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geber ist durch diese Fragen ost in einige Ver legenheit gesetzt worden, weil sie sich mit der wünschenswerten Kürze in der erforderlichen gründlichen und zuverlässigen Weise nicht beant worten lassen und die genannten Schäden durch Anwendung einiger weniger Arzneimittel nicht zu beseitigen sind. Die letztgenannte Tatsache, welche die Ver öffentlichung dieses Artikels veranlaßt hat, wolle der Leser wohl beachten. Geschieht das nicht, so wird er manche Mark, die er zum Ankauf viel gerühmter, jedoch meist wirkungsloser Geheim mittel verwendet, seiner Unwissenheit, Unachtsam keit, Abergläubigkeit oder Gleichgültigkeit opfern müssen. Kauft weder die Euch angepriesenen Rinderpulver, noch die sogenannten Umrinder pulver, welche Euch von tierärztlichen Pfuschern zu hohen Preisen angeboten werden, sondern geht, sofern Ihr durch die nachstehenden Ausführungen sicheren Aufschluß über das Wesen der krank haften Zustände Eurer Tiere nicht erhalten solltet, ohne Verzug vor die rechte Schmiede, zum Tier ärzte, der allein zuverlässigen Rat zu geben im« ßande ist. Was zunächst die Störungen des Geschlechts- triebeS betrifft, so ist zu unterscheiden zwischen dem übermäßigen und dem verringerten Ge- schlechtstrieb; beide Zustände kommen sowohl bei männlichen und weiblichen Tieren vor, am häufigsten aber bei Kühen. Der übermäßige Gefchlechtstrieb ist ein Zustand, der auch Geilheit, Stiersucht, Brüller krankheit, Monatsreiterei, Stillochsigkeit, Samen« oder Mutterkoller genannt wird. Die Ursachen des übermäßigen Geschlechts triebes sind sehr verschiedene. Es neigen dazu vor allen Dingen ältere, fette Kühe. Ferner kommt der Zustand oft zur Beobachtung bei Bullen, die zu hitziges Futter erhalten haben, besonders Roggen, Gerste und Hülsenfrüchte, ferner solche, welche wenig Bewegung und gutes Futter hatten. Am allermeisten wird das zu häufige Rindern aber bei Kühen beobachtet, wenn Krankheiten der Geschlechtsorgane be stehen, nämlich Tuberkulose oder Geschwülste der Eierstöcke, Schsidenentzündung, Gebärmutter entzündung, Verschluß des Muttermundes, Lage« veränderungen der Gebärmutter und andere krankhafte Zustände der Geschlechtsteile. Endlich beobachtet man einen übermäßigen Geschlechtstrieb beim Bläschenausschlag des Rindes und Pferdes. In welcher Weise sich der in Rede stehende krankhafte Zustand zeigt, brauchen wir hier nicht zu beschreiben, weil wir es ja mit Landwirten zu tun haben, welche die Äußerungen des Ge schlechtslebens der Haustiere wohl kennen. Allein es muß bemerkt werden, daß der Grad der Er regung bei den einzelnen Tieren ungemein wechselt. Manche Kühe zeigen nämlich nur geringe Zeichen von Aufregung — man spricht in diesem Falle wohl von „Stillochsigkeit" —, während andere sich förmlich tobsüchtig zeigen, ein eigentümliches, stierähnlicheS Gebrüll erheben und infolge der Erregung abmagern l Brüllerkrankheit). Die Behandlung hat sich ganz nach den Ursachen zu richten. Wenn die Ursache der Er krankung in einer zu starken Fütterung bei zu wenig Arbeit zu suchen ist, so liegt die Sache ja sehr einfach. Man füttert knapp und sorgt für ausgiebige Bewegung. Außerdem sind kalte Waschungen des Hinterleibes vorzunehmen und kleine Gaben von Glaubersalz zu verabreichen, täglich etwa ein halbes Pfund in einer Weinflasche Wasser. Entzündungen der Scheide werden durch Ausspülungen mit Kreolinwasser — ein Tee löffel Kreolin auf 1 Liter Wasser — behandelt. Unter Umständen ist auch die versuchsweise An wendung gewisser Arzneimittel, des Kampfers, Morphiums, Chloralhhdrates usw. angezeigt. Man soll sich von dieser Behandlungsweise jedoch keinen zu großen Erfolg versprechen und darf, die an geführten Medikamente, Welchs sehr giftig sind, nur auf tierärztliche Verordnung anwenden. Das sicherste Mittel ist unter allen Umständen die Kastration, welche bei männlichen Tieren und bei Kühen ohne besondereGefahr vorgenommen werden Jann. Wird Tuberkulose als Krankheitsursache Vermutet, so lasse man das Tier mit Tuberkulin impfen und bewirke dessen sofortige Abschlachtung, falls die Impfung das Vorhandensein von Tuber kulose ergibt. Sind Eisrstockszysten die Ursache des Leidens, so lasse man diese durch den Tierarzt MK.LMMs)MritiseL , Der verminderte Geschlechtstrieb gelangt namentlich bei Kühen und Kalbinnen oft zur Beobachtung. Als Ursachen dieses Zustandes sind zu nennen: I. Krankheitszustände in den Geschlechtsorganen, wie Schäden, Katarrhe, weißer Fluß, Zurück bleiben der Nachgeburt, Krankheiten der Eier stöcke, Tuberkulose usw. 2. Phlegmatisches Temperament, starker Fett ansatz, allgemeine Schwäche der Tiere, Rücken marksleiden und andere innerliche Krankheiten. 