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Dresdner Journal : 28.09.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-09-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188909282
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18890928
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18890928
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1889
-
Monat
1889-09
- Tag 1889-09-28
-
Monat
1889-09
-
Jahr
1889
- Titel
- Dresdner Journal : 28.09.1889
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Zweite Beilage^» 227 des Sonnavend, dca 2^. September 1889 avends. Tagesgeschichtr. (Fortsetzung au» dem Hauptblatt.) St. Petersburg, 22. September. Das Luther« tum hat in Livland wieder ein schwerer Schlag getroffen durch da- Verbot der Ausgaben der Stadt Riga zu gunsten ihrer lutherischen Kirchen. Seit die Ostsee Provinzen im ersten Viertel des 16. Jahrhun derts lutherisch wurden, haben die dortigen Städte ihre Kirchen und Pfarrer wie andere Gemeinden aus ihren Mitteln unterhalten. Die liberale russische Stadteordnung hat dieses Recht den Stadtgemeinden nicht verkürzt Dennoch verbietet man speciell in die sen Provinzen den Stadtgeweinden, für die lutherischen Kirchen Gelder zu verausgaben, mit der Begründung, es liege darin eine Begünstigung der Lutheraner gegen über den griechisch-kathollschen Gememdegliedern. Im vorigen Jahre spielte dasselbe Stück in Reval, al- die Regierung den sogenannten Gotteskasten, die uralte zur Unterhaltung der Kirchen und Pfarren dort bestehende Kasse, gewaltsam aufhob und die darin befindlichen Gel der der Stadtgrmeinde zu uichtk»rchlichen Zwecken über wies. ES liegt darin, so führt die „Köln Ztg." aus, ein doppelter RechtSbruch: einmal wird das Recht der Unter werfungsverträge gebrochen, welche die lutherische Kirche als Landeskirche anerkennen; dann wird das Recht der Stadtgemeinden, über ihre Gelder srei zu verfügen, verletzt. Das Luthertum soll eben materiell niederge drückt werden, und dazu sind alle Mittel recht. Die Unierten, wie man hier die Anhänger der katholischen Union nennt, werden mit Kerker und Schlägen in die russische Kirche gehetzt und die Lutherrschen ausge hungert. DaS nennt man Toleranz der russischen Kirche. Dabei wird es wohl nicht bleiben, sondern das AuShuvgeru wird sehr wahrscheinlich demnächst auch gegen die lutherischen Landpfarrer angewandt werden — Neue Verbannungen auf „aomitustta- trvem Wege", wie wir sie vor fünf Monaten erlebt haben, stehen bevor. Aus Befehl des livländifchen Gouverneurs, General Sinowjew, sind der Direktor einer hiesigen Waifenschule, H. I. Aereboe, ein Leh rer und ein Aufseher derselben Anstalt, Popel und Mantz, ohne jegliche Angabe des Grundes von ihren Ämtern entfernt worden. Hrn. Aereboe ist von Be amten der geheimen Polizei eröffnet worden, er habe innerhalb einer Woche seine Wohnung in der Anstalt zu räumen, die Stadt dürse er jedoch nicht verlassen, weil er unter polizeiliche Aussicht gestellt sei. Maatz ist sofort ins Gefängnis abgefuhrt worden. Es steht fest, daß sowohl Aereboe als auch Mantz und Popel nicht vor ein ordentliches Gericht gestellt werden, sondern daß über sie in gleicher Weife entschieden werden wird wie über die im Frühling d. Js. ohne jegliches Verhör verbannten Bürger Doß und Wittschlwsky. Auch in diesem Falle hat der be rüchtigte Redakteur der deutschfeindlichen „Düna- Zeitung-, Piplrs, die Hauptrolle gespielt. Ein Zög- Ung der Waifenschule war, nachdem er in der Anstalt eine wohlverdiente