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1LK8 nicht aber der Herr de» Bolle» ist. Da» zeigt sich mit aller Deutlichkeit in der selbstbewußten Art uud Weise, wie die Kammer sich ihrer parlamentarischen Pflichten erledigt, oder auch wohl nicht erledigt, je nachdem. Augenblicklich hangt der republikanische Him mel voller Geigen. Die Monarchisten und der Bou- langiSmu» haben eineu derben, durch den mutmaß lichen Ausfall der Nachwahl hoffentlich noch verstärkt werdenden Denkzettel erhalten; auch der Radikalismus ist bei weitem nicht auf seine Kosten gekommen, der iunerpolitische Horizont erscheint vom Standpunkte der parlamentarischen Republik reiner und wolkenloser, al» e» seit Jahren der Fall gewesen. Wird diese erfreu» verriet, sie zusammeufahren ließ: sie hatte nicht be merkt, wie jemand dort hingekommeu war. Sich halb umwendend, sah sie so viel, daß sie sich hastig ganz herumdrehte. Und im Anschauen blickte sie uuu in die Augen von Felix Leupoldt, der ihr ruhig zunickte. Er sah ernster au», al» sie ihn je ge- seheu hatte, und nicht nur ernst, ein harter, fast feind» seliger Zug war in da» junge Gesicht getreten, wäh rend er in den Saal und auf den Sprecher hinunter- blickte. „Ich bin ein Eindriugliug hier oben*, flüsterte Felix. „Ich reise in einer Stunde*, worauf sie ihm nur mit deu Augen geantwortet hatte. Und dann ver loren vielleicht beide für eiue ganze Weile bi» auf jene kaum greifbare Empfindung der gegenseitigen Nähe jede» ordere Gefühl der Gegenwart, außer in« dem dieselbe von dem, wa» Alexander sprach, ange füllt uud zu einem inneren Auflehnen dagegen wurde. (Forisetz»», folgt.) reud de» Wahlkampfe», über seine Energie bei der Ausrechterhaltung der Ordnung, die nötig sei, damit liche Wahrnehmung der künftigen Lammermehrheit ein da» Laad seine Meinung frei äußern könne, endlich darüber, daß Eonftan» da» ganze» ihm unterstellten Berwaltuugt personale Vertraue» in den endlichen Sieg der republikanischen Sache eingeflößt habe. — Der „Petit Parisien* bedauert, daß Edison sich ae- »wungen sehe, eine Stadt nochmal» zu berühren, für die er so geringe Ehmpathie hege. Er habe in Berlin offen erklärt, die deutsche Reichshauptstadt gefalle ihm besser, al» Pari». Der ihm hier bereitete Empfang, hätte ihm einen für Frankreich so wenig schmeichel» hasten Vergleich verbiete» müssen. E» sei Edison auch, weniger darum zu thun, die europäische Kultur kennen zu lernen, nur Geschäft»iutrrrssen hätten ihn zu der Reise bewogen. . . Nachdem rr da» französische Volk und die hiesigen Bankier» verführt, habe er die deut schen Plätze gewinnen wollen und dazu sei ihm jede» Mittel recht gewesen. E» sei zu bedauern, daß mit einem so ruhmreichen Genie ein so unwürdiger Krämer geist verbuudeu sei.... Uud da» alle», weil ihm Berlin gefällt! — An der Stelle der ehemaligen Komischen. Oper ist eine Eiugspielhalle errichtet worden. Die Erben de» Herzog» v. Lhoiseul wollen einen Prozeß gegen den Staat anstrengen, da die Familie den Platz, nicht zur Errichtung eine» „Tingel-TaugelS" sondern nur für den Bau eine» Theater» geschenkt habe. — über die Aufgaben der neuen Kammer äußert sich Maanard im „Figaro", indem er ou»führt, neben der Herstellung de» kirchlichen Frieden» sei d'e Ordnung der Finanzwirtschast die wichtigste Aufgabe der Kammer. Dao Drfizit dt» Staatshaushalt» habe alljährlich die hts». tigsten uad wohlbegrüvdrtften Klagen erfahren. Eine Ertepuug der Radikalen durch die Semühigten sei daher für die Beschasts- sührung dringend geboten. L-on Say werde allgemein von der