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Zaimis' Nachfolger. Genf, 13. September. Eine Athener Depesche d« „Trmpe" bestätigt, bah König Konstantin die Demission Le« Kabinett» Zaimis angenommen hat. Der König be absichtigt, sich an die zwischen Gunari» und Venizelos stehenden Fortschrittler zu halten und den Deputierten von Tripolitza, Dimttrakopulos, mit der Neubildung de« Kabi nett« zu beauftragen, salls Zaimis leinen Entschlich auf recht «halte. Gleichzeitig veröffentlicht da» Pariser „Jour nal" sehr unklare Aeußerungen Dimitrakopulo»'. Danach halte dieser die Politik Venizelos' allein für richtig, mache aber Vorbehalte bezüglich der Intervention der griechischen Armee im gegenwärtigen Zeitpunkt. Eins von den sieben rumänischen Armeekorps verloren. Da» „Neue Wiener Journal" meldet au« Sofia: Das Organ des Krlegsminister, sagt in einer Besprechung über den Fall von Tutrakan: Bei Hinzuzählung der Toten und Verwundeten ist von den sieben rumänischen Armeekorps ungefähr ein ganzes verloren gegangen. Rücktritt Sarrails? Die „Frankfurter Zeitung" meldet aus Lugano: Ein römisches Telegramm der klerikalen „Italia" bemerkt zu . den ausländischen Meldungen über den bevorstehenden Rücktritt Sarrails, die Nachricht sei in Rom schon mehrere Tage bekannt gewesen und werde baldigst veröffentlicht werden. Alle englischen Häfen für die neutrale Schiffahrt gesperrt! Rotterdam, 13. September. Heute nacht wurde der Hafenmeister von Rottudgm verständigt, daß in der Nächt vom Montag auf Dienstag an alle englischen Häfen für die neutrale Schiffahrt geschlossen sind. Die britische Ge sandtschaft im Haag hat diese Nachricht bestätigt. Die Ur sache zu der Schließung ist nicht bekannt. Man glaubt, daß e» sich um eine vorübergehende Maßregel handelt, die aus Truppentranrporte oder Bewegungen der englischen Flotte zurückzusühren ist. Der Postdampser „Koningin Regentes" der Zeeland-Gesellschaft ist infolgedessen nicht nach England ausgrfahren. Norwegens Neutralitätserklärung. Berlin. Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" meldet: Der Königliche Norwegische Gesandte hat hier im Auf- trage seiner Regierung di« Neutralitätserklärung Norwegens erneut bestätigt. Militärische „Kontroll-Verhaftungen" in London. In London werden täglich Hunderte von Personen in den Straßen, Theatern und Gasthäusern festgehalten, um sich über ihr Militärvelhältnis auszuweisen. „Central News" kündigen für diese Woche noch umfangreichere Kontrolloerhaftung-n an, besonders aus den Rennen zu Neumarket. — Wo ist die vielgerühmte englische Freiheit geblieben? Churchill, der neue Prophet. Haag, 14. September. Winston Churchill hat beider Erösfnung eines Festes m Chelmsford, dessen Erträgnis russischen Verwundeten- und schottischen Gefangen-Fonds zu Gute kommen soll, eine Rede gehalten, die die „Mor- ning Post" in Angst und Schrecken setzt. Churchill hat nämlich prophezeit, Deutschland werde Schlag auf Schlag vernichtet, bis es ganz am Boden liegt und nach dem Siege der Alliierten werde eine geradezu glänzende Zeit für England anbrechen. Die „Morning Post" bemerkt hierzu, jedesmal, wenn sie von einer Rede Churchills höre, werde bei ihr da» Gefühl heroorgerufen, dreimal unter den Tisch zu klopfen, denn alle seine Prophezeiungen seien auf das Gegenteil hinausgelaufen. Ein französischer Riesendampser. Bern, I I. September. In St Nazaire rst das größte in Frankreich bisher gebaute Paketboot „Paris" vom Stapel gelaufen. Die „Paris", die zwischen Le Havre und Neuyork verkehren soll, hat eine Wasserverdrängung von 37 000 Tonnrn und fast 3000 Passagiere. Spaniens Neutralität. Haag, 13. September. Reuter meldet in