körperliche Züchtigung erfahren, zu Pipirs gegangen, um feinen Direktor zu verdächtigen und so an demjelden Rache zu üben. Worm diese Verdächtigung bestanden hat, darüber herrschen nur Vermutungen. Der Vater des Angebers, der den ver logenen Sinn seines Sohnes kennt, hat die Gen darmenoffiziere gebeten, letzterm keinen Glauben zu schenken, ist aber schroff abgewiesen worden. Zu be merken ist, daß Aereboe, der seit 12 Jahren in unse rer Stadt eine segensreiche Wirksamkeit entfaltet hat, Angehöriger des deutfchen Reiches ist. Man hofft, daß das hiesige deutsche Generalkonsulat mindestens den Gouverneur veranlassen wird, Aereboe vor ein ordentliches Gericht zu stellen, damit er sich gegen die böswillige Anklage vei leidigen kann. Belgrad, 26. Sep ember. Als bisheriges Resul tat der Wahlen ergiebt sich, daß 20 Radikale und 11 Liberale gewählt wurden. In Belgrad erhielt die radikale Liste 1147, die liberale Liste 409 Stim men; es wurden demgemäß 3 Radikale und 1 Liberaler gewählt. Als gewählt erscheinen, da der an der Spitze der Liste stehende Pasic bereits in Zajcar gewählt wurde, die Radikalen: Raka Milenkovic,Tischlermeister,Dimitrije Cirkovic,Kausmann,undMllutinMarkovic,Advokat. Von der liberalen Liste wurde Avalumovic, früherer Justiz minister, gewählt. In den Stäkwbezirken Prokuplje und Pozarevac siegten General Lefchjanin und Advokat Stojan Ribarac, beide liberal. In Pirot, Knjazevar, Uzice, Schabac und Takovo wurden Radikale gewählt, während in Nlsch, Lozvica, Negotlv und Leskovac Liberale gewählt wurden. Der Wahlsieg in Schabac erregt in radikalen Kreisen große Befriedigung. — Der Vizepräsident der Pariser Betriedsgesellschaft der serbischen Bahnen, HoSkier, hat sich gestern nach Paris begeben, nachdem er vorher einen Präli minarvertrag unterzeichnete, wodurch die Gesellschaft die am 2. Juni d. I. vollzogene Lösung des Lertrage» vom 3. Februar 1881 als zu Recht bestehend aner kennt und der serbischen Regierung gegen Bezahlung von 9 250 000 FrcS. da» Eigentumsrecht auf das ge samte Betriedsmaterial und das sonstige Vermögen der Gesellschaft in Serbien, so wie e- von der Regierung am Tage der Vertragslösung vorgefunden wurde, überträgt. In hiesigen RegierungSkrelfen ist man mit Rücksicht darauf, daß sich d,e Lösung dieser Angelegen heit nunmehr seit drei Monaten hinzog und die Ver- Handlungen während dieser Zelt oft da» Zustande kommen eine» gütlichen Übereinkommens ernstlich zu gefährde»» drohten, mit der getroffenen Ver einbarung um so zufriedener, als der Fortbe stand der verschiedenen Differenzen zwischen der Regierung und der Betriedsgesellschaft von der Oppo sition bei den bevorstehenden Wahlen als eine gefähr liche Waffe gegen die Regierung auSgebeutet werden konnte. Das erzielte Resultat ist aber sür die ser bische Regierung auch in finanzieller Hinsicht ein über aus besriedigendes, da die Gesellschaft bekanntlich ur sprünglich nicht nur den Anspruch auf Zahlung einer Entschädigung im Betrage von 20 Millionen Frc». erhob, sondern auch eine weit größere Ablösungssumme al» e» der von der gemischten Kommission sestgesetzte Schätzungswert von 7 322 944 Frc». war, von der Regierung begehrte. Ganz bekonderes Gewicht wird in hiesigen Regierungtkleisen auf die Thatiache gelegt, daß die guten Beziehungen zu Frankreich während de» ganzen Verlaufes der Unterhandlungen in keiner Hinsicht irgend welchen Abbruch erlitten haben, wa» man allseitig dem Takte und dir Zuvorkommenheit des hiesigen französischen Gesandlen Patriman o »uschreibt. Was die Aufbringung der obene!wähnten Ablösungs summe andelongt, so dürste diese höchstwahrscheinlich im Wege einer durch die Einnahmen der serbischen Bahnen garont erten Anleihe «»solgen und es wird die b« vorstehende Ankunft des serbischen Finanzministers Or Vuic in Pari«, wo sich derselbe aus der Rückreise von Dieppe mehrere Tage aufzuhalten gedenkt, mit diesem Vorhaben in Verbindung gebracht. Lolonialpotitisches. * Rach Mitteilungen der englischen Missionare in Moschi am Kilimandscharo sind die vier Abgesandten des Häuptlings Mandara im Dschagga-Lande. welche im Mai und Juni d I in Berlin meisten, um Sr. Ma jestät dem Kaiser Geschenke zu überbringen, glücklich in ihrer Heimat wieder angelangt. Dieselben wissen nicht genug zu erzählen von dem Großen und Schönen, was sie in Deutsch land gesehen und der Freundlichkeit, mit der sie überall em pfangen worden sind. Die Schilderungen der Abgesandt-n von der Macht und Größe Deutschlands werden hiernach nicht verfehlen, einen günstigen Eindruck auf die Völkerschaf ten am Kilimandscharo zu machen und das deutsche Ansehen daselbst zu fördern — Es verdient dies hervorgehoben zu werden mit Rücksicht auf die in oer kolonialfeindlichen Preffe mit Behagen nachgedrucklen Äußerungen angeblich sachver ständiger Afrikareisender, welche sich über die Gesandtschaft Mandaras lustig machten und von dem Besuche verselben so gar einen nachteiligen Einfluß aus das deut'che Prestige in Afrika erwarteten. Hr. O Ehlers, welcher die Abgesandten auf ihrer Reife mich Deutschland begleitete, wird sich, wie wir am 26. d. M. bereits gemeldet, von Sansibar aus mit den für Mandara bestimmten Geschenken Sr. Majestät des Kaisers in einiger Zeit ebenfalls nach Moschi begeben. Dresdner Nachrichten vom 28. September. * Se. Majestät der König haben sür die durch Hagel schlag detrosfenen Grundstücksbesitzer im Saydaer Bezirke den Betrag von 300 M. gespendet und zur Weiter beförderung an unsere Expedition einzahlen lassen. Aus dem Polizeiderichte. Auf der Kalierstraße fuhr gestern abend eine Droschke mit einem Straßenbahnwagen derart zusammen, daß es der Hilse mehrerer Leute und län gerer Zeit bedurfte, um die Wagen auseinanderzubringen. Die Droschke wurde stark beschädigt, eine Person dabei nicht verletzt. — Bei einem von Dresden nach auswärts versetz ten Beamten erschien vorgestern ein unbckannter Mann und erklärte, er sei ein Packer des mit der Beförderung von Möbelstücken beauftragten — nicht hier wohnhaften — Spediteurs und erbitte sich Bescheid, zu welcher Stunde früh m>t dem Ausräumen begonnen werden solle. Als ihm die Auskunft gegeben worden war, bat er noch weiter um Ge währung eines Vorschusses von 3 M., da er nur wenig Ver lagsgeld erhalten habe. Dieser Betrag wurde dem Manne unbedenklich ausgehändigt, als aber am anderen Morgen der Möbelwagen nicht m Begleitung jenes Unbekannten, viel mehr mit anderen Leuten emtraf, ergab es sich, daß derselbe ein Betrüger geivesen war. Derselbe hatte auf der Fahrt hierher, in Puschen, die Begleiter des Möbelwagens ange halten, dieselven ausgefragt, wo sie in Dresden zu thun hätten und dann die ihm in vertrauensseliger Weise gewor dene Auskunft zu Ausführung seiner Schwindelei benutzt. Wie bereits vor einiger Zeit mitgeteilt wurde, hat man jüngst in Darmstadt und m Mainz auch ähnliche Art Betrügereien verübt. — Bei Ausbesserung eines Schieferdaches auf einem Hause in der Hospstalstraße erlitt gestern ein Arbeiter in folge Ausgleitens einen Beinbruch. Nur dem