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— 28. Dezember. Der port»gt«sisch« Gesandte Martin« d'Lntat überreichte Lord Salisbury gestern die Antwort Portaqal» auf die jüngste Rote Eng land«. Wie e« heißt, Hütte Porugal eine» Aufschub verlangt, um Erklärungen von Serpa Pinto einzu» holen, und sei dieser Aufschub bewilligt worden. den Konsul aber hatten sich inzwischen d.e Verhältnisse sehr wesentlich geändert Er glaubte in dem harten Kampfe mit seinen unbekannten Gegnern keines anderen Lundesgevosien so wenig entraten zu können, al« de» Doktor», dessen Autorität auch von den Gegnern so wenig bestritten werden konnte al« seine persönliche vhienhastigkeit, und dessen Zeugni« darum im ent scheidenden Augenblick von unbezahlbarem Werte sein konnte. De«halb hatte er Burkhardt ersucht, seine Abreise auf mehrere Monate zu verschieben Zu sei- «m Erstaune» war er jedoch mit dieser Forderung starkem Widerstande begegnet. Burkhardt zeigte trotz der lange ersehnten Wiedervereinigung mit seinem Linde ein fast unbegreifliche« Berlavgrn, seine beab sichtigte Reis« so bald al« möglich anzutrrten, und der Konsul fühlte sich durch diese Weigerung um so tiefer gekränkt, al« Burkhardt e« verschm ähte, ihm einen wirklich stichhaltigen Grund für dieselbe anzugebe». Roch war da» eudailtig entscheidende Wort über den Antritt oder den Aufschub der Reise nicht ge fallen; da brachte der zweite Lag nach Lonietta» Be- erdigung ein« Überraschung, welch« allem Schwanke» u»b aller Ungewißheit Burkhardt» »it eine« Schlage «in Ende zu «achea schie«. Er war eben i« Begriff, au» dem Hotel zu treten, al» ei» Wagen vor dem- selbe» hielt, »eiche« ei» Offizier entstieg. Barkhardt erkonate in ih« den Grafen Walderode a»f de» ersten Blick. Auch der Ritt«eifter hatte d«n Doktor wahr- ge»o»u»ed. Sie wechfeltea kein Wort »it «i»a»der, aber der scharf« Blick, wrlcher hinüber und herüber flog, bekaudete vou beide» Seite» nicht» weniger al» freundschaftlich« Gesinnung. - Uud al» der sporeuklirreadr Schritt »be» a«f der fortzusetzen. In da« Jahr 1830 fällt teme erste italienische Reise und 1832 malte er bereits dar Bild, we'cheS seinen Ruhm begründet hat: „Die trauernden Ju den in Babylon'. Im Jahre 1838 wurde Bendemann al» Professor an die Dresdener Akademie berufen. Hier erhielt er den Auftrag, den Thron- und Ballsaal des königlichen Schlosses mit Fiesken auSzuschmücken. Im Thronsaale stellte er die alten Gesetzgeber dar und das Leben der vier Stände zur Zeit der sächsi schen Kaiser; im Ballsaale aber schilderte er da» Leben der Griechen und Züge au» ihrer Götterlehre mit ebensoviel Poesie und Geschmack wie technischer Meisterschaft DaS Jahr 1859 brachte Bendemann den Ruf als Leiter der Düsseldorfer Akadeane, an deren Spitze er bi» 1867 verblieben ist. In die Zeit seine» dortige» Schaffe»» fallen die bildnerische Ausschmückung der Aula der Düsseldorfer Realschule, die Gemälde für den SchwurgerichtSsaal zu Raumburg und endlich die Entwürfe zu den Deckenbildern i« Eorveliutsaal der Rationalgalerie zu Berlin. Hochbe- deutend war auch die für die Rationalaalerie bestimmte Komposition: „Weaführung der Juden in die babylonische Gesänge, ichast". Auch al» Illustrator hat Beudemanu sich mit goßem Erfolg versucht; wir verweisen zum Beweise dessen nur auf die mit Hübner zusammen be wirkte Illustration