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„Rrichskrone". Und wahrlich, die Veranstaltung verdiente e». In fliehender, überall im Saale deutlich verständlicher Rede behandelte Herr Geh. Hofrat Prof. vr. Steindorfs au» Leipzig den Suezkanal, England und Aegypten und erläuterte, wie schon im grauen Altertum, Hunderte von Jahren vor unserer Zeitrechnung, bei den Herrschern und Beherrschern des fruchtbaren Aegyptrnlandes der Plan einer Verbindung des Miltelmeeres mit dem Roten Meere auftauchte, aus den verschiedensten Gründen fallen gelassen wurde, aber immer wieder zur Erörterung stand und schließlich auch einmal durch einen den Nil mit dem Roten Meere verbindenden Kanal, bei dessen Erbauung allein 120000 Menschen ihr Leben eingebüßt haben sollen, verwirklicht wurde; wie dann später von den europäischen Kulturländern die Durchstechung der Landbrücke von Suez genauer aus ihre Ausführbarkeit hin geprüft wurde, wo ran sich auch die sächsische Regierung wiederholt beteiligte; wie schließlich der Franzose v. Lcsseps es verstand, alle an diesen Arbeiten Beteiligten um die Früchte ihrer Arbeit zu bringen und eine auf seinen Namen lautende Konzession zur Erbauung dieses Kanals zu erhalten, wie er aber auch, allerdings mit außerordentlich tatkräftiger Unter stützung des damaligen Bizekönigs von Aegypten, das große Werk vollendete trotz der zahllosen Schwierigkeiten verschiedenster Art, von denen nicht als letzte genannt sei die in erster Linie von England ausgehende Bekämpfung des Kanalbaues; wie er aber auch alle Ehren, auch die, die anderen zukamen, einheimste. An der Hand von Lichtbildern trat man darauf eine Fahrt durch den Kanal von Port Said durch die verschiedenen Seen, vorüber an mehreren Ortschaften, nach Suez an. (Staunen erregte die Höhe der Baukosten, aber auch der trotz der hohen Durchfahrtskoiten riesig gestiegene Verkehr, dessen Löwen anteil auf die englische Flagge entfällt, während die deutsche an zweiter Stelle steht. Die Rieseneinnahmen gestatten heute eine hohe Verzinsung, sodatz die Aktien der Gesellschaft jetzt sehr hoch liehen.) Nunmehr schilderte Redner, wie England Interesse an dem anfangs so be kämpften Suezkanal zeigte, wie es dadurch, daß e« dem in der Klemme sitzenden Aegypten seine Suezkanal-Aktien, die heute einen Wert von 680 Millionen repräsentieren, für 80 Millionen abkaufte und damit den ersten Schritt zu der späteren vollständigen Beherrschung des seinerzeit als ein internationales Werk errichteten Kanals getan hat, wie es dann von da aus Schritt für Schritt, jede jich bietende Gelegenheit geschickt benutzend, in Aegypten mehr und mehr Einfluß sich verschaffte und heute dieses Land vollständig in der Gewalt hat, hoffentlich nicht auf lange Zeit. Zu diesem Zwecke mutzte Frankreich beiseite ge schoben werden, was auf dem Wege über Konstantinopel getan zu haben England dann Deutschland bezichtigte. Die Gerechtigkeit gebiete allerdings, anzuerkennen, was die englische Verwaltung aus dem seinerzeit herunlergewiri- schäfteten Lande gemacht habe. (Erwähnt wurde besonders die Kultur der Baumwollstaude und die für diesen Zweck, und zwar zur gleichmäßigen Bewässerung, errichteten gigantischen Talsperren, die weite, weite Länderskecken, damit aber auch, wie uns schöne Lichtbilder zeigten, zahl reiche alte Baudenkmäler unter Wasser setzen.) Was die Einwohnerschaft anlange, so stehen die Geldaristokraue und die hohen Offiziers- und Veamtenkreise auf Englands Seite, dagegen seien die niederen Offiziere und die mittleren Be amten, das seien Eingeborene, schlecht auf England zu sprechen, da ihnen ein Ausrücken in die höheren Stellen unmöglich sei. Die Presse sei, wohl nicht zuletzt durch englisches Geld, englandfreundlich und der Nachrichtendienst ebenfalls, denn ihn besorgt das Reuter-Bureau. Das und noch vieles, vieles aus seinem reichen Wissen gab der Herr Geheime Rat zum besten und schloß, England habe noch