betrachte sich als Mundstück der großen überwiegenden Mehrheit der englischen Mein ung, die erkläre, sie wolle nicht dulden, daß die Ein wohner Ulsters von der nichtloyalen Mehrheit im Süden und Westen Irlands mit Füßen getreten werden Seine Erfahrung als Obersekretär von Ir land habe ihn überzeugt, daß nur durch Verwaltung durch das Reichsparlament, sowie durch unparteiische Rechtspflege Irlands Wohls hrt sichergestellt werden könne Gleichzeitig mit Balfour kamen in Belfast die englischen Vertreter aus dem Norden Englands hier an. Die heutige Kundgebung gegen Homerule in Belfast verlief begünstigt von prächngem Wetter ohne die mindeste Ruhestörung in erfolgreicher Weise. Alle Häuser der Haupistraßen waren reich beflaggt, viele entfalteten die Inschrift: „Einigkeit macht stark" Vem frühesten Morgen ab fuhren Sonder züge von nah und fern Taufende von Teilnehmern an der Kundgebung und Schaulustigen nach dem be reits überfüllten Belfast; allenthalben bekundete sich Begeisterung unter dem Publikum, daS zumeist den Mittelständen angehörte. Gegen Mittag kam Bal four, begleitet von Lord und Lady Londonderry, dem Marquis von Ormonde, dem Herzog von Abercorn und anderen Mitgliedern des irischen Adels von Mountstewart noch Belfast, erschien alsdann auf der großen festlich gesrmückcen Tribüne, von wo er den großen Aufzug (das Hauptereignis des Tages) be> sichtigen sollte. Er wurde von der riesigen Volksmenge, welche die Str ßen, alle Fenster, selbst die Hausdächer füllte, mit nicht endenwollenden stüc- mifchcn Kundgebungen der höchsten Begeisterung begrüßt. Unter der wildesten Aufregung wurde hier auf vor der Tribüne eine Kopie der Homerulevor- lage verbrannt, welche Operation Balfour mit wohl gefälligem Lächeln und Kopfnicken mit ansah. Bald darauf erschienen die Spitzen deS Masienaufzuges, bestehend aus den Mitgliedern des Unionistenkiubs, der Orangistenlogen, aus Studenten, Arbeitervereinen, Vertretern der städtischen Behörden, des Handels und der Industrie Belfasts mit unzähligen Bannern und Fahnen. Unter klingendem Spiele zahlieichcr Musik corps defilierte der riesige Zug bei Balfour vorüber, dem von den Teilnehmern eine begeisterte Huldigung nach der anderen bereitet wurde Der Vorbeimarsch des über hunderttausend Teilnehmer zählenden Auf zuges dauerte beinahe zwei Stunden; sein Endziel war der Botanische Garten, wo unter Beteiligung Bal fours die imposante Kundgebung gegen Homerule ihren Ausdruck in begeisterten Reden sand Die Nationalisten Belfasts verhielten sich völlig passiv, sie wagten keine Gegenkundzebung, so daß die Ordnung nirgends gestört wurde. — Während Gladstones irische Politik in weiten und nicht den zuwenigst beachtenswerten Kreisen dcs britischen Volkes auf starke Bedenken stößt, Be-enken, deren Folgen sich noch kaum übersehen lassen, hat der Premier sich durch einen anderweitigen polnischen Schritt, der zwar nicht unmittelbar von ihm persönlich ausgegangen «st. aber durch seinen Namen als des leitenden Staatsmannes gedeckt wird, desto allgemeinere Zustimmung erworben. Es ist dies die Depesche Lord Roseberrys an Lord Cromer in Sachen Ägyptens, welche als bestimmenden Grundsatz der Aktion Englands am Nil den Gesichtspunkt entwickelt, daß, so lange Ägypten von englischen Truppen besetzt schallen wiid, der Wille Englands für die ägyptische Regierung Befehl sein maß. Wenn England unter