englischen Blättern, daß der frühere Ministerpräsident in Spanien Maura in einer Rede über die internationale Lage, wie Zur MUO-kmttel«W desjenigen Herren, welcher am Mittwoch den 13. d. M. vormittags mildem l/211.Uhr-Zuge in llippolekisuusliks ankam und von da nach der Stadt ging, werden nähere Angaben erbeten. D.ejenigen Personen, welchen betreffenden Herrn namhaft machen oder nachweisen können, wo dieser geschäftlich zu tun hatte, wollen ihre Adresse in der Geschäftstelle dieser Blattes nieder legen. Belohnung wird zugesichert. Betreffender Herr ist mittelstarke, große Person, trug weichen Filzhut, Hellen modernen Anzug und Hellen, kurzen Sportüberzieher, Schirm und schwarze Reiseaktentasche. bereit« kurz gemeldet, die Notwendigkeit d« spanischen Neutralität betont habe. Jeder, der versuche, die Neu tralität zu verletzen, werde bestraft werden. Nach dem Kriege werde Spanien, seinen eigenen Interessen folgend, sich für eine der kriegführenden Gruppen entscheiden. Historisch und geographisch gehöre Spanien zu den Welt mächten; aber England und Frankreich hätten Jahrhunderte hindurch Spanien ihren Interessen geopfert. Wenn beide Länder ihre Politik nicht ändern, werde Spanien sich nach anderen umsehen, die seine Wohlfahrt schützen. Die rumänischen Frauenmörder. Wien, 14. September. Die „Neue Freie Presse" meldet au» Sofia: Die von den Rumänen in der Dobrudscha be gangenen Massenmorde an bulgarichrn Frauen und Kindern haben hier einen furchtbaren Eindruck gemacht Die Presse fordert eremplarische Bestrafung der Mörder Die Regierung beabsichtigt, die hiesigen Gesandten der neutralen Staaten einzuladen, sich persönlich von den Grau samkeiten, die die Rumänen in der Dobrudscha begangen haben, zu überzeugen. Die Regierung wird ferner bei den neutralen Staaten gegen die begangenen Schandtaten Protest einlegcn. Die Eroberung der Dobrudscha. Wien, 13. September. Die „Neue Freie Presse" erfährt aus Sofia: Die Ergebnisse der letzten 10 Kampf tage in der Dobrudscha sind ungefähr folgende: Die Kämpfe begannen auf einer Linie von 180 Kilometer, die sich auf 100 Kilometer verkürzt hat, nachdem die Ru mänen auf Dobric zurückgeworsen wurden. Bulgarien besitzt jetzt mehr als 10 000 Quadratkilometer rumänischen Boden, also mehr als es seinerzeit an Rumänien ver loren hat. Auf dem Monte Mario tieß ein italienischer Luftballon gegen eine elektrische Stark stromleitung. 2 Mann wurden gelötet. Der holländische Poftdirektor teilt mit, daß die Postverbindung nach und über England bi» aus weiteres eingestellt ist. Die Nachricht von der Sperre der englischen Häfen wird amtlich bestätigt. Das Amsterdamer Reuter-Trlrgraphen-Bureau macht bekannt, daß es seit 1/21 Uhr kein Telegramm aus Eng land erhielt und daß auch die amerikanischen Kursberichte ausblieben. Aus dem bulgarischen Generalstabsberichte. Sofia, 13. September. Unsere Offiziere, die gestern aus Sillstria, Tutrakan und der Umgebung zurückkehrten, berichten, daß die rumänischen Truppen während ihres schnellen Rückzuges Scheußlichkeiten an der friedfertigen, wehrlosen bul garischen Bevölkerung verübt haben. Ls wurde die Leiche eines minderjährigen Mädchens gefunden, in zwei Teile zerrissen, wahrscheinlich, nachdem das Kind vergewaltigt worden war. An diesen Scheußlichkeiten der geschlagenen rumänischen Truppen haben auch einzelne russische Ab teilungen teilgenommen, die sich in Silistria befanden. — An der makedonischen Front gestern starkes beider seitiges Artillerie- und Jnfanteriefeuer und Minentätigkeit. An einzelnen Stellen versuchte der Feind, vorzugehen, wurde jedoch durch Feuer zurückgewlesen. Im Vardar tale und am Doiran-See lebhafte Artillerieseuer. Zwei italienische Bataillone, eine Eskadron und eine Batterie rückten gegen Budkowo—Dsimaja vor. Unsre Truppen griffen sie an und schlugen sie in die Flucht. 