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k) von Thieren abflammt, die an hochgradiger beziehentlich verbreiteter oder anverallgemeinerter (generalisirter) Tuberkulose litten unter der Voraus setzung, daß die Thiere selbst nicht hochgradig ab gemagert waren, in deren Fleische und in den Knochen oder den zugehörigen Lymphdrüsen keine tuberkulösen Herde enthalten sind, die tuberkulösen Organe sich leicht aus dem Schlachtstücke entfernen lassen und das Fleisch seiner Beschaffenheit nach sich nicht ausfällig von gesundem Fleischt unterscheidet, beziehentlich kein ekelerregendes Ansehen zeigt, und unter der Bedin gung, daß au) die Kochung in einem Rohrbrck'schen oder einem diesen an Leistungssähigkeit mindestens gleichstehenden Dampskochapparat in Stücken nicht über 5» k<- Schwere in der Weise er folgt ist, daß im Innern derselben durch etwa k Stunde lang mindestens eine Tem peratur von -l- 100« 0. eingewirkt hat; bb) die Aufstellung und der Betrieb dieser Ap parate nur unter fortlaufender behördlicher Aufsicht, insbesondere der Betrieb derselben aus Schlachthöfen unter Kontrole der daselbst angestclllen Thierärzte, außerhalb solcher unter Kontrole eines durch die Ort! Polizei behörde hierzu verpflichteten ThierarztcS er folgt, und ce) der Verkauf derartigen Fleisches auf der Freibank unter deutlicher Bezeichnung seiner Abstammung von einem kranken Thiere be wirkt wird DaS Fett unter diesen Paragraphen fallender Thiere darf nur unter Befolgung der in 8 2 dieser Anweisung unter l, 2 und 3 aufgeführten Bestim mungen als menschliches Nahrungsmittel feilgeboten und verkauft werden. "Verordnung. das Bnbot der Einfuhr von lebenden Schweinen aus den Mastanstalten Steinbruck) und Bielitz- Biala betreffend, vom 4. Januar 1893. DaS Ministerium des Innern findet sich mit Rück sicht darauf, daß amtlicher Mittheilung zufolge die Mastanstalten Steinbruch und Bielitz Biala gegen wärtig stark von Maul und Klauenseuche betroffen sind und thatsächlich auch Einschleppungen der Seuche durch Schweine aus diesen Anstalten erfolgt sind, ver anlaßt, zu Vermeidung weiterer Gefährdung die Ein fuhr lebender Schweine aus den genannten Anstalten, gleichwie dies Seiten der Königlich Preußischen Re gierung hinsichtlich der preußischen Grenze bereits erfolgt ist, auch für das Sächsische Staatsgebiet vom 10. dieses Monms ab bis auf Weiteres zu untersagen. Dagegen ist die Einfuhr von lebenden Schweinen aus Wiener-Neustadt über die Grenzstationen Boden bach, Zittau und Voitersreuih unter den bekannten Bedingungen auch fernerhin gestattet. Dresden, den 4. Januar 1803. Ministerium des Innern. v. Metzsch. Gebhardt. Nichtamtlicher Teil. Telegraphische und telephonische Aachrichten. Berlin, 4. Januar. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Tie Abreise Sr. Majestät des Kaisers nach Sig maringen erfolgt Sonntag abend über Halle, Ritschenhausen, Würzburg, Mergentheim und Ulm. Die Ankunft in Sigmaringen ist auf Montag mittag 1 Ubr festgesetzt. Die Rückreise erfolgt am M ttwoch früh über Lillingen, Offenburg, Karlsruhe, woselbst der Kaiser von mittags 1 Uhr bis abends IN Ubr verbleiben werden. Berlin, 4. Januar. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Der beute vormittags IN Ubr in der HedwigS- kirche veranstalteten Beisetzungöfeier der Leiche deö verstorbenen Reichstagsabgeordneten Ur Reichens perger wohnten der StaatSstkretär Frhr. v Mar schall, die Minister v. Berlepsch, Bosse, Miquel und v Schelling, sowie zahlreiche Vertreter deS (Zentrums, P.lca und andere Fraktionkmitglieder bei. Die Trauerversammlung empfingen die Schwiegersöhne des Verstorbenen, derForstakademir- dirrktor Dankelmann-Eberöwalde und der Kron- fv»"ik 's "ö-s-b Bonn. Die Messt celtbriertt der Quelle zur Erkenntnis des Entwickelungsganges der vaterländischen Kunst zu Gunsten lokaler Interessen geschädigt werden möchte; andererseits wurde empfohlen, nach und nach auf den eigentümlichen Erwerb der bisher depositarisch dem Museum übergebenen Alter tümer hinzuwirken, wobei Präsident v. Schönberg bemerkte, daß das Budget bereits einen für diese Zwecke vetwendbaren Posten enthalte. Der vorgelegte Slatutenentwurf wurde auf Antrag des Präsidenten Noßky ohne Debatte einstimmig en bloe angenommen. Hierauf hielt Architekt Fleischer den angekündigten Vortrag über den Dom zu Meißen Nachdem er einleitend auf die hohe geschichtliche und kunstgeschicht liche Bedeutung dieses „Denkmals einer fast tausend jährigen Zeit' hingewiesen und in großen Zügen seine Baugeschichle skizziert hatte, ging er auf das Detail der letzteren näher ein. Um die Mitte des 1<>. Jahrhunderts mag mit dec Erbauung des Domes begonnen worden sein; 068 war dieser älteste, ohne Zweifel romanische Bau, der an der Stelle des jetzigen hohen Ehors stand, vollendet. Aus den folgenden Jahr hunderten, während welchen die Markgrafen das bis ins 14. Jahrhundert erhaltene MarkgrasenhauS, die Bischöfe ihre durch den runden Turm noch jetzt kennt liche Burg bauten, wissen wir nichts über den Dom. Im Jahre 1207 traf ihn der Blitz; man mußte an einen Neubau denken. AIS Ersatz diente wohl zunächst die um 1269 vollendete Andreaskapelle, dann die noch in ihrer ursprünglichen Gestalt erhaltene Maria-Magda- lenenkaptlle. Bischof Witego l. aber, dessen Name eine Glanzzeit in der Geschichte des Stifts Meißen bezeichnet, ließ 1267 den alten Dom abbrechen und einen neuen beginnen; die Baugeschichte des letzteren Probst Jahnel; die Beisetzung erfolgte auf dem katholischen Kirchhofe. Elberfeld, 4. Januar. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Seit früb 6 Uhr wütet hier eine Feuersbrunst; da» Manufakturgroßgeschäft von Büren u. Ei» selber ist gänzlich abgebrannt. Die benachbarten (Kroßgeschäfte von Uhlhorn und Klußmann, sowie Friedrich Send u. Söhne sind bedroht; dir Barmener Feuerwehr ist zur Hilfe herbeigeeilt; auch die Hilse rer Nachbarorte mußte in An spruch genommen werden. Wien, 3. Januar. (D. B Hd.) In Moskau, Kiew und Charkow treten die schwarzen Blattern epidemisch auf. Wien, 4. Januar.*) Ter Schneesturm, welcher seit einigen Tagen hier herrscht, bat allenthalben größere Verkehrsstörungen verursacht. Triest, 4. Januar.*) Heftige Lckneestürme haben die Unterbrechung deö gesamten Eisenbahn- und Wagrnverkehrs herbeigeführt. Venedig, 4. Januar.*) Jnfolae deS orkan artige» Schneesturmes haben die Dampfer ihre Abfahrten verschieben müssen. Paris, 4. Januar (Tel. d. Dresdn. Journ.) Der „Matin" behauptet, die Ärzte Ogier und BordaS hätten in den Eingrweiken Reinach» Spuren von Aeonitin gesunden; eine so geringe Menge desselben, wie vorgefundrn, lasse jedoch noch nicht auf Vergiftung schließen. Bern, 3. Januar. (D. B Hd.) Nach in BindesratSkreisrn herrschenden Anschauungen sind die auf die französischen Waren namentlich mit Bezug auf die wichtigsten Artikel eingeführtrn Retorsionszölle so bedeutende, daß eine Einfuhr französischer Artikel nach der Schweiz geradezu als ausgeschlossen erscheint. Viele Artikel, die diSker ausschließlich auS Frankreich bezogen wurden, dürften wohl für einige Zeit den Impor teuren Schwierigkeiten bereiten; doch dürfte der Bedarf durch die Nachbarstaaten Deutschland, Ungarn und Osterreick, zum Teil auch durch Italien gedeckt werden, so daß dir Schwierigkeiten überhaupt nur von kurzer Dauer sein werden. Die Mtngt trr in den lttztrn Tagtn hier rin- gtt> offentu französischen Waren ist, wie voraus- zusehen war, sehr bedeutend. Amsterdam. 