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Dresdner Journal : 24.09.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-09-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188609248
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18860924
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18860924
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-09
- Tag 1886-09-24
-
Monat
1886-09
-
Jahr
1886
- Titel
- Dresdner Journal : 24.09.1886
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INS dazu übergehen, praktische Politik zu treiben, so will un» diese Klage fast noch seltsamer erscheinen. Die Herren von der sozialdemokratischen Partei verwahren sich zwar auch mitunter gegen den Borwurf, nur Negationspolitiker zu sein, und zum Beweise für ihre praktische Thätigkeit berufen sie sich auf da- große „Arbeiterschutzgesetz-. Daß indessen auch dieser An« trag nicht mehr ist al- ein bloße- Schaugericht, dazu bestimmt, die Kinder zu beruhigen , welche die Zeit nicht abwarteu können, wo der sozialistische Himmel auf Erden verwirklicht wird, da- kann man leicht er» kennen, wenn man liest, wie geringschätzig der Führer der Partei, Hr. Bebel, in der „Neuen Zeit- über diese „That* der parlamentarischen Sozialdemokratie urteilt.* Lagesgeschichte. * »rrlin, 23. September. Zwischen Ihrer Ma» jestät der Kaiserin und dem Sultan hat, einer Konstantinopeler Drahtnachricht der „Frkf. Ztg.* zu folge, ein freundschaftlicher Depeschenwechsel stattge. habt, nachdem der Sultan sein eigene- Porträt und die Bildnisse seiner Sinder der Kaiserin übersandt hatte. Der deutsche Botschafter am königl. italienischen Hofe, Geh. Rat v. Keudell ist gestern abend aus Barzm wieder hier eingetroffen. Aus dem Haag ist der Abteilung-Vorstand im königl. niederländischen Kolonialministerium hier angekommen. Da» große Übungsgeschwader, welche-während der letzten drei Tage unter Teilnahme de- EhefS der Admiralität, GeneraltieutenantS v. Caprivi, al- Schluß- manövcr die Blockade der Ostseeküste von Danzig bi» Memel ausgeführt hatte und heute vormittag mrt einer Flaggenparade vor Zoppot aufgelöst wurde, ist, wie aus Danzrg gemeldet wird, nach Kiel zurückgekehrt. Der Chef der Admiralität verließ in Neufahrwaffer das Geschwader und begab sich hierher. — Der Danipfer „Roma* ist mit den Ablösung-Mannschaften der Kanonenboote „Bismarck* und „Nautilus* wohlbehalten auf der Rhede in Wilhelm-Haven ein- getroffen. — S. M. Kreuzerkorvette „Luise* mit den Ablösungskommandos für S. M. Kreuzer „Habicht* und Kanonenboot „Cyklop* an Bord, tritt voraus» sichtlich am 1. Oktober die Ausreise von Wilhelms haven nach Kamerun an.— Bei der ReichSseemacht wurden seit einigen Jahren keine Vierjährig-Frei» willigen mehr angenommen, weil dieselben nicht un terzubringen waren. Demnächst wird jedoch Platz ge schafft und werden, wie es heißt, zum 1. Februar k. I. wiederum 200 Mann als solche Vierjährig»Freiwillige eingestellt werden können. Die Uniform der Feld webel der Seemacht soll mit dem nächsten April eine Änderung erfahren und der Schnitt der Uniform dem der Offiziere angenähert werden. Die „Berl. Pol. Nachr.