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-s Z s WZ-L-WL3.----H " Ztt.S-'L Z->^ LZ Oer Erbe vsn OerkebaLen. Roman von Silas Hocking. ltlj (Nachdruck verboten.) „Hm! Er hat ein merkwürdiges Gesicht." „Wieso?" „Mir nicht gerade sympathisch." „Das finde ich nun nicht. Im Gegenteil, er sieht fein und nobel aus, nur etwas ernst." „Ich kann mich ja auch irren, vielleicht leide ich unter einem gewissen Vorurteil.. Sie dürfen mich nicht falsch verstehen," fügte er auf einen fragenden Blick hinzu, „ich spreche nur im allgemeinen; dieser junge Mann mag ja ein tüchtiger Mensch sein, aber die Söhne aus reichen Fa milien pflegen meistens ein unnützes, verschwenderisches Leben zu führen." Dora runzelte die Stirn. „Sehen Sie sich vor," sagte Schmidt, als sie jetzt einen schmalen, steilen Pfad Hinabstiegen. Sie blickte nicht auf. „Sie müssen sich vorsehen," wiederholte er noch einmal. Aber sie achtete nicht auf ihn. Die unverhoffte Be Segnung Hatte ihr zu denken gegeben. Der junge Mann war ihr trotz allem ungewöhnlich interessant. War dies nur wegen seiner bevorzugten Stellung, die ja von der ihrigen himmelweit verschieden war? Sie hätte ihn doch gar zu gern näher kennen gelernt, um zu erforschen, ob sich hinter deo ernsten Stirne, den klaren dunklen Augen ein warmes Gemüt verbarg. Nun hatte sie aber gar nicht auf den Weg geachtet und konnte plötzlich nicht allein weiter. „Ich werde Sie führen," sagte ihr Begleiter. Und «ö war ihr doch eine große Beruhigung, als sie ihm ihre Hand überlassen und sich von ihm den Abhang hinunter geleiten lassen durste. Ob Wohl dieser steinige Pfad ein Abbild ihres Le bensweges war? Wie sehr würde ihr derselbe geebnet werden durch eine sorgsam stützende Hand. Wie, wenn sie Sur immer die Hand annähme, die sich ihr so bereitwillig entgegenstreckt? 6. Kapitel. B Rätsel. Hans hatte nach seiner Begegnung mit Dora seinen Ruhesitz auf dem Felsen wieder eingenommen. Wie träu mend blickte er auf das große, weite Meer zu seinen Füßen. Der Anblick des reizenden Mädchens hatte ihn aus den Betrachtungen gerissen, die ihn seit dem gestrigen Tag un- »usgesetzt bestürmten. Fe länger er über des Schuhmachers Worte nach dachte, um so mehr verwirrten sie ihm den Sinn. Kein Schlaf war während der letzten Nacht in seine Augen ge kommen; immer wieder durchlebte er im Geiste seine Kin derjahre. Nie war sein Pflegevater unfreundlich gegen Ihn gewesen. Er hatte ihn mit stets gleichbleibender Güte und Liebe behandelt, es ihm nie entgelten lassen, daß er »er Enkel seines bittersten Feindes war. Wäre es nicht »iel erklärlicher gewesen, wenn er versucht hätte, sich an feinem Feinde und dessen Nachkommen zu rächen? Fhm kamen allerlei sonderbare Gedanken. Warum hatte der Vater seinen Namen aus Funke in Frank umge- wgndelt? Warum hatte er ihm bis zu Herrn Wellers Kommen seine Herkunft verschwiegen, warum ihn gebeten, nie mir dem Großvater über Tusculum zu sprechen? Die Auflegung der schlaflos verbrachten Nacht ftand so deutlich auf feinem Gesicht geschrieben, daß sie selbst dem alten Großvater nicht entgehen konnte. „Schlecht geschlafen?" fragte er in seiner kurz ange bundenen Art. „Ich glaube, ich habe überhaupt nicht geschlafen, ich habe mich fortwährend umhergeworfen." „Dr kommst zu wenig an die frische Luft." „Gestern war ich viel draußen. Erstchin ich mit Olga ausgefahren und nachmittags spazieren gefahren." „So fahre heute wieder mit ihr aus!" „Olga hat nicht jeden Tag Zeit." „Seid ihr einander etwa schon müde?" „O nein, wir sind gern zusammen." „Nun, es wäre nur natürlich, wenn ihr auch einmal «eine Meinungsverschiedenheiten hättet. Sie wird ihr Ge schlecht auch nicht verleugnen können. Die Frauen sind wie Katzen, erst schmeicheln sie und dann zeigen sie ihre Krallen." „Du mußt nicht sehr glücklich mit Großmutter gelebt haben," bemerkte Hans ruhig. „Darüber wollen wir nur schweigen, alte Zeiten soll man ruhen lassen." Nach einer Weile fuhr der Alte fort: „Olga gefällt mir übrigens sehr gut; sie ist sanft und nachgiebig. Mehr kann man von einer Frau nicht verlangen." „Da Hans schwieg, begann er aufs neue: „Du wirst doch wohl bald ans Heiraten denken müssen." „Das ist Wohl kaum nötig." „Kommt Zeit, kommt Rat. Es ist mir lieb, daß du Olga gern hast. Es, gibt mir eine gewisse Sicherheit, daß du dich nicht etwa anderweitig verplemperst." Hans erhob sich. Das Thema war ihm peinlich. „Nun, nur nicht so eilig," mahnte der Alte. „Setz' dich noch einmal, ich bin noch nicht fertig." „Ah wollte ins Freie, ich habe Kopfweh," entschul digte sich Hans. „Auf fünf Minuten wird es Wohl nicht ankommen. MH wollte dir nur sag«:, daß ich mich sehr freuen würde, wenn du Olga zur Frau nähmst, und ich rate dir, haltt dich rechtzeitig daran, sonst könnte sie dir ein anderer weg schnappen." „So eine Frage will reiflich überlegt sein," erwiderte Hans, den diese Worte tiefer berührten, als er es sich ge stehen mochte. „Der Fuchs sicht bereit," meldete der eintretende Reitknecht. „Schön, dcmke." „Willst du ausreiteu?" „Ja, ich will mir die Kopfschmerzen vertreiben." Nach kurzem Ritt stellte Hans sein Pferd in ein Sei nes Wirtshaus am Ende des Dorfes ein und wanderte, nach dem Strand. Dort streckte er sich auf einen Felsens Wen-slun-e Mistrpiks-Srstilllg (Smtchtstt)