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BriiM M WchnH-Ieitmz Freitag den 15. Dezember 1916 abends K2. Jahrgang Nr. 291 die man diese Er- den Beginn So betrachtet, kann -s- Vie erste neulrale Kritik. Amsterdam, 13. Dezember. Die „Nieuwes van den Dag" schreiben zur denkwürdigen Neichstagssitzung vom 12. Dezember u. a.: zteheN. Deutschland ist auch auf diese Möglichkeit gerüstet und hat die Mittel, den Gegnern einen Frieden aufzu zwingen, der dann aber wohl etwas anders aussehen dürste. Marinearmee ernannt worden. -s- Kabinetlsumfocmung in Frankreich. Paris, 12. Dezember. (Haoas - Meldung.) Das neue Kabinett setzt sich folgendermaßen zusammen: Vorsitz und Aeußeres: Briand; Justiz und Unterricht: Viviani; Finanzen: Ribot; Inneres: Malvy; Krieg: General Liautey; Marine: Admiral Lacaze; Volkswirtschaft (Handel, Industrie, Ackerbau): Clemente!; Transporte, Zivil» und Militäverpflegung: Herriot; Kolonien: Dou mergue; Bewaffnung, Herstellung von Kriegsmaterial.: Albert Thomas. -s- Das aufgeregte englische Anlerhaus. Nach einer Reuter-Meldung zeigte das am 12. De zember wieder zusammengetretene Unterhaus „große Be» wegung und viel Aufregung. Die verschiedenen Parteien hatten in der Hauptsache noch immer ihre früheren Sitze inne. Die auffallendste Veränderung war das Erscheinen der früheren liberalen Minister auf der vordersten Bank der Opposition. Da Lldyd George und Asquith infolge Unwohlseins abwesend waren, wurde zugestimmt, daß die umfassende Erklärung über das Regierungsprogramm und die Debatte darüber bis nächste Woche verschoben werden sollen." Ausland. -s- Die polnische Regenlenfrage. Berlin, 13. Dezember. Die „Pol. Korr." gibt an, daß Erzherzog Karl Stephan von Oesterreich als Regent des Königreichs Polen in Aussicht genommen sei. Die halb» amtliche „Nordd. Allg. Ztg." stellt demgegenüber fest, daß diese Mitteilung nichts als eine Kombination ohne sachliche Unterlage ist. „Unsere hochgespannten Erwartungen sind teils über troffen, teils enttäuscht worden. Wohl hatten schon früher verschiedene führende Politiker, vor allem im Lager der Mittelmächte, wiederholt ihre Friedensliebe zu erkennen gegeben, aber es ist jetzt das erste Mal, daß offiziell und offen ein Angebot zu Verhandlungen ge macht wird. Bulgarien und der Türkei als des Endes des Krieges betrachten. Diese Freude darüber wird durch den Umstand, daß noch keine Andeutung über die Art der Frie -s- Zur Lage in Griechenland meldet der Mailänder „Corriere della Sera" aus Athen - vom 12. d. M., die Opposition gegen die venizelistische § Bewegung verschärfe sich, ebenso wie die Anhänglichkeit : an den König zunehme. Selbst Personen, die sich bisher L von politischen Strömungen ferngehalten hätten, sogar einige Venizelisten, seien dieser Opposition beigetreten. — Aus dem Piräus wird ferner dem Londoner „Daily Tele- graph" gemeldet: Die Regierung hat, um Kohle zu - sparen, die Einschränkung des Dienstes der Eisenbahnen * und Trambahnen angeordnet. Das ganze Getreide, das im Piräus aufgestapelt lag, ist in aller Eile nach Athen > gebracht worden. Ueber 6000 Venizelisten haben hier Zuflucht gesucht; die Verhandlungen in Athen dauern fort. > Frankfurt a. M., 13. Dezember. Nach einer Havac- - , Meldung der „Frkf. Ztg." ist der f.r a n z ö s i s ch e Ad- miral d'Artige du Fournet, der das Geschwader der s Entente im Piräus kommandiert, abberufen. Vize admiral Gaucher sei an seiner Stelle zum Ches der Ersten Wahle vauere fort. Die nördliche englische Linie, 200 Meilen lang sei, sei um 60 Meilen vorgeschoben wor den, während die von dem Küstenort Kilwa aus operie renden Truppen 60 Meilen landeinwärts vorgerückt seien. — Es handelt sich hier offenbar um einen bereits bekann ten Abschnitt aus der Reihe der erfolgreichen Durchbruchs gefechte der Abteilung Wahle unserer wackeren Ost- asrikaner, wobei in dem Vorstehenden die wenigen angeb lichen Erfolge, welche die Engländer in diesen Gefechten errungen, einseitig herausgegriffen sind. Diese aufgeputzte Meldung soll voraussichtlich nur dazu dienen, den Ein druck Ler großen portugiesischen Niederlage in Ostafrika etwas abzuschwächen. ) klärung der Regierungen von Deutschland, Oester reich-Ungarn, — - ! Geschichtskalender. Freitag, 15. Dezember. 