3. Schwächezustände in den Geschlechtsorganen, verursacht durch zu frühzeitige Verwendung zur Zucht oder übermäßig häufiges Belegen. Tie Behandlung richtet sich wieder ganz nach den Ursachen. Die sogenannten Rinder pulver besitzen nur einen beschränkten Wert sür gewisse Fälle und dürfen auf keinen Fall zu oft angewandt werden. In allen Fällen muß die Haltung und Fütterung der Tiere geregelt werden, geschwächte Tiere sollen kräftig ernährt werden mit Hafer, Hülsenfrüchten, Roggen, Brot usw., umgekehrt ist zu fetten Tieren ein Teil der Nahrung zu entziehen und regelmäßige Be wegung zu verschaffen. Außerdem ist die Ver abreichung gewisser, den Geschlechtstrieb an regender Hausmittel angezeigt. Solche sind Pfeffer — 10 Z für das Rind — Ingwer, Kümmel mit Schnapps, Wacholderbeeren und andere mehr. Wenn Ausfluß aus der Scheide besteht, fo verabsäume man die Zuziehung eines Tier arztes nicht und behandle das Tier nach dessen Anweisungen. Nohimvetol, vom Tierarzt ver schrieben, verhilft häufig bei vermindertem Ge- jchlechtstrieb zum Erfolg. Die Unfruchtbarkeit weiblicher Tiere kann durch Mißbildungen der Geschlechtsorgane, Zwitterbildung, sowie unheilbare Erkrankungen der Eierstöcke hervorgerufen werden, und ist dann durch kein Mittel zu beseitigen. In diesen Fällen ist es geboten, die Tiere fett zu machen und zum Schlachten zu verkaufen. Häufig ist aber der Fehler vollständig zu heilen. Allein mit Arzneimitteln ist hier kaum etwas auszurichten, sondern nur durch Operationen, deren erfolgreiche Ausführung in vielen Fällen ren Tierärzten in der Neuzeit gelungen ist. Ehe ich der Besitzer des Tieres daher zur Schlachtung entschließt, versäume er ja nicht, einen sach verständigen Tierarzt zu Rate zu ziehen, sofern an der Erhaltung des Lebens des Tieres etwas gelegen ist. Neues vom Vogelschutz. vr. xbü. b. o. Hans Freiherr von Berlepsch, der Gründer und Besitzer der staatlich anerkannten Versuchs- und Musterstation für Vogelschutz zu Burg Seebach, Kreis Langensalza, spielt, wie allgemein bekannt, auf dem Gebiete des Vogel schutzes als Bahnbrecher eine führende Rolle. Mit der Herausgabe seines vortrefflichen Buches*) hat er sich nicht allein um die Erhaltung der nütz lichen und schutzbedürftigen Vertreter unserer Vogelwelt, sondern auch um die Förderung der ornithologischen Bestrebungen in Deutschland über haupt ein unauslöschliches Verdienst erworben. Uber zwei Jahrzehnte sind vergangen, seit Freiherr von Berlepsch den Schlußstrich unter die neunte Auflage seines Buches setzte. Welche gewaltigen Fortschritte der Vogelschutz in diesem Zeitraum machte, und welche entscheidende Bedeutung er erlangte, lehrt am besten ein Vergleich der neunten mit der zehnten und der nach kaum zwei Jahren notwendig gewordenen Neuauflage. Außer voll kommener Um- und Neubearbeitung erfuhr die 10. Auflage eine bedeutende Erweiterung insofern, als nicht nur zehn Kapitel und drei Anlagen neu hinzukamen, sondern auch das durchweg treffliche Bildmaterial erheblich vermehrt, die farbigen Tafeln mit Ausnahme des Sperlingbildes neu gemalt wurden. Glühende Liebe zur Vogelwelt und innige Freude an ihrer biologischen Er forschung haben dem Verfasser die Feder geführt. So entstanden auf der Grundlage fast fünfzig« jähriger Studien und Beobachtungen und unter *) „Der gesamte Vogelschutz, seine Be gründung und Ausführung aus wissenschaft licher, natürlicher Grundlage". Von Hans Freiherr von Berlepsch, vr. pdil. d. o. 302 Seiten, s Bunttafcln und 70 Textabbildungen, l l. Auflage. Verlag I. Neumann, Neudamm, Preis rartmiert ö M, in VaMsW ö M,.. gleichzeitiger Berücksichtigung