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Mark. Auf den Fingerzeig eine» dem Gej-Sst gegenüber« lohnenden Herrn, der schon am Tage vor dem LinbcuH verdächtige Gestalten in der Nähe des Geschäfte« beobachtet hatte, wurden al« Einbrecher der hier wohnend, Gelegen« heitsarbriter Dethier und der setzt in Glauchau wohnende, früher hier tätige Bäckermeister Söhler, zwei Übel beleumun det« Personen, ermittelt und frstgenommrn. Die gestohlenen Zigarren hatte Döhler mit nach Glauchnu genommen, wo sie beschlagnahmt wurden. — Der Berein Helmatdan! Meerane Land hat eine B«> zirlrinvalidenstell« in Glauchau gegründet. Glauche». In dieser Woche kommt in Glauchau u. a ein Pfund amerikanische« Weizenmehl sür 85 Pf», zur Verteilung. Es ist die« die erfreuliche Folge de» Beschlusse« de« Reichternährungrministtklum» zur Berbtlstgung der Lebrn»- mUtelpreise. -- Einbrecher haben ln den letzten Tagen wieder verschiedene hiesige Fabrikbetrtebe hrimgrsucht und beträchtliche Bente erlangt. In der Nacht zum Sonntag wurde ln einer mechanischen Weberei ein Einbruch verübt, wobei den Dieben buntseidene und weihe Kostümstosfe, di« sie gröhtenteil« von den Stühlen lorgeschnitten hatten, im Werte von 4000 M. ln die Hände fielen. In einer Spinnerei wurden Woll vorräte im gleichen Wert au» dem Lagerraum gestohlen. M« Täter wurden in diesem Falle zwei Brüder ermittelt, von denen einer in der Fabrik arbeitet. Da» gestohlene Gut wurde zum Teil wieder herbeigeschafft. Deutschnationale Bottspartet, Bezirksgruppe Oberes Müglitztal. Die rührige Bezirksgruppe der Deutschnauonalen Bolls- Partei in unserer Gegend hat am 23,24,25. und 26. Juni in Börnerrdorf, Löwrnhain, Döbra und Liebenau, sowie am 28., 29. und 30. Juni in Geising, Dorf Bärenstein, Johns« bach und Dtilerrdorf üsfentliche Versammlungen abgrhalten, in denen Herr v. Brese vom ESchs. Bauernbund und das geschäftsführrndr Vorstandsmitglied der Partei, Herr Curt Fritzsch«, üb«r da« Thrma: „Unsere wirtschaftliche und poli« tische Not und die Wege zur Hilfe" sprachen. Die Versamm lungen waren zum Teil Suherst zahlreich besucht. Der Doc« tragende, Herr Fritzsche, gab zunächst ein erschütternde» Bild der grohen politischen Notlage, in die uns der Friedensichluh g,stürzt hat. Er wie» auf die Vergewaltigung von Milli onen von Deutschen hin, auf die völlige Vernichtung unserer Weltgeltung und aus den Verlust unserer staatlichen Unab hängigkeit, der «in« tatsächliche Folge des Friedensvertrages ist. Dabei brachte er den Rachwüs, doh diese furchtbare Niederlage wohl vermeidbar gewesen wäre und dah sie nur durch das Machtstreben der Demokratie und de« Zentrums, namentlich aber der Sozialdemokratie verschuldet worden ist. Der Redner wie« abrr auch nach, welche unheilvollen Folgen die Neugestaltung Deutschlands für unser ganze» Erwerbs leben haben würde, wie sehr Arbeitslosigkeit in unserer ver nichteten und unselbständig gewordenen Industrie Not und Elend herbeiführen dürften und welche Rückwirkung dir» namentlich auch auf die Landwirtschaft haben würde. Der Aulturstand der deutschen Landwirtschaft beding« höhere Auf Wendungen für die Herstellung landwirtschaftlicher Erzeug nisse al» in kulturell rückständigen Ländern. Um die» aus« zugleichen, haben wir den Schutzzoll eingeführt. Die gegen wärtig« Regierung und dl« Mehrheit der Nationalvrrsamm- lung sind schutzzollfeindlich. Dazu kommt, dah die Ernäh rungsmöglichkeiten au» eigenem Grund und Boden im neuen Deutschland schwieriger sein würden al» früher. Ein Schrei nach billigen Lebensmitteln würde «insetzen. Gleichzeitig aber liege dH .Gefahr vor, dah die Regierung