Umstande, daß der Mann sich mit emer Leine am Blitzableiter befestigt gehabt, hatte er es zu danken, daß er nicht in die Tiefe stürzte. Durch semen Vielster und einen Mstgesellen wurde der Verunglückte vom Dache heruntergetragen und dann ins Stadtkrankenhaus gebracht. * Kuustauktivnen. Vom »4. bis 2S. Oktober d. I. wird die bekannte Kunst- und Antiquarialshandtung I M. Heberle lH Lempertz' Söhne) in Köln in ihr n Auknonslokali tälen diverse Kunstsammlungen zur Versteigerung dnngen, worunter sich auS»ezeichne!e Kupierstiche, PraLtdlätter, aus. gewählte, kunstgewerbliche Erzeugnisse, vorzügliche O.iginal- gemälde bedeutender Mci;ler des i«. bis iS ZahrhunoertS be finden. Zu jeder Abteilung ist ein sorgfältig redigierter Kata log zu Haven- — (Siehe Annoncente l.) provilyialnachrichttn. Ick. Stollberg, 26. September. Nach dem aestrigen rauhen, kalten Regentage zog heute in der dritten Nachmit tagsstunde unter starken Graupenniederschlägen ein Ge witter über unsere Stadt und Umgegend. Annaberg, 2',. September. Schon die seit einigen Wochen auf dem Platze der alten Gasanstalt stattfindenden Aufräumungsarbeiten ließen daraus schließen, daß unsere Theaterbausrage nicht ins Stocken geraten ist, sondern daß der Vorstand des ThcaterbauvereinS unermüdlich be strebt ist, die zahlreichen Vorarbeiten, welche die Ausführung des Projektes bedingt, so schnell als möglich zu erledigen. Em weiterer Schritt'ist heute gethan worden, indem nicht nur der vom Vorstand des Vereins gewählte Plan des zu erbauenden Theaters an dem auf die Wolkenstemcrstaße gehenden Schaufenster d r Graserschen Buchhandlung ausge stellt ist, sondern auch in einer Bekanntmachung die hiesigen Handwerksmeister aufgefordert werden, Anschläge ftir die auszuführenden Bauardeiten vorzulegen Was den Plan selbst anlangt, so wird schon eme oberflächliche Betrachtung desselben därthun, daß mit dem Baue eme Zierde für Anna- bera geschaffen werden wird. Bei der Bescheidenheit der verfügbaren Mittel (etwa 100 000 M) ist allerdings nicht abzusehen, ob dieselben für den Zweck ausreichen werden, doch giebt man sich der Hoffnung hm, daß die einzureichende« Anschläge sich in dem Rahmen dieser vorhandenen Summe bewegen werden. Die Fassade de« Theaters wird, trotzdem sie hauptsächlich nur aus Putz gedacht ist, einen künstlerischen Eindruck machen und auch der Jnnenraum trägt allen Er- sordernissen, die man an ein Theater einer Kleinstadt stellen kann, in vollkommenem Maße Rechnung. Riesa, 26 September (L. Tgbl.) Schon seit einiger Zeit Hal die Elbe einen so ungewöhnlich niedrigen Wass er st and erreicht, daß die Fahrzeuge, wenn sie die Ladung über- Haupt noch auSsühren wollen, sich mit Halder Ladung be gnügen müssen D»e größeren Schleppdampfer können wegen ihre» bedeutenden Tiefganges schon nicht mehr schwimme«, weshalb der Schleppdienst von kleineren Dampfern au«ge- fübrt werden muß Dir Folgen diese« Wassermangel« liege« aus der Hand, der verfügbare Laderaum wird immer knapper, und die schon beladenen Kähne müssen auf Schleppdampfer warten. Ebenso können die Lieferungsfristen nicht mehr innegehalten werden, da Massenartikel, wie Getreide, Kar toffeln, Zucker rc., sich immer mehr anhäufen. Selbstver ständlich hat der Handel unter diesem Zustande schwer zu leiden. In Böhmen und auch in Sachsen sind zwar gegen Ende der vorigen Woche Niederschläge in geringer Menge niedergegangen, indessen ist dadurch nur em vorübergehender Wosserwuchs biwirkt worden, der so unbedeutend war, daß die bestehenden