1 Offizier, I Offizier-Aspirant und 87 Mann wurden gefangen, bis her 2 Offiziere und mehr als 70 Mann begraben. Das war das zweite Zusammentreffen mit Italienern. Am Struma spärliches Artilleriefeuer. An der ägäischen Küste reuzt wie gewöhnlich die feindliche Flotte. Wettervorhersage. Meist trüb, kühl, zeitweise Niederschläge. -f- ver «ampf gegen vi« englischen Drückeberger. Die Rekrutierung in England scheint immer noch nicht recht zu klappen. Man vermutet zahlreiche Drückeberger. Gegen sie veranstaltet man jetzt regelrechte Streifzüge, bei denen man einfach militärpflichtig erscheinende Bürger festnimmt, um ihr Milttärverhältnis feststellen zu laßen. Natürlich ist man im gelobten Lande der persönlichen „Freiheit" über diese neue Art der Belästigung äußerst erbittert, besonders deshalb, weil auch durch dies System nur verschwindende Resultate erzielt^ würden. So sagt z. B. die „Times", daß diese Strelfzüge überal ein lächerlich geringes Resultat ergeben hätten, und daß viele Unschuldige darunter leiden müßten. Wenn man zu einer allgemeinen Registrierung überginge, würden derartige rohe Methoden überflüssig sein. Geschichtskalender. Freitag, 15. September. 1760. Tauentzlen v. Witten berg, preuh. General, * Potsdam. — l8I2. Brdnd von Moskau <bis 21. Sept.). — 1830. Porfirio Diaz, Präsident der Republik Mexiko, * vaxaka. — 1834. R. E Koch, Präsident der deutschen Reichsbank, * Kottbus. — 1870. Kolmar von den Deutschen be setzt. — 1884. Drel-Kaiser-Zusammenkunst in Skiernewic. — 1894. Sieg der Japaner über die Chinesen bei Pjöngjang. — IV14. Kampf aus der ganzen Linie Paris—Berdun. — ISIS. Zwischen Ianowo und Pinsk wurden die russischen Stellungen durchbrochen. Dao Gelände zwischen Pripjet und Jajiolda gelangte tn deutschen Besitz. Schweinehaltung und Haus schlachtungen. Das Hausschlachtungsverbot, das seinerzeit aus tech nischen Gründen erlassen wurde, hat vielfach zu Beun ruhigungen unter den Tierhaltern geführt, die noch immer nicht ganz verschwunden sind. Im vollen Umfang war lenes Verbot nur aan» kurze Aeit in Kraft. Es kann auk vas Bestimmteste versichert werben, daß ein Hausschlach- tungsverbot nicht wied« erlassen wird. Andererseits ist es selbstverständlich, daß ein bestimmter Teil des bei der Hausschlachtung sich ergebenden Fleischertrags dem betrefsendenTierbesitzer auf die ihm durch die Reichs»^ fleischkarte zustehende Fleischbezugmenge angerechnet wer den muß. Ein anderes Verfahren würde zu ungemein großen und sehr ungerechten Verteilungsunterschieven in der Bevölkerung sühren. Jedoch ist die anzurechnende Menge so gewählt, daß der Tierhalter noch immer aus der Aufzucht und Fütterung einen bedeutsamen Vorteil gegen über denjenigen hat, die sich ein Schlachttier nicht halten können oder wollen. Dieser Vorzug ist auch notwendig, weil jede Tierhaltung nicht nur mit Arbeit, sondern auch ' mit einem zum Teil nicht geringen Risiko verbunden ist.; Andererseits aber muß sich jeder, der in der Lage ist,' ein oder mehrere Schweine halten und füttern zu können, sagen, daß er sich selber schwer schädigt, wenn er die Tierhaltung aufglbt. Dann hat er nicht nur nicht das Fleisch, das er bisher selbst gezogen hat, sondern muß sich's beim Metzger kaufen. Mit jedem Esser mehr aber müssen ganz naturgemäß die dem Einzelnen zuteilbaren Anteile immer geringer werden. Auch in den Städten ist es erwünscht, die Schweinehaltung zu fördern. Wer einen Hof, ein Stück Land hat, auf dem ein Stall steht oder errichtet