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WS3. Ver»r»prei»r ^Or Vr«i6«n vierttljLbrjicb i Kl»rir 50 kk, ixt 6»u U»i»«rl 6euttoi>«o t'oitKoitLlt«» vierttt- jillUriieb 3 ; »u»»erb»!d 6e» äsuttcbe» ltoi«^«» tritt ?o»t- ua6 8tewpettu,ctii»8 bla»». Livooto» Uuwmero: 10 kk. Xwkü»6lxu»»»»edüdr«nr 6«v ksum «in«r ^e,p»Iteneo 2eil» ^leioor 8»kr>^ iv kk. Uotor ,,Uioge»Lo6t" 6l« 2«il« S0 ö« ^doliev- uo6 LiTerll»st» eattpr. Auk»cl»I»U. Lroebolne«: mit Xu»Q»bws 6er 8ooo- u. kHert»ß« »booä«. tsrviprscb-^oicblu»»: Ur. 1295. Montag, den 6. März, abends. DreMerZmirml. Für di« Gefamtlettung v«rantwortlich: Hofrat Gtto Banck, Professor der Litteratur- und Kunstgeschichte. 1833. AM»»»»« von ^oliiioNIxuoxvn »n^^Llior L-ipng: />. Lrantktrtter, L«mmi»8ioiiLr 6s» Ore»6usr Journal»; Lewdsrx L«rliu V>«o I-eipri^ 8»»«l vr»»I»u krsslikur« ». ll.: ^/aa«r«Ärin,1 8«rlm V>«»H^mdurx- kr»^ l.»iprt^ rr»nlikurl ». H. Hüllcd«o! /^x6. k»rii l,osckoi> L«rUa-?r»uIlkurt ». Ll. »cuttgorc: /)««/-« <t Lorlio! /ni ak,6e»6ant, Lr«»I»u: />»«/ Liuwvrsr 0. Lc/«a«/<r/ U»U« ». » : /. Luret «S (.». Ilerausxeder: LSoigt. U»pe6itioa 6,-, Vrosäuer Jouru«!«. Ure»6eo, Avingerttr. 20. korM»pr«cb-Ao»cblu,»: Ur. 1295. Amtlicher Teil. Drröden, 6. März. Se. Kaiserl. und Königl. Hoheit der Erzherzog Ferdinand IV., Grob herzog von ToScana traf gestern nachmittag 4 Uhr 26 Min. von Berlin wieder in Dresden ein und ist heute vormittag 8 Uhr 45 Min. nach München ab- gereist. Nichtamtlicher Teil. Helegraphische und telephonische Mchrichten. Leipzig, 6. März. (Privattel. d. Dresdn. Journ.) Ce. Majestät der König besuchten heute vormittag 10 Uhr die Vorlesung des Professors Heinrici über die Erklärung des Hebräerbriefes. Zahlreiche Studenten wohnten der Vorlesung bei und brachten bei der Ankunft sowie beim Weggang Sr. Ma jestät begeisterte Huldigungen dar. Se. Excellcnz der Staatsminister v. Seydewitz und der Rektor mixnilieus der Universität befanden sich u. a. in der Begleitung Sr. Majestät. Um 11 Ubr be sichtigten Se. Majestät die Eisengießerei und Maschinenfabrik von Karl Krause im Stadtteil Anger-Crottendorf; mittags kl Uhr erfolgte die Parade der hiesigen Garnison auf dem Augustus- Platze, befehligt von Sr. Ercellenz dem General- lieutenant v. Hodenberg. Se. Majestät schritten die Fronten der drei Regimenter ab, worauf der Vorbeimarsch der Truppen erfolgte. Rom, 6. März. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Der „Agene-a Stefani" zufolge werden Ihre Majestäten der Deutsche Kaiser und die Kaiserin an den Festlichkeiten anläßlich der silbernen Hochzeit Ihrer Majestäten des Königs und der Königin von Italien teilnehmen. Madrid, 6. März. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Bei den hiesigen Wahlen wurden alle von der republikanischen Partei ausgestellten Kandidaten aewählt. Madrid entsendet somit sechs Republi kaner und zwei Monarchisten in die Kammer; unter den republikanischen Kandidaten befindet sich auch Zorilla Die Klerikalen brachten keinen ihrer Kandidaten durch. — Der Abg. Castelar wurde in Sevilla gewählt. London, 6. März. (Tel. d. Dresdn. Journ.) In Sandgate bei Folkestone wurden infolge eines ErdeinsturzeS 500 Häuser beschädigt; die Stadt blieb gestern in Dunkel gehüllt. Sansibar, 6. März. (Tel.d.Dresdn Ionen.) Nach einer Meldung des Reuterschen BureauS ist gestern drr Sultan von Sansibar gestorben; brr englische Konsul proklamierte Hamed bin Thwain zum Sultan. Unter der Bevölkerung herrscht volle Ruhe. Drröden, 6. März Eine angebliche Annäherung zwischen den Jungtschechen und den Deutschliberalen in Österreich st Wenn man den Ausführungen und Mitteilungen mancher Wiener Blätter Glauben schenken dürfte, so Kunst und Wissenschaft. Der böse Geist Roman von A. G. v. Suttner. 