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Seeleuten den Gehorsam verweigern, hat eine schwere politische Krise in Italien hervorgerusen. Nitti hat nunmehr zu einem letzten Mittel gegriffen, um diese Krise zu losen, indem er die Eröffnung der Kammer auf den 27. ds. MtS. verschoben und gleichzeitig den König veranlaßt Hut, einen Kron rat auf den 25. ds. Mts. einzuberufen. In der Verfassungsge schichte Italiens ist dies der erst« Fall; nicht einmal vor dem Eintritt Italiens in den Weltkrieg wurde es für notwendig gehalten, einen Kronrat einzube rufen. Diese Tatsache mutz als ein Anzeichen der höchst bedenklichen Lage betrachtet werden, in die der italienische Staat geraten ist. Einige Blätter behaupten, daß die Antwort Wil sons eingelaufen sei, die der von Italien, Frankreich und England vereinbarten Lösung des Fiumer Pro blems (das Stadtgebiet Fiume fällt an Italien. Ha fen und Eisenbahnen werden internationalisiert) die Zustimmung verweigere, dagegen zu dem Vor schlag« Tardieus, dort einen Pufferstaat unter dem Szepter des Völkerbundes zu errichten, zurückgreife. Der Kronrat soll nunmehr die Frage erörtern, ob Italien trotzdem auf der Angliederung von Fiume be stehen oder sich der Ansicht Wilsons fügen soll. Auf der einen Seite droht die Aufruhrbewegung um sich zu greifen; aus der anderen Seite herrscht eine leb hafte Gärung unter dem Proletariat. Der „Avanti" hat offen verkündet, daß dis Ereignisse von Fiume den sozialistischen Soldaten das beste Bei spiel geben, ihrerseits für ihre Ideale der prole tarischen Diktatur und des Kommunismus zu den Waffen zu greifen. Das sozialistische Blatt erklärt, datz das Bürgertum Italiens mit der von ihm ge nährten militärischen Empörung in Fiume außerhalb der Gesetz« stehe, und datz es nunmehr Sache des Proletariats sei, nicht müßig zuzuschauen, sondern seinen Handstreich zu- vollführen. Nach solchen Aeutzerungen ist es nicht unwahr scheinlich, datz auch diese Haltung der Sozialisten zu der Einberufung des Kronrates beigetragen hat, die die oppositionellen Zeitungen als Zeichen der traurigen Schwäche der gegenwärtigen Regierung deuten. Die gesamte italienische Presse steht unter dem Eindruck der Einberufung des Kronrates und der Ver tagung der Kammer bis zum 27. September. Die Gegner Nittis betonen, datz di« Einberufung des Kron rates einen Versuch des Ministeriums bedeutet, sich der Verantwortlichkeit angesichts der unerträglichen inneren und äußeren Lage des Landes zu entziehen. Zum Kronrat sind Luzzatti, Boselli, Giolitti, Sonnmo und Orlando, die Hesresleikung und sämtliche Fra^ tionsführer eingeladen, darunter Turati, dessen Teil nahme aber von der Zustimmung der Parteileitung der offiziellen Sozialisten abhängt. Der sozialistische „Avanti" sieht in der Einberufung des Kronrates einen' letzten Versuch der Regierung, einen Ausgleich zwischen den Ansprüchen der Militaristen und dem Nuhebedürfnis des die Revolution fürchtenden Bürger tums zu finden. Politische Rundschau. ' , — Berlin, den 24. September 1919. : — Die Memoiren des Herrn v. Tirpitz, die seit über zwei Monaten zurückgehalten wurden, werden nunmehr bestimmt am 1. Oktober der Oeffentlichkeit übergeben werden. — Der Reichswehrminister gibt bekannt, daß Gesuchs von deutschen Offizieren um Einstellung in das ameri kanische Heer nach. Friedensschluß nicht berücksichtigt werden, La die amerikanische Armee genügend Offiziere besitzt und eine Einstellung von Ausländern nicht geplant ist. — An amtlichen Berliner Stellen wird die Warschauer Meldung, daß Oberschlesien