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kdsm rosigsn HalS. Endlich — er hatte schon eine Menge der» !ge blich gefragt — sagte sie: „Ich bin wegen des Gregorius- MsS tu der Stadt.* »Wir wollen zusammen auf den Anger," ries er eifrig, ^ich hole uwinen Hut, — in Mei Minuten bin ich wieder hier; ich hab« es den Kindern heilig versprochen, hinaus M kommen, nun ist es erst recht eine Freude!" Den Kindern? — Hella sah ihm mit verschleierten Augen nach — feinen Kindern? — Achtundzwanzig Jahre war er alt — drei Jahre älter als sie — er könnte schon ein alter Ehemann fein. Schnell kam er zurück, und sie gingen zusammen? erst war's, als wolle er ihr den Arm bieten, doch ließ er es dann? aber er schwenkte heiter das Stöckchen auf und ab und sah seine Begleiterin an, wie man etwas Ver trautes, lange Entbehrtes betrachtet; — hast du dich auch nicht verändert? Mel sprachen sie nicht aus ihrem Wege; Hella lag der Gedanke an die Kinder schwer aus dem Herzen, ihn unterhielten seine Erinnerungen zum allerbesten. Nie noch War dem Stirner Franz der Weg nach dem Anger so kurz erschienen, und kaum hatten sie die Wisse betreten, da stürmt«: auch schon zwei kleine Lockenköpfchen heran. "Hurra — da ist er!" Er hob beide auf einmal in die Höhe, ließ sich ge duldig küssen und setzte sie wieder zu Boden, worauf Pe mit dem Rufe: „Komm, komm, dort ist Mama!" davon eilten. „Sind — das — Ihre Kinder?" fragte Hella leise und flockend. Er wandte sich schnell nach ihr um und sah ihr prüfend ins Gesicht — da stand diel zu lesen für den, der das Entziffern verstand — und er verstand's, und er wußte nun auch auf einmal ganz genau, weshalb ihm keines der Mädchen recht gewesen war, die seine Schwester ihm zur Ehe empfohlen. «Meine Kinder?" Er lächelte fröhlich aus. „Gott behüte, meiner Schwe ster Wildfänge sind es. Nein, ich habe die noch nicht ge funden, die mir so Wohl gefallen hätte wie mein Gre- goriusweKchen. — Sie aber, Hella? Warum sagen Sie mir «icht, wie es Ihnen ergangen ist in all den langen Tagen, Nicht wie es Ihnen heute ergeht?" Auf einmal konnte sie reden, konnte von diel Schwe rem, von diel Liebendem berichten — schlicht und licht war -ihre Lebensgeschichte, so daß ihn deuchte, er habe all die Zett über neben ihr gestanden, ihr aus di« Hände und iuS Herz gesehen. Plötzlich nahm er ihren Arm und führte sie zu einem Trupp Buben. „Wer hat noch Hunger aus eins Extrabretzel?" rief lFranz Stirner in übermütiger Fröhlichkeit. »Ist! - Ich! - Sch!" — Alle hatten den Egen Extra» j Hunger. Die Bäcker wurden gerufen: gewiß, die hatten noch Vorrat. Franz erhandelte alles — die Gab« wurde der- Sakt. — .Mehr! — mehr!" schrie das begehrliche Büllchsu Als dis Bretzeln ausverkaust waren, tat's auch All- SagSkuchen. Hella und Franz standen nebeneinander und -schenkten nach rechts und links; die Beschenkten ab« schrie« jNbelud ihren alten Vers: ES leb 'der Herr von Katzerckops Und seine Frau! Hurrah! MS es nichts mehr z» verteilen gab, sah Franz Sella Mhelnd in die Augen. «Was meinst du, Hella? Mir scheint, du bist dazu bestimmt, mein Gregoriusweibchen zu werden, zum zwei- teumal schon schreien dich die Jungen dazu au»." Sie antwortete nichts daraus, ab« sie wehrte sich auch Nicht, als er sie seiner Schwester als liebe Braut vor- Ueütr. - „Du meine Güte!" rief Hella» Hausfrau wehmütig am Abend dieses Tages, „ich gratuliere Ihnen ja von Her- D«, liebes Fräulein, ich gönne e» Ihnen auch. Froh bin Sch ab« doch, daß ich nicht gewußt hab«, was Ihnen auf Ler GregoriuSwiese passieren sollte; ich glaube, ich hätte sie nicht hingelassen, und das Wäre ja eine ausnehmende iLhlechtigkeit gewesen." » .. WMtWKHM Scherz und Ernst. kt Orientalische Straßeuruse. Wir lesen in der „Deut- chen Levante-Zeitung": Der Lärm in einer Bsrkehrs- traße in einer Großstadt des Orients ist unbeschreiblich. Die Kutscher, die Pferde-, Esel- und Kameltreiber rufen un aufhörlich ihre Warnungrufe. Außer diesen gibt es aber noch