zielbewuht auf di« Entwtrtung de« landwirtschaftlichen Grund und Boden« hin arbeite, um bei den geplanten Sozialisierungen möglichst ge- ringe Entschädigungen an die Landwirte zu zahlen. Die gegenwärtigen Machthaber stünden, wie der Redner unter Hinwei« auf den Reich«wirtschaftsminist« Schmidt und auf den sächsischen Wirtschaft-Minister Schwarz darlegte, der Land wirtschaft nicht klotz verständnislos, sondern feindselig gegen über. Während man auf der «inen Seite dem Landarbeiter die Löhne aufbessrre, wogegen Redner unter den jetzigen Verhältnissen sich nicht «enden wollte, so lei es ein« Unge rechtigkeit ersten Range», wenn man dem kleinen Landwirt, der ohne fremde Leute arbeite, eine gleiche Erhöhung seiner Lntlöhnung in Form einer Erhöhung der Preise seiner Er- zeugnllse vorenthaltr und ihn somit schlechter stelle al« den Landarbeiter. Al« Wege der Abhilfe kennzeichnete der Bor kagende den Wirlschaftszusammenschlub der Landwirtschaft im sächsischen Bauetnbund und den politischen Zusammen- schlutz unsere» Volk«, in der Drutschnationakn Bolkspartet. Wir mütztrn die Massen hinter diese Organisation bringen, dann würden wir auch da« erreichen, wa» die Sozialdemo kratie für sich errungen habe: die Macht im Staate. — Wie wir hören, haben sowohl die Deutschnatlonale Bolkspartet wie auch der Sächsische Bauernbund (Bund der Landwirte) durch diese Versammlungen «ine glotze Zahl von Mitgliedern gewonnen. Letzte Nachrichten. Die Schäden de» Eisenbahnerstrelks. Berlin, 9. Juli. Nach einer vorläufigen Schätzung im preutzischen Eisenbahnministerium hat der Etsenbahnerltrelk der letzten 14 Tage im preutzischen Staat,bahnbetrieb« Schäden von rund 30 Millionen Mark verursacht Die Lohnausfälle dürsten diele Höhe bedeutend überschreiten. Holland gegen die Auslieferung. Der „Nleuwr Rottrrdamsche Tourant" meldet: Gegen den Plan, den Kaiser vor ein Gericht in London zu stellen, macht sich rin starker Widerstand geltend. Man darf an- nehmen, datz Holland nicht versäumen wird, darauf hinzu- «eisen, wie der Schutz der kleinen Nationen durch diese Verletzung des neutralen Asyirechtes von England gehand habt wird. Wenn die Auslieferung des Kaiser» von Holland erzwungen würde, so wäre das ebenso schlimm, wie dt« Verletzung der Neutralität Belgiens, di« man dem Kaiser oorwirft. : Ratifizierung des Friedensvertrages. Weimar, 9 Juli. In der htMigen Sitzung der National versammlung wurde da» Gesetz, brir RallfizielUng des Frirdens- vertrag», in 3. Lesung in namentlicher Abstimmung ryit 188 Stimmen für und 115 dagegen angenommen. Die Pfalz darf die deutschen Gefangenen nicht begrüben. Ludwigshafen, 7. Juli Die slavzösischr Militärbehörde erlätzt heute «in« Bekanntmachur g in den pfälzischen Tages- zeitungen, worin sie jeden Empfang und jede Sicher« Kund gebung anläßlich der Rückkehr der den Ichen Kriegsgefan genen nach der Pfalz untersagt. Die Rückkehr der Gefan genen mutz, so Hecht es wörtlich, den diskreten Charakter bewahren, wie rr von einer besiegten Armee in einem vom Sieger besetzten Lande zu beachten ist. Die Bürgermeister« Lmter werden darauf HIngrwiesen, datz sie für jede Anordnung und Kundgebung verantwortlich sind. Ankunft Wilsons. Amsterdam, 9 Juli. Au» Neuyork wird vom 8. Juli dem „Nteuw» van den Dag" gemeldet, datz Wilson mittags 3 Uhr gelandet sei Er wurde mit groß« Begeisterung empfangen. Nochmals die Auslieferung Amsterdam, 9. Juli. Der Londoner Redakteur des „Manchester Guardian" meint Grund zu der Annahme zu haben, datz die niederländische Regierung fester denn je entschlossen sei, den Kaiser nicht den Alliierten auezU- ltefern Auch