* schreiben: Wenn, wie bereits gemeldet, der Reichstag in der nächsten Session zweifelsohne nur der Fortführung der Sozial reform nach der kaiserlichen Botschaft vom 17. No vember 1881 besaßt werden wird, so dürfte doch die Alters- und Jnvalidenversorgung keinesfalls bereits Gegenstand der Verhandlung sein. Es ist zwar selbstverständlich, daß auch dieser Teil des in der gedachten Botschaft gezeichneten ReformprogrammS zur Ausführung gebracht und daß diese nicht über da- unbedingt erforderliche Zeitmaß hinausgeschoben werden wird. Allein ebenso liegt es aus der Hand, daß der Zeitpunkt für die Befassung der gesetzgeben den Faktoren des Reiches mit der Materie noch nicht gekommen ist. Es mag in dieser Hinsicht die Schwie rigkeit der Materie und die Notwendigkeit, die be stehenden berufSgenossenschaftlichen Einrichtungen in der praktischen Wirksamkeit längere Zeit daraus hin zu betrachten, ob sie, außer den bereit» ihnen über tragenen Funktionen, auch noch al» Träger so schwer wiegender Ausgaben, wie der Alter»- und Invaliden versicherung dienen können, nur nebenher gestreift werden. Abgesehen davon aber dürfte eS ohne Zweifel so unerläßlich, wie zweckmäßig sich erweisen, vor dem Abschluß der gesetzgeberischen Arbeiten, mit den zu nächst Beteiligten und au» der Praxis vorzugsweise zu gedeihlicher Mitberat-ng Befähigten die den gesetz gebenden Körperschaften zu unterbreitenden Vorschläge zu beraten. Wir haben hier dabei nicht allein den VolkSwirtschaftSrat oder eine ähnliche Körperschaft im Auge, sondern wir denken un» vielmehr eine Be ratung mit uä boo berufenen Sachverständigen au» den beteiligten wirtschaftlichen und insbesondere in» Die Mormonen, eine Gefahr für die religiöse und ideale Weltkultur. (Fortsetzung.) Nach Abtretung Utah» an die Vereinigten Staaterr erfuhren die Mormonen anfang» keine sonderliche Be lästigung in ihrem Lande, welche» al» ein „Territo rium* der großen Union eingerelht wurde. Während des amerikanischen Sezessionskriege», al» Onkel Sam mit dem rebellischen Süden beschäftigt war, hatten die Heiligen am Salzsee gute Tage. Sie »haten, was sie wollten, ließen die Bundesbeamten, wie sie es au»« drückten, „wunderbar seitwärts liegen*, und boten der Autorität der Vereinigten Staaten joffenbar Trotz. Einen Teil der Schuld dieser Sachlage trugen frei» lich die Persönlichkeiten der nach Utah gesandten Beamten, welche wenig geeignet waren, deu Fanatikern Respekt einzuflößen, und statt der Vielweiberei ent- gegenzuarbelten, die schöne Gelegenheit benutzten, selbst dieser Praxis zu fröhnen. Einen gewaltigen Um schwung der Dinge sollte erst die Eröffnung der Pacificeisenbahn hervorbringrn, welche da» früher so schwer erreichbare Utah, da» übrigen» die Mormonen niemals dem Fremden, dem Gentile völlig zu ver schließen wagten, leicht zugänglich machte. Rascher, als man erwarten konnte, traten Verhältnisse eia, die Brigham Uoung» Autorität eine Zeit lang bedeutend zu schwächen und unter den aufgeklärteren Mitglie- dern seiner Kirche eine erfreuliche Sinnesänderung in Aussicht zu stellen schienen. Dies äußerte sich zu- nächst dann, daß man bereit» im Spätsommer des Jahres 1866 eine Spaltung unter den Mormonen für unvermeidlich hielt. Uoung» Gegner strebten dustriellen Kreisen, wie eine solche dem Abschlusse der Unfallversicherung-Vorlage für die Seeleute voran- gegangen ist. E» unterliegt keinem Zweifel, daß auf dem seither eingeschlagenen Wege nicht nur wesentliche praktische Fingerzeige für die legi-latorische Au»- gestaltung der Materie sich werden gewinnen lassen, sondern daß dadurch auch in den beteiligten Kreisen vorweg manche» Vorurteil gegen die geplanten Re formen beseitigt werden wird. Soweit bi-her feststeht, dürfte die Regierung so wohl in Bezug auf die Berufung der ordent lichen Sefsion de» Reichstag» al» auch de» Landtag» an den Terminen der letzten Jahre fest halten. Danach wäre der Zusammentritt de» Reichs tag» für die Mitte November, der de- preußischen