Wasserverhältnisse sich weder gebessert, noch verschlechtert haben. Daher ist das Angebot von Frachten sehr stark, und da der Getreidetransport diesmal einen ganz außergewöhnlichen Umfang angenommen hat, so erklärt es sich, daß die Frachten alle im Äuswärtsgehen begriffen sind. Die oben angegebenen Massengüter müssen in Hamburg einstweilen verlagert werden Die Frachten werden daher, wenn sich die Ladefähigkeit der Schiffe nicht bald heben sollte, andauernd hohe bleiben. Vermischtes. * Die Gesandtschaft des Sultans von Sansibar, über die wir gestern schon berichteten, hat sich im Kaiserhof schon vollständig häuslich eingerichtet Zur Bedienung sind ihr vom Hoimarschallamt zwei königliche Lakaien zur Versügung ge stellt. Die Zubereitung der Mahlzeiten geschieht durch die Köche des KaiserhoseS, die den kürzlich hier anwesenden Marokkanern die Geheimnisse der asrikamschen Kochkunst er folgreich abgelauscht haben. Am Freitag früh verließen die Sansibariten schon vor Sonnenaufgang, um 5 Uhr, das Lager, um den neuen Tag mit Gebeten zu begrüßen. Am Vormittag stattete der treffliche Kenner des Suaheli, Mis- sionsii.spektor vr Büttner, einen Besuch ab. Um 11 Uhr erschien Major Liedrecht, um die Gesandtschaft ins Auswär tige Amt adzuholen Die Gesandten hatten hierzu prächtige Gewänder angelegt. Das weiße Untergewand wurde von einem kostbaren Shawl in orientalischer Farbenpracht zulam mengehalten. In den Shawls steckte ein Dolch, der bei den beiden Gesandten mit reich eingelegter Arbeit geziert war. Der Burnus Mohamed den Solimans trug prächtigen Gold schmuck, der weit am Rückenteil herabreichte. Goldene Schnüre mit schweren goldenen Troddeln hielten den Bur nus zulammen. Die Burnusse SenoS und Kassems waren weniger reich. An den nackten Füßen trugen alle drei San dalen, in den Händen hielten sie krumme Säbel; der des Gesandten hatte einen kostbaren Elfenbeingriff mit Silber eingelegt. * Eine eigentümliche Jagd fand am letzten Donners tag vormittag im Berliner Zoologischen Garten statt In der Steingrotte, in welcher die lappländischen Schneehasen, Stachelratte, Stachelschweine u. s. w. Hausen, hatten sich Ratten und Mäuse allzu sehr eingenistet, und den Ort vom Ungeziefer zu befreien, waren einige Wärter mit Hilfe eines Dachshundes, eines erprobten Rattenfängers, bemüht. Um dem Tiere seine Aufgabe zu erleichtern und es andererseits vor der Versuchung einer Jagd auf edleres Wild zu be wahren, sollten, w»e die „Voss. Ztg." berichtet, die Schnee hasen solange aus ihrem Käfig entfernt werden; hierbei aber entschlüpfte einer derselben und flüchtete querfeldein, verfolgt von den mit Fangnetzen ausgerüsteten Wärtern und einer zahlreichen Jugend, denn es waren gerade mehrere Schulen »m Garten anwesend Meister Lampe zeigte indessen, daß er in der Gefangenschaft das Laufen nicht verlernt hat, und Härte er eine bessere Ortskenntnis besessen, so wäre es ihm vielleicht geglückt, den Grunewald zu erreichen und dort der Begründer eines märkisch-lappländischen HasengescklechtS zu werden. Aber der Wege unkundig, irrte er kopflos hierhin und dorthin, bis er schließlich von allen Seiten umstellt, ,m Gehege der afrikanischen Strauße eine Zuflucht suchte. Diese jedoch empfingen den Besucher gar Übel. Mit wilv gesträub tem Gefieder machten sie ihrerseits Jagd auf den Eindring ling und suchten mit Schnabelhieben und Fußtritten ihm deizukommen. In seiner Verzweiflung flüchtete Lampe nun direkt in die Höhle seiner ergrimmten Feinde, in das Straußen- haus, und