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Dresdner Journal : 04.01.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-01-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189301046
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18930104
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18930104
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-01
- Tag 1893-01-04
-
Monat
1893-01
-
Jahr
1893
- Titel
- Dresdner Journal : 04.01.1893
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>z n- »r h- "z sik >r. st- S. o in Beilage zu 3 des Mittwoch, de» 4. Janaar 1893, abends. i»I ß'i' I >i M ! INI _ 7 ' ' Hill» »l I7.7'!OM7l IlilM'UM A-er Auföeschtag «vd Kufpffege. Lei de« diesjährigen Pferdevormusterungen im König» reiche Sechsen hat sich ergeben, daß eine große S^uhl durchaus guter und kriegstüchtiger Pferd« infolge niangcl- haften Hufbrschlaae« unbrauchbar geworden sind. Nach den Berichten der M'litärkommiffare l«gen die hauptsächlichsten Fehler beim Husbeschlage darin, daß die Schmiede zu viel vom Strahl und von den Trachten wegnehmen und dann schwere Eisen mit hohem Griff und Stollen zu heiß auf- brennen. AuS Ersparnisrücksichten sollen die Pferdebesitzer viel fältig derartige Hufeisen verlangen und au« gleichem Grunde 3 bi« 4 Monate liegen lassen, ohne sich um die Verbildung der Hüse zu kümmern. Diese Beobachtungen in ihrer Gesamtheit verdienen eine ernste Beachtung von seiten der Pserdebesitzer. Werden doch bei den hohen Pferdepreisen bedeutende Werte ver ringert, beziehentlich vernichtet, vormiegend oder lediglich au« Unachtsamkeit oder falscher Sparsamkeit. Möchten deshalb die nachfolgenden kurzen Belehrungen eine recht allgemeine Beherzigung finden Die Benutzung der Pferde auf den halten Straßen fordert unbedingt einen Schutz der Hufe. Der Hufbeschlag gewährt diesen Schutz, er bringt aber andererseits den Huf aus feinem natürlichen Verhältnis zum Erdboden und kann felbst bei guter Ausführung nachteilig wirken Er ist und bleibt ein notwendiges Übel, unser Bestreben muß daraus gerichtet sein, seinen Nachteilen, soweit irgend möglich, vorzubeugen Diele Nachteile beruhen hauptsächlich auf folgendem: 1) Durch den Hufbeschlag wird Hornsohle und Hornstrahl dem natürlichen Gegendrücke de« Erdbodens entzogen. In folge dessen schwinden diese außer Thätigkeit gesetzten Teile allmählich und der Huf verengert sich in seinen Hinteren Teilen. 2) Der Huf wächst fortdauernd Beim beschlagenen Hufe erfolgt aber eine Abreibung der vorwärt-schiebenden Horne« nur unvollkommen in den Hinteren Abschnitten infolge der bei jedem Schritt emtretenden Erweiterung und nachfolgenden Verengerung, während an der Zehe jede Abnutzung aufhört. So wird jeder Huf unter seinem Eisen zu hoch und zu lang (hoch). Dieses MißverhRltni» des Hufes zur Stellung des stützenden Schenkels führt zur Erschwerung de« Stehens und Gehens, zum leichteren Ermüden, zum Stolpern und Stürzen und selbst zur Ent wickelung von Gelenk- und Sehnenleidea. 