der gesamten, während dieses Zeitraumes erschienenen ein schlägigen Literatur die zehnte und die fast un veränderte elfte Auflage seines Buches. Es ist der Niederschlag der zielbewußten, ernsten Lebens arbeit eines Mannes, der heilige Begeisterung für die Natur und ihre wilden Kinder von frühester Jugend an als wahrstes Lebensglück empfand. Das geht am klarsten aus dem ersten Teil des Buches hervor, dem ornithologischen Lebenslauf des Verfassers, der uns zugleich ein scharf um« rissenes Lebens« und Charakterbild entrollt, das bei seiner Treue und schlichten Natürlichkeit den interessierten Leser mit wärmster Sympathie erfüllen muß. Aus ihm ist auch ersichtlich, auf welchen Wegen der Verfasser, indem er der Natur nachging, zu den verschiedenen mitgeteilten Maß nahmen gekommen ist, und weshalb er andere Maßnahmen, die bei ihrer Anwendung verderben bringend wirken, im Interesse der Sache jo scharf beleuchtet. Der zweite Teil behandelt in 2g Kapiteln, drei Anlagen und einem Nachtrag, den gesamten Vogelschutz, seine Begründung und Ausführung auf wissenschaftlicher, natürlicher Grundlage, und zwar in einer Weise, wie sie eingehender und erschöpfender nicht gedacht werden kann. Unter anderem sind darin alle seit IS08 bei der Seebacher Station aus dem In- und Auslande eingegangenen Anfragen einer umfassenden Beantwortung ge würdigt. Der Nutzen der Vogelwelt ist auf Grund unumstößlicher Tatsachen hervorragend heraus gestellt. Wer Vogelschutz wirklich sachgemäß betreibt, sich besonders drS Schutzes unserer nützlichsten Vögel, der Höhlenbrüter, annimmt, fördert damit die wirklich einzig erfolgreiche Schädlingsbekämpfung, denn nur so ist schon der Anfang jedes erhöhten Raupenfraßes zu verhüten. Ob der Leser nun Wald, Feld, Garten, Gemüse, Obst oder Wein zu schützen beabsichtigt, oder ob ihm an erfolgreicher Bekämpfung der Mücken- und Fliegenplage gelegen ist, ihm wird nicht allein Aufschluß, wie er das mit Hilfe der Vögel am vorteilhaftesten bewerkstelligen kann, sondern er erfährt auch, auf Grund welcher Beobachtungen und Versuche man die diesbezüglichen Erfahrungen gesammelt hat. Bei der lateinischen Benennung der auf geführten Vögel hält sich der Verfasser nach wie vor an Reichenow <1889), doch hat er auch die neue ternäre Nomenklatur von Hartert zur Kenntnis gegeben. Um besonders dem Laien ein rasches Nachschlagen zu ermöglichen, waltete auch bei Aufstellung des Sachregisters besondere Sorgfalt ob. In der vorliegenden Auflage erblickt Freiherr von Berlepsch, wie er sieb selbst ausdrückt, das Testament seiner wissenschaftlichen Lebensbe tätigung. Wer sich nun dem Vogelschutz, sei es auS ethischen oder materiellen Beweggründen, widmet- der findet in diesem Testament einen Berater, ein Werk, wie er es siH hinsichtlich der Fülle des darin verarbeiteten wissenschaftlichen Materials ein gehender und tiefgründiger nicht wünschen kann. Das vom Verlage in einer des Inhaltes würdigen Ausstattung und Aufmachung heraus gebrachte Buch wird seinen Weg gehen zu Nutz und Frommen unserer Vogelwelt und aller der jenigen, die ihr in zweckentsprechender Weise Schutz und Pflege nach jeder Richtung hin bestens angedcihen lassen. Konrad Andreas. Neues aus Stall und Hof. Zum plötzlichen Verenden von Rindvieh. In den letzten Zeiten haben sich die Fälle plötzlichen Verendens von Rindvieh und notwendig werdenden Tötens derartig vermehrt, daß eine mitteldeutsche Landwirtschaftskammer sich veranlaßt sah, der An« gelegenheit nachzugehen. Es stellte sich in fast allen Fällen heraus, daß die Tiere Fremdkörper, besonders Draht, mitgesressen hatten, was zur Todesursache führte. Es handelte sich um Kupfer« draht, der bestimmt bei der Legung von Telephon-, Telegraphen, und Lichtleitungen von den aus- führenden Arbeitern achtlos aus Wiesen und Feldern sortgeworfen worden war. Solche ver» schluckten Gegenstände gelangen zunächst in die Haube, durchbohren deren Wandung, wandern in die Brusthöhle ein, gelangen in den Herzbeutel und auch in das Herz und verursachen dadurch die unheilbare, immer zum Tode führende Herzbeutes- und Herzentzündung. Die Rinder äußern dann Kim Drücken geM M MM LMsM WüS