hier wurde er glücklich wieder dingfest gemacht, um von neuem seinem Käfig überantwortet zu werden. Nebenbei bemerkt, ist im Zoologischen Garten die Rattenjagd für den Jäger nicht unlohnend, denn für jeden Rattenschwanz werden 10 Pfennige Fanggeld gezahlt * Die Firma Koch u. Heister in Mainz wird jetzt regel mäßig Och len aus dem Nordwcsten der Vereinigten Staaten in kurzen Zeitabschnitten emsühren Von der ersten Sen dung von 137 Stück wurden 66 für Frankfurt, die übrigen für Mainz, Darmstadt, Köln u. s. w bestimmt; eine zweite Sendung von 300 Stück schwimmt schon wieder Die ge nannte Großviehhandlung, welche auch m den nächsten Mo naten 4000 dis 5000 Ochsen für die Mainzer Neichskon- servenfabrik zu liefern hat, hat nun große und leistungs fähige Schiffe gemietet, welche 500 Stück aufnehmen können. Die Trere werden von Chicago nach New-Aork mit der Eisenbahn, von New-Aork nach Hamburg zu Schiff befördert. Die Em- und Ausladung zwischen Land und Schiff geschieht mittelst Kran Hebevorrichtungen, sodaß jedes einzelne Tier mit untergebenen Bauchgurten vom Land ausgenommen und im unteren Schiffsraum abgesetzl wird, bez. umgekehrt. Im Schiff stehen je 4 Ochsen in einer Koje und sie werden durch erfahrene Wärter mit demselben Wasser und Futter wie m ihrer Heimat versorgt. Die Kosten für Fracht und Futter, sowie zuzüglich 30 M. Eingangszoll stellen sich auf etwa 100 M. per Ochsen, gegen 90 M. bei Einfuhr aus Süvfrankreich oder Italien. * Wenn wir m unseren Großstädten die Jongleurkünste irgend welchen geschickten Amerikaners, Englä ders, Fran zosen oder Deutschen zu sehen bekommen, vermeinen wir schon außerordentliches anzustaunen. Und doch find diese Dar- b,erungen geradezu Kinderspiel gegenüber dem, was die In dier anTaschenspielerkunststücken leisten. In Indien be steht eine Art Geheimdund von Leuten, welch« an derartigen Kunststücken unbegreifliches vollbringen. Von emem Augen zeugen wird dem „Calcutta StateSman" über ein solches Schauspiel folgende» erzählt: „In Bengalen giebt eS Leute, welche mit Sack und Pack von Ort zu Ort wandern und ihre Kunststücke zeigen. Niemand weiß, woher sie kommen, wo hin sie gehen — sie nennen sich Badaya, eine Art Zigeuner. Unter ihnen sind eine besondere Art von Zauderern, die Bhanumatir Baji, von deren Kunst ich erzählen will. Eine Anzahl derselben, Männer und Weider, erschienen eine« Nachmittags, um emen Beweis ihrer Kunst zu liefern, mit ihren Kisten und Kasten, Apparaten und Instrumente« in emem Dorf« dr« Distrikts von Hooghly, wo mein Vater wohnte. Während ich im Hellen Sonnenlicht zuschaute, wurde ein Mann in eme große Kiste geschloffen, die man gut vernagelte und obendrein noch mit Stricken um schnürte Der erste Darsteller rezitierte nunmehr einige Aauderfprüche, ging nach wenigen Minuten zu der Kiste, öffnet« sie, und stehe da, zu unserem größten Erstaunen war dieselbe leer, der vorher in sie geschloffene Mann verschwun den. E» Huß nun, der Lmge'chloffe»e sei gen Himmel ge- stiege«, „um mit Indra zu kämpfen". Kurz« Zeit darauf sch,«« sich aus des Erzähler« Miene» Angst zu spiegeln, da der Verschwunden« nicht zurückkehrtt, und er sagte, er wolle Nachsehen, wa« der Grund dazu sei. Ein Knab« wurd« ge- rufen, derselb« bracht« eine lang« BamduSstange «ch richtete dieselbe in die Höhe und sofort kletterte der Ängstlichgewordene an ihr empor. Fast an ihrer Spitze verschwand er ebenfalls plötzlich vor unseren Augen und der Knabe legte den Bam bus an die Erde. Nur wenige Sekunden später fielen vor