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" -'VWP" 1327 r^, Pari», 22. September Ter Pariser Abq. Lamille Dreyfu» Hal gestern im BudgetauLichuffe tiaea Abänderung»antrag zum Budget für 1887 ein« aebracht, welcher die Einführung einer Einkommen« steuer bezweckt und im wesentlichen mit einem frühern, von Casimir Pöner, dem Freunde Thier», 187«! in der Versailler Nationalversammlung emgedrachten An ttage übereinstimmt. Dreyfus schlägt vor, die ver- fchiedeneu Arten des Einkommen» in 4 Klassen zu ordnen: Einkommen aus Wertpapieren, mit Aus ¬ nahme der französischen StaatSrenteu oder Schatz- odligatiouen, sowie aus Kommanvit- oder Zinsbetel- ligungen an Gesellschaft»uuternehmungeu; U. Pen sionen, Gehalte und Löhnungen au» öffentlichen Ämtern oder Privatbeschäftigungen; 6. Pfundguthaben und sonstige zinstragende Ausstände, ausgenommen kauf« männische Wechsel im Umlaufe; O. Geschäftsgewinne aus Bank-, Handels-, gewerblichen oder Spekulations- Unternehmungen, die nicht der Klaffe X angehören, sowie au» dem selbständigen Betned irgendwelchen Berufes. DoS Einkommen aus den Klassen v und 0 soll, wenn eS weniger als LOM Frc». jährlich be- trägt, von der Steuer frei sein, und diejenigen Ein kommen dieser Klassen, die zwischen LOM und 4000 Fres, betragen, sollen nur den LOM FrcS. über steigenden Teil zu versteuern haben. Der Steuersatz soll in jedem Jahre nach dem Bedarf des Staatshaus halts bestimmt werden. Die Meldung des »Figaro", da» Einkommen solle mit 10 Prozent besteuert werden, ist also grundlos; in dieser Höhe ausrrlegt, würde die Einkommensteuer etwa LOM Millionen Frc». ein bringen, also etwa H der bisherigen Abgaben zu er setzen im Stande sein, wa« eine völlige Umwälzung des Steuersystems mit sich brächte. Es ist vorerst die Rede davon, die Einkommensteuer für 1887 nur ganz leicht, mithin H oder höchsten» 1 Proz. zu veranschlagen, als eine statistische Maßregel, um zu sehen, was sie abzuwerfen geeignet ist. Da» Einkommen der Departement», Gemeinden, Wohl- thätigken» und gemeinnützigen Anstalten, sowie da tier Militärpersonen bis zum Hauptmann und Schiffslreutenant und der Lohn von Ardenern, die kerne Gewerbesteuer zahlen, also kernen selbständigen Betrieb haben, sollen steuerfrei bleiben. Die Steuer vom Ein- kommen der Klasse soll an den Kassen, welche den Coupon auSzahlrn, erhoben werden; für das Einkom men der dr-i anderen Klaffen wird eine Erklärung de» Steuerpflichtigen verlangt, deren Unterlassen oder un richtige Abgabe da» erste Mal mit dem dreifachen Betrag, da» zweite Mal mü dem sechsfachen und Verlust der politischen Rechte bestraft wird. Die opportunistischen Blätter machen mit den konservativen gemeinsam Front gegen den Dreysurschen Steuer- resormplan. »Pari»" hält eS nicht für zeitgemäß, mit einer so bedeutenden Reform rasch vor Thorschluß herautzurücken. ES liege ein Budget vor, welches mit Gleichgewicht der Ausgaben und Einnahmen abschließe, und da sei e» unklug, im letzten Augenblick die Grund lagen völlig über den Haufen stürzen zu wollen, auf denen tue Finonzorganisation des Landes ruhe. Mlt diesem Übereifer, mit welchem jeder der erste sein wolle, eine Reform vorzuschlagen, schade man mehr, als man nütze. »Der junge Abgeordnete der Seine" habe nicht bedacht, daß die Republik unter