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Beilage zur Weitzeritz-Zeitung Sonnabend den 9. August 1919 8S. Jahrgang Nr. 181 Jur Abstimmung 1» Schleswig. ! Lie LreizoneneiMeiluug. Die Einteilung Schleswigs in drei Ronen, wie sie tm Friedensvertrag festgelegt ist, stellt sich av eins vollkommen willkürliche Maßnahme Var. Kn Wirk lichkeit sind nur zwei Zonen zu unterscheiden, die man 1n doppelter Hinsicht trennen kann, nach Ge- flnnungsgebieten und nach Sprachgebieten. Was die Gesinnungsgebiete anbelangt, so wär« eine Grenzsührung an Hand der Abstimmungsergeb nisse der Reichstaaswahl von 1912 leicht zu ermög- lichen gewesen. Allerdings käme dann die Grenz linie Mischen der ersten und zweiten Zone bedeu tend Wester nach Norden zi liegen. Das lag aber nicht in der Absicht der Entente. Ebens«, ungünstig für die Entente wäre die Ein teilung der Zonen nach der Sprachgrenze aus gefallen. Tie erste Zone hätte alsdann alle Gemein den umfassen müssen, in denen die Mehrzahl dänisch spricht. Nun spricht aber die Bevölkerung eine Platt- dänisch« Mundart ja sie versteht, zumal im südlichen plattdäntsche Sprachgebiet, die schriftdäntsche Sprache garnicht, wie überhaupt die moderne dänische Sprache in Nordschleswtg sehr schlecht verstanden wird. Dann wäre aber die Absttmmungsgrenze recht erheblich wei ter nach Süden gerückt worden, und es wäre fraglich, ob bei einer Gesamtabstimmung eine Mehrheit für Dänemark zu erzielen wäre. So kam die Entente zu der berüchtigten Drei« zoneneintetlung. In der dritten reindeut schen Zone wurde bekanntlich, wohl infolge des dä nischen Widerspruchs, von einer Abstimmung abge sehen. In derzweiten Zone soll gemeindeweise abgeflimmt werden, während in der ersten Zone (Nordschleswig) eine Gesamtabstimmung stattfin den soll. Daß hier der dänischsprechende und auch dänisch gesinnte Teil der Bevölkerung überwiegt, kann nicht geleugnet werden, andererseits würde jedoch eine gemeindeweise Abstimmung aller Welt offenbaren, datz es auch in dieser Zone manche gut deutsche Gemeinde gibt. Aber das soll nicht an die Oeffentlichkeit kom men, und deshalb soll in dieser Zone eine Gesamt abstimmung stattfinden. Gegen diese Vergewaltigung will man nun von deutscher Seite durch Stimment haltung demonstrieren. Inzwischen rückt die Zeit der Abstimmung immer näher heran. Die Dänen machen alle Anstrengungen, um eine Mehrheit für den Anschluß der beiden Zonen an Dänemark zu schaffen. U. a. wurden die in den dänischsprechenden Gegenden Nordschleswigs beheima teten Kriegsgefangenen bereits in ihre Heimat zurück- geschasft. Außerdem sollen alle Schleswiger,, die im Lause der Zeit nach Dänemark ausgewandert sind, ihre Stimmen zugunsten Dänemarks abgeben. Da ist es selbstverständlich, datz auch aus deutscher Seit« alle Hebel' in Bewegung gesetzt werden, um bei der Abstimmung in Nord- und Mittelschleswig ein günstiges Ergebnis zu erzielen. Der Deuts cheAusschutz für Schleswig gibt jetzt folgendes bekannt: Zur Abstimmung in Nord- und Mittelschleswig ist nach dem Friedensvertrage berufen unter anderem jede Person, ohne Unterschied des Geschlechts, die in dem Abstimmungsgebiet ge boren ist, einerlei, wo sie jetzt wohnt, sofern sie am Tage des Inkrafttretens des Vertrages das 20. Le bensjahr vollendet hat. Diese Personen sollen am Geburtsorte abstimmen. Es handelt sich darum, die außerhalb des Abstimmungsgebietes verstreut wohnen den Stimmberechtigten rechtzeitig zu ermitteln und auf die Bedeutung der Abstimmung hinzuwcisen. Der Deutsche Ausschuß für Schleswig in Flens burg, Nordhofenden 20, bereitet die Sammlung der stimmberechtigten Deutschen vor und wird allen freie Meise zur Abstimmung ermöglichen. Sofortige Meldung bei dein genannten Ausschuh ist Ehrenpflicht jedes stimmberechtigten Deutschen. Zur Erleichterung sind in verschiedenen Städten Zentralen des Ausschusses eingerichtet, z. B. in