de» Nibelungenliede«. Bi« in die letzte Zeit hat Be»demau» geschaffen. Eine» der letzte» Werke, welche Bendemann gejchoffe», ist da» in der Düsseldorfer Galerie befindliche, sprechend ähnliche Porttüt fei»«» verstorbenen Kunstgenofien »ad Freua- havptuag, daß sei» A»trag gegen allen Liberali»«u» verstoße, e» -ehe in diesem Falle die Rationalität über »lle«. — I» Angelegenheit der Hußtafel hat der Lande»«»»schuß gestern den Beschluß g«faßt, mit Rücksicht auf die zahlreichen bei« Land«»au»schaffe eing,langten Petitionen am neuen Museumigebäude auch eise »it dem Ramen „Jan Huß" versehrne Tafel «»bringen zu lasten. r^r Pari», 27. Dezember. Der General Gillon, Oberbefehl»haber der Verteidigung von Pari«, ver- laagt, wie da« .Mol d'Ordre" berichtet, die Anlage leichter Befestigungen und Batterien auf Schienen auf der Höhe von Hautre zwischen Meulan und Triel. Durch diese Maßregel würde der Wald von St. Germain geschützt und man könnte im Falle einer Belagerung von Pari» Vieh in demselben einpserchen, um die Hauptstadt mit Fleisch zu versorgen. Da»- selbe Blatt rät der Heere»- und Flottenverwaltung, sich, dem Beispiele Deutschland» folgend, für ein Jahr mit Kohlen zu versorgen. Kohle ist ebenso wie Geld der Nerv de» Krieg» geworden. Die Heere»- und Flottenverwaltungen müssen an die gewaltigen Kohlenvorräte denken, die sie im Augenblicke einer Krieg»erklärung nötig haben, wo die Kohlenförderung ab- und der Verbrauch zunimmt. — An Stelle de» General» Logerot, Befehlshaber des 7. Corp» in Besanyon, welcher die Altersgrenze am 1. Februar erreicht, tritt, nach dem .Echo de Pari»", der General NegräeS, der jetzt da» 11. Eorps in Nantes befeh ligt. — Wie au» Tonkin gemeldet wird, ist der Gesundheitszustand daselbst ausgezeichnet. Die chive- fischen Banden bei Eaobrug und Than-Hoa wurden zerstreut und über die Grenze zurückgetrieben. Der Vizepräsident von Luc-Naco hat die Piraten bei Eamly in fünfstündigem Kampfe geschlagen. 17 Fran zosen wurden verwundet. — Die ZoUeinnahmen be trugen in Lochinchlna vom 1 Januar bi» 31. Oktober 8426 414 Piaster gegen 4183182 im Vorjahre. — 28. Dezember. Dem heutigen Ministerrate wohnten weder der Minister de» Innern, noch der Kriegsminister bei. Ersterer ist nach Toulouse gereist, wo er wahrscheinlich in den Senat gewählt wird. Hr. de Freyeinet leidet noch immer an der In fluenza, jedoch ist sein Befinden keineswegs beun ruhigend, vielmehr hofft er, bereit» übermorgen wieder seine Amtsgeschäfte übernehmen zu können. Der Rat stellte die Neujahrsernennungen für die Ehrenlegion fest. — Die .Justice" hebt die Widersprüche hervor, deren sich da» amtliche Blatt der Residenzschaft Ton- kiu» schuldig macht, indem eS einerseits behauptet, da» Volk billige die Hinrichtung, andererseits aber Massenkundgebungen zu Ehren de» Dor-Van besorgt. Da» radikale Organ kritisiert übrigen» in sehr zahmer Weise die Beibehaltung der barbarischen Strafrechts pflege Ann am» feiten» der französischen Zivilisatoren, deren Eroberungsrecht seinerzeit von Ferry mit der Pflicht begründet wurde, „die zurückgebliebenen Brü der zu erziehen." Die .France" bemerkt, wenn die französischen Vertreter solche Befehle im Tonkin erteilten, so erkläre sich leicht, daß daS 2and bei weitem noch nicht beruhigt sei. Ein derartige» Vor gehen möge von Wilden gehandhabt werden, sei aber der Franzosea unwürdig. — In