3) Durch den Beschlag wird der Huf der natürlichen Selbstbefruchtung vom Erdboden aus entrückt Die Horn kapsel trocknet aus, wird starr, unnachgiebig und drückt auf die eingeschloffenen Weichteile. Ein stumpfer, klammrig blöder Gang, in höheren Graden Lahmheit ist die Folge. Alle diese Nachteile äußern sich an den Vorderhufen schneller und deutlicher, weil sie mehr belastet und der Austrocknung stärker ausgesetzt sind. Diesen unangenehmen Folgen läßt sich entgegentreten durch einen aller 5—6 Wochen erneuerten guten Beschlag und sorgfältige Huspflege. über die Ausführung des ersteren mögen folgende Haupt regeln angedeutet sein . Zurichten der Huse. fNach voisichtiger Abnahme der Eisen soll das unter dem Schutze des Eisens ge wachsene Horn durch Beschneidung (nicht Ausschneiden) entfernt und der Huf in die richtige, der Körperschwere und Schenkelstellung entsprechende Form und Größe zurück- gesührt werden. Von der Hornsohle und dem Hornstrahl ist im allgemeinen nur das in Selbstlösung begriffene Horn zu entfernen; hierauf wird der Wandtragerand bis zur Verbindung mit der ungeschwächten Hornsohle nieder- geschnitten, die Tragkfläche mit der Raspel geebnet und die scharfe Kante des HusrandeS gebrochen An der Wand fläche ist nichts zu raspeln. Der Huf ist richtig beschnitten, wenn das Pferd beim Vorsühren auf ebenem Boden gleich mäßig d. h. mit der ganzen Bodenfläche des Hufes auftritt, und wenn von der Seite gesehen die Zehenwand di; gleiche Richtung hat wie der Fess', l. Leider kann man eine fehlerhafte Zurichtung oft genug beobachten. Namentlich wird Sohle und Strahl durch starkes Ausschneiden immer und immer wieder geschwächt und die Wan» an den Hinteren Teilen zu stark, an der Zehe zu wenig beschnitten, anstatt die bereits unter dem Eisen stärker abgeriebenen Hinteren Teile zu schonen und die zu lange Zehe stärker zu verkürzen Es wird der Huf hierdurch in seinen von der Last am stärksten betroffenen Teilen geschwächt, so daß Erkrankungen sich bald einstellen, und die Stellung der Fußknochen so verändert, daß leicht Gelenk- und Sehnenerkrankungen folgen. Wahl der Hufeisen. Für gesunde Hufe kommen im wesentlichen 3 Arten von Hufeisen zur Verwendung: da« platte, das mit Stollen versehene und da« mit Griff und Stollen ausgestatlete Hufeisen. Das glatte oder stollenlose Eisen, vielfach als englisches Eisen bezeichnet, entfernt den Huf gleichmäßig und unbe deutend vom Boden und beeinträchtigt deshalb die Verrichtungen der einzelnen Husterle am wenigsten. E« ist deshalb unter allen Umständen vorzuziehen. In der srostfreien Zeit genügt da« stellenlose Eisen bei gesunden Hufen und Beinen für alle Dienstleistungen sowohl an Vorder- als Hinterhusen Nur bei schweren Arbeitspferden muß man zur Erleichterung des Abstemmen« an den Hinterhufen hiervon abweichen. Zm Winter sind bei glatten Straßen Stolleneisen nicht zu entbehren Das Hufeisen mit Stollen entfernt den Hus in den Hinteren Abteilungen stärker vom Bocen, verändert hierdurch die normale Stellung der Fußknochen und stört die T ätigkeit de^ Strahles Es ist deshalb weniger empfehlenswert, doch lassen sich seine Nachteile mildern, wenn die Stollen nicht höher gemacht werden, als das Hufeisen dick ist. Das Hufeisen mit Griff und Stollen entfernt den H if stark vom Boden und unterstützt ihn anstatt mit einer Fläche nur mit drei Punkten. Es hebt den wohl- thätigcn Bodendruck ganz auf, giebt bei Unebenheiten des Bodens zu Zerrungen der Bänder und Gelenke Anlaß, begünstigt das ungleichmäßige (schiefe) Ablaufen und er schwert das Abwickiln des Beines beim Vorwärtsschreiten. Trotzdem ist es sehr beliebt, zunächst weil es nicht so schnell abgenutzt wird und weil es das AuSgleiten hindern und das Abstemmen der Last erleichtern soll Ersteres läßt sich, wenn wirklich nötig, auch ohne Griff durch Em- schweißunq einer Stahlplatte an der Zehe vermeiden. In letzterer Beziehung erweist e« sich nur nützlich im schweren Zuge auf schlüp rigem, aber eindrückbarem Boden für die Hinterhufe, denn nur mit den Hinterfüßen schieben die Pferde ihre und die angehängte Last vorwärt?, während die Norderfüße vorwaltend zum Stützen der Körperlast dienen Die Anwendung de» Griffeisen« soll»« daher der mannigfachen Nachteile wegen aus die Himerhuf- schwerer Arbeitspferde beschränkt werden, soweit die Bodein»erhätt- mfle e« erfordern. Da« Aufpassen der Huseisen. Da« Hufeisen soll auf der ganzen Wand mit Einschluß der weihen Linie ausliegen; von der Sohle darf fich nur der äußere Rand strohhalmdreit auf da« Eisen stützen, im übrigen soll fie vom Eisendruck befreit bleiben. Di« Tragfläche der Huf eisen muß dabei mindesten« an den Schenkelenden ganz horizontal gearbeitet sein, weil jede andere Beschaffenheit die Autdehnung de« Hufe« in seiner Hinteren Hälfte be einträchtigt Da« Eisen soll der Form de« Huse« genau entsprech«« und daher muß man Umsang der Wand und de» Eisen« mit einander vergleichen; nur an den Trachten- enden können bei unregelmäßiger Stellung zur Vermeidung ungleicher Belastung Abweichungen geboten sein Die Länge der Eisen hat sich nach der Form der Hufe und dem Dienst zu richten, dergestalt, daß für schwere Arbeits pferde, welche nur im Schritt arbeiten, die Elfrnenden mit den Ballen des HufrS vergleiche« d h. eine von Ballen nach unten gezogene Lotrechte das Eisenende streift, wäh rend für Reit- und Kutschpferde, deren Dienst in schnelleren Gangarten erfolgt, die Eisen kürzer gehalten werden müssen, um da« Heruntertreten, Streichen und Emhaucn zu ver hüten. Alle Vordereisen sollen Zehenrichtung d. h eine schsittenkufenähnlich« Aufbiegung de» Zehenteile» um die halbe Eisrnstärke erhalten; hierdurch wird das Anstoßen und Stolpern vermindert und eine gleichmäßige Abnutzung de» Eisen« begünstigt. Unter Berücksichtigung dieser Forderungen soll das Hufeisen der Form de« Hufe« entsprechend geschmiedet und aufgepaßt werden, nicht umgekehrt. Um die« zu ermög lichen, paßt man die Huseisen warm auf, weil sich im warmen Zustande alle Fehler schnell abändern lassen Voraus gesetzt, daß da« schwach rotwarme, nicht weißglühende Eisen beim jedesmaligen Auspaffen nicht länger als einige Sekunden auf den Huf gebrückt wird, innerhalb welcher Zeit ein Halbwegs geübter Schmied sehen und suhlen kann, ob e» paßt, macht es keinen Schaden. Die Nachteile des zu langen Aufpaffen« heißer Eisen beruhen in der Aus trocknung des Hufhornes und zuweilen im Durchbrenne«, sobald die Hornsohle dünn gelaufen oder geschnitten war. Da» kalte Aufpaffen schließt diese Nachteile au« Leider kann es nur dort zur Anwendung kommen, wo leichte, glatte Eisen ohne Stahleinlage Abänderungen auf kaltem Wege gestatten. Beim Ausschlagen der Hufeisen erfolgen dann, wenn die Hufe richtig beschnitten waren, wenn die Nagellöcher genau auf die weiße Linie paffen, seltener Fehler in Form von Vernagelungen. Das Lockerwerden der Eisen läßt sich verhüten, wenn infolge tiefer Versenkung die Nageltöpfe tief in das Eisen getrieben werden (also nicht hervorstehen), wenn jeder Nagel frische» Wandhorn gefaßt hat, vernünftig angezogen und ordentlich vernietet ist. Nach dem Beschlage soll das Pferd beim Vorführen mit der ganzen Bodenfläche gleichmäßig austreten. Fehler kommen beim Beschlagen der Hufe häufig vor; viele derselben fallen dem Schmie oe zur Last, viele auch dem Pferdebesitzer. Erstere entspringen entweder der Unfähigkeit, ein Pferd zum Zwecke des Beschlages richtig zu beurteilen oder un genügender Handfertigkeit oder flüchtiger, schlendrianS- mäßiger Ausführung. Letztere beruhen teils auf ungerecht fertigter Beeinflußung des Schmiedes, teils auf falsch an gewendeter Sparsamkeit. Es ist eure allgemein bekannte Thatsache, daß der Husschmied bei der Ausführung des Hufbeschlages, sei es vom Besitzer, sei eS vom Kutscher, häufig beeinflußt wird zu Ungunsten des Beschlages. Denn dieselbe entspringt in der Regel nicht gründlichem Wissen, sondern vorgefaßten Meinungen. Am häufigsten beobachtet man diese Beein flussung bei der Wahl der Eisen; trotzdem der Schmied das stollenlose Eisen als das dienstlichste bezeichnet, ble>bt der Besitzer bei der Forderung von Stollen und Griff eisen. E« wird dem Schmied förmlich vorgeschrieben, wie er beschlagen soll; Gegenvorstellungen werden mit der Drohung, zu einem willfährigen zu gehen, beantwortet, und, um vie Kundschaft nicht zu verlieren, giebt der Schmied nach Das macht sich namentlich auch beim sogen. Akkord- beschlag bemerkbar. Die größeren Pserdebesitzer, nament lich aus dem Lande, geben in der Regel den Beschlag ihrer Pferde einem Hufschmiede in Akkoro für einen mög- lichst niedrigen Preis. Der Schmied muß, um sich vie übrigen Schmiedearbeiten zu erhalten, aus diese nievrigen Akkordsätze eingehen, die oft kaum die Kosten des ver wendeten Materiales decken Die Folge ist, daß der Huf beschlag flüchtig und mangelhaft ausgeführt wird, vaß mehr die lange Haltbarkeit als vie Zweckoienlichkeit berück sichtigt wird. Wenn z B. für Pferd und Jahr ein Akkordsatz von 6 — 12 Mark bewilligt wird, in Wirklichkeit aber minde stens bei einfachem Beschlage (ohne Schraubstollen im Winter) auf rem Lande 20—30 Mark, i" der Stadt selbstverständlich wesentlich mehr, zur Deckung der Material kosten und der ausgewendeten Arbeit erforderlich sind, so darf es nicht Wunder nehmen, wenn ein mangelhafter Beschlag geliefert wird. Der Akkordbeschlaq ist für den Schmied eine Quelle des Unmutes, für die Pferd; eine Quelle von Huf- und Bein leiden Wie hierbei eine falschangebrachte Sparsamkeit sich ausspricht, so tritt sie auch ohne Akkord b-ziiglich der Er neuerung des Beschlages namentlich aus vem Lande her vor Da« Beschlagen kostet Geld. Viele Pserdebesitzer lassen deshalb nur beschlagen, wenn die Elsen durchaelaufen oder verloren gegangen sind, und, um ja nicht so bald wiederkommen zu müssen, lassen sie dann recht tüchtig aus- schneiden und möglichst schwere Eisen mit hohen Griffen und Stollen aufschlagen. Daß eine Erneuerung des Be schlages nach 4—6 Wochen mit Wiederverwendung des noch nicht unbrauchbar gewordenen Eisens wenig kostet, den Pferden aber durch Gesunderhaltung der Hufe und Beine vielfältig zu gute kommt, wird nicht beachtet. Im Winter zumal, wenn wegen Mangel an Arbeit die Pferde viel müssig im Stalle stehen, wird am Beschlagen gespart; kein Wunder, wenn die Pferde infolge der langen und verbildeten Hufe im Stalle lahm werden Am Beschlage wird gespart, dagegen nicht am Füttern; oft werden die Pferde förmlich gemästet. Eine bessere Verteilung in der Weise, daß man am Füttern sparte, und das Ersparte, wenn auch nur zum Teile, sür den Beschlag c pferte, würde für den Besitzer, wie für seine Pferde, segensreich sein. Bezüglich der Hufpflege ist hervorzuheben, daß so wohl unbeschlagene wie beschlagene Hufe der Pflege be dürfen. Unbeschlagene Hufe erfordern eine Überwachung des HornwachstumS, namentlich wo ausgedehnte und ent sprechende Bewegung fehlt. Insbesondere müssen zu lang gewachsene Hufe verkürzt, fchief abgenutzte geregelt, umge wickelte Trachten entfernt werden. Dem Einreiben und Einsplittern de« TragrandcS degeanet man durch Berundunq mit der Raspel. Der Entwickelung der Strahlsäule ist durch reine Streu und regelmäßige Bewegung im Freren vormbeugen. Wenigsten« in Zwischenzeiten von 6 Wochen müssen die Hufe einmal gründlich nachgesehen und die sich ergebenden Abweichungen abgestellt werden. Beschlagenen Hufen fehlt die natürliche Selbst befruchtung, sie trocknen au», werden hart, spröde, un nachgiebig, und drücken Sie bedürfen daher der Zu führung von Feuchtigkeit und der Verhinderung der Au«trocknung. Da« Einfetten allein genügt nicht. denn ebensowenig wie ein ausgetrockneter harter rind«- lederner Stiefel hierdurch geschmeidig wird, ebenso wenig wird der Huf durch alleinige Anwendung von Hufschmieren nachgiebia E« ist vielmehr notwendig, zunächst Wuchtig keit zuzuführen Da« erreickt man am leichtesten durch tägliche« Waschen der Hufe und zwar bei arbeitenden Pferden nach vollbrachter Arbeit Hierbei wird der Huf gleichzeitig von allem nachteilig einwirkenden Schmutze be freit und alle Mängel am Hufe und Brfchlaae werden rechtzeitig bemerkt und können abgestellt werden. Damit die dem Hushorn zugeführte Fruchtigkeit nicht sofort wieder abvunstet, wird der ganze Huf, sowool die äußere al« die untere Fläche, kurze Zeit nach dem Waschen einqefettet. Al» Hussalbe verwendet man Schweinefett, Kammfett, gereinigte Vaseline oder Cacaodutter. Ranzige Fette oder geschwärzte Hufsalben sind zu vermeiden. Erstere verderben das Horn, letztere lassen nicht erkennen, ob der Huf vor dem Einschmieren auch rein gewaschen war, ver schmieren den Huf und unter den dicken Schmierkrusten wird da« Horn morsch und brüchig Stets muß man am eingefetteten Huie die natürliche Farbe und die eigen tümliche Faierung erkennen; dann nur ist er gut gereinigt und eingefettet Zur Gesunderhaltung der Huse gehört dann endlich noch tägliche Bewegung der Pferde im Freien; lange« Stehen führt allmählich zur Verengerung des Hufes. Lagcsgeschuhle. (Fortsetzung au« dem Hauptblatie.) Brüssel, 2. Januar. Die Drohung mit dem all gemeinen revolutionären Ausstand, welche am 26. De zember der hiesige Sozialistenkongreß ausstieß, hat schon heute, also nach kaum 8 Tagen, fast ganz ihre Wirkung verloren. Nachdem man sich von dem ersten Schrecken erholt und die Drohung auf ihre Ausführbarkeit hin zu prüfen begonnen hatte, gelangte man rasch zu der Überzeugung, daß kein Grund vor liege, um dieselbe besonders zu fürchten. Man er innerte sich vor allem deS kläglichen Scheiterns der in den zwei letzten Jahren gemachten Versuche zur Herbeiführung eines allgemeinen Streiks, man er innerte sich ferner, daß in dieser Zeit die Ausstands bewegungen niemals mit dem Willen, sondern stet- gegen den Willen der Führer zum Aasbruche ge langten, und man folgerte daher mit Fug und Recht, daß es den letzteren noch weit schwerer gelingen würde, einen bewaffneten Streik, d. h. eine wirkliche Revolution aller oder deS größten Teiles der belgischen Arbeiter in Scene zu setzen. Bettachtet man über haupt die am 26. Dezember in Brüssel stattgefundenen Verhandlungen mit kühlem Blute, so muß man aus den damals gehaltenen lebhaften Reden immer mehr den Eindruck gewinnen, als hätten die Führer die selben nur zu dem Zwecke ausgesprochen, um hinter ihnen ihre völlige Ohnmacht zu ver bergen. Dieses maßlose Drohen war das letzte Verzweiflungsmittel einer Partei, die eingesehen hn daß ihre Macht immer mehr im Schwinden begriffen ist, die den Boden unter ihren Füßen wanken fühlt und die daher einmal auf eine andere Weise versuchen will, ob der verlorene Einfluß nicht einigermaßen wiederzuerlangen sei. Die Führer wissen ganz genau, daß sie eine allgemeine friedliche Arbeitseinstellung niemals ins Leben rufen können, und daher drohen sie mit einem allgemeinen bewaffneten Ausstand in der Hoffnung, daß bei der richtigen Agitation wenigstens stellenweise Unruhen vorkommen würden, die eine be waffnete Intervention der Behörden notwendig machen und infolge der alsdann unausbleiblichen blutigen Er eignisse eine gewaltige Erbitterung unter der Ärbeiter- bevölkerung und damit einen neuen und engeren An schluß derselben an die Führer Hervorrufen müßten. Ein Überfluß an Gewissenhaftigkeit in Bezug aus das Arbeiterwohl hat ja die belgischen Sozialistenführer niemals ausgezeichnet, und sie werden sich auch wegen der vielleicht entsetzlichen Dinge, die sie heraufveschwören, gegenüber derRücksicht auf ihrceigene angenehme Existenz schwerlich allzugroßen Sorgen hingeden Aber auch die Bourgeoisie und die Behörden fürchten das SchreckenS- gespenst, welches die Sozialistenchess an die Wand zu malen für gut befinden, keineswegs. Man ist hier entschlossen, alle revolutionären Unternehmungen sofort mit größter Energie und Strenge zu unterdrücken, und daß die« den Behörden auch ohne Schwierigkeit gelingen wird, darüber sind bei sich selbst die r«bi«testen sozialistischen Führer noch nie einen Augenblick im Zweifel gewesen. Ernste Gefahren für de« Staat stellt also der an- gedrohte revolutionäre Ausstand nicht in Aussicht, wohl aber unter Umständen namenloses Elend für zahlreiche Arbeiterfamilien, und von diesem Stand punkte au- betrachtet ist die sozialistische Drohung allerdings im stände, die Menschen mit Unruhe und Besorgnis zu erfüllen. Rom» 2. Januar. In politischen Kreisen geht seit einigen Tagen das Gerücht, daß der König die Absicht habe, durch seine persönliche Intervention die Polemik zwischen Crispi und Maiquis di Rudini über die Erneuerung der Tripelallianz zu schlichten, umsomehr, als dieselbe schon zu mehreren Malen Gegenstand diplomatischer Notm aus Berlin und Wien gewesen sein soll. Der König wünscht, daß man heute nicht mehr darüber diskutiere, ob man in Bezug auf die Handelsbeziehungen der drei beteiligten Mächte gut daran gethan habe, den Vertrag 14 Monate vor seinem Ablauf wieder zu erneuern. Er ist der Ansicht, daß die handelspolitischen Beziehungen, wie sie Crispi mit Deutschland und Österreich m Geltung zu bringen beabsichtigte, den Zwecken der italienischen Politik nicht entsprochen haben würden. Eingeweihte versichern mit Bestimmtheit, daß der Wiedererneuerung deS Vertrages auch ohne den persön lichen Einfluß des König» selbst nichts im Wege ge standen hätte; übrigens hatte ja Crispi bereits zur Zeit seines Sturzes Verhandlungen betreffs der Wieder- erneuerung des Vertrages angeknüpft. — Die „Gazetta del Popolo" von Turin, welche allgemein als da« Organ BrinS angefehen wird, veröffentlicht heute einen Artikel, der das größte Aussehen erregt. Die „Gazetta" spricht nämlich über die Frage der Bank inspektionen die Ansicht au-, daß die Verantwortlich- keit deS Ministerium» in dieser Frage eine sehr große sei, und erteilt demselben den Rat, nicht au« falschem Gefühl nationalen Ehrgeize« mit der Wahrheit hintan zuhalte«. Dieser Artikel wird allgemein al« ein Be- wei« für die Richtigkeit der jüngsten Gerüchte an gesehen, nach welchen die Stellung de« Mi- nistenumS erschüttert sei, seitdem die Frage der Banken sich auf der Tagesordnung befände — — Die römische Presse spricht sich über die Worte, welche der König bei den üblichen Neujahrs- empfangen an die Deputationen deS Senat- und der Kammer gerichtet hat, im allgemeinen sehr günstig au«. Mit besonderer Genugthuung stellen die Blätter fest, daß der König die internationalen Beziehungen Italiens für so günstig hält, daß die Regierung ihre ganze Aufmerksamkeit und Arbeit den wichtigen inneren Interessen des Landes zuwenden könne Die meisten Blätter schließen an diese Worte des Königs einen warmen Appell an die Regierung, die königliche Mahnung beherzigend, mit Ernst und Thatkraft an der Hebung der schwierigen Lage Italiens zu ar beiten. Lissabon, 2. Januar. Wie der „Voss. Ztg." ge meldet wird, wurden die Cortes gestern von dem Könige mit einer Thronrede eröffnet. In dieser werden die gute« Beziehungen zu den fremden Mächten betont und Reformen zum Zwecke der Wieder herstellung der Finanzen durch Einschränkung der Ausgaben und Verminderung der für die öffentliche und schwebende Schuld zu zahlenden Zinsen an gekündigt. ES seien Unterhandlungen im Gange behufs Herabsetzung der Zinsen der schwebenden Schuld, damit der Staatsschatz ohne Besorgnis dem Schlüsse des Finanzjahres entgegensetzen könne. Die Cortes würden eine Erhöhung der Einnahmen be willigen müssen, um hierdurch den Inhabern von Schuldverschreibungen des Staates die genaue Aus führung der durch das Gesetz vom 26. Februar und durch den Erlaß vom 13. Juni übernommenen Ver pflichtungen zu gewährleisten. Die Thronrede bestätigt hiermit die Ansicht, daß die ordentlichen Einnahmen Portugals nicht ausreichen, die Verpflichtungen gegen die ausländischen StaatSgläubiger, trotz der ungesetz- mäßigen Zinsenkürzung, dauernd zu erfüllen. Worin die geplante Erhöhung der portugiesischen Staats- einnahmen bestehen soll, wird in dem betreffenden Berichte nicht angegeben, und das sto'ze Wort der Thronrede von der ,Wiederherstellung der Finanzen" wird die begründeten Zweifel an dem ehrlichen Be- streben der portugiesischen Regierung, Ordnurg un S aatShauShalte zu schaffen, nicht verscheuchen London, 3. Januar. Die Nachrichten über die Unruhen an der mexikanisch - texanischen Grenze widersprechen sich von Tag zu Tag. Während vor kurzem Meldungen vorlagen, die dem Aufstande GarciaS jede politische Bedeutung abzustreiten bemüht waren, wird der „Voss. Ztg." neuerdings berichtet, die New Aorker „Times" vom 2. d. M. habe eine Mel dung aus Monterey (Mexiko) veröffentlicht, der zufolge die mexikanische Regierung durch die Bemühungen deS Gouverneurs von Nuevo Leon endgiltige Beweise da für erlangt habe, daß 200 in Tamaulipa und an der texanischen Grenze ansässige hervorragende Mexikaner an der aufständischen Bewegung beteiligt seien, die bezwecke, eine Revolution zum Sturze des Präsidenten Diaz hervorzurufen. Dresdner Nachrichten vom 4. Januar. * Der diesseitige Gesandte in Berlin, Grafv. Hohen- thal und Bergen, ist heute '-^11 Uhr vormittag« nach Berlin zurückgereist. „ Während der Personenverkehr im Bereiche der säch sischen Staatsbahnen bis heute noch völlig in Ordnung war, bereiten diesen auf den Hauptlinien die Anschluß bahnen die empfindlichsten Störungen seit Beginn diese« Jahres Aus den österreichischen Bahnen ist der Verkehr von Wien über Bodenbach ebenso schwierig wie über Tetschen; auf beiden Grenzstationen hat man wieder holt mit dem Schnellzug nach Dresden absahren und die verspätet von Wien eingetroffenen Reisenden mittelst Sonderzügen nachfahren lassen müßen. Hiervon werden die jenigen, welche nach Leipzig und weiter zu fahren ge denken, bärter betroffen, weil diese Eonderzüge die fahr planmäßigen Schnellzüge Nr. 108 resp 124 in TreSden- Altstadt bei ihrem Eintreffen nicht mehr vorsinden, andern falls würden auch di; in Dresden-Altstadt u s. w. hinzu - kommenden Reisenden in Leipzig in ihier Weiterfahrt sehr gefährdet werden So fiel noch gestern lei dem Schnell zuge 124 jede Verbindung von Wien her in Bodenbach- Tetschen aus, während man in Prag für die Reisenden durch Gestellung eines Sonderzuges für pünktlichen An schluß in Bodenbach Sorge getragen hatte Heute — Mittwoch — fuhr der sächsische Schnellzug Nr. 108 in Tetschen ohne Wiener Anschluß ab und der 10 Uhr 16 Minuten vormittags von W>en über Bodenbach fällige Personenzug hatte bei seinem Eintreffen in Dresden Altstadt eine Versäumnis von 32 Minuten, welche wiederum die fahrplanmäßige Abfahrt des Schnell uges Nr 61 10 Uhr 35 Niinuten vormittags über Zoffen nach Berlin behin derte — Von BreSlau her trafen die Schnellzüge Nr. 224 gegen 4 Uhr vormittag« wenigstens dirart ein, daß tue Anschlüsse nach Hos-München niemals verloren gingen, dieSchnellzüae Ztr 236 ließen in ihrer Fahrt nicht« zu wünschen übrig. — Die Verspätigungen aus Bayern sind zur Zeit noch ohne jeden Belang, um so störender aber für die wichtige Hauptlinie Leipzig Bodenbach-Tetschen-Wien und weiter die aus der Magdeburger Route eingetretenen Hindernisse Bei dem Schnellzug Nr 109 — 11 Uhr 3 Minuten vormittag« in Dresden-Allstadt — fehlen fast täglich die Durchgangswagen von Vlissingrn, Aachen, Frankfurt a. M und Hamburg und kommen mit den Reisenden entweder mittelst Sonderzuge» nach oder treffen erst nachmittags hier ein Hierunter leidet auch der ZeitungS- und Briefverkehr erheblich. Auch heute war die« wiederum ler Fall, da man dem Schnellzug 109 einen Sonderzug nachsenden mußte, welcher jedoch den ersteren in Dresden-Altstadt nicht mehr erreichte. — Auf der Strecke Wien Bodenbach liegen die Schwierigkeiten zwischen Wien-Prag; von letzterer Stati«n au» sorgte man auch heut- früh für die Reisenden durch einen Sonderzug bi» Bodenbach — Im Anschluß an den Hauptgotte»dienst werden am Epiphaniasfest« in mehreren hiesigen Kirchen die neu gewählten Kirchenvorstände in ihr neue« Amt ein gewiesen werden.
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