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Ne gben-slunde m ÄleUenbranä „Dann ist meldet haben, Vi-Iicku vikMiW-t-ktii««« E WeiktpilL-Stiwna MmftblaM rechtigt wären?" „Nein! Aber ehe ich den richtigen nenne, möchte ich mir meinerseits eine gehorsamste Frage an den Herrn Oberleutnant gestatten." „Sprechen Sie sie nur aus! Wir reden hier, wo wenigstens einer von uns an der Schwelle des Schatten reiches steht, ja nicht mehr wie der Vorgesetzte zum Untergebenen, sondern wie der Mensch zum Menschen. Ja, wenn Sie nichts dagegen haben, darf ich wohl sagen: wie der Freund zum Freunde! Was Sie für mich getan haben, gibt Ihnen ein volles Anrecht auf meine Freundschaft, die freilich unter den obwalten den Umständen kaum noch einen allzu großen Wert haben dürfte. Also — was war es, das Sie mich fragen wollten?" „Ich wollte Sie bitten, Herr Oberleutnant, mir offen und ehrlich zu sagen, ob Sie von meinen solda tischen Leistungen den Eindruck empfangen haben, daß sie brav genug waren, um einen Makel abzuwaschen. Denn ich möchte den Namen meiner Familie nichtpreis geben, wenn ich fürchten müßte, dieser Familie noch immer zur Unehre zu gereichen." „Das sind sehr unnötige Besorgnisse, mein Freund! Ich brauche Ihnen nicht erst zu sagen, daß Sie zum Eisernen Kreuz eingegeben waren, und daß Sie ohne allen Zweifel binnen kürzester Zeit Ihre Beförderung zum Leutnant zu erwarten hätten. Viele unserer Er- folge auf diesem Teil des Kampffeldes haben wir in der Hauptsache der Kühnheit Ihrer Erkundungsflüge zu danken. Und kein Soldat kann dem Rock seines Kaisers mehr Ehre machen, als Sie es getan haben." „Innigen Dank, Herr Oberleutnant! Nie hat mein Ohr eine himmlischere Musik gehört als die Musik Ihrer Worte. — Also: ich heiße Hugo von Raven." „Von den Ravens aus Mallente? — Es gibt da so eine alte Geschichte von einem Raven, der im Duell von einem russischen Grafen erschossen wurde?" „Das war mein Onkel. Und seine Witwe, dieselbe, wegen deren er den.Russen vor die Pistole gefordert hatte, war meine Mutter." lso in Ostpreußen?" fragte der Ober leutnant. „Und Sie find verabschiedet worden?" „Jal" antwortete Raven. „Ge schwenkt in aller Form. Und Gott weiß, daß ich es nicht besser verdient hatte!" der Name, unter dem Sie sich jetzt ge- auch nicht der, den Sie zu führen be- Der Oberleutnant schien für einen Augenblick etwas verwirrt; dann fragte er mit aufdämmerndem Ver ständnis : „Das heißt: Ihr Herr Vater heiratete die Witwe seines verstorbenen Bruders?" „Ja! Und ich glaube, daß damit das Unheil in unsere Familie gekommen ist. Denn einige von uns Geschwistern — und auch ich muß mich leider zu ihnen zählen — haben von dem leichten, heißen Blute unserer Mutter wohl etwas mehr in den Adern, als uns und anderen heilsam war. Wenn es Sie nicht ermüdet, Herr Oberleutnant, daß ich Ihnen die kurze Geschichte meiner unrühmlichen Verabschiedung erzähle " „Im Gegenteil — ich werde Ihnen dankbar dafür sein ! An Schlaf kann ich nach dem langen Schlummer von vorhin ja doch nicht mehr denken. Und was könnten wir Besseres tun, als die lange Nacht plaudernd zu ver bringen !" „Gott, es läßt sich eigentlich mit sehr wenig Wor ten abtun. Genau genommen mit zweien: Schulden und Verliebtheit! Wobei die Reihenfolge allerdings umgekehrt sein müßte. Denn die Verliebtheit ging voran." „Wie es wohl von allem Anbeginn gewesen ist. Wo wäre der Leutnant, der davon nicht ein Liedchen zu singen wüßte!" „Nur, daß bei mir schließlich noch etliche andere Dummheiten dazukamen. Ich stand, wie gesagt, bei der Infanterie, weil der Zuschuß für die edle Reiterei nicht ausgereicht hätte. Denn mein trefflicher Vater tut sich hart auf seiner von den Vorfahren arg herunter- gewirtschafteten Klitsche. Und niemand hätte besser wissen können als ich, wie sauer erarbeitet jeder Taler war, den ich mir durch die Finger gleiten ließ. In den ersten Jahren hielt ich mich denn auch ganz wacker. Sekt, Jeu und Weiber waren Dinge, die ich eigentlich nur dem Namen nach kannte, und ich hatte oft genug das für mich etwas zweifelhafte Vergnügen, den anderen Herren vom Kommandeur als Musterknabe oorgeritten zu werden. Dann aber wurde es mit einem Schlage anders — und leider ganz anders. In Königsberg etablierte sich ein Zirkus, zu dessen Stammgästen ich sehr bald gehörte, weil mir die Liebe zum Reitsport sozusagen vom Vater und Großvater her im Blute lag. Der Direktor hatte ein ausgezeichnetes Pferdematerial, aber er hatte unglücklicherweise auch eine ausgezeichnete Schulreiterin, ein blutjunges Mädchen von wahrhaft dämonischer Schönheit — eine Amazone, wie sie im Buche steht. Was soll ich weiter viel erzählen — sie Orlgmsi-Kriegsroman sus ernster Leit von Rudolf Zolls nger. (39. Fortsetzung.) (Nachdruck verboten. Alle Rechte Vorbehalten.)