noch vor der Unterzeichnung des Friedensvertrages durch Ententetruppen besetzt werden soll, für völlig unbegründet erklärt. — Nach mehrwöchigen Verhandlungen ist in Brom berg die Einigung des Deutschtums in den dein Friedens- Vertrag zufolge an Polen fallenden Gebieten vollzogen worden. Als die höchste Spitze des Deutschtums im Ab- tretungsgebiet ist die Deutsche Zentralarbeitsgeineinschaft -mit dem Sitze in Dirschau gebildet worden. — Ein Nachtragsgesetz über den Zusammenschluß der thüringischen Staaten ist dem Bolksrat von Reuß zuge gangen. Das Gesetz sieht eine Gemeinschaft von nur sechs thüringischen Staaten vor und hält den Beitritt von Ko- burg und Meiningen offen. :: Der Kaiserprozeß soll auf der Gegenseite wei ter verfolgt werden. Ein englischer Korrespondent erhielt in London an maßgebender Stelle die Versiche rung, datz es dem Obersten Rat Ernst damit fei, den Exkaiser vor einen Gerichtshof zu stellen, und datz auch keine Veränderung darin eintreten werde. — Man braucht diese übereifrige Beteuerung nicht allzuernst zu nehmen. Die englische Regierung hat offenbar das Bedürfnis, bei dem hetzerisch gesinnten Bolksteil die Stimmung aufzubessern. u Tie «esichtigungsreifen der deutschen Sachver ständigen für den Wiederaufbau des zerstörten Gebie tes haben jetzt begonnen. Zunächst findet eine drei tägige Reise nach den Bergwerksbezirken statt. In den nächsten Tagen werden sich Besichtigungsreisen für die Wiederaufräumungsarbeiten anschlietzen und zwar je eine in die Gegend von Lille, Peronne, Svissons und Verdun. :: Tie Erörterung des Gesetzes über die Betriebs räte wurde am Mittwoch fortgesetzt, indessen kam man über die allgemeine Besprechung nicht hinaus. Die Mehrheitsparteien erachten den Entwurf geeignet für die weitere Beratung. Dabei wurde vom Zentrum erklärt, das Gesetz müsse ein Instrument des Frie dens werden, nicht des Kampfes, und seine Ausdeh nung auf die kleinbürgerlichen Betriebe sei unmöglich. :: Die Arbeitgeber zum Betricbsrätcgese^ Auf Einladung des Reichsverbandes der deutschen Indu strie und der Vereinigung der deutschen Arbeitgeber- Verbünde tagt in Berlin eine Versammlung, die von nahezu allen Vertretungen der deuKchen Arbeitgeber beschickt ist«. Man kam zu einer Enstchließung des Inhalts: „Der künftige Einfluß der Betriebsräte auf sie Betriebsleitungen, ihr Mitbestimmungsrecht bei Ein stellungen und bei Einführung neuer Arbeitsmethoden, ihre jederzeitige Absetzbarkeit durch die Betriebs versammlungen, der Mang zur Vorlegung der Ds! la uz sowie der Gewinn- und Verlustrechnung, die Abordnung von Betriebsrat-Mitgliedern in den Auf« slchtsrat erscheinen so gefährlich für die Leitung, Ordnung und Leistungsfähigkeit der Betriebe, datz der Entwurf in dieser Form nicht Gesetz werden d a r f." :r Die ««Handlungen über die overschlesische Auto nomie wurden am Mittwoch im Ausschuß der preußi schen Landesversammlung fortgesetzt. ES wurde zu nächst der vom Zentrum vorgelegte Gesetzentwurf über die Errichtung einer Provinz Oberschlesien in der von der Unterkommtssion vorgeschlagenen Fassung bet einer Stimmenthaltung (N. S. P.) angenommen. Nach dem Entwurf soll die Teilung der Provinz Schlesien in eine Provinz Ober- und Niederschlesien am 1. April 1920 in Kraft treten. Ueber die Vermögensausein- andersetzüng soll ein Gesetz entscheiden, wenn die Ver treter der beiden Provinzen nicht einig werden. Ein Zentrumsantrag, der für Oberschlesten ein besonde res VorschlagKrecht für politische Beamte schaffen wollte, wurde abgelehE :: A»n«rikauischs Hilfe zur Hebung