Toulon herrscht die Jnfluenzn sehr stark. Die Zahl der Todesfälle hat sich fast verdoppelt. Lissabon, 28. Dezember. Zu der heutigen feier lichen Ausrufung Er. Majestät der König» Don Carlos begaben sich heute der König und die Königin in feierlichem Zuge, welchen der Herzog v. Oporto eröffnete, nach dem SitzungSgebäude der Corte». Hier bestiegen die Majestäten den Thron, woraus der König, indem er die Hand auf da« Evangelienbuch legte, den Schwur leistete, die Religion und die Integrität de» Königreich» aufrecht zu erhalten, der Verfassung und den Gesetzen treu zu bleiben und für da» allgemeine Wohl der Nation sorgen zu wollen. Der Präsident -er Corte» rief hierauf Don Carlo» l. al» König von Portugal au», während die Anwesenden in Jubrlrufe au»drachen, auf welche die Hochrufe der vor dem Sitzungsgebäude der CorteS versammelten zahlreichen Menschenmenge antworteten. Der Zug begab sich darauf in die Kirche San Domingo. Hier wurde der Monarch bei seinem Eintritt vom Patriarchen empfangen. Dem abgehaltenen Tedeum wohnten das gesamte diplomatische Corp», die Minister und die offi ziellen Persönlichkeiten bei. Nach der Feier be gaben sich ter König und die Königin zum Etadthouse, wo der Präsident de» GemeinderatL Er. Majestät die Schlöffel der Stadt über reichte Der König dielt eine Ansprache, in welcher Statistik und Volkswirtschaft. — Die Porzellansabr ik Kahla nimmt anläßlich de» schon mitgeteilten Fabri s- und MühlenankausS und beabsich tigter Erweiterungsbauten, eine 4 Prioritätsanleihe im Be- traae von 7L00 V M aus, welche aus den EruudstückSbesitz der Gesellschaft an erster Stelle hypothekarisch eingetragen und erst vou Ende 189« ab auslotbar ist Die Anleihe befindet sich »um größten Teile in festen Hände», nur ein relativ geringer Betrag wird jetzt dem Publikum zur Verfügung gestellt. Die Einführung an der hiesigen Börse ärfolql am L Jinuar zum Kufe von 1«!'» durch daS Bankhaus Günther u Rudolph. Näheres ist aus dem m der nächsten Nummer unsere« Blatte« erscheinenden Prospekt zu ersehen. - Tie Einnahmen der deutschen Hauptbahnlinien, CtaatSbahnen, Privatbohnen und Privatbohnen unter staatlicher Verwaltung beiaugeu bi« Ende November d I«. au« dem Ber kehr 612010224 M --- p lrw 22926 M gegen dar Borjahr mehr 43731VK2 M bezw. 'to3W, hierm kommen auS sonstigen Quellen 28832 33L M (mehr 4»m6v M), zusammen also V40842rb9 M p. km 24006 M. oder gegen das Vorjahr mehr 48642812 W bezw 1264 M Tie Be amteinnahmen der Bahnen untergeordneter Bedeulung und der Privatbahuen unter Privalverwaltung betrugen 3932877 M — p lrur 4489 M. gegen das Vorjahr mehr 368430 M. bezw. 349 M. — Berliner Blätter melden, die Bewerkenversammlung der Zeche „Prinz-Regent' Hobe den Berkaus des gesamte» Eigentums de« Unieruehmens für den Brei« vou b Millionen Mark an die Dresdner Bank genehmigt, welche daS Werk au die Zeche „Donnerbaum" übertrage und dagegen «H Millionen M neue A kti n der letzteren übernehme — Zur Deckung de« Kaufpreise« sür die zu verstaatlichen den Eisenbahnen beabsichtigt die Mecklenburg.schweriusche Regierung eine neue 3Anleihe im Betrage von3«b00000 M auszunehmen, welche unkündbar feiten« d>« G äubiger« und bi» 1900 auch feiten« de« Schuldner« ist. Für die Sicherheit von Sapital und Zinsen haften die gesamte» Einkünfte der Struerkasse und der Lai deStyenbahriVerwaltung. Letrzig, 