nie etwa« Gutes getan aus Nächstenliebe, sondern stets nur im eigenen Interesse; so auch hier, wo es sich, jedes Recht mit Füßen tretend, sestsctzte. Für uns aber, für Deutschland und seine Verbündeten, handle es sich im gegenwärtigen Weltkriege darum, unter allen Umständen die englische Vorherrschaft zu brechen, die gerade in Aegypten, am Suezkanal, recht empfindlich getroffen werden könne. Reicher, lauter Beifall, Worte des Dankes des Vorsitzenden des Gewerbeoereins, unterstrichen dadurch, daß sich die Versammelten von ihren Plätzen erhoben, waren die Quittung für das Gebotene. Von den durch freiwillige Gaben am Saaleingange gesammelten ziemlich 77 M soll das Rote Kreuz 40 M., das übrige unser Kriegshilfs- ausschutz erhalten. Eine Tellersammlung für die Liebes gabenkasse des hiesigen Militäroereins brachte über 60 M. Dem Redner und allen Gebern auch an dieser Stelle herz licher Dank. Der Abend darf ohne Ueberhebung als ein wohlgelungener bezeichnet werden. — Auszug aus den Niederschriften über die 12. Sitzung des Stadtrats zu Dippoldiswalde am 12. April 1015. Anwesend die Stadträte Liebel, stellvertretender Bürger meister, Gietzolt, Süg, Thorning. Die Tagesordnung ent hält 17 Beratungrgegenstände mit 26 Vorlagen. Von einer Niederschrift über eine vorgenommene Prüfung der Sparkasse wird mit Befriedigung Kenntnis genommen, zur Kenntnisnahme gelangte ferner eine Niedei schrift über da« Ergebnis der Prüfung der Beleuchtungsanlage im Armen- und Krankenhause. Bon einer Beschickung der Berbandsversammlung des Landespcnsionsverbandes wird abgesehen. Dem Vereine zur Förderung der Blinden» bildung in Hannooer-Kirchrode wird ein Mitgliedsbeitrag von jährlich 3 M. verwilligt. Die Zinsen der König- Albert-Jubiläums-Stiftung werden mit 30 M. der Gemeinde- Diakonie, 30 M. der Kinderbewahranstalt und 67,50 M. der Suppenkolonie überwiesen. Al« Mitglieder des Orts- schätzungsausschusses für die Schlachtolehoersicherung werden auf weitere drei Jahre wieder- bezw. neugewählt: Rats» registrator Zetzsche, Vertreter der Gemeindebehörde und Vorsitzender, Ratssekretär Heil, Stellvertreter, Stadtguts besitzer Röhringrr, Fleischermeister Mensch, Mühlenbesitzer Heise, Fleischermetster Göpfert, Tierarzt vr. Wagner, Tier arzt Krumbiegel in Höckendorf und Tierarzt Kettner, letz terer für die Dauer des Krieges, als Sachverständige bezw. Stellvertreter. Genehmigung fanden eine Anzahl Steurr- Erlaßgesuche, ein Pachtverlängerungsgesuch, zwei Ausnahme bewilligungsgesuche in Bausachen und vier Gesuche in Spar- kassenangelrgenheiten. — Tagesordnung für die 5. Sitzung der Stadt verordneten, Freitag, den 16. April 1915, abends 8 Uhr. a) Öffentliche Sitzung: 1. Eine Mitteilung; 2. Kenntnisnahme von einer Niederschrift über Prüfung der Sparkasse; 3. desgl. vom Ergebnisse der Prüfung der Beleuchtungsanlage des Stadtkrankenhauses; 4. Verteilung der König-Albert-Stiftungs-Zinsen; 5. Vorlage, Bauauf wand, erhöhte Gangbahn in der Bahnhofstraße betreffend; 6 desgl., Straßenbeleuchtung am Wege nach dem Hut hause betreffend; 7. Versicherung des Stradtkrankenhauses gegen Hastpslichtfälle. b. Nichtöffentliche Sitzung. — Mittlere Niederschlagsmengen (mm oder 1 auf den qm) und deren Abweichungen von den Normalwerten in den uns benachbarten Flußgebieten, 1. Dekade April 1915: Vereinigte Weißeritz: beob. 15, norm. 15, Abwchg. 