öffentlichen Meinung al» der Mana bezeichnet, der allem das Finanzwesen neu gestalten könne Dit Poften der einzel nen Ministerien seien jährlich gewachsen, die Verweltlichung der Schule habe mehr gekostet, al» sie in moralischer Beziehung ein. gebracht, die größten Summen verschlinge aber da» Kriegs« Ministerium. Maguard will annehmen, daß diese Gelder gut- verwendet werden, meint jedoch, die im Berichte Vreville- Röache» und iu der Schrift Paul Bourde». „Die Mißbräuche der Marine" über die Verwaltung de» Marineetat- veröffent lichten Enthüllungen gäben zu denken. Die Unmöglichkeit, da» gegenwärtige Finanziyftem brizubehalten, springe in die Augen und e» sei die Pflicht Carnot», neue Leiter desselben zu finden. Biele Verbesserungen der sozialen und wirtschaftlichen Ordnung könuten von den neuen Abgeordneten angeregt werden. Man solle auch den christlichen Soziali»mu» de Mun» nicht al« Thorhrit ansehen, sondern da» Unaussührbare au» seinen Ideen entfernen und die Grundgedanken nach den Beihällmssen um- gestalten. Man solle landwirtschaftliche Bankm, billigt Versiche rungen und eiue Verminderung der Gericht»kosten einsühren; da» sei bester, al« unfruchtbare» Gezänk. * Pari», 27. September. Lie französischen Wäh ler haben am ersten und Hauptwahltage ihre Pflicht zur Zufriedenheit der Republikaner erfüllt, und die Hoffnung erscheint begründet, daß der Termin der Stichwahlen, der 6. Oktober, da» Werk vollenden werde, welches der 22. September begonnen. ES- fragt sich nunmehr, ob die neue Deputierteu» kammer ein analoge» Verständnis für die Interessen deS Lande» an den Tag legen wird, al» die» bei den Wählern der Fall gewesen. Ein erheblicher Prozent satz der Sieger de» 22. September besteht au» parla mentarischen bomiues nori, aus Leuten, welche ge wiß Len ehrlichen Willen, aber noch nicht dasjeuigc Maß von Erfahrung hoben, um im verworrenen- Parteigetriebe überall Len rechten Kurs einzuhalten. Möglich, daß der Zuwachs an frischen Elementen zu einer Auffrischung und Verjüngung der ParteilebruS führt, möglich aber auch, daß der Geist des parla mentarischen Schlendrians uud der FraktionSroutine sich mächtiger erweist und die neu hinzugetretrnen Elemente im Handumdrehen völlig aufsaugt. Wenn der französische Wähler, al» Träger der Volk-souve- ränetät, deu Kopf nicht wenig hoch trägt, so tritt der Parlamentarier doch noch ungleich selbstbewußter auf, und eine kurze Spanne Zeit genügt in der Regel, ihn völlig vergessen zu machen, daß er nur der Vertreter, tragen bronzene Platten mit Inschrift und mit paffen den Reliefs. Vorn die Inschrift: „Ich werde nicht sterben, sondern leben und des Herrn Werk ver kündigen. Psalm 118, 17. vr. Martin Luther.* Da- Relief der einen Seite zeigt Luther als Studen ten im Kreise seiner Freunde, die Laute spielend. Da» Relief der Hinterseue ist ein doppeltes: a) Luther tritt inS Kloster, b) Luther wird von Staupitz ge tröstet. Das Relief aus der vierten Seite de- Sockel» zeigt, wie Luther aus dem Wege nach Worm» von der Universität und Bürgerschaft in Erfurt am 8. April empfangen wurde. * Ein französische» Urteil über die dies jährige Berliner akademische Ausstellung. Jacques de St. MeSmin schreibt, wie die „Frlf.Ztg.