der Valuta. Neber die Valutafrage verhandelte am Mittwoch der Haushaltsausschutz der Nationalversammlung. Finanz- minifler Erzberger erklärte: Im Einvernehmen mit dem Neichswirtschaftsamt seien Matznahmen zur Wie derhebung der deutschen Valuta in Vorbereitung. Di« Abbürdung der schwebenden Schuld liege ihm ebenso am Herzen wie die Hebung der Valuta. Die besten Steuergesetze würden durch die schlechte Valuta un wirksam gemacht. Nichts sei wirksamer für einen uns günstigen Valutastand als die Arbeit des deutschen Volkes. Beiin Fortbestehen der bisherigen Verhältntss« würde ein Teil Europas an der Valuta verhungern, ein anderer Teil im Fett ersticken. Unbedingt notwen dig seien neue Zollgrenzen im Westen. Di« gewünschte Sachverständigenkommission sei für nächsten Montag berufen. Eine allgemeine durchgreifend« Ge sundung könne nur durch eine große An leih« kommen, die durch eine internationale Konferenz in die Wege geleitet und mit Hilfe Amerikas durch geführt werde. Abg. Wurm (U. S.) stimmte den letzte ren Ausführungen zu und verlangte, datz alles ge tan werde, um diesbezüglich mit Amerika zu einer Verständigung zu kommen. :: Handwcrkcrtag in Hannover. Mehr als 606 Vertreter des Handwerks der Provinzen Hannover und Schleswig-Holstein und der Freistaaten Brann, schweig, Oldenburg, Bremen, Hamburg uyd Lübeck ver sammelten sich in Hannover zu einem großen Hand- Werkertag. Man protestierte heftig gegen die Erz- bergersche Steuerpolitik und beschloß die Gründung des Nordwesideutschen Handwerkerbundes als einer po litischen Kampf- und Abwehr-Organisation des deut schen Handwerks. Von der Regierung wurde gefordert: 1. Anerkennung des Handwerks als eines durchaus selbst ständigen und gleichberechtigten Erwerbsstandes neben Indu strie und Landwirtschaft. 2. Entscheidung über alle das Handwerk berührend« Fragen in engster Verbindung mit den Handwerkskam mern unter Ablehnung aller das Handwerk treffenden Koin< munalisierungs- und Soziälisierungspläne. 3. Eine ebenso starke Vertretung im künftigen Reichs Wirtschaftsrat wie Handel, Industrie und Landwirtschaft; 4. Weiterbestehen, Schutz und Ausbau der gesetzliche» Handwerkerorganisationen, wie Handwerkskammern und In nungen, Aufrechterhaltung der bisherigen gesetzlichen Recht« des Handwerks. - Weiter forderte man von den politischen Par teien Aufstellung zahlreicher Handwerkerkandidaten bei allen politischen Wahlen, sowie Bekämpfung aller das Handwerk schädigenden Maßnahmen. Den Handwer kern wurde der restlose Zusammenschluß empfohlen^ :: Tie Verhaftungen in Halle. Die Meldungen aus Halle betreffs der Kommunistenverhaftungen sind stari übertrieben. Es trifft zu, daß einer von den beiden Kommunisten einen Arbeiter überfallen hat, um ihn zu berauben. Bei dieser Gelegenheit wurde er ver haftet und beiin Durchsuchen seiner Wohnung auch der andere. Außerdem wurden im Verlauf der Un tersuchung noch acht Kommunisten verhaftet. Von diesen sind drei bereits wieder entlasten. Das Be stehen eines Revolutionstribunals wird wohl auf ge- visse Andeutungen in kommunistischen Versammlungen hin vermutet, irgend etwas Positives ist darüber ledoch nicht zu ermitteln gewesen. Schnellzug Wien—Prag—Berlin. Vom 5. Oktober ab wird dreimal wöchentlich ein Schnellzug von Wien über Prag nach Berlin geleitet werden. Amerikanische Verurteilung des Friedens. / Einem Telegramm aus Neuhork an den „Manchester Guardian" zuoflge, macht sich in Amerika eine immer stärker werdende Verurteilung des Versailler Friedens geltend. Es heißt darin: Nachdem das