27 (Fortsetzung.) Sine zweite Sache gab indes den Einwohnern von Pottenbrunn Stoff zu reden: die plötzliche Ab reise Tannenbergs von Steinbrunn und der höchst sonderbare Umstand, daß niemand wußte, wohin er sich begeben hatte. Eine Person allerdings hätte ge naue Auskunft über seinen Aufenthalt geben können, aber dieser eine hütete sich wohl, ein Sterbenswörtchen verlauten zu lassen, daß er mit dem Abgereisten in Verbindung stand. Eytzing hatte, wie erwartet, eine kurze Nachricht von Marcel erhalten, der sich in Paris befand und die vorbereitete Antwort war einfach unter einer Chiffre postlagernd abgegangen; seither hatte er kein Lebenszeichen mehr bekommen. In Pottenbrunn fand man indes sogleich den vermeintlich wahren Sachverhalt heraus: Baron Tannenberg war wieder für längere Zeit auf Reisen gegangen, um seine Verlobung mit Baronin Ragotz, die ihn reute, rückgängig zu machen Diese Erklärung paßte so vielen mißgünstigen Gemütern, daß man sie sogleich als Thatsache hinnahm und weiterverbreitete, uns em Echo davon gelangte auch zu Zoes Ohren, um die Stimmung, in der sie sich befand, noch un erfreulicher zu gestalten. Aus gewissen Blicken, Gesten und Bemerkungen wohlmeinender Bekannter, denen sie begegnete, konnte sie leicht erkennen, wie sehr ihr die bezeichnet, indem er zugleich bemerkte, daß dem Ent gegenkommen der Deutschen nur durch einen solchen Verzicht, durch die Erfüllung der tschechischen staats rechtlichen Forderungen ein praktischer Wert verliehen werde. — Zu allem Üb-rfluß hatte der Jungtscheche Gregr schon vorher die bewährten blindwütigen Phrasen zum beste« gegeben, in welchen der Haß wider das Deutschtum mit rückhaltsloser Leidenschaftlichkeit ge predigt wird, so daß selbst das bescheidene Zugeständ nis Herolds an die Gebote der Mäßigung durch eine Stimme au» dem eigenen Lager in ihrer Bedeutung abgeschwacht wurde. Diese Kundgebungen bilden nun das gebrechliche Gebälk, auf welchem einzelne politische Poeten des Nachbarlandes das Gebäude eines deutsch tschechischen Zuknnfirbündnisses erstehen lassen wollen. Man prüft weder die Festigkeit der Stützen, noch die Verhältnisse, unter welchen das große Werk geschossen werden sell. Die Thatsache, daß der Führer der Deutschliberalen eine friedlich gefärbte Rede hielt, darf aber ebenso- wenig überschätzt werden, wie der Umstand, daß Hr. Herold seine Antwort in freundlich klingende Worte kleidete. Hr. v. Plener mag es im Interesse seiner, durch die Haltung der Regierung verstimmten Partei für klug befunden haben, die Möglichkeit einer An- nähernng an die Jungtschechen in den politischen Ge sichtskreis zu bringen; dem Jungtschechen Herold dürste es wieder bequem gewesen sein, die gebotene Dankesäußerung für den Appell Pleuers zu über nehmen und so seine eigene staatsmännische Veran lagung auf dem Hintergründe der hirnverbrannten Gewaltpolitik seiner intimsten Freunde in der Jung- tschecheupartei wirksam zu beleuchten. ^Die Wahrscheinlichkeit spricht dafür, daß derartige Erwägungen ihren Einfluß übten, als die Herren Plener und Herold die Welt mit dem jüngsten Friedenskundgebungen überraschten Die letzteren müssen umsomehr als Ergebnisse