0; Wilde Weißeritz: beob. 17, norm. 20, Abwchg. —3; Rots Meißeritz: beob. 16, norm. 19, Abwchg. —3; Muglitz: beob. 14, norm. 19, Abwchg. —5. — Die Mehlvorräte lüften! Vielen Hausfrauen, welche sich Vorräte an Mehl, Grieß, Graupen, Nudeln usw. angeschasst haben, wird es nicht bekannt sein, daß diese Vorräte verderben, wenn sie nicht richtig behandelt werden. Mehl und Grieß erhalten einen bitteren, dumpfigen Ge schmack, ebenso Nudeln in verschlossenen Büchsen, auch ent wickeln sich darin Maden und kleine Würmer. Von Zeit zu Zeit muß deshalb durch Umschaufeln oder Umschütten gut für Lüftung gesorgt werden. — Das am vorigen Sonntag stattgefundene dritte Gastspiel der Dresdner Künstler-Vereinigung in Schmiede berg war vollständig ausverkauft Wiederholt wurde der Wunsch auf baldiges Wiedersehen ausgesprochen. — Wie wir hören, ist es Frau Mittag in der hiesigen Reichs- kröne gelungen, diese interessante, unter der trefflichen Leitung des Tenoristen Linus Uhlig stehende Künstler- Vereinigung sür einige Gastspiele Anfang Mai zu interessieren. Altenberg. Reges Leben brachte am Sonntag in unserm Gebirgsstädtchen die Schar der neu eintretenden Schüler der Höheren Verkehrsschule, die zumeist von ihren Eltern begleitet ihren Einzug hielten. Am Montag wurde die schriftliche und mündliche Aufnahmeprüfung abgehalten. Das Ergebnis war insofern ein erfreuliches, als alle Schüler ausgenommen werden konnten und zwar 1 nach Klasse I, 5 nach Klasse ll und 52 nach Klasse III, sodaß sich bei dieser Klasse eine Teilung notwendig macht. Der Schülerbrstand beträgt nunmehr 150. Unsere Stadt muß diese Entwickelung der Anstalt mit besonderer Freude begrüßen, denn die Schule stellt eine reiche Quelle wirt schaftlichen Segens sür unser Gemeinwesen dar, der ja allen Schichten der Bevölkerung zugute kommt. Schönfeld. Mit Beginn des neuen Schuljahres wurde Herr Schulamtskandidat Fiedler, vorher Vikar in Ammels- darf, der an Stelle des ins Seniinar zurückgetretenen Herrn Vikars Anders mit der Verwaltung der hiesigen Filial- kirchschulstelle betraut wurde, im Beisein des Schulvorstandes in sein Amt eingewiesen. Kreischa. Am Montag den 12. April wurden in die hiesige Volksschule 56 neue Zöglinge ausgenommen. Herr Schuldirektor Meißner legte den Eltern die treue Mitarbeit des Hauses und der Schule gerade jetzt in der schweren Kriegszeit ans Herz. Gesang umrahmte die schlichte Feier. — Auf Kosten des Lehrerkollegiums wurden sowohl die abgehenden Konfirmanden, als auch die neu- aufgenommenen Schüler mit der Tüte photographiert, deren Väter im Felde sind, um diesen damit eine rechte Freude zu bereiten. Possendorf. Am vergangenen Montag hat an allen Schulen unserer Parochie das neue Schuljahr begonnen. An diesem Tage fand auch die Aufnahme der schulpflichtig gewordenen Kinder durch die Herren Lehrer statt. Geführt von treuer Mutterhand und begleitet von herzlichen Segens wünschen der Eltern und Geschwister konnten die Kleinen ihren ersten Schulgang tun. Dresden. Die Wiederbesetzung des Dresdner Oder- bürgermei st er postens wird den Rat voraussichtlich noch in diesem Monat beschäftigen. Der Rat wird sich zunächst darüber schlüssig werden, in welcher Form die Stelle ausgeschrieben werden soll. Wahrscheinlich wird ein besonderer Ausschuß eingesetzt, der sich aus Mitgliedern der beiden städtischen Kollegien zusammenietzt und der dir für Dresden bedeutungsvolle Angelegenheit weiter fördern soll. Leipzig. Einem Fleischermeister wurden nachts von Einbrechern 1200 M gestohlen. Die Diebe waren, nach dem sie im Laden die leere Kontrollkasse erbrochen halten, ins Schlafzimmer geschlichen, wo die Familie schlief und hatten dort die 1200 M. aus einem Geldkörbchen ge nommen. Die Polizei verfolgt die Spur von zwei ver dächtigen jungen Burschen. Annaberg. Privatmann Karl Tasche hat der Stadt Annaberg Vermächtnisse in Gesamthöhe von 21000 Mark hinterlassen und zwar 3000 Mark Beihilfe zum Bau eine» Bürgerhelmes, 3000 Mark zugunsten der Insassen de» Hospitals St. Trinitatia und 15000 Mark zur Gründung von Freistellen für Mädchen und Frauen im Hospital St. Trtnitatis. Zittau. Die Kommandantur des Kriegsgefangenen- lager» Großporitsch teilt mit, daß am Montag vormittag drei russische Kriegsgefangene, darunter ein Unteroffizier, vom Schiebstand, wo sie sich auf Arbeitskommando be fanden, entflohen sind. Kirchen-Nachrichten. Donnerstag, den 15. April. Kipsdorf. Abends 6 Uhr Betstunde. Letzte Nachrichten. Graf Andrasfy über die Fortdauer des