irgend einer anderen Voraussetzung in Ägvpten stehen daß ihm diese sreiwillige Verbannung bald unerträglich wui bekenn er hatte ja damit zwis chen sich und feiner Braut eine Scheidewand ausgestellt. Übrigens hat er in der letzten Zeit eine schwere Krankheit durchgemacht, die ihn jedenfalls auf längere Zeit außer sta, d setzte, ein Lebenszeichen von sich zu geben." (Forts, folgt) Kunfiverein. Von Rettich wurde eine in klarer und reiner Technik sehr gut auSgeführte, wenn auch in der Wahl des Gegenstandes nicht sehr fesselnde Land schaft „Am Ostseestrand" zur Verlosung angekauft. Rettich gehört zu den wenigen Künstlern, die der Natur gegenüber ihren Pinsel in der G-walt haben, um der günstigen Stunde eine charakteristische Studie abzugewinnen. DaS haben erst kürzlich seine hier ausgestellten flüchtig, rasch aber treffend ä la prima gemalten Bilder und Bilderchen von den Ufern des Gardasees erwiesen Diese reizenden Gegenden, die obgleich an der Nordgrenze Italiens liegend, den Kenner nach Calabrien mit den Landzungen und Buchten des mittelländischen Meeres zurückvkrsetzen — eine Illusion, welche ihm an den italienischen Scen auf der Schweizer Seite keineswegs zu Teil wird, fo herrlich hier auch wieder andere Zauber wirken — diese reizenden LandjchaftSbilder sind seit langer Zeit nicht fo lebendig skiziert worden, wie sie Rettich in den Felssormen, Lokaltönen und im Schmuck der Pflanzenwelt wiedergegeben hat. Ich hoffe, daß es nicht bei dem Verkauf dieser Vorlagen bleibt, sondern hier und da wirkliche Gemälde darau» her- vorgehen. Auch Adalbert v. Waagen (verchtekgaben) lat wieder eine Sammlung bayerischer Alpeublicke im bliebe, „so wären unsere Soldaten — heißt e» in Lord Roseberrys Depesche — daselbst nichts als Schttdwachen zum Schutz einer vielleicht nachieiligen Politik, der wir als müßige Zuschauer gegenüber- ständen und die briti'che Flagce würde zum Deck mantel einer Verwaltung, die möglicher-, ja wahcschein- licherweise schlimmer wäre als jene, zu deren Ab schaffung wir intervenierten" Auf Grund dieser Weisungen hielt e» sür Lord Cromer nicht schwer, den richtigen Standpunkt betreffs der neulichen .Es kapade" des jungrn Khedive» einzunehmen. Lord Cromer legte eine sehr nachdrückliche Verwahrung gegen das Auftreten des Khedive ein und deutete an, daß, wenn dieser sein Widerspruch nicht beachtet werden sollte, weitere und ernste'e Maßregeln zu ge wärtigen seien. Man wriß, daß der Khedive unverweilt seinen Rückzug antrat und ihn leidlich geordnet durch- süh'te. Ist aber damit alle Gefahr beseitigt? Um darauf bejahend antworten zu können, müßte man vergeßen, daß ter Khedive kemesw-gs auf eigene Faust vorgeht, sondern auf französische und russische Ein- flüsterungen hörh deren Urheber von allen anderen eher als von freundschaftlichen Gefühlen für Englands ägyptische Occupationspolitik durchdrungen sind Lord Roiebery traut dem Lands, jeden am Nile offenbar auch nicht; er wirft in feiner mehrerwähnten, erst am vorigen Freiiag der Öffentlichkeit übergebene': Depe'ch: die Frage auf, ob im Hinblick auf den Eintritt von Wirren im Nillande es nicht geratener fein möchte, die englischen Occupationstruppen von dort zurück- zuziehen. Lord Rofebely antwortet darauf mit einem feie, liehst verkündigten Nein. Man kann zur Zeit die Eröcierung von Lagen, die zwar möglich sind, aber bis jetzt noch nicht praktisch