Husum, Schles wig, Kiel und Hamburg. Der dänische Finanzminister hat im Folkething eine Vorlage eingebracht betreffend Aufnahme einer fünfprozentigcn inländischen Anleihe von 120 Millio nen Kronen. Zweck der Anleihe ist, die mit der Wie dervereinigung Nordschleswigs verbundenen Ausgaben zu decken. Die Anleihe trägt den Namen „Wiedervereintgungsanleihe". Der Wiener Hof. ' MS der Kaiser Franz Joseph von Oesterreich- Ungarn tm Spätherbst 1916 im Alter von 86 Jah ren starb und sein 29 jähriger Großneffe Karl ihm folgte, wär in den Wiener Zeitungen zu lesen, bah der junge Herrscher eine erhöhte Energie zur siegreichen Durchführung des Krieges entfalten werde. Es war aber nicht zutreffend, den Kaiser Karl einen selb ständigen und entschlossenen Charakter zu nennen, er hat von Ansang an unter dem Einflüsse seiner Ge mahlin Zita gestanden, die sich wieder von ihren Ver wandten in der Familie Varma beraten ließ. Und die Sympathien des Hauses Parma waren nicht aus Seiten der Mittelmächte, denn sonst hätten eS die beiden Schwager des Kaisers Karl wohl vermeiden können, tn den Dienst der Entente zu treten. Vier Monate nach seiner Thronbesteigung, im Frühling 1017, bangte der Kaiser Karl infolge der russischen Revolution schon um seine Krone, nicht in folge des Standes der Kriegslage, sondern wegen der Zerfahrenheit unter, den Nationalitäten der habsbur gischen Monarchie und der sich schon damals zeigenden Folgen der nicht genügend straffen Lebensmtttel^Or- iu vresäe» -Ulk s«» Ml» In «Eck Sl« vaok-ivgol-UIasokin» Im vanzokokrt. ganisation, der einreißenden Schlamperei und der Un lust der Bevölkerung. Daß der junge Kaiser damals nächtlich die Wiener Niederlagen kontrollierte, um ein Verschwinden von Vorräten zu verhindern, war sehr brav, aber reichte nicht aus. Der dann bekannt wer dende Brief des Kaisers an seinen Schwager Sixtus von Parma über Friedensverhandlungen hat außer ordentlich geschadet, obwohl er von oben herab nach Kräften zu bemänteln versucht wurde. Ter Friedenswunsch des Kaisers ist nicht nur in der Theorie bestehen geblieben, sondern auch in die Praxis übergegangen. Schon im Sommer 1917 mit Italien. Dann kam die Denkschrift des Grafen Czernin im August 1917, die auch nichts anderes war? Und es find dann noch zwei offizielle Kund gebungen im gleichen Sinne gefolgt, die alle vergeb lich waren und vergeblich bleioen mutzten, weil die Entente wußte, wie es mit Oesterreich-Ungarn stand, ünd sie diese Angebote daher als Zeichen der sinkenden Widerstandsfähigkeit betrachtete. Im Sommer 1918 wurde allerdings im Wiener Reichsrat noch ausgespro chen, daß Oesterreich fest zu Deutschland halten würde, aber im Oktober erfolgte die Unterwerfung unter die Entente, ohne Deutschlands Zustimmung abzuwarten. Bulgarien war vorangegangen, und Oesterreich-Ungarn folgte nach. Unsere Front im Osten hatte damit eine klaffende Lücke erhalten. Die Kapitulation des Wiener Hofes hatte die schwerste Rückwirkung aus Deutschland, da sie gerade in die Zeit der deutschen Waffenstillstandsverhand lungen siel. Die Entente triumphierte, die deutsche Armee sah sich einer bedeutend erschwerten Ausgabe gegenüber. Tie Jahrzehnte hindurch geübte unselige tschechen- und slawenseindliche innere Politik hatte die Früchte getragen, die sie zeitigen mußte, und die schon längst zu einer Katastrophe an der Donau geführt hätten, wenn Deutschland nicht an seiner Seite gestanden hätte. Die Finanzierung -sr Betriebsräte. Bestreitung der Unkosten durch die Arbeitgeber. Tie Finanzierung der Betriebs- und Vollzugsräte . hat nach einer Entscheidung des preußischen Finanz ministeriums durch die Arbeitgeber zu erfolgen. Ueber die Höhe der Beiträge sind nähere Bestimmungen noch nicht erschienen, doch ist damit die Frage der Finan zierung erstmalig klargestellt worden. Tis finanziellen Beiträge der Arbeitgeber wer den sich im Verhältnis der Größe