einer solchen un- volkStümlichen Steuer mehr leiden würde, al- durch eine Verzögerung um etliche Monate behufs gründ lichen Studiums der großen Reform. Die wahren finanziellen Reformen würden nicht im Galopp, son dern im Schutt gemacht. Die .Liberte" bemerkt, in einem demokratischen Staate müsse man die Beamten so besolden, daß sie leben könnten; eS sei ein Wider spruch, ihnen auf der einen Seite Aufbesserungen zu gewähren und auf der andern neue Steuerlasten auf- erlegen zn wollen. Die Organe der Rechten sehen in der Vorlage verkappten Raub. — Der Budgets us- schuß genehmigte heute nachmittag da- Budget de» AuSwärtigen Amte- mit einem Abstrich von 184 OM Frc». von den ursprünglich verlangten Krediten. In diesem Budget sind auch die Ausgaben für das Ton kin und für Madagaskar von 1887 ab enthalten. Für da» Tonkin sind 30 Millionen verlangt, wovon 1t für den Unterhalt der Landtruppen und k für die Flotte. Die eigenen Einnahmen de» Lande» hatte der Generalresident Bert auf 8 Millionen FrcS. für» erste Jahr veranschlagt. Hr. de Freycinet hat indessen den Anschlag aus 5 Millionen ermäßigt. Die Kosten der Botschaft am Vatikan beschloß der Ausschuß mit 9 gegen 5 Stimmen zur Bewilligung zu befür worten. — Die Pariser Polizei hat auf Antrag des städtischen Lebensmittellaboratoriums den Verkauf salicylhaltigen Biere- verboten. Die »Lauterne" hat im Interesse der Bierwirte diese- Verbot heftig HM»»————»—-—--— ' —- beinahe unmöglich machen und natürlich vor allen Dingen sich die ungeteilte Liebe jede» eifrigen Zeitungs leser» erwerben. Wie die» möglich ist? Sehr ein fach. Das Korrespondenzdureau in der Hauptstadt oder die Zeitung, welche ihre Leitartikel und Depeschen recht bald in den Provinzialblättern gedruckt zu sehen wünscht, schickt die betreffenden Nachrichten in Lettern- satz oder al» stereolypisches Clichv nach dem Telegraphen amie. Hier kommt da» so gestaltete Manuskript auf eine Art Schlitten, welcher sich dicht unter einem Elahlstifte hin und her bewegt. Passiert die erhöhte Stelle eine» Buchstaben» unter dem Stift weg, so findet eine Berührung beider statt, die elektrische Leitung ist dadurch geschloffen und der Strom durch- länft den Draht, welcher beide Stationen unter ein ander verbindet. Auf der Empfangsstation ist ein dem beschriebenen ähnlicher Apparat vorhanden, nur mit dem Unterschied, daß hier die Stelle de» Lettern- jatze» oder Llichö» auf dem Schlitten unter dem Stift «in Bogen chemisch präparierten Papier» ein nimmt, auf dem jedes Mal, wenn der Strom ge schloffen ist, ein Punkt oder ein Strich durch den Stift hervorgerufen wird. Die Bewegung der beiden Schlitten wird durch Elektromotoren bewirkt, deren Gang noch den Angaben der Meßinstrumente genau einander gleich gemacht werden »uh. Ein Excenter verwandelt die rotierende Bewegung de» Elektromotorenanker» in eine geradlinige. Eine endlose Schraube gestattet, den Slahtstist jede»mal, wenn da» Eiichi seiner ganzen Breite nach unter ihm durchgegangen, etwa» weiter z» bewegen, so daß also neue Buchstabe« resp. Buch- bekämpst und den Zusatz von Salicyl -um Bier für unschädlich erklärt. Wie die »France" meldet, hätte der Abg Guyot, Redakteur der »Lanterne" geflissent lich eine gewisse Menge salicylierten Biere» vertilgt, um dessen Unschädlichkeit darzuthun — sei aber da durch unpäßlich geworden. Vielleicht war die Dosi» zu groß. — Die bulgarische provisorische Regierung unterhandelt mit einigen französischen Firmen, nament lich mit der Compagnie FiveS-Lille über den Abschluß der Anleihe von 15 Millionen FrcS., für welche sie al» Bürgschaft die Eisenbahnlinie Tsaribrod- Vakarel- Sophia vergeben will. Pari», L3. September. (W. T. B.) Im Miuisterrathe setzte Freycinet die Schwierigkeiten auseinander, denen der Ministerresident Lemaire auf Madagaskar begegnet sei; derselbe habe sehr bestimmte Instruktionen erholten, um die vollständige Ausführung des Vertrage« herbeizuführen. Die Lage in Annam und Tonkin bessere sich fortdauernd. Haag, L3. September. (W. T. B.) In der zweiten Kammer brachte der Finanzminister da- Budget für 1887 ein; dasselbe weist einen Fehlbetrag von 17 Millionen Fl. auf, da- Ordinarium einen Fehlbetrag von 666 OM Fl Die Fehlbeträge von 1884 bi» 1887 werden auf 26 Millionen angegeben. Eine An leihe wird für späterhin erforderlich sein; für 1887 dürfte jedoch eine Ausgabe der schwebenden Schuld genügen. Der Minister hält den Finanzetat für ziem lich befriedigend, da das Ordinarium seit 1871 trotz der Vermehrung der Ausgaben und Anleihen für öffentliche Arbeiten fast gar keinen Fehlbetrag auf- weise. — Der Sozialistenführer Domela Nieuwen- hui», welcher wegen Beleidigung de- König- durch die Presse angeklagt war, ist zu 1 jähriger Haft ver- urteilt worden. * Madrid, L3. September. »Alle- ist beendet", wird der »St. fr. Pr." geschrieben. »Es sehlen nur noch 10 Soldaten und 3 Unteroffiziere, welche sich in dem Glauben, daß Vlllacompa durch einen der Em pörer verwundet worden ist, verborgen halten. Die Gesamtstärke der Empörer beträgt 85 Mann und 4 Sergeanten von dem Kavallerie-Regimente Albufera und 181 Mann, 4 Sergeanten und 1 Kapitän von dem Jnfanterie-Regimente Garellano. Alle Sergeanten wurden verhaftet oder gctötet. Die Offiziere haben sich bei Bewältigung der Empörer heldenmütig be nommen und dieselben mit dem Säbel in der Faust angegriffen. In allen Provinzen herrscht vollständige Ruhe, trotz der Versuche, die gemacht wurden, um von dort au- die Madrider Bewegung zu unterstützen. Da» Verhalten der Königin war über alles Lob er haben. Ihr persönlicher Mut, ihre Entschlossenheit und ihr Pflichtbewußtsein werden allgemein bewundert. Alle Journale anerkennen die große Bedeutung des Empfanges, welcher der Königin bei ihrer Ankunft in Madrid bereitet wurde. Das Leichenbegängnis der zwei gefallenen Chefs der Artillerie gestaltete sich zu einer großen Kundgebung." Neueren Nachrichten zu folge sind auch General Villacampa und der Kapitän Gonzalez, welche an der Spitze der Aufständischen standen, gefangen genommen worden. * London, 23. September. Der Staatssekretär des Auswärtigen Lord JddeSleigh wohnte heute nachmittag rn dem Beaconsfield Klub der Enthül lung deS Bildes Beaconsfields bei und hielt hierbei eine Ansprache, in welcher er die Anwesenden zu der von der konservativen Partei bekundeten Festig, leit beglückwünschte und hervorhob, obwohl noch viele Schwierigkeiten zu bekämpfen seien, so glaube er doch, daß die Lage des Reiches im allgemeinen als eine stabile bezeichnet werden könne und man eine glück liche Überwindung aller Schwierigkeiten