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332200V Tonnen feindlicher Handelsschiffraum verloren. Berlin, 21. November. (Amtlich.) Im Monat Oklober sind !46 feindliche Handelsfahrzeuge von insgesamt 306500 Brutioregistrrlonnen von Unterseebooten und Torpedobooten der Mittelmächte aufgebracht, versenkt oder durch Minen verloren gegang m. Ferner sind 72 neutrale Handelsfahrzeuge mit insgesamt 87000 Bruitoregister- tonnen wegen Beförderung von Bannware zum Feinde versenkt worden. Seit Kriegsbeginn sind durch kriege rische Maßnahmen der Mittelmächte 3 322 000 Tonnen feindlichen Handelsschisfsraumes verlorengegangen, davon sind 2 550000 Tonnen englisch. Der Chef des Admiralltabes der Marine. Wechsel im Staatsfekretariat der Aeußern. Berlin, 2l. November. (Amtlich.) Wie wir hören, hat der Staatssekretär des Auswärtigen Amte«, Staats- Minister von Jagow, aus Gesundheitsrücksichten um seinen Abschied gebeten. Zu seinem Nachfolger ist der Unterstaatssekrelär Zimmermann in Aussicht ge nommen. Die wahren Kriegsgründe Englands. Berlin, 2l. November. Ueber den Umfang der eng- lischen Lrdrosselungsversuche de» deutschen Handels teilen verschiedene Blätter aus einer Liste mit, au» ihr gewinne matt den starken Eindruck von den richtigen Kriegsgründen ENglattdö, die nur die Vernichtung des deutschen Handel» bezweckten. Lokaler und Sächsisches. Dippoldiswalde. In der letzten Sitzung des Krieg »- hilfsausschusse» verabschiedete Herr Statlrat Gietzolt zwei Mitglieder, die Herren Arthur Reichel und Tischler Voigt. Eie müssen ihrer Wicht als Verteidiger des Vater landes gettü-en. An Stelle des letzteren wurde Herr Lagerhalter Halm in den Ausschuß gewählt, der auch die bisher von Herrn Reichel geführten Kassenge'chäfte für die Volksküche übernehmen wird. Für Herrn Arthur Reichel, der dem Ausschüsse als Vertreter des Ortsverbandes der Frchtschule angehörte, tritt Herr Stadtkassierer Schubert ein. — Im Alter von 20 Jahren besiegelte der mit 18 Jahren freiwillig ins Heer eingetretene Gefreite Alfred Heinrich Roche von hier seine Liebe zum großen Vater lande mit dem Tode. Nach Mitteilung des Kompanie- führers war er allezeit ein wackerer Soldat und tat bi» zum Ende seine Pflicht. Leicht sei ihm die fremde Erde! — Dem Leutnant d R. H rbert Eidner wurde das Eiserne Kreuz 1. Klass« verliehen. — Aus Anlaß des Todes des Kaisers von Oesterreich hatte gestern Mittwoch unser Postgebäude halbmast ge flaggt. Heut« Donnerstag geschah dies von den übrigen össentlichen Gebäuden. — Heute Donneritog findet Kriegrabend des hiesigen Militärvereins in „Stadl Dresden" statt. — Die diesjährige Haurlistensammlung zu Gunsten des Landesaurschussrs der Vereine vom Roten Kreuz im Königreich Sachsen, die unter der Schirmherrschaft des Königs am 13. und 14. Oktober in ganz Sachsen staltfand, hat die Gesamtsumme von 705 000 Mark er bracht. — Der deutsche Landwirtschaftsrat richtet einen Auf- ruf an die deutschen Landwirte, in dem auf die schwere Arbeit des Heimatheeres hingewicsen und gesagt wird, mehr als je zuvor sei es heule unsere vaterländische Wicht, unsere ganze Kraft in den Dienst der Erzeugung der Lebensmittel zu stellen. Hindenburg vertraue und mit ihm und durch ihn vertraue das ganze Volk auf die Landwirte. Altenberg. Die winterliche Kälte, die in den letzten Tagen der Borwache herrschte und einmal sogar 9 Grad betrug, ist durch einen am Sonnabend einsitzenden Süd- weststurm, dem am Sonntag schönes Winterwetter mit ruhigem Schneefall am Nachmittag folgte, in Tauwetter umgeichlagen. Kreischa. Am vergangenen Freitag nachmittag 2 Uhr hielt der Königliche Beztrksschulinspektor Herr Schutrat Kuhne in der hiesigen Schule eine Dtjtriktskonferenz mit den Herren Lehrern ab. Die Erledigung der aus der Tagesordnung stehenden Punkte — I. Kindergesänge, 2. Vortrag: Was singen wir in der Kriegszeit? 