ihrer Betriebe und entsprechend der Zahl ihrer Arbeiter, Betriebs- und Angestelltenräte ziemlich hoch gestalten. Die Unterneh mer haben also nicht nur den Arbeiter- und Ange- stelltenvertretern den Lohn für die Zeit zu zahlen, welche sie zur Erledigung ihrer Funktionen als Räte bedürfen, sondern es fallen ihnen die ziemlich« hohen Unterhaltungskosten für den Vollzugsrat zu. Der Berliner Vollzugsrat hatte z. B. einen monatlichen Ausgabeetat von 60000 Mark. Es ist nun allerdings sehr fraglich, ob die Arbeit geber sich bereit erklären werden, einen so riesigen Apparat zu unterhalten. Vorläufig ist ganz unauf geklärt, woher das Finanzministerium das Recht nimmt, der Unternehmerschaft eine so ungeheure und nicht einmal deutlich begrenzte Belastung aufzuerle gen. Es ist kauin zu erwarten, datz die Betroffenen dies ohne Widerstand hinnehmen werden. Ter Reichsverband der deutschen Presse hat zum Gesetzentwurf über die Betriebsräte eine Eingabe an die Nationalversammlung gerichtet, in der die Einbeziehung der Redakteure in die Organi sation der Übrigen Angestellten der Zeitungsbctriebe als unvereinbar mit den Lebensinterefsen der Presse bezeichnet und die Bildung eigener Betriebsräte für die Angehörigen der Redaktionen gefordert wird. In der Begründung wird des Näheren ausgeführt, daß andernfalls die besonderen Interessen des Redakteur-' berufeS schwer geschädigt werden müßten. Eine Ein gabe gleichen Inhaltes war bereits früher dem Reichs- Ministerpräsidenten und dem Reichsarbeitsminister übermittelt worden. Lokales. ^» W Lie diesmaligen LaurentiuS-Stet,»schnuppen sol len, wenn die Ankündigung unserer Meteorologen sich bewahrheitet, bet voller HimmelSklarhett vor sich ge hen, und dann werden sie «tn grandioses Schau spiel abgeben. Tie Sternschnuppenschwärme, die vor alten Zeiten schon um da» Ende des ersten Drittels de- August erwartet wurden, sind ja immer wegen ihrer Lage im lichtklaren Hochsommer berühmt gewe sen. In den alten englischen Kirchenkalendern waren sie bekannt als die „feurigen Tränen de» heiligen Laurentius-" dellen Gedenktag VekötmtttÄ am dm ÜO. August fällt. — Der LäurentiuSschwarm lkommt aus dem Sternbild des Perseus, ist also für unser«! Breite den größten Teil der Nacht hindurch bequem auch vom Fenster der Wohnung aus sichtbar, und zwar auch in der Zeit der Hochflut" der „Schnup pen", die nachts vor und nach 3 Uhr zu erwarten ist. — ES hebt bet dem Auftauchen dieser großen Schwärme immer wieder die Frage auf, was die Stern schnuppen sind. Splitter von zertrümmerten Him melskörpern, die in das Luftmeer der Erde geraten, dort infolge der schnellen Fortbewegung glühend wer den, dadurch aufleuchten und dann wieder im Welt all verschwinden. Vielleicht, wer weih, ob nicht da hinter den Geheimnissen der Natur noch etwas ande res steckt. Jedenfalls wird einstweilen, bis die Wissen* schäft sich wieder einmal anders besinnt, diese Aus legung geglaubt, die ja auch sicher vieles für sich hat. Seit 1866, bei einem besonders^ starken Auf treten, will man bestimmte Beweise durch aufgefundene Meteore, die zur Erde niedergegangen waren, dafür haben. Durch solche „herabfallende Sterne" soll ja einstens, in den Vorzeiten der Menschheit, das Feuer auf die Erde gekommen sein. '/X .Postverkehr nach dem Ausland und Elsaß-Loth- ringe«. Fortan werden gewöhnliche Briese und Post karten geschäftlicher und persönlicher Natur nach allen Ländern außer Rußland, den Ballanstaaten und der asiatismen Türkei auf Gefahr des Absenders zur Be förderung angenommep. Wo schon ein Postverkehr in weiterem Umfange besteht, wie mit den benachbarten neutralen Staaten und Italien, tritt selbstverständlich eine Beschränkung nicht ein. Sendungen nach Elsaß« Lothringen unterliegen den Gebührensätzen des Wett- postvertrages. , <' < Volkswirtschaftliches^ ' H Berlin, 5. August. (Börse.) Bei neuerdings an ziehenden Kursen machte sich ein lebhaftes Interesse füi Spezialwerte, so besonders Petroleumaktien. einige Kola . nialwerte, einzelne Montan- und Eisenbahnaktien sowst für russische Bankaktton bemerkbar. Deutsche Kriegsan leihe, die mit 81 eingesetzt hatte, zog auf 81,30 Proben« an. H Berlin, 5. August. .