* mittrilt, im „Figaro": „Bei meiner Rückkehr von Hannover nach Berlin galt mein erster Besuch der jährlichen Kunstausstellung. Reisende, die Ihr hierher kommt, Gott bewahre Euch vor solcher Neugierde! Ich habe gar manche Ausstellungen in Unterpräfektur- Hauptstädten gesehen und einige „Salon-zurückgewi«- stner Werke* durchwandert, aber niemals bin ich einer so kläglichen Sammlung von »oroäte»" (Schuudbildern) begegnet, unter deren Masse die wenigen wertvollen Werke verschwinden, die sich etwa i» diesen Haufen von Nullitäten verirrt haben mögen. Woher kommt da»? Daher, daß die Künstler ihre guten Arbeiten lieber nach München schicken. In dieser Beziehung ist die Hauptstadt Bayern» wirklich die de» gesamten Druischiand» In Berlin fahlen sich Maler und Bildhauer in deu Hintergrund geschoben und reiße» au», worüber sich niemand wandern kann. Selbst diejenigen, welche tu Berlin wohnen, stellen hier nur * über da» von dem Prof. Schaper hergestellte Lather-Denkmal in Erfurt, welche» am 31. Ok tober enthüllt werden soll, bringt die „Hall. Ztg.* nachstehende Einzelheiten: Der Reformator stebt in fester Haltung da, die aufgefchlagrne Bibel in beiden Händen haltend und fett auf die Brust stützend. Zu gleich hebt er den Blick ei» wenig zum Himmel, zum Zeichen, daß ihm von oben die Erleuchtung für da» Verständnis der beseligenden HeilSwahrheit kommt, die er für sich »ud die Christenheit au» dem unfehlbaren Gottetwort geschöpft hat. Die Figur ist von Erz, der Sockel au» Grauet. Die vier Sette» de» Sockdl» modern frisiertem Haar schwer werden, sich zu heben, und einem von schwarzen Spitzen uwschleierten Kopfe mit künstlich beschatteten Augen wird man auch den wahnsinnigsten Sturm der Gedanken von außen so leicht nicht ansehen. Aber Frau v. Löwenstern fühlte, wie ihr der kalte Schweiß auf die Stirn getreten war. Mechanifch wollte fie da» Taschentuch heben, um die Stirn zu wischen; doch eine Regung der Vorsicht ließ sie noch zur rechten Zeit inuehalten. Sie mochte versuchen, sich zu besinnen, so viel fie wollte: unmerklich war seit gestern morgen jene Ver änderung vor sich gegangen, die bei ihr an die Stelle de» Gefühle» vollständiger Sicherheit, ja eine» behag lichen Triumphe» ihres Scharfsinnes, wie e» der er folgreiche Spieler empfinden mag, ein andere» hatte treten lasten: die Ahnung der Gefahr — die Furcht mit anderen Worten. Gerade die tückische, scheinbare Allmählichkeit de» Gange», deu die Sache genommen, hatte etwa» Ent setzliche». S» war, wie wenn einer auf gefährlichem Küsteusaude unmerklich in da» tödliche Bereich der Flut gerät, und nun, in Berzweifiung zurückblickend, gewahrt, daß auch die Schritte, die er noch in völliger Sicherheit gethan hat, ihn schon in» Verderben za führen begonnen haben, daß er schon viel länger fehl- gegaugen ist, al» er nur irgend geahut hat. Aber wie war r» nur? War sie denn wahnsinnig, sich schon für gefährdet zu halten, während e» doch augenscheinlich noch wester niemand t^t. Da» war keine Täuschung, daß noch au» deu Miene» und Wor- te» all' der Leute, die sie seit gestern gesehen und ge brochen hatte, da» Mitgefühl für fie geredet and jene ^^wilichkeit, die eigeaüich erst feit dem Prozeß sich Bevölkerung, erzielen will, anzuschließ«. Man darf hoffe», daß der Ring »icht zu stände kommen wird. — In hiesigen unterrichteten griechischen Kreise« ist nicht» davon bekannt, daß da« Athener Kabinett eme neue Zirkular»»te an seine diplomatische» Vertreter im Au»lande bezüglich Kreta» versendet habe uud die diesbezügliche Nachricht eine» Athener Blatte» begegnet um so größeren Zweifeln, al» gerade die letzte» Berichte an» Kreta eia Nachlassen der über große» Strenge signalisieren, welche einzelne türkische Truppeukommavdanten gegenüber der christlichen Be völkerung angewendet haben. Denselben Berichten zu folge beabsichtigt der Geueralgouverveur Schakir Pascha