29 Dezember. (L. Tgbl) Im Saale de« kauf männischen Berein«hause« wurde am heutigen Morgen die vier jährige ordentlich« Generalversammlung de« Brrbaude« reiseudrr Kaufleute Deutschland» abgehalten Erschienen waren Vertreter der meisten der »4 Sektionen. Die zu rr- ledigeud« Log««orduuna war eine s-br r, «bbo'»in. feirrtag viel und vortreffliche» Wa» die Theater, die n» türlich hei dem Kinderfeste besondere Rücksicht auf da« jun«« Bock nahmen, betrifft, so stand alle« voran die neu bearbeitete Pantomime anä td« Lann^nlic" (Bohnenstange), i« Drury Lane Theater, dessen kundiger und unternehmender Direktor, Augustu« Harri«, an Pracht der Kostüme und feen hafter Jnscenierung selbst seine früheren Leistungen noch übertroffen hatte. Da« deutsche Märchen fand denn auch i» der englisch,» Bühnenanpaffung eine be-eisterte Ausnahme bei der Zukunft de« Lande«, «velcht sich übrigen« zeitweilig sehr ungedrrdig benahm Im Kristallpalast, in dessen Riesen räumlichkeiten 12 000 Personen aus- und abwogten, wurde ,Madin" al« Pantomime aufgeführt, während in Her Ma- jesty« Theater „Cinderolla" mit einer lebenden Löwin au» HagenbeckS Menagerie rin zahlreiche« und mit Beifall nicht kargende« Publikum fand Barnum heimste selbstverständlich gestern eine reiche Ernte ein Der vielerfahrene „Show- man" hatte schon um 8 Uhr in der Frühe die Pforten sei ner Schaustellung geöffnet, welch letztere bi« zum späten Abend von Tausenden und Abertausende« besichtigt wurde. * Modrthorheiten früherer Zeiten. Zu Weih nachten 1464 legt« Bernhard v Rohrbach zu Frankfurt a. M. ein braune« Kleid an, das so reich mit Silber bestückt war, daß dasselbe für einen einzigen Ärmel allein '/, 11M wog. Der Brautrock der Maria v. Medici hatte eine Schleppe, die „sich auf 15 Ellen erstreckte und mit eitel güldenen Lilien besetzt war, darinnen Maria glänzt«, wie die Sonne in den Wollen". Dieselbe Königin trug bei der Taufe ihre« Sohnes, des nachherigen Königs LudwiaS XIII einen Rock, der mit 32 000 Perlen und 3000 Diamanten besetzt war. Der Marschall v. Bassompierre kaufte sich für diefelbe Feierlichkeit zur Besitzung seines Kleides einen halben Zentner Perlen. Als Köniain Elisab-th von England den französischen Ge sandten, Marschall Biron, in Audienz empfing, trug sie eia Kleid, an welchem hundert Personen drei Wochen lang ge arbeitet hatten. Unter Heinrich III herrschte eine ganz eigen tümliche Galanterie; junge Herren ersuchten ihre angebeteten Schönen, neue seidene Strümpfe, welche sie für sich gekauft hatten, dadurch einzuwechen, daß sie dieselben einige Tage trugen. Heinrich IV. führte Masken ein, die auf der Reise, bei Spaziergängen und Besuchen getragen wurden, um di« Haut vor den Einflüßen der Lust, Sonne und de« Regens zu schützen. Im 17 Jahrhundert sollen sich deutsche Frauen, da es Modejournale noch nicht gab, regelmäßig getreu kostümierte Puppen aus Paris haben kommen lasten, auch ihre Schneider dorthin gelendet haben, damit dieselben dort Studien machen Zur Zeit Ludwigs XIV. hat eS Spitzen- manchetlen gegeben, die fast eine Elle lang waren. Bekannt sind die Riesenpyramiden von Haaren, Bändern und Blumen, welche die Damen im vorigen Jahrhundert auf dem Kopfe trugen. Dee Tournüre, die gegenwärtig nur sehr langsam verschwindet, war schon unter Franz II (16 Jahrhundert) Mode, zur selben Zett, al« die Männer sich