der Kaiser selbst soll gesagt haben, datz er nicht vor einem feindlichen Gerichtshof erscheinen werde. Politische Rundschau. - Berlin, 9. Juli 1919. > ' — TaS ReichSernährungsministerium hat.zur Wahr-» nehmung der ihm obliegenden Interessen der Lebensmittel versorgung in den besetzten Gebieten Regierungsrat Claus- sen <uS Kommissar mit dem Sitz in Köln ernannt. — In Danzig traf ein englischerAusschuß unter Führung eines Generals zur Besprechung des Frievensver- trages und Besetzung Danzigs ein. Die Weiterreise ist nach Graudenz und Memel geplant. — MS zukünftiger britischer Gesandter in Berlin wird der lArbeitsminister Barnes genannt, der sich während des ganzen Krieges als grimmiger Gegner aller Deutschen, auch der deutschen Arbeiter, betätigte. — In Paris glaubt man die Ernennung des Barons Lersner zum Vorsitzenden der deutschen Delegation in Ver sailles dahin deuten zu dürfen, daß Baron Lersner demnächst zum deutschen Geschäftsträger in Paris ernannt wird. * :: Neue polnische Gewaltakte. Am 6. Juli habett die Polen nördlich Zdunh bei Krotoschin aus neu tralem Gebiet zwei deutsche Soldaten des Infanterie- Regiments 51 festgenommen und durch ein sofort eingesetztes Kriegsgericht zum Tode verurteilt. Die beiden Soldaten hatten sich absolut keine Handlung zuschulden kommen lassen, um ein solches Urteil auch nur im mindesten zu rechtfertigen. Die deutschen Kommandobehörden haben es daher an wiederholter Einsprache und allen erdenklichen Bemühungen nicht fehlen lassen, um eine Aufschiebung der Vollstreckuna des UrtelleS zu erzielen und durch eine unparteiische Revision desselben das Leben der beiden unglückli chen Soldaten zu retten. Trotzdem hat der polnische Abschnittskommandeur in Krotoschin, Hauptmann von Palluch, das Todesurteil bereits am 6. Juli in fre velhafter und unverantwortlicher Weise vollziehen las sen. Die deutsche Waffenstillstandsrommission hat dar aufhin in einem Schreiben an den Chef der franzö sischen Militärmission in Berlin, General Dupont, nach drücklichen Einspruch gegen diese Gewalttaten erhoben und unverzügliche Genugtuung gefordert. Die Gereizt heit der Truppe hat eine solche Höhe erreicht und ihre ungeheure Geduld wurde in letzter Zeit von den Polen in einem solchen Maste herausgefordert, dah bei einem Ausbleiben einer Genugtuung eine Gewähr für die Zurückhaltung nicht mehr gegeben werden kann. " Im gesamten Wrüxer Kohlenbezirk (Nordbühmen) sind dir Bergarbeiter in den Ausstand getreten. > Die Ratifizierung vollzogen. , — Weimar, 9. Juli. Tie Vorbehaltsanträge der Deutschnatioualen. Lange vor Beginn der Sitzung war der Saal bereits gut besetzt. Die Vertreter der einzelstaat- licheu Regierungen sind zahlreich erschienen. Aus Berlin waren der Ministerpräsident Hirsch und der Minister des Innern sowie der Kultusminister Hä nisch, aus Württemberg ist Präsident Blos anwe send. Das Reichskabinett mit dem Ministerpräsidenten Bauer und dem Minister des Aeusteren Hermann Müller an der Spitze war fast vollzählig zur Stelle. Neichswirtschaftsminister Wissell fehlte. Infolge von Fraktivnsberatungen verzögerte sich der Beginn der Sitzung. Erst kurz vor 11 Uhr konnte der Präsi dent die für 10 Uhr festgesetzte Sitzung eröffnen. Auf der Tagesordnung stand die erste Beratung des Gesetzentwurfes zur Ratifikation des Friedensvertra ges. Präsident Fehrenbach teilte mit, dast von der deutschnationalen Volkspartei folgende Entschließung vorgelegt worden ist: Die gesetzgebende Nationalversammlunfl wolle beschlie- ßen, die Ratiftkä tion vorzunehmen unter dem aus drücklichen Vorbehalt: 1. daß vor dem Inkrafttreten der Artikel 227 