1745. Sieg der Preußen bei Kesselsdorf. — 1804. Ernst Rietschel, Bildhauer, * Pulsnitz. — 1832. Gustav Eiffel, Ingenieur, * Dijon. — 1890. Sieg der Buren über die Engländer unter Buller am Tugela. — 190V. Einmarsch der Buren in die Kapkolonie. — 1902. Erdbeben von Anditschan, über 10 000 Opfer. — 1914. In Nordpolen wurden mehrere russische Stützpunkte erobert. 3000 Russen gefangen. — Rückeroberung von Duklas in Westgalizien durch österreichisch- ungarische Truppen. Die österreichisch-ungarischen Truppen geben vorläufig die Offensive in Serbien aus, auch das besetzte Belgrad. — Erfolgreiche Kämpfe der Türken an der persischen Grenze bei Serai gegen die Russen. — 1915. Die Kämpfe in Nordmontenegro wurden mit Erfolg fortgesetzt. Die k. und t. Trupp-n kamen bis nahe vor Bijelopolje. — Die Bulgaren warfen die Engländer und Franzosen aus griechisches Gebiet zurück und stellten vorläufig die Verfolgung des Feindes ein. Sie erbeuteten 1234 Gefangene (18 Offiziere), 14 Geschütze, 62 Munitionswagen und sonstiges Material. — Die türkische» Truppen erstürmten an der Irak-Front aus dem rechten Tigris-Ufer einen Teil von Kut-el-Amara. Sir Douglas Haig wird Frcnchs Nachfolger als Oberbefehlshaber (der englischen Truppen in Frankreich und Flandern. Kleine politische Nachrichten. -f- Ein Kriegs-Ersatz- nnd Arbeits-Departement ist Im Kriegsamt geschaffen morden; es bearbeitet die grundlegenden Bestimmungen für die Verteilung der Menschenkräste auf den Heeresdienst;,und aus die gesamte Kriegswiitschast. Anfragen, Anregungen und Eingaben grundsätzlicher Art, ebenso Beschwerden sind unmittelbar an das Departement zu richten, soweit nicht in erster Linie das betreffende stellvertretende Generalkommando zu ständig ist. -l- Kaiser Earl Ist am 12. abends mit Gefolge aus Budapest wieder in Wien eingetrosfen. -s- Holländische Anleihe. Die Haager Zweite Kammer hat den Gesetzentwurf über eine Anleihe von 125 Millionen Gulden angenommen. -s- Neue Washingtoner Rote nach London. Ans Washington meldet das Landauer Neutcr-Bnrenu nnterm >2. d. M., daß das dortige Staatsdepartement wegen der Bermeigcrung des freien Geleits für den österreichisch-ungarischen Dolschaster eine zweite Note an Großbritannien und Frankreich gerichtet habe, in der es heiße, daß Amerika die ungehinderte Uebersahrt für eia anerkanntes Recht des diplomatischen Verkehrs halte — wonach Joh» Bull bekanntlich sehr wenig kragt t densvorschläge gemacht wurde, etwas gedämpft. Solange man diese nicht kennt, kann auch niemand beurteilen, ob die Vorschläge annehmbar sind. Sollte dies aber der Fall sein, dann glauben wir, daß auch die Anhänger eines Krieges bis zum Aeuhersten in Paris, London und Petersburg es sich zweimal überlegen werden, ehe sie sie rundweg ablehnen. Die Mittelmächte haben natürlich ihren guten Grund, die Bedingungen vorläufig nicht be kanntzumachen. Die Frage ist im Augenblick nur die: Wir sind bereit, zu verhandeln, wollt ihr durcbkämvken?" Bulgarischer Bericht. Sofia, 13. Dezember. Heeresbericht vom 12. d. M.: Mazedonische Front. In der Gegend von BItolia nichts Bemerkenswertes. Im Cernaknie unter nahm der Feind gegen Mittag nach heftiger Arlillerieoor- - bereitung einen Angriff gegen die Linie Paralovo— Makovo, der mit den größten Verlusten für ihn scheiterte. Nach neuer Artillerievorbereitung unternahm der Gegner einen neuen Angriff gegen die Höhe östlich von Paralovo, aber auch dieser Angriff scheiterte vollständig. Oestlicb der Cerna bei Gradechnitza schlugen unsere Einheiten einen Angriff zurück. Auf dem rechten Ufer des Wardar leb hafte Artillerietätigkeit und Gefechte zwischen Wachabtei-^ lungen. Auf dem linken Ufer des Wardar spärliches' Feuer der feindlichen Artillerie. An der Struma schwaches Feuer der feindlichen Artillerie. Patrouillengefechte am Unterlauf der Struma. An der Front des Aegäischen Meeres beschossen feindliche Schiffe wirkungslos die Häfen von Cavalla und. bei Matri. Feindliche Lufttätigkeit ohne Ergebnis in der Umgegend von Porto Lagos. Rumänische Front. Zn der Dobrudscha aus beiden Seiten spärliches Artillerie- und Jnfanteriefeuer. In der östlichen Walachei setzen dis Truppen der Ver- bündeten die Verfolgung fort.' Verschiedene kriegsnachrichlen. -f- Das „erledigte" Rumänien. Wie aus Vern gedrahtet wird, schreibt der General Berthaut im Pariser „Petit Journal" vom 12. Dezember, der rumänische Rückzug sei kein strategischer Rückzug mehr, sondern ein aufgezwnngener, unter Gesichtspunkten, die man besser nicht anwenden sollte. Die Erwartungen auf die russische Manövrierarmee hätten sich nicht erfüllt, und heute sei es klar, daß sie nicht mehr eintreffen würde. Rumänien könne also nunmehr als erledigt betrachtet werden. Ein neuer Feldzug in Rumänien sei zwar mög lich, aber unterdessen würden sich die Deutschen ebenso befestigt haben, wie auf allenlanderen Fronten. Nachdem aber die rumänische Frage zur Zufriedenheit der Mittel mächte geregelt sei, müsse man der griechischen Frage die ernsteste Aufmerksamkeit schenken. In einem Leitartikel schrieb dieser Tage die Londoner „Daily News" u. a.: „Es ist zwecklos, sich die Schwere des Schlages zu verhehlen, die der Fall Bukarests für die ganze Sache der Alliierten bedeutet. In jedem Falle dürfte der Gewinn für die militärischen Hilfsquellen Deutschlands beträchtlich sein, und unter allen Umständen ist es ein äußerst schwerer Schlag sür das Prestige der Alliierten. -s- versenkt! London, 12. Dezember. („Lloyds"- Meldung.) Der dänische Dampfer „Inger" und der norwegische Dampser „Agder" sind versenkt worden. Kopenhagen, 12. Dezember. Der dänische Dampser „Rolla", mit Kohlen von England nach Oran unterwegs, ist im Kanal von einem deutschen Unterseeboot versenkt worden. Dis Besatzung, 25 Mann, ist gerettet und in Frankreich gelandet. Bern, 13. Dezember. Nach einer Meldung des „Petit Parisien" vom 12. d. M. aus Le Havre wurde die fran zösische Goelette „Primooöre" versenkt, die Besatzung ge rettet. Nach einer Meldung des „Matin" aus Rennes wurde der englische Dampfer „Havestan" versenkt, die Be satzung gerettet. -s- Eine typische Renker-Meldung aus Deulsch-Ostafrika. Einer Londoner Drahtung vom 12. d. M. zufolge telegraphiert Reuters Korrespondent in Morogoro (Deutsch- Ostasrika), General Wahle, der sich aus Tabora nach Süd osten zurückgezogen habe, um sich der Hauptmacht anzu- schließen, habe einen kleinen englischen Posten bei Malin- gali angegriffen und sei dabei auf unerwarteten Wider stand gestoßen. Nach dem Kampfe, der vier Tage dauerte, feien englische Verstärkungen angekommen, die den Feind mit einem Verlust von 61 Toten und 33 Gefangenen ver trieben hätten. Inzwischen sei eine Streitmacht, mit der zusammmen General Wahle eine Trupenabtcilnng des Ge nerals Northey umzingeln wollte, selbst abgeschnitten, einge schlossen und zur Uebergabe gezwungen worden; 7 Offiziere, 17 weiße Soldaten und 240 Askaris seien gefimgen- genommen. Die Verkolguna der Truvoen des. Generals Werner v. Siemens. (Zu seinem 100. Geburtstag.) Werner v. Siemens, der berühmte Elektrotechniker, wurde am 13. Dezember 1816 als Sohn des Gutspächters Siemens in Lenthe (Hannover) geboren. Er wurde zu nächst Offizier, trat aber 1848 als Oberleutnant vom Militärdienst zurück, um sich ganz der Elektrotechnik zu widmen, einem Gebiete, auf dem er dann Bahnbrechen des leisten sollte. Nebenher gelang es ihm, die Schieß- daumwolle in eine technisch brauchbare Form zu bringen. Um diese Zeit gründete er gemeinsam mit dem Mechaniker I G. Halske eine kleine Werkstätte für Telegraphenbau in einem Hinterhaus der