durch große falsch- Bouche ein gewisses Ansehen und eine gewisse Würde zu verleihen meinten. * Große Heiterkeit erregte vor einigen Tagen im Hotel „Drouot" in Paris ein Auktionator, der in der Hitze de» Amtseifer» seinen eigenen Hut und Rock sür einige Franke« an einen Trödler versteigert hatte. gebührt ein dauernde» Andenken! Über Eduard Bendemann schreibt die „Rhein - Destfäl. ZeitMa": Bendemann wurde am 3. Dezember , , 1811 iu Berit» geboren uud kam, nachdem er zuvor de« Professor Wilh. CamphaufeL Beudeusauu war die dortige Akademie bel icht, im Jahre 1828 nach wie al» Künstler so auch als Mensch geschätzt «G Düsseldorf, um unter Schadow» Leitung feine Studien geliebt. Lebens, in guter Fühlung gestanden haben. Gestern früh starb hierorts der Königl. Musikdirektor Friedrich Reichel und fast um die gleiche Zeit verschied in Düsseldorf der langjährige Direktor der dortigen Kunst akademie Prof. Eduard Bendemann. Reichel war geboren am 27. Januar 1833 in Oberoderwitz bet Zittau, kam 1850 als Lehrer nach Dresden und trieb hier mit nur einjähriger Unter brechung eifrig musikalische Studien bei Wieck, Jul. Otto und vr Rietz. 1860 trat er an die Spitze der Dresdner Liedertafel, deren Leistungsfähigkeit unter seiner Leitung erheblich gewann und damit dem Verein einen guten Ruf über die LandeSgrenzen hinan« sicherte. 1869 übernahm Reichel die Direktton des Neustädter ChorgesavgverriuS, den er im Laufe der Zeit für die Äfnug bedeutender Aufgaben heranzubilden ver stand. Auch dem Dilettanten-Orchesterverein, welchem er seit dem Jahre 1870 mit einer zweijährigen Zwischen pause augehörte, war er ein tüchtiger Leiter, der Lust uud Liede der Mi glieder für die Musik rege erhielt und deren Verständnis und Können beträchtlich för derte. AIS Komponist war Reichel auf verschiedenen Gebieten thätig und bewies namentlich durch seiue FrübltugSsinfonie wie durch feine Oper „Die ge ängsteten Diplomaten" eine feine, liebenswürdige, im formalen Ausdruck sehr gewandte schöpferische Be gabung. Dem guten Musiker uud trefflichen Menschen er den Portugiese» für die ihm kundgegebene König»- trene dankte. Der Präsident de» Gemeiaderat» ver kündete der verfammelten Volksmenge darauf, daß Do» Carlo- I. alt König von Portuaal auSaerufen worden fei Die Bevölkerung begrüßte die Mittei lung mit lavganbaltenden Jubelrufen Danach be- wrgte sich der Zug wieder zum PalaiS vou Belem zurück — Ihre Majestät die Kaiserin von Bra silien ist heute eines plötzlichen Todes gestorben. Ihr erlauchter Gemahl befand sich am Vormittag in dem Museum der schönen Künste in Oporto, als der brasilianische Konsul herbeieilte uud ihm den bedenk lichen Zustand der Kaiserin meldete. Der Kaiser kehrte sofort in daS Hotel zurück, sand aber die Kaiserin nicht mehr lebend. — Die Kaiserin litt seit 10 Jahren an Herzkrankheit, welche infolge der letzten Aufregungen einen akuten Charakter annahm Gestern vormittag schon fühlte sich die Kaiserin unwohl. Gegen mittag verschlimmerte sich der Zustand der Kranken und bald daraus machte wohl ein Herzschlag dem Dasein der hohen Frau ein Ende. London, 27. Dezember. Wie in seinem Ursprünge, so bildet der GaSarbeiterstreil in London auch in feiner weiteren Entwickelung eine starke Rechtfertigung de» Mißtrauens, welche» man in Deutschland im all gemeinen den Anpreisungen rntgegenbrachte, die den