amerikanischeparlämentärischeKmnitee den Bericht über den Friedensvertrag mit seinen Zu sätzen und Reservationen veröffentlicht hat, ist es be merkenswert, daß sich immer mehr die Ansicht ver breitet, daß das Resultat der Verhandlungen in Ver sailles eine große Enttäuschung ist. Ter Umschwung in ver Stimmung wird noch durch die herausfordernde Haltung Wilsons verstärkt, der durch seine Taktlosigkeit und die Aufgabe aller demokratischen Ideen sich täglich mehr politische Feinde macht. Obwohl Amerika sich nicht aus der Weltpolitik „herausziehen" will, wird es jedoch die Durchführung und die Verbesserung des Vertrages Europa überlassen. Ter ganze Ton des Berichts läßt erkennen, daß die Senatoren in ihrem innersten Herzen den ganzen Friedensvertrqg ablehnen, daß sie weder den Völkerbund lieben, noch die Art wie dieser entstanden ist. Hätten sie noch drei Monate Zett, so würde der ganze Versailler Vertrag nach Paris zurückgehen. Obwohl man im allgemeinen nicht traurig über das Schicksal Teutschlands ist, sieht man in dem Vertrage doch einen Versuch, Deutschland zu unterjochen und so zu schwachen, wie es wohl im Interesse Europas liegen mag, doch nicht im In teresse Amerikas. Nene Vrannkohlcnlager Bei Kirstinghos und Oberzella in der Röhn wur den neue Braunkohlenlager erbohrt. Die Firma Luis Hellbach in Springen erhielt in den dortigen Fltkren ünter dem Namen Braünkohlenwerk Kirstlnghöf dä^ Bergwerkseigentum von 1,9 Millionen Quadratmeter Größe zum Abbau der Kohle. Pole«: Abweisuirg ver Ansprüche in Galizien. k Der Fünferrat hörte den Polnischen Ministerpräsi denten Paderewski über das provisorische Statut Von Gali« jien. Er verlangte, daß diese Provinz endgültig Polen zu- zesprochen werde, während die Vertreter der Großmächte mu eine provisorische Zusprechung wünschen und das Schicks«! NalizienS durch eine spätere Volksabstimmung regeln wollen völM««: Die Tschechen nnv die deutsche« Mittderheitrn k Wie Prager Z-ftungen melden, besteht der Pla», beim tschechischen Landesverteidigungsministerium eine deut sche Sektion einzurichten. Gleichzeitig wird verordnet Wer ken, daß die Dienstsprachc für die in Deutsch-Böhmen, Deutsch-Mähren und Schlesien zu errichtenden deutschen Truppenabteilungen bis zum Bataillonskommando aufwärtt deutsch seiir wird. Das „Prager Tageblatt" erfährt, daß sämtliche deutschen Offiziere und Berufsunteroffiztere, di« Staatsangehörige der Tschecho-Slowakei sind, in die tsche chische Armee ausgenommen werden können, ohne Rücksicht daraus, ob sie die tschechische Sprache beherrschen oder nicht. Frankreich: BesiHrrgeif««g im Orient. k An Paris werden in den nächsten Tagen Verhandlun gen über den Verkauf des österreichischen Besitzes an Ak tien der Vetriebsgesellschast der orientalischen Bahnen statt- sinden. Direktor Popper vom Wiener Bankverein ist be reits am Sonnabend nach Parts abgereist. Der Verkauf der Aktien soll an eine in Frankreich neugebildcte Ovicnt- gruppe erfolgen, die von den großen Banken gebildet wor den ist. Mit dieser Gruppe haben bereits während des zanzen Jahres wiederholt Besprechungen stattgcfunden, di« »ber stets an der Frage des Verkaufspreises gescheitert sind. Bereinigte Staaten: Tie erst« Abstimmung zum Friedensvertrag. ; Kommende Woche wird im amerikanischen Senat die «rste Abstimmung über den Friedensvertrag erfolgen, und »war über den Zusatzantrag, der verlangt, daß die Ver- kinigtrn Staaten im Völkerbund die gleiche Stimmenzahl Verhalten sollen wie das britische Weltreich. Dieser Antrag linde beim amerikanischen. Volke stärksten Widerhall, des- yaw