demnächst eine Rundreise durch die Insel zu unter- nehmen, um sich durch persönliche Wahrnehmungen von der Lage der Dinge zu überzeugen. Pari», 26. September. In einer unter Boulanger» Vorsitz in London abgehaltenen Be ratung der boulangistischen Parteiführer wurde nach dem „X1L. Sidcle" beschlossen, deu Verlauf der Er eignisse abzuwartea. Da Naquet wahrscheinlich im 5. Wahlkreise geschlagen werde, solle er an Stelle de» unwählbaren Dillon iu Lorient austretev. Sollte in Cliguaacourt, wo Joffrin weniger Stimmen al» Bou langer erhielt, eine Stichwahl stattfinden, so wird der General zurücktreten und einen anderen Parteiführer al» Kandidaten aufstelleu. Endlich wurde beschlossen, daß Boulanger einen neuen Ausruf an» Volk erlassen solle. —Die Herren in London hätten sich die Mühe sparen können, über den Sitz Boulanger» m Clignancourt zu verfügen, denn der amtliche Zählausschuß hat inzwischen im Stadthaufe die für Boulanger abgegebenen Stimmen für ungiltig und somit Joffrin für gewählt erklärt. Ein gleiches Schicksal widerfuhr den für Rochefort abgegebenen Stimmen im 1. Wahlkreise de» 20. Bezirk»; da aber keiner der übrigen Kandidaten die absolute Mehrheit erhielt, so hat dort eine Stichwahl stattzufindeu, wie in den übrigen 35 Bezirken der Seine, in welchen am vorigen Sonntag keine endgiltige Wahl zu stände ge kommen ist. Die Verhandlung de» Wahlausschusses fand öffentlich statt. Ein Teil der etwa 150 an- wesenden Wähler nahm die Ungiltigerklärung der Stimmen Boulangers mit Ausrufen deS Erstaunens auf, entfernte sich jedoch, ohne die Ruhe weiter zu stören. — Der Zählausschuß de» Departement» Morbihan hat da» Wahlgesetz ander» auSgelegt, wie der hiesige, und die Wahl de» Grafen Dillon al» formell giltig anerkannt. Da jedoch da- Urteil de» StaatSgerichtrhofe» Dillon die Wählbarkeit ent zogen hat, fo unterliegt e» keinem Zweifel, daß die republikanische Mehrheit der Kammer die Wahl um stoßen wird. — Joseph Reinach widerlegt da» Ge rücht, daß er zu Gunsten Ferrys von feiner Kandi datur zurücktreten wolle. Er bedauert die Niederlage dieses Politiker», meint aber, e» herrsche bei den Re publikanern nicht dieselbe Sitte wie bei den Boulan- gisten, um Wahlkreise und um die Entscheidungen de» allgemeinen Stimmrecht» zu markten. — Der „Rap pel* bemerkt, die Regierung brauche nach dem Gesetze die Kammer nicht vor Januar eiuzuberusen, e» werde aber doch Ende des JahreS eine außerordentliche Sitzung, um die Wahlprüfungrn zu erledigen, statt finden. Ferner müsse ein Gesetz über die Steuer auf Streichhölzchen beschlossen werden, da da- Monopol am 31. Dezember erlösche. Für die Geheimpolizei müsse ein neuer Kredit bewilligt werden, der vom 1. Januar 1890 an gebraucht werde. Wie man sich erinnert, hat die vorige Kammer bei der Beratung des Haushalts für 1890 die Ausgaben des Ministe- rium» deS Innern für geheime Zwecke gestrichen. Der Minister Constans erklärte damals schon, er hoffe, die neue Kammer werde ihm den Betrag nach träglich bewilligen. — Der heute früh im Elysäe- palaste abgehaltepe Ministerrat erörterte die Frage nach dem Zeitpunkte deS Beginns der Tagung, ohne einen Beschluß zu fassen. Man glaubt jedoch, die Berufung werde etwa auf den 10. November er folgen. — Minister de Freycinet unterbreitete dem Rate den Entwurf eines Verwaltung-dekretS, welcher die Bedingungen feststrllt, nach welchen in Ausführung de- Artikels 23 de» RekrutierungSgesetzeS die Stu dierenden zurückgestellt werden sollen. — Der Präsi dent Carnot ließ deu Minister de» Innern Con stans sofort nach seiner