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Sie Abendstunde MW (Nachdruck verboten.) Wkbe (Inkrbgitungs-kellgge 2ur A)eisirpil2-Zeitung Amtsblatt) nser Fräulein bat mich herzlich gebeten. Sie für die Kriegstrauung zu gewinnen. ! Unser Fräulein spielte so wunderschön ! und sang so herzergreifend das Sehn-" ! suchtslied der Mignon, und da habe ich ein wenig zugehört. Es war ein wunder barer Genuß. Wir sprachen dann über j unsere Krieger draußen im Felde, und da kam die Rede auch auf die Kriegstrauung. Es stellte sich heraus, ! daß wir darüber die gleichen Anschauungen haben." j „Und da wollen Sie nun Fürsprecherin sein? Na, gut. Aktuell genug ist das Thema. Wir wollen aber j in den Garten gehen, es ist wundervoll draußen. Geben Sie mir meinen Umhang!" Draußen schritten sie unter alten rauschenden Bäumen, die noch von dem alten Berlin, wie es vor achtzig Jahren war, erzählen konnten. Ein hübsches Bild, die ältere stattliche Dame mit dem gütigen, vornehmen Gesicht und ihren leise rauschen- ! den weichen Seidengewändern, und die reizende junge Frau im dunklen Rock und der weißen Tändelschürze. In solchen Stunden schien der Altersunterschied geschwunden, da waren sie beide Frauen, die ihr Leid verbargen, Mütter, die um ihre Kinder sorgten. „Ich komme soeben von der Frau Baumeister," begann Frau von Lisolf, „sie geht auf ein paar Wochen zu ihrer Tochter nach München." „Frau Baumeister sprach davon zu mir. Die Frau Rechtsanwalt in München hat so unbeschreibliche Sehn sucht nach der Mutter. Das ist in ihrem Zustand ja auch begreiflich." „Gewiß! Jetzt hat die junge Frau sich noch eine Erkältung zugszogen und muß auf Anordnung des Doktors das Bett hüten. Frau Baumeister tritt ihre Reise also noch in dieser Nacht an und ist morgen ftÄH in München. Bei der Gelegenheit habe ich mit meiner Freundin gleich von Ihnen gesprochen. Ich glaubte in Ihrem Sinne zu handeln, Dora, da ich Ihnen die Wege dorthin zu ersparen suchte. Wir haben abge macht, daß Sie überhaupt nicht wieder zur Frau Bau meister gehen, sondern ganz in meinem Hauss bleiben. Ich kann Sie sehr gut brauchen. Das Monatsgeld, welches Ihnen meine Freundin gab, bekommen Sie von mir, dafür können Sie an jedem Nachmittag zwei Stunden Wäsche für uns nähen. Ich habe noch sehr viel feines Linnen in meinen Truhen und habe be merkt, daß Sie gut Wäsche nähen. Wenn ich eine Näherin ins Haus nehme, so kostet das auch Geld. Und die Sachen eilen ja nicht. Wenn Sie täglich zwei Stunden an der Maschine sitzen, wird nachgerade auch was fertig. Und brauche ich Sie gelegentlich zu an deren Besorgungen, so habe ich Sie gleich zur Hand. Nun, die Freude leuchtet Ihnen ja förmlich aus den Augen, ich habe mit meinen Maßnahmen also das Rechte getroffen?" Ja, Doras braune Augen glänzten. „Ich weiß nicht, wie ich Ihnen danken soll, gnädigste Frau. Mir fällt ein Stein vom Herzen. Zur Frau Baumeister bin ich immer nur mit Zittern und Zagen gegangen, denn das Mädchen drüben mag mich nicht leiden." „Ich weiß, sie hatte Ihnen stets was am Zeuge zu flicken, und sie ist sehr gut angeschrieben bei meiner Freundin, ist ja auch tüchtig und zuverlässig, aber sie hat eine böse Zunge. Damit könnte sie Ihnen viel leicht doch nachgerade schaden, und dahin soll es nicht kommen. Das Vorurteil ist wie eine heimtückische Krankheit, sie schleicht heran, ohne daß man sich ihrer zu erwehren vermag, sie erwürgt ihr Opser, wie es sich auch sträubt. Da mußte ein Riegel vorgeschoben wer den. Schwört meine Freundin auf ihr Mädel, gut, so schwöre ich auf Sie." „Gnädige Frau, nie, niemals kann ich Ihnen ge nug danken, und wenn ich hundert Jahre alt würde I Aber ich will mir noch mehr Mühe geben als hisher." „Das ist nicht nötig, Dora! Ich weiß Sie zu schätzen, und zum Glück ist unsere Köchin Ihnen ge wogen. Sie kommen gut mit allen hier aus. Es dürfte auch nicht anders sein, denn um mich muß Ruhe und Frieden sein. Heftige Auseinandersetzungen sind mir ein Greuel. Um nun aber auf unsere Sache zurückzukommen l Sie können in der kleinen Hinter- stube nähen, wo die Maschine steht und der Zuschneide tisch. Morgen nachmittag haben Sie frei. Da können Sie eine Bekannte besuchen oder Ihre Zeit nach Be lieben verbringen." ' Dora sann traurig vor sich hin. „Ich habe keinen, zu dem ich Lehen möchte. Was sollte ich wohl mit einem langen Nachmittag ohne Beschäftigung anfangenl Wenn Sie erlauben, gnädige Frau, bleibe ich zu Haus» und richte mir ein, was ich zu nähen habe."^ „Wie Sie denken! Es steht Ihnen ja auch frei, jederzeit um einen freien Tag zu bitten." „Ja, gnädige Frau, ich danke Ihnen." Eine Pause folgte. Jetzt konnte Dora sich erst ganz glücklich fühlen, glücklich, soweit es in Anbetracht ihres Kummers möglich war. In Frau von Lisolf hatte sie eine wahrhaft mütterliche Freundin gefunden. Eie war immer gleich freundlich und lieb und erleichterte Dora N W als MeWU Roman von 2- hil! ser. (33. Fortsetzung.)