vorübergehender Augenblickswauungen betrachtet werden, weil man nichts davon vernahm, daß vor oder nach dem Tage, an welchem jene Überraschung erfolgte, irgendwelche Beratungen zwischen den jungtschcchischen und den deutschen Parteipolitikern stattgefunden hätten. Die beiden Reden köonen daher weder als Reflexe, noch als die Einleitung eines ernsten Annäherungsversuches gelten und die ganze Situation in den Lagern der beiden Parteien 'st so beschaffen, daß ein solcher Ver such derzeit vernünftigerweise kaum unternommen wer den kann. Die Jungtschechen sind auf Grund eines Pro grammes, welches den Haß gegen die Deutschen, die hartnäckige Gegnerschaft gegen die innere und äußere Politik Österreichs atmet, zur Macht gelangt; sie l aben die Leidenschaften der tschechischen Bevölkerung zu Gunsten der Forderungen jenes Programmes anf- gestachelt und sie können die, allerdings künstlich her- vorgcrufene Bewegung nicht von einem Tage zum anderen eindämmen, wenn sie nicht die Führerschaft einbüßen wollen. In den Wählerversammlungen der Landbezirke, in den Sokolvereinen der Städte werden neue Männer auftretcn, um unter Verwertung der beliebten antideutschen Verhetzungsphrasen und der Ergebenheitsversicherungen an die Adresse Rußlands das Erbe der entthronten Größen zu übernehmen Andererseits ist aber auch die Handlungsfreiheit der deutsch-liberalen Politiker derzeit eine überaus be- chränkle. Der weitgehende Einfluß, dessen sich Plener in den Kreisen der Deutschböhmen erfreut, könnte in empfindlichster Weise erschüttert werden, wenn der ge feierte Politiker eben jetzt gegenüber den staatsrecht lichen Forderungen kinlenken wollte, die nach jung- tschechischer Auffassung den Angelpunkt der deutsch- tschechischen Verständigung bilden. Beide Teile sind demnach durch die Vergangenheit so sehr im Kampfe gebunden, daß sie vorläufig einen ernsten Schritt zur Beendigung der Fehde nicht thun können. In diesem Urteile wird uns auck die aus parteitaktischen Gründen unternommene Fort setzung der angeblichen Annäherungsversuche nicht beirren. Die deutsch-tschechische Verständigung ist ei» Ereignis der Zukunft und zwar der fernen Zukunft. Jahrelange Bemühungen mögen dahin führen, daß, wie Plener hofft und wünscht, die nüchterne Erkenntnis der Unnötigkeit und Schädlichkeit der jetzigen Kämpfe in der Bevölkerung Böhmens durchdringt und dann werden die Deutschen die Gegnerschaft gegen manche staatsrechtliche Forderungen der Tschechen aufgeben können, ebenso wie die tschechischen Matadore dann nicht mehr den Haß gegen das Deutschtum als Schlacht ruf benützen werden. In jener fernen Zukunft mag auch das unnatürliche Bündnis zwischen der liberalen Volkspartei und dem konservativen Feudaladel von selbst zerfallen — bis dahin werden aber im öster reichischen Parlamente von dcurschen und tschechischen Politikern noch manche Friedensreden gehalten werden, ohne daß der Zeilpunkt des Anbruchs der großen Wandlung dadurch nähergerückt erscheinen kann. LMöge schichte. Dresden, 6. März. Ihre Majestäten der König und die Königin wohnten gestern, Sonntag, v^r- mi-tags dem Gottesdienste in der katholischen Hofkirche bei. Nachmittags um 5 Uhr dinierten Allerhöchst- dieselben mit Sr. Kaiserl. und Königl. Hoheit dem Großherzog von Toscana und Sr. Königl. Hoheit dem Prinzen Friedrich August und Turchlauchrigster Gemahlin mr Hamills. Abends 7 llhr 22 Min. er folgte die Abreise Sr Majestät des Königs mit dein fahrplanmäßigen