gestrigen Rückkehr von Fon tainebleau zu sich rufen und beglückwünschte iHv zum Ausfall der Wahlen. Hr. Carnot äußerte seine Be friedigung über die Wachsamkeit de» Ministers wäh- der Fischbestand der fließenden Gewässer durch die Einleitung von Fabrik»- und andere» Abwässer» in dieselben geschädigt oder gefährdet wird. ES find zu diesem Zwecke Untersuchungen der in fließende Ge wässer eingeführten Abwässer von Papierfabriken, Zuckerfabrile», Bleichereien, Färbereien, Gerbereiev, chemische« Fabriken u. s. w. «»geordnet worden. * Stuttgart, 27. September. Wie der „EtaatS- ouzeiger für Württemberg* meldet, hat fich bei Sr. Majestät dem Kö»ige von Württemberg ein gast rische- Unwohlsein eingestellt, besten Verlauf aber er freulicherweise ein zufriedenstellender zu sein scheint. Der König blieb gestern zu Bett. Die Nacht verlief ziemlich rubig; da» Fieber war zwar noch nicht ge schwunden, die gastrische Störung indessen gemindert. Der Allgemeinzustand zeigt eine Besserung gegenüber gestern. Prinz Wilhelm ist vom Könige beauftragt worden, da» landwirtschaftliche Fest, welche- gegen wärtig in Württemberg gefeiert wird, für ihn ab zuhalten. O Wien, 27. September. Au- Abbazia wird gemeldet: Ihre Majestät die Kaiserin und Ihre Kaiser!. Hoheit die Erzherzogin Valerie dürsten nach ihrem Aufenthalte in Meran Abbazia besuchen, um sich sodann in Fiume nach Korsu einzuschiffen, woselbst Ihre Majestät längeren Aufenthalt zu nehmen ge denkt. — Ihre Kaiserl. Hoheit die Frau Kronprinzessin- Witwe Stephanie ist nach mrhrmonatlicher Abwesen heit von Wien heute mit Gefolge wieder hier ein- grtroffen. — Gestern nachmittag ist Königin Olga von Griechenland samt Gefolge hier eingetroffen. Mit der Königin zugleich kam auch der jüngste Sproß der Herrscherfamilie, der einjährige Prinz Christoph, hier an. — Die bedauerliche MonorerFahnevangelegen- heit wird allem Anscheine nach auch im ungarischen Parlamente zur Sprache gebracht werden, da von oppositioneller Seite auf eine Regelung der Farben frage gedrungen wird. Die oppositionelle ungarische Presse verteidigt die Auffassung, daß die schwarzgelbe Fahne gesetzwidrig am Wohnung-gebäude der Land wehrkommandanten angebracht war, darüber jedoch, daß die Verletzung der fchwarzgelben Fahne ein Buben stück gewesen sei und daß diese Fahne in Ehren ge halten werden müsse, herrscht in den Organen aller Par teien nur eine Stimme, wenn sich auch einzelne juristische Haarspalter finden, die behaupten, daß nach dem zu Recht bestehenden ungarischen Strafgesetze die Ver letzung einer gesetzwidrig angebrachten Fahne nicht ge ahndet werden könne. — Den verschiedenen über die Absicht einer Rückkehr deS König- Milan nach Ser bien verbreiteten Gerüchten und den Kombinationen, die an die Möglichkeit eine» Zusammentreffen» de» geschiedenen KönigSpaareS in Belgrad geknüpft wer den, legt man in hiesigen politischen Kreisen wen g Gewicht bei. Immerhin mögen die mannigsachen Aus streuungen, die ou» Belgrad verbreitet werden, ein Anzeichen der dortigen Wirrnisse sein, die sich nach dem Zusammentritte der Skupfchtina iu der einen oder anderen Richtung hoffentlich klären werden. — Lurch die Berliner Mitteilungen der „Köln. Zeitung" über die Denk christ de- Generals Obrutschew ist man hier nicht überrascht worden, da diese Nach richten für un» im ganzen wenig neue» enh, halten. In dem Umstande, daß sie gerade jetzt ver öffentlicht worden, ist man geneigt, einen Beweis dafür zu erblicken, daß man in Berlin ebenso, wie in Wien zu allen Zeiten die Augen offen hält und