3. Januar. (D. B Hd.) Ernste Unruhen der Arbeitslosen werden, wie bereits gestern in einem Telegramm berichtet wurde, aus den Provinrtn Friesland und Oberijssel gemeldet. In Zwartöluiü zertrümmerten die Arbeitslosen die Fensterscheiben an den Häusern der wohl habenden Einwohner und warfen die Polizei mit Steinen, welche ihrerseits von der Feuerwaffe Gebrauch machte. Ein Arbeiter wurde getötet, zahlreiche verwundet und verhaftet. In Kekcl feuerten die Arbeitslosen auf die Polizei; eS fanden wiederholt Zusammenstöße und Ver haftungen statt. Die Gouverneure der Provinzen Groningen nnd FrieSland fordern Verstärkungen für die Polizei und melden, daß die Lage sehr ge spannt sei. London, 4. Januar. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Nach einer Meldung des Reuterschen BureauS aus Buenos Ayres wären die Bestrebungen deS Kommissars der Zentralregierung, zwischen der Regierung der Provinz Eorriente» und den Auf ständischen zu vermitteln, erscheitrrt. ES sei bereits zu einem Kampfe zwischen den Regierung»- truppe» und den Aufständischen gekommen. Die näheren Einzelbeiten fehlen noch. Aseroü werde von den Aufständischen belagert, leiste aber noch Widerstand. London, 4 Zonuar. (Tel d. DreSdn. Journ.) Das Rrutrrscke Bureau meldet auS Cairo, daß die zur Verfolgung der Derwische auSgesandte ägyptische Kamrlreiterei den Feind gestern in der Nähe von Ambiqol erreichte; eS kam zu einem lebhaften Kampfe, bei dem die den ägyp tischen Truppen o» Zahl überlegene Reiterei u d die Fußtruppkn der L erwische mehrfach Feuer gaben. Die Verluste waren auf beiden Seiten bedeutend. Die Derwische zogen sich in südlicher Richtung zurück. *) Nachdruck verboten bis zur Vollendung der westlichen Türme unter Bi schof Tlfinw von Colditz 1390 — 1411 konnte der Vortragende eingehender verfolgen. Die 1201 voll endete schöne Kapelle des Evangelisten Johannes be zeichnet den Höhepunkt der srüdgotischen Baupenode. Durch den Anbau der Begräbniskapelle (1423 — 142.5) wurde leider der großartige Eindruck, den früher die Vorderseite des Domes machte, beeinträchtigt. Die Türme, die im Jahre 1413 ein Sturm herabgeworsen hatte, wurden bis 1479 neu aufgebaut; aus den Jahren 1532—1534 stammr die Begräbniskapelle Georgs des Bärtigen. Die Reformation beendete die Glanzzeit des Tomes; von jetzt an war er nur mehr eine Gedächtniskirche, ihm fehlte eine Gemeinde So ist es gekommen, daß der Tom seitdem, obwohl der Brand des Jahres 1517, der den Glocken- turm zerstörte, und die Stürme des dreißig jährigen Krieges ihn schwer beschädigten, keine durch greifende Restaurierung erfahren hat, wie sie dem Lom zu Freiberg, der Marienkirche zu Zwickau, der Thvmaslirche zu Leipzig zu teil geworden. Wert volle Teile sind in Gefahr zu verfallen: da- Maßwerk und die Verbleiung der Fenster sind schadhaft, der höckerige Turm ist baufällig, eine Anzahl künstlerischer Arbeiten, Kapitäle u s w., die als Vorbilder für eine Herstellung unersetzlich sein würden, die wert volle» Grabplatten im Innern gehen dem Verfall entgegen. Auf alle diese Punkte sowie auf die Bloß legung der übertünchten Malereien am Lettner, die um 1350 geschaffen worden sind, würde bei einer Wiederherstellung Gewicht zu legen sein. Würde eine solche auch bedeutende Mittel verlangen, so wäre sie doch eine würdige Aufgabe für unser engere- Vater- London, 4. Januar.