geworden sind, samt den alsdann zu ergreifenden Maßnahmen auf sich beruhen lassen. Einen Punkt aber stellt Lord Rosebery mit völliger Gewißheit fest: „In keinem Falle kann Ägypten von der europäischen Oberaufsicht entbunden werden, ja dieselbe kann l-icht in noch bindend.re und strengere Formen als seither gikleidet werden." Diese Depe>che Lord Roseberys mag alle jene Skeptiker be ruhigen, welche besorgen, daß Mr. Gladstone in den Dingen der auswärtigen Politik etwa ebenso feine eigenen Wege wandeln werde, als in der inneren Politik unter dem Zeichen der Homerulebill Wenn wenigstens der amiliche Siil des Auswärtigen Amtes der wohlerwogene AuSdiuck der Willensmeinung deS Kabinetts von St. James ist, so steht es nunmehr fest, daß, gleichviel, ob ein konservatives oder glad- stoneaniiches Ministerium am Ruder steht, die eng lische Politik Ägyptens konsequent in den seitherigen Bahnen weitergeführt werden wird. * Belgrad, 4. April. Jetzt erst, nachdem Wochen seit den Skuptschlnawahlen verstrichen sind, giebt die serbische Regierung osfiziöS das Wahlergebnis kund. In Kreisen, welche der Regierung nahe stehen, wird auf Grund der letzten Wahlergebnisse erwartet, daß bei der ersten Skuptfchinasitzung die Regierung eine Mehrheit von 9 Stimmen Haden würde. Da die Skuptschina aus 134 Mugliedern besteht, würde dies 71 liberale und rund 60 radikale Abgeordnete ergeben; 3 etwa wären der Fortschrittspartei anzurechnen. In Anbetracht der langanhaltenden und rücksichtslosen Einflußnahme, welche die Regierung auf den Gang der Wahlen genommen, nimmt sich dieses Ergebnis ganz entschieden als eine Niederlage deS liberalen Kabinetts aus; es kann kein Zweifel daran auskommen, daß es weit davon entfernt ist, im Lande selbst eine Mehrheit hinter sich zu haben. Die Stetigkeit der se>bischen Zustände erscheint also in einem recht frag würdigen Luchte. Bukarest, 2 April. In einer der letzten Kammer sitzungen hat der Kriegsminister, General Jacques Lahovary, in Beanlworiung einer Interpellation über die rumänischen Befestigungen, die neuen Gewehre und daS rauchfchwache Pulver bewertens werte Erklärungen abgegeben. Zunächst betonte der Kriegsminister, daß die Befestigungsarbeiten auf der Linie Galatz Fokschani bereits vollständig beendet feien. Das Gleiche gelte von der Armierung der Forts, fodaß nur mehr die Vollendung einiger kleiner Arbeiten von untergeordneter Bedeutung, die keinen neuen Kostenaufwand erfordern, erübrige. Bezüglich dec Befestigungen von Bukarest wies der Minister nach, daß der ursprünglich hierfür entworfene Plan, auf Grund dtssen die ersten Forts ausgeführt wurden, zu umfangreich angelegt gewesen sei. Seit jener Zeit habe die Erfindung neuer Explosivstoffe in Bezug auf die Widerstandsfähigkeit der Forts abermalige Ab änderungen des ursprünglichen Planes notwendig ge macht. Hierauf seien gewiße ZeitungSgerüchte zurück- zuführen, welche behaupteten, daß die erwähnten Änderungen durch E sparungSrücksichien bedingt ge wesen feien. Die Reqierung habe nicht» andere» gethan, als der Ansicht des VerteidiaungSkomitee- Rechnunq getragen, welches die Notwendigkeit der Reduzierung der anfänglich enlworfenen Be- sestigungStypen auf einen kleineren Maßstab betonte. AuS diesem Grunde habe der Kriegsminister gewisse Luxusbauten, die als wertlos für die Fortifikation er kannt wurden, aus dem Plane gestritten. Im