werden kann, sollte diese Gelegenheit be nutzen. Nach § 9 der Verordnung über die Regelung der Fleischversorgung vom 21. August 1916 ist es zulässig, auch mehrere Personen, die gemeinsam ein Schwein halten und mästen, als Selbstversorger anzusehen und die ihnen dadurch zukommende Bevorzugung zu gewähren. Dabei ist an Fälle gedacht worden, in denen mehrere Fa milien auf denselben oder benachbarten Grundstücken; wohnen und in einem gemeinsamen Stall ein Schwein halten. Immer ist hierbei eine persönliche Betä tigung des oder der Eigentümer des Schweins bzw. ihrer Angehörigen an dem Schlachttier vorausgesetzt. Eine finanzielle Betätigung an der Mästung genügt nicht. Wer also sein Schwein in eine soge nannte „V i e h p e n si 0 n" gibt und dort mästen läßt, gilt nicht als Selbstversorger, selbst wenn er vielleicht dle Abfälle des Haushalts dorthin abliefert. Er muß eben das Tier in unmittelbarem Gewahr sam haben, sonst hält er es> n 1 cht selbst. Diese Bestimmung entspricht durchaus den schon jetzt geltenden Vorschriften. Zu betonen ist aber, daß nicht nur der In haber eines landwirtschaftlichen Betriebes als Selbst versorger in Betracht kommt, sondern der Haushalt, der die eigene Haltung und Mästung eine Schweines gestattet, dazu berechtigt, an der Bevorzugung des Selbst versorgers Anteil zu haben. N. E. v Pflanzer-Valkln. Wegen seiner angegriffenen Gesundheit sah sich der österreichisch-ungarische Generaloberst Freiherr v. Pflanzer- Baltin gezwungen, sein Abschiedsgesuch einzureichen.' Kaiser Franz Joseph hat es durch das nachstehende Hand schreiben genehmigt: „Lieber Generaloberst Freiherr von Pflanzer Baltini ; Mit aufrichtigem Bedauern habe ich vernommen, daß Sie, von Ihrer erschütterten Gesundheit gezwungen, um Enthebung vom Armeekommando bitten. Dieses nach hingebungsvoller, ausreibender Wirksamkeit wäh rend zweier schwerer Kriegsjahre gefaßten Entschluß voll würdigend, fühle ich mich veranlaßt, Ihre Bitte zu genehmigen. Dankoollst gedenke ich Ihrer hervor ragenden, durch die in schwierigen Lagen entwickelte Tätig keit und die weitere Führung der Ihnen unterstellt gewesenen Streitkräfte erworbenen Verdienste. Ich spreche Ihnen Meine besondere belobende Anerken nung aus. Franz Joseph m. p." Karl Freiherr von Pflanzer-Baltin stand seit dem Ausbruchx des Krieges auf einem schweren, verantwor tungsvollen Posten. Am 1. Oktober 1914 übernahm er das Kommando der Streitkräfte in Siebenbürgen. Die erste Befreiung von Czernowitz im Februar 1915 war sein Werk. Vor Beginn der großen Maiofsensive der Ver bündeten stand Pflanzer-Baltin am Pruth und hielt dem furchtbaren Druck der Russen stand, die von dorther den ersten Stoß erwarteten. Ende August 1915 schloß sich der linke Flügel der Armee Pflanzer der allgemeinen Offensive bis an den Sereth an und brachte später die russische Gegen», offensive endgültig zum Stehen. Zwischen dem 23. Dezember und dem 19. Januar spielten sich an der Front der Armee Pflanzer die furchtbaren Kämpfe ab, in denen die Russen mit ungeheurem Aufwand von Menschen und Munition immer wieder vergeblich versuchten, am Pruth und an der Strypa durchzustoßen. Leider war aber im letzten, Frühjahr und Sommer v. Pflanzer-Baltin gezwungen, seine tapferen Truppen nach zäher Verteidigung aus der Bukowina zurückzuziehen, weil sie der vielfachen russischen Uebermacht gegenüber, die zudem ohne Schonung von Menschen und Material eingesetzt wurden, zu schwach waren. Ohne Zweifel haben die fast übermenschlichen Anstrengungen, welche die Kämpfe dem Oberkomman dierenden brachten, seine Gefuudheit so geschädigt, daß er schweren Herzens um Enthebung von seinem Posten bitten mußte. ,