Volltext Seite (XML)
In dem .gleichen Bericht heißt es: „Die der „Union“ für diese Veranstaltungsreihe zugewiesenen ungünstigen Presseplätze gestatteten keine rechte Beurteilung, speziell der dynamischen Arbeit.“ (Übrigens gehört diese Frage nicht in den Bericht einer seriösen Zeitung.) — Hier ertappen wir den Berichterstatter auf einer bewußten Unwahrheit. Der „Union“ wurden für die Philharmonischen Konzerte zwei Plätze in der 10. Reihe, steigender Rang, zur Verfügung gestellt. Nach Ansicht der Akustiker, 'Musiker und unserer Zuhörer sind dies die besten Plätze im Saiaie überhaupt. Dies habe ich dem Bericht erstatter vor dem Konzert persönlich erklärt. Interessant ist .auch die Feststellung des Musikwissenschaftlers Dr. Krause-Graumnitz, der genau wie die Experten vom „Deutschlandsender“ die Akustik des Saales heute für gut befindet, wenn, auch noch nicht alle Wünsche restlos 'erfüllt werden konnten. „Hier (1. Symphonie von Joh. Brahms) klang namentlich das Blech überlaut.“ Jeder Berichterstatter, der die Partitur zu lesen versteht, wird feststellen, daß Brahms das Blech wenig eingesetzt hat. Erst bei dem triumphalen Finale kann der Dirigent nicht auf die Glanzlichter des Blechs verzichten. Herr Schmiedel schrieb im „Sächsischen Tageblatt“: „Wir erlebten auch diesmal einen äußerst vital-massiven, klangsatten und blechglänzenden Brahms, der die Hörer in Wonne und Freude schwelgen ließ.“ Nur der Berichterstatter der „Union“ konnte dies nicht. Als im vorigen Jahre Dr. Smetacek den Zyklus „Mein Vaterland“ aufführte, haben mir unsere Blechbläser und Pauker bestätigt, daß von ihnen noch nie ein so un erhörtes Fortissimo verlangt wurde. Später konnte man in der „Union“ lesen, „daß das Orchester“ noch nie so herrlich „geklungen hat“. Welch ein Widerspruch! Man könnte der Kulturredaktion. der „Union“ ein kleines Zitat aus den „Meistersingern von Nürnberg“ ins Tagebuch schreiben: „Der Merker werde so bestellt, daß weder Haß noch Lieben das Urteil trübe, das er fällt.“ Nationalpreisträger Prof. Heinz Bongartz und alle Dresdner Philharmoniker 6660 Ra III-9-5 1259 1,4 ItG 009/59