mit vollem V rtrauen erwarten dürfe. — Lord Lyons wird wahrscheinlich gegen Weihnachten in Paris Platz für Lord Lytton machen, dessen Ehrgeiz stets diese Bot- schafterstelle war. — Der Kaiserin Eugenie soll Italien als Winteraufenthalt verordnet worden sein; sie hat sich dort die ruhigste aller Städte, Pisa, aus gesucht. — Heute kam e» in Portumna (Grafschaft Galway) zu Ruhestörungen. Die Polizei, welche gegen dre Ruhestörer einschritt, wurde von dem Pöbel, der die Verhafteten zu befreien suchte, mit Steinen beworsen und mußte von ihren Stöcken Gebrauch machen, wobei mehrere Personen veiwundet wurden. — Nach einem dem Parlament vorgelegien amtlichen Bericht wurden in den Monaten April Mai und Juni 297 agrari'che Verbrechen in Irland be gangen, und zwar: 1 Mord in Kerry, 1 Todschlag in Galway, 8 Angriffe mit Schußwaffen, von ihnen 5 in Kerry; 1 Mordversuch in Kerry; 24 Brandstif tungen, davon 8 in Kerry; 6 Raubanfälle, davon 4 in Kerry; 118 Drohbriefe, davon 28 in Kerry und 28 stabenteile den Stromschluß bewirken und al- Punkte und Linien auf dem Papiere der anderen Station sichtbar werden. Auch Zeichnungen und Illustrationen können mit diesem Telegraphen bequem einer fernen Station übermittelt werden. In diesem Falle wird auf der Aufgabestation die mit der Gravierung ver sehene Metallplatte auf den Schotten gelegt; auf der Empfangsstation hat eine Zink- oder sonstige Metall platte den Platz unter dem Stahlstichel, welcher an Stelle de- Stifte- getreten, eingenommen. Ist die Zeichnung in bekannter Weise auf diese übertragen, so kann sie mit wenig Mühe sofort für den Druck zube reitet werden. Statt einer gewöhnlichen Metallplatte läßt man ost vorteilhaft den Stift auf einer mit dün ner Wachsschicht überzogenen Platte gravieren. Selbst verständlich kann auch ein Letternsatz so auf einer Metallplatte abgebildet werden. Die Idee, welche dem Zeitungstelegraphen zu Grunde liegt, ist nicht neu, wie auch der Erfinder zugiebt. Ihm gebührt aber der Ruhm, zuerst von einem Druckleiternsatz oder einem Llichö eine direkte telegraphische Übertragung vorgenommen zu haben, ebenso wie auch er zuerst dem elekrischen Motor (welcher natürlich durch eine be« sondere Elektrizitätsquelle bewegt wird) eine Rolle in der Telegravhie zuerteilt, dem aufzeichnenden Stifte aber eine feste Stellung gegeben hat. * Solange noch der griechische Hos zum Sommer« aufenthalt eine» der Schlösser der Umgebung der Hauptstadt bewohnt, werden daselbst häufig von den Mitgliedern der königlichen Familie kleine Lustspiele oder Szenen au» klassischen Stücken aufgeführt. Ler in Clare; 33 sonstige Einschüchterungen; 45 Eigentum»« beschädigungen und 17 Viehverstümmelungen. — Der britische Konsul in Chefoo in China schreibt in seinem amtlichen Bericht: »Bezüglich der Schiffahrt ist e» bemerkenswert, wie sich die Zahl der deutschen Dampfer, welche diesen Halen besuchen, vermehrt. Die Schiffe sind sehr ökonomisch eingerichtet und brauchen namentlich verhältnismäßig wenig Kohlen. Die deutschen Kapitäne und Schiffsoffiziere begnügen sich mit niedrigerem Gehalt al- die englischen und das Resultat ist, daß deutsche Dampier Frachten zu niedrigeren Raten befördern können als englische. Aus den britischen Segelschiffen vertreibt der billigere aus- ländische Matrose den