Krieges. Wien, 14. April. Unter dem Titel „Friedensaus streuungen" schreibt Graf Julius Andrassy im „Magyar Hirlav": Unsere Opferwilligkeit und unser Glaube an den Sieg kann und wird durch dem Umstand nicht geändert werden, daß der Krieg nicht ein so rasches Ende gesunden hat, wie wir alle gehofft hatten, und daß er vielleicht noch länger dauert, als wir vermuten. Vor kurzem war ich in Deutschland und sah, daß man sich dort mit großer Ruhe und vollem Vertrauen in die eigene Kraft daraus vorbereitet, daß der Krieg noch länger währen wird. General Paus diplomatische Reise. Paris. General Pau wurde, wie die Blätter berichten, bei seiner Ankunft im Lyoner Bahnhof in Paris von den jungen Rekruten des Jahrganges 19t 6, die gerade Pari» verließen, lebhaft begrüßt. Auch die Zeitungen begrüßen den General und versuchen, seine Reise nach Rußland und dem Balkan als eine erfolgreiche diplomatische und militärische Mission darzustellen. Das offizielle „Journal" hat sogar den Einfall, die Reise des Generals Pau mit der Wallfahrt zu vergleichen, die Thiers im Jahre 1870 an die europäischen Höfe unternahm, um Freunde für Frankreich zu gewinnen. Die Bedeutung der Reise Paus werde einmal gewürdigt werden, wenn es gestattet sei, die militärische und diplomatische Geschichte des Welt» krieges zu schreiben. Russische Munitlonsdampser für Serbien. Paris, 14 April. Im „Petit Journal" wird aus Bukarest gemeldet, daß die Dampfer „Servia" und „Aelthesna", mit Munition für Serbien bestimmt, Reni in Bessarabien verlassen haben. Die beiden russischen Dampfer „Odessa" und „Komenta" haben Olteniza in Rumänien passiert. Sie sind mit Kriegsmaterial und Mannschaften für Serbien befrachtet. Bulgarischer Protest. Paris. Die amtlichen Kreise in Sofia protestieren laut einer Havasmcldung energisch gegen die Korrespon denz im „Journal d'Jtalia" über den früheren Minister Ghenadiew, wonach dieser als Agent Oesterreichs während seiner Mission in Rom hingestellt wird. Die Behauptung wird als durchaus falsch erklärt. Ostergeschenk des belgischen Königspaares. Le Havre, l 4. April. Anläßlich des Osterfestes hat das belgische Königspaar, so meldet die „Agence Havas", den belgischen Soldaten mit seinem Namenszug versehene Nähzeuge geschenkt. Hoffentlich erfolglos. London. Dem „Daily Telegraph" wird aus Malta telegraphiert, daß die Vorbereitungen zur Forcierung der Dardanellen mit großer Kraft fortgesetzt werden. Wettervorhersage. Nördliche Winde, wolkig, kühl, zeitweise Niederschlag. Die Leiden unserer Seehelden. London. „Daily Telegraph" meldet aus New Pork: Der Kapitän des deutschen Hilfskreuzers „Kronprinz Wil helm" habe erklärt, daß er keine Kanonen gehabt habe, als er am 3. August New York verließ. Er habe die Kanonen von dem englischen Dampfer „Eorrentina" ge nommen, den er bald nach seiner Ausreise erbeutete. In folge des Mangels an Lebensmitteln habe die Besatzung im Dezember fast nur von Reis gelebt, der zum Teil durch Seewasser verdorben war. Infolgedessen sei die gefürch tete Beri-beri-Krankheit ausgebrochen, namentlich unter den Gefangenen. Er hats eilig. Berlin. Sir Edward Grey hat nach den Morgen blättern seinen Urlaub abgekürzt und ist nach London zu rückgekehrt. Kampf mit Wasserflugzeugen. Berlin. Nach dem „Rotterdamschen Courant" hat der englische Dampfer „Serulat" kurz vor seiner Ankunft in den holländischen Gewässern einen lebhaften Kampf mit zwei deutschen Wasserflugzeugen zu bestehen gehabt. Das „Grohe Los". Leipzig. Bei der heutigen Ziehung der 166. k. s Landr»- lotterie entfiel der Hauptgewinn auf die Nr. 28 735 in de Kollektion von Gustav Wiedemann in Dresden. Die Verwüstungen in Ostpreußen. Berlin. Eine vom Vorstände der Berliner Hand werker-Kammer rinberufenr Versammlung befaßte sich mit dem Wiederaufbau Ostpreußen». Der oftpreußtsche Hand« werkertag hat in Königsberg einen Arbeitsausschuß ein gesetzt, der am 27 April In Berlin eine Sitzung abhalten