englischen Tradeunionismus al» das „Allheilmittel" für soziale Schäden hinzustellen sich b mühten. Aber auch in England machen sich nunmehr, angesichts de» rücksichtslosen Vorgehens der Univnsführer, große Zweifel geltend. Der Umstand, daß erue Union wie die der See- und Feuerleute, welche weder von den zwischen der South Metropolitan GaS Co. und ihren Arbeitern schwebenden Streitigkeiten berührt wird, noch sonst irgendwelche Ursachen zu Beschwerden hat, mit den Streikenden gemeinschaftliche Sache macht, die Drohungen, London die Kohleuzufuhr adzuschveiden, durch Streik» in den bisher nicht berührten Gas werken, deren Arbeiter jedenfalls keine Veranlassung irgend welcher Art zur Einmischung in den Streit haben, die Stadt in Dunkelheit zu versetzen, die zum Meuchelmord ausfordernden Reden eine» Mitgliedes der sozialdemokratischen Union der Londoner Setzer im Hyde Park, die an den Direktor der GaSgesellschaft, Mr. LiveSey, gerichtete Drohuva, ihn durch Dynamit aus der Welt zu schaffen, haben einen starken Um schwung der öffentlichen Meinung in England bewirkt. Dir englische Presse, natürlich abgesehen von Blättern, die unter dem Einflüsse der Union- stehen, b.tovt jetzt energisch die Notwendigkeit, gegen die da- Gemein wohl wie den einzelnen schädigenden Übergriffe und Vergewaltigungen der Handvoll Leute, welche sich „da» Exekutivkomitee einer Union" nennen, vorzugehen. E» wird daraus hlugewiesen, daß, wenn es jenen ge- wisseulosen Agitatoren gelingt, durch die Schädigungen, welche sie durch Abschneidung der Versorgung mit Heizung»- und Beleuchtungsmaterial dem Publikum zusügen können, einen derartigen Druck aus die öffentliche Meinung au-zuüben, daß die GaSgesellschaft sich schließlich zum Nachbeben gezwungen sieht, die Tyrannei jener „Arbeiterführer" keine Grenzen mehr kennen wird. „Was heute mit der Kohle geschieht, kann man morgen mit den NahrungSmittcln erleben, deshalb keinerlei Bldingungen gegenüber d eser Art von Vergewaltigung", das ist die Losung, welch« heute, im geraden Gegensatz zu den früher vertre tenen superhumanrn Anschauungen, im englischen Publikum gilt. Es wird allgemein der Ansicht Aus druck gegeben, daß die Anmaßung und die Frivolität der die Arbeiterbewegung leitenden Personen bi- zu einem Punkte gediehen sei, welcher die thatkrästigste Abwehr zur öffentlichen Pflicht wache. Wenn da» geltende Recht hierzu nicht die nötige Handhabe gebe, so müsse eben und zwar ohne Vermg und ohne Rück sicht eine Durchsicht der auf das Vereint wesen bezüg lichen Gesetzgebung vorgenommen weiden. Tie Mit glieder de- Exekutivkomitees dürsten gut thun, sich diese Äußerungen der öffentlichen Meinung zu merken, denn die Geschichte les englischen Volke» lehrt zwar, daß im allgemeinen Übelstände irgendMlcher Art in England zu einer weiten Ausdehnung gelangen können, bevor ein allgemeiner Rückschlag eintritt, sie lehrt aber auch, daß, wenn dieser Rückschlag erfolgt, von sentimentalen Anwandlungen keine Rede wehr ist. Die Schwärmer für da» ,Gewerkverein»weken" anderer seits mögen aus dem Vorgehen der „Arbeiterführer" lernen, wa» zu erwarten steht, wenn r» BurnS gelingt, seinen Plan der Zusammenfassung der Gewerkvereine zu einem Generalrat zu verwirklichen. Stiege verhallt war, Irhrte Burkhardt in sein Zimmer zurück, und nachdem er wohl eine Viertelstunde lang ruhelo» in demselben