hoffe die Opposition, datz er angenommen werde und damit der Weg für weitere Abänderungen geebnet sei, so daß Wilson gezwungen werde, den Friedensvertrag zurückzuziehen. Lleberall Streiks. Laudarbeiterstreik. In derThorner Weichselniederung ist ein Land- arbeiterstreik ausgebrochen. Da in dem neuaufgestell ten Lohntarif den „Freiarbeitern", d. h. den Arbei tern, die nur zeitweise bet den Besitzern beschäf tigt sind, die geforderten hohen Lohnsätze nicht be willigt wurden, legten die Arbeiter in zehn Niede rungsdörfern die Arbeit nieder. Ein Landarbeiterstreik ist im Kreise Eckern förde ausgebrochen. Es wird gestreikt auf 25 Gü tern und Höfen. Auch die Notarbeiten wie KÜHemel- ken, Pferdefüttern usw. werden nicht verrichtet, die Kühe stehen ungemolken. Eintgungsverhandlungen sind auf Mittwoch angesetzt. Lohnflreitigkeite« der Stettiner Gasarbeiter. In Stettin sind die Arbeiter der Häuptgasanstalt wegen Lohnstreitigkeiten in den Ausstand getreten. Folgen deS Scemannsstrciks in Bremen. Die Admiralität teilt mit: Der Seemannsstreiv in den Nordseehäfen zeitigt üble Folgen für den Ab transport unserer Gefangenen aus Eng land. Die Dampfer „Villareal" und „Melita" sollten! von Hamburg nach Bremerhaven auslaufen, um dort ihre Ausrüstung zu beenden. Infolge des Seemanns streiks ist es bis jetzt nicht möglich gewesen, dis Dampfer in Fahrt zu setzen. Der Hafenarbeiterstrsik in Bremen ist ziemlich vollkommen. Die den Streik ablehnenden Mitglieder des Transportarbeiterverbandes werden durch den Ter ror der Streikenden an der Arbeit verhindert. Ver handlungen sind im Gange. Der Hamburger Sympathiestreik des See mannsbundes hat keine Bedeutung. Die Arbeit an den Lebensmittelschiffen wird nicht gefährdet. Auch in Stettin wird nicht gestreikt. Streiks bei den Metallarbeitern in» Fn- n»»d Auslände. In Berlin scheint es zu einer Vermeidung des Generalstreikes der Metallarbeiter zu kom men. Der Einfluß der Mehrheitssozialisten ist unter den Arbeiter»» wieder im Wachsen. Man erkennt, datz ein triftiger Grund zum Generalstreik nicht vorliegt. „Telegraaf" meldet aus London, daß zugleich mit den amerikanische»» Metallarbeitern auch die eng lischen Eisengießer in den Ausstand getreten sind. Es haben bereits 50 000 Arbeiter die Arbeit niedergelegt, und es wird befürchtet, daß ter Streik auch auf die Maschinen- und Schiffbauindustrie in den Hauptmittelpunkten übergreifen wird. Sämtliche Arbeiter in der Eisengießerei des Arsenals von Wool wich habe»» die Arbeit niedergelegt. Den englischen Blättermeldungen zufolge erklä ren die Führer der amerikanischen Streikorgani sationen, daß der Streik der Metallarbeiter der größta sein werde, den Amerika je erlebt habe. Im Gegensatz dazu meldet die „Times" aus Newyork, daß im Bezirk von Pittsburg schätzungsweise nur 25 Prozent den Arbeiter streiken. Wie die „Times" weiterhin ineldet. besteht guter Grund zu der Annahme, daß die Füh rer nicht die große Masse der englischsprechenden Ar beiter hinter sich haben. Nach Blättermeldungcn aus Pittsburg vom 23. wurden bei den Zusa m m enstöße n in der Nähg der Carnegie-Stahlwerke zehn Personen, darunter zwei Frauen, erschossen. 400 Ausständige griffen die Ar beiter an. Die Polizei ist eingeschritten. Verkchrsstreik in Per«. Aus Lima wird bekannt, daß der gesamte Ver kehr auf dei» Zentralbahn in Peru still liegt. Auch im Hafen von Callao ruht alle Arbeit. Ebenso sind die Warenhallsangestellten in Lima in den Ausstand getreten. Es ist nicht ausgeschlossen, daß deinnüchst der allgemeine Ausstand verkündet wird.