englischen Seemann. Aus den meisten britischen Segelschiffen, welche hier einlaufen, befindet sich nicht ein einziger Brite unter den Offi zieren und der Mannschaft. Der Kapitän und die Steuerleute sind gewöhnlich Deutsche oder Skandinavier und die Mannschaft besteht aus Malayen, Chinesen und Japanesen." — Im Pendschab ist einer Reuter- schen Depesche au» Sim la vom 19. zufolge eine weitere aufrührerische Proklamation veröffentlicht worden. — Au» Thayetmyo in Birma eingetroffene Nachrichten melden, daß die weltliche Grenzkolonne unter Major Clements thatsäcklich in Tai-gdah be- lagert ist, da eS den von Allanmyo abgesendeten Verstärkungen nicht gelungen ist, semen Entsatz zu bewirken. Am 19. September sind LM Mann deS 5. MadraSregimenlS und 80 Mann deS SüdwaleS- regimentS unter Oberst Nephew mit einem Spezial train abgesendet worden. Außer BoSweh führen noch einige bekannte Rebellen die Dakoit» an. * Sophia, 22. September. Der »N. fr. Pr." zufolge soll Gene,al v. Kaulbars der Überbringer eine- russischen Ultimatums sein. Die Regierung baut fest aus die Standhaftigkeit der Bevölkerung. — Aus Sophia, 18 September, berichten die »Times": »Rußland weigert sich noch immer, die bulgarische Regentschaft anzuerkennen, und der neue Agent in Sophia, Neklmdoff, ist bisher amtlich mit den Re genten noch nicht in Verkehr getreten. Er besuchte sie jedoch privatim, und es wurden ihm ihre Ansichten mitgeteilt. Da diese Ansichten ein vollständiges Re- gierungsprogramm bilden, so will ,ch sie wörtlich so geben, wie sie Stamduloff, der Präsident der Regent schaft, mir mitgeteitt hat. Stamduloff sagte: Wir werden demnächst ein Dekret zur Einberufung der großen Sobranje und zum Zusammentritt derselben noch 30 Tagen erlassen. Wir haben dem russischen Agenten mctgeteilt, daß wir der Versammlung den Vorschlag machen werden, den Kandidaten zu wählen, den Rußland empfiehlt, vorausgesetzt, daß er die Zu- stlminung der übrigen Mächte erhält. Würden wir frei sein, so würden wir natürlich den Fürsten Alexander wiederwählen. Rußland hat bis jetzt noch nicht angedeutet, wen eS empfehlen wird. Aber mag der Kandidat sein, wer er wolle, so muß er verstehen, daß er der Verfassung Gehorsam zu leisten hat. In Anbetracht der Popularität des Fürsten Alexander, der bei uns nicht vergessen werden wird, wird die Stellung des neuen Fürsten jedenfalls sehr schwierig werden. Kommt er aber mit dem Gedanken, uns zu russischen Unterthanen zu machen und die Verfassung auszuheben, so wird er gestürzt werden Ob unser nächster Fürst ein Russe oder ein Deutscher ist, nach seiner Wahl muß er ein Bulgare werden. Versucht er unsere Una.hangigteit und unsere Freiheit zu zer stören, statt sie zu schützen, so werden wir ihn als Verräter betrachten. Es ist unser Wunsch, in Freund schaft mit den Russen zu leben, aber w>r wollen nicht, daß sie unsere Herren sind. Wir sind be reit, russische Instruktoren und eine Anzahl älterer Offiziere für die Armee anzunehmen, weil unsere bul garischen Offiziere noch zu jung nnd unerfahren sind, um hohe Kommandos zu bekleiden, aber wir können keinen ruisischen Krieg-Minister, welcher unserem Parla ment nicht verantwortlich sein würde, annehmen. Unsere Verfassung muß ohne Zweifel abgeändert wer den; denn die Zahl der Deputierten ist zu