Landtage» für die erste Hälfte Januar zu erwarten. Zur Zeit finden sowohl für da» Reich al- auch für Preußen die üblichen kommissarischen Berhandlungev über die Feststellung der Einzeletat» de» Reich»- resp. StaatShauShaltSetatS statt. Für die Entwickelung lebhafterer und fruchtbarer Handerbedingungen mit Ostasien hält die Handels kammer in Esten in ihrem neuesten Jahresbericht die Errichtung einer überseeischen Bank für ein un- abweiSlicheS Bedürfnis. Größere Abschlüsse auf noch überseeischen Ländern zu liefernde Waren, sagt der Bericht, dürsten, insbesondere wenn eS sich um den Beginn de- Eisenbahnbaue- in China handeln sollte, schwerlich zu erzielen sein ohne gleichzeitig größere finanzielle Transaktionen. Da- Land, dessen Vertreier diese finanziellen Transaktionen zu bewirken in der Lage sein werden, wird immer einen Borsprung in be treff der Lieferung seiner Jndusttieerzeugmsse haben. Die für den deutschen Handel jetzt vorliegende Not wendigkeit, die Finanzierung aller Geschäfte über Eng land gehen zu lassen und Zahlungen durch Vermitte lung der englischen Banktn zu empfangen, erschwert und verteuert ganz zweifellos den Vertrieb deutscher Produkte. Es ist daher mit großer Befriedigung aus genommen worden, daß die vor etwa Jahresfrist aus gegebenen Verhandlungen wegen Errichtung einer über seeischen Bank neuerdings wieder energisch ausgenommen worden sind, und hofft die genannte Handelskammer, daß die schwebenden Verhandlungen dieses mal zu einem befriedigenden Resultate sühren werden. Erst im Laufe des nächsten Monats werden sämt- liche Mitglieder des königlichen preußischen StaatS- mlnisteriums wieder vollzählig hier anwesend sein, und e» werden dann die Ministerberatungen über die sür den Landtag bestimmten Vorlagen zu erwarten sein. Während es einerseits heißt, daß dem Landtage außer dem Staat-houshaltsetat nur die Kreis- und Provinzialordnung für die Rheinlande und einige kleinere Entwürfe provinziellen Charakter» vorgelegt werden würden und man danach also eine verhältnis mäßig kurze Session zu erwarten hätte, hört man nach den „Hamb. Nachr.* andererseits, daß doch auch außerdem eine Anzahl wichtiger Vorlagen erscheinen würden und die Session also einen sehr bedeutungs vollen Charakter annähme. Es wird dabei nament lich an jene Vorlage gedacht, welche das Kultusmini sterium bezüglich einer weiieren Durchsicht der Mai» gesetzt einbringen dürste. Bisher hieß es, daß damit wie im vorigen Jahre verfahren werde, und der bk» treffende Eniwurs zuerst an da» Herrenhaus gelangen sollte. Soweit zu erfahren, ist indessen diese An gelegenheit noch durchaus in ihren ersten V^rberei- tungen begriffen und demnach die Richtung und der Umfang der Vorlage im Augenblicke durchaus noch nicht zu übersehen. Man wird nicht irren, wenn man annimmt, daß der preußische Gesandte oeim Vatikan, Geh. Rat l)r. v. Schlözer, der ja übrigen- m den letzten Tagen bereits vom Papste empfangen worden ist, ermächtigt worden wäre, dem Vatikan Aufschlüsse über die Grundlagen zu geben, von welchen au« man an eine Durchsicht der Maigesctze diesseits herantreten will. Möglich ist auch, daß man erst nach dem Ab schluß der Vorbesprechungen und an der Hand der Ergebnisse derselben hier an einen sür den Landtag bestimmten Gesetzentwurf herantreten möchte. Der letztere sollte dann nach Rom gesandt werden, damit man sich dort wie hier über da» Weitere verständigen könnte. Nach sicheren Anzeichen wird die Regierung in dem Entwürfe dem Vatikan weit entgegenlvmmen, dennoch aber keineswegs m dem Umfange, wie d«e» bisher