bis 200 von Lehrern des Völkerrechts von ! Ruf ein Gutachten darüber etngehvlt wird, ob cS nach! den anerkannte» Grundsätzen des Völkerrechts zulässig oder üblich und gerechtfertigt erscheint, mit rückwirkender Kraft einen Gerichtshof zur Aburteilung vorhergegangener angeblicher Verstöße gegen das Völkerrecht einzusctzen und auf vorher n^W nicht angedroht gewesene Strafen zu erkennen: 2. daß im Interesse der Gerechtigkeit zur Unter suchung der Frage von der Schuld am! Kriege ein neu traler Gerichtshof eingesetzt wird. i Zu dieser Entschließung wird erst in der zwei ten Lesung Stellung gestvmmen. .... . .... .L. ...s7i»e«»> Eine stete Gefahr sind die 72 Mtllta rd en schwe bende Schuld. Ihre Beseitigung ist eine der dringend^ sten Aufgaben für mW. Zwei Wege gibt es: entweder Um^ Wandlung in «ine fest fundierte Anleihe oder Tilgung durchs große Abgaben, sei öS durch Die Einziehung sämtlicher, Kriegsgewtnne, sei es durch die große Vermögensabgabe, wobei ich mich keinem Zweifel hingebe, datz diese beiden ' Steuern zusammen nicht sofort den gesamten- flüssigen Betrag von >72 Milliarden aufbringen werden." Im zweiten Teil seiner Rede ging der Minister» auf die Steuervorlagen ein, die wir dereitss vor kurzem einer näheren Erörterung gewürdigt ha-, ben. ES handelt sich hier um die „erste Abschlags-, zahlung", die das Haus dem Reichsfinanzministerium hoffentlich nicht verweigern werde. Nach einer aus führlichen Begründung dieser Steuervorlagen, die dem Hause jetzt zur Beratung vorliegen, kündigte der ! Reichsfinanzminister bereits die nächsten großen Steuer«, «Vorlagen, teilweise noch für diesen Monat an —« dick große einmalige Vermögensabgabe und die große Um-, ! satzsteuer. Außerdem werden der Nationalversammlung baldigst grundlegende Systemänderungen in der Steuer«, verwastnna «verbreitet. Diese Reformen sollen dies Vvttenoung des Gesnuu.ssrkeS oarstellen. Der Minister: ,schloß mit der Bitte, im Interesse des Reiches alle Dey .Nationalversammlung zugegangenen und noch zuge-, senden Steuervorlagen vor den Ferien zu erledigen« Die Steuergesetze selbst können freilich nur die Form gebe», Steuern selbst werden nur gebracht durch Ar-, bett. Uuermüdtiche Arbeit sei der Segenbringer fürs die Einzelperson wie für das Reich. Die Rede des l Reichsfinanzministers wurde an vielen Stellen von! Beifall unterbrochen. j ! Dem Vorschläge des Aeltestenausschusses entspre chend beschloß bas Hans, daß von jeder Partei nuy ein Redner je 1 Stunde sprechen kann. . Len Rednerreigen eröffnete der Abg. Keil (Soz.), sErzbergers FinanMogrämW.! UW.i -E 'i'. t — Weimar, 8. Juli 191^ M UM Kein« Annullierung der Kriegsanleihe, G, Die Nationalversammlung hatte die Beratung dey NeichSverfassuug unterbrochen, um die erste Lesung dey Steuervorlage vorzunehmen. Neichsfinanzmintster Erz, berger, der die Leitung des Reichsfinanzministeriums vor Inapv zwei übernommen hat, l-itete Die UuSspracye ein mit ecu-r großen Programmrede. Bon einem Staatsbankrott versprach sich der Minister keim Rettung, denn StaatSbankrott sei BolkSbankrotE im Innern; die Ratschläge auf Annullierung der Kriegsanleihe mache er nicht mit. Die Ein, stellung der Zinsenzahlung würde diejenigen schädi gen, die dem Vaterland in der höchsten Not geholfen, haben. Die Schieber und Kriegsgewinnler, die ihr Geld nicht in Kriegsanleihe angelegt^haben, würden doppelten Vorteil haben; einmal würden sie große Ein nahme gehabt haben, um> zweitens würden sie von der Annullierung nicht getroffen werden. Steuerliche Be günstigungen konnte Der Finanzminister für die Kriegs anleihe nicht in Aussicht stellen, Wohl aber