Schöneberger Straße in Berlin. Beide Arbeitsverbündete arbeiteten sich so vortrefflich in die Hände, daß ihre Werkstatt sich zu dem we umfassen den Unternehmen auswuchs, das unter dem Namen von Siemens und Halske in der ganzen Welt rühmlichst be kannt ist und das, man darf das ohne Uebertreibung sagen, die gesamte Industrie des vorigen und jetzigen Jahrhunderts in ganz neue Bahnen leitete und sie zu glänzendster Entwicklung führte. F Das Friedensangebot des Vierbundes. Der 12. Dezember 1V16 wird in der Geschichte der Menschheit immer als ein denkwürdiger Tag fortleben. Er ist vielleicht der eigenartigste, den es überhaupt wohl je gegeben hat. Ist es doch noch nie vorgekommen, daß ein siegreiches Volk mitten im Erfolge stehengeblieben ist, um dem Gegner die Hand zum Frieden zu reichen! Merkwürdig ist allerdings auch dieser ganze Krieg, so daß auch eigenartige Maßnahmen zu seiner Beilegung am Platze sein können. Sicher ist, daß sich die ganze Welt nach Frieden sehnt, und von diesem Gesichtspunkte aus werden es alle freudig begrüßen, daß wenigstens von einer Seite zu einer Hoffnung aus dessen Zustandekommen Anlaß gegeben wird.? Es gibt manche Kreise im Deutschen Reiche, die eine andere Entwicklung lieber gesehen hätten; die nämlich, daß Deutschland und seine Verbündeten auf Grund ihrer Erfolge den Frieden diktiert hätten, als daß man versucht, ihn durch einen Appell an die Vernunft unserer Gegner herbeizuführen. Wer recht behalten wird, das wird die Zukunft lehren, da die letzte Entscheidung über einen solchen Friedensschluß ja nicht bei uns, sondern bei unseren Gegnern liegt. Diese haben bisher ja immer betont, daß auch sie einen Frieden wollen, der die Zukunft der Mensch heit sichert. Allerdings, war bei ihnen nie davon die Rede, daß es ein Friede sein sollte, bei dem es weder Sieger noch Besiegte gibt. Voraussetzung für sie war stets, daß Deutschland und seine Bundesgenoffen zer schmettert am Boden liegen sollten. Jetzt ist ihnen ein wirkliche» Angebot gemacht worden, dem sie nicht mehr ausweichen können. Dieser letztere Umstand scheint uns das Wichtigste in der ganzen Angelegenheit zu sein. Wird doch hier einmal Klar- heit darüber geschaffen werden, ob die hochtrabenden Redensarten eines Asquith, Grey, Lloyd George, Trepow und wie die leitenden Männer der Entente alle heißen mögen, wirklich die Ansicht der uns feindlichen Völker sind. Auch wird die uns werdende Antwort darüber Aufklärung schaffen, ob unsere Gegner einseben wollen, daß sie ihr Ziel doch nie erreichen können. Aeber den wirktichen Inhalt der etwaigen Aeiedens- bedingungen hat der Reichskanzler in seiner Rede vom 12. Dezember noch nichts verlauten lassen. Aber man kann nach seinen Worten annehmen, daß sie sich aus das unbedingt für uns Notwendige beschränken werden. Es ist möglich, daß unsere Gegner sich dahinter wieder verkriechen werden und verlangen, daß Deutschland zuvor in vollem Umfange feine Kriegs- und Friedensziele darlege. Wir dürfen immer nicht vergessen, daß ja unsere Gegner mit An sprüchen in den Krieg eingetreten sind, die, anstatt sich der Lage anzupassen, immer maßloser wurden, je weiter das Ziel ihnen entschwand. Das Zurechtsinden in die rauhe Wirklichkeit dürfte also gerade hier sehr schwer sein. Im Auslande wird noch immer vielfach die Frage er örtert, wer schuld an diesem entsetzlichen Kriege ist. Dar über kann aber kein Zweifel bestehen, und auch der Um stand ist freudig zu begrüßen, daß, wenn dieser Krieg auch jetzt noch weitergesührt werden sollte, die riesen hafte Schuld nicht bei Deutschland und seinen Verbün deten zu suchen ist. Deutschland steht dann rein vor der Geschichte da. Nicht Schwäche war es, sondern einzig da» hohe verantworliichkeitsgeskhl vor dem eigenen Gewissen und vor der Menschlichkeit ließ diesen Vorschlag entstehen. Eine Ablehnung durch die Feinde würde beweisen, daß sie einen Krieg bis zum Weißbluten einem allaemeinen ebrenvollen Frieden vor-