Volltext Seite (XML)
- LSN 2 L L 2 Die wachsende Pelznot. Das ungeheure Anwachsen der noch einmal. Nun ganz sich erschrocken um. Sie eigentümlich vor. Sollte Preise für wertvolle Pelze legt den Gedanken immer näher, die Züchtung .von Pelztieren im großen zu betreiben. In Prince Edward Island ist der Versuch, kanadische Marder in der Gefangenschaft zu züchten und dadurch diese immer seltener werdenden Tiere vor dem Untergang zu retten, ge lungen, und mmr geht damit um, andere kostbare Pelztiere, wie das Hermelin, Vielfraß, Nerz und andere, ebenfalls in Farmen zu züchten. Die Untersuchungen, die einer der Sach verständigen der kanadischen Tierschutz-Kommission, Walter Jones, soeben veröffentlicht, lassen keinen Zweifel darüber, daß die Zahl der Pelztiere in Kanada sich außerordentlich vermindert hat. Nach der Ansicht von Iones werden in etwa 20 Jahren nur noch die reichsten Leute in der Lage sein, Pelze zu kaufen. Unverarbeitete Fells von kanadischen Mardern sind mit nicht weniger als 12 000 das Stück bezahlt worden. Ja, man kauft sogar die noch nicht ge borenen Tiere Ms den Marderfarmen mit 4000 das Stück. leuchteten. Eine weiche Regung quoll in ihm auf . . . Sekundenlang zauderte er . . . war er nicht ein Schuft, ein Lümp, ein ganz erbärmlicher Lump? ... Und wenn er alles gewesen wäre! Die Leiden- Er blieb stehen und sah kam ihm in ihrem Wesen so sie wissen, wohin er Ling? „Klaus!" sagte sie da leise und bittend. Der Ton ,L^as soll's?" fragte er barsch. Da stand sie schon neben ihm. „Ich muß hip etwas sagen, Klaus." Und nun schwieg sie wieder. Aber eine glühende Röte schoß in ihr Gesicht, ihre Finger zupften verlegen am Schürzenbande. „So saa's doch!" forderte er ungeduldig, die Hand schon auf die Türklinke gelegt, „So fag'S dochl" Zur rechten Stunde. Novellette von Fritz Gantzer^' (Schluß.) (Nachdr. verboten.) Acht Tage war Lore Jensen nun schon wieder im Dorf. Klaus Johannsen war ihr überall scheu aus dem Wege gegangen. „Sie nur nicht sehen!" sagte er sich wahrend eines Tages viele Male. „Und nicht an sie denken!" Und doch war sein ganzes Sinnen bei ihr. Er sah ihre Augen und ihre Lippen überall. Und Bav- bara hatte er seit jenem Tage des Begegnens mit Lore Jensen nicht mehr geküßt. Er war unwirsch und wort karg geworden, tat seine Arbeit voller Unlust und saß an den Abenden, dumpf vor sich hinbrütend, in einer stillen Ecke. Barbara fiel sein verändertes Wesen auf. Ob er krank sei, fragte sie ihn. „Nein!" Ob er vielleicht Sorgen habe? „Nein, nein! Nichts!" Aber er wäre doch so anders. „Nein. So wie immer." Sie solle ihn nicht quälen. Ta ging sie zu ihm und sah ihm traurig in die Augen. Und als sie ihren Arm um seinen Nacken schlingen wollte, wehrte er unfreundlich ab und erhob sich. „Ich gehe noch jn den ,Krug', da wird man endlich vor dir seine Ruhe haben." Als er das Haus verließ, zog er die Tür hart ins Schloß. Draußen schnob der Frühlingssturm. Wie wohl es tat, sich von seinem kühlen Odem die heiße Stirn kühlen zu lassen! Klaus lief ziellos in den Abend hinein. An Lorenzens .Krug' dachte er überhaupt nicht mehr. Aber plötzlich wußte er, was er wollte: Er mußte zur Lore. Das Haus ihrer Eltern lag schon im Dunkel, und auch in Lorens Schlafkammer war das Licht schon gelöscht . . . Sie . . . schlief wohl bereits . . . Stun denlang umschlich er die ein Stück vom Dorfe entfernte Kate der Jensens wie ein Verbrecher. Dann raste sein Blut schneller durch die Adern, daß es ihn durchquoll wie ein Feuerstrom. Und sein Finger wollte sich zum Pochen krümmen. Erst kurz vor Mitternacht ging er mit wankenden Knien wie ein Trunkener heim. Barbara lag wartend wach. Sie hörte, wie er auf den Zehen durch das Zimmer schlich, und lauschte darauf, daß sie ferne ruhigen Atemzüge vernehmen möchte, als er sich entkleidet harte und zu Bett ge gangen war. Aber er warf sich stöhnend und seufzend bis züm lichten Morgen umher. La packte sie eine wild« Angst. —- Von diesem Abend an ging Klaus Johannsen Lore Jensen nicht mehr aus dem Wege. Er suchte sie. Tie Leidenschaft war wie eine riesige Meereswoge über ihm zusammengeschlagen und hatte den letzten Rest klaren Besinnens hinweggespült^ Schon am Nachmittag des übernächsten Tages be gegneten sie sich. Er kam vom Acker, wo er die Saat in die Furchen gestreut hatte, und sie hockte am Graben rand« und sammelte die runden Blätter des Huflattichs. Mit brennenden, heißen Augen umfaßte er ihre ganze Gestalt und blieb stehen „'n Tag, Lore!" „'n Tag, Klaus!" Und nach längerem Schweigen rang es sich in heiserem Ton über seine Lippen: „Ich muß dir was sagen." „Sag's l" Sie sah ihn keck herausfordernd an und wartete. „Jetzt nicht." Er beugte sich tief zu ihr hinab. „Kommst du heute abend an den Mühlenbach zu den Weiden? Heute abend, wenn es ganz dunkel ge worden ist?" Also wirklich, wirklich! Und so schnell. Jin ihrer Seele jauchzte es. Und doch nickte sie nur stumm und kurz, als sei ihr nicht sonderlich viel an dem Zusam mentreffen gelegen. — Wie im Traume ging Klaus bis zum Abend um her. Die Nähe Barbaras mied er und machte sich in stillen Winkeln in Haus und Hof zu schaffen. Und fortwährend dachte er: „Möchte es doch erst Abend fein!" Endlich, endlich! Die kleine Wirtschaft war besorgt. Auf dem Tische dampfte die Abendsuppe. Sie nahmen schweigend Platz. Klaus löffelte hasttg und vermied es, seine Frau an- zufehen. So bemerkte er es nicht, daß neben aller Trauer, die die letzten Tage in ähr Gesicht gegraben hatten, ihre von Heimlichem Weinen geröteten Augen auch ein großes Glück verkündeten. Er schob den Teller zurück und stand auf Wah rend er nach seiner Mütze griff, sagte er leichthin, er habe noch einen Gang vor. Barbara würgte es in der Kehle. Sollte sie's ihm gleich sagen? Oder erst, wenn er kam? Ach, er kam vielleicht wieder so spät wie vor gestern! Erst um Mitternacht. Während sie noch über legend zauderte, ging er schon zur Tür. Da erhob sie sich plötzlich: „Klaus!" drang ihm in die Seele. Er mußte sie ansehen. Wie blaß und verhärmt ihr Gesicht war! Und wie eigentümlich dennoch ihre Augen