wird diese auch künftig bevorzugt werden bet Zahlungen gewisser Steuern und beim Kauf von Heeresgut. Der Minister ging darauf auf sie verfehlte Wirt schaftspolitik im Kriege ein. Der verstärkte Ruf nach Sozialisierung sei nur das Echo dieser über- kapitalistischen Kriegswirtschaft. Ein großes Stück So zialisierung sei allerdings bereits vollzogen worden. Das Steigen des Arbeitslohnes und das Fallen des Geldwertes seien die größte Sozialisierung, dis dis Welt kenne. , Der Reichsfinanzminister kam alsdann auf sein Programm zu sprechen: „Der «roße SteuersouverSn der Zukunft kann nur das einige Deutsche Reich sein, das 'in seiner Einheit und Geschlossenheit aus dem Kriegszusammenbruch zu retten, die vornehmste Aufgabe der jetzigen Negierung war und ist. Die Erhaltung des Reiches war dec Preis für di« Unterzeichnung des entsetzlich harten ungerechten Friedens. Drei Steuergläubigsrn ist der deutsche Würger ausgesetzt: Reich, Gliedstaat. Gemeinde. Vor dein Krieg erhob' das Reich jährlich nicht ganz 2 Milliarden Steuern und Ab gaben, Einzelstaateu und Gemeinden etwa >3 Milliarden. Beim Friedensschluß ist das Mindestmaß De r Ein nahmen, die bas Reich für eigene Bedürfnisse gebrauchte jährlich üb er 17 Milliarden. Die Einnahmen: der Einzelstaaten und Gemeinden sind mit mindestens 6 Milliarden jährlich anzusetzen., Die Einnahmen des Reiches müssen um 900 Prozent gcstcig-rt werden, die der Einzelstaaten und Gemeinden um vielleicht U00 Prozent. Solche Nieseuvcrschiebungcn heischen neue Maßnahmen. Können wir de» Riesonbcdarf der Zukunft aufbnugeu? > Wir müssen ihn aufbrinaen. Der Bedarf Les Reiches Weidet sich künftig in: ä) Inlandsbedarf, b) L iedergut- machungen. Die voraussichtlichen Jahrcsausgaben werden: sich auf rund 17,5 Milliarden Mark belaufen. < ' > ' Angesichts dieser unserer Ricsenlasten wage ich kaum das Wort auSzusprechen, mit dem ein Finanzminister auf- stehen und zu Bett gehen muß, das Wort von der Spa-r- samlcit. Ter erste Leitsatz ist: keine unproduktive Aus gaben mehr. Darum muß auch der sachgemäße Abbau der Arbe i t s l o se n u n te r st ü tz u ng ins Auge ge faßt Werden; lohnende Arbeit, nicht Arbeitslosenunter-! stützung ist das Ziel. . Wie soll der Gesamtbeoarf gedeckt werden, den M für Reich, Einzelstaaten und Gemeinden mit rund 2Sl Milliarden Mark beziffern darf? Die laufenden steuerlichen,! Einnahmen vor dem Krieg betrugen nicht ganz 2 Milliarden Mark, von 1913 bis 1918 sind während des Krieges ant neuen laufenden Einnahmen erschlossen worden 4000 Mil lionen Mark. Hierzu treten an einmaligen Abgaben dev! Ertrag der KriegSgewinnstcuer nebst Zuschlag in Hüb« von ö,7 Milliarden Mark und die Kriegssteuer für 1918s mit etwa 2 Milliarden Mark. Die neuen vor-liegendens Steuereutwürfe sollen dem Reich weitere 1200 Millionen!: laufende Einnahmen bringen, und ferner einmalige Ein» nahmen, die einer dauernden Zinsenersparnis von 600! Millionen Mark versprechen. ES ist also noch die Summ« von mehr als 10 Milliarden Mark zu decken.^ Zwei große neue Steuern nähern sich im Finanzministe rium ihrem Abschluß und ich beabsichtige, sie noch vo» Beginn der Parlamentsferien dem Hauss zu unterbreitens die große einmalige Vermögen sabgabe und di« große Umsatzsteuer. Aber auch wenn diese Vorlagen: unverändert angenominen würden, ist der Fehlbettag fürs den eigenen Bedarf noch nicht gedeckt. Die Summe fürs die Wiedergutmachungen mutz auf andere Weise aufgebracht werden. Im Herbst werden der Nationalversammlung neuet Vorlagen zugehen mit dem Endziel, diese Fehlbeträge zul decken. Die Steuerlast wird eins geradezu entsetzliche Höh« erreichen.