3. Vor trag über differentielle P ychologie — hatte Herr Kantor Boden, Kreischa, freundlichst übernommen. In einer über- aus geschickten und praktischen Ausführung erledigte sich Herr Kantor Boden seiner Aufgabe, und es wurde ihm von Herrn Schulrat Kuhne in anerkennenden Worten der herzlichste Dank ausgesprochen. Börnchen. Der Pionier Fra.,z Köhler, zurzeit im Reservelazarett zu Lahr in Baden, hat sür seine Tapfer keit vor dem Feinde das Eiserne Kreuz 2 Klasse erhalten. Dresden. Das Direktorium der Zweiten Ständekammer hat vor einigen Tagen unter dem Vorsitze des Präsidenten Geh Hofrat Or Vogel feine Schlußsitzung abgehalten, um die noch notwendigen Direliorialgeschäfte zu erledigen. Der Landtag tritt im Januar oder Februar wieder zu sammen, um einen Nachtragsetat und verschiedene kleine Gesetzesvorlagen zu erledigen. Auch werden sich beide Kammern mit einer Verlängerung der Legislaturperiode zu beschäftigen haben. Heidenau. Line große Anzahl neuer Schrebergärten wird jetzt Ecke Gabelsberger- und Hauptstraße und auch in der Nähe der Chemischen Fabrik (Hauptstraße) angelegt. Außer der Gewinnung van Lebensmitteln dienen diese Gärten auch de: Förderung wahrer Nalursreud«. Roßwein. Bürgermeister Or. Meutzner ist mit dem Titel Ftnanzrat als stellvertretender Vorstand der staat lichen Elektrizitätswerke in da» sächsische Finanzministerium berufen worden. Or. Meutzner ist seit 1. Juni Bürger meister von Roßwein. Früher war er Bürgermeister in Thum. Der Scheidende übernimmt das neue Amt am I. Januar l917. Roßwein. Die hier gesammelten Brennesseln haben den 20. Teil sämtlicher in Sachsen abgelieserter Nesseln ergeben. Zwickau. Bei klner Banarbett in der Parkstrabe stürzte ein Klempnerlehrting aus dem zweiten Stockwerk herab und erlitt schwere Verstauchungen. Dem Umstande, daß er zunächst auf Gerüstteile des ersten Stockwerkes auf schlug, hat er sicherlich sein Leben zu verdanken. Mühltroff. Der Bau der Hochdruck Wasserleitung in unserer Stadt, der zu Anfang des Krieges in Angriff ge nommen wurde, jedoch wegen Materialbeschaffung Ver zögerungen erlitt, ist jüngst fertiggestellt worden. Die Fertigstellung der vorgesehenen Pumpstation für Wasser- mangel konnte jedoch noch nicht geschehen. Ferner ist nun auch die Hauptstraße durch die Stadt mit Kleinpslaster und zu beiden Seiten mit Schnittgerinnen und, wo an gängig, mit erhöhtem Fußweg versehen worden. Zittau. In Jonedors wurde am Freitag in seiner Wohnung der 67 Jahre alte Junggeselle Karl Birnbaum tot aufgefunden. Er war ein Sonderling und lebte schein bar in ärmlichen Verhältnissen. Dennoch fand man bei ihm gegen 3000 M. Bargeld, davon 209 M. in Gold. Im Orte war er unter dem Namen „Birnkarl" bekannt. Letzte Nachrichten. Die Zivildienftpflicht im Bundesrat angenommen. Berlin, 21. November. In der heutigen Sitzung des Bundesrates würde dem Entwurf eines Gesetzes, be treffend den vaterländischen Hilfsdienst, die Zustimmung erteilt Der 47500-Tonnen-Dampfer „Britannic" versenkt. London, 22 November. Die Admiralität teilt mit, daß das britische tzospitalschiff „Briiannic" (47 500 Brutto- Registertonnen) am Morgen des 21. November im Zea- Kanal (Aegäisches Meer) durch eine Mine oder «inen Torpedo zum Sinken gebracht worden ist. Er wurden 1106 Personell gerettet, von denen 28 verletzt sind. Man glaubt, daß 50 Personen ums Leben gekommen sind. Die „Britannic", der White Star Line gehörig, lief sm Jahre 19 l4 vom Stapel und ist der zweitgrößte Dampfer der englischen Handels narine. Der größte eng lische Handelsdampser ist die „Aquitania", 48000 Tonnen, wogegen die „Lusitania" nur 31 550 Tonnen hatte. — Ob die „Britannic" wirklich ein Hospitalschisf der eng lischen Marine war, bleibt abzuwarten. Riesige Offiziersverluste der Italiener. Wien, 20. November. Aus dem Kriegsprestequartier wird gemeldet: Nach einer privaten Statistik haben die Italiener seit Kriegsausbruch an Toten 11 Generale, 118 Obersten und Oberstleutnants, 194 Majore, 1014 Hauptleute, 882 Oberleutnants und 3248 Leutnants ver loren. Die Engländer greifen bei Arras an. Der „Zürcher Tagesanzeiger" berichtet, daß sich ein allmähliches Uebergreisen der englischen Angrisfslätigkelt auch auf den Frontabschnitt von Arras bemerkbar zu machen beginnt. Teilnahme deutscher Truppen an der Verteidigung des Triest-Abschnittes. „Secolo" meldet aus Turin, daß der Triest-Abschnitt auch von Deutschen verteidigt werde. Hieraus zieht das Blatt den Schluß, daß Deutschland beabsichtige, die Fragcn betreffend Triest und Istrien gemeinsam mit Oesterreich- Ungarn zu regeln. Wlederzusammentritt des Reichstages. Berlin, 22. November Der Reichstag wird durch Kaiserliche Verordnung vom 22. d M. berufen, am 25 No vember zuiammenzutreten. Der Zusammentritt des Reichstages erfolgt zwecks Ber- abichiedung des Gesetzentwurfes über die vaterländische Hilfsdienstpflicht. Die „Deutschland" freigegeben. Englische elätter melden aus Neuyork: Die Ozean- Reederei hinterlegte bei den amerikanischen G-richten 87000 Dollar, wonach die „Deutschland" freigegeben wurde. Sie kann jetzt jeden Augenblick abfahren. Nach neuesten Nachrichten ist sie am 21. November mittags auch abgefahren Erneute »treikgefahr in England. Haag, 23. November. Die „Times" sagt in einem Leitartikel, daß, bevor noch der Monat zu Ende geht, wiederum ein Streik unter den Bergarbeitern ausbrecheN werde. Die Bergarbeiter und die Grub «besitzrr stellten entgegengesetzte Forderungen. Di« Arbeiter verlangen ein energischer Vorgehen der Regierung, damit die Katastrophe noch beizeiten abgewendet werde. Wer beherrscht die Nordsee? Haag, 23. November. Die „Daily Mail" stellt in Aus sicht, daß bei der Behandlung de» deutschen Einfalles in den Kanal auch die Frage zur Erörterung kommen wird, wie es mit der Freiheit der englisch«« Verbindung mit den Niederlanden beschaffen sei. Kleine deutsche Torpedo boote hätten seit dem 23 Juni nicht weniger al» 12 Damps- schifse angehalten auf dieser Route. Es sei deshalb nicht unbillig, di« Frage aufzuGerfen, wer eigentlich die Nord see beherrsch?. Voraussichtliche Teilnahme Hindenburgs an der Wiener Leichenfeier. Wien, 23 November. Es ist nicht ausgeschlossen, daß mit dem deutschen Kaiser auch der Chef de» deutschen Generalstabe» Generalfeldmarschall von Hindenburg nach Wien kommt. Das Leichenbegängnis wird mit dem düsteren Pomp de» alten spanischen Zeremoniells durch- igeführt werden. Erpiosion in einer Petersburger Munitionsfabrik. Amsterdam, 23. November. Di, Petersburger Tele graphen-Agentur meldet, daß in Pelerrburg in einer Munitionsfabrik in der Rastannajastraß« sich «ine schwere Erpiosion ereignete. Eine Anzahl Personen ist umgrkommen. Die Ursache der Erpiosion ist unbekannt. Die benachbarten Gebäude sind beschädigt. Abgekühlte Freude. Basel, 23. November. Die sranzösische Presse hat im ersten Augenblick die Einnahme von Monasttr mit über mäßiger Freude begrüßt und die linke republikanisch« Par teipresse hat sich aus alter Sympathie für General Sarrail sogar dazu verstiegen, den Ersolg als einen großen Sieg von unermeßlicher Tragweite zu feiern. Unterdessen haben di« Nachrichten vom rumänischen Kriegsschauplatz diese Freude wieder abgekühlt. Schwere italienische Niederlage in Tripolitanien. Notterdam, 21. November. Hiesige Blätter erfahren aus Konstantinopel: Wie eine hiesige Meldung verlauten läßt, haben ürä bische SitUlkräfke iü Tripülitanien in letzter Zeit den Italienern ein siegreiches Gefecht geliefert. 6000 Mann, 40 Offiziere, mehrere Geschütze, «ine drahtlose Station und zahlreiches Kriegsgerät fielen in die Hände der Araber. Die ersten Staatshandlungen des neuen Kaisers. Wien, 23. November. Das Testament Kaiser Franz Josephs wurde gestern im Oberhosmeisteramt von einer K Immission unter Leitung des Senatspräsidenten vr. Seidel behoben und dem Oberhosmeister Fürsten Montenuooo überreicht, der es dem neuen Kaiser weitergab. Kaiser Karl nahm Einsicht in das Testament, um sich zu über zeugen, ob es alle Verfügungen über die Leichenfeier ent halte. Dieser Empfang des Oberhofmeisters und die Oeff- nung des Testamentes waren die ersten Staatsakte des neuen Kaiser». Das Testament enthält verschiedene Ko dizille. Die letzte Klausel wurde nach dem Tode des Erz herzogs Franz Ferdinand eingesügt. Hinsichtlich der Leichenfeier trifft es keine Anordnungen. Der neue Kaiser verfügte daher, daß die Leichenseierlichkeiten mit allem Ge pränge vor sich gehen, welche das spanische Zeremonie! vorschreibt. Zum Tode Kaiser Franz Josefs. Wien, 21. November. Aus Schloß Schönbrunn wird berichtet: Um die 8. Abendstunde fuhr Erzherzog Salva tor aus dem Schlosse und man glaubte, daß das Befinden des Kaisers zum mindesten gleich geblieben sei. Die Lichter wurden nach und nach ausgelöscht. Im Schloßhos wurde es still. Kuz nach 9 Uhr sah man, wie die Balkon türen geöffnet wurden. Die Lichter in den Appartements des Kaisers flammten auf. Die große Galerie wurde be leuchte'. Jetzt war der Eintritt des traurigen Ereignisse» klar. Man sah durch die Galerie Gestalten in die Zimmer des Kaisers gehen. Vor dem Schlosse wurde sofort rtne Doppelwache aufgezogen, und sämtliche Schloßlore geöffnet. In rascher Folge fuhren Hofautos, die Automobile der Minister und Hofbeamten vor. Der Kriegsminister Kro- batin und der Minister des Aeußeren Baron Burian waren um 3/410 Uhr eingelrossen. Auch waren Erzherzog Salvador mit Familie und g-ldmarschall Erzherzog Friedlich anwesend. Gegen '/2l2 Uhr nachts lag das Schloß ruhig da. Nur der Dopp Iposten vor dem Schloß mahnte, daß Oesterreichs Herrscher heimgegangen. Englands italienisches Fan tpfand? Wie das „Berner Tageblatt" von besonderer Seite er- fährt, ist in Italien allgemein da» Gerücht verbreitet, die Insel Sizilien sei England verpfändet worben Die Sache geht soweit, daß man in Oberttalien die Sizilianer neuer dings mit „Jnglrsi" (Engländer) bezeichnet. Selbst ernst hafte Leute, die mitten im politischen Leben stehen, lehnen den Glauben an diese Gerüchte keine-w-gs ab. Aus dem Großen Hauptquartier. Berlin (Amtlich) Im Sommegebret nichts von Be deutung Bet Orsooa Fortschritte. Nordöstlich Monastir scheiterten Enlenleangrisse an deutsch bulgarischer Front. Die Entscheidung über den Botschaftswechsel in Wien. Frankfurt a M., 23. November. Wie die „Frankfurter Zeitung" au, Berlin erfährt, ist die Entscheidung über die Besetzung des Botschasterposlen» in Wien und über den neuen Unterstaatssek-eiär an Stelle des Herrn Zimmer mann erfolgt und dürste heute veröffentlicht werden. T» ist anzunehmen, daß Gras Botho v. Wedel Botschafter werden wird. Schiffsbrand. Rotterdam, 21. November. Der größte italienische Frachldampfer „Milazzo", der von Neuyork mit Munition und Kriegsmateriat für die italienische Regierung nach Genua unterwegs war, ist nach einer Neuyorker Blätter meldung in der Nähe der Azoren in Brand geraten.