vom Zentrum gewünscht worden ist. Bei der heutigen in Posen stattgrhabten Ersatz wahl zum Abgeordnetenhause an Stelle des ver storbenen Abg. Büchtemaun erhielten nach amtlicher Feststellung von 217 abgegebenen Stimmen im zweiten dahin, seiner Alleinherrschaft und seinem Despotismus «in Ziel zu setzen, die ungeheure Macht der priester lichen Gewalt einzuschränken. Vorzugsweise war e» die den Grundstein des ganzen eigentümlichen Ge- bäudeS bildende Polygamie, die heftig angegriffen wurde. Die Brighamiten verteidigten dieselbe gegen die Forderung der sogenannten Josephiten, sie al- un echten Zusatz zur Mormonrnlchre adzuschaffen. Einen viel schlimmeren Feind hat die Vielweiberei jedoch in dem Kongreß der Bereinigten Stauten, in welchem die „Mormonenfrage* zu einer solchen ge worden, die rmmer von Zeit zu Zeit wieder auftaucht. Im Februar 1870 legte dort Shelby M. Cullom eine auf die Mormonen bezügliche Bill vor, die im Repräsentanten Hause endlich angenommen wurde und harte Bestimmungen enthielt. Die Bielweiberei wurde in jedem einzelnen Falle mit 1000 Doll. Geldbuße und 5 Jahren Zuchthausstrafe bedroht. Aber weder diese Bill noch andere im Jahre 1871 eingebrachte erhielten die zur Gesetzeskraft erforderliche Überein stimmung beider Häuser de» Kongresse». Für die Unterdrückung der mit den amerikanischen StaatS- gesetzen im Widerspruche stehenden Bielweiberei ent schied sich nicht nur der Kongreß, sondern überhaupt unzweideutig die öffentliche Meinung; doch konnte man sich über da» Wie de» Borgehen» nicht einigen. Auch gewannen verschiedene Bedenken, es möchte durch einen wichen Eingriff die zu den Säulen der amerikanischen Verfassung gehörende Religionsfreiheit beeinträchtigt und dadurch rin übler Präcedruzfall geschaffen werden, mmer mehr Boden. Die Mormonen ihrerseits rich teten sofort, am 31. März 1870, eine Petition an deu Kongreß, in welcher sie darauf hinwiescu, wie Wahlgange OberlandeSgerichtsrat Schmieder in Breslau (deutsch-freis). 140 Stimmen, Rentier Kry- siewicz (Pole) 76 Stimmen, ersterer ist fomit gewählt. Bei dem ersten Wahlgange waren für Schmieder 82, für Krysiewicz 77 und für Oberregierungsrat Gäbel (freikons) 68 Stimmen abgegeben wordeu. Der „Reichs» und Staatsanz * veröffentlicht eine Bekanntmachung de» Staatsministerium», durch welche der über Berlin, Potsdam, Charlottenburg und die Kreise Teltow, Riederdarnim nnd Osthavelland ver» hängte sogenauute kleine Belagerungszustand bi» zum 1. Oktober 1887 verlängert wird. Gleich- zeitig wird durch Verfügung de» Polizeipräsidenten Frhrn. v. Rlchthofeu und des Regierungspräsidenten v. Reefe allen Personen, denen bisher der Aufenthalt in den genannten LavdeSteüen untersagt war, derselbe auch fernerweit verboten. Baden-Baden, 23. September. (W. T. B) Se. Majestät der Kaiser nahm heute früh die Borträge des wirkt. geh. Legationsrats v. Bülow und de» Militärkabinetts entgegen, war mittag» 1 Uhr bei der Herzogin v. Hamrlto» zum Dejeuner und machte Waler eine Spazierfahrt Um 5 Uhr fand da» Diner statt, zu welchem der Gesandte v. Erseudecher und der wirkt, geh. Legationsrat v. Bülow Einladung erhalten hatten Abends wird Se. Majestät den Thee bei Ihrer Majestät der Kaiserin emnehmen. Darmstadt, 23. September. (W. T. B.) Der Großherzog ist mit Familie gestern abend aus Ober hessen hierher zurückgekehrt, begleitet von der Prinzessin Lmse v. Großbritannien, welche seit dem 20. d. in Friedberg zum Besuche weilt. — Prinz Christian Viktor v. Schleswig-Holstein, welcher allen Truppenübungen in Oberhessen beigewohnt hatte, ist