groß und unser Wahlsystem ist auch mangelhaft. Diese Dinge können wir aber selbst ohne Diktate vom AuSlande besorgen. Was unsere Stellung als Regenten be trifft ist freilich nach dem Amendement zur Ver fassung von 1883 Hr. Karaweloff der Einzige von un» Dreien, welcher die nötigen Qualifikationen hat, da Oberst Mutkurow und ich weder Kabinettsminister noch Richter de- obersten Gerichtshofes gewesen sind. Damals aber traf unsere Verfassung nicht Vor kehrungen für den Fall, daß der Fürst unserer Wahl durch eine ausländische Verschwörung gestürzt werden und drei Großmä hte nn» auffordern könnten, die Verräter nicht zu bestrafen. Wir sind unter ganz außerordentlichen Umständen ernannt worden, um das Land vor Anarchie zu bewahren. Unsere Autorität wird von der Sobranje anerkannt und wir werden uns Gehorsam verschaffen. Ich habe dem russischen Konsul einige Worte darüber sagen müssen. Ich sagte ihm, daß vielleicht eine Amnestie für das Ver brechen de» 20 August gewährt werden könne, daß aber Jeder gehängt werden würde, welcher sich gegen die Regentschaft erhebt. Er antwortete: Sie sind in Ihrem Rechte." — Wie die „Köln. Ztg." erfährt, hat der deutsche Vertreter in Sopkia nicht Ein stellung der Üntersuchung gegen die Verschwörer, sondern nur das Unterbleiben von Hinrichtungen be fürwortet, letzteres im Hinblick auf Vergeltung-Maß regeln, weiche be» einem anderweiten Umschwung er griffen werden könnten. Konstantinopel, 23. September. (W T. B) Der Su tan empfing heute nachmittag den Herzog v. Edinburgh und den Prinzen Georg, den Sohn der Prinzen v. Wales, in se'erlicher Audienz, welche säst eine Stunde dauerte. Der Sultan verlieh dem Herzog v. Edinburgh den Stern zum OSmamehorden mtt Brillanten und dem Prinzen Georg da- Groß kreuz des OSmaniehordens. * New-Aork, 20. September. Die Sozialisten Liebknecht und l)r. und Frau Aveling hielten gestern abend vor einer 5000 Personen zählenden Versammlung Reden. Im Lause seiner Ansprache er klärte Liebknecht, daß die kürzlich in Chicago ver urteilten Sozialisten unschuldig seien, und er werde dasür agitieren, daß ihnen ein neuer Prozeß bewilligt würde. Dann sagte er: »Wir kämpfen gegen da» Blut- und Eiseniystem Bismarcks und seine brutale Gewalt." Frau Aveling erklärte, daß der SozialiSmu» Tod und Schrecken v rbreiten müsse und nicht länger friedlich und ruhig bleiben dürfe. Es wurde be schlossen, den deutschen und englischen Sozialisten tele graphisch Glück zu wünschen Vermischtes. * Jagdabenteuer. Ein Blatt in Batavia meldet folgendes Jagdabenteuer. In dem Strandgebüsch von Durie Sunther, südöstlich von Priok hörten zwei Mit glieder des Jägerklubs Kemajoran einen gewaltigen Lärm, und als sie sich näherten, sahen sie einen Tiger, um den sich eine große Schlange gewunden hatte; letztere versuchte den Tiger im Nacken zu packen, wäh rend dieser sich vergeblich anftrengte, die Schlange mit seinem Rachen zu erreichen Die beiden Jäger legten alsbald an und hatten das Glück, die beiden Un geheuer auf den ersten Schuß tödlich zu treffen. Übrigens ist die Zahl der jährlich von Tigern zer rissenen oder am Bisse giftiger Schlangen gestorbenen Eingeborenen auf Java eine sehr gioße; im vorigen Jahre kamen auf diese Weise über 200 Menschen ums Leben. Kumol. liuliiMlmkv Al» bivurMMur üar UcMpvtlwkv, - Ven«l!tz, Knuiii Mvl il UM, viiim MilvM. wslssss" , TD. k-inzuo I 8 «»!