uns aus der Luft die einzelnen Gliedmaßen eines Menschen, alle blutig, auf den Boden — zum nicht geringen Entsetzen von uns. Nun richtete der Knabe den Bambus wieder auf, der zuletzt Verschwundene wurde ebenso plötzlich, wie er ab handen gekommen war, an seiner Spitze wieder sichtbar, kam herab und erschien ganz trostlos, indem er sagte, Indra habe seinen Freund getötet, bevor er ihm habe zu Hilse kommen können. Er sammelte hierauf die am Boden liegenden mensch lichen Glieder und verschloß sie in der vorerwähnten Kiste, wie zuvor den lebenden Mann Unser Erstaunen erreichte seinen Höhepunkt, als wenige Minuten später, nachdem die Kiste wieder geöffnet worden, der erst darin untergebrachte Mann ihr Herl und unverletzt entsprang." * In den Monaten Mai bis Juli 1889 waren in Paris in den Hotels 224 519 Provinziale und 120 573 Aus länder angemeldet oder 111026 Provinziale und 70 835 Ausländer mehr als 1888. Die städtische Steuer verzollte von Mai bis Juli 119 702 bl Wein, 5152 kl Spirituosen, 52 062 dl Bier mehr als im gleichen Zeiträume des Vor jahres; serner 1490 396 Kilo Fleisch, 430 180 Kilo Butter und Käse, 17 411 Kilo Eier mehr als 1888. Die Omni busse und Pferdebahnen beförderten in der gleichen Zeit 52 858 401 Passagiere oder 7 895 653 mehr als 1888; die „Pariser Pferdebahnen" (Nord- und Südnetz) beförderten 16 215 825 (1 947 970 mehr als 1888), die Dampfschiffe 10 393 217 oder 5 722 703 Personen mebr als im Vor jahre. — Die Bahnzüge nach und von Paris Haden in den Monaten Mai, Ium und Juli um 1878747 mehr Reisende besördert als in der gleichen Zeit von 1888. Hier bei sind die Ringbahnzüge nicht eingerechnet, welche täglich 30 000 Reisende mehr als 1888 und im ganzen während der 3 Monate 7 823 445 Reisende beförderten. * Ein Beispiel von der Verwegenheit des Sperbers berichtet Hr W. Semann (Osnabrück) in der „Monatsschrift des Vereins zum Schutze der Vogelwelt": Auf einem, in der benachbarten Bauerschaft Hellern liegenden Bauern gehöfte wird außer anderem zahlreichen Federvieh auch ein altes Paar Pfauen gehalten. Äm 2. März d. I. stieß ein Raubvogel auf den im Hose hinter dem Hauptgebäude seiner Nahrung nachgehenden Pfauhahn herab und packte ihn nn Nacken. Der Pfau rannte schreiend auf die Diele des Dreschhauses und von da in einen an der Diele gelegenen kleineren Naum. Der Raubvogel ließ auf diesem Wege etwa viermal von dem Pfau ab, stieß aber sofort wieder auf ihn herunter und packte ihn aufs neue. In jenem kleineren Raum war eben, als der Pfau mit seinem Reiter herein stürzte, eine Magd mit irgend einer Arbeit beschäftigt. Diese ergreift augenblicks eine Harke (Rechen) und schlägt damit nach dem Raubvogel, erreicht aber damit nur, daß dieser zum Angriff auf sie selbst übergeht. Doch solche Frechheit be kommt ihm schlecht: die Magd packt ihn am Halse, dann auch an den in ihren Unterarm sich bös einlrallenden Fängen, und macht ihn so zum Gefangenen Noch am nämlichen Tage brachte man ihn dem in der Nähe wohnenden Gastwirt W , welcher ihn, um ihn bis auf weiteres lebendig zu er halten, in einen großen Vogelbauer setzte. Einige Tage ipäter ging ich, inzwischen von dem Vorfall unterrichtet, nach Hellern hinaus, um mir den Habicht, denn ein anderer Raubvogel konnte eS nicht wohl sem, einmal anzusehen. Wie erstaunte ich, als ich m dem mir gezeigten Pfauenräuber einen Sperber erkannte, und nicht etwa ein großes altes Weibchen, sondern nur ein mittelstarkes altes Männchen. Daß dieser winzige Vogel einen alten Pfauhahn wiederholt