nach Homburg abgereist. Wien, 23. September. In Ungarn scheint man denn doch von der Haltung der österreichischen Regierung, welche die jenseitigen Vorschläge über den Zoll «»fach als unannehmbar und undi-kutier- bar zurückwieS, einigermaßen betroffen zu jein. Die zum Kabinett TlSza notorisch in Verbindung stehenden Blätter scheinen auch den Ernst der Lage begriffen zu haben, indem sie feststellen, daß angesichts der Unmög lichkeit einer neuen Verständigung den bnden Regie rungen nicht» erübrige, als die ursprünglichen Verein barungen unverändert zur Annahme durch die Par lamente zu bringen. Die ungarische Regierung werde ihr ganze» Gewicht hierfür emsetzen und wissen, was sie zu lhun habe, fall» sie scheitern sollte. DaS Gleiche müsse aber von dem cisleithanljchen Kabinette gefor dert werden. Die Ungarn wollen also, daß das Mi nisterium Toaffe die «abinettsfrage stelle. Die Kabi- nettSsrage wäre — wenn je — bei dieser Gelegenheit am Platze. Denn das Ministerium wird sich während der Ausgleichsverhandlungen nicht emer hartnäckigen Opposition zu erwehren haben, da die deutsch-liberale Minderheit wie immer, so auch diesmal das Reichs- interesse höher stellen wird, al» die Partelrücksichten; vielmehr wird Graf Tauffe seine Stellung gegen die getreuen Anhänger der Regierung — Tschechen, Polen, Klerikale — verteidigen mässen, die al» Preis sür ihre Gefolgschaft in der Au»gleichung»frage Zugeständnisse fordern werden, deren Bewilligung bas Ministerium ebenso schwer verwinden könnte, als das Schettern der Unterhandlungen mit Ungarn. — In der tschechi schen Presse dauert die Agitation fort. Die treiben jüngsten Kabinettsmitglieder, Unterrichtsminister 0r. v. Gautzsch undHandelsminlsterMarqut-Bacquehem sind Gegenstand unverhüllter Angriffe leiten der Tschechen, welche ersterem die auf seine Anordnung erfolgte Schlie ßung eines ungesetzlich eröffneten tschechischen Gymnasiums sehr übel anrechnen. Auch begegnet mau in dieser Presse der Forderung, Justlzminlster l)r. Prazak solle fern Amt mederlegen und, ähnlich wie Or. Z:emial- kowSki sür die Polen, als LandSmannminlster für Böhmen die Interessen der Tschechen im Kabinette vertreten. In der Gewährung dieser Forderung wür den die Tschechen deu ersten Schritt zur Anerkennung der „staatsrechtlichen Unabhängigkeit*Böhmens erblicken. — Die Sammlungen sür da» hier zu errichtende Ra detzkydenkmal haben bisher die Summe von 180 929 Fl. ergeben. Für die morgen vormittag stattfindende feier liche Enthüllung des Tegetthoffdenkmales sind die großartigsten Vorbereitungen getroffen worden. Seiten der Bevölkerung giebt sich eine ungewöhnliche Teilnahme kund. Der Name Tegetthoff ist auf allen Lippen. Festschriften erscheinen und finden Absatz; einzelne Blätter veranstatten Extraausgaben. Der berühmte Adimral wird in Romanen verewigt, und ein patrio tischer Schriftsteller bringt sogar seine Gestalt auf die derselbe kein Recht habe, sich in religiöse Angelegen heiten zu mischen. Auch würden durch die Annahme jener Bill die jetzt in der Vielehe Lebenden als Ehe brecher erscheinen; alle Verhältnisse würden durch ein solches Gesetz auf den Köpft gestellt werden. Man wolle amerikanische Bürger deswegen verfolgen, weil sie an da» Recht glaubten, sich mehrere Frauen nehmen zu dürfen. Die in der Bill an Mann und Weib gerichtete Aufforderung, die heiligsten Gelübde zu brechen und ihre eigenen Kinder für Bastarde zu erklären, enthalte eine Verführung zur Prostitution. Auch werde die Ehe in der Bill al» ein Zivilakt, in der Religion dagegen als da» Heiligste