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tForUnn ng fo!nt.! Vergiftung zu sich in MtSvSsten Verruf. Len jemals ein pflichtbergeffener Brit« der gegen seine unschuldige Schwester geübt hat." Vor diesen starken, schonungslosen Worten regte sich im Herzen Clarissens das stolze Blut ihres alten Ge schlechtes. Sie richtete sich hoch auf, beinahe hochmütig, und sprach mit sprühendem Blick: „Ich hoffe, es ist nicht mein Bruder, gegen den Sie solche Angriffe zu schlendern wagen?" Günther blickte sie einen Augenblick schweigend au mit dem Ausdruck mitleidiger Verwunderung. „Es ist Ihr Bruder, Komtesse, der Reichsgraf Marimilian von Stammegk, den ich des schlimmsten Verrates bezichtige, den ein Mann zu begehen vermag — des Verrates an dem Vertrauen, das sein sterbender Vater ihm schenkte, und an der heiligen Pflicht gegen seine junge, verwaiste Schwe ster." Clarisse war beunruhigt; dennoch ergab sie sich nicht. „Sie müssen sich in einem Irrtums befinden. Milian hat manches Eigentümliche, aber er ist ein Mann von Ehre und nicht ohne Gefühl." -Ehre?! — Gefühl?! — Wenn er sie je gekannt, so ist ihm Mt sogar die Erinnerung an diese beiden kostba- ren Güter des Menschenherzens abhanden gekommen. Nur falscher Hochmut und niedere Habsucht beherrschen den un seligen Mann, der Sie, Sie, Clarisse, seine holde, lieb reizende Schwester, an den schlauen Vater seines listigen Weibes verkauft hat, .... um Sie mit dem Idioten, dem Erbgrafen Philipp Siusfeld zu vermählen." Mit einem unterdrückten Schrei fuhr Clarisse zurück, bebend, allen Stolzes, aller Selbstbeherrschung bar. — ihr Blick hing hilfesuchend au den strengen, zürnenden Zügen Günthers. Diese milderten sich beim Anblicke ihres Schreckens und er sagte sanft: „Seien Sie nicht mutlos, Gräfin Stam- megk. Erinnern Sie sich, daß Sie ein Kind desselben edlen Geschlechtes sind, als dessen Haupt Sie bis heute Ihren Bruder betrachteten, und daß, wenn er der makel losen Ehre verlustig geht, welche ihm als sein bestes Erb teil erscheinen sollte, Ihrer zarten Hand die «Kraft nicht fehlen wird, den^Ruf Ihres Hauses aufrecht zu erhalten." „Sie haben Recht; ich danke Ihnen, danke Ihnen aus - voller Seele. Aber — oh — wie konnten Sie, Sie, der jetzt so hohe Worte zu mir spricht, mich verlocken wollen?" — Sic stockte schmerzlich errötend. „Eines rechtschaffenen, treu ergebenen Mannes Weib zu werden?" ergänzte Günther mit. ruhiger Sanftmut. „Ich stellte die Ehre eines nützlichen Lebens und die Liebe eines reinen Mannesherzens den zufälligen Vorzügen der Geburt und des Ranges gleich, und glaubte irrtümlich, daß Sie ein gleiches täten. Doch das ist eine überwundene Täuschung, und kein Wort, kein Hauch soll Sie künftig mehr daran erinnern. Nun aber gestatten Sie mir, Sie zu bitten, auf Ihrer Hut und zu mutiger Abwehr bereit zu ' sein. Man wird sehr bald mit der Forderung an Sie herantreten, daß Sie jenes unwürdige Bündnis schließen sollen. Weigern Sie sich fest und unerschrocken und stellen Sie sich so bald als möglich unter den Schutz Ihrer Vcr wandten, des Grafen und der Gräfin Heiklamm." „Leider kann ich das nicht," erwiderte die Komtesse bekümmert. „Mein Schwager und meine Schwester sind vor länger als einem Monat nach Italien abgereist, und wofern sie ihre ursprünglichen Pläne zur Ausführung ge bracht haben, müssen sie in diesen Tagen in Neapel ein treffen. Ich werde somit im Kampfe gegen meinen Bri der — falls ein solcher nötig werden sollte — ganz al- ! lein Neben." _ Gesvyr «M erwiderte sanft: „So reden Sie ohne Scheu; von meinem Vertrauen in Ihre Einsicht und in Ihre Wohlwollenden Gesinnungen müssen Sie überzeugt sein." „Meine wohlwollenden Gesinnungen! So kühl ver- »öAen Sie die mich verzehrende Sorge