*) In hiesigen diploma tischen Kreisen wird die rage in Frankreich, angesichts deS neuen BeunruhigungSftldrngeS, den die regierungsfeindlichen Blätter eröffnen, für äußerst kritisch gehalten, weshalb auch kein Mit- glir» deS englischen diplomatischen CorpS zur Zeit Urlaub erhält. Nach Meldungen aus Kilrush in Irland ist eS dort am Sonntag zwischen Parnelliten und Antiparnellite» zu einem blutigen Zusammenstoß gekommen, welcher da» Eingreifen der Polizei notwendig machte. London, 3. Januar. (D. B. Hd.) Die „Daily News" melken auS Odessa, der Justizminister habe die Abschaffung der Peitschenstrafe für Männer und des Kettkntragrnö für gefangene Frauen de kretiert. Kopenhagen, 3. Januar. (D. B Hd.) Seit voriger Nacht ist der ganze Hafen und die innere Reede bis zum Seefcrt Dreikronen mit starkem Eise belegt, kas nur kräftige Dampfer noch durch brechen können. Der Eisdrecherdampfer „Bry- deren" ist gestern für den Postdienst zwischen hier und Malmö in Dienst gestellt worden, da der Sund stark mit Treibeis ungefüllt ist. Die Fahrten nach LandSkrona und Helfingborg sowie nach den Provinzbäfrn haben aufgedört. Ein furchtbarer Schneesturm herrschte auf Fünen und Laaland; mehrere Eisenbahnstrcckcn waren gestern früh unfahrbar. St. Petersburg, 4. Januar.*) Zur Ver sorgung der Notstandsgebiete sollen neuerdings 6 Millionen Pud Roggen im Kaukasus angekauft werden. Für die BerpflegungSbedürfniffe des Gou vernements Podolirn sind 3000W Pud Mais be schafft worden. BurgaS, 3. Januar. (D. B Hd.) Die Minister Stambulvw und Salabaschew sind hier ringe- troffen und hielten im Hafen, dessen Ausbau der Mmisterrat beschlossen hat, Umschau ab. Für den Ausbau des Burgaser und Larnarr Hafen» sind 7 Millionen Lei votiert. Lie Verhandlungen für die Bauarbeiten beginnen im nächsten Monate. *) Nachdruck verboten. Dresden, 4. Januar. Drrr Willtürvortage. Wie wir in unserer Nummer vom 2. d. Mts. bereits mitgeteilt haben, ist der Königlich Preußische Generalmajor z. D. und Kaiserlich ottomanische Generallieutenant C. Frhr. v. d. Goltz, der Verfasser des Werkes „Das Volk in Waffen", in dem Januar hefte der „Deutschen Rundschau" für die Militärvorlage eingetreten. Wir geben diefen Aufsatz „Deutschland am Scheidewege" im nachfolgenden mit einigen un wesentlichen Kürzungen wieder: Frankreich besitzt 38 Millionen Einwohner, Deutsch land 49; dennoch unterhält Frankreich ein an Offi zieren, Mannschaften, Pferden und Geschützen durch weg nicht unerheblich stärkeres Heer im Frieden. Es bildet jährlich 42000 Mann mehr zu Soldaten auS und wird, wenn das jetzige Wehrgesetz hinreichend lange gewirkt hat, Deutschland um mehr als eine halbe Million gedienter Soldaten überlegen sein. Frankreich, das an sich schwächere, hat also im Augenblick Deutschland hinsichtlich seiner Wehrverfassung überflügelt. Obschon es mit der allgemeinen Wehr pflicht mehr als ein halbes Jahrhundert später be gann als Preußen, so hat es in dem seither verflossenen kurzen Zeitraum Deutschland in der Emwickelung dieser wichtigsten aller Einrichtungen des modernen Staates vom ersten Platze verdrängt und darin die Führung übernommen DaS ist es, was man in der Fremde ganz richtig herausfühlt, und woran man auf der uns unfreundlich gesinnten Seite die stille Hoffnung knüpft, Deutschland werde beim nächsten Wasfengange unterliegen. Man verfolge nur die ängstliche Sorgfalt, mit welcher die ausländische Presse m Ost und West die Stimmen sammelt, welche jetzt daheim gegen die Regierungs vorlage laut werden, um sich zu überzeugen. Daß Frankreich unS mit seiner Wehrverfassung heute voraus ist, kann nicht bestritten werden. Das Entscheidende dabei bleibt die Zahl der jährlich aus gebildeten Mannschaften, und diese Zahl steht, wie wir gesehen haben, auf Frankreichs Seite. lard, und der Altertumsverein würde sich durch die Anregung dazu ein hohes Verdienst um die Ku»st- geschichte des Landes erwerben. Kammerherr Graf v. Rex, als der einzige anwesende Verlreier des Dom kapitels, sprach