angriff, ist ein Beweis von Sperberfrechheit, wie man sie bis jetzt wohl noch nicht kennen gelernt hat. Wie soll man sich die Verwegenheit dieses Sperbers erklären? Ich nahm zuerst einen wütenden Hunger als Ursache an; aber diese Annahme scheint nicht zutreffend zu sein, denn Gastwirt W. versicherte mir, der Vogel sei, als er ihm gebracht wurde, gut bei Leibe gewesen. Nun berichtet Brehm im „Tierleben", daß man den Sperber in verschiedenen Fällen aus Hasen hat stoßen sehen, und nimmt zur Erklärung eines solchen An griffs an, der Sperber habe den Hasen nur ängstigen und sich auf diese Weise einen Spaß machen wollen. Ich weiß nicht, ob diese Annahme auch zur Erklärung des von mir mitgeteilten Falles dienen kann. Die Wut des Sperbers, welche sich in der Hartnäckigkeit zeigte, mit der er immer von neuem auf den Pfau herabstieß, ferner in der Verwegenheit, mit welcher er diesem auch in geschlossene Räume hinein folgte, endlich in dem gegen die Magd gerichteten Angriff, sieht eigentlich nicht sehr nach Spaß und Spiel aus, sondern läßt auf ernstere Absichten schließen. Ich möchte in der That glauben, daß der Sperber beabsichtigte, den Pfau zu töten, obgleich uh nicht glaube, daß er, wenn dieser ohne Hilfe geblieben wäre, seine Absicht hätte auSsühren können. * Beim Herannahen des Winter» wird eS vielen von Interesse sein, einige Winke bezüglich guter Herstellung des Thees zu bekommen Eme angesehene lehccnrma der Lon doner City schreibt dem „Daily Telegraph" auf Ansuchen darüber folgendes: „Das zu verwendende Wasser soll, sobald es vollständig kocht, auf die trockenen Theedlätter gegossen werden, da eS bei längerem Kochen feine günstige Wirkung auf den Thee verliert. Thee soll keine Abkochung sein, sondern ein Aufguß Wenn man ihn zu lange ziehen läßt, wird der Thee ungesund, den Nerven und der Verdauung schädlich. Nach unserer Erfahrung genügt es, den Thee 6 Minuten lang ziehen zu lassen; dre» genügt, um ihn wohlschmeckend, gehaltreich und kräftig zu machen. Der Theetopf, in welchem der Thee bereitet werden soll, muß vor der Verwendung heiß gemacht werden, irdene Theetöpfe sind mehr zu empfehlen als andere Thee ist eine sehr em pfindlich« Ware; er nimmt sehr leicht den Geschmack anderer Sachen an, deshalb soll man chn nicht in der Nähe von Kaffee, Kakao, Käse, Gewürz und ähnlichem aufbewahren. Auch soll der Thee an einem trockenen, warmen Orte auf gehoben werden, wennmüzlich in festverfchlossenen Büchsen. Es ist übrigens bekannt, daß selbst gutverpackter Thee bei seiner Ankunft von der Reis« aus dem heißen Himmelsstrich in der dunstigen feuchten Atmosphäre London« viel von seiner Güte verliert Aus der Reise ist nicht« besser wie Thee, und doch wie selten findet man ihn!" * Umschrieben Lehrer: „So oft muß ich mich über Dich ärgern, Veitele« I Einmal ist da» Hrst schmutzig, dann wieder stad Kleckse nnd Fettflecken in den Ausgaben, kurz, Du bist das, was Du nicht essen darfst " * Eine herrliche Gebend. Fremder: „Sagen Sie mal, hier bei Ihnen sollen ja wohl die Menschen weit über 100 Jahr« alt werden? Ist da« wirklich so?" — „Aller ding«. Sehen Sie mal dort z. B. da« alte Mütterchen an, die »st weit über 100 Jahre und hat erst kürzlich geheiratet. Mit 70 Jahre« soll fi« noch der reine Backfisch gewesen sein." Statistik un- Volkswirtschaft. Henerakver scrrnrnlungerr. 17. Oktober: Oseasabrtk and Kaapziegrlei Löll«- Weiße«, ord. Eiem-Bers. »achm. 3 Uhr iw Barea« der »«- sAlsch-st das.
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