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k ein 7 7V 'S k° Schornstein. Von fern hörte er eine Kirchenuhr drei schlagen. Und mit dem Schlage klopfte es leise. „Herr Baumgart lassen bitten." lieber Freund l" Baumgart nickte ihn bis zur Treppe. Anweisung, mit Ihnen in die Stadt zu fahren, um Ihnen die Geschäfte zu zeigen. Auf Wiedersehen, ihm freundlich zu und geleitete „Wo denn?" „Draußen in der Fabrik. Herr Baumgart wird Sie Ihnen heute schon zeigen. Es kommen nur noch einige neue Möbel hinein." „Hm, so. Ist die Fabrik weit von der Stadt ent fernt ?" „Gleich hinter den Forts, vielleicht eine halbe Stunde zu Wagen." „Sie sind Oesterreicher?" „Nein, Herr Oberleutnant, ich bin Oberschlesier, wie mein Herr." „Ach? Herr Baumgart ist Preuße?" „Jawohl." „Sagen Sie mal, kennen Sie die anderen Herren alle, die hier angestellt sind?" „Alle, Herr Oberleutnant. Die Herren waren früher ebenfalls Offiziere." „Oesterreicher?" „Nicht alle. Zwei sind Preußen, zwei Serben und einer ist Russe." „Ach? Auch ein Russe? Wie heißt er denn?" „Danilowicz." „Das ist ja sehr interessant. Ich danke Ihnen." Also ein Russe war auch da. Ob der auch Beziehungen zu dem Eoidenzbureau des Herrn Baumgart hatte? Sicher doch! Aber schändlich war es doch, wenn ein Mann, namentlich noch ein Offizier, sein Vaterland verkaufte! Na, ihm konnte es ja gleich sein. Jedenfalls mußte er sich mit allen gut stellen, auch mit dem Russen, einmal schon wegen des Unterrichtes in dieser Sprache, und vielleicht konnte er von diesem Manne einige wichtige Fingerzeige bekommen. Er blätterte in den Zeitschriften und rauchte wie Ein paar Minuten später saß Franz Binder in seinem Zimmer und überdachte seine völlig veränderte Lage. Vom Offizier zum Spion! Gewiß, er war Spion geworden, aber im Interesse des Vaterlandes, und darum auch fiel es ihm nicht belastend auf die Seele, im Gegenteil, es schmeichelte ihm sehr, daß er als intelligent genug geachtet wurde, dem Vaterlande diese Dienste zu leisten. Aber, die Verantwortung trug er allein, und wenn er Pech hatte, oder sich gar ungeschickt dazu stellte, dann konnte es ihm ja auch den Kragen kosten. Und doch, so ganz traute er der Sache immer noch nicyl und beschloß, recht vorsichtig und genau aufzu- passen. Wieder riß ihn der Diener aus seinem Nachdenken und meldete den Schlitten. Binder zog den dünnen Mantel an und ging hin unter. Während der Fahrt überlegte er, was er alles zu kaufen hatte. Nichts hatte er mehr, als das, was er am Leibe trug. Seine Monturen hatte er versetzt, arm seine Miete bezahlen zu können. Nun hatte er auf einmal raufend Kronen bei sich. „Gott sei Dank!" Lachte er. „Endlich wieder ein mal Geld." Der Diener hatte wirklich genaue Instruktionen und ließ den Wagen überall da halten, avo Binder etwas einzukaufen hatte. Und es dauerte doch beinahe zwei Stunden, ehe der Oberleutnant, den ganzen Schlitten voll Pakete, nach Hause kam. Mit kräftigem Ruck schleuderte er seine alten, ab getragenen Sachen in die Ecke und stand dann in den eleganten Kleidern, die er sich, gekauft hatte, vor dem Spiegel. Schmunzelnd betrachtete er sein Bild. „Machen Sie damit, was Sie wollen," sagte er dem Diener, der die Schachteln und Papiere heraus holte, und gab ihm die alten Kleider. Er hatte kaum fünfhundert Kronen ausgegeben und sich dabei noch alles gerade nicht Notwendige gekauft, aber sein Herzens wunsch hing nun einmal am Luxus. Und er hatte ja Geld genug noch. Nach einer Weile kam der Diener zuEck und brachte ihm Kaffee. - „Herr Oberleutnant beziehen Montag die neue Wohnung." „Kommen Sie, Binder, wir fahren in die Fabrik!" Bianka stand in der Diele, in einen leichten Pelz gehüllt, die Mütze kokett auf dem vollen, schwarzen Haar. „Ich begleite Sie. Sie haben doch nichts dagegen, Herr Oberleutnant?" „Aber, meine Gnädigste, wer sieht die Sonne nicht gern?" „O, Sie Schmeichler." Wieder ging's durch die breiten Straßen der gali zischen Festung. Baumgart erklärte dem Fremden die wichtigsten Sachen und Gebäude, an denen sie vorüber fuhren. „Das werden Sie ja alles noch besser kennen ler nen, wenn Sie erst ein paar Jahre hier sein werden. Da ist die Fabrik." Der Schlitten bog einen Feldweg ein. - Ganz hinten sah man die großen, langen Gebäude der Anlage, hohe Schornsteine, und ein Stöhnen und Hämmern klang dumpf herüber. Am Eingang wartete ein Herr. Prüfend musterte er durch seine scharfen Brillen gläser den Fremden. „Oberleutnant Binder, Herr Direktor Hubermann," stellte Baumgart vor. . „Herr Binder tritt mit dem heutigen Tage in unsere Werke ein, lieber Hubermann. Ich wünsche, daß er möglichst schnell mit dem gesamten Betriebe bekannt wird. Der Herr übernimmt die russische Ab teilung." „Jawohl, Herr Baumgart." Der Direktor verneigte sich leicht. (Fortsetzung folgt.) sind Nebenabreden," erklärte Baumgart ruhig, als Linder hastig die einzelnen Paragraphen durchflog. Er nickte und nahm den Halter, den Baumgart ihm reichte. „Ich nehme an, Herr Baumgart. Doch... ich wM offen sein . . . „Ich verstehe, Herr Binder, Sie wollen sich equi- pieren und haben kein Geld. Hier," er zog seine Lrieftasche und entnahm ein Päckchen Banknoten. „Es sind tausend Kronen, die ich Ihnen vorstrecke. Und morgen werden Sie mir ein genaues Verzeichnis Ihrer Schulden geben, damit wir Ihre Finanzen re geln können." Baumgart nahm den Vertrag an sich und reichte ihm die Hand. „Ich danke Ihnen und hoffe, daß Sie mir von großem Wert bleiben werden, und wünsche Ihnen besten Erfolg. Um drei Uhr werde ich mit Ihnen nach den Fabriken fahren. Inzwischen besorgen Sie sich wohl die notwendigsten Sachen. Mein Diener hat