friedliche Versicherungen von sciteu Rußlands stets mit der nötigen Vorsicht ausnimmt. Wie sehr dieselbe geboten erscheint, zeigen neben dem Drängen Obrutschew» auf den Ausbau uud die Verstärkung gewisser Bahnlinien, auch die jüngsten Meldungen der „NeuenFreien Presse" über fortgesetzte Truppenverfcbiebungen an der Nord- ostgrenze Österreichs. Allerdings mögen diese Mel dungen, da sie au» polnischer Quelle zu stammen scheinen, mitunter Übertrieben sein. Beunruhigt haben jedoch weder diese Nachrichten, noch die Mitteilungen der „Kölnischen Zenung*. da nach allgemein herrschen der Überzeugung eine Änderung der gegenwärtigen Lage iu nächst.r Zukunft nicht zu erwarten ist. — AuS Aussig an der Elbe wird gemeldet, daß in deu nordwestböhuuscheuBraunkohlenwerkeu dieBilduug eines LohleuringeS beabsichtigt wird, die den Zweck hat, den Verkauf der Kohle in „eiue Hand zu legen" uud den Preis dieses auch sür die armen Klassen uneut- behrlichen Bedarfsartikels nach Beliebev der Berg- werksbrsitzer zu bestimmen. An sämtliche Brai «kohlen- werke im nordwestlichen Böhmen ist eine Einladung «rgangeu, sich der geplanten Bereinigung, die ,^ine Aufbesserung der Preise", natürlich auf Kosten der ihr zugewaudt hotte. Und der da drüben, der jetzt schon fünf Minuten lang sprach mit w»hl durchzu fühlendem Behagen au der eigenen Beherrschung des Worte» wie der Sache? Mit innerer Qual fühlte Amanda, wie auch ihre Empfindung in Bezug auf ihn, deu Assessor, eiue Umwandlung zu erleiden begann. Bisher war auch bier ein Gefühl de» Triumphe» im Spiele gewesen. Sie hatte ihn al» ihr Werkzeug betrachtet. Da» rächte sich jetzt. Ein Werkzeug ihrer Schlauheit, aber keiu Stab, auf den sie sich stützen, kein Stamm, an den sie sich lehuen, den sie umklam mern konnte gegen da» Versinken. Doch begann da» Weib, sich wieder iuaerlich zu fasten. Sie zwaug fich, zvzuhöreo, ihm, dem ge schickten, talentvollen östentlichea Ankläger, dem Mund stück der rächenden, schützenden Staatsgewalt, die da» Verbrechen auS Licht uud den Verbrecher der Strafe zuführt — wie er voll ReulingSrifer die Schuld de» Mannes darzulegen suchte, der gebrochen dort vor ihr auf der Bank hing, seine ganze Gestalt in jeder Linie der Ausdruck nichts begreifender, stumpfer Hoffnungs losigkeit, ja Verzweiflung . . . . . . Kein Wunder, daß die Helbinger Damen ein ander a«f Fräulein Berninger aufmerksam gemacht hatteu. Denn ein solche» Zuhören, wie da» ihre jetzt, da der Vertreter de» Staatsanwalt» sprach^ mit solcher Hingebung, die ganze Seele in Auge und Ohr, war in der Thai auffallend und einer für de» Sprecher sehr schmeichelhafte» Au»leguvg fähig. Sie war so achtlos aus ihre nächste Umgebung qe- »esrv i» de» letzten zeh» Mi»»tev, daß eine Be wegung, welche eiue Gegenwart »umittelbar hi»ter ihr — Der Bu»de»rat u«hm »« 2Ü. d. M. uuter de« Borfitz des Vizepräsident«» des StaotSministerium«, Staatssekretärs des J»ueru vr. v. Bötticher, sein« regelmäßigen Plenarsitzuugrn wieder auf. Zunächst wurde» mehrere Vorlagen deu zuständige» Ausjchüstea zur geschäfttordnungSmäßigeu Behandlung überwiesen. Den Ausschüssen für Justtzwesen uud für Handel und Verkehr wurden überwiesen: Der Entwurf von Vor schriften, betreffend die Vollziehung der Ausweisung vou Ausländern auS dem Reichsgebiet aus Grund der tztz 39, 284 uud 362 des Strafgesetzbuchs, und der Aulrag aus Zuerkennung der im 88 de» Gesetze», be treffend die Rechtsverhältnisse der deutschen Schutz- aebrete vom 1b. März 1888 bezeichneten Rechte andre Kameruner Land-uud Plantageu-Gesellschaft. Ler Antrag