bezeichnet. Wenn auch die Cullomsche Bill, sowie andere viel weibereifeindliche keine Gesetzeskraft erhielten, so sah sich doch 1871 Präsident Grant veranlaßt, dem in der Salzseestadt angestellten Bundesoberrichter Jame» B. Mc. Kean Instruktionen zu erteilen, die über die ernst liche Absicht der Regierung, die Polygamie zu besei tigen, gar keine Zweifel auskommen ließen. In seiner Botschaft an den Kongreß im Dezember 1871 suchte dann Grant sein ziemlich eigenmächtiges Vorgehen gegen die Mormonen zu rechtfertigen. Unterdessen ging Hr. Mc. Kean in Salt Lake City sehr energisch vor; er ließ Mormonen jeglicher Partei verhaften, auch solche, die seit längerer Zeit die Polygamie be kämpft hatten, und fällte dann strenge Urteile. Auch Brigham Uoung ließ er am 16. Oktober vor die Schranken de» Gericht» bringen und al» Gefangenen im elgenen Hause bewachen, au» dem er sich jedoch am 24. Oktober für einige Zeit heimlich entfernte. Man beschränkte sich aber nicht darauf, nur gegen Bielweiberei eiuzuschrertev, sondern spürte auch der geheimen Ge- Bretter einer Borstadtbühne. Naturgemäß wird die Marine bei der Enthüllung»feier am vollständigsten vertreten sein. Alle darum aosuchenden Seeoffiziere haben einen 4 tägigen Urlaub erhalten, um nach Wien reisen zu können: über 100 sind hier eingetroffen. Sämtliche Unteroffiziere, welche unter Tegetthoff bei Lissa oder Helgoland gefochten habeu, sowie eine Kom- pagnie Marineinfanterie mit Musik nehmen an der Feier teil, bei welcher der Kaiser und da» Kronprinzen- paar erscheinen werdeu. Mehrere österreichisch? Städte und der österreichisch-ungarische Lloyd m Triest entsenden Deputationen zum Feste. — Der „Pester Lloyd* tritt in einem sachkundig ge- schriedenen Artikel der durch die „Pol. Korr.' ver- breiteten Angabe entgegen, daß die Auschaffungskosteu sür da- Repetiergewehr sich auf nur 1b Millionen Fl. stellen werden. ES sei wohl möglich, daß die Re- gierung anfang» mit einem so niedrigen Erfordernis vor die Delegationen treten werde, andererseits aber müsse jedermann eiusehen, daß die AnschafsunHskosten der komplicierten Repetierwaffe sich unmöglich medriger stellen könne, al» die des einfachen Wecndlgewehre«, welche rund 33 Ft. kostete. Er sei wohl möglich, daß es der Regierung durch Benutzung der industriellen Konkurrenz gelinge, das Gewehr billiger als um 50 Fl. herzustellen. Aber selbst im günstigsten Falle könne man nicht weniger al- 40 Fl. als MiNlmalprei» eine» Gewehre- anneymen. Unter Zugrundelegung dieser Annahme stelle sich die Kostenberechnung wie folgt: Infanterie 102 Regimenter » 4339 Gewehre — 442578 Stück, Jägertruppe 42 Bataillone L 1101 Gewehre — 46 242 Stück, zusammen 488820 Stück. Hierzu der vorgeschriebene fünfzigprozentige Reserve. Vorrat von 244 410 Stück rrgiebt einen Bedarf von zusammen 733 230 Gewehren, deren Anschaffung, bei Annahme des Minimalpreises von 40 Fl. sich aus 29 500000 Fl. und mit Hinzurechnung der TranS- portkosten auf 30 Millionen Fl. stellen würde. Dasselbe Blatt berechnet die Erfordernisse für die österreichischen und ungarischen Landwehrbalaillone mit 8 Millionen Fl. Der Verfasser beeilt sich auch dem Leser zu versichern, daß, was immer für ein System jetzt adoptiert werde, es nur den Übergang bilde zu dem Gewehre der Zukunft, welche» mit dem kleinsten Kaliber — voraussichtlich von 8 mm — die größte Wirkung in sich vereinigen müsse. — Da» ReichS-Gefitzblalt veröffentlicht heute das Gesetz, betreffend die Ergänzung der Regulierung deS LtschflusseS von der Possermündung di» Sacco, und die kaiserliche