Schnellzuge nach Leipzig. Der Aufenthalt des Monarchen daselbst wird bis Freitag vormittag währen und werden Allerhöchstderselbe auf der Rückreise nach Dresden der Garnison Wurzen einen Besuch abstatten. Ihre Majestät die Königin werden Allerhöchst- sich heute abend 7 Uhr 22 Min. mit dem fahrplan mäßigen Schnellzuge in Begleitung Ihrer Excellenzen der Frau Oberhosmelsterin v. Pflugk und des Ober hofmeisters Wirkt. Geh Rats v Watzdorf, sowie des Hoffräuleins v. Borries nach Leipzig begeben. Die Rückkehr nach Dresden erfolgt voraussichtlich nächsten Donnerstag Se. Kaiserl. und Königl. Hoheit der Groß- Herzog von Toscana traf gestern Nachmittag 4 Uhr 26 Min. von Berlin wieder in Dresden ein und ist heute Vormittag 8 Uhr 45 Min über München, wo Höchstderselbe Sr. Königl. Hoheit dein Prinzregenten von Bayern einen Besuch machen wird, nach Salzburg abgereist. Se. Königl Hoheit der Prinz und Ihre Kaiserl. und Königl. Hoheit die Frau Prinzessin Friedrich August gaben dem Grobherzog das Geleite bis zum Böhmischen Bahnhofe, auf dem zur Verabschiedung noch anwesend waren: Ihre Ex cellenzen Frau Oberhofmeisterin Freifrau v Reitzen stein und der Kaiserl. und Königl. Österreichisch- Ungarische Gesandte Graf Chotek, sowie Adjutant Rittmeister Frhr v. Lindeman. * Berlin, 5. März. Bei Ihren Kaiserlichen Majestäten sand gestern abend zu Ehren Sr. Kaiser!, und Königl. Hoheit des Großherzogs von Toscana eine Festtafel von etwa vierzig Gedecken statt, an welcher mit den Kaiser!. Majestäten nebst Umgebung und den drei KabinettSchess General v. Hahnke, Wirkt. Geh. Rat Or. v. Lucanus uud Admiral ä In «int« Frhr. v. Senden - Bibran, Se. Kaiserl. und König!. Hoheit der Grobherzog von Toscana mit den Herren Seiner Begleitung Hofmarschall Generalmajor Frhr. v Silvatici, Kämmerer Rittmeister Frh-, v L lien müßte man annehmen, daß in Österreich eine politische Wandlung von größt r Wichtigkeit zu gewärtigen sei. In den betreffenden Blättern wird mit kühnem Ge dankenfluge dar Ende des erbitterten Kampfes zwischen den Teutschliberalen und den Jungtschechen angekün digt; cS wird dort allen Ernstes erzählt, auf welchen Grundlagen der FriedenSschluß erfolgen sollc und wie derselbe auf die Gestaltung der inneren Verhältnisse Österreichs zurückwirkcn werde. Nebenbei berichtet man euch über die Empfindungen und Gesinnungen, mit welchen die nicht unmittelbar beteiligten Parteien und Kreise den geheimnisvollen Werdeprozeß der künftigen deutsch tschechischen Allianz verfolgen. Man weiß bereits daß in den Sphären der gemeinsamen Regierung — das soll wohl Hessen, im Auswärtigen Amte auf dem Ballplatze - die lebhaftesten Wünsche für das Gelingen des großen Werkes gehegt werden, während im Lager der zisleithanischen, d. h. Taaffeschen Regierung, ebenso wie in den Reihen der Konservativen Angst und Schrecken ob der bevorstehenden Wandlung Henschen. — Aus unerfindlichen Gründen bereiten einzelne, angeblich der österreichischen Negierung nahe stehende Blätter den Urhebern all dieser Enthüllungen noch die Genugthuung, daß sie jene Gerüchte mit einem gewissen würdigen Ernste erörtern und so wird dann das Schlagwort von der tschechisch-deutschen Annäherung mit dem Aufwande vieler Druckerschwärze auf der Tagesordnung erhalten. Die sachliche Grundlage, auf welcher jene Annäher ung heute von geschäftigen Händen errichtet wird, ist eine etwas dürftige. Sie besteht aus — zwei Parla mentsreden! Die eine dieser Reden wurde