auf und nieder geschritten war, begann er, seiue Sachen zu ordnen, wie jemand, der sich auschickt, einen Ort zu verlassen. Der Brief, in welchem Gras Walderode den Konsul von der Stunde seiner Ankunft unterrichtet hatte, mußte unterwegs durch einen Zufall ausgebaltrn wor den fei», denn fein Absender war jedenfalls früher tingkttossen als er; niemand war auf sein Erscheinen vorbereitet, und der Rittmeister war er» wenig gekränkt, als mau ihm meldete, der Herr Son ul sei überhaupt nicht anwesend. Während er noch au dem Gauge «it dem Kellner sprach, wurde die Thür eines Zimmers geöffnet, und Nellys schlanke Gestalt zeigte sich auf der Schwelle. (Schloß folgt.) K. Hostheater. Morgen, am Sylvefterabevd, ge langt nach einjähriger Pause LortzingS komische Oper „Der Wildschütz" zur Auffahrung Retzen Frau Schuch, Frl. Löffler uvd Hru.Erl wirken Hr. Scheide mantel als Graf uud Hr. Rrbuschka als Baculu» «it.— Für die im Spirlplan auf Mittwoch «»gezeigte Meyerbeersche Oper, Robert der Teafel" wird Auber» „St»m«e von Partiei" zur Darstellung gelangen. s Der Tod hat in diesen Tage» eine gute Ernte gehalten und seiue Jo tu erliste noch in letzter Stunde um manchen würdige» Ramen vermehrt. So werden heute zwei betrübend« Nachrichten bekannt von dem Dahinschciden zweier Männer, die i» »»irrer Stadt wohlg,achtet waren und «it unsere« Kuustlrbe», der ei»« kürzere Zeit, der andere eine» großen Teil sei»«» Dresdner Nachrichten vom 30. Dezember. — Beim bevorstehenden Jahreswechsel wird noch darauf aufmerksam gemacht, daß r« sich dringend empfiehlt, den Ein kauf der Freimarken sür Neujahrsbrief« möglichst zu be- schleunigen, damit zur Zeit de« Neujahrsverkehr« unnötige Erschwernisse in der Abfertigung de« Publikum« an den Postschaltern vermieden werden. Ebenso ist e« im eigenen Interesse des Publikum« in hohem Grade wünschenswert, daß die Neujahrsbriefe frühzeitig zur Absendung gelangen und daß auch auf Briefen nach Städten mittlerer Größe die Wohnung des Empfängers angegeben werde. " D» ^Neu« Musik-Zeitung" (Berlag von Karl Grüninger in Stuttgart) wendet sich nicht an eine musika lische Partei, sondern an alle Gebildeten der Nation, bei denen sie Interesse für ihr ideale« Reich voraussetzt Unter Ausschluß jeder Trivialität zieht sie in ihren Rahmen die Novelle, Humoreske, Erzählung, sowie alles Wissenswerte aus dem großen Gebiete der Tonkunst, und ist zugleich ein freundlich ratender und leitender Führer. In den zahlreichen Musikbeüagen waltet ein gesunder Geschmack. Mancher Leser hat vielleicht Interesse für da« in der neuen Probenummer (dieselbe ist von der Verlagshandlung umsonst zu beziehen) erlassene neue Preisausschreiben sür Lieder und Klavierstücke finden. * Zufolge einer im AnlündigungSteile unseres Blattes erlassenen Bekanntmachung des Königl. HosbrauamteS zu München ist dem hiesigen Hotelier A Kögel, Inhaber des Hotels Stadt Gotha, Schloßsttaße 11, der Aus schank des vom Königl. Bayrischen Hofbrauhaus zu München gebrauten Bieres übertragen worden. Da» Bier wird vom 1. Januar 1890 an in den sämtlichen Loka, litäten de» genannten Hotels und Restaurants direkt vom Faß verzapft. * vor uns liegt ein Exemplar de« mit dem 2. Januar k. I. in der Heiuzeschen Buchhandlung, Breitcstraße 20, zur allgemeinen «us^ade gelangenden 1890er Wohnung«- und Befchäst-handbucheS für Dre-den, dem ein