(Warenmarkt.) Seradella 5l bis 74, SPörgel 68—70, Stoppelrübensamen 310, Timoths 210, Saatraps, Saatrübsen 52,50 bis 55, Lupinen 25—35. Getreidestroh 7—9, lose 6—8, Wiesenheu 13—20, Klee- Heu 17—24, Lupinen 25, gelbe Lupinen, entblättert unt entgiftet 44, Lupinenkleie 49, Torfmelasse 45—48, Melasse futter 53—65, Rapskuchenschrot 43, Gemüsemehl 45, Häckfel- melasse 27, Trockenschnitzel 37, Dörrgemüse 45. H Erfo.grci.che Erschürfungen im Hnnsrück. Oberrhei nischen Meldung zufolge wurden nach dem Verlust des lothringischen Erzgebietes aus dem Hunsrück, im oberrhei nischen Gebirgszuge, reiche Erzlager entdeckt. Durch ein, Koblenzer Firma sind Schürfungen auf Eisen- und Mangan erze vorgenommen worden. Die ^ Arbeiten hatten bisher' einen vollen Erfolg. Es hat sich herausgestellt, daß de, ganze Jdarwald ein reichhaltiges Erzlager birgt. Die Erz« liegen m einer Tiefe von 2—3 Meter, treten aber auch stellenweise an die' Oberfläche. Laut amtlicher Analyst enthalten die Erze 55 bis 60 Prozent Metall und bis zu 30 Prozent Mangan, werden also der deutschen Industrie sehr willkommen sein. - ' H Eino deutsch-italienisch« Vermittlungsstelle. Unter dem Namen „Italia" ist dieser Tage aus Kreisen des Han dels, der Industrie und des-Gewerbes mit dem Sitz in München eine Vermittlungsstelle für den deutsch-italieni schen Güteraustausch ins Leben getreten. Die Gründung stellt keine Erwerbsgefellschaft dar, sondern soll in engster Verbindung mit den Reichs- und HandelSbehürden und tn Zusammenarbeit mit allen Berufskreisen der Förderung der wirtschaftlichen und kulturellen Beziehungen zwischen Deutschland und Italien dienen. Die nächsten Aufgaben der Vereinigung gelten in erster Linie den Fragen der Ein- und Ausfuhr, der Zölle, der Bahntarife, des Verkehrswesens, der Paßvermittlung und der Erteilung von kaufmännischen und Rechtsauskünften, wobei der Erforschung der Markt lage und dem Nachweis vott Bezugs- und Absatzgebieten be sondere Berücksichtigung zuteil werden soll. . , Aus Stadt und Land. ' Ernteshrc» tm Bezirk Kassel. Montag früh ist aus fast allen großen Gütern des Bezirks Kassel der Landarbeiterstrcik ausgebrochen, nachdem die Verhand lungen über einen neuen Taris trotz ernstestem Ent gegenkommens nicht zur vollen Zufriedenheit dev Landarbeiterorganisation ausgefallen sind. Vorläufig beschränkt sich der Ausstand aus die großen Güter, Tie Arbeiter der mittleren und kleineren Höfe arbei ten noch. ES besteht Hoffnung, den Streik in aller Kürze betzulegen. * Tie Versteigerung des amerikanischen Heeres gutes- Im Rheinland ist der Umfang der amerikani schen Besatzungstruppen erheblich vermindert worden. In öffentlichen Aufrufen wird jetzt initgetetlt, datz in Koblenz am Montag jeder Woche «ine Versteige rung amerikanischen Heeresgutes stattfiudet. Das Gut besteht aus: Werkzeugen, Gummiwaren, Wollwaren, Lederwaren, Altmetall, Segeltuch und Baumwollwaren, OsfizierSauSrüstungSstücken, Tabak und Lebensmitteln. " Eine Dresdener Sängerin als Fnwelendiebin. Dem Prinzen Sizzo von Schaumburg-Rudolstadt, der. das Schloß in Groß-Hartha bei Bischofswerda bewohnt, wurden dort am am 22. Mai Schmuasachen im Werte von 100 000 Mark gestohlen. Der Dieb blieb zunächst unbekannt Schließlich schöpfte man Verdacht gegen eine zuweilen zu Besuch anwesende Dresdener Opern sängerin, der sich auch nach eingehenden Ermittelun gen bestätigte. Einen Teil der Schmucksachen hatte die Diebin bereits versetzt und verkauft, ein anderer Teil! wurde noch in ihrem Besitz vorgefunden. Sj« fall dis Diebereien 1« einem ZMrnd von WervenWMHH besa»E bab«. i i.-- .......