vor wenigen Tagen im österreichischen Abgeordnetenhaus? von dem Führer der Deutschliberalen, Plener, gehalten. Hr. v. Plener meinte in seiner staatsmännischen Darlegung, die Ausgleichsversuche in Böhmen sollten unc müßten fortgesetzt werden, nicht zum Zwecke der unmittelbaren Erreichung allgemeiner Ziele, sondern im Sinne des Bestrebens nach einer Einichränkung der Zahl und Bedeutung der nationalen Einzelkonflikte. Werde auch nur das letztere Ergebnis gesichert, so könne die Feind seligkeit zwischen den beiden Volksstümmen nicht in der jetzigen Schärfe sortdauern; es werde eine mehr friedliche Stimmung pl-rtzgreifen und man werde dann in beiden Lagern erkennen, daß der tschechisch deutsche Kampf, welcher die gesamte innere Entwickelung des Reiches hemme, nicht durch eine zwingende Notwendig keit bedingt sei. Mit dem schönen Worte, dqß die Deutschen, von wahrem Patriotismus beseelt, nicht die Fortführung jener Fehde, sondern den Frieden wünschen, schloß Plener seinen Appell. Der Wider hall derselben war auf der Seite der Jungtschechen ein schwacher, doch immerhin vernehmbarer. Ter Abg. Herold erklärte, das tschechische Volk werde einer Friedensmachung willig Gehör geben, wenn das Ent- gegenkommen der Deutschen zu greifbarem Ausdrucke gelange. Niemand wird leugnen können, daß die Tonart dieser beiden Reden bei ollen Freunden les nationalen Friedens in Österreich wohlihuende Eindrücke Hervor rufen muß. Prüft man aber den sachlichen Inhalt jener Kundgebungen, so vermag man in denselben die Grundlagen einer baldigen Annäherung zwisäen den Vertretern des Deutschtums in Böhmen ui d den heiß blütigen jungtschechischen Emporkömmlingen keineswegs zu entdecken. Hr. v. Plener hat nicht mit einer Silbe die Verheißung ausgesprochen, daß die Deutschliberalen um des lieben Friedens willen auf die Wahrung der Rechte ihrer Stainmesgenossen in Böhmen verzichten würden; er hat im Gegenteil mit vollem Nachdruck neuerdings auf jene Rechte hingewiesen. Und der Jungtscheche Herold hat in seiner „Friedensrcde" eben die heutigen, durch den Bestand jener Rechte ge scbaffenen Verhältnisse des Kronlandcs als unleidliche guten Leute das Mißgeschick vergönnten, und das machte ihr den Aufenthalt in Pottenbrunn so nn- erträglich, daß sie den Vater bat, schon in den nächsten Tagen wieder nach Buchenfeld zu übersiedeln. Wenig stens war sie dort mit ihren traurigen Gedanken allein und sah nicht diese unsympathischen Leute, die ihr Vergnügen daran hatten, daß der Vielbeneideten etwas Schlimmes widerfahren war. Sie konnte sich Marcels Gebaren durchaus nicht erklären. In ihrer Besorgnis hatte sie an Hans ge schrieben, aber von diesem war die Antwort gekommen, daß er im höchsten Grade betroffen sei, da er von des Bruders Abreise nicht die geringste Ahnung gehabt habe. Hin und wieder tauchte allerdings der furchtbare Gedanke in ihr auf, daß Marcel vielleicht mit der Affäre Hcissenstein in Verbindung gestanden, daß e> am Ende ein Trull gegeben hatte, denn sie erinnerte sich sehr gut der Aufregung, in der sich der Prinz damals befunden, als sie seinen Antrag zurückgewiesen hac.., '-r Doktor Ratmann hatte wiederholt die Mögliche. ' es solchen Duells ausgeschlossen, da noch mehrmals eStelle auf das Genaueste untersucht worden war, ohne daß man eine zweite Waffe ge funden hätte. „Und wenn er dieselbe vorsichtigerweise mit sich genommen hätte?" war einmal ihre Einrede gewesen. „Dann wäre er wohl so vernünftig gewesen, seine