im Namen desselben dem Vortragenden seinen Dank aus und hob hervor, daß alle die Übel stände, die er zur Sprache gebracht, bereits vielfach daS Domkapitel beichäftigt hätten, daß aber die Mittel derselben zur Ausführung fo weitgehender Pläne »ich: auSreichten. Der Neubau des höckerigen TimneS, als daS zunächst notwendige, sei bereit» ins Auge gefaßt. Schließlich sprach Präsident v Schönberg über die Frage, ob der Dom vor dem Jahre 1547 drei oder nur zwei Türme gehabt habe, und entschied sich im Gegensätze zu UrsinuS für die letztere Ansicht; dem Blande von 1547 feien beide Türme zum Opfer ge fallen, zum Brwesse dafür wies er auf eine Ab bildung der Stadt Meißen aus der 2. Hälfte des 16 Jahrhunderts hin, die nebst vielen anderen Plänen und Abbildungen auSgelegt war. -b. Zwischen den Jahren. Novelle von Ad als Stern. 3 (Fortsetzung.) Während so harte Anklagen hinter ihm drein- klangen, schritt Heinrich über den Vorsaal und klopste an eine Seitenthür, hinter der alsbald daS Herein einer weiblichen Stimme erklang. Der junge Mann trat in ein großes Eckzimmer, daS durch Oberlicht und rin mächtiges Glasfenster, da- die Stelle der süd lichen Wand vertrat, in ein Gewächshaus umgeschaffen war. Sandboden statt deS Parketts, eine Fülle grüner Es kann dagegen nur angeführt werden, daß da» nume'ische Gewicht bedeutungslos sei, und thatsächlich hö'en wir dies von den Gegnern der Militärvorlage auSsprechen. Ter Satz, daß eine kleinere, aber vor züglich gerüstete und ausgebildete Truppe mehr wert sei, als eine zahlreiche aber schlechte, klingt ganz vor trefflich und verfehlt seinen Eindruck nie Aber eS handelt sich gar nicht darum, eine tüchtige Minderzahl mit einer untauglichen Überzahl zu vergleichen, sondern vielmehr gleichwertige oder doch annähernd gleich wertige Größen gegenüberzustellen. Wer sagt uns, daß die französischen Truppen von heute schlechter seien, als die deutschen. Als gute Patrioten dürfen wir in der Stille unserer Herzen davon überzeugt sein, ganz ebenso, wie die Franzosen sicherlich das Gegenteil glauben. Aber positive Beweisgründe lassen sich nicht beibringen. In Frankreich ist seit zwanzig Jahren viel ge arbeitet worden; nicht zum mindesten hat sich das wissenschaftliche Leben der französischen Armee ge hoben. Die Mittel, die uns zugänglich sind, stehen auch den Franzosen zur Verfügung; die Beschaffenhefi der Bewaffnung ist gleich. Der französische Soldat mag physisch etwas schwächer als der deutsche er scheinen. Ausdauer und Marschleistungen sind aber nach allen Berichten vortrefflich. Vergeblich sieht man sich nach dem positiven Grunde um, welcher den Organisator und Staats mann oder die Regierung des Landes berechtigte, die Überlegenheit an Qualität für unsere Truppen als einen bestimmten Faktor ohne weiteres in Rechnung zu bringen. Die größere Gleichmäßigkeit unseres OsfiziercorpS in Zusammensetzung und Berufsausbildung ist freilich ein greifbares Moment unserer Überlegenheit über andere Armeen; es wird noch eine Zeit lang fort bestehen und kann viel thun, jedoch nicht alles Sodann wird viel von der besseren Führung im großen gesprochen, wodurch wir künftighin die Ueber- zahl unserer mutmaßlichen Gegner au-gleichen sollen. Auch das klingt gut, aber es kann zu gefährlichen Selbsttäuschungen führen. Auch der größte Feldherr bedarf außerdem der hinreichenden Mittel, um sich geltend machen zu können. Nur in der geschickten Ausnützung dieser Mittel, nicht in der Ausführung von überraschenden Zauberkunststücken kann sich sein Genie bethätigen. Bekannt ist, welche Bedeutung Napoleon dem Wert der Truppenzahl bnmaß. Näher steht uns Feldmarschall Moltke, und un willkürlich greift die Hand nach der Denkschrift