> neue getrocknete offeriert in Originalfäcken von 25 SV Ko. L M. l.üv pr. Ko.: in Postsäckchen von 5 «o L M. 1.70 pr. Ko., gegen Kaffe oder Nachnahme Lchtrrstetner Konservenfabrik 28S7 Skbterstrin a. Rhein. gangene Woche gab man der „Allg. Ztg " zufolge den letzten Akt des »Hamlet", der Thronfolger spielte den Dänenprinzen, dre älteste Prinzessin die Ophelia. Die Prinzessin hatte auf da« Studium ihrer Rolle unend lich viel Fleiß verwendet, allein sie erklärte, sie sehe nicht ein, warum Ophelia eigentlich sterben solle, man könne sie ganz gut mit Hamlet v'rheiraten. nachdem doch die beiderseitigen Familien mrt der Partie ein- mrnanden seien. Ein Kammerherr fand die Sacke einleuchtend und schrieb einen anderen Schluß, nach welchem Hamlet bei dem Duell mit einer leichten Wunde davonkommt, während Ophelia, die von Bauers leuten aus dem Wasser gezogen wird, denselben vflegt. Schließlich wird natürlich Hochzeit gemacht und in dem ganzen Hause Hamlet herncht eitel Jubel und Freude. * Aus Rom, 20. d. MtS., wird der »Frkf. Ztg." gemeldet, daß in der Via Frattina die Aibeiter an läßlich der dort stattfindenden Bodenarbeiten dieser Tage auf ungeheure antike Säulen aus afrikanischem Marmor gestoßen sind, die etwa 2 m tief unter dem Boden horizontal lagen. * Die infolge der UngiltigkeitSerklärung de» Wahr- spruche» der Jury erfolgte Stichwahl hat den endlichen Sieg MontaldS al» Bewerber für den belgischen StaatSprei» der »Romreise- ergeben. * Ein interessantes Choleraheilverfahren wird gegenwärtig im Barackenspital in Buda-Pest durch den Primararzt vr. Bela Angynn mit einem Apparat angewendet, den Prof. Lantani in Neapel gelegentlich der Choleraepidemie im Jahre 1884 erfunden hat. Die Prozedur besteht darin, daß dem Cholerntrankeu von der Bauchgegend ans 1 Liter desinfizierte» Wasser unter die Haut gespritzt und dasselbe sodann durch mäßigen Truck in das Blut gedrängt wird. Die Cholera entzieht nämlich dem Blute den Wasser gehalt, der sich nicht erneuern kann, da bei Cholera kranken der Magen seine Funktion versagt. Mit diesen Versuchen hat l)r. Angyän bereit» ganz be wußtlos und schon ganz blau eingebrachte Cholera- kranke wieder zum Leben gebracht. * Vom 6. bi» 8. November d. I. wird die Feier de» 250jährigen Bestehens der Harvarduniver sität in Cambridge, Massachusetts, in großartiger Weise stattfinden. Die Universität ist am 7. No vember 1636 von den Bürgern der damaligen eng lischen Kolonie Massachusetts gegründet und nach John Harvard, welcher der Universität eine bedeutende Schenkung machte, benannt worden. Harvard ist die älteste Universität auf der nördlichen Hälfte de» amei ikanischen Kontinent»; auf der südlichen Hälfte existiert eine noch ältere, nämlich die Universität vou San Marco» in Lima, Peru, welche vom Kaiser Karl V. im Jahre 1551 gegründet worden >st. * Wie dem »Reuterschen Bureau" au» Sansibar vom 23. d. gemeldet wird, befand sich nach den letzten dort ein- gegangenen Nachrichten der Afrikareisende Junker rn Msalala, südlich der Viktoria-Nyanza und beabsich tigte nach Sansibar weiter zu reisen. Druttfrhlerbericktiguug. In Nr »2», Seile 1»»», lle so von unten, ist »paar Zoll' gefetzt worden patt ,par. >ll' (pariser Zoll)