weiteren Verlaufe erteilie General Lahovary die Versicherung, daß die Fortifikationen von Bukarest obne Über schreitung der verlangten Kredite zum Ausbau ge langen werden. Höchstens werde die Regie, ung viel leicht für die Vollendungsarbeiten einen wetteren Betrag verlangen, der aber die Summe von 6 Millionen Francs nicht überschreiten werde. Bezüglich der Mannlichergewehre legte der Kriegsminister die Gründe dar, die für die Einführung desselben maßgebend ge wesen seien. Nach mehrjährigen Studien und wieder holten Versuchen wurde dasselbe, unter der Voraus setzung gewisser Modifikationen, als das beste befunden. Die Bestellungen für dieses Gewehr wurden derart gemacht, daß mit Ende dieses Jahies die ganze rumänische Armee mit der neuen, vervollkommneten Waffe ausgerüstet sein wird. Das rauch chw iche Pulver sei noch nicht endgültig zur Eimührung bestimmt worden. Im Lause dieses Sommers werden mit mehreren neuerfundenen Pulv wsorten Versuche gemacht werden, und bis zum Eintreffen der neuen Gewehre werde auch in diesem Punkte ein definitiver Beschluß gefaßt fein. Die Ausführungen des Kriegsminlsters wurden von der Kammer mit lebhaftem Beifall ent gegengenommen. Sosil, 3. April. In Bulgarien herrscht dermalen vollkommen politische Windstille, sodaß der Journalist — wohl zum ersten Male — in ernst licher Swffvetlegenheit sich befindet Es giebt keine einzige „aktuelle" Frage auf der Tagesordnung; die latenten Fragen hinwieder, deren Lösung heute noch uuabsehhar ist, wurden so oft erörtert und umstritten, daß die Bulgaren 'lvetxigstens es müde geworden find, den unfruchtbaren Kampf mit Worten fortzusetzen Da überdies die innere Lage eine überaus ruhige und gefestigte ist, könnte man hier ganz und gar die Politik vergessen. Der Regierungsapparat ist zudem durch die vielfachen Vorbereitungen für die Hochzeit des Prinzen in Anspruch genommen. Ob dieses ruhige Fortleben von längerer Dauer sein wird, muß sich eist zeigen Viele Leute wollen elfahrungsmäßig darauf schließen, daß dem jüngsten diplomatischen Helvortreten Rußlanvs eine Aktion der vielen im Gefolge der russischen Politik marschierenden dunklen Elemente folgen werde. Thatsache ist auch, daß man hier dem Communiqu« des „Regierung:boten" gleich nach feinem Erscheinen die Bedeutung einer Auf munterung und Ermutigung der außerhalb des Gesetzes stehenden bulgarischen Opposition beilegte. Und wenn gewisse Anzeichen nicht trügen, hat das Communiqus diese Wirkung nicht verfehlt, wenigstens heißt es, daß für die bevorstehende Reisi deS Prinzen be sondere Vorsichtsmaßregeln getroffen werden müssen und daß man insbesondere d e serbische Regierung nachdrücklich auf die Verantwortlichkeit aufmerksam ge macht hat, welche die Anwesenheit der bulgarischen Emigranten auf serbischem Bode» ihr auferlegt. Für den Augenblick freilich werden solche Besorgnisse durch die Erwerbung der kommenden Festesfreuden zurück- gedrängt. Da die bulgarische Negierung die Ver mählung vielfach auch als einen eigenen Erfolg betrachtet, ist es begreiflich, daß sie nicht fpart, um auch äußer- lich dieses Ereignis hervorzuheben. Einzelheiten sind noch nicht bekannt, aber nach den vorherrschenden Dispositionen läßt sich Voraussagen, daß Sofia eine Reihe glänzender Tage sehen wird. Man nimmt an, daß der Prinz noch vor Eröffnung der großen Sodranje, welche späiestens am 10. Mai in Tlruowo