Pistole verschwinden zu lassen, nicht aber die des Gegner»." Freilich! Das leuchtete ein, und darum konnte chre Idee nicht richtig sein. Baron Ragotz entschloß sich endlich, dem Drängen seiner Tochter nachzngeben und den Umzug nach Buckenfeld zu bewerkstelligen. Aber auch die Heimkehr war keine befriedigende. Wie hatte Zoe damals sich schon auf diesen Tag ge freut und wie wenig erfreulich Harle sich nun dieser Tag gestaltet! Trüb die Stimmung in ihrem Innern, trüb der Antnick Buchcnselds, wo noch der Märzschnee lag und allenthalben Unordnung herrschte — trüb die Laune des Vaters, der die Auslagen zu gering vngesetzt hatte und nicht wenig in Verlegenheit geriet, als ihn der Bauleiter gleich bei der Ankunft mit dem Cu suchen nm Geld empfing. Allenthalben starrten noch die rauchgeschwärzten Hol trümmer unter der schmutzig grauen Schneedecke hervor, eisig kalt waren die Zimmer, die man Monate hindurch nicht geheizt hatte — kurz, es war recht unbehaglich, fast fremdartig an dem Orte, der Zoe sonst immer so freundlich und gemütlich geschienen. Schon vom nächsten Tage an gab es Streitig keiten mit dem Bauleiter und mit den Arbeitern; der Dachstuhl war nicht so verfertigt worden, wie man eS festgesetzt hatte — der Baron ärgerte sich, und er klärte, sich nicht zum besten halten lassen zu wollen, und der andere blieb auch nicht« schuldig, bemerkend, daß man um den Bettel von einem Betrage nichts Besseres liefern könne. Dieser unerquicklichen Scene wohnte Zoe mit bei und das stimmte sie noch trau riger, als sie sich in Pottenbrunn gefühlt hatte; end lich gelang eS ihr aber doch, diese melancholischen Regungen zu bekämpfen und sie machte sich vor allem da, an, wieder im Inneren de- Kastells Ordnung zu schaffen. Alles, waS während des Brandes nach der Ausseherwohnung in Sicherheit gebracht worden und dort verschlossen geblieben war, wurde wieder herüber transportiert uud nach ecu paar Tagen sah cs wenig stens in den Zimmern wieder wohnlicher ans. Nachdem sie diese Beschäftigung ein paar Tage hindurch, in Anspruch genommen und Zoe sich zerstreut hatte, begannen sich jedoch wieder die düsteren Ge danken einzufinden. Das tiefe Schweigen, in das sich Marcel zu hüllen für gut fand, wurde ihr von Tag zu Tag nn'.eimlicher uud sic gab sich schon ernstlich der beängstigenden Verminung hin, daß dem Verlobten ein Unglück zugestoßen war. Dieser Gedanke bc- mächtigte sich ihrer immer mehr und mehr; war doch Hcissenstein auf unerklärliche Weise ermordet worden — wenn etwa ein ähnliches schauerliches Schicksal Marcel betroffen hätte? Der Gedanke machte sie er beben und oftmals während der Nacht erwachte sie mit einem gräßlichen Angstgefühle Es war ihr, wie wenn sie den Hilferuf, den Todesseufzer des geliebten Mannes vernommen hätte, sie sah deutlich sein blasses Gesicht, die leblose Ge stalt vor sich liegen — und es bemächtigte sich ihrer ein so bitteres Gefühl des Schmerzes, daß sie in lautes Schluchzen ausbrach. Zeitweilig wieder hatte sie Augenblicke, wo sie ruhiger nachzudenken vermochte, und da suchte sie Trost in dem Raisonne- ment, daß Marcel ihr doch geschrieben, er müsse aus Gründen abreisen, die er nicht einmal ihr anzu- geben in der Lage wäre. Lag da nicht eiu Geheim nis darüber, da« vielleicht noch fortdauerte uud da zu lüften er möglicherweise nicht in der Lage war? (Foctl. folgt) Technische Hochschule. Das Königl. Ministerium dcS Kultus und öffentlichen UnterichtS hat auf Antrag