Bremens, betreffend den Verzicht der Bremer Bank aus die Befugnis zur Ausgabe von Banknoten, wurde den Au»- schüsten sür Handel und Verkehr und sür Rechnung», wesen zur Vorberatung übergeben. Bou der Uebersicht der Ergebnisse de» LeeretergänzungtgeschäftS im Jahre 1888 nahm die Bersimmlung Kenntnis. Den Anträgen Preußen» bez. Preußen» und.Hamburg» und Hessen» gemäß wurde genehmigt, daß die im 8 28 des Gesetze» gegen die gemeingefährlichen Bestrebun gen der Sozialdemokratie vom 21. Oktober 1878 vor gesehenen Anordnungen für Berlin und Frankfurt a. M. uud Umgegend, sür Homburg Altona und Umgegend sowie sür den Kreis Offenbach vom 1. Oktober d. I. ab aus die Dauer eine» weitcren Jahre- getroffen wer den. Dem Entwurf einer Verordnung über die In kraftsetzung des Gesetzes, betreffend die Uusall- und Krankenversicherung der in land- und sorstwirtschast- lichrn Betrieben beschäftigten Personen, sür das Ge biet des Herzogtums Sach en-Meiningen wurde die Zustimmung erteilt. Endlich wurde über die Wieder- desetzung erledigter Mitgliedstellen bei mehrere« Dis- ziplivarkammern Beschluß gefaßt — Die Einnahme de» Reichs für die Zeit vom Beginn de- EtatSjahreS bi- zum Schluß deS Monat» August 1889 stellte sich für die Post- und Telegraphenverwaltung auf 84977 391 M. (4- 6287 285) und für die ReichSeisenbahnverwaltung auf 21795000 M. (4-622500). — Dem Vernehmen nach wird da» deutsche Reich die mit der Landeshoheit verbundene Verwaltung de» Schutzgebiete» der Neu - Guinea - Compagnie einschließlich der Rechtspflege schon vom 1. Oktober d. I. ab übernehmen uud die Genehmigung de» Reichs tag» zu diesem Schritte nachträglich uachsuchen. Be« kanutlich sind mit der Übernahme der Berwaliung sei tens des Reichs Kosten nicht verbunden. — Der Zusammentritt de» Brüsseler Anti- sklavereikongresse», der ursprünglich auf den 15. k. Mt». angesetzt war, dürfte, wie die „Jnd.pen- dance belge" meldet, eine Verzögerung erfahren, da mehrere Mächte einen Aufschub erbeten haben, um sich sür die zur Erörterung stehende« Fragen möglichst gründlich vorzubereiten. Da» genaue Datum der Er öffnung de» Kongresse» steht einstweilen daher noch nicht fest. Wie da» genannte Brüsseler Blatt noch hiuzusügt, hätten sämtliche zur Kougreßbeteiligung ein- geladeneu Mächte übrigens sich beeilt, die Einladung anzuuehmen. — Die Bauarbeiten an der Marienburg find während de» Sommers iu erwünschter Weise fortgeschritten. Der Hauptturm im Hochschloste ist bis zur alten Höhe wieder aufgesührt und mit Zinneu- vekröuung versehen; die Aussetzung deS Dache» wird in Kürze gemacht. Im Westflügel de» Hochschloste» sind sämtliche Räume eingewölbt worden und hierbei ist die getreue Wiederherstellung der dort vorhanden Hewescnen drei Gebietigerwohnungcn erfolgt. Der innere Ausbau de» Ost- und SüdflügrlS ist gleichfalls befriedigend fortgeschritten. Infolge der von Sr. Ma jestät dem Kaiser versagten Aufgabe von Marienburg als Festung finden zur Zeit Verhandlungen darüber statt, wie die neue Eisenbahnlinie von der Nogatbrücke mit möglichster Schonung der alten Verteidigung-- werke durch die Vorburg turchzuführen sein wird. — Im „Reichsanzeiger" werden Bekanntmachungen de- preußischen StaatSmiaisterium- veröffentlicht, nach deneu der kleine Belagerungszustand über Ber lin und Umgebung, Altona und Umgebung, sowie Frankfurt a. O. und Umgebung bis zum 30. Sep- tember 1890 verlängert wird. — Der „Schles. Ztg." zufolge werden gegen wärtig iu den drei fchlesifchen Regierungsbezirken Er- bebunaen darüber angestellt, ob und in welchem Maße