unzählige andere, die ihre Stimme ertönen lassen: Die Wasserträger, die Frucht- und Limonadenverkäufer, die Schuhputzer, die Verkäufer von Lebensmitteln, von Antiaui- täten, von Kuriosa aller Art, von Posttarten, von Seiden- toffen, von orientalischen Handarbeiten usw. Manche die ser Straßenrufe sind poetisch und sinnig, so daß es sich schon verlohnt, sie hier zu veröffentlichen. Der Pfirsich- Händler ruft: „O Nacht, o Nacht mit den süßen Hän deln, die du betaute Pfirsiche hast." — Der Melonen- Händler: „O Kerne, ihr Tröster dessen, der schmachtet." — Der Händler mit Blüten des Hennabaumes ruft: „Düte des Paradieses, o Blumen der Henna." — Der Rosenver- käufsr: „Diese Rosen waren einst nur ein Dorn: vom Schweiße des Propheten benetzt, wurde der Dorn zur Ross." — Die Händler von Zuckerrohr rufen: „Wohin du das Zuckerrohr bringst, es bewahrt seine Süßigkeit." — Der Aloehändler: „Was du Rauch nennst beim Holz, wird süßer Dust, wenn Aloe brennt." — Der Milchhändler: „Um den Menschen Hilfe zu gewähren, spendet ihre Milchs tsie Kuh." — Der wandernde Bücherverkäufer: „Wer Büch« liest, verdient den Preis vor dem Unwissenden." — Der Tep pich Händler: „Gelobt sei der Meister dieses Teppichs." — Der Kleiderhändler: „Iß und trink nach deinem Ver mögen, aber kleide dich über dein Vermögen." — Der Sützigkeitsnhändler: „Weint, ihr Kinder, ich habe Süßig keiten." (Soll heißen: Fleht eure Ellern weinend an, daß sie euch Geld zum Kauf meiner Süßigkeiten geben!) — Die Wasserhändler haben eine ganze Anzahl Sprüche: „Ge lobt sei der Schöpfer, der Allerbarmer!", oder „O Vater der Gesundheit!", oder „O wie frisch es ist, o wie klar es ist!", oder „Sieh hier Allahs Geschenk!*, oder „Sieh, Allah hat es in Gold verwandelt!" — Im Leichenzug hört man den Klageruf der Witwen: „O mein Kamel!", womit aber keineswegs die geistigen Eigenschaften des Ver storbenen angezweifelt werden' sollen, sondern das Kamst als Sinnbild des Fleißes und der Anspruchslosigkeit ge dacht ist. ft Der drahtlose Fernsprecher in der Eisenbahn. Zwei nordamerikanische Eisenbahngesellschaften haben ein« Neu heit etngeführt, die bis vor kurzem noch als Fabel angemutet hätte, nämlich den drahtlosen Fernsprecher im Eisenüahn- zug. Die Einrichtung ist verhältnismäßig einfach. Sto besteht in vier Drähten, die längs den Dächern von vier Wagen laufen; sind die Wagen aneinander gekuppelt, so wird noch eine Antenne aufgerichtet in ein« Höhe von etwas über 90 Metern; diese Antenne ist selbstverständlich darauf eingerichtet, bei der Fahrt durch Tunnels nieder- gekappt zu werden. Der Fernsprecher selbst befindet sich dann in einer kleinen Zelle am Ende des „smoking car", des Raucherw^ens, während L« Krafterzsuger, der de« Strom liefert für die Umschattestelle, im Gepäckwagen seins» Platz hat. D« Krafterzeuger wird von ein« Turbin« arrgetriebeN, die in sinnreicher Weise den Dampf der Ma schine sich dienstbar macht. Im Gegensatz zu den sonstige« Fernsprechereinrichtungen bedient man sich hi« eines Wech selstromes von 110 Bolt. Die Ei richttmg soll so ein fach sei», daß wicht efirmal et« Techniker den be gleitet. Proben habe« ergebe«, daß ein Gespräch in ein« Entfernung dort 50 Kilometer« vollkommen klar ist, wem» auch natürlich hi» und Wied« das Geräusch de» rollen den Zuges störend empfunden wird. Bis jetzt ist e« ge lungen, die menschliche Stimme 100 Kilometer -wett bei einer Fahrgeschwindigkeit von 95 Kilometern in der Stund« zu übertrage». Die Erfindung soll noch weit« aus ge baut werden; matt WM nun nicht nur eine Fernsprech verbindung von Zug zu Zug Herstellen, sondern auch vom fahrenden Zug zu de« Fernsprechleitungen der Städte, tu denen sich eine drahtlose Station befindet. Dank dies« neue« Einrichtung wird die Stimme eines Mannes, der iu einem fahrenden Zuge am Fernsprech« sitzt, von «ine» Phonographen au^efangen und unmittelbar dem Fern sprechnetz d« betreffenden Stadt und dadurch dem Fern sprechteilnehmer selbst übermittelt. SS s