um Sie, uM Ihr Mikk um Ihre Zukunft zu bezeichnen? Und von meiner Einsicht sprachen Sie? — Ja, wenn die aufrichtigste, hin gehendste Neigung, die innig»- selbstvergessende Liebe den Blick zu schärfen vermag, dann sehe ich klar alles, was Ihnen droht, — und auch, was Sie retten kann." Sie war einen Augenblick feurig errötet und dann tödlich erblaßt. Sie hatte die Augen nicht niedergeschla gen; ihr Blick hing immer noch an seinen bewegten Zügen und sie schien ihm jedes Wort von den Lippen zu nehmen. Als er schwieg, seufzte sie schwer auf, faltete die Hände in- ander und sagte tief traurig: „O, Herr zur Sprenge, war um taten Sie mir das? Warum gestatteten Sie Ihrer Heftigkeit, mir den Freund zu entreißen, auf den ich so fest, so ganz vertraute?" „Clarisse!" „Ja, es schmerzt Sie, daß ich so zu Ihnen rede; wes halb aber zwangen Sie mich, es zu tun? Denken Sie denn, daß es mir nicht Weh tue,-Worte zu sprechen, welche Sie verletzen? . . . Ach, warum, warum konnten wir nicht so glücklich bleiben, wie wir vor einer Stunde noch waren?" „Weil kein Glück besteht ohne Kampf," erwidert? er ernst. „Aber sei es. daß ich voreilig war! Die Schranken des Schweigens sind einmal gebrochen. Clarisse! Ich kann nicht leben ohne Antwort auf die Frage, die ich tat. Cla risse — meine Liebe, meine namenlose Liebe zu dir. fin det sie keinen Widerhall in deinem Herzen?" Bleich und bebend tat er die Frage, und wie er. sich zu ihr herüber beugte, übten seine flehenden Blicke eine fast zauberische Gewalt aus Clarisse. Dennoch widerstand sie dem bestrickenden Einfluß; denn in ihr schlug ein stolzes Herz, das noch nicht darauf vorbereitet war, alles hinzugeben, was ihm bisher groß und wichtig erschienen, um ein anderes zu beglücken. Sie hatte sich hoch ausgerichtet und sah ihn ernst und ruhig an. Es verriet sich kein Bedauern in ihrem Wesen, aber auch kein verletzender Stolz, keine kränkende Ueberhebung; ihr Ton war sanft, als sie sagte: „Es schmerzt mich, daß Sie mich zwingen, auszusprechen, was ich gern verschwiege. Ich achte, ja, ich ehre Sie, Herr zur Sprenge; von etwas anderm jedoch kann zwischen Ihnen und mir niemals die Rede sein." „So haben Sie mich unwillkürlich getäuscht," erwi derte er mit gehaltenem Ernst und fügte dann nach fast unmerklicher Pause bei: „oder vielmehr ich tat es selbst. Gewähren Sie mir einen Augenblick, mich zu fassen. Kom- tesse. Obwohl eS eine Erleichterung für mich und wohl auch erwünscht für Sie sein würde, wenn ich mich jetzt entfernte — es darf nicht geschehen» bevor ich eine drin gende Warnung ausgesprochen habe." „Eine Warnung? Welche?" „Sie wollen mich anhören? . . . Gott sei Dank! . . . Man Plant Entsetzliches gegen das Glück Ihrer Zukunft. Ich war gestern in Stapphorst und bin die Nacht hindurch gefahren, um heute früh von Astenberg hierher zu reiten; denn ich erfuhr im Hause deS Grafen Sinsfeld Dinge, welche Sie wissen müssen, um sich dagegen sichern zu kön nen." „Sie erfuhren dergleichen?" „Ich, Komtesse, weil der junge Graf, der mir sonst meistens ausweicht, in einer Art Weinlaune mir sein Ver trauen schenkte. Ich glaubte mich nicht verpflichtet, die Mitteilungen, welche er mir machte, zurückzuweisen, ob gleich sie auS dem Munde eines halbtrunkenen Idioten kamen. Wollte man den geplanten Entwurf noch geheim halten, so hätte man ihn nicht dem Blödsinnigen bekannt ^^Von welchem Entwürfe sprechen Sie?" „Von dem gewissenlosesten, den jemals ein Vormund für die seiner Sorae anveriraute Waise aefaßt: von dem " Eine erschütternde TadeSanzcige veröffentlichte die Familie Karl Mauermann' in Berghaltern: „Gott dem Allmächtigen hat es in seinem unersoE im Alter von 13 bis 3 Jahren infolge von Pilz vergiftung zu sich in die Ewigkeit zu nehmen.