von 1868, in welcher er die bedeutungsschw.ren Worte niederschrieb: „Frankreich ist dem norddeutschen Bunde nicht gewachsen." Worauf war diese Überzeugung ge gründet? Etwa auf die Meinung daß unsere Truppen tapferer und geschickter die Führung besser sein werde, als die des Feindes? Keineswegs! Die Abhandlung beginnt mit einer Berechnung der Truppenzahl, welche Frankreich zunächst aufbieten könnte und derjenigen, welche wir ihm gegenüberzustellen vermöchten. Diese Berechnung schließt mit dem Fazit ab, day Frankreich zum Beginn des Krieges 250 000 Mann, wir aber 330000 laben würden. Dann folgen die Worte: „Es leuchtet ein, wie wichtig es ist, die Überlegenheit auszunützen, welche wir gleich anfangs allein schon in den norddeutschen Kräften besitzen." Darauf baut sich der Entwurf auf. — Eine Über legenheit von 80000 Mann erschien dem Feldmarschall also wichtig genug, um sie zum Ausgangspunkte seines Planes zu machen — und heute soll ein Übergewicht Frankreichs um mehr als eine halbe Million nichts, oder nicht viel zu bedeuten haben! Wie nun aber, wenn wir einmal gezwungen sein sollten, einen Krieg an zwei Grenzen zugleich zu führen ? Wir trauen unserer Diplomatie zwar die Geschicklichkeit zu, daß sie das Eintreten eines solchen Falles zu verhüten wissen wird. Aber mit sorgloser Sicherheit daraus bestimmt zu rechnen, wäre eine schwere Versündigung Der Fall eines Entscheidungslampfes mit zwei großen Mächten muß ins Auge gefaßt werden. Er wird nun vielfach mit dem Hinweis darauf abgethan, daß sich Teutfchlana zwischen jenen, d h. militärisch ausgedrückt, auf der inneren Linie befände und seine Schläge mit der schnell versammelten Kraft bald rechts, bald links austeilen könne. Es liegt dem ein richtiger Gedanke zu Grunde. Derjenige, welcher zwischen zwei Feinden steht, die gemeinsam stärker sind als er, findet oft noch darin seine Rettung, daß er von feinen Streitkräften einen doppelten Ge brauch macht und sich erst auf den »inen Feind wi'ft, Stläucher und Blattpflanzen, blühender Eamelien, Hyacinthen und Azaleen sgaben dem behaglich erwärmten Zimmer in der That das Ansehen eines üppigen kleinen Gartens. — Seltsam kontrastierte mit der Blum'npracht und dem lichten Grün der Blattpflanzen eine Gruppe von Nadelbäumen, die schnecbedeckl waren, wie der Garten drunten und der Waldrand am Teich, auf den man durch die großen Scheiben einer Balkon- thür blickte. In dem Halbkreis den diese mit Watte und Wasserglas künstlich überschnellen Tannen bildeten, stand ein Borkentischchen, auf dem ein halbes Dutzend Bücher in geschmackvollen Ein bänden Platz gefunden hatten. Dicht an diesen Tisch war ein Fahrstuhl herangeschoben, auS dessen K:ssen eine ausrechtsitzrude schlanke Frauengestalt, dem Eintretenden entgegensah, ohne sich erheben zu können. Der feine Jopf mit dem länglichen blassen Gesicht beugte sich vor, die blauen Augen leuchteten auf, als sich Heinrich zeigte, beide Hände streckten sich dem Kommenden entgegen, soweit die Arme zu reichen ver mochten, aber die rotseldene Decke, die den Unterkörper der Kranken verhüllte, bewegte sich nicht, und auch ein Fremder hätte erraten, was Heinrich nur zu lange wußte, daß seine Cousine Christine, die mit ihm in gleichem Lebensalter stand, seit ihrem vierten Jahre und jetzt schon ein Vierteliahrhundert gelähmt war. Heinrich Hagen hielt die blassen Hände Christines einige Minuten zwischen seinen braunen kräftigen und gab sich redliche Miu e auf seinem Gesichte nur die Freude der Begrüßung und nichtSvonder schmerzlichen Teilnahme wiederschkinen zu lassen, die ihn bei jeder Begegnung mit der Kranken ergriff. Fräulein Christine ließ ihn aber kaum zum Gruß daS Wort, sie sagte mit halb-