zusammentreten muß, zurück sein wird, um den Ver tretern der Nation seine Gemahlin vorstcllen zu können. Nur so erklärt sich die Eile, mit welcher der Prinz, obwohl noch von der langen und schmerzhaften Krankheit geschwächt, zur Hochzeit drängt. Die Zere monie selbst wird am 14. oder 15. d. Mts. statt finden. Dresdner Nachrichten vom 5 April. - Die im Plauensch-m Grunde bei Dresden - f Eoskbützer sßlur oele"<-n, M'i'tär kleinsten Foimat gesandt. Sie sind roch immer reich au den Vorzügen der siüher an dieser Stelle aus führlich gerühmten Studien dieses Künstlers; nur macht sich jetzt ein Vorwalten der violetten Schatten- tinten, d'ese sogenannte Milchschokolade des Alten TonS, etwas zu lebhaft fühlbar. Wilhelm Claudius in Dresden malte ein recht ansprechendes, lebendiges Genrebild, kecke kleine Bauern buben, die sich auh dem Torsweg mit Kegelschub unterhalten. ES ist alles munter und frisch nach dem Leben dargestellt, da» Bildchen hat Licht und waS noch mehr wert ist, Luft und die Umgebunq wirkt in Baum und Strauch anheimelnd gefällig. Macht sich einmal eine Wiederholung möglich, fo soll sich der Maler die Mühe nicht leid sein lassen, in die Knaben- löpfe noch mehr Reiz persönlichen Lebens hinein- zulegen. Hier, wo von dem Begriff „Illustration" Abstand zu nehmen ist, darf man ins Einzelne gehen und soviel bieten wie man kann, ohne darüber die Wirkung des Ganzen zu gefährden. Matuschka hat die Köpfe dreier Pferde recht tüchtig auSgeführt; ein Gebirgsbach von Nabert ent hält manches Gute. O. B. Tonkürstlerverein. Am kommenden Freitag, den 7. d. MtS. findet im großen Saale des GewerbehauseS der letzte dietwinteiliche AussührungSabend des Ton- künstlervereinS statt. DaS Programm enthält Sonate D-äur sür zwei Pianoforte von Mozart, Quartett L«-ckur (op. 47) für Pianosorte, Violine, Viola und Violoncell von Rob Schumann und Konzert woU für Flöte, Violine und Pianosorte mit Begleitung de» Streichorchester» von Joh. Seb. Bach (zum ersten Male). Letzteres Werk wiro von ben Herre» A. Vauer, Petri und Buchmayer und einem Streichorchester unter Leitung des Hrn. Generalmusikdirektors Schuch aus geführt werden. Die Mozartjche Sonate werden die Herren Höpner und Janssen spielen, das Sctumann- sche Quaitett die Herren Kronke, Gunkel, Wilhelm und Grützmacher vortragen. Die Aufführung, zu welcher Eintrittskarten nicht mehr erhältlich sind, beginnt um 7 Uhr. Geschichtsunterricht und öffentliches Leben. Zur Münchener Historikerverfammlung, die vom 5. bis 7. April stattfinden soll, werden jetzt die von den Referenten ausgestellten Thesen bekannt Diejenigen Professor Heigels treten mit erfreu licher Entschiedenheit sür liberale Verwaltungsgrund- fätze in Archiven und Bibliotheken ein und fordern u. a. das Jahr 1848 al» Normalgrenze für freie wissenschaftliche Benutzung. In den weitesten Kreisen djirften die Thesen zur Unterrichtsfrage Interesse erwecken. Die Versammlung soll bekanntlich die beiden Fragen er örteru: „Inwieweit hat der Geschichtsunterricht zu dienert als Vorbereitung zur Teilnahme an den Aufgaben, welche daS öffentliche Leben der Gegenwart an jede« Gebildeten stellt?" „Wie ist demgemäß der Geschichtsunterricht zu er teilen?" Al» Referenten wurden dafür Gymnasialdirektor R. Marten», Professor A. Dove und Professor G Kaufmann gewonnen. E» ist nun nicht möglich, alle These» der drei Referenten hier wieder-