Verordnung, betreffend die Unzu lässigkeit der Pfändung von Fahrbetriebs mitteln fremder Eisenbahnen. — Wie „HlaS Na- roda* meldet, weist da» »m Monate Dezember dem böhmischen.Landtage vorzulegende Landesbudget ein Erfordern«» von 9 342533 Fl. au-, da» durch 899188 Fl. eigene Einnahmen, dann durch eine LandeSumtage von 31,5 Proz. im Betrage von 8 412357 Fl. und durch die vorhandene Barschaft von 30988 Fl. gedeckt werden soll — Anläßlich einer Besprechung der Stellvertretung de» Fürsten v. BiSmarck im Bereiche des auswärtigen Amtes sagt der Buda-Pester offiziöse „Remzet*: Da» deutsch österreichische Bündnis bleibe aufrecht und un verändert trotz der Angriffe derjenigen, die eine solche weltgeschichtliche Gestaltung von lokalem und Partei- standpunkle kritisieren. — In der heutigen Sitzung des ungarischen Unterhauses brachte Graf Ap- ponyi eine Interpellation über die bulgarische Frage ein, welche er in folgender Weise motivierte: DaS Interesse Österreich-Ungarn» schließe die ein seitige Ausbreitung der Machtsphäre einer einzelnen Großmacht am Balkan aus, er frage, ob die Inter essen der Monarchie mit der Einmischung Rußlands durch einen Spezialkommissar in die inneren und selbst in die Justizangelegenheiten Bulgariens vereinbart werden könnten; da ferner wahrzunehmen sei, daß die deutsche Diplomatie die russischen Bestrebungen in dieser Hinsicht unterstütze, richte er an die Regierung die Frage, welche Änderung in dem deutsch-öster reichischen Bündnisse eingetreten sei und au» welchen Gründen dies geschehen sei. — Dem Cholera berichte vom 23. zusolge sind in Triest 4 Erkran kungen, 1 Todesfall, in Buda-Pest 36 Erkrankungen, 3 Todesfälle, sowie 16 TodeSjälle früher Erkrankter, in Fiume 3 Erkrankungen vorgekommen. Am 21.d. M. kamen in Komorn 3 Erkrankungen und 1 Todesfall, in Neusatz 2 Erkrankungen und 1 Todesfall, am 22. in Raab 2 neue Erkrankungen vor. sellschast der „Würgeengel* oder „Daviten* nach. Diese von Brigham Uoung geduldete Genossenschaft hatte e» sich seinerzeit zur Aufgabe gemacht, alle dem Gedeihen des Mormonentums feindlichen Elemente in irgend einer ihnen geeignet scheinenden Weise zu beseitigen, alles zur größeren Ehre und Sicherheit der Mormonen- kirche. Diese geheime Gesellschaft nannte sich ursprüng lich die „Große Wurfschaufel* (bix kaa); später hießen ihre Mitglieder GideonS Brüder oder auch Daniten; in neuerer Zeit legen sie sich die Bezeichnung Würger-, Rache-, Zerstörung»- oder Vernichtungsengel bei. Mehr als einen Menschen hat diese geheime im Dienste der Kirche stehende Polizei, von der man mit allem Rechte annimmt, daß sie im Einvernehmen und mit Zustim mung der leitenden Personen handelte, in stiller Nacht geräuschlos beiseite geschafft. Besonderes Aufsehen er regte nachfolgendes Ereignis, welche» mit den Daniten in Verbindung gebracht wird und welches wir aus führlich erwähnen müssen, da es sich in seinen Kon- jequenzen bi» in die Gegenwart hereinschleppt. (Forstetzmig folgt.) * Einen Telegraphen, welcher namentlich die Zeitungsleser in der Provinz noch viel schneller und ausführlicher von allem, wa» in der Hauptstadt vor gefallen oder dort in den Zeitungen geäußert wordeu ist, unterrichten soll, als dies jetzt schon geschieht, hat neuerdings der bekannte Pariser Elektriker Etienne de Fodor konstruiert. Sein neuer automatischer Zeitung»- telegraph wird den Telegraphisten, sowie dem Redak teur ganz wesentlich ihre anstrengend« und zeitraubende Arbeit erleichtern, Berstümmeluugen der Telegramm»
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