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Sie Abendstunde W is^ (Nachdruck verboten.) studium zu 3. m er td amit war Bernhards Verderben besiegelt, was uns allerdings erst etliche Jahre später offenbar werden sollte. Um von mir selber zu sprechen, will ich kurz erzählen, daß meine bescheidene Wohlhabenheit mich der Notwendigkeit überhob, mich einem eigentlichen Brot- rs -n es ks n- m in n- in >cr iS- >i- re Roman von L. Lvaldoröl. (43. Fortsetzung.) Es war rührend zu sehen, wie sich bei diesen Wor ten sein sanftes, gutes Gesicht verklärte, und wie ein anmutiges Erröten in den Wangen seiner neben ihm sitzenden, betagten Lebensgefährtin aufstieg. Schon am Beginn seiner Erzählung hatte ihre Hand sich in die seinige geschoben, und nun lehnte sie für einen Augen blick ihr ebenfalls schon ergrauendes Haupt zärtlich an seine Schulter. Margarete konnte sich bei diesem An blick nicht enthalten, aufzuspringen und ihre Arme um den Hals des Vaters zu schlingen. Die kleine Familien gruppe war das reizendste Bild, das man sich denken konnte. Und wenn es in Wahrheit nicht bloße Zu hörer, sondern berufene Richter gewesen wären, die hier der Geschichte Stephan Holdereggers lauschten, so würde die stumme, gewiß nicht auf eine theatralische Wirkung berechnete Szene sicherlich sehr schwer zu seinen Gunsten in die Wagschals gefallen sein. Niemand sprach ein Wort, bis der alte Herr selbst den Faden seiner Erzählung wieder aufnahm. „Ich verheiratete mich also und hielt mich ein paar Jahre lang für den glücklichsten Menschen unter der Sonne. Unser Töchterchen war noch nicht geboren, als jedoch plötzlich das Verhängnis in seiner schrecklichsten Gestalt über uns hereinbrach. Ich erhielt die Nachricht, daß mein Bruder Bernhard verschwunden sei, und daß sich nach seiner heimlichen Abreise die schlimmsten Dinge herausgestellt hätten. Sein Teilhaber hatte ihm im Vertrauen auf seine Ehrenhaftigkeit und seine Tüchtig keit die Leitung des Geschäftes fast ausschließlich über lassen, und mein Bruder hatte dieses Vertrauen aus das schändlichste mißbraucht. Man erfuhr erst jetzt, ?" le n, Wicke Onterkaüungs-kellage M weiKerilL-Seiliing (Nmkblgtt) ein wie lasterhaftes, ausschweifendes Leben er ge führt und wie unsinnig er die gewaltigsten Summen verschwendet hatte. Er hatte ungezählte Tausende am Spieltisch geopfert, und von seinen wüsten Champognergelagen erzählte man sich die ab scheulichsten Dinge. Die Erträgnisse des Geschäfts aber hatten bei weitem nicht ausgereicht, die enormen Kosten einer solchen Lebenshaltung zu bestreiten. Und seit Jahren schon hatte der Unselige sich deshalb an fremdem Gute vergriffen. Die Depots der Kunden waren fast bis auf den letzten Pfennig veruntreut. Als er gesehen hatte, daß die Entdeckung nicht länger hinauszuschieben war, hatte er noch schnell den letzten Rest dieser Einlagen zu barem Gelds gemacht und war damit ins Ausland geflohen. Zahlreiche Existenzen waren durch seine gewissenlose Handlungsweise zu grunde gerichtet, und sogar eine Blutschuld lastete auf seinem Gewissen; denn sein Teilhaber, ein durchaus ehrenhafter, streng rechtlicher Mann, fand aus der fürchterlichen Lage, in die er durch seinen Sozius ge bracht worden war, keinen andern Ausweg, als den eines freiwilligen Todes. Es half sehr wenig, daß meine Mutter einen erheblichen Teil ihres kleinen Ver mögens opferte. Denn bei der ungeheuren Schulden last bedeutete das kaum mehr als einen Tropfen auf einen heißen Stein. Es war einer der schlimmsten Bankerotte, den man seit langem in der Stadt er lebt hatte, und ungezählte Flüche folgten meinem steck brieflich verfolgten Bruder. Nicht lange freilich sollte er sich der gestohlenen Freiheit erfreuen. Einer von denen, die er schwer ge schädigt hatte, begegnete ihm eines Tages in einem übelberufenen Pariser Vergnügungslokal und veran laßte seine Verhaftung. Er wurde nach Deutschland ausgeliefert und wegen Unterschlagung, Betruges und vielfacher Wechselsälschungen zu einer langjährigen Freiheitsstrafe verurteilt. Es war gewissermaßen ein Glück, daß meiner armen Mutter wenigstens diese ent setzliche Schmach erspart geblieben war. Körperlich und seelisch gebrochen, hatte sie schon kurze Zett vor Bern hards Festnahme die Augen zum ewigen Schlummer geschlossen. Ein Testament hatte sie nicht hinterlassen, und ihr kleines Erbteil, das außer dem geringfügigen Rest ibres Vermögens hauptsächlich aus dem Heide hause bei Langenhagen bestand, war mit Rücksicht aus das Verschwinden meines Bruders mir überantwortet worden. Hatte sie doch mehr als den zehnfachen Wert bereits für ihn geopfert. Da die Schande meines Namens zu schwer auf „ l widmen, und daß ich nach Beendigung meiner Unioersitätszeit ganz meinen besonderen Lieb habereien leben konnte. Bis zu meinem dreißigsten Jahrs suchte ich meinen Gesichtskreis durch vielfache Reisen zu erweitern. Und nach meiner Rückkehr in die Heimat hatte ich das große, niemals hoch genug zu schätzende Glück, meine jetzige Gattin kennen zu lernen, die mir nach einem ziemlich langen Brautstand angtztraut wurde, und deren Liebe mir bis zu dieser Stunde eine unversiegliche Quelle der höchsten und reinsten Freuden gewesen ist."