vom Vrr- mcssuugSamte de» hiesigen Rate« entworfener, bei Bielecke u. Devrieit in Leipzig in musterhafter Weise au«gesührtcr Stadt- plan im Maßstabe von 1:10000 beigesügt ist. Bor alle« möge e« ausgesprochen sein, daß daS rechtzeitige Erscheinen zum Jahresanfang mit Rücksicht auf die erhebliche Menge de» sich aushüusenden Material«, da« auch diesmal durch Neunummerie- rung der Häuser verschiedener Straßen erklärlicherweise wachsen mußte, eine der Anerkennung werte Leistung ist, für die insbe sondere viele Geschäfts- und Bewerblreibende da« rechte Verständ nis entgegenbringen werben. DaS Buch ist in der seitherigen bewährten Ordnung gehalicn: nach dem Titelblatte die Aussor- drrungtzan jedermann, Berichtigungen einzusenden, daS Jnhalt«- verzeichai», aus dessen alphabetische Zusammenstellung aufmerk sam zu machen ist, Erklärung der jür die Orden re. gebrauchten Abkürzungen und der Nachtrag zum I und II Telle Bor dem nun folgenden alphabetischen Verzeichnisse der Einwohner u. s. w. ist da» Königshaus aufgesührt. Dieser 1. Abschnitt zählt die«, mal wieder 82 Seiten — 2900 Einträge mehr. Tau» kommt al« II. Abschnitt der Nachweis der Bewohnerschaft der Häuser in alphabetischer Folge der Straßen und Plätze, al« III. Ab schnitt ein Verzeichnis der Bewohnerschaft in der Albertstadt. Der sich anschließende II. Teil enthält: die Hofstaaten, die Sammlungen, Staat«-, Kaiser! uud Stadlbehörden, die Mit glieder der Ständeversammlung, die Religiontgemeinden, Schulen, Anstalten sür Handel, Bewerbe, Industrie, Zeüschriften, öfient- licht Heilanstalten, gemeinnützige und Wohtthäligkettsaubalten, Anstalten und Vereine sür Kunst und Wissenschaft Besellschaften und Vereine sür gesellige Zwecke, Theater, allgemeine Nach richten von der Stadt und deren Einrichtungen, einige statistische Nachweise, Post-, Telegraphen- uud Fernsprecheinrichtungen, Eisenbahnwesen mit Tarifen, Dampjjchisfahris- und Straßeu- bahnbericht, Omnibusunternehmungen und sonstige Fahrgelegen heiten, Droschken und Fiaker mit den Namen der Konzessionäre, die Tarife, Privatbotensuhrweik, Tirnstmann« , Lobumener und Elbsährtarise. Zum Schluß die Geschäfts- und Gewerbtreiben- den iu alphabetischer Folge der Berussklasseu — aus dem Buchschnitte mit grüner Farbe auffällig gemacht und das sogen. Firmenverzeichnis. Fürwahr ein reicher Inhalt, der allen Bedürfnissen des geschäftlichen LebeuS zu genügen wohl im Stande jein dürste. Vermischtes. * Weihnachten in London. AuS der englischen Haupt- stadt schreibt man vom 27. d. Mts: Mäßig kaltes Wetter herrschte in Lonvon an den W-ihnachtSfeiertagen Em weißes Fest ist in London, wo der Schnee meisten« sehr spärlich fällt, nahezu unbekannt Am ersten Feiertage war die Stadt, wie stet", fast auSgestorben Beobachter wollen bemerkt haben, daß selbst in Fleet Street, einer der großen Verkehrs- adern der City, eine ganze halbe Stunde lang gegen Mittag an einer Stell« kein Fußgänger zu sehen war. Der zweite Weidnachtsseiertag, der sogenannte Bankfeiertag, bot dagegen reichliche Entschädigung. Di« Great Eastern Eisenbahn be förderte an den drei Weihnachten vorangehenden Tagen und am erste« Festtag« 46 690 Personen, die London and North Western Bahn allein von der städtischen Station Euston au» an den Tagen des 21., 23 und 24 Dezember 12 000 Fahrgäste. — An Unterhaltungen bot der diesjährige Bank-