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AN-r-HM' (Nachdruck verboten.) deutschen Barbaren niederring^n und dem armen ge knechteten Reichslande die Freiheit und französische Weltkultur wiedergeben sollten, hatten in sinnloser Wut alles zerschlagen und vernichtet. Kein Teller war heil, kein Topf mehr zu verwerten, selbst der Koch herd war vollkommen zertrümmert worden. Nur noch ein wenig Brot und ein paar zufällig an den Obstbäumen hängengebliebeae halbreife Aepfel und Birnen konnten zu einem bescheidenen Mahle zusammengebracht werden! — So kam der Abend. — Keine Nachricht! — Die Nacht!? — Auch sie ging ohne weitere Belästigungen für das arme, doch wieder verängstigte, einsame, schütz» und hilflose Mädchen dahin — Immer dreister und frecher gebärdeten sich die Rothosen und jene, die nun wieder Oberwasser hatten, ihre französische Gesinnung öffentlich zeigen durften und dies mit breiter Wichtigkeit taten — die Französ- linge! Kl'sisur Kleumer und feine Freunde regierten; sie setzten französische Gerichte ein und verwalteten die französischen Schulen. Die Soldaten fingen allmählich an, sich als Herren zu fühlen, und drangsalierten in feiger Weise die deutsche Bevölkerung. Trotzdem lag es noch immer wie ein stummes, dumpfes Erwarten über der Stadt und dem südlichsten Teil des Elsaß! — Man wurde seines Be sitzes nicht so recht froh, denn dräuend zog es sich da im Osten wieder zusammen, standen die Deutschen im Hintergründe! Nun, man benutzte eben die Stunde des Sieges und genoß ihn aus bis zur Neige. Ob da nun die Menschlichkeit mit Füßen getreten wurde, was kam's denn darauf an! Man traf ja nur die Barbaren, und die hatten es hundert-- — nein tausend fach verdient! Hatten sie nicht die armen Elsässer und Lothringer mißhandelt, indem sie sie einfach „auf Befehl" zu Deutschen, zu Barbaren, machten? Hatten sie nicht diesen armen Menschen ihr Vaterland, Frankreich, das große, herrliche Frankreich, ge nommen? O, und da wagten es diese Lumpen von Barbaren, nun ja, es waren eben Bar baren, laut zu zetern, daß man die deutschen Beamten, deren man hatte noch eben habhast werden können, als Geiseln mit in die Gefangenschaft schleppte? Das sah diesen halbwilden Germanen wieder einmal so recht ähnlich! Als Geiseln? Ja natürlich! Aber wofür sollten diese armen Geiseln denn bürgen? — Darauf wußte niemand eine Antwort zu geben! s 8» Z3 (xnd wo ist mein Bräutigam, der Ober jäger Günzel?" „Wenn sie ihn nicht ebenfalls als Gefangenen mitgeschleppt haben, liegt er noch drin." „O, mein Herr, ich muß ihn sehen, muß ihn sprechen! Lassen Sie mich zu ihm", bat Lotte flehend den französischen Leutnant. „Nein, Mademoiselle, das ist nicht erlaubt. Mit den Gefangenen darf niemand verkehren." „Wie, sind diese armen Schwerverwundeten auch Gefangene?" fragte sie, und ein wildes Entsetzen malte sich in ihren schönen blauen Augen. „Ja", antwortete er kurz und zuckte die Achseln. Er hatte ja kein Interesse niehr, sich hier aufzuhalten, für ihn war es ja nun viel wichtiger, die Kleine da nach Hause zu bekommen und — für sich zu gewinnen! Sie sank wild aufschluchzend auf die Steinfliesen der Treppe nieder und war nicht zu bewegen, den Heimweg anzutreteu. Erst die Versprechungen des Offiziers, sich nach dem Verbleib und erwaigen Zustande der beiden Männer umzutun, vermochte sie zu be stimmen, mitzukommen. „Es geht dies nur durch die Kommandantur, und ich sende meinen Burschen mit einer schriftlichen An frage, wie dies befohlen ist, dorthin", tröstete er sie, und als sie dann wieder im ihrem Hause angekommen waren, schrieb er die Anfrage. Jetzt erst sah Lotte die Zerstörungen in der Wohnung. Ihr Gesicht wurde kalt und starr beim Anblick solch hunnenmäßiger Arbeit. Ein grenzenloser Ekel ergriff sie, und ohne ein einziges Wort zu sagen, schritt sie hinauf in ihr Mädchenzimmer und sann und sann. Tränen wollten ihr aus den Augen nicht mehr; herausschießen, so tief getroffen fühlte sie sich. Nein, sie jammerte nicht mehr — sie haßte diese schmutzige, gemeine Bande. Diese Franzosenbcut mit „ihrer" — Kultur! Ah, pfui Teufel, solche Hunde! O wie hasse ich sie — wie hasse ich diese Scheusäler! Sie sank auf einen Stuhl am Fenster und starrte hinaus in das sonnendurchglühte Land. Wo waxen nur der Vater und ihr tapferer, armer Fritz? Wehe euch, wenn ihr sie mir angetastet habt! Ich räche sie! So und ähnliches dachte sie und zermarterte ihr armes Gehirn mit all den furchtbaren Fragen, die die Stunden des Harrens ihr eingaben. Noch immer kam keine Nachricht. Der Hunger stellte sich ein, doch man konnte nicht kochen, die, welche die Morgenrot! , Roman von Wilhelm v. Trotha. (L5. Fortsetzung.) Me gbeiMiinoe KSgliclie llnlepkalllings-Beilage E MMpik-Srflung (flmkblslt)