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verdiene: — Ich bin öer kleine König, — Gebt mir glicht zu wenig,- — Laßt mich nicht zu lange stehn, — will ein Haus weitergehn. Sie erhalten Sann ein kleines Geschenk und entfernen sich, um bei Sen Nach barn oöer einer anSern ihnen geeignet unS zugänglich erscheinenden Person dasselbe Spiel zu wiederholen. Wenn der Brauch nicht zur bloßen Bettelet entartet, besitzt er manches Sinnige und Reizvolle. Der Spruch selbst hat je nach der Gegend AenSerungen erfahren. Fitscken bedeutet hin- und herfahrend reiben, wir fin den Sen Ausdruck in der gleichen Bedeutung auch in dem Wort: „Fitscherpfeil" wieder. Vielleicht hat es aber auch hierbei die Bedeutung von Nute und Gerte selbst. * An jedem Pfingstmontag findet im Städtchen Ecaussines in Belgien ein altüberlieferter Hetrats- markt statt. Häuser werdcu zu diesem sonderbaren Pfingstfeste mit Fahnen nnd Blumen reich geschmückt. Die jungen Mädchen der Stadt babeu sich schon lange vorher zusammengetan, eine Präsidentin gewühlt und Einladungen an die heiratslustige, mänuliche Fugend ergehen lassen. Ehedem kam diese fast nur ans der Stadt selbst und aus der Umgebung, jetzt aber strömen tausende aus ganz Belgien herbei, nm sich die Sache anzusehen. Der Mittelpunkt des Festes ist der Markt- Platz. Zur festgesetzten Stunde besteigt die Präsidentin .'ein Podium, um den „mcssieurs" die Freuden des Ehe- istandes, einschließlich des Kindergeschreis, zn schildern. Danach finden er und sie sich schon selbst im Gedränge, man setzt sich an im Freien ausgestellte lauge Tafeln und vergnügt sich ländlich sittlich allein an Kaffee und -Kuchen. Wenn auch nicht sogleich Heiratspakte ge schlossen werden, so berichtet Sie Fama dennock, daß -er Heiratsmarkt durchaus nicht seinen Zweck ver- keblt. Vom „Pfingstochsen". „Geputzt wie ein Pfingstochse" ist ein sehr bekann tes Wort. Und da gerade jetzt das schönste der Früh lingsfeste, Pfingsten, wieder vor der Türe steht, dürfte es interessieren, dem Ursprung dieses Wortes nachzu- gehen, Allerdings, weit zu gehen brauchen wir nicht Der Pfingstochse wird nach alter Volksfitte reich mi > bunter Zier behangen; aber was für eine Vewandtnit hatte es sonst mit diesem Pfingstochsen? Da Pfingsten in eine Jahreszeit fällt, wo di« ganze Natur im Treiben und Wachsen begriffen ist wo aber auch ringsum schon vieles voll erblüht steht wo Felder, Wald und Wiesen grünen, so wird ihm de: jLandmann und Hirt besondere Bedeutung beimessen Vs herrscht denn auch vielerorts die Sitte, gerade an ^Pfingsttage das Vieh zum ersten Male auf die Weid« jgu treiben. Unter großer Fröhlichkeit geschieht dies "denn das meist noch junge Volk der Mägde und Knechte will an dem Ereignis seine Frcndc haben. Und so ist denn der Brauch entstanden, daß derjenige Knecht, die ; Magd oder das Rind, das all diesem Tage zuletzt (an i manchen Orten auch zuerst) auf dein Weideplätze er scheint, einen Scherznamen erhält nnd mit Bändern, ! Grün und Blumen geschmückt wird. Die Scherznamen sind Pfingstfuchs (für einen Knecht), Pfingstbraut (für eine Magd); das betreffende Rind aber wird Pfingstkuh oder Pfingstochse geheißen, j Seine Hörner, sein Hals, sein Schwanz, jeder Körper- i teil, der sich putzen läßt, wird reich behangen und um- i wunden. Und dann wird er im Jubel durchs Dorf ! geführt, der brave bekränzte und bebänderte Pfingst- ! ochse. ! Fink und Star. ' Eine Pfingstgeschichte von Karl Schneider. s Fink nnd Star waren von jeher gut miteinander s befreundet. In den Zweigen des gleichen Baumes j schlug man Jahr für Jahr das Heim auf und wenn es ' einmal bei Finkens viel Arbeit gab, z. Ä. Sonnabends j beim Aufwischcn oder bei Kindtansen, wo bann viele : Gäste Sa waren, dann bewies sich Frau Stärin mit j althergebrachter Selbstverständlichkeit immer wieder als liebenswürdige, hilfsbereite Nachbarin. Besuchte Mutter Fink hin und wieder ihre Base, j was beim Geburtstag oder beim Kaffeekränzchen regel- ! mäßig der Fall war, wozu aber noch viele unregcl- - mäßige Fälle kamen, dann vertrat Frau Stürm sogar - Mutterstelle, meistens aber auch noch Vaterstelle, da i Vater Fink sehr oft eine ansgetrocknete Kehle hatte ! und mit seinen Kollegen im Gasthaus zur goldenen j Haselnuß Sechsundsechzig plätschtc. Frau Stärin hatte : dann zuweilen ein gerütteltes Stück Arbeit, nament- ' lich wenn die kleinen Finken allerhand Allotria trieben ' nnd noch unartig obendrein waren. Aber daun machte i Frau Stärin meist kurzen Prozeß und walkte die Tau- , genichtse mit -er Gerte oder mit dem Besenstiel ganz - gehörig durch. i Besonders ungezogen war manchmal der älteste - Finkenjunge Max, der bereits seit einem halben Jahre - in die Schule ging und schon drei und vier zusammen- j rechnen konnte. Er war auf seine Wissenschaft über- ' aus eingebildet und suchte oft, die Frau Stärin zn hänseln, weil ihr kleines Aennchen schon gleich im . ersten Schuljahr sitzengcblieben mar. j Auch heute am Pfingstsonntag war Mutter Fink ' wieder zu ihrer Base geflogen, um mit ihr einige > Stündchen des Festes gemeinsam zu verbringen. Frau ; Stärin, die für diese Stunden wieder die Aufsicht über ) das Haus übernommen hatte, setzte sich mit den Fin- ; kenkindchcn auf den dicken Äst vor dem Finkcnhcim - und stimmte mit ihnen ein gar lustiges Festliedchcn an. Es war ein Jauchzen und Jubilieren, das den Gesang der anderen Vögel gewaltig überdröhnte, so Saß schon von weitem Sie Menschen, Sie mit ihren bunten, prächtigen Festtagsklcidern im Walde spazie rengingen, stehen blieben und verwundert lauschten. Dann erzählte Frau Stärin den Finkenkinderu schöne Märchen und auch Selbsterlebtes von ihren wei ten Flügen nach Australien. Sie habe sogar einmal eilt riesiges Luftschiff gesehen, das von dell Menschen erbaut worden sei und mit dem sie heute schon bis über den Ozean fliegen könnten. Es seien sogar Schlafkabinen drinn und auch noch ein großer Speise^ saal. Sie habe solch ein Mesenluftschiff einmal aus allernächster Nähe gesehen und sogar durch die Fenster in den Speisesaal Hineinschauen können. Da hätten die Menschen vergnüglich an Tischen gesessen und Wein getrunken genau wie im Gasthaus zur goldenen Hasel- uuß. „Das ist ja alles gelogen!", unterbrach plötzlich der Finkenmax die Erzählung. „Das können Sie jemandem erzählen, der dümmer ist als ich!" „Einfältiger Schnösel!" schimpfte verärgert die Stärin. „Du bist ein ganz überspannter Fatzke. Wenn Sn noch mal deinen ungewaschenen Schnabel dazwischen steckst, dann werd' ich Sir mal mit Ser Gerte Sic Federn znrechtbürsten." Als Fran Stärin ein lvenig ihre Aufregung ver- pnstet hatte, drehte sie dem frechen Max endgültig den Rücken und erzählte den übrigen Finkenkindcrn noch viele andere verwunderliche Sachen: Von den Men schen, die heute bloß ein paar schwarze Wichsschachtel deckel auf die Ohren zn klappen brauchen und dann die schönsten Konzerte hören, die drüben in Amerika oder in Rußland oder in England gespielt werden von den neuen Apparaten, mit denen man sogar übei das Meer hinüberphotographieren kann und von den Maschinen, die ganz von selber rechnen . . . Derweilen saß der Finkenmax da und hielt sich vm Lachen den Bauch. Seine spöttischen Grimmaffen ver> rieten nur allzu offen, daß die Stärin lauter unge reimtes Zeng faselte, das sich aber ein wissenschaftlick gebildeter Finkenjunge, Ser schon ein halbes Jahr ir die Schule aelst, uickt andrehen läßt. ... Gleich darauf kehrte Mutter Fink von ihrem ßfingstausflug nach Hause. Ihr Gesicht strahlte wie sie liebe Sonne, den« Frau Base hatte ihr eine ganze Nenge Tortenschnittchen eingepackt. Für Vater und Rutter Fink zwei Stück, für die Finkenkinder fünf Ltück und auch noch drei Stück für die Familie Star. „Das ist ja eine vorzügliche Rechenprobe für Ihren icscheiten Max, Frau Fink", bemerkte die Stärin. „Der »esierwisser hat sich heute wieder schwer aufgebläht, veil er glaubt alles besser zu verstehen als ältere, irfahrene Leute." „Was?" erwiderte dreist öer Finkenmax, dem die Valle jetzt reichlich hochgckommcn war. „Ich soll nicht nal die paar lumpigen Stücke Torte zusammenzählen können? Zwei nnd fünf und drei, das gibt, das gibt .... sieben!" Mutter Fink nnd Mutter Star verfielen